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Kunst-, Kultur-, TV- und Kinotipps

******ana Frau
1.996 Beiträge
Wolfgang Wippermann -Skandal im Jagdschloss Grunewald

Der Historiker Wippermann wertete für dieses Buch eine Polizeimappe alter Briefe aus. Es waren Erpresserbriefe von Unbekannt, die 15 Beteiligten einer Swingerparty in Schloss Grunewald bekamen. Diese fand im Januar 1891 statt. Es handelte sich durchweg um Angehörige der kaiserlichen Hofgesellschaft. Auch eine Schwester Wilhelm II war dabei.

Wippermann beleuchtet in seinem Buch die Prüderie der Zeit, sowie der Umgang mit der allseits bekannten "Ehre" und ihrer Wiederherstellung.

lg su
*****e_M Frau
8.488 Beiträge
Themenersteller 
Liebe und Beziehung: für Frauen immer noch an erster Stelle?
......aus lustgespinst.de

In der TAZ gab es in den letzten Wochen eine heftige Diskussion: Die sogenannten “Latte-Macchiato-Mütter” standen zur Debatte, die ihr berufliches Fortkommen ganz freiwillig zugunsten von Kind und Familie aufgeben. Und dann nach der Trennung vom gut verdienenden Mann erschreckt feststellen, dass sie sozial quasi “ins Nichts” abgleiten: Endstation Hartz4?

Der Artikel “Schluss mit dem Vergleichen” von Barbara Dribbusch setzt die Diskussion fort mit Überlegungen zu den Auswirkungen der heute sehr viel freieren Wahl zwischen verschiedenen Lebensentwürfen. Einerseits gewinnen Frauen mehr Selbstverantwortung und Selbstbestimmung, andrerseits entwickeln sich gesellschaftliche Rollenbilder nicht so schnell weiter. Insbesondere das Genre der Liebesgeschichten leistet da einen unsäglich konservativen Beitrag:

In Literatur und Filmen ist es für Frauen oft das biografisch Wichtigste, den “Richtigen” zu finden, und das hängt vom Schicksal, vom Zufall ab. Das Genre der Liebesgeschichten lebt davon. Die berechnende, die kontrollierende Frau ist die Böse, während die “Unschuldige” am Ende den Prinzen kriegt.

Und wenn dann ein Kind kommt, bleibt natürlich SIE zuhause und kümmert sich, während der Prinz Karriere macht.

Auch mich wundert immer schon, wie viele Frauen sich doch fürs eigene Liebesleben weit mehr interessieren als z.B. für ihre Arbeit, bzw. dafür, eine Arbeit zu finden oder zu erschaffen, die sie wirklich erfüllt. Natürlich hatte ich auch selber meine schwer verknallten Phasen, in denen ich kaum an etwas anderes dachte als an den Liebsten - dennoch hab’ ich darüber nie meine berufliche Welt aus den Augen verloren. Nicht weil ich musste, sondern weil das das spannende Feld ist, indem ich an der Welt Anteil nehme und sie mitgestalte. Ein Mann ist mir da schon mal ein begrüßenswerter Gefährte, aber kein “Ersatz” füs Arbeitsleben.

Da ich keine Kinder habe, kann ich da nicht wirklich mitreden. Oft sehe ich aber, dass Frauen, die nie vorhatten, alleinige Hausfrau und Mutter zu werden, da dann doch rein schlittern, als ginge es nicht anders. Sie sind seltsamerweise bereit, zu akzeptieren, dass der Mann weitgehend vom “Kümmern” frei gestellt wird - und dass sie es sind, die zuhause bleiben. Erstmal nur fürs erste Jahr gedacht, dann für die ersten drei, und dann verlängert sich das Hausfrauendasein oft genug quasi automatisch. Oder ist es doch “selbst bestimmt”?

Der TAZ-Artikel findet natürlich auch keine Lösung. Die m.E. auch erst in Reichweite kommt, wenn die Kinderbetreuung soweit ausgebaut wird, dass es für Mütter möglich wird, einem anspruchsvollen Beruf nachzugehen. Das wiederum passiert nicht, wenn Frauen sich so leicht in die alte Rolle drängen lassen - da beisst sich die Katze in den Schwanz

*****e_M Frau
8.488 Beiträge
Themenersteller 
Eifersucht
Die dunkle Seite der Liebe

Eifersucht lässt Menschen Dinge tun, die ihnen normalerweise nie in den Sinn kämen: Sie spionieren ihrem Partner hinterher oder werden gar gewalttätig. Warum? Forscher streiten über den Ursprung des heftigsten unserer Gefühle.

Frank ballt die Hand in der Tasche zur Faust, als er sieht, wie der attraktive Kerl auf der Party seine Freundin anbaggert. Paula surft stundenlang auf den Facebook-Seiten ihres neuen Lovers und sucht nach Grußbotschaften seiner Ex. Und schon die zweijährige Mia fühlt Zorn in sich aufsteigen, wenn Mama ein fremdes Baby auf den Arm nimmt.

Eifersucht kennen wohl die meisten von uns. Sie ist ein altes Menschheitsthema, der Stoff, aus dem Dramen und Tragödien gestrickt sind. Wer von ihr geplagt wird, sieht seine Verbindung zu einer anderen Person oder den eigenen Stellenwert gefährdet, sei es beim Partner, bei der besten Freundin oder bei der eigenen Mutter. Die Betroffenen erleben eine ganze Bandbreite an Gefühlen von Angst und Traurigkeit bis hin zu blanker Wut, oder sie ergehen sich in Selbstzweifeln.

Doch die Frage, warum dieses heftige Gefühl überhaupt existiert, gibt Forschern immer noch Rätsel auf: Ist Eifersucht womöglich nur ein Zeichen für eine intakte soziale Beziehung? Oder folgen die Wutausbrüche betrogener Ehemänner und -frauen einem alten evolutionären Schema, das sich einst im Lauf der Menschheitsgeschichte als nützlich erwiesen hat? Auf der Suche nach Antworten rücken Psychologen dem partnerschaftlichen Argwohn immer systematischer zu Leibe.

weiter auf spiegel online....
*****e_M Frau
8.488 Beiträge
Themenersteller 
TV-Tipp 29.08.2010 "What´s New Pussycat"
arte - 20:15

(Frankreich, Usa, 1965, 104mn)

Regie: Clive Donner
Kamera: Jean Badal
Musik: Bert Bacharach
Darsteller: Paula Prentiss (Liz), Peter O'Toole (Michael James), Peter Sellers (Nikita Popowitsch), Romy Schneider (Carol Werner), Ursula Andress (Rita), Woody Allen (Victor Shakapopolis)
Autor: Woody Allen
Produktion: Feldman


Woody Allen schrieb das Drehbuch zu dieser turbulenten Persiflage auf den Sexkult der Sixties.
Moderedakteur Michael James ist fasziniert von schönen Frauen - auch privat. Das gefällt seiner Freundin Carole, die endlich heiraten will, natürlich gar nicht. Ein Psychiater soll Michael von seiner "Sucht" nach Frauen befreien. Doch dieser wäre selbst gerne ein Frauenheld und delektiert sich an Michaels Seelenbeichten. Gleichzeitig plant Carole, ihren Geliebten mit dessen bestem Freund eifersüchtig zu machen. Als alle Beteiligten in einem romantischen Hotel aufeinandertreffen, kommt es zu turbulenten Verwicklungen.

Diese temporeiche Groteske sorgt mit einer Fülle köstlicher Gags und erstklassiger Darsteller für beste Unterhaltung.

Eine gelungene Persiflage auf den Jetset und den Sex- und Potenzkult der wilden 60er Jahre.

Es war übrigens das erste Drehbuch aus der Feder von Woody Allen, das verfilmt wurde und für den britischen Regisseur Clive Donner der Einstieg ins satirische Fach.


"What's New Pussycat?" wurde 1966 nominiert für den Oscar in der Kategorie "Best Music, Original Song" und für den Laurel Award in den Kategorien Comedy Performance und Song . Im selben Jahr wurde Woody Allen für den Preis der Writers Guild of America in der Kategorie "Bestes amerikanisches Drehbuch" nominiert.

*****e_M Frau
8.488 Beiträge
Themenersteller 
Die Expertin in Sachen Orgasmus
aus der TAZ vom 02.09.2010



Laura Meritt hat schon Sextoys verkauft, als Frauen statt "Vagina" noch "da unten" gesagt haben. Sie kämpft für sexuelle Freiheit, macht Mösenmassagen und propagiert das weibliche Ejakulat


Sie sitzt auf einem Stuhl mit Teppichschonern in Leopardenprintoptik. Sie verkauft Aufklärung und Analdildos und ist von entwaffnender Toleranz gegenüber jeglichen sexuellen Praktiken. Von vorne, von hinten, mit und ohne Spielzeug, Bondage, SM, egal - Hauptsache es gefällt.

Laura Meritt verdient ihr Geld mit den Orgasmen anderer Leute. Sie ist eine flammende Kämpferin für die sexuelle Befreiung. Weil wir heute zumindest theoretisch alles machen dürfen, was wir wollen - aber in der Praxis haperts noch. Korkenzieher-Dildo mit Lustkugeln? Analmassage vom Profi? Bei so viel Offenheit schüttelts den Zartbesaiteten. "Deshalb gibt es ja mich", sagt Meritt.

Freitags treffen sich in ihrer Wohnung Frauen zum Pornogucken, an anderen Tagen zum gemeinsamen Masturbations-Workshop. "Mösenmassagekurs", nennt das Meritt und lacht vergnügt, als sei das nicht anders als der Besuch eines besonders lustigen Kinofilms. Viele Frauen seien da erst einmal zurückhaltend. "Aber wenn sie dann sehen, wie lustvoll ihre Kolleginnen stöhnen, wollen sie auch massiert werden." Denn während Männer ihre orgiastischen Erlebnisse an Klowände malen, wissen viele Frauen immer noch nicht, wie sie zum Orgasmus kommen können. "Viele wissen noch nicht einmal, wie ihre Möse aussieht", sagt Meritt und nimmt eine Plüschvagina aus dem Regal. Groß wie ein Fußball, flauschig-lila, mit goldenen Schamlippen. Meritt kneift in den pinkfarbenen Plüschkitzler. "Anschauungsmaterial für Kundinnen, die sich noch nie einen Spiegel zwischen die Beine gehalten haben", sagt die 50-Jährige. "Und das sind nicht wenige."

Die Frau, die da hemmungslos übers Ficken redet, ist 50, trägt einen grauen Kurzhaarschnitt und dazu eine Bluse mit erdfarbenen Pfifferlingen und Champignons drauf. Wenn sie lacht, breiten sich um ihre Augen kleine Krähenfüße aus und in ihrer Umgebung eine Wohlfühlatmosphäre, in der man sich am liebsten wälzen möchte. Über das Lachen der Frau hat sie ihre Doktorarbeit geschrieben. Ihre Ausgangsthese: Feministinnen lachen häufiger als andere Frauen. Die hat sie widerlegt. Feministinnen lachen weniger, dafür aber häufiger von sich aus.

