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*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Webtipp
pflege-deinen-schwanz.de

Die Seite ist nicht halb so bescheuert wie der Titel...

LG, Odette
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Völlig OT, aber als Faschingsscherz gehts doch wohl durch;-)
Ps...... zur Schwanzpflege.....

Via facebook erhielt ich die Anfrage "Kann man den auch pflegen lassen?"

Darauf habe ich geantwortet:

"Zur Schwanzpflege plant die Bundesregierung die Erweiterung der bisherigen staatlich anerkannten Gesundheitsberufe.

In einem Interessenbekundungsverfahren rief Gesundheitsminister Rösler Parteien, Verbände,Huren, Freier, etc. auf, Stellung zu nehmen, um dann eine Handreichung zu erstellen und die erste Testphase in Form eines Pilotprojektes zu starten.

Hessen hat sich mit seiner in vergleichbaren Berufsfeldern stark profilierten Expertin Odette2006 dafür ausgesprochen, dass es ein Grundrecht auf Schwanzpflege gibt. Odette2006 regt an, zunächst einmal die Bedarfe zu erheben und schlägt vor bei der anstehenden hessischen Kommunalwahl hierzu eine Bürgerbefragung durchzuführen..... Das Vorhaben wird wissenschaftlich begleitet von dem renommierten Psychologen und Sexualwissenschaftler XXX an der Universität Hamburg."
*****ida Frau
17.861 Beiträge
Gruppen-Mod 
*grins*

wird es ein Lehrberuf oder braucht's ein Studium dafür?
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Heutzutage geht unter Bachelor-Niveau mal gar nix *zwinker*
*****ida Frau
17.861 Beiträge
Gruppen-Mod 
darf ich dann die Probanden für den praktischen Teil der Abschlussprüfung aussuchen? *zwinker*
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
*lach* wir gründen eine Auswahlkommission.....so läuft das doch ab bei Ministers und Co....
*****ida Frau
17.861 Beiträge
Gruppen-Mod 
d'accord
*smile*
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Kleine Geschichte der Dessous
heute auf Arte - 5.3.2011 - 20.15h

Dokumentation von Christine Prigent et Marianne Lamour


Dessous spielen eine wichtige Rolle, auch wenn sie meistens nicht sichtbar sind. Die Geschichte der Dessous ist auch eine Geschichte kultureller Entwicklung und gesellschaftlichen Umbruchs. Die Dokumentation begibt sich auf Spurensuche nach der Bedeutung der Dessous im Wandel der Zeiten.


Die Geschichte der Dessous beginnt bereits mehr als 2.000 Jahre vor Christi Geburt und ist ein Spiegel der kulturellen Entwicklung und der großen gesellschaftlichen Umwälzungen. Zu allen Zeiten sandte der weibliche Körper immer auch Signale aus, ob er nun, von Stoffen umhüllt, verborgen blieb oder unbedeckt gezeigt wurde. Anhand von Gemälden großer Meister, Illustrationen, Fotografien und großen Kinofilmen unternimmt die "Kleine Geschichte der Dessous" eine Zeitreise.

Wegweiser sind Proben jener Stoffe, die die Frauen unter ihrer Kleidung trugen. Sie zeugen von den verschiedenen Epochen der gesellschaftlichen Entwicklung - von sexueller Befreiung, von der Rückkehr zu Moral und Sittlichkeit, von Krieg und Frieden, von Überfluss und Krisenzeiten und auch von religiösem Fanatismus.

Von Hemdchen über Unterkleid, Unterrock, Unterhose, Büstenhalter, Strümpfe und Korsett bis zum Mieder wird das gesamte Spektrum der Unterwäsche und ihrer Wandlungen im Laufe der Zeit unter die Lupe genommen. Eine Offenbarung dessen, was zum Geheimsten und Intimsten der Frauen gehört: Dessous in ihrer ganzen Bandbreite.
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
TV-Tipp 14.03.2011
Montag den 14. März 2011 - Arte - 20:15 Uhr

Blair Witch Project, USA, 1999, Horror-Film


Drei Studenten, die einen Dokumentarfilm über einen Hexenkult drehen wollen, verschwinden in den Wäldern von Maryland. Ein Jahr später findet man ihre Filmaufnahmen...

Der Low Budget-Film erregte damals einiges Aufsehen durch seine intelligente pseudodokumentarische Form, die einen ganz spezifischen Gruseleffekt erzeugte. Außerdem wurde seine Popularität durch gezielte Falschinformationen im Internet schon vorab angefeuert.

'Blair Witch Project' spielte weit über 100 Millionen Dollar bei nur 60000 Dollar Produktionskosten ein und löste damit 'Mad Max' im Guiness Buch der Rekorde als jener Film mit der höchsten Umsatzrentabilität ab, von 'Deep Throat' abgesehen.
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
TV-Tipp 22.03.2011.
20:15 Uhr - Yella, D, 2006, 3sat


Glanzleistung von Nina Hoss in einem eigenartig-interessanten Film von Regisseur Christian Petzold über die Welt der Risikokapitalgesellschaften und die Abgründe globalisierter Wirtschaft.
Die unkonventionelle Mischung aus Thriller, Filmessay und tragikkomischem Melodram macht sonst eher unsinnlich und abstrakt bleibenden Phänomene der kapitalistischen Ökonomie lebendig, in einem paradoxen Totentanz entfremdeter Charaktermasken.

Silberner Bär als Preis für die beste Hauptdarstellerin auf der Berlinale 2007.
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
>>SEX<< - das Wort war neu
Alles noch gar nicht lange her....

...aus der ZEIT...von Sybille Steinbacher

.......wer mehr lesen möchte muss mal ein wenig rumgoogeln.....

LG, Odette


»Sex« – das Wort war neu

Die fünfziger Jahre waren eine dynamische Epoche. Doch im Ehe- und Familienleben, in der Ordnung der Geschlechter und der Sexualmoral wurde die Zeit mit Macht angehalten.


Frauen hatten in den fünfziger Jahren im Arbeitsalltag nichts zu suchen. Vielmehr wurde die »Hausfrauenehe« zum verbindlichen Ziel
Mit einem harten politischen Kampf hat Elisabeth Selbert eigentlich nicht gerechnet. Die Kasseler Juristin gehört 1948/49 zu den vier Frauen in Bonns Parlamentarischem Rat. Sie ist sich sicher, dass die rechtliche Gleichheit von Mann und Frau auf allen Gebieten in Staat und Gesellschaft im Grundgesetz der neuen Republik verankert wird. Eine Diskussion über eine solche Selbstverständlichkeit – das erscheint der Sozialdemokratin nun wirklich nicht mehr nötig!

Da aber hat sie sich sehr geirrt. Denn kaum steht das Thema auf der Tagesordnung, hebt eine heftige Debatte an. Die große Mehrheit ihrer 61 männlichen Kollegen sieht plötzlich allerlei Klärungsbedarf, und nicht einmal die vier Frauen im Rat scheinen in diesem Punkt einig zu sein. Kern des Streits ist die Frage, ob die staatsbürgerliche Gleichheit von Männern und Frauen, die schon 1919 die Weimarer Verfassung gewährt hat, auf alle gesellschaftlichen Bereiche ausgedehnt werden, also auch Familie und Erwerbsleben einschließen soll.

