Ich denke immer, es ist nicht meine Aufgabe, anderen Leuten ihre Gefühle und ihr Leben zu erklären.
"So musst Du das machen ... Du bist unterdrückt, weil Du nicht berufstätig bist... Alle Frauen wollen doch einen Mann an ihrer Seite ... Du redest Dir das schön, dass Du so glücklich bist ..."
Was wissen alle diese Leute, die mir das sagen, nachdem sie einen Blick auf mich geworfen haben, über mich, mein Leben und meine Gefühle ?
Was wissen die, die mir sagen, dass Christentum der Anfang allen Übels ist und "die Kirche" nur reich und pädophil ist, eigentlich vom Christentum und den vielen Kirchen und davon, wie HEUTE Entscheidungen in meiner Kirche gefällt werden, nämlich anders, als sie es von ihrer verfehlten katholischen Sozialisation vor 40 Jahren noch im Kopf haben ?
Was wissen wir eigentlich vom "Islam" ... außer dem, was man hier und da so in den Medien liest ? Wer spricht mit Musliminnen, wer guckt sich an, wie vielfältig islamisches Leben ist, wer guckt hin, inwiefern auch einfach uralte patriarchalische Strukturen das Zusammenleben beherrschen, die wir hier auch hatten?
Wem würde es gefallen, wenn sie auf die High Heels und den kurzen Rock oder umgekehrt, auf die den Körper verhüllende Kleidung angesprochen würde ? Mit der Interpretation dessen, der/die da spricht ? ("Sexisitisch, Männer-Fantasien bedienend !!" --- "Frauen, sie sich so anziehen, sind unehrlich, weil sie etwas verbergen ...")
Oder vielmehr - wir kennen das doch: wir werden eben nicht angesprochen, es wird ÜBER uns geredet, im JOY Forum oder in der Presse oder so. Die Diskussion darum, ob man ein Gesichtsbild im Profil haben sollte, die zur Zeit im allgemeinen Forum läuft, trieft vor Beiträgen, die unterstellen und werden, ohne dass man seine Vorurteile mal hinterfragt.
Und wer überlegt sich, bevor sie anderen Vorschriften macht, was das eigentlich über sie aussagt ? Ist die Frau, die mir sagt, dass ich es mir schön rede, dass ich alleine lebe, wirklich glücklich mit ihrer Partnerschaft ? Warum darf ich nicht ungestört mein Leben leben und die anderen kümmern sich erstmal um ihrs ?
Und so sehe ich die Kopftuch tragenden Frauen, die ich so treffe. Wenn ich mit Menschen in Kontakt komme, kann ich zuhören, ihren Standpunkt erstmal verstehen lernen, ihnen sagen, wie es bei mir war mit der "Befreiung" ... und ich muss ertragen, dass für sie das Ablegen des Kopftuches nicht in Frage kommt, aus welchen Gründen auch immer. Vielleicht jetzt nicht, vielleicht aber bei ihren Töchtern ...
Aber ohne Kommunikation geht eine friedliche und nachhaltige Veränderung in meinen Augen nicht. Zwang und Druck bringt nur Verhärtung.
Ende