Zu Meritt kommen Frauen, die gerne mal mit Frauen wollen, aber nicht wissen, wo sie welche finden, die auch wollen. Oder solche, die sich nicht trauen, in einem gewöhnlichen Sexshop einzukaufen oder die einfach Fans sind von Laura Meritts Produkten. Das Sexspielzeug, das sie anbietet, ist haut- und umweltverträglich, größtenteils bio und fair gehandelt. "Sex muss ethisch vertretbar sein", sagt Meritt. Vor ein paar Jahren hat sie deshalb einen Frauenpornopreis ausgelobt und setzt sich dafür ein, dass Frauen in der Pornoproduktion Mittagspausen einhalten dürfen und Tariflöhne bekommen.

Ihren Shop in Kreuzberg hat sie "Sexclusivitäten" getauft und zwischen Küche und Wohnzimmer in ihrer Wohnung eingerichtet. Weil es da heimeliger ist, und weniger anonym als in einem Ladengeschäft und weil ihre Kunden und Kundinnen im angrenzenden Wohnzimmer gleich ausprobieren können, was sie bei ihr gekauft haben. Den "Chrystal Hook", einen "gut handhabbaren Schwanz" aus Plexiglas für 30 Euro. Oder den Dildo "Phönix" aus Porzellan, 198 Euro teuer, glatt, glänzend, elegant. Er steht in einer Vitrine, die beinahe platzt vor lauter bunten Sextoys. Auf einem schmucken Servierwagen hängen Riemen, Gürtel und Knebel. Vom Regal gegenüber baumelt eine Ledertrense mit Gummigebiss.

Aber bei Meritt gibt es nicht nur Sachen zu kaufen. Momentan propagiert sie die Erkenntnis, dass nicht nur Männer, sondern auch Frauen beim Höhepunkt "spritzen" dürfen. Es sei ja noch nicht einmal gesellschaftlich anerkannt, dass sie zumindest "ejakulieren", sagt sie. "Obwohl das schon seit Jahren ein bekannter, wissenschaftlich untersuchter Fakt ist." Meritt lacht ihr angenehmes Lachen und erklärt, dass es mit dem Wort "spritzen" das Gleiche sei, wie mit dem Begriff "Fotze". "Negativ männlich belegt und für viele Frauen abschreckend." Zumindest im Moment noch. Vor 25 Jahren war noch nicht einmal daran zu denken, dass Frau dieses Wort überhaupt öffentlich diskutiert.

Meritt lebte in Luxemburg, studierte in Trier Germanistik und Politikwissenschaft. Später war sie Dozentin an der Humboldt-Universität und Deutsch-Lehrerin in der Erwachsenenbildung. Sex zu ihrem Leben gemacht hat sie, als sie 20 war. "In den Achtzigern gab es ja nichts", sagt sie. Also machte sie sich selbst auf, um die Lust in die Welt zu tragen und verkaufte Sexspielzeug aus einem Köfferchen - als erste Verkäuferin von Frauen-Sextoys in Deutschland.

Neben der akademischen Karriere hat sie auch die praktische hinter sich. Früher hat sie in einem Bordell gearbeitet, als Hure mit männlicher Kundschaft. Weil sie ausprobieren wollte, wie sich Sex anfühlt, der in Viertel-, Halbe- oder ganze Stunden gepresst wird. Als sie die Lust auf Männer verlor, hat sie mit dem "Club Rosa" den ersten Escort-Service für Frauen gegründet.

Mittlerweile ist Laura Meritt eine Institution. Eine "Sexpertin", die sich auf die Fahnen geschrieben hat, das Gespräch über Sexualität aus der Schmuddelecke zu holen und salonfähig zu machen. Denn sexuelle Unzufriedenheit resultiert aus mangelnder Sexgesprächskultur, findet sie. Und das muss ja nicht für immer so bleiben.

*****e_M Frau
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Themenersteller 
Unverblümt beschissen
aus Frankfurter Rundschau vom 05.09.2010
Frankfurt Tatort


Fritze und Charlotte gehen. Geht eigentlich gar nicht. Ist aber so. Jörg Schüttauf und Andrea Sawatzki, die oft in einem getreuen Abbild Frankfurts ermittelten, hängen am Sonntag, 5. September die Dienstwaffe an den Haken. Wir trauern.



Ach, Fritz. Ach, Charlotte. Jetzt lasst Ihr uns also alleine. Ein Jammer. Eine Gemeinheit vom HR. Einfach nur schade. Aber entschuldigt erst einmal die vertraute Anrede. Ihr seid immerhin Kriminalhauptkommissar (Fritz) beziehungsweise -oberkommissarin (Charlotte), das sind die Besoldungsgruppen A10 und A11, da will man nicht einfach geduzt werden. Aber irgendwie haben wir halt das Gefühl, Euch schon seit vielen Jahren zu kennen.

Seit acht, um genau zu sein. Am 21. April 2002 war es, als Ihr beiden, Fritz Dellwo (gespielt von Jörg Schüttauf) und Charlotte Sänger (Andrea Sawatzki), zum ersten Mal gemeinsam im Tatort ermittelt habt. „Oskar“ hieß die Folge, und es ging um ein totes Baby, das auf einem Förderband in der Müllverbrennungsanlage gefunden wird. Scheußlich so etwas, der Fall hat die weniger abgekochten Menschen unter uns ganz schön mitgenommen. Aber nach den 90 Minuten waren wir Tatort-Fans uns einig: Ihr seid die richtigen Ermittler für Frankfurt.

Wir Tatort-Fans? Wir wollen nicht verschweigen, dass es auch eine gewisse Opposition gab unter den 8,42 Millionen Zuschauern, die Eure erste Folge sahen. Manch einer fand Euch zu bieder, zu langweilig, zu sehr mit Euren Problemen beschäftigt. Letzteres ist schwer zu entkräften.

Aber bitte: Was wollen diese Menschen? Nur weil Ihr nicht wie Eure Münsteraner Kollegen Thiel und Boerne aus jedem Fall eine Komödie – haha, wie lustig, der ist tot, Thiel… – gemacht habt. Nur weil Ihr nicht – wie die Ludwigshafenerin Lena Odenthal vor wenigen Tagen – Tatort-Thriller produziert habt, in denen Menschen barbarisch gequält werden. Was soll so etwas? Der Film hätte im Kino doch keine Jugendfreigabe erhalten. Und anders als Inga Lürsen aus Bremen musstet Ihr Euch auch nicht immer an der gesamten Geschichte der Bundesrepublik abarbeiten.

Ihr habt einfach ermittelt, wie Tatort-Polizisten ermitteln sollen. Ganz solide, ganz normal, wie es sich für einen Fernseh-Sonntagabend mit Spaghetti und Tomatensoße gehört. Ihr habt Euch – der Klassiker – mit dem BKA angelegt (Folge „Frauenmorde“), Ihr hattet in fast jedem Fall mit einem pathologisch übel gelaunten Staatsanwalt (großartig: Thomas Martin als Dr. Scheer) zu tun, der alle Nase lang behauptet, „die Presse“ werde nicht mehr länger stillhalten. Und vor allem: Ihr habt in 18 Folgen unverblümt gezeigt, wie beschissen Frankfurt sein kann. Was für durch und durch kranke und gefährliche Menschen in dieser Stadt herumlaufen („Weil sie böse sind“), wie viele Leute hier unter miesesten Bedingungen leben und nirgendwo gemeldet sind („Der tote Chinese“) und wie es sein muss, Stunden in einem Jobcenter zu warten, um dann wieder zu hören, dass man einfach nicht gebraucht wird („Unter uns“). Und dabei habt Ihr nicht einmal von der „Hauptstadt des Verbrechens“ geschwafelt. Danke dafür.

Die meisten Zuschauer wussten Euren Einsatz jedenfalls zu würdigen. Im Ranking auf www.tatort-fundus.de, der wichtigsten Fan-Page, steht Euer bester Fall („Herzversagen“) auf Platz zwölf aller Tatort-Folgen. Deutlich vor dem besten Schimanski, der auf Platz 30 kommt.

Aber dennoch geht Ihr. Am Sonntag um 20.15 Uhr ermittelt Ihr noch einmal. „Am Ende des Tages“ heißt die Folge. Wie passend. Dann übernehmen Joachim Król und Nina Kunzendorf. Sie treten kein leichtes Erbe an.

*****e_M Frau
8.488 Beiträge
Themenersteller 
Durchtrainiert und schwer bewaffnet
Eine Ausstellung beleuchtet die weltweit gepflegte Mär von kriegerischen Amazonen.

Amazonen – Geheimnisvolle Kriegerinnen
5. September 2010 bis 13. Februar 2011 - Speyer - Historisches Museum der Pfalz

http://www.museum.speyer.de/Deutsch/Sonderausstellungen/Amazonen.htm



Die Lippen dünner als die von Angelina Jolie, die Oberweite ein wenig geringer. Ansonsten aber ganz Lara Croft. Die Vorstellung, die sich Männer in der Antike von einer Amazone machten, unterschied sich nicht grundsätzlich von der kraftstrotzenden Protagonistin im Computerspiel Tomb Raider und der von Jolie gespielten gleichnamigen Filmfigur. Sie waren stark, durchtrainiert und grausam – jene sagenumwobenen Frauen, die angeblich Krieg gegen Athen führten, vor den Toren Trojas kämpften und Alexander den Großen trafen.

Die griechischen Schriftgelehrten schilderten die schwer bewaffneten Amazonen als »männergleich« (Homer) und »wohlberitten« (Pindar). Sie sollen in einer männerfreien Gesellschaft gelebt haben oder zumindest in einer, in der alles anders war als im klassischen Griechenland: Im Amazonenreich verrichteten Männer Frauenarbeit, Frauen übernahmen Männerrollen. Und damit diese Verhältnisse bestehen blieben (so berichtete es Diodor), wurden die männlichen Nachkommen verstümmelt. Oder gar nach der Geburt getötet.

Stellten antike Künstler die männermordenden Bestien bildlich dar, mischten sie dem Schrecken Erotik bei, schließlich wurden die meisten Vasen von Männern gekauft. Also: entblößte Brüste, kurze Röcke, entrückter Blick. Die Amazone war in erster Linie eine männliche Projektion.

Als Mythos ohne großen Realitätsbezug macht sie einen Teil der aktuellen Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer aus. Den Angriff des Frauenheers auf Athen hat es nämlich nie gegeben. Vielmehr war der Mythos der Amazonen eine kulturelle Schöpfung, ein zugespitzter Gegengedanke. Er sollte wohl verdeutlichen, dass es zur männerdominierten Gesellschaft keine Alternative gab. Geografisch wurde dieser schlimme Gegenentwurf am Rand der damals bekannten Welt platziert, nördlich des Schwarzen Meers und im Kaukasus.