CDU/CSU und FDP lehnen jeden Vorstoß in diese Richtung mit Verve ab, zur Begründung verweist man auf die »Nuancierungen der Natur«. Als das Ratsgremium den Antrag der SPD ablehnt, in der Verfassung Frauen und Männern gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu garantieren, initiiert Elisabeth Selbert eine Kampagne: Frauenverbände und Gewerkschaften rufen zum Protest auf, waschkörbeweise treffen die Briefe ein. Am Ende steht nach insgesamt drei Anläufen in Artikel 3 Absatz 2: »Männer und Frauen sind gleichberechtigt.«

Die Hierarchie der Geschlechter hatte sich mit der Etablierung der bürgerlichen Familie Ende des 18. Jahrhunderts herausgebildet und galt seither (über nationale Grenzen hinweg) als naturgegeben und unveränderbar: Mit der Heirat gab die Frau ihre Rechte auf, verpflichtete sich zu Gehorsam und Dienstleistung gegen ihren Gatten und fand ihren »natürlichen« Ort in der Familie. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts schrieben Gesetze den eheherrlichen Patriarchalismus fest. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) blieb bis weit in die siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts ein Hort der Rechtsungleichheit zwischen den Geschlechtern.

Wie sehr die Geschlechterhierarchie in der Adenauerzeit ein Ergebnis der Rechtsordnung war, zeigen die einschlägigen Paragrafen eindrücklich: Ehefrauen besaßen keine Verfügungsgewalt über ihr Vermögen. War keine Gütertrennung vereinbart worden, konnte der Mann mit dem Geld seiner Frau nach Gutdünken verfahren.

Wollte eine verheiratete Frau einem Beruf nachgehen, musste sie ihren Gatten um Erlaubnis fragen und ihm zusichern, dass sie ihre Hausfrauenpflichten nicht vernachlässigen würde. Tat sie es doch, konnte er ihr Arbeitsverhältnis gerichtlich beenden lassen. Bei ehelichen Unstimmigkeiten lag das »Letztentscheidungsrecht« beim Ehemann, dem »Haupt der Familie«, der auch die Erziehungsgewalt über die Kinder besaß (was durchaus wörtlich zu nehmen ist: Das elterliche Züchtigungsrecht wurde in Deutschland erst im Jahr 2000 abgeschafft).

Wollte eine Frau die Trennung, weil sie einen anderen liebte, galt dies im Bürokratendeutsch als »Mehrverkehr«. Eine »schuldig« geschiedene Ehefrau erhielt keinen Unterhalt; heiratete sie wieder, blieb das Sorgerecht für ihre Kinder beim Exmann, der auch das Recht auf die Nutznießung ihres Vermögens behielt.

Zwar war die patriarchalische Ordnung mit dem Gleichheitsgrundsatz der Verfassung unvereinbar, dennoch dauerte es Jahre, bis das Ehe- und Familienrecht revidiert wurde. Widerstand kam vor allem vonseiten der katholischen Kirche, die sich als Hüterin der göttlichen Schöpfungsordnung sah. Sie berief sich auf die katholische Naturrechtsidee und wehrte alles »Moderne« als Bedrohung und Zeichen gesellschaftlichen Verfalls ab. Auf den Einfluss kirchlicher Würdenträger war es zurückzuführen, dass die erste Frist, bis zu der die einschlägigen Paragrafen des BGB dem Grundgesetz hätten angeglichen werden müssen, im April 1953 einfach sang- und klanglos verstrich.

Vier weitere Jahre vergingen bis zur Reform, und viele Male musste Karlsruhe intervenieren. Mit dem Letztentscheidungsrecht des Vaters in Erziehungsfragen fiel 1959 das letzte männliche Privileg. Aber die Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern blieb bestehen, da die Grundrechte, wie es hieß, nicht die Wirtschafts- und Sozialordnung regeln. Anfang der sechziger Jahre lag das Durchschnittseinkommen einer Frau bei 280 Mark, ein Mann bekam für die gleiche Arbeit 550 Mark.

Dabei hatte nach 1945 durchaus die Chance bestanden, die tradierte Geschlechterordnung zu verändern. Schon während des Krieges war sie ins Wanken geraten, als Frauen an der »Heimatfront« Männerarbeit leisten mussten, um die Rüstungswirtschaft in Gang zu halten. Dramatisch veränderte Lebensformen prägten die Nachkriegszeit, als Familien zerrissen waren, Ehemänner und Väter lange Zeit nicht aus der Gefangenschaft heimkehrten, die Zahl der Scheidungen rasant stieg und sogenannte Mütterfamilien entstanden.

Die von Existenzsorgen geplagten Frauen aber interessierten sich kaum für die Neugestaltung der Geschlechterordnung – und das, obwohl ihnen gerade die Amerikaner Gelegenheit dazu boten. Die Besatzer betrachteten junge, politisch unbelastete Frauen als Katalysatoren der Demokratie und förderten ihre Eigenständigkeit, beispielsweise durch Stipendien für die USA. Solchermaßen unterstützt, ging zum Beispiel die 28-jährige Hildegard Hamm-Brücher 1949 nach Harvard; sie war schon damals Mitglied der FDP.

Doch die Parteien blieben Männerdomäne, und der politische Aufbau kam im Wesentlichen ohne Frauen aus. Lediglich ein Prozent der Bundesbürgerinnen war Mitglied einer Partei, die meisten engagierten sich in der SPD. Dass nach Kriegsende im Lande etwa sieben Millionen mehr Frauen als Männer lebten und wegen des mokant als »Frauenüberschuss« bezeichneten demografischen Ungleichgewichts auf 100 männliche Wähler etwa 170 weibliche kamen, schlug sich politisch nicht nieder. Nur 31 Frauen zogen 1949 in den Bundestag ein (und 378 Männer). Eine führende Funktion hatte keine von ihnen inne. Erst gegen Ende seiner Amtszeit duldete Konrad Adenauer eine Ministerin in seinem Kabinett: Die Frankfurter Juristin Elisabeth Schwarzhaupt (CDU) übernahm 1961 das Gesundheitsministerium.

Die überparteilichen und überkonfessionellen Frauenausschüsse, die Ende der vierziger Jahre entstanden, begriffen Politik als soziales Engagement. Es ging ihnen um gesellschaftliche Harmonie und darum, Versorgungsprobleme zu lindern, nicht aber um Frauenrechte und den Wandel der Geschlechterordnung. Nach all der Not und all den Mühen der Kriegs- und Nachkriegsjahre galt vielen Frauen die Wiederherstellung der schlichten polaren Geschlechterordnung als Weg, um von ihren zermürbenden Aufgaben entlastet zu werden.

Die Familie ist der Grundpfeiler der Sozialordnung – das war Kern der neuen gesellschaftlichen Selbstdeutung. Die Ehe galt als systemstabilisierend, sie wurde zur staatlich geschützten Institution. Das geschah damals so ähnlich in vielen Ländern. In der Bundesrepublik indes legitimierte man diese Politik darüber hinaus mit der Abgrenzung zum »Dritten Reich«. Denn nach naturrechtlicher Auffassung hatte der Nationalsozialismus das Kollektiv über die Interessen der Familie gestellt, was als Abkehr von der »göttlichen Ordnung« und als Zerstörung der deutschen Kultur interpretiert wurde.

