Selbstoptimierung

meine beste Freundin arbeitet bei einem Zahnarzt und hat daher viel mit jungen Frauen - Auszubildenden - zu tun.
Daher krieg ich da immer mal wieder was mit. Und ja: die erste Brust-Vergrößerung gibt es zum 18.


Gründe? ich vermag auch nur zu spekulieren; aber wenn ich höre, dass das Wichtigste am gemeinsamen Wiesn-Besuch ist, sich möglichst oft und in allen nur erdenklichen Posen selber zu fotografieren, um das Bild im selben Moment auf Insta zu stellen, könnte ich mir vorstellen, dass das einer der Gründe ist.

Immer und überall werden Menschen heute von optimierten (sprich bearbeiteten - daher hadere ich auch so sehr mit dem Thread-Titel hier, mir widerstrebt die Begriffspaarung Optimierung und Selbst so dermaßen.... *schüttel -) Fotos anderer Menschen bombardiert.
Weil das irgendwie in uns drin ist, werden solche Bilder und Nachrichten zunächst mal als 'wahr' (und damit echt) interpretiert, einfach weil sie über ein Medium von außen an uns herangetragen werden.
Schwarz auf weiß, bzw 4c auf weiß... und: was wir mit eigenen Augen sehen, ist ja oft auch das, was war und echt und real ist.
Nur: nicht mehr in jedem Fall. Und da hinkt mE unser Gehirn halt der Entwicklung der Medien hoffnungslos hinterher.

Ich sehe also permanent Bilder von Menschen, die nahezu makellos sind, die hübsch sind, gut aussehen, eine tolle Figur haben, cool sind, heiß. Und die vor allem eines sind: BESSER als ich.
Was macht das mit mir?

Vor allem: was macht das mit mir, wenn ich noch ein junger Mensch bin - eine junge Frau? Mitten in oder kurz nach der Pubertät? Wo sich sowieso alles ändert? Wo alles in Auflösung und durcheinander ist? Wo ich im Wortsinn Vor_Bilder brauche?

manchmal bin ich sehr traurig...

Mit mir hat das nichts gemacht.

Musste gepusht werden, kamen die guten , alten, Socken in den BH.
Was anderes gab es noch gar nicht.
Insta zum Glück auch nicht, noch nicht mal ein Handy.

Und vor der Schwangerschaft hatte ich ein B Körbchen, nach dem Stillen ein D, bis heute.
Hängt natürlich, und ?
Soviel Selbstbewusstsein habe ich schon.

ja eben: weil es das in unserer Pubertät noch nciht gab.
Nicht in dem Ausmaß und der Intensität

Dieses Selbstbewusstsein, dass hier viele Frauen haben, muss aber erst einmal erarbeitet werden!

Es ist eben ein Unterschied ob ich 20 oder 40 bin ...

es ist auch so, dass ich in meinen 15-20ern den Druck optisch/äußerlich perfekt zu sein viel geringer fand, als ich ihn heute wahrnehme...
Ja, ich nehme dort einen Druck wahr...
als Frau in einer Männerdomäne fühle ich nach wie vor den Druck, besser zu sein müssen als die Männer....
und "gut aussehen" im Sinne von: adrett, ok, wenig angriffig ... ja, das hilft
machen wir uns nichts vor
wir haben als erstes immer einen visuellen Eindruck von jemanden und der hilft, wenn er für uns positiv wahrgenommen wird

im Ernst....
hier gibt es bestimmt viele tolle Männer mit fantastischen inneren Werten, aber ohne ein ansprechendes Foto... habe ich keine Veranlassung, den Kontakt zu suchen, um diese kennen zu lernen

ja, das ist oberflächlich - aber es ist auch ehrlich

und wenn ich meinen persönlichen Leidensdruck minimieren kann, indem ich mein Fett absauge oder meine Brust ein Körbchen größer mache -
why not

klar ist streitbar, ob das eine gute Entwicklung für unsere Gesellschaft ist -
ich sehe das schon auch sehr kritisch....
ich sehe aber auch, dass ich die Idee das zu können für mich durchaus akzeptabel finde
ganz ehrlich

wenn mensch extrem darunter leidet, nicht so zu sein, wie die Norm - ist es immer eine Frage, wie stark kann ich am Selbst_Bewusstsein und innerer Stärke arbeiten und wie weit kann ich die Hilfe der Push-und-Fett-weg-Bekleidungs-Industrie oder gar der Schönheitschirurgie nutzen, damit das äußere Selbstbild sich wenigstens ein bisserl beruhigen kann?

Im Einzelfall versteh ich das.
Und ich fände es schön, wenn jede, die das tut sich immer die Frage stellt: für wen tue ich es wirklich? Will ich zu einer Gruppe gehören, die ich eigentlich hohl und oberflächlich finde, nur damit ich dazugehöre und nicht allein bin?