Doch die Ausstellung rekapituliert auch, was die aktuelle archäologische Forschung dazu beiträgt, die Wurzeln dieses Mythos zu ergründen. Was mag vor 3000 Jahren die Männer dermaßen fasziniert haben, dass ihre Fantasie überschäumte? Vielleicht waren es jene Kriegerinnen, deren Überreste in den vergangenen Jahrzehnten in den Steppengebieten zwischen Osteuropa und Sibirien zum Vorschein gekommen sind.

In zahlreichen Gräbern sind Frauen nicht nur mit Schmuck oder Keramik beigesetzt worden, sondern auch mit kriegstauglichem Gerät: Pfeilbögen, Speerspitzen, Dolchen, Reiterkleidung und Zaumzeug. Mit diesen Utensilien scheinen die Frauen unterwegs gewesen zu sein. Davon zeugen ihre Verletzungen: Die Frau im Grab von Semoawtschala hatte eine schwere Kopfverletzung erlitten, im Knie der Toten von Schurowka steckte eine verbogene Bronzepfeilspitze. Im Schädel einer der Toten von Tschertomlyk fand man eine dreiflüglige skythische Pfeilspitze. Trafen diese Frauen womöglich als »Amazonen« auf griechische Heere und beflügelten den Mythos?

Das kriegerische Frauenvolk hat es nie gegeben. Aber der Geschichtsschreiber Herodot berichtete immerhin von der Flucht der Amazonen an die nördliche Schwarzmeerküste – und dass sie sich mit den dort lebenden Skythen verbunden hätten. So lässt sich zumindest geografisch der Bogen in jenes Gebiet »am Rand der bekannten Welt« schlagen. Die Gräber belegen, dass es dort vor 2500 Jahren bewaffnete Frauen gegeben hat – allerdings kein Frauenvolk.

Und die Frauen waren stark! Die Hamburger Archäologin Renate Rolle vermutet, dass die typische Kriegerin der Steppengebiete gut trainiert war: »Durch die fleischhaltige Kost und die Vielseitigkeit der ›sportlichen‹ Übungen entsprach sie vermutlich dem Typ heutiger Mehrkämpferinnen oder Distanzreiterinnen: kräftig, beweglich und schlank.« Keine Belege gibt es jedoch für das am häufigsten bemühte Klischee: dass den Amazonen eine Brust amputiert oder ausgebrannt worden sei, damit diese beim Bogenschießen nicht hinderlich war.

Die Griechen hatten die Legende verbreitet – und alle nahmen sie auf, bei jeder Gelegenheit. Als der Rand der Welt bis nach Amerika hinausgeschoben wurde, kursierten auch dort plötzlich Geschichten von sagenumwobenen Frauenreichen. Das Amazonasgebiet hat daher seinen Namen, und Kalifornien ist nach der Amazonenkönigin Califia benannt. Im Mittelalter war es Mode, sich als Amazone porträtieren zu lassen. Und Frauen im Reitsport werden noch heute als Amazonen bezeichnet.

Die erstaunlichste (reale) Blüte aber trieb der Mythos in Afrika, auf dem Gebiet des heutigen Benin. Ab dem 17. Jahrhundert durften die Ehefrauen des Königs von Dahomey, 4000 bis 5000 an der Zahl, nur vom König berührt werden. Der nutzte diese Vorschrift nicht nur, um Verbrecher zu bestrafen, sondern auch zur Plünderung oder zum Anzetteln von Kriegen. Die hochgerüsteten Haremsdamen zogen wie ein Polizeitrupp durchs Land, prügelten, töteten, klauten nach Belieben – schließlich war es keinem erlaubt, sich den Gespielinnen des Königs in den Weg zu stellen.

Die Amazonen von Dahomey existierten als königliche Schutztruppe bis 1892. Dann wurden sie von den Franzosen besiegt. Von den 1200 Kämpferinnen sollen nur 50 überlebt haben. Eine allerdings äußerst lange – sie hieß Nawi und starb 1979. Ist die Rechnung korrekt, dann war sie mindestens 103 Jahre alt. Und falls die Geschichte doch nicht ganz stimmt, dann passt sie zur Tradition fast aller Erzählungen über Amazonen.

Quelle: welt.de
*****e_M Frau
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Schwänze im Abseits
....aus der TAZ vom 10.09.10

Schwänze im Abseits

Das harte Brot der Penisverlängerungsbranche: Viele Leute reagieren geradezu allergisch auf Spam-Mails und diffamieren die darin unterbreiteten Angebote pauschal als "merkwürdig".
VON ULI HANNEMANN


Grund genug, für die wackeren Versender hier mal eine Lanze zu brechen.

Erstens wird niemand dazu gezwungen, die Mails zu lesen. Zweitens wüssten wir gern, was an einer einfachen Dienstleistungsofferte wie Schwanzverlängerung "merkwürdig" sein soll. Und drittens geht ohnehin keiner darauf ein. Wir aber haben Respekt vor der Ausdauer und dem Fleiß dieser Menschen. Wie zermürbend muss es sein, diese Mail eine Milliarde Mal zu verschicken, sich stets aufs Neue Hoffnung zu machen und ständig auf Abruf bereitzustehen, um gewissenhaft, billig und gut Schwänze zu verlängern, bloß damit sich am Ende doch wieder keine Sau meldet. Uns tun die Leute einfach leid - sie machen schließlich auch nur ihren Job.

Am fiesesten aber sind diejenigen Spam-Hasser, die die offensichtliche Notlage der Absender ausnutzen, um sich auf deren Kosten üble Scherze zu leisten. So gehört es in der Penisverlängerungsbranche längst zum Alltag, von gefakten Antwortschreiben witzig sein wollender Frauen belästigt zu werden: "Liebe Firma Recaro-Riesenrohr, mit Interesse habe ich ihre Geschäftspost gelesen … blablabla …"

Die Angestellte im Büro der Schwanzverlängerungsfirma riecht den Braten nicht gleich. Sie liest nämlich zunächst nur die ersten Zeilen und freut sich schon: Seit Jahren überschwemmen sie die ganze Welt mit ihrem Superangebot und nun scheint sich der Aufwand endlich zu amortisieren. Ein Großschwanzauftrag. Noch ehe die Sekretärin die Antwortmail zu Ende gelesen hat, nimmt sie den Hörer auf, um nur ja keine Zeit zu verlieren, und ruft hinten in der Schwanzwerkstatt an, damit der Schwanzmeister schon mal den Kessel der Schwanzverlängerungsmaschine anheizt. Wenn man nach sieben Jahren Dauerspam endlich einen Kunden hat, sollte der nicht auch noch warten müssen. Erst dann liest sie weiter und kommt an das Ende des Briefes: "Harhar, ätschibätschi, liebe Grüße, eure Gisela."

Das ist überhaupt nicht witzig! Die Bürodame schluckt bittere Tränen der Enttäuschung herunter, bevor sie erneut zum Telefon greifen und den Arbeitern mitteilen muss, dass es mal wieder nichts wird. Ja, falscher Alarm. Dass es ihr wahnsinnig leidtue, aber dass da einmal mehr eine dumme und böse Frau versucht hat, wahnsinnig witzig zu sein. Der Meister fährt den Kessel wieder runter. Selbstverständlich kostet das alles Geld: zum einen Brennmaterial, und die glühenden Rohschwanzformen kann man ebenfalls wegschmeißen, sobald sie erst erkaltet sind. Die Kinder der Schwanzverlängerungsfacharbeiter werden auch heute wieder hungrig und ungebildet zu Bett gehen. Die Väter fallen der Trunksucht anheim, die Mütter verschachern ihre ausgemergelten Körper für Kupfermünzgeld an der Ausfallstraße. Aber Gisela findet das lustig.

Oft ist die Schwanzverlängerungsfabrik auch ein sympathischer kleiner Familienbetrieb, wo jeder kräftig mit anpackt beim Schwanzverlängern. Alle arbeiten sich schier zu Tode. Der Vater verlängert Schwänze im Akkord. Die Mutter sitzt im Büro und verschickt Tag und Nacht Spam um Spam per Hand über ein antikes 18er-Modem. Dennoch versucht man, die Entwicklung nicht zu verpassen. So wird unter großen Entbehrungen die Tochter an die Uni geschickt, wo sie für die Zukunft der Firma mit Schwänzen verschiedenster Form und Größe experimentiert. Im Lager sortieren die Söhne nach DIN-Norm geformte Stangen und Rohrstücke in die Regale. Die Enkel verteilen Schwanzverlängerungsaktionszettel bei sich im Kindergarten.

Die Recherche zu diesem Artikel war nicht einfach, denn mit uns persönlich hat leider niemand gesprochen. Jeder potenzielle Gesprächspartner scheint sich mittlerweile hinter einer Scheinadresse zu verstecken. In der Penisverlängerungsbranche ist man offenbar sehr misstrauisch geworden. Das ist nach den geschilderten Erfahrungen nur zu verständlich.

**ts Mann
1.569 Beiträge
Auch ohne Wirtschaftskrise (adé)
eine der schönsten Anpspiel-Tipps der letzten 15 Jahre:

Bernd Begemann: Rezession, Baby!

Ihr solltet diese Langspielplatte unbedingt kaufen... *zwinker*
*****e_M Frau
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Poularde und Politik
....zum Tode von Claude Chabrol aus spiegel online kultur


Morden mit Michelin-Sternchen: Regisseur Claude Chabrol inszenierte seine Krimis wie edle Speisen - doch hinter dem Hedonismus verbargen sich grausame Gesellschaftsdramen. Am Sonntagmorgen verstarb der große böse Chronist des französischen Bürgertums in Paris.

Das Catering bei den Dreharbeiten zu seinen Filmen soll stets exzellent gewesen sein. Auch in den angespanntesten Produktionsphasen ließ es sich Claude Chabrol angeblich nicht nehmen, mittags eine gute Flasche Wein zu leeren. Eine Marotte, die bestens zum Inhalt seiner Krimis passt, in denen unappetitliche Morde stets vor appetitlich gedeckten Tischen stattfanden.

Als Sohn eines wohlhabenden Provinzapothekers liebte Chabrol eben, was er in seinen Geschichten auch immer wieder lustvoll kritisierte: die Bourgeoisie. Aus seiner Herkunft machte er nie einen Hehl - und seinen eigenen Hedonismus zum Markenzeichen. Wie der von ihm vergötterte Alfred Hitchcock präsentierte er sich selbst am liebsten mit Zigarre zwischen den Lippen.