Im Staatsorchester dürfen Frauen nur die Harfe zupfen

Der kulturelle Wiederaufbau in der Adenauerzeit auf der Basis »christlicher und abendländischer Werte« zielte darauf, den Säkularisierungsprozess zu stoppen und jeder »widernatürlichen« Entwicklung – den atheistischen Sozialismus eingeschlossen – einen Riegel vorzuschieben. Die Frau im Heim und am Herd sollte »Normalität« garantieren. Die Ergebnisse dieser hoch ideologisierten Familienpolitik fielen denn auch entsprechend aus: Frauen verschwanden aus dem Arbeitsalltag und waren auf die häusliche Sphäre verwiesen; die »Hausfrauenehe« blieb das verbindliche Ziel. Die Sozialpolitik des Wohlfahrtsstaates stützte sie unter den Bedingungen der Vollbeschäftigung bis in die sechziger Jahre.

Darüber soll nicht vergessen sein, wie mühsam Hausfrauenarbeit noch war, zumal elektrische Geräte vorerst Mangelware blieben: Nur in knapp vier Prozent aller Haushalte lief 1953 schon eine Waschmaschine, in den USA waren es fast 80 Prozent. Auch einen Kühlschrank, der drei bis vier Monatsgehälter kostete, besaßen noch die wenigsten.

Trotz ökonomischer Notwendigkeiten blieb es ganz und gar eine Frage des Geschlechts, Berufskarriere zu machen. Für eine Frau endete sie umgehend mit der Heirat: Weil sie kein »Amtmann« sein könne, durfte beispielsweise eine engagierte Münchner Lehrerin in den fünfziger Jahren keine Schulleitung übernehmen. Studienassessorinnen mit exzellentem Abschlusszeugnis bekamen erst eine Stelle im Staatsdienst, wenn alle Männer, auch die mit den schlechtesten Noten, verbeamtet waren.

Frauen durften auch nicht in staatlichen Orchestern spielen, denn sie könnten die Männer irritieren, so hieß es. Nur Harfenistinnen waren geduldet, da es wohl als unmännlich galt, die Harfe zu zupfen. Eines war sicher: Eine Heirat eröffnete Frauen in der Adenauerzeit weitaus höhere Chancen auf den sozialen Aufstieg als ihre eigene Berufstätigkeit.

Die Ehe galt als einzig rechtmäßige Lebensgemeinschaft. Nur die Ehefrau und Mutter entsprach der sozialen Norm, nur eheliche Kinder bildeten die göttliche Schöpfungsordnung ab. Ledige Mütter waren hingegen eine soziale Bedrohung für die »natürliche« Ordnung, und es galt als gerechtfertigt, sie und ihre »Bastarde« der öffentlichen Schande auszusetzen, ihnen Rechte und Erbansprüche zu verweigern.

Selbstredend war jede Form des Schwangerschaftsabbruchs verboten. Selbst Kondome blieben umstritten. Die Debatte darüber zog sich viele Jahre hin und endete 1960 mit dem vorläufigen Verbot, Kondomautomaten auf Straßen und Plätzen aufzustellen.

Dass von der Auflösung der Sexualmoral eine massive gesellschaftliche Bedrohung ausgehe, war eine (nicht nur in Westdeutschland) weitverbreitete Meinung, von der viele Rechtsvorschriften zeugen: Der im Strafgesetzbuch verankerte sogenannte Kuppeleiparagraf, der aus der Kaiserzeit stammte, untersagte es Eltern und Vermietern, unverheirateten Paaren Unterkunft zu gewähren. Auf Kuppelei standen bis zu fünf Jahre Haft, weshalb es für Pärchen ohne Trauschein so gut wie unmöglich war, eine Wohnung zu finden.

Im Visier der Behörden standen insbesondere homosexuelle Männer. Sie blieben nach der systematischen Verfolgung im »Dritten Reich« weiterhin kriminalisiert. Anders als in der DDR galt in der Bundesrepublik der Paragraf 175 des Strafgesetzbuches in der von den Nationalsozialisten verschärften Version fort. Der Bundesgerichtshof lehnte in zwei Urteilen 1951 und 1952 unter Verweis auf das »Sittengesetz« jede Änderung ab.

Fast 100.000 Männer wurden bis Ende der sechziger Jahre polizeilich registriert; staatliche Überwachung und nachbarliche Spitzelei liefen Hand in Hand. Jährlich kamen etwa 3300 Menschen vor Gericht, von denen die meisten Haftstrafen verbüßen mussten – ein Justizskandal, der bis heute kaum aufgearbeitet ist.

Der amerikanische Biologe Alfred C. Kinsey konstatierte indes schon Ende der vierziger Jahre, dass Homosexualität weitverbreitet und völlig normal sei. Der Sexualforscher landete mit seinen Büchern über das Sexualverhalten von Mann und Frau in den USA Bestsellererfolge.


Als sie Mitte der fünfziger Jahre auf Deutsch erschienen, waren sie nicht minder populär. Sie gehörten zu einer ersten »Erotikwelle«, die damals das gehemmte Land erfasste: Illustrierte nahmen nicht nur Kinseys Forschungen zum Anlass, Titelblätter mit spärlich bekleideten Frauen zu präsentieren. Der Aufstieg der Erotikindustrie schritt voran. Die Fliegerin Beate Uhse gründete ihren Spezialversand schon 1947; vier Jahre später baute sie ihn zum »Versandhaus für Ehehygiene« aus. »Sex« – das Wort war neu – wurde allmählich zum selbstverständlichen Element eines »modern« und »liberal« genannten Lebensstils.


Doch Kirchen und christliche Parteien blieben wachsam. Allen voran der Volkswartbund, der auf den 1898 gegründeten Kölner Männerverein zur Bekämpfung der öffentlichen Unsittlichkeit zurückging und seit 1951 als Bischöfliche Arbeitsstelle für Fragen der Volkssittlichkeit seine Tätigkeit fortsetzte. In der Adenauerzeit besaß der Bund zeitweise erheblichen Einfluss.

Ein gern gesehener Gast auf seinen Veranstaltungen und der vielleicht wichtigste politische Verbündete war Franz-Josef Wuermeling. Der CDU-Politiker, ein ehemaliger Zentrumsmann, der 1953 zum ersten Familienminister der Bundesrepublik avancierte, tat sich als entschiedener Gegner der Gleichberechtigung hervor. Für ihn war die Familie die »natürliche Urzelle und Kraftquelle der staatlichen Ordnung«.

Dass Beamtinnen entlassen wurden, sobald sie geheiratet hatten, hielt er für gerechtfertigt und blockierte jahrelang jede Änderung des Beamtengesetzes. Auf diese Weise trug er auch dazu bei, die soziale Integration belasteter NS-Täter zügig voranzutreiben. Denn die frei gewordenen Posten standen nun Männern zur Verfügung, die im »Dritten Reich« Beamte gewesen waren und auf ihre Posten zurückkehren durften.

Auch Unternehmer entließen verheiratete Frauen oder boten ihnen erst gar keine Stelle an; Gewerkschafter stimmten in die Meinungsmache gegen »Doppelverdiener« ein. Eine wichtige Rolle für den Arbeitsmarkt spielte das 1958 eingeführte Ehegattensplitting: Steuervorteile gab es für ein Paar nur, wenn die Frau zu Hause blieb. Der Anteil arbeitender Frauen überstieg in Westdeutschland jahrzehntelang kaum 30 Prozent.

Bill Haley und Elvis Presley sorgen für weitere Gefährdung der Jugend

Ein Buch mit dem Titel Kinder erwerbstätiger Mütter rüttelte 1956 die Nation auf. Sein Autor, der Münchner Pädagoge Otto Speck, beklagte darin ein Heer von »Schlüsselkindern«, mindestens drei Millionen, die täglich ohne die Fürsorge ihrer Mutter sich selbst überlassen seien. Speck entfesselte eine heftige Polemik gegen berufstätige Mütter. Aus egoistischen Interessen, so diagnostizierte er, vernachlässigten sie die Familie, »einerlei ob es sich um eitle Vergnügungssucht, ungesunde Intellektualität, Geldgier, Koketterie oder sonstige Schwächen handelt«.