Neben Mediennutzung wäre ich daher sehr dankbar, wenn in den Schulen auch viel mehr getan würde, um Selbst-Bewusstsein, Ich-Stärke, Eigen-Ehrlichkeit und Reflexions-Vermögen zu entwickeln.

weil's grad so passt:
https://mymonk.de/andere-meinung/

Ein schöner Artikel. Und es stimmt mich durchaus positiv dass er von einer jungen Frau geschrieben wurde die bereits Anfang 30 für sich erkannt hat dass sie ihr Leben anders gestalten möchte - und nicht erst den Weckruf eines Burn-Outs oder einer Depression abgewartet hat.

Ich bin in der Frage der 'optikorientierten' Selbstoptimierung - und um die geht es ja in diesem Thread in erster Linie - zwiegespalten.

Einerseits unterstütze ich unbedingt Menschen, die an Teilen ihres Aussehens leiden, bei der Entscheidung, medizinische Abhilfe zu suchen. Ich denke nicht dass man den Großteil seines Lebens mit Leid verbringen sollte und erst dann zu Maßnahmen greift wenn es anders nicht mehr zu ertragen ist.

Andererseits befürchte ich dass die Selbstwahrnehmung für das, was natürlich und gesund ist, massiv in Frage steht wenn ich beispielsweise den Beitrag von LaMagicienne über die Freundinnen ihrer Tochter lese. Wenn gar nicht erst eine 'gesunde' Selbstakzeptanz geschaffen werden konnte, ist das empfundene Leid dann nicht hausgemacht?

Ich setze da im Übrigen persönlich auch schon deutlich früher an, nicht erst bei medizinischen Eingriffen. Ich finde auch dekorative Kosmetik schon bedenklich wenn ein Punkt erreicht wird an dem man sein natürliches, unverändertes Gesicht nicht mehr mögen kann ...

@*****ida Toller Beitrag!! Hab ihn gerade gelesen..

@*****de2 und und

Ich frage mich auch in wie weit die Bereitschaft, sein Gesicht und seinen Körper an die Vorstellungen, die andere von ihm haben könnten, 'anzuoptimieren' mit einer Bereitschaft einhergeht, sein Verhalten ebenfalls an fremde Zielvorstellungen anzupassen ...

Wie viel Ich bleibt da wohl am Ende noch übrig ...?

Ich stimme @*******t75 zu, dass man sich sein Selbstbewusstsein im Laufe des Lebens erst erarbeitet, auch was Äußerlichkeiten betrifft. Was fand ich als Teenager meinen runden Po immer schrecklich! Bis ich irgendwann bemerkt habe, dass die Männerwelt gerade den ganz großartig findet 😂 Deshalb habe ich mit ihm Frieden geschlossen

Ich habe übrigens nicht das Gefühl, dass der Druck „perfekt“ auszusehen zugenommen hat. Möglicherweise liegt das daran, dass ich seit ca. 15 Jahren kein Fernsehen mehr gesehen habe?! Es kam mir gerade so in den Sinn, dass das der Grund sein könnte. Zumindest in meiner Altersgruppe, die jungen Menschen gucken ja lieber YouTube.

Damit bist du ja ganz sicher kein Einzelfall ...

Aber gerade deswegen finde ich die Frage, ob und wenn ja was wir daran ändern können dass junge Menschen es leichter haben sich in ihrer eigenen Haut wohl zu fühlen so wichtig.

Was wenn es kein Merkmal ist das gerade dem aktuellen Trend entspricht? Sollte tatsächlich die Frage ob man für andere ok ist wie man ist die Hauptfrage sein ob man sich selber akzeptieren und mögen kann?

Aber ist es nicht so, dass der „Trend“ sich sowieso ständig ändert? Dann müsste frau sich ja permanent unters Messer legen.

Meine Tochter wird jetzt 12 Jahre alt. Damit sie Selbstbewusstsein für sich und ihr Äußeres entwickelt weise ich sie schon ihr Leben lang immer wieder darauf hin, dass ich sie sehr hübsch finde. Und während sie es mit 10 Jahren toll fand, sich auch mal schminken zu dürfen oder die Nägel zu lackieren, verzichtet sie inzwischen bewusst darauf.

Außerdem reden wir darüber, dass man nicht jedem Menschen gefallen muss, sondern lieber darauf acht gibt, wer ein gutes Herz hat. ...
Bisher funktioniert das gut! Vielleicht liegt es also an uns Eltern unseren Kindern beizubringen, dass sie sich für niemanden verformen müssen? Oder zumindest können wir unseren Beitrag leisten.