Als Kritiker des legendären Cineasten-Debattenblatts "Cahiers du cinéma" schrieb er in den fünfziger Jahren über die Regie-Autoren des klassischen Hollywoodkinos - und strebte bald selbst eine Karriere als Filmemacher an. Man kann sich gut vorstellen, wie harmlos der Genussmensch Chabrol, der es neben der Journalistenarbeit seinem Vater zuliebe auch noch halbherzig mit einem Pharmaziestudium probierte, auf die anderen der Gruppe gewirkt haben muss - auf den zornigen Arbeitersohn François Truffaut zum Beispiel oder auf den strengen Asketen Éric Rohmer und den gefährlich hochtourigen Analytiker Jean-Luc Godard.

Genuss und Dekadenz

Und trotzdem war er der erste der Clique, der einen eigenen Film fertigstellte - wenn auch nur dank der bürgerlichen Herkunft seiner damaligen Ehefrau. Deren Erbe brachte er im Jahr 1957 mit dem Dreh zu "Die Enttäuschten" durch, einem bösartigen, salopp gefilmten Sittengemälde über das satte und doch enttäuschende Leben in der Provinz. Die Nouvelle Vague war geboren.

Dem Thema Genuss und Dekadenz sollte Claude Chabrol sein ganzes Schaffen lang treu bleiben. "Was ich möchte", sagte er einmal in einem Interview, "ist unsere gegenwärtige Gesellschaft in ihrer totalen Verwesung zeigen. Da diese Verwesungserscheinungen jedoch luxuriös ausstaffiert sind, macht es richtig Spaß, sie zu filmen".

So stieß er mit seinen leichthändig inszenierten und delikat ausgestatteten Morddramen stets in gesellschaftspolitische Problemzonen vor, ohne dass einem das als Zuschauer so richtig bewusst wurde. Im Gegensatz zu seinen Kollegen von der Nouvelle Vague hatte er übrigens auch nichts dagegen, Unterhaltungskünstler genannt zu werden.

Makrogesellschaftliches in Mikrogesellschaftlichem

Doch hinter den hübsch ausstaffieren Tischszenen verbarg sich meist ein ganz und gar unhübsches Verbrechen. So sieht es aus, das Morden mit Michelin-Sternen. Hierzulande liefen Chabrols Filme unter kongenial übersetzten Titeln wie "Champagner-Mörder" (1967), "Hühnchen in Essig" (1985) oder "Süßes Gift" (2000).

Tatsächlich, Poularde und Politik gingen bei Chabrol immer gut zusammen. Denn ob man nun frühe Klassiker wie "Der Schlachter" (1970) nimmt oder späte wie "Die Blume des Bösen" (2003), wo Querelen in der Lokalpolitik direkt in ungesühnte Verbrechen aus der Zeit der Besetzung Frankreichs durch die Nazis führen - stets zeigte der Regisseur mikrogesellschaftliche Dramen, in denen die makrogesellschaftlichen nachhallten.

Chabrols Fach war eindeutig der kleine flinke (und doch genau reflektierte) Film: In der Miniatur offenbarte sich bei ihm die Monstrosität, in der Normalität verbarg sich stets die Anomalie. Fast 60 Produktionen legte er auf diese Weise in gut einem halben Jahrhundert vor. Und je schneller er drehte, desto pikanter erschien das Resultat.

Schöne Frauen, die schlimme Dinge tun

Nicht so gut war Chabrol, wenn er sich übertrieben ambitioniert gab. Anfang der Neunziger - da war er um die 60 und hatte wohl die unberechtigte Sorge, doch nicht in die Hall of Fame der Filmkunst aufgenommen zu werden - fabrizierte er ein paar wirklich fürchterliche Produktionen. Beispielsweise bemüht cineastische Ergüsse wie die postmodernistische Fritz-Lang-Hommage "Dr. M" (1990) oder kreuzbrave Adaptionen von Literaturklassikern wie "Madame Bovary" (1991).

Zu Hochform lief der alte Genießer eben immer dann auf, wenn er sich in seinem natürlichen Lebensumfeld bewegte - in das selbstredend auch attraktive Aktricen gehörten. Und wenn sein Kollege François Truffaut einmal die Quintessenz des Filmemachens damit umschrieb, schöne Frauen schöne Dinge tun zu lassen, dann muss man den Satz für Chabrol wohl leicht umdichten: Bei ihm taten die schönen Frauen vor allem schlimme Dinge.

Parallelen zur realen Welt

Immer wieder entdeckte der Regisseur beängstigend starke Schauspierlerinnen - denen er oft Jahrzehnte später noch mal Hauptrollen verschaffte. In den fünfziger und sechziger Jahren waren das Bernadette Lafont und Stéphane Audran (mit der Chabrol vorübergehend in zweiter Ehe verheiratet war und die er 1992 noch mal in "Betty" grandios ins Bild setzte), in den Achtzigern und Neunzigern Sandrine Bonnaire und Isabelle Huppert.


Mit letzterer drehte er 2006 auch sein spätes Meisterwerk "Geheime Staatsaffären", einen gewohnt leichthändigen Film über schwere Verbrechen in Frankreichs Wirtschaftspolitik. Wieder einmal kam er so sardonisch und delikat daher, dass man leicht die Parallelen zur unschönen Realität übersehen konnte. Spielte der leise Korruptionsthriller doch auf die Machenschaften rund um den staatlichen Mineralölkonzern Elf Aquitaine an, in die eine Reihe von höchsten Politikern verstrickt war.

Als Claude Chabrol letztes Jahr mit dem gewohnt rotweinseligen Mörderrätsel "Kommissar Bellamy" schließlich seinen 58. und letzten Spielfilm vorstellte, wurde er von einer Zeitung gefragt, wie er selbst denn am liebsten stürbe. Die Antwort: "Als Opfer meiner Schwächen, seien das der Wein, die Zigarren oder auch die Gänsestopfleber. Jeden Tag 15 Zigarren und das zehn Tage lang - dann sollte die Sache doch erledigt sein, oder?"

Über die näheren Umstände seines Todes ist noch nichts bekannt: Am Sonntagmorgen verstarb im Alter von 80 Jahren in Paris der große Genießer und große Filmemacher Claude Chabrol.

*****e_M Frau
8.488 Beiträge
Themenersteller 
Sex mit dem Feind
...aus ntv.de



Sex mit dem Feind
Rabbiner erlaubt Verführung


Mission "Honigfalle": Sex mit dem Feind ist dem Gutachten eines israelischen Rabbiners zufolge religiös zulässig. Er gibt allen Mossad-Agentinnen seinen Segen für den körpernahen Feindkontakt. Allerdings müssen die weiblichen Lockvögel den Terroristen beim Beischlaf wichtige Informationen entlocken.

Ein israelischer Rabbiner hat allen Agentinnen des Auslandsgeheimdienstes Mossad seinen Segen für Sex mit dem Feind gegeben. Nach jüdischer Religionsauslegung könnte das als eine der wichtigsten guten Taten gelten, zitierte die Tageszeitung "Jediot Achronot" den Rabbiner Ari Schvat.

Allerdings nennt das Gutachten Bedingungen für den körpernahen Feindkontakt: Die weiblichen Lockvögel müssen demnach gefährlichen Terroristen beim Beischlaf wichtige Informationen entlocken, die zu deren Festnahme führen oder die Sicherheit Israels stärken.

Der Rechtsspruch hat aber auch einen Haken: "Es ist klar, dass eine ledige Agentin für eine Mission 'Honigfalle' vorzuziehen ist", heißt es. Die Ehemänner von verheirateten Agentinnen im Sex-Einsatz müssten sich scheiden lassen, weil sie nach jüdischem Religionsgesetz betrogen worden seien. Allerdings könnte der Mann seine zwischenzeitliche Ex-Frau wieder heiraten.

Der Sermon des Rabbis beruft sich auf mehrere Bibelstellen und dabei unter anderem auch auf Königin Ester, die ihre Reize der Überlieferung nach im 5. Jahrhundert v.Chr. beim persischen König Ahasveros (Xerxes I.) einsetzte, um den geplanten tausendfachen Mord an Juden zu verhindern. Die Studie ist unter der Überschrift: "Verbotener Sex zum Wohle der nationalen Sicherheit" veröffentlicht worden.

*****e_M Frau
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Themenersteller 
Erectionman - TV-TIPP
Vor zehn Jahren kam eine kleine blaue Pille auf den Markt und stellte die Welt auf den Kopf.

ARTE - Mittwoch, 6. Oktober 2010 um 22.00 Uhr
Wiederholungen:
17.10.2010 um 01:50
Erectionman(Niederlande, Usa, Grossbritannien, 2009, 53mn)
ZDF Regie: Michael Schaap





Vor zehn Jahren kam eine kleine blaue Pille auf den Markt und stellte die Welt auf den Kopf. Bekannt wurde sie unter dem Namen "Viagra". Bewaffnet mit einer gesunden Dosis an Misstrauen und Humor entfaltet Filmemacher Michael Schaap auf der Suche nach der Wahrheit hinter Viagra eine Geschichte über Potenz, Angst und die Beschaffenheit des modernen Mannes.


Als Michael Schaap, Regisseur und bekennender Porno-Fan, zum ersten Mal im Alter von 40 Jahren Potenzstörungen bei sich bemerkt, wundert er sich nur kurz, dass er nun eine Pille, die eigentlich für ältere Männer wie seinen Vater gedacht sei, einnehmen muss. Vielmehr drängt sich bei ihm die Frage auf, ob er überhaupt noch genug Mann ist, wenn nur noch ein potenzsteigerndes Mittel die körperliche Liebe zu seiner Ehefrau ermöglicht.

Auf der Suche nach Antworten besucht er die Redaktion des "Playboy" sowie Männergruppen, deren Mitglieder ihre eigene Maskulinität wiederfinden möchten. Schaap beleuchtet auch den Schwarzmarkt, der sich um Viagra gebildet hat, die psychischen und physischen Auswirkungen des Medikaments und die Kommerzialisierung von Sex, der inzwischen fast alle Bereiche der Öffentlichkeit durchzieht.

Am Ende steht die Erkenntnis, dass Viagra den Regisseur seelisch und körperlich abhängig gemacht hat, verbunden mit einem Ohnmachtsgefühl gegenüber der eigenen Unzulänglichkeit als Mann.