Specks »Daten« waren aus der Befragung von Lehrern gezogen, die Schulaufsätze zum Thema hatten schreiben lassen. Dass »Schlüsselkinder« seelischen Schaden nähmen, gehörte rasch zum gesellschaftlichen Konsens. Erwerbstätige Frauen sahen sich unter Legitimationszwang gesetzt. Vonseiten der Politik durften sie keine Hilfe erwarten: So gab es 1957 nur für etwa ein Fünftel der vier Millionen Kleinkinder Plätze in Horten und Kindergärten.

Minister Wuermeling kamen Specks »Forschungen« sehr gelegen. Der fünffache Familienvater erklärte die weibliche Erwerbstätigkeit für gemeinschaftszerstörend, denn »für Mutterwirken gibt es nun einmal keinen vollwertigen Ersatz«. Dies richtete sich nicht zuletzt gegen die DDR, wo schon Mitte der fünfziger Jahre mehr als 50 Prozent der Frauen arbeiteten. Mit staatlichen Familienbeihilfen wie Kindergeld, Steuerfreibeträgen und Preisermäßigungen bei der Bahn (»Wuermeling-Pass«) setzte er Initiativen in Gang, um Mütter grundsätzlich von der Berufstätigkeit abzuhalten.

Zumal weitere Gefährdung der Jugend aus Amerika drohte. Vor allem die Musik, der Aufstieg von Bill Haley und Elvis Presley zu Weltstars Mitte der fünfziger Jahre, sorgte für Schrecken. Rock ’n’ Roll, so lautete eine weitverbreitete Auffassung, verweichliche die jungen Männer und sorge für sexuelle Enthemmung unter den Mädchen und Frauen. Die Aufregung um die sogenannten Halbstarkenkrawalle zwischen 1956 und 1958, als randalierende Jugendliche Konzert- und Kinosäle zerlegten und sich Straßenkämpfe mit der Polizei lieferten, war erneut Anlass, gegen die »Ami-Kultur« vorzugehen.

Doch gerade diese Schlacht ging besonders gründlich verloren. Denn die Kultur des Westens erwies sich als unteilbar: Wer zur »freien Welt« gehören wollte, konnte Rockmusik nicht verbieten. Hinzu kam, dass sich mit dem Wohlstand und den damit verbundenen sozialen Veränderungen die Rollenzuschreibungen der Geschlechter wandelten. Teilzeitarbeit avancierte seit Mitte der Sechziger zum neuen typisch weiblichen Erwerbsmodell, wozu die fortschreitende Technisierung des Haushalts ebenfalls beitrug. Neue Lebensentwürfe entstanden und veränderten das Geschlechterverhältnis.


In der Adenauerzeit indes hatte sich gezeigt, dass ein freiheitlicher Staat die Demokratisierung der Geschlechterordnung nicht automatisch vorantreibt, ja ihrer nicht einmal bedarf. Geschlechtsspezifische Ungleichheit erwies sich als erstaunlich kompatibel mit den Normen des liberalen Verfassungsstaates, die bürgerliche Gesellschaft selbst als gewohnt indolent. Es bedurfte jedenfalls langer Kämpfe und Umwälzungen, bis ein solches Bild wie am 27. September 2009 möglich wurde: eine CDU-Kanzlerin im Hosenanzug und ein schwuler Mann von der FDP als ihr designierter Vize, der seinem Freund nach dem Wahlsieg in die Arme sinkt. 50 Jahre zuvor hätte dieser Anblick die Parteigenossen nach dem Arzt rufen lassen – und nach dem Staatsanwalt.

Die Autorin ist Historikerin an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und hat zuletzt über die Gesellschaftsgeschichte der »sexuellen Revolution« gearbeitet

*****e_M Frau
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Themenersteller 
Zeitumstellung 27.03.2011
....aus dem Hamburger Abendblatt..


In der Nacht zum Sonntag ist es wieder so weit: Um 2 Uhr werden Deutschlands Uhren um eine Stunde vorgestellt - auf die Sommerzeit. Schon seit der Einführung dieser Maßnahme vor 31 Jahren streiten die Deutschen über den Sinn der Zeitumstellung, immerhin ist sie mit einem erheblichen Aufwand verbunden: Allein bei der Deutschen Bahn werden 120 000 Uhren umgestellt. Dieses geschieht, wie beispielsweise auch bei allen privaten Funkuhren, über die Impuls gebenden Atomuhren der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Doch was bringt die Sommerzeit eigentlich? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Spart die Sommerzeit Energie?

Die Ölkrise 1973 war der Auslöser: Wir müssen Energie sparen, hieß es in den 70er-Jahren in Deutschland. Deshalb beschloss der Bundestag ein Zeitgesetz, das die Einführung der Sommerzeit erlaubte. 1980 trat sie in Kraft. Die Idee: Durch die Verschiebung der Zeit um eine Stunde nach vorne könnten die Deutschen im Sommer das Tageslicht länger ausschöpfen und müssten weniger Beleuchtung nutzen. Heute weiß man allerdings: Die Sommerzeit bringt nur sehr geringe Energieersparnisse - wenn überhaupt. Studien in Bulgarien und Frankreich 2005 und 2006 zeigten, dass sich der jährliche Energieverbrauch dieser Länder durch die Sommerzeit um gerade einmal 0,01 bzw. 0,014 Prozent reduzierte. Die Bundesregierung teilte bereits 2005 mit, dass die Zeitumstellung keine Energieersparnis bringe. Die Begründung glich der des Umweltbundesamts, das zu dem Schluss kommt: "Zwar knipsen die Bürger im Sommer abends weniger häufig das Licht an, allerdings heizen sie im Frühjahr und im Herbst in den Morgenstunden auch mehr - das hebt sich gegenseitig auf."

In dieser Rechnung wird noch nicht berücksichtigt, dass infolge der länger andauernden Helligkeit abends der Verkehr zunehmen kann, was den Energieverbrauch steigen lässt.

Wirkt sich die Zeitumstellung auf den Körper aus?

Zu Beginn der Sommerzeit könne der natürliche Schlaf-wach-Rhythmus gestört sein, sagt Prof. Peter Zulley, Schlafforscher von der Universität Regensburg. "Unsere innere Uhr möchte eigentlich, dass wir später aufstehen und später ins Bett gehen - bei der Umstellung auf die Sommerzeit ist aber das Gegenteil der Fall." Am Tiefschlaf, der in den ersten fünf Stunden der Nacht stattfindet, ändere die fehlende Stunde nichts, allerdings beeinflusse sie den leichten Schlaf sowie den Traumschlaf am Ende der Nacht. Puls und Blutdruck seien dann noch niedrig, das Gehirn schütte noch Schlafhormone aus, der "Wachmacher" Cortisol - ein Stresshormon - sei noch kaum aktiv.

Wer jetzt trotzdem aufstehe, sei womöglich weniger leistungsfähig. "Das fühlt sich an wie ein Mini-Jetlag, der ein bis zwei Tage, aber auch mehrere Wochen andauern kann", sagt Zulley. Eine Forsa-Umfrage für die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) direkt nach der Zeitumstellung im März 2010 ergab: Jeder Vierte hatte Probleme, sich an die fehlende Stunde zu gewöhnen, 21 Prozent der Befragten klagten über Müdigkeit.

