Kinotipps
Aktuell haben wir im Kino einen förmlichen Overkill an Frauenfilmen – und fast alle spielen sie in Frankreich. Falls jemand von Euch den einen oder anderen angesehen hat oder das plant, wäre es schön, sich darüber auszutauschen.
Coco Chanel – der Beginn einer Leidenschaft mit Amelie – pardon, Andre Tautou in der Hauptrolle. Aus den zahlreichen Chanel Biografien wurde das Buch von Edmonde Charles-Roux ausgewählt, das vermutlich der Wahrheit am nächsten gekommen ist. Es wird gezeigt, wie sie sich nach dem Waisenhaus auf dem fast einzigen Weg, der einer Frau damals möglich war, nach oben kämpfte – über Tingeltangelauftritte und als Geliebte eines Offiziers – und später seines Freundes, der ihr finanziell den Start als Modistin ermöglichte. Andre Tautou ist eine wunderbare Schauspielerin und ich hatte bereits nach wenigen Minuten nicht mehr an ihre Amelie gedacht, sondern man kann kann die Energie, die diese kleine Person eingesetzt haben muss, um überhaupt eine Startchance zu bekommen, deutlich spüren. Dabei wirkt sie nie verbissen, und sieht dabei auch ungeschminkt, mit langen offenen Haaren, einfach umwerfend aus. Die historische Gabrielle Chanel übrigens hat – Liebe hin, Liebe her – so schnell wie möglich mit dem Geld aus ihrem Geschäft das Darlehen an ihren Freund zurückgezahlt. Sie wollte von niemandem mehr abhängig sein, ihr ganzes Leben lang nicht. Eine "starke Frau" - und so kommt sie auch rüber.
Ich würde gern auch einmal einen Film über die Chanel der 40-iger Jahre sehen. Sie hatte damals einen Liebhaber unter den deutschen Besatzern, ihren „Spatz“, startete während des Krieges einen missglückten Versuch, eine Verständigung zwischen deutschen Stellen und Churchill herbeizuführen, der sie mit Leuten aus Himmlers Reichssicherheitsdienst in Kontakt brachte – viele Themen für einen Film. Aber da sie lebenslang eine Meisterin der Verschleierung blieb, wird man hier viel auf Vermutungen angewiesen bleiben.
Cherie ist die Verfilmung eines Romans von Colette, den ich sehr liebe. Und ich habe auch diesen Film gemocht, obwohl er nicht an das Buch heranreicht (Im Abspann, quasi als Schlusswort, wird aus dem Off auch noch schnell die Geschichte von „Cheries Ende“ erzählt). Ein wunderschöner Kostümfilm, jedes Detail perfekt, die Liebesgeschichte auf den Punkt genau erzählt – leider hat mich der Film irgendwie ein bisschen kalt gelassen, es lohnt jedenfalls nicht, ein zusätzliches Paket Taschentücher einzustecken. Michelle Pfeiffer ist etwas zu jung und zu schön für die Rolle der Lea, genau wie Rupert Friend schon fast ein bisschen zu erwachsen wirkt (er ist in Wirklichkeit nur zwei Jahre älter als der von ihm gespielte Cherie). Dafür kann man Mr. Friends bemerkenswerten Hintern ausführlich bewundern (kann sich noch jemand erinnern, wie vor einigen Jahren für „Solaris“ getrommelt wurde, weil man dort für einige Sekunden den A…. von George Clooney sehen konnte? Es hätte sich dort genauso wenig gelohnt, nur deshalb ins Kino zu gehen, wie hier.)
Also wer bei schöner Filmmusik schöne Schauspieler in schönen Kostümen (darunter die von mir sehr geliebte Kathy Bates in einer absoluten Paraderolle als Cheries Mutter) sehen möchte und das Buch nicht kennt, kann sich den Film ansehen – der Rest sollte weiter lesen.
Kennt ihr den Witz: Kommt jemand in eine Buchhandlung und fragt: „Ich möchte ein Buch über eine Frau, das glücklich anfängt, glücklich weitergeht und glücklich endet.“
Nicht verstanden?
Na, so ein Buch dürfte kaum zu finden sein. Filme eben sowenig. Deshalb ist
Julie und Julia auch einmal ein Glücksfall. Der Film beruht auf zwei wahren Geschichten. Julia Child lebte Ende der 40 iger Jahre in Paris, lernte französisch kochen und verfasste darüber ein (mittlerweile in 49. Auflage erschienenes) Kochbuch für amerikanische Hausfrauen. Julie Powell begann um 2002 die Rezepte aus diesem Buch nachzukochen und schrieb darüber einen Blog, aus dem später ein Buch (und jetzt der Film) entstanden ist. Beide Protagonistinnen (Meryl Streep und Amy Adams) sind von Anfang bis Ende des Filmes glücklich verheiratet, mit Männern,die sie unterstützen – und alle essen furchtbar gerne.
Was sich vermutlich stocklangweilig anhört, ist eine der besten Komödien die ich seit langem gesehen habe. Einfach ein sehr kluger und heiterer Film, aus dem ich und soweit ich bemerkt habe, auch viele andere Besucher sehr richtig gelaunt (und rasend hungrig) herauskamen. Und man hat nebenbei noch einiges gelernt, zum Thema Glücklichsein.
Warnung: Nicht besuchen, wenn man gerade eine Diät macht. Vorher satt essen. Oder eine Riesenpackung Butterkekse einpacken.
DER BEWEIS, DASS SCHOKOTORTE DOCH GLÜCKLICH MACHT!
LOL habe ich (noch) nicht gesehen. Aber ich gehöre zu der Generation, für die „La Boum“ damals Kultfilm war und ich verpasse auch heute noch kaum eine Gelegenheit, wenn dieser Film wieder mal im Fernsehen gezeigt wird. Daher MUSS ich mir Sophie Marceau diesmal in der Rolle der Mutter ansehen -denn nach den Trailern zu urteilen soll dieser Film der "La Boum" für die heutige Generation sein.
(Ich hoffe allerdings, dass es nicht die Supermamarolle ist – Filme über Frauen, die locker drei Kinder groß ziehen, eine 60- Stunden Woche wuppen, den Haushalt schmeißen, perfekt geschminkt aufstehen und denen pausenlos die tollsten Kerle über den Weg laufen, kann ich absolut nicht ab.)
Zuletzt noch ein Tipp: In dieser Woche lief
Whisky mit Wodka von Andreas Dreesen an. Ich war bei der Vorpremiere mit allen Schauspielern, auch der wunderbaren Corinna Harfouch. Es gibt in diesem Film – der vom Filmemachen und so nebenbei einiges über das Leben erzählt – eine Szene, wo der Regisseur mit dem Produzenten über den schwierigen Star (gespielt von Henry Hübchen) telefoniert und dann zu der von Corinna Harfouch dargestellten Schauspielerin sagt: „Schönen Gruß – und er lässt dir ausrichten: Für ihn hast DU hier die Hauptrolle!“
Dem habe ich nichts hinzu zu fügen.