Was bleibt, ist auch die Vorstellung einer Welt, die in nicht allzu weiter Zukunft liegt: in dieser werden sich vornehmlich Männer nur noch über den eigenen Erregungs- und Potenzzustand definieren, getreu dem Motto "Allzeit bereit".
**ts Mann
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Es gibt einen
wunderbaren Film über den Theater-Regisseur Robert Wilson mit dem schönen Titel "Absolute Wilson" Auf DVD erhältlich - und ein Tipp für jede(n), der/die mehr über die visionären Trauminszenierungen Wilsons erfahren möchte...
*****e_M Frau
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Themenersteller 
Frauen-Erotik-Event in Berlin
Herzliche Einladung zum 6. Expertinnen-Event in Berlin


Thema: Vernetzung von selbständigen Frauen aus dem Bereich
Erotik, Sinnlichkeit und Sexualität



Interessierte Frauen sind herzlich willkommen

Stefanie Dörr von der Berliner Manufaktur Playstixx; in Zusammenarbeit mit
Vanessa del Rae, Sensuality-School und Ursula Grüning, Public Relations laden ein:

Am Samstag, den 23.Oktober 2010 um 19 Uhr
(parallel zu Venus und erofame Messewochenende)
In der galerie open by Alexandra Rockelmann
Legiendamm 18-20, 10179 Berlin Kreuzberg


History
Im Herbst jährt sich zum 6. Mal das Expertinnen Event in Berlin, ins Leben gerufen 2004
von Stefanie Dörr und der Manufaktur Playstixx. Wir haben den Wunsch vieler
Teilnehmerinnen vom Vorjahresevent nach mehr Platz aufgenommen und bieten in
diesem Jahr einen größeren, ganz besonderen Raum an. Das Event steht als Plattform
für die "Stärkung von Sinnlichkeit und Lebensfreude" zur Anregung & Bekräftigung für
jede Teilnehmerin in ihrer Berufung als Expertin in der frauen- und lifestyleorientierten
Erotikbranche. Menschen die neugierig und interessiert am Thema sind, bietet es
kostbare Inspiration für Ihre Sexualität und L(i)ebenslust.

In der großzügigen Galerie werden die Ausstellung der New Yorker Künstlerin
Kathleen Vance und erotische Spielzeuge von Stefanie Dörr, Manufaktur Playstixx, zu
sehen sein.
Playstixx und Sensatonics (anregende Bio-Kräutertonics) werden
kleine, feine Präsentations- und Verkaufsstände vor Ort haben.

Teil 1 - für Expertinnen und interessierte Frauen
19:00 – 19:30 Uhr
Empfang
19:30 Uhr
Begrüßung durch Stefanie Dörr

Anschließend spannende und informative Kurzvorträge

Stefanie Dörr, Manufaktur Playstixx, Berlin
Rückschau und Ausblick

Annette Trost, Heilpraktikerin, Berlin
Bewusste und entspannte Beckenbodenmuskeln schwingen besser

Susanna Ganarin, Diplom-Psychologin Profamilia, Berlin
Die psychologische Sichtweise auf Frauen und Sexualität

Silke Maschinger, Der Erotische Salon, Berlin
Unterhaltung, Information und Inspiration
rund um Erotik & Sexualität

Dr. Laura Merrit, Sexclusivitäten, Berlin
Feministischer Pornofilmpreis Europa

Alexandra Haas, Special Moments, Zürich
Buchvorstellung: Speisekarte der Lustspiele
"Lukullische Genüsse der anderen Art"


Teil 2 - für Expertinnen, interessierte Frauen und Männer
ab 21.00 Uhr
Kleine sinnliche Gaumenfreuden, Netzwerken & Feiern

weitere Infos unter Playstixx.de
*****e_M Frau
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Themenersteller 
Die Männer, die ich liebte TV-Tipp 11.10.10
....also, ich gucks.....

LG, Odette


ARTE - Montag, 11. Oktober 2010 um 20.15 Uhr


Die Männer, die ich liebte
(Frankreich, 1980, 99mn)
ARTE F


Regie: Claude Berri
Kamera: Étienne Becker
Musik: Serge Gainsbourg
Schnitt: Arlette Langmann
Darsteller: Alain Souchon (Claude), Catherine Deneuve (Alice), Gérard Depardieu (Patrick), Igor Schlumberger (Jérôme), Jean-Louis Trintignant (Julien), Serge Gainsbourg (Simon), Vanessa Guyomard (Sofia)



Alice liebt die Männer - aber immer nur für kurze Zeit. Ihre Beziehungen dauern Monate, Jahre, dann sucht Alice sich einen Neuen. Der wilde Simon, der leidenschaftliche Patrick, der humorvolle Claude, der ergebene Julien: Sie alle sind nur Etappen in Alices Leben - und sie alle lädt Alice zum Weihnachtsessen ein. Ein Abend voller Erinnerungen beginnt.

Erstausstrahlung des in Deutschland nahezu unbekannten Films des französischen Meisterregisseurs Claude Berri in Starbesetzung.


Es ist Heiligabend und die Mittdreißigerin Alice hat zum Essen geladen: Am Tisch sitzen ihre Kinder Sofia und Jérôme sowie die wichtigsten Männer in ihrem Leben. Von ihrem derzeitigen Freund Julien wird Alice sich in derselben Nacht noch trennen, die übrigen gehören schon längst zu ihrer bewegten Vergangenheit. Da ist der wilde Musiker Simon, der Lieder für sie schrieb, sich aber irgendwann doch mehr für Alkohol und Zigaretten interessierte. Danach kam der jugendliche Patrick, ehemals Musiker in Simons Band und liebevoller Vater der kleinen Sofia, den sie aber für den sanftmütigen Julien verlassen hat.


Alice liebt jeden Einzelnen von ihnen, doch halten ihre Beziehungen immer nur eine gewisse Zeit. Nur ihr Kinder und ihre Arbeit bilden eine Konstante in ihrem Leben - und das immer wiederkehrende Muster ihrer Beziehungen: Für sie gibt es in der Liebe nur Anfang und Ende - und dazwischen die Zeit, in der sie dem Anfang nachtrauert und das Ende erwartet. Und auch dem humorvollen Witwer und alleinerziehenden Vater Claude, der Julien ablösen wird, verspricht sie nicht mehr als eine Liebe auf Zeit.


"Die Männer, die ich liebte" ist das Porträt einer Frau, die die Leidenschaft und Verliebtheit des Anfangs einer Beziehung braucht, und die leidet und gleichermaßen leiden lässt, je mehr sie sich von diesem Punkt entfernt.
Auf drei Zeitebenen und in Rückblenden erzählt, zeigt der Film die Schlüsselmomente im Leben der Protagonistin. Die Trennung von ihrem letzten Freund Claude, gespielt von Alain Souchon, bildet den Rahmen des Films. Der Zuschauer, der erst am Ende versteht, dass es sich bei der Anfangsszene um den Abschied von Alice und Claude handelt, und damit um die aktuellste Episode aus Alices Leben, orientiert sich im Laufe des Films eher an dem Weihnachtsessen, das als Ausgangspunkt für Alices Erinnerungen fungiert: eine schöne Bescherung!


"Die Männer, die ich liebte" kam im selben Jahr (1980) in die französischen Kinos wie François Truffauts Erfolgsfilm "Die letzte Metro", der ebenfalls die zwei großen Stars des französischen Kinos Catherine Deneuve und Gérard Depardieu auf der Leinwand vereint. Im Schatten des preisüberhäuften Dramas von Truffaut blieb "Die Männer, die ich liebte" in Deutschland unentdeckt, so dass ARTE dieses elegante und humorvolle Werk des 2009 verstorbenen Regisseurs Claude Berri in deutscher Erstausstrahlung zeigen kann.

Claude Berri gilt als einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Regisseure und Produzenten Frankreichs. Bereits mit seinem ersten Film, dem Kurzfilm "Le Poulet," gewann er 1962 einen Oscar. 1967 gründete er seine eigene Produktionsfirma, mit der er in den darauffolgenden Jahrzehnten zahlreiche erfolgreiche Projekte lancierte, unter anderem von Regisseuren wie Roman Polanski, Volker Schlöndorff oder Milos Forman. Sein letzter großer Erfolg als Produzent war der Kassenschlager "Willkommen bei den Sch'tis", der mit über 20 Millionen Zuschauern der erfolgreichste französische Film aller Zeiten ist. Seine letzte Regiearbeit war der sehr erfolgreiche Film "Zusammen ist man weniger allein" mit Audrey Tautou und Guillaume Canet in den Hauptrollen.

Dass "Die Männer, die ich liebte" nie den Weg in die deutschen Kinos und ins deutsche Fernsehen fand, ist um so unverständlicher, als der Film mit einem fulminanten Staraufgebot aufwartet: Eine kongeniale Deneuve in der Rolle der so kühlen wie leidenschaftlichen Alice, umschwärmt und geliebt von ihren Männern, gespielt von den Schauspielgrößen Trintignant und Depardieu sowie von zwei Stars aus dem Musikfach.
Alain Souchon, der in den 70er Jahren seinen Durchbruch als Sänger und Liedermacher gefeiert hatte, gab hier sein Spielfilmdebüt. Serge Gainsbourg komponierte nicht nur die Musik für den Film, sondern verkörperte auch die Rolle des Simon, die mehr oder weniger dem echten Gainsbourg entsprach. In seiner Interpretation des unangepassten Musikers und Alkohol-, Zigaretten- und Nachtclubliebhabers Simon spiegelt sich eindeutig "Gainsbarre" wider, das skandalträchtige Alter Ego des französischen Chansonniers.

*********1974 Frau
122 Beiträge
Bonsoir...
weiss jemand, ob obiger Film irgendwo wiederholt wird? Ich wollte ihn eigentlich gerne sehen, musste aber kurzfristig zu seiner Sitzung.
*****e_M Frau
8.488 Beiträge
Themenersteller 
@patchouli
....schau mal auf arte.de

Es gibt zwei Wiederholungen habe ich gestern gelesen.

LG, Odette
*********1974 Frau
122 Beiträge
Merci...
das mache ich umgehend - vielen Dank für den Tipp *g*
danke
für den tipp..........leider verpasst.grummel.
*****ida Frau
17.702 Beiträge
Gruppen-Mod 
ich weiß...
es gibt widersprüchliche Aussagen zu diesem Film, ich habe ihn gestern gesehen und finde ihn einfach nur schön:
eat love pray
wenn frau ohne Weltverbesserungsanspruch reingeht, ohne das Bedürfnis, das Leben oder die Liebe erklärt zu kriegen, sondern einfach offene Fragen akzeptieren kann und sich auf die Magie der Bilder einlässt, dann ist das ein gelungener Kinoabend *g*
*****e_M Frau
8.488 Beiträge
Themenersteller 
Courbet - Ausstellung - Schirn - Frankfurt/M.
....ob sein skandalträchtigstes Werk "Der Ursprung der Welt" (ich empfehle zu googeln) auch in der Ausstellung ist, werde ich nächste Woche mal checken.....

Auf der Seite der Ausstellungshalle - schirn.de - fand ich folgende Ankündigung:


COURBET. EIN TRAUM VON DER MODERNE
15. Oktober - 30. Januar 2011


Er gilt als bedeutendster Vorkämpfer einer sozial engagierten Malerei („Die Steinklopfer“) und als Revolutionär der Pariser Commune (Sturz der Vendôme-Säule).