Was tun? Schlafforscher Zulley empfiehlt, dass man sich rechtzeitig auf die Zeitumstellung vorbereitet "Es macht Sinn, am Sonntag eine halbe Stunde früher aufzustehen und die Hauptmahlzeiten am Sonnabend und Sonntag eine halbe Stunde vorzuverlegen. Dann sollte sich der Körper am Montag an die Umstellung gewöhnt haben."

Gefährdet die Zeitumstellung die Sicherheit im Straßenverkehr?


In den ersten vier bis fünf Wochen nach der Zeitumstellung steige die Unfallgefahr, meint zumindest der Auto Club Europa (ACE) und verweist auf Zahlen des Statistischen Bundesamts. Diesen zufolge stieg die Zahl der Unfälle in den vergangenen fünf Jahren jeweils im April im Vergleich zum März bundesweit um bis zu 29 Prozent an. Ob dies tatsächlich eine Folge der Zeitumstellung ist oder zum Beispiel der Umstand, dass zu dieser Zeit wieder mehr Menschen mit Fahrrädern und Motorrädern unterwegs sind, ist noch wenig erforscht. Auch denkbar wäre der Einfluss von Rehen und Wildschweinen auf den Verkehr, denn die Tiere fressen weiter abhängig vom Sonnenstand - und kollidieren dabei möglicherweise vorübergehend vermehrt mit den zeitlich verschobenen Autoströmen.

Studien in anderen EU-Ländern haben keinen Zusammenhang zwischen Sommerzeit und Verkehrssicherheit ergeben. Der ACE rät, als Vorsichtsmaßnahme die Autouhr schon am Sonnabend umzustellen, um Verwirrungen am Montag zu vermeiden.

Wirkt die Zeitumstellung auf Tiere?


Ja, aber nur, wenn sie Umgang mit Menschen haben. Auch Tiere verfügten über einen sogenannten circadianen 24-Stunden-Rhythmus, der wie beim Menschen vor allem durch Tageslicht gesteuert werde, sagt Dr. Ralf Wanker, Verhaltensbiologe von der Universität Hamburg. Kühe etwa seien irritiert, dass im Stall das Licht früher angehe und sie früher gemolken werden; möglicherweise gäben sie deshalb eine Zeit lang weniger Milch. Auch Haustiere wie Hunde und Katzen könnten infolge der Zeitumstellung vorübergehend ihr Verhalten ändern, etwa weniger fressen.

Sollte man nicht besser auf die Zeitumstellung verzichten?

Damit der Binnenmarkt der Europäischen Union funktioniere, müssten der Beginn und das Ende der Sommerzeit in der Gemeinschaft einheitlich geregelt sein, teilte die Bundesregierung 2005 mit. Deshalb werde an der Sommerzeit festgehalten, sofern sie die Mitgliedstaaten der EU nicht gemeinsam abschaffen wollten. Zwar gab es immer wieder Initiativen einzelner Politiker, die Sommerzeit abzuschaffen, aber keine EU-weite gemeinsame Initiative.

*****e_M Frau
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Themenersteller 
WIR SIND DAS NETZ!!
...aus freitag.de


Alpha-Suferinnen - Wir sind das Netz


Ohne es zu wollen, bestärken Männer wie Frauen den Mythos, das Internet sei ein digitaler Männerspielplatz. Angewandte Heldinnenforschung kann das ändern. Ein Vorschlag
Unser Handeln und Denken wird in hohem Maße von den Erwartungen bestimmt, die wir haben. Erwartungen wiederum sind eine Folge unserer Erfahrungen. Unterbewusst und schnell greift unser Gedächtnis auf sie zurück, und so kann ich beispielsweise diesen Text in einem Affentempo wegtippen. Mein Gehirn weiß, wie die Tasten auf der Tastatur angeordnet sind. Genauso automatisch wie das Tippen laufen Sortierungen in unserem Kopf ab – kurz: unser Schubladendenken. Wir merken oft gar nicht, wenn wir Männer für die besseren Naturwissenschaftler halten oder glauben, dass Frauen schlechter einparken.

In Deutschland ist der stereotype Blogger ein Mann. Er ist weiß, um die 40 Jahre alt und bloggt über „harte“ Themen wie Politik oder Technik. Spreeblick, Netzpolitik und Bildblog stehen repräsentativ dafür. Alles tolle Blogs, keine Frage. Warum aber sind Blogs von Frauen durch die Bank weniger präsent? Warum werden sie weniger verlinkt und fahren längst nicht so viele Einnahmen ein wie die so genannten Alpha-Blogger? Und warum kommen uns Blogs zu „Frauenthemen“ weniger wichtig vor?

Es ist unser Assoziationsgedächtnis, das uns einen Strich durch die Rechnung macht: Begriffe, die ständig zusammen gedacht werden wie „Politik und Männer“, „Mode und Frauen“ oder „Frauen und Gedöns“ sind nur mit viel Mühe umzusortieren. Es ist Gewohnheit, die uns auf die Alpha-Blogs führt, wenn wir Politisches lesen wollen. Man könnte auch sagen: Faulheit.

Netzhabitus – ein männliches Spiel?

Nicht nur die Seite des Empfängers führt in der Internetgesellschaft zu einem Ungleichgewicht in der Sichtbarkeit. Auch die Akteursseite, die Sender, haben an der Produktion von Stereotypen teil: Friedfertigkeit, Genügsamkeit und Zurückhaltung gelten als typisch weiblich und sind im Verhalten von Frauen deutlich häufiger zu finden als bei Männern.

Je weiter die Forschung über Ursachen und Wirkungen der Trennung der Geschlechter im politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Leben voranschreitet, desto mehr reift die Erkenntnis, dass wir es mit starken sozialisatorischen Kräften zu tun haben, die ein Baby vom ersten Schrei an auf eine geschlechtliche Rolle festlegen. Diese Rollen führen dazu, dass Frauen und Männer unterschiedlich stark in Wettkampfsituationen auftreten.

Die Währung des Internets ist Aufmerksamkeit. Wer steht auf Platz 1 der Blogrankings? Wer wird im Fernsehen, Radio und in den „wichtigsten“ Online-Medien zitiert oder interviewt? Wer wird von anderen am häufigsten verlinkt? Und wer darf auf den jährlichen Blogosphären-Stelldicheins reden? Das alles sind Wettkampfsituationen. Natürlich: Hier geht es um nichts Geringeres als um das alte Gerangel um Macht und Deutungshoheiten. Ein Spiel, dessen Regeln Frauen oft nicht so gut beherrschen und manchmal auch nicht beherrschen wollen.

Die „feinen Unterschiede“ zwischen Alpha- und Beta-BloggerInnen entstehen durch einen ganz bestimmten Verhaltenskodex, einen Netz-Habitus, der beherrscht werden will, wenn die monatliche Auszahlung der Aufmerksamkeits-Dividende zufriedenstellend ausfallen soll. Von „Gamma-BloggerInnen“ mal ganz zu schweigen – oder davon, dass Bloggen an sich schon ein recht großes kulturelles Kapital voraussetzt.

