JA!
Ich bin in Zeiten des völligen Behaviourismus aufgewachsen und erzogen worden, als man glaubte: "Genetik ist völlig irrelevant, Alles Rollenverhalten ist anerzogen"
Seit 1990 arbeite ich im Bereich Verhaltensphysiologie, habe jahrelang in der funktionellen Bildgebung gearbeitet, d.h. bei Leuten im MRT gemessen WANN+WO sie denken, um raus zu kriegen WIE Denken funktioniert und habe gemerkt, daß man in vielen Punkten die Genetik nicht ignorieren kann...
Natürlich sind das keine absoluten Unterschiede, aber tendenziell sind XY-Menschen von anderen Einflüssen getriggert, als XX-Menschen und da das menschliche Verhalten ein multifaktorielles Geschehen ist, wird das Alles nicht nur durch Genetik UND Erziehung beeinflusst, sondern auch durch die Biochemie im Körper, im Sinne von Neurotransmitter-, Enzym-, Stoffwechselregulation, die wiederum abhängig ist von Umwelteinflüssen/Ernährung/Drogen und der genetischen Steuerung. .. sehr komplex!
Zusätzlich ändert sie die Biochemie im Laufe des Lebens, manche Neurotransmitter/auslösenden Faktoren werden schwächer, Andere stärker...
ein Beispiel:
Lohngerechtigkeit
(Uni Bonn, 2007,
https://www.researchgate.net … n_the_Human_Ventral_Striatum )
=>2 Leute spielten ein Spiel miteinander: sie sahen Punktwolken und mussten entscheiden:
sind das mehr oder weniger als 3/7/19/23/55/173/2800/X Punkte, 300 Durchgänge, für die richtige Antwort gab's eine Belohnung (zwischen 10 und 165€) und einer der Durchgänge wurde nachher ausgelost und der entsprechende Betrag wurde echt ausgezahlt.
Aber: Die Belohnung war nicht gerecht verteilt, d.h. wenn beide richtig getippt hatten, bekam vielleicht ein Spieler 30 und der andere Spieler 120€.
Am Schluß kam raus, was jeder erwartete: derjenige, der mehr gekriegt hatte fühlte sich besser und der, der weniger gekriegt hatte fühlte sich schlechter (anhand Gehirnaktivität gemessen).
DIE SENSATION!
Das gab sofort ein Science-Paper (für die nicht Naturwissenschaftler: Die wissenschaftliche Zeitschrift
Science ist ein ganz wissenschaftliches Veröffentlichungsmedium in den Naturwissenschaften, in denen der
Wert eines Forschers an der Anzahl der veröffentlichten Artikel (Papers) gemessen wird. Meine Docs waren total begeistert und haben die Studie wiederholt, diesmal mit weiblichen Probanden (derartige Studien werden an spezifischen Gruppen gemessen: meist an rechtshändigen, kaukasischen - genetisch
kaukasisch heisst abstammungsmäßig Mitteleuropäer - Männern zwischen 18-35) und da kam was signifikant Anderes raus!
=>Die Probandin, die mehr hatte, hatte ein schlechtes Gewissen, also fühlte sich signifikant schlechter als die männlichen Probanden mit dem höheren Gewinn und die Probandin, die weniger hatte, fühlte sich bei weitem nicht so schlecht, wie die männlichen Probanden mit dem niedrigeren Gewinn. (Frauen werden ja sowieso ungerecht bezahlt
)
DAS haben aber meine Docs nicht gerafft, also warum ein Anderes Ergebnis raus kam und haben es nicht publiziert.
Ich habe die Geschichte dann allen möglichen Frauen erzählt und die sagten ALLE sofort: "ist doch klar! Natürlich ist das Gehalt wichtig, aber viel wichtiger ist doch das Umfeld: ob ich morgens gern auf die Arbeit gehe, ob ich mit meinen Kollegen (und Innen) gerne zusammen arbeite, daß ich kein Bauchgrimmmen beim Gedanken an Arbeit habe, etc etc, pp.
DAS wäre ein sensationelles Ergebnis gewesen bezüglich Mitarbeiterzufriedenheit, QM, etc... aber das haben meine Docs nicht so gesehen...