Courbet hat aber auch eine ganz andere Seite: Er war einer der größten Träumer der Geschichte. In seinen Porträts, aber auch in seinen Landschaftsbildern, Zeichnungen und Stillleben schildert er eine Welt der Versunkenheit, der Nachdenklichkeit und der Innenwendung – ganz im Gegensatz zur hektischen Industrialisierung seiner Zeit.


Anhand von über 80 Werken aus aller Welt wird erstmals dieser „andere“ Courbet vorgestellt, der von der deutschen Romantik ausgehend die Vision einer poetischen Kunst der Moderne realisiert hat, wie sie dann bei Cézanne und Picasso, aber auch im Symbolismus, im Surrealismus und im magischen Realismus weiterentwickelt wurde.
Die traumwandlerische Sinnlichkeit, die viele von Courbets Werken ausstrahlen, aber auch die Versenkung in entlegene, der Außenwelt verschlossene Gegenden, in denen es keinen sicheren Halt gibt, sind Gründe dafür, dass sich viele Künstler der Gegenwart auf ihn berufen.

*****e_M Frau
8.488 Beiträge
Themenersteller 
Porn Studies
aus telepolis.....

Forschen und Hörensagen
Peter Mühlbauer 25.10.2010

Interview mit Oliver Demny über die akademische Disziplin der Porn Studies und sein Buch über "Sex und Subversion"

In den 1960er und 1970er Jahren, zur Zeit der so genannten "Sexuellen Revolution", machte die Zeitschrift Konkret hohe Auflagen mit Brustbildern und Henryk M. Broder schrieb politische Pamphlete für die Sankt Pauli Nachrichten. Pornographie wurde damals vielerorts als direkter Weg zur Menschheitsbefreiung angesehen. Der Massenerfolg von Filmen wie dem existenzialistischen The Devil in Miss Jones und dem felliniesken Behind the Green Door schienen das zu bestätigen.


In den 1980er Jahren, als sich ein deutlich berechenbarerer Porno-Mainstream etabliert hatte, gaben Viele diese Hoffnung auf und eine neue Allianz aus Religiösen und Feministinnen konnte sich anschicken, das Zensurschraube wieder anzuziehen. Allerdings gibt es auch Pornofilme jenseits des Mainstream, die in dem nun in der Filmbuchreihe Deep Focus erschienenen Sammelband Sex und Subversion untersucht werden. Telepolis sprach mit dem Soziologen Oliver Demny, einem der beiden Herausgeber.





Herr Demny - Ein Satz in ihrem Buch lautet: "Wie ist der Erfolg des Genres zu erklären? Aber ist Porno als Geschäft tatsächlich noch so erfolgreich? Hersteller beklagen sich doch bereits seit Längerem ausgiebig über das Internet, weichen auf Abmahnungen als Geschäftsmodell aus und propagieren Jugendschutzverschärfungen und Netzsperren, um als eine Art staatliche lizenzierte Anbieter besser mit der Amateurkonkurrenz fertig zu werden.

Oliver Demny: Es sind zwei Dinge zu unterscheiden.

Einmal der ökonomische Erfolg. Zwar klagen einige Anbieter, vor allem die Filmproduzenten, die etwas mehr in anspruchsvollere Projekte investiert haben, aber wenn man die Branche als Ganzes sieht, wird dort doch eine Menge Geld umgesetzt. Es verteilt sich nur auf mehr. Die "Amateure" verdienen doch zum Teil auch Geld damit, wenn auch wenig. Das Problem ist - und das beklagen viele -, dass eben kaum noch anspruchsvollere Projekte zu realisieren sind und dadurch die Qualität sinkt.

Ich wollte aber mit meinem Satz "Wie ist der Erfolg des Genres zu erklären?" auf eine inhaltliche Ebene hinaus. Wenn immer beklagt wird, Porno sei banal, trivial, langweilig, ... - wie ist dann zu erklären, dass es eine so große Branche ist, die immer wieder Rezipienten anzieht? Wie ist die Lust des Schauens zu erklären? Meine Antwort war der Porno als Archivbild und als Kino der Attraktionen.

Ein anderer Satz in ihrem Buch lautet "Jedenfalls ist Porno im Mainstream angekommen und der Mainstream wird pornoisiert". Gibt es nicht tatsächlich auch gegenläufige Entwicklungen? Klassiker wie der seit dem Beginn der Disziplin Porn Studies ausgiebig wissenschaftlich erforschte und auch in ihrem Buch erwähnte Greg-Dark-Film New Wave Hookers von 1985 gelten ja zum Beispiel seit 2008 in Deutschland potenziell als strafbare "Jugendpornografie", weil die Darstellerin Traci Lords zum Zeitpunkt des Drehs angeblich jünger als 18 war.

Oliver Demny: Das widerspricht dem doch nicht. Dass rechtliche Standards eingehalten werden müssen, ist doch richtig. Die Frage ist doch eher, was Pornografisierung heißt. Manche Pornos sind (zum Glück) (wieder) schick und immer mehr Mainstreamproduktionen bedienen sich pornografischer Szenen. Und beides ist, wenn es gut gemacht ist, gut.

Schwieriger wird es bei der Frage, ob es gut ist, wenn eine "Pornoästhetik" (die schwierig zu definieren wäre - und vielleicht wäre das auch gar nicht im foucaultschen Sinne) Eingang in verschiedene Bereiche findet, in der sie dann mal nichts zu suchen hat.

"Der herausragende Publikumserfolg einzelner Sexfilme", schreiben Sie, "wurde von 1967 bis 1972 insgesamt zwölfmal mit der Goldenen Leinwand belohnt, wobei hier die Aufklärungsfilme von Oswald Kolle und die ersten vier Teile der Schulmädchen-Reporte" unangefochten an der Spitze lagen." Wie forscht man legal zu Pornofilmen, wenn wichtige Klassiker potenziell als "Jugendanscheinspornografie" strafbar sind? Über das Hörensagen?

Oliver Demny: Durch Hörensagen zu forschen wäre schlecht. Es gibt ja inzwischen einige Literatur zum Genre. Ansonsten könnte man der Größe des Genres gar nicht gerecht werden. Soviel schauen kann man nicht.

Aber wieso sollte gerade Oswald Kolle und die Schulmädchenreporte "Jugendanscheinspornografie" sein? Ob der expliziten Szenen sind das doch eher harmlose Streifen. Die Schulmädchenreporte tun auf andere Weise weh.

Durch das 2008 erlassene Gesetz zur Umsetzung des Rahmenbeschlusses des Rates der Europäischen Union zur Bekämpfung der sexuellen Ausbeutung von Kindern und der Kinderpornografie. Seitdem reicht es für eine potenzielle Strafbarkeit, wenn Medien sexuelle Handlungen mit Jugendlichen "zum Gegenstand" haben. Hardcore-Szenen oder tatsächlich Minderjährige müssen darin gar nicht enthalten sein.

Oliver Demny: Meines Wissens ist das aber auf die Filme nie angewendet worden. Lief nicht letztens Oswald Kolle (mal wieder) im Fernsehen? Ansonsten kann man aber, gerade was die bundesrepublikanische Sexualität der 70er oder besser ihre Visualisierung angeht, alles bei Annette Miersch nachlesen.

Und die Amis bedurften Europa nicht, bei New Wave Hookers. Der Skandal um Traci Lords hat ja damals die us-amerikanische Pornoindustrie arg ins Wanken gebracht. Aber in dem Film wurden dann die Szenen mit ihr rausgenommen und durch welche mit Ginger Lynn ersetzt.

Diese Fassung von New Wave Hookers enthält aber die Karussellszene nicht, an die Linda Williams ihre Musical-Beobachtungen knüpfte.

Oliver Demny: Diese Frage verstehe ich nicht. Die eine Ebene ist doch die juristische. Wenn Linda Williams "noch" die ursprüngliche Fassung hatte, weiß ich da auch nichts drüber. Außerdem sind ihre Vergleiche zum Musical schon grundsätzlicher, als nur auf eine Szene bezogen.

Wer sich New Wave Hookers heute ansieht, der findet kaum mehr etwas von dem, was Linda Williams 1995 beschrieb.[1] Es ist also eine Frage, bei der die juristische die filmwissenschaftliche Ebene trifft. Wie kann man über etwas forschen, dessen Besitz verboten ist?

Oliver Demny: Man muss ja nicht über etwas forschen, was verboten ist. Es gibt im Genre mehr Erlaubtes als Verbotenes. Ansonsten sei noch einmal auf die Literatur verwiesen. Da man bei der zahlenmäßigen Größe des Genres sowieso nur einen Bruchteil schauen kann, muss man sich die Lücken durch Bücher, also schon geleistete Forschungsarbeit, schließen.

Kann es sein, dass nur die Pornografie mit relativ künstlichen Körpern (Silikonbusen, Big Hair, Hochglanzbräune und Acrylfingernägel) präsenter wird, während der natürliche Körper gleichzeitig wieder stärker tabuisiert wird?

Oliver Demny: Nein. Wenn man sich mal durch YouPorn klickt, ist dort alles vertreten. Und ich war mal in der Pornoabteilung einer Videothek, da ich an der Universität ein Seminar über Pornografie gegeben habe, und wollte mich vorbereiten und mir deshalb einen anschauen. Auch da ist alles vertreten. (Ich habe mir keinen Film ausgeliehen.) Welche wie häufig ausgeliehen werden, weiß ich selbstverständlich nicht. Ich hörte nur durch eine Bekannte, die in einer Videothek gearbeitet hat, das Shemale-Pornos sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Und da trifft das mit den Hochglanzkörpern usw. zu.

Das Seminar ging dann über Filme, die es in der Videothek nicht gab?

Oliver Demny: Durch die Videothek wollte ich mir einen Einblick ins Thema verschaffen. Aber wir (ich habe das Seminar zusammen mit Matthias Steinle gehalten) haben es dann historisch aufgezäumt, also von den Anfängen des Films bis heute. Und Historisches wie Deep Throat gibt es in Marburg in den Videotheken nicht. Ich habe auch bei Orion nach dem Film gefragt; Kommentar der Verkäuferin: Das ist doch kein Porno.

Dass der Pornofilm sich seit den 1970ern erheblich verändert hat, schildern Sie ja auch in ihrem Buch. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum die Entwicklung so lief, wie sie lief? Und warum seit den 1980er Jahren im US-Mainstream-Porno Luxusobjekte - also Autos, Möbel, Swimmingpools, et cetera - eine ähnlich wichtige Rolle wie der Geschlechtsakt und die Nacktheit zu spielen scheinen?

Oliver Demny: Die Veränderungen werden auf verschiedene, miteinander verknüpfte Entwicklungen zurückgeführt: 68 und die Counter Culture, die sogenannte sexuelle Revolution, neuere technische Entwicklungen in der Film- und dann vor allem Videoproduktion, Internet, ...

