Noch nie in der Geschichte der Menschheit hatte Schönheit eine so zentrale Bedeutung wie heute. Ein gelassener und selbstbewusster Umgang mit dem eigenen Äußeren wird immer schwerer. Die wenigsten Männer und Frauen bezeichnen sich als "natürlich schön".
Von jedem Plakat lächeln uns die attraktivsten Exemplare unserer Spezies an, meist wenig bekleidet. Immer verzweifelter arbeiten Frauen und zunehmend auch Männer an ihrem Äußeren, versuchen dem perfekten Vorbild möglichst nahe zu kommen - um jeden Preis. Allein im Jahr 2009 gaben die Deutschen mehr als fünf Milliarden Euro für Schönheitsoperationen aus. Die Zahl der Eingriffe im Zeichen der Ästhetik wird 2010 wohl erstmals eine halbe Million übersteigen. Was nicht gefällt, wird korrigiert, abgesaugt oder gelasert. Dabei geht es längst nicht mehr um das herkömmliche Facelift oder die "Fett-weg-Spritze". Plastische Chirurgen bieten selbst Operationen im Intimbereich an, wie zum Beispiel Schamlippenverkleinerung und G-Punkt-Aufspritzung.
Nicht nur die plastische Chirurgie, auch die Kosmetikbranche profitiert vom Schönheitswahn. Anti-Aging lautet hier das Zauberwort. Das Streben nach der ewigen Jugend ist ein harter und kostspieliger Kampf. Ob Hyaluronsäure, Q10 oder Kollagen in Cremes wirklich das halten, was sie versprechen, analysieren Wissenschaftler an der Universität Hamburg.
Wie sich das Schönheitsideal im Laufe der Zeit gewandelt hat, wird vor allem an der Körperbehaarung sichtbar. Nur noch auf dem Kopf sind Haare geduldet. Ob unter den Achseln, auf dem Rücken, den Beinen oder im Intimbereich - mit Laser, Wachs und Zuckerpaste wird der neue Feind bekämpft. Auf der anderen Seite ist üppiges Haupthaar ein Kriterium für Schönheit und Attraktivität - wer nur wenig oder gar kein Haar besitzt, leidet darunter und sucht nach Alternativen. Echthaar-Perücken oder Haarverlängerungen, so genannte Extensions, verhelfen auch Top-Models zu üppigerer Haarpracht.
Während die einen nach dem durch Werbung und Top-Model-Kult diktierten Schönheitsideal streben, sehnen sich andere nach einem Stück Individualität: Ob Tätowierungen, Piercings oder Implantate an allen erdenklichen Körperstellen - der Fantasie sind schon lange keine Grenzen mehr gesetzt.
Mit Exkursionen durch die Geschichte beleuchtet SPIEGEL TV die Veränderlichkeit von Schönheitsidealen. Zu Wort kommen führende Schönheitsmediziner, Psychologen und Kulturwissenschaftler sowie Schauspieler, Sportler und Musiker. Sie analysieren die Ursachen des modernen Körperkults und sprechen über ihre ganz persönlichen Vorstellungen von Schönheit.
Interviewpartner:
• Andreas Lebert - Chefredakteur "Brigitte"
• Susanne Fröhlich - Moderatorin und Autorin
• Fiona Erdmann - Schauspielerin und Model
• Armin Morbach - Make-Up-Experte, Haar-Stylist und Fotograf
• Dr. Afschin Fatemi - Schönheitschirurg
• Dr. Ulrich Renz - Attraktivitätsforscher
• Dirk-Boris Rödel - Chefredakteur "Tätowier-Magazin"
• Dr. Ulrike Brandenburg - Psychologin, Ärztin und Sexualtherapeutin
• Lisa Ortgies - Moderatorin "Frau TV" (WDR) und ehem. Chefredakteurin "Emma"
http://www.spiegel.de/sptv/0,1518,687827,00.html