Raus aus den Schubladen!Das gilt überall

Nicht nur online sind Frauen weniger sichtbar. Eine umfassende Medien-Studie der Freien Universität Berlin und der Universität Lüneburg hat gezeigt: Nicht einmal jede fünfte Person aus Wirtschaft, Politik oder Wissenschaft, über die in ausgewählten repräsentativen Medien zwischen April und September 2008 berichtet wurde, war weiblich. Gemessen an ihrem Anteil in den betrachteten Berufsgruppen sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. In der Studie kam zudem heraus, dass bei den wenigen Frauen, über die berichtet wurde, der professionelle Status eine untergeordnete Rolle spielte, wohingegen Profession und Männlichkeit in der medialen Darstellung geradezu verschmelzen. So schrieb etwa die Süddeutsche Zeitung „Sakko weg, Krawatte locker, Ärmel hoch. Und dann geht’s los. Frank-Walter Steinmeier brüllt fast vom ersten Wort an in den Saal“ über den einstigen Vizekanzler. Ministerin Gesine Schwan hingegen wird als „die schlanke, hochgewachsene Dame mit dem Lockenkopf, im blutroten Kostüm, schwarzen, hochhackigen Pumps und filigranen Perlenbällchen an den Ohren“ dargestellt.

Gewohnheit und Faulheit sind unsere ärgsten Feinde, wenn wir nach einer bunteren, vielfältigeren und eben auch weiblicheren Blogosphäre streben. Der Wille allein, Stereotype zu ändern, macht uns noch nicht zu Menschen, die jenseits von Stereotypen denken und handeln. Dennoch ist der erste und mit Sicherheit wichtigste Schritt, sie uns bewusst zu machen. Vielleicht ist es auch der schwerste. Unser Assoziationsgedächtnis arbeitet ja unbewusst und automatisch.

Dazu kommt, dass keiner sich selbst gerne als „Arschloch“ sieht. Wenn uns jemand den Spiegel vorhält und uns zeigt, dass wir andere diskriminieren, wird sich alles in uns gegen diese Unterstellung wehren. Wir sind doch die Guten und kämpfen gegen das Böse!

Auf der Blogkonferenz re:publica 2009 war die Frauenquote unter den Vortragenden miserabel. Fast noch schlimmer war aber die Tatsache, dass alle deutschen Bloggerinnen an einen Katzentisch in Form eines Workshops mit dem Titel „Wenn Frauen bloggen“ gesetzt wurden, anstatt – wie die Männer – ein eigenes Panel pro Thema zu erhalten. Kaum eine hat sich dagegen gewehrt. Sich durchsetzen, die Stimme erheben, lautstark den eigenen Standpunkt vertreten – viele Frauen haben nicht gelernt, dass diese „Künste“ unglaublich wertvoll und wichtig sind. Nicht nur, dass solche Verhaltensweisen von Frauen oft als vermeidenswert und unangenehm betrachtet werden; Frauen, die sich selbstverständlich stark verhalten, werden als sozial inkompetent abgestempelt – von Männern wie Frauen gleichermaßen.

So geht das:Schafft digitale Vorbilder

Dagegen, so „Schubladen“-Forscher und Sozialpsychologe Jens Förster von der Universität Amsterdam, helfen nur Vorbilder. Eine einzelne Frau im Männer-Reigen reiche allerdings nicht – sie würde als „Ausnahme“ klassifiziert. Viele müssten es sein – viele digitale Vorbilder.

Wir müssen aber noch einen Schritt weitergehen: Wir müssen die schon existierenden Vorbilder verstärken. All jene Frauen, die klug, intelligent, pointiert, interessant, anders und herzerwärmend bloggen, müssen auch durch uns lauter, sichtbarer und präsenter werden – sonst gehen sie wie die Spitzenfrauen in den herkömmlichen Medien unter. Um es mit den Worten der Herausgeberinnen der Missy zu formulieren: Wenn die digitale Gesellschaft ein Spielplatz ist, „dann sind 80 Prozent dieses Spielplatzes ohnehin schon von Jungs besetzt“. Und „weil wir keine Lust haben, ihnen immer nur beim Spielen zuzusehen, bringen wir jetzt also unser eigenes Gummitwist mit.“ Das Missy Magazine ist die Antwort auf Spex, Intro und Co – die die Popkultur-Szene bisher dominierten. In der digitalen Welt sind Blogs wie maedchenmannschaft.net eine Antwort auf Netzpolitik, Spreeblick und Co.

Wer das Verlernen lernt, ist klar im Vorteil

Seit dem Jahr 2009 hat sich viel bewegt: Noch auf besagter re:publica wurde der Beschluss gefasst, Frauen stärker zu vernetzen. Es gründete sich die „Girl on Web Society“, die Bloggerinnen aus dem deutschsprachigen Raum zusammenführt – online wie offline. Das Projekt girlscanblog.org von Annina Luzie Schmid stellt in regelmäßigen Abständen tolle Blogs von Frauen vor.

Alle Beteiligten müssen sich enorm anstrengen, ihre festgefahrenen Bewertungen umzucodieren. Stereotype und Vorurteile zu verlernen, ist ein langer und schwerer Prozess – erst recht, wenn man seinem Gegenüber nie real, sondern nur digital gegenübersteht. Quoten, gezieltes Heben von verborgenen Schätzen und direkte Vernetzung der mächtigen mit den unsichtbaren Akteuren sind drei wichtige Bausteine auf dem Weg zur digitalen Vielfalt. Machen wir uns auf.


*****e_M Frau
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Mich wunderts nicht....
aus taz.de


Sexualität im Alter - Seniorinnen suchen Dr. Sommer


Zur Beratungsstelle Pro Familia kommen verstärkt ältere Frauen, die über Sexualität reden wollen. Das Team plant eine eigene Anlaufstelle für die neue Zielgruppe. VON ANTJE LANG-LENDORFF


Spätestens seit Andreas Dresens Film "Wolke 9" kein Tabu mehr: Sex im Alter

Der Blick ist sinnlich, voller Begierde. Rückwärts hat sich die Frau auf dem Bett ausgestreckt und schaut nun kopfüber in die Kamera. Schultern und Arme sind nackt. Nur die Brüste hat sie eben noch mit einem Tuch bedeckt. Ein erotisches Bild, wie man es in der Werbung oder in Filmen häufiger zu sehen bekommt. Doch etwas ist anders. Die Frau hat Falten auf der Stirn. Sie ist um die 60 Jahre alt.

Das Foto hängt in einer Ausstellung im Flur der Beratungsstelle für Sexualität und Partnerschaft Pro Familia nahe dem Wittenbergplatz. Es passt zu einem Trend, den die Beraterinnen beobachten: Ältere Menschen gehen mit ihrer Sexualität offensiver um. "Vor fünf Jahren war das noch kein Thema. Heute kommen immer mehr ältere Frauen in die Beratung, um über sexuelle Probleme zu sprechen", berichtet die Psychotherapeutin Susanna Ganarin. Im Jahr 2010 richteten sich bereits 11 Prozent von insgesamt 440 psychologischen Beratungen bei Pro Familia an Menschen über 55 Jahren.

Um dem steigenden Bedarf gerecht zu werden, will das Team in Berlin nun eine eigene Anlaufstelle explizit für Ältere schaffen. Das Konzept für das Projekt sei bereits geschrieben, sagt Ganarin. Jetzt müsse man noch die Finanzierung sichern.

Als Ursache der steigenden Nachfrage sehen die Pro-Familia-Mitarbeiterinnen zum einen demografische Veränderungen: Es gibt schlicht mehr ältere Menschen und damit auch mehr Beratungsbedarf. Sie beobachten aber auch einen Bewusstseinswandel. "Die Generation, die jetzt in die Jahre kommt, hat die Frauenbewegung und die sexuelle Revolution miterlebt", sagt Ganarin. Auch Sexualität im Alter werde deshalb weniger oft weggeschwiegen. Für die Therapeutin eine erfreuliche Entwicklung. Denn ältere Menschen stünden dabei vor besonderen Herausforderungen. "Es fehlt in der Gesellschaft erheblich an einer Wertschätzung älterer Frauen und ihrer Sexualität."

Die Medizinpsychologin und frühere Charité-Mitarbeiterin Beate Schultz-Zehden hat sich mit dem Thema wissenschaftlich befasst. Auch sie kommt zu dem Schluss: Nach wie vor ist Sexualität im Alter "in unserer auf ewige Jugend eingestellten Gesellschaft ein tabuisiertes Thema", schreibt sie in einem Fachbeitrag. "Altern wird von vielen Frauen mit einer kontinuierlichen sexuellen Entwertung erfahren." Studien zeigten, dass mit dem Älterwerden zwar häufig ein Libidorückgang und eine Abnahme der sexuellen Aktivität einhergehe, so Schultz-Zehden. Doch dafür könnten neben den körperlichen Ursachen auch psychologische Gründe eine Rolle spielen - etwa Vorurteile, die bei den Betroffenen zu Befangenheit führten.

In den Beratungsgesprächen haben die Mitarbeiterinnen von Pro Familia mit ebendiesen Problemen zu tun. Häufig fragten sich die Frauen, wo sie einen neuen Partner kennenlernen könnten, berichtet Ganarin. "Es gibt bei Älteren eine größere Hemmschwelle, zum Beispiel über das Internet aktiv zu werden." Andere klagten über die eigene Unlust. "Sie glauben, man muss Sex haben, sie stehen unter Leistungsdruck", erzählt die Beraterin Frauke Petras. Wieder andere litten unter den Erektionsstörungen ihres Partners.

Manche entdecken im Alter ihre Sexualität auch neu. Eine über 60-Jährige, die seit Langem verheiratet ist, habe bei einer Affäre mit einem jüngeren Mann zum ersten Mal einen Orgasmus erlebt, berichtet Petras. Sollte sie mit ihrem Mann darüber sprechen? "Diese Frau war völlig verwirrt." Eine andere Klientin verliebte sich in eine Frau, erzählt Ganarin. "Die Familie war schon geschockt, dass die Oma plötzlich lesbisch war."

Die Beraterinnen unterstützen all diese Frauen dabei, die eigenen Bedürfnisse zu akzeptieren und selbstbewusst mit ihnen umzugehen - trotz Falten und eines alternden Körpers. Ganarin sagt: "Sex ist und bleibt oft ein lebenslanges Bedürfnis. Auch mit 90 Jahren kann das noch ein erfüllendes Thema sein."


*****e_M Frau
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17.4.11 - arte-Themenabend rund um den Tango
Sonntag den 17. April 2011
Arte 20:15 Uhr - Man muß mich nicht lieben

Ein alternder und schwermütiger Gerichtsvollzieher verliebt sich bei einem Tango-Kurs in eine jüngere Frau. Doch die steht eigentlich kurz vor der Hochzeit mit einem verhinderten Künstler...

Bittersüsses und subtiles Liebes-Drama mit leisen, ironischen und schmerzlichen Tönen. Gelungenes Spielfilmdebüt von Regisseur Stephane Brizé, das atmosphärisch von einigen Kritikern mit 'Lost in Translation' verglichen wird.

Im Rahmen eines Arte-Themenabends mit Geschichte und Geschichten rund um den Tango.

Siehe auch die Dokumentation 'Liebe zu Dritt' um 0 Uhr 20.
****rie Frau
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arte-Themenabend rund um den Tango

*freu2* *freu* Danke für DEN Tipp!!!
*****e_M Frau
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Themenersteller 
@Havarie
Aber gerne doch.....*blume*

LG, Odette
*****e_M Frau
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Themenersteller 
re:publica
wikipedia schreibt dazu:


Die re:publica ist eine Konferenz rund um das Web 2.0, speziell Weblogs, soziale Medien und die Digitale Gesellschaft. Sie wird seit 2007 jährlich in Berlin veranstaltet. An drei Tagen werden in Vorträgen und Workshops verschiedenste Themenfelder behandelt, von Medien und Kultur über Politik und Technik bis zu Entertainment. Alle Vorträge und Diskussionsrunden werden als Videostream live ins Netz übertragen.

Veranstaltet wird die Konferenz von den Betreibern der beiden deutschen Blogs Spreeblick und Netzpolitik.org. Die Veranstaltungsreihe wird gefördert durch das medienboard Berlin-Brandenburg und die Bundeszentrale für politische Bildung.


netzwertig.com schreibt:

Der mit Abstand beste Vortrag der von Mittwoch bis Freitag in Berlin über die Bühne gegangenen re:publica könnte der von Mathematiker und Philosoph Gunter Dueck gewesen sein. Dueck, der als CTO bei IBM Deutschland tätig ist, sprach am Donnerstag über das “Internet als Gesellschaftsbetriebssystem” und begeisterte Hunderte Zuhörer im Friedrichstadtpalast mit seiner leicht verwirrt wirkenden, aber gleichzeitig äußerst spitzfindigen Analyse der durch die Digitalisierung ausgelösten Veränderungen für die gesellschaftlichen Strukturen.

Ich betone das “könnte”, weil ich nur einen geringen Teil der über 250 re:publica-Speaker miterlebt habe. Ausgehend von Gesprächen mit anderen Konferenzbesuchern sowie von den Reaktionen in meiner Twitter-Timeline glaube ich jedoch, dass Duecks “Darbietung” tatsächlich bei vielen einen der nachhaltigsten Eindrücke hinterlassen hat.

Ein fast vollständiges Video seines Vortrags ist mittlerweile bei YouTube aufgetaucht. Nur einige Minuten am Anfang fehlen, aber Dueck benötigte ohnehin eine Viertelstunde, um zu seiner Gliederung zu gelangen.


Das Video ist auf netzwertig.com verlinkt.
*****e_M Frau
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Wann ist ein Mann ein Supermann?
aus jungle-world.com

In der Hamburger Ausstellung »Traummänner« wird Männlichkeit und das, was von ihr übrig ist, untersucht.


Was genau will die Hamburger Ausstellung »Traummänner«, in der immerhin 50 »Star­foto­grafen ihre Vision vom Ideal« zeigen?

Mit traditionellen Männlichkeitsidealen aufräumen: »Jahrhundertelang hatte sich die Vorstellung vom starken, männlichen Typus in den Hirnen vor allem der Herren der Schöpfung eingenistet, und selbstbewusst hatten sie die Rolle des Ernährers und des Beschützers ausgefüllt. Sie hatten Mammuts gejagt und Kriege geführt und ein Haus gebaut, hatten einen Baum gepflanzt und ein Kind gezeugt«, so Nadine Barth, Kuratorin der Ausstellung, in ihrem Katalogtext. Doch mit Mammut, Krieg und Haus und Baum und Kind sei es nun vorbei, seit »das Wort ›metrosexuell‹ aufkam« und »ein Ruck durch die Gesellschaft« ging, genauer: »Ein Ruck der Verunsicherung«, wie Barth schreibt, »denn nun plötzlich sollten sie ›weicher‹ werden, ›gepflegter‹, ›umgänglicher‹? Sollten sich die Brusthaare rasieren, dieses Zeichen archaischer Kraft, sollten am Herd stehen, Babys wickeln, Hemden bügeln?«