Warum "Geschlechtsakte" (ein hübsches Wort) und Automobile miteinander korrelieren, war mir schon immer ein Rätsel. Ansonsten hänge ich gerade an der Frage vom Wandel, oder besser gesagt Veränderungen von Schönheitsidealen (zum Beispiel der Radikalrasur des Schambereichs) und dessen Bedeutung, Rassismus und Fetischismus und der sexuellen Aufladung dessen.

Ist der Aufstieg des Amateur-Subgenres der Neorealismus der Pornographie? Und sind Indieporn, Altporn, Suicide Girls und Burning Angel "subversiv"?

Oliver Demny: Nein! Vieles ist billig produziert und Schrott. Genres sind nicht per se subversiv. Eine Analyse muss immer erst nachweisen, dass ein Werk subversiv ist. Oder, um mit den Cultural Studies zu sprechen, einzelne Werke oder sogar Szenen können individuell subversiv im Sinne des Wortes wirken, also verstören, zum Nachdenken anregen, neue Sichtweisen eröffnen.

Was wären dann Beispiele für subversive Filme? Und warum wären sie subversiv?

Oliver Demny: Cafe Flesh finde ich subversiv. Der Film macht Voyeurismus, Schaulust, Angst vorm Hingucken zum Thema und betrachtet dadurch auch das eigene Genre. Die Sexszenen sind so abstrus. Man könnte sie als Kritik am Kapitalismus und als Kritik an sexuellen Leistungsanforderungen und maschinellem Sex interpretieren. Er ist auch ein Aufruf, keine Angst vor Sex zu haben und den eigenen zu finden und wie das vielfach scheitern kann. Der Film verstört.



*****e_M Frau
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Sex ist der ultimative Darstellungsakt
Sonntag den 31. Oktober 2010

ARD 23:05 Uhr - Gefahr und Begierde, USA/TAIW, 2007, Drama

Vor dem Hintergrund der japanischen Besetzung Chinas im 2. Weltkrieg schildert diese elegante Mischung aus Historien-Film, Spionage-Thriller und Erotik-Drama die abgründige Beziehung zwischen einem chinesischen Kollaborateur und einer Widerstandskämpferin.

Gefahr und Begierde" ("Se, jie") erzählt mit großem Raffinement eine Geschichte über Gefühle, deren Instrumentalisierung und deren Einhegung durch gesellschaftliche Zwänge und politische Ideale. Der Film geht auf den gleichnamigen Spionagethriller von Eileen Chang zurück; er spielt in den späten 30er- und frühen 40er-Jahren in Hongkong und Schanghai. Die Studentin Wang Jiazhi (Tang Wei) schließt sich einer Zelle radikaler, gegen die japanische Besatzung kämpfender Kommilitonen an. Der Plan ist, den mächtigen Kollaborateur Yi (Tony Leung) zu töten. Wang Jiazhi gelingt es, sich mit Yis Ehefrau anzufreunden. Je häufiger sie dort zum Mahjong-Spiel eingeladen wird, umso deutlicher wird, dass Yi sie zur Geliebten will. Sie lässt sich auf sein Begehren ein, weil es dem Plan nützt, den Mann zu töten. Trotz ihrer gefestigten Überzeugungen gerät sie in einen tödlichen Doublebind.

Mit 'Gefahr und Begierde' gewann Regisseur Ang Lee ('Tiger and Dragon', 'Brokeback Mountain') seinen zweiten Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig. Prädikat: äußerst stilvoll. TV-Premiere. In der Nacht zu Montag.

Dazu ein Interview mit dem Regisseur Ang Lee aus der TAZ:

"Sex ist der ultimative Darstellungsakt"

"Gefahr und Begierde"- der neue Film von Ang Lee spielt im China der 40er Jahre. Der Regisseur über Patriotismus, weibliche Sexualität und Schauspieler, die Wölfe und Mäuse nachahmen




taz: Herr Lee, "Gefahr und Begierde" ist ein historisches Spionagedrama, in dem es um eine junge Frau geht, die im Trubel der Ereignisse beinahe auseinandergerissen wird. Was hat Sie an dieser Verbindung aus Privatem und Historischem fasziniert?

Ang Lee: Sie haben es in Ihrer Frage bereits beantwortet: Eine Figur, die innerlich in Stücke gerissen wird, ist natürlich tolles Filmmaterial. Ich halte Eileen Chang, von der die Geschichte stammt, für die bedeutendste chinesische Gegenwartsautorin. Das Buch ist relativ unbekannt. Sie schrieb es in reiferem Alter. Es geht um China während des Zweiten Weltkriegs, eine Ära, über die zu sprechen verboten ist. Ich glaube, es handelt sich um den ersten Film über diese Zeit. Das Faszinierende aber daran ist, dass es im Grunde um Eileen Chang selbst geht.


Und Ihre Perspektive ist hochdramatisch?

Ja, es hat mich gefesselt, diesen so ruhmreichen Krieg gegen Japan vom Standpunkt der weiblichen Sexualität her zu untersuchen. Das ist ein Tabu. Es ist eigentlich zum Fürchten. Eileen Chang ist eine mutige Frau. Und es hat mich natürlich besonders gebannt, dass es in dieser Geschichte um Verstellung, um Schauspiel geht. Darum, wie das Schauspiel das eigene Ego affiziert. So etwas muss eigentlich jedem Filmemacher gefallen, aber ich habe lange gezögert, weil ich Angst davor hatte.

Wovor hatten Sie Angst? Vor der weiblichen Sexualität?

Weniger vor der weiblichen Sexualität als davor, wie sie hier mit Patriotismus in Verbindung gebracht wird. Das ist einfach nur verboten. Es ist eine kleine Geschichte, aber sie birgt sehr viel Kraft in sich.

Sie haben gesagt, Schauspiel spielt eine große Rolle. Geht es für Wang Jiazhi, die Hauptfigur, darum, vorzuspielen, dass man liebt?

Ja, und um zu spielen, dass man liebt, muss man sehr viel Glauben investieren - in die Darstellung. Nur so kann Jiazhi überzeugend sein. Allerdings ist die Suche und Verwirklichung dieser Wahrhaftigkeit des Spiels so intensiv, dass daraus Liebe wird.

Die Grenzen lösen sich auf.

Genau. Und je verbotener diese Affäre ist, umso mehr Erregung bringt sie mit sich. Das wird der Auslöser der Liebe. Außerdem ist es für Jiazhi sehr verwirrend, diese Erfahrung innerhalb der größeren politischen Ordnung der Besetzung zu machen. Das Verhältnis von Mann und Frau ist wie ein Echo auf den Besetzer, der besetzt wird. Aber nichts ist offensichtlich. Es ist sehr schwer zu sagen, wer hier die Oberhand behält und wem die aktive Rolle zufällt.


Auf der einen Seite erzählt der Film eine Genregeschichte: eine Spionin, die sich in ihr Objekt verliebt. Auf der anderen Seite scheint das Genre nur ein Vorwand, um sehr viel tiefer zu gehen.

Ich mag es, ein Genre zu verwenden und es glaubwürdig zu machen. Man muss eben die Konsequenzen tragen. Ich habe das schon bei "Tiger and Dragon" so gemacht. Üblicherweise sieht man in einem Film über Spione, wie sich Feinde töten oder sich verlieben, aber der Sex wird weggelassen. Sie bekommen den killer-thriller, aber es wird nicht erzählt, wie sich das Töten anfühlt. Ich liebe solche Konflikte, die innerhalb unserer psychologischen Welt Sinn ergeben. Und ich schätze es, Tabus und soziale Konventionen aufzubrechen. Man kann das Menschsein erforschen und zugleich sehr unterhaltsam sein.

Geht es für Sie dann darum, den emotionalen Kern einer Geschichte freizulegen?

Die Menschen wollen Dinge verstehen, sonst sind sie frustriert. Moralisten geben uns Regeln, an die wir uns halten sollen; Magier geben uns einen Zauberspruch, auch Filmkritiker stellen bestimmte Leitlinien auf. Aber im wirklichen Leben regiert der Frust. Wir wissen nicht, was als Nächstes kommt. In der Liebe, zum Beispiel, ist alles eher konfus. Deshalb brauchen wir wohl Kunst.

Bemerkenswert ist, dass Jiazhi nie zum Opfer wird. Selbst nach einer Vergewaltigung durch Mr. Yi huscht ihr ein Lächeln über das Gesicht.

Hat Sie das verstört?

Nein, ich fand es sehr … irritierend, aber durchaus nachvollziehbar.

Das ist Ironie. Jiazhi ist das Opfer, sie spielt aber auch eine Rolle. Sie ist so aufgeregt. Deswegen musste ich die beiden warten lassen, bis sie sich wieder sehen. Als Studentin in Schanghai ist Jiazhi noch ein Nichts: Es gibt kein Licht in ihrem Gesicht, kein Make-up. Sie ist völlig verloren. Als ihr der Studentenführer dann aber sagt, dass ihr Geschäft noch nicht erledigt ist, beginnt sie zu leuchten - ganz ähnlich wie Schauspieler, die eine Rolle spielen.

Die Sexszenen sind außerordentlich deutlich und werden breit ausgespielt. Man hat den Eindruck, dass sie wie eine Bühne für das Verhältnis der beiden Figuren funktionieren. Wie haben Sie sie konzipiert?

Für mich ist Sex der ultimative Darstellungsakt. Es ist so aufregend wie erschöpfend, das zu drehen. Ich kann nicht sagen, wie ich die Szenen entworfen habe: Etwas hat mich zu ihnen hingezogen, eine eigene Kraft. Mir war ihre Bedeutung nicht von Anfang klar, ich hatte höchstens unbewusst einen Plan. Aber nach und nach wurde mir bewusst, dass man damit sehr viel über die Figuren erzählen kann, weil so viel von ihnen darin zum Ausdruck kommt.

Der Sex hat auch etwas Animalisches. Wollten Sie damit zeigen, wie sich Menschen von sozialen Rollen lösen?

Ich habe Tony Leung gesagt, er soll zwei Tiere imitieren: einen Wolf, denn das ist das Tier, das er über den längsten Zeitraum der Geschichte ist. Ein Jäger, der sich nur über die Sexualität und die ihr innewohnende Brutalität ausdrücken kann. Das andere Tier ist eine Maus. Eileen Chang schreibt in der Geschichte, dass er wie eine solche aussieht. Yi ist nicht einfach nur ein Landesverräter, er hat selbst Angst. Man sieht das schon daran, wie er sich bewegt. Wie er sich umschaut. Ich habe Tony jede Menge Discovery-Channel-Material zum Anschauen gegeben.

Und welches Tier ist Jiazhi?

Sie ist mehr wie eine Katze. In ihrer Art, wie sie mit ihm spielt.

Wie jeder Ihrer Filme ist auch "Gefahr und Begierde" reich an Details. Sind Sie ein Perfektionist, was Ausstattung, Kostüm und all diese historischen Verweise betrifft?

Ich halte sie für sehr wichtig. Man sollte sich anstrengen, so nah wie möglich an eine bestimmte Geschichte und ihre Zeit zu kommen. Bei diesem Film war es eine besondere Herausforderung, weil die Chinesen nicht viel Wert auf Konservierung legen. Jetzt können sie sich ansehen, wie China einmal ausgesehen hat. Aber ich habe sicher Fehler gemacht. Ich esse, schlafe und gehe mit dem Film spazieren. Ich bemühe mich, jeden noch so kleinen Aspekt zu berücksichtigen. Man überlegt sehr lange, welche Elemente auf welche Weise den Zuschauer erreichen.

War es für Sie einfacher die chinesische Vergangenheit zu rekonstruieren als zum Beispiel die Welt einer mittelständischen US-Familie der 70er-Jahre?

Sie sprechen von "The Ice Storm". Amerika, 1976, war mir tatsächlich fern genug, um als Kostümfilm zu funktionieren. Ich habe mich aber bereits bei "Sense and Sensibility" in diese Form verliebt. Wenn etwas bereits geschehen ist, dann kann man es recherchieren und auf die richtige Art wieder auferstehen zu lassen. Es gibt eine Art Konsens in der Erinnerung, wann etwas stimmig ist. Das Bild steht eigentlich immer fest. Ich weiß auch nicht, warum. Womöglich bin ich auch vollkommen auf dem Holzweg. Manchmal fühle ich mich der Gegenwart so enthoben. Ich würde lieber in der Vergangenheit leben. Ich glaube, die Vergangenheit gibt mir mehr Sicherheit, dass ich die Zeit richtig erfasse. Die Gegenwart ist kaum festzuhalten.

Wie würde ein Science-Fiction-Film von Ang Lee aussehen?

Bisher hat mich noch kein Stoff genug fasziniert. Ich würde es gerne mal versuchen. Nein, vergessen Sie das: Ich glaube, ich könnte das gar nicht.

Einmal geht Jiazhi ins Kino. Es läuft ein Film mit Ingrid Bergman. Welcher ist das?

Es handelt sich um "Intermezzo". Ich dachte mir einfach, das sei der Film, den sich jemand wie Jiazhi ansieht. Es war Bergmans erste Rolle, in der sie Englisch sprach. Zuerst wollte ich Hitchcocks "Suspicion" nehmen, der Film war der größte Hit im Schanghai des Jahres 1942. Aber er war mir dann doch zu nahe an diesem Begriff von weiblicher Angst.



*****e_M Frau
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Die Libido an sich....
aus freitag.de


Dass sich subjektive Gefühle wie sexuelle Lust, Angst oder Schmerz objektiv messen lassen, ist ein Evergreen unter den neurologischen Missverständissen.


Wenn einem die BBC in einer Schlagzeile erklärt, Libidoprobleme spielten sich im Gehirn ab und nicht im geistigen Empfinden, kann man sich schon fragen, worin denn erstens der Unterschied zwischen beidem bestehen soll und ob ein Wissenschaftsartikel sich im Jahr 2010 wirklich darauf verlassen kann, dass seine Leser sich auf einen merkwürdigen cartesischen Dualismus einlassen, in dem das Selbst von einer lustigen kleinen Geisteseinheit in Schach gehalten wird, die in ständiger pneumatischer Verbindung zu ihrer körperlichen Umgebung steht. Lassen Sie uns aber zunächst einen Blick auf das Experiment werfen, über das die BBC uns berichtet.

So weit wir wissen (dieses Experiment wurde noch nicht veröffentlicht, sondern nur auf einer Konferenz präsentiert), wählten die Forscher sieben Frauen mit „normalem“ Sexualtrieb und 19 Frauen aus, denen eine „hypoaktive sexuelle Luststörung“ diagnostiziert worden war, die auch unter dem Namen Frigidität bekannt ist. Während sich die Probandinnen in einem Scanner eine Reihe erotischer Filme ansahen, machte ein Kernspintomograph Aufnahmen der Durchblutug ihrer Gehirne: Bei den Frauen mit normalem Sexualtrieb wurden bestimmte Bereiche des Gehirns, die für den Gefühlshaushalt verantwortlich sind, stärker durchblutet, bei denen mit geringer Libido nicht.

Dr. Michael Diamond, der an der Untersuchung beteiligt war, erklärte gegenüber der britischen Tagezeitung Daily Mail: „Dass ich physiologische Veränderungen nachweisen kann, ist mir Beleg genug, dass es sich um eine wirkliche Störung handelt und nicht nur um eine gesellschaftliche Konstruktion.“ In der britischen Gratiszeitung Metro geht er sogar noch weiter: „Wissenschaftler Michael Diamond sagte, die Ergebnisse lieferten „ausreichende Beweise“ dafür, dass es sich bei einem kontinuierlich schwachen Geschlechtstrieb, der als Vermindertes sexuelles Verlagen mit Leidensdruck (HSDD) bekannt ist, um eine genuin physiologische Störung handle und nicht um Einbildung.“

Diese Sicht der Dinge kommt mir recht ungewöhnlich vor. Alle psychischen Zustände haben ihre physiologischen Entsprechungen, wenn man davon ausgeht, dass die physische Aktivität des Gehirns unseren Gefühlen, Überzeugungen und Erfahrungen zugrunde liegt. Wenn also verschiedene Gemütsverfassungen mit verschiedenen physiologischen Zuständen korrelieren, sagt dies noch nichts darüber aus, was von beidem das andere verursacht hat.

Noch schräger erscheint mir die Vorstellung, eine subjektive Erfahrung müsse erst eine messbare physische Entsprechung im Gehirn aufweisen, bevor wir sie als real akzeptieren. Wenn jemand über einen beständig schwachen Geschlechtstrieb klagt, dann hat er einen beständig schwachen Geschlechtstrieb. Selbst wenn man hierfür keine Entsprechung auf physiologischer Ebene finden könnte, würde dies nichts an der Tatsache ändern, dass er einen beständig schwachen Geschlechtstrieb hat.

Interessanterweise ist diese schräge Interpretation alles andere als neu, sondern Teil einer ganzen Reihe immer wiederkehrender neurowissenschaftlicher Fehlinterpretationen, die zum ersten Mal in einem Paper der Nature Reviews Neuroscience mit dem Titel fMRI in the public eye veröffentlicht wurde.
Um zu untersuchen, wie Hirnforschung mittels funktioneller Magnetresonanztomographie in den Mainstreammedien dargestellt wurde, suchten die Autoren systematisch nach allen Geschichten, die in den vergangenen 12 Jahren zu dem Thema veröffentlicht worden waren und untersuchten diese dann in Hinblick auf die Wiederholung bestimmter Motive.

Das erste Motiv bestand in der Vorstellung, dass ein Brain-Imaging-Experiment einem Phänomen in den Augen der Öffentlichkeit eine „unkritische Realität, Objektivität und Wirklichkeit“ verleihe. Dieses Phänomen bezeichneten sie mit dem Begriff „Neuro-Realismus“. Die Vorstellung kann am besten anhand ihrer Beispiele erläutert werden, denn sie spiegeln die neuen Behauptungen bezüglich der Objektivierbarkeit der Libido perfekt wider.

So nimmt ein Artikel der Washington Post den Schmerz in den Blick und fragt, ob die subjektive Erfahrung hier ausreiche: „Schon seit langem berichten Patienten, dass Akupunktur ihre Schmerzen lindert, ohne dass die Wissenschaftler dies erklären könnten. Könnte es sich um eine Illusion handeln?“ Die Antwort der Zeitung lautet: „Die Brain-Imaging-Technologie hat nun ergeben, dass die Wahrnehmung, der Schmerz lasse nach, zutreffend ist.“

Ein anderer Text behauptet, Brain-Imaging halte den „visuellen Beweis darüber parat, dass Akupunktur Schmerzen lindert“. Die Realität ist aber natürlich wesentlich einfacher: Alles, was zählt, ist die subjektive Wahrnehmung des Schmerzes und wenn Sie sagen, Ihr Schmerz wurde gelindert, dann wurde er gelindert. (Und ich wünsche jedem Arzt viel Glück, der Patienten erzählt, ihre Schmerzen seien weg, wenn dies gar nicht der Fall ist, nur weil irgendein magischer Scanner dies behauptet.)

Die New York Times pflegt einen ähnlich merkwürdigen Umgang mit einer Brain-Imaging-Studie über Angst: „Nun nennen Wissenschaftler das Gefühl nicht nur real, sondern sie können auch zeigen, was bei seiner Entstehung im Gehirn vor sich geht.“ Viele Leute mögen fettiges Essen wegen seines Geschmacks, der Kalorien und einer Reihe andere Gründe. Als eine BI-Studie zeigte, dass die Belohnungszentren im Gehirn bei Probanden, die in einem Experiment fetthaltige Nahrungsmittel zu sich nahmen, stärker durchblutet wurden, erklärte der Boston Globe dies mit dem Satz: „Fett macht wirklich glücklich.“

Und sie haben recht. Das tut es. Aber wie verrückt ist eine Welt, in der eine Durchblutungsmessung im Gehirn als Beleg für eine subjektive Gemütsverfassung herangezogen wird und unsere Erfahrungen für gültig erklären muss.


*****e_M Frau
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TV-Tipps 14. und 15. November 2010
Sonntag den 14. November 2010

Arte 20:15 Uhr - Die Liebenden von Pont-Neuf, F, 1991, Drama

Der obdachlose Alex lebt auf der ältesten Brücke von Paris, der Pont-Neuf, und lernt dabei die Künstlerin Michèle kennen, die wegen eines Augenleidens nicht mehr malen kann...

Dramaturgisch wie formal höchst ungewöhnliches Liebesdrama von Regisseur Léos Carax, mit Juliette Binoche und Dennis Lavant:

"In ausufernden Bildeinfällen und -kompositionen entwickelt der Film ein 'ernstes Spiel' um Liebe, Leidenschaft, körperliche und seelische Zerstörungen; ein faszinierender Bilderbogen voller Impulsivität, pendelnd zwischen naturalistischer Beschreibung und märchenhafter Übersteigerung." (Lexikon des Internationalen Films)



Montag den 15. November 2010
NDR 23:00 Uhr - Lügen und Wahrheit - Shattered Glass, USA/KAN, 2003, Drama


Stephen Glass ist ein Nachwuchstalent bei einem angesehenen Washingtoner Nachrichtenmagazin. Doch dann kommen Zweifel an der Wahrheit seiner Reportagen auf...
Der Film erzählt die wahre Geschichte des Reporters Stephen Glass, der Mitte der 90er-Jahre für einen der größten Fälschungsskandale des US-Journalismus verantwortlich war.
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