Tatsächlich tauchte der Begriff der Metrosexualität erstmals Mitte der neunziger Jahre auf. Der britische Journalist Marc Simpson hatte ihn für ein neues Phänomen verwendet, das er in seinem Bekanntenkreis beobachtet hatte: den Einzug weiblicher oder homosexuell verstandener Eigenschaften in ein heterosexuelles männliches Milieu. »Der typische Metrosexuelle ist ein junger Mann mit Geld zum Ausgeben, der in oder nahe bei einer Metropole wohnt – denn dort gibt es die besten Läden, Clubs, Fitnessstudios und Friseure. Offiziell kann er schwul, hetero oder bisexuell sein, aber das ist völlig irrelevant, weil er eindeutig sich selbst zum Objekt seiner Liebe macht und das Vergnügen zu seiner sexuellen Vorliebe. Bestimmte Berufe wie Modeln und Kellnern, die Medien, Popmusik (…) scheinen ihn anzuziehen«, schrieb Simpson 1994 im Independent. Der metrosexuelle Mann war eine neue Zielgruppe, mit deren Erforschung in den neunziger Jahren sicherlich viele Werbeunternehmer beauftragt waren. Seine frühesten Idole waren David Beckham und, mit Abstrichen, Liam Gallagher. Die Überlegungen zu dieser vermeintlich neuen Form der Männlichkeit, die sich vor allem durch den Einfluss normativ weiblicher Merkmale auszeichnete, sind als kritischer Ausgangspunkt der Ausstellung gedacht. Zur Kritik taugt das natürlich überhaupt nicht. Man wollte sich von der Norm verabschieden und schafft es nur bedingt. Wie hätte man sich auch Traummannvisionen jenseits von Norm vorzustellen? Um Verallgemeinerungen und kollektive Wunschbilder kommt man hier nicht herum – wozu auch? Kein Foto von einem Mammutjäger hängt somit in der Ausstellung, keines von einem Häuslebauer und Baumpflanzer.

Stattdessen werden jede Menge Alternativen angeboten. Vertreten sind in der Hamburger Ausstellung zahlreiche Aufnahmen der ganz großen männlichen Stars aus Kultur und Politik. Betritt man die Schau, muss man zunächst unweigerlich an Martin Schoellers berühmten Starportraits vorbei und findet sich Barack Obama gegenüber, der von Brad Pitt und Justin Timberlake zur einen und Zinedine Zidane und George Clooney zur anderen Seite flankiert wird. Schoellers großformatige Portraitfotografien haben natürlich etwas von Heiligenikonen, sie behaupten eine Art überirdischer Größe, bringen die Stars aber auch mit den gleichen Mitteln – Format und Schärfe – wieder auf den Teppich, indem sie Falten, Pickel und spröde Lippen sichtbar werden lassen. Dass die vielleicht naheliegendsten Stars hier in der Traummmännerschau gleich zu Beginn auftauchen, verhindert zumindest ihre Wiederkehr als wie auch immer gearteter Höhepunkt an einer späteren Stelle.

Wie einen wahren Heiligen inszeniert Bryan Adams in seinen Aufnahmen etwa Ben Kingsley. Zwei hochformatige Abzüge zeigen den Schauspieler, wie er in vergeistigter Pose vor gleißendem Hintergrund über einen Teppich schreitet. Kingsleys kahler Schädel, der spitze Bart und seine schwarze Kutte verstärken das Bild. Das Fotografenduo Kirchknopf und Grambow schließlich schoss von den beiden Jesusdarstellern der Oberammergauer Passionsspiele, Andreas Richter und Frederik Mayet, eine Serie Modefotos – Kunstblut und Dornenkrone inklusive. Der Traummann Jesus leidet in Schwarzweiß mit nacktem muskulösen Oberkörper und Designerjeans.

Selbstverständlich kommt dem Körper innerhalb der Ausstellung eine besondere Rolle zu. Handelt es sich bei Barack Obama und Ben Kingsley wohl vorrangig um eine Art geistige Größe oder Macht, durch die sie zu Idealen erhoben werden, besticht der Rapper Kanye West auf Ralph Meckes Farbaufnahmen wohl einzig durch seinen Körperbau. Mecke macht die Inszenierung der Körper selbst zum Thema seiner Arbeiten. Von ihm ist auch eine Aktaufnahme des Tänzers Benjamin Pech zu sehen. Pechs ebenfalls sehr muskulöser Körper unterscheidet sich in seiner Darstellung erheblich von der des Rappers. Indem Meckesbei der Art der Beleuchtung und der Farbgebung sich hier an Bildern der Renaissance orientiert, bekommt Pechs Körper, verstärkt noch durch eine tänzerische Bewegung, etwas sehr Erhabenes. Auf einem dritten Foto schließlich, das den Titel »Andre & Guest« trägt, zeigt Mecke einen in einem Sessel liegenden Mann, der in einem fleischfarbenen Gummikostüm mit Brüsten und Schamlippen steckt, quasi als nackte Frau verkleidet ist. Solcherart weitergehende Arbeiten, die sich einer positiven Bestimmung des Traummannes versperren, sind in der Ausstellung zwar selten, kommen aber durchaus vor. Elisabeth Toll porträtiert in ihrer Serie »Legionäre« Angehörige verschiedener Armeen. Von jedem Militär fertigte sie dabei zwei Aufnahmen an: in Uniform und in Freizeitkleidung, Pyjama oder Morgenmantel. Selbst wenn die Körperhaltung meist beibehalten wird, verändert sich der Eindruck, den man vom Körper und schließlich der gesamten Person gewinnt, auf fundamentale Weise.

Am Ende der Ausstellung haben die Besucher die Möglichkeit, an einer dafür vorgesehenen Wand ein Bild ihres ganz persönlichen Traummannes anzubringen. Hier wird das Mittelmaß schließlich zur normativen Macht: Auf Computerausdrucken sieht man langweilige Ehemänner und Familienvatis in schlechtsitzender Kleidung vor ihrem Ikeamobiliar. Das Bekenntnis zu dieser Realität ist der Verzicht auf den Traum, der in der Welt der Stars enthalten ist.

Traummänner. Bis zum 22. Mai in den Hamburger Deichtorhallen

*****e_M Frau
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Xanadu
aus welt.de

Denver-Clan der Pornowelt

Frivolität und kranke Psychologie: Die Arte-Serie "Xanadu" porträtiert ein Familienimperium der Sexindustrie


Manchmal bekommt man das Gefühl, ein düsteres Nebenprodukt von "Lost" zu sehen

Als erstes zieht sich eine junge Dame aus. Als zweites schaut ein weißhaariger Mann den Tränen nah aus dem Fenster. Zwischen diesen beiden Polen wird sich acht Folgen lang "Xanadu" bewegen, eine Familiensaga über die Pornobranche, die am Samstag auf Arte anläuft. Der Alte (Jean-Baptiste Malartre) ist der Patriarch eines Porno-Imperiums. Die Nackte, die er gerade auf einem alten Video ansieht, war seine längst gestorbene Pornostar-Entdeckung der Siebziger - und spätere Mutter seiner Kinder.

Um den herrschsüchtigen Paten entspinnt sich eine Art "Denver-Clan" der Pornowelt. Alex Valadine ist dabei der Patriarch, der dreißig Jahre lang edle Kunstpornos drehen ließ und sich dem neuen Trend zum "Gonzo-Film" ohne Story verweigert. Sein Sohn Lapo (Swann Arlaud) ist der Träumer der Familie, dreht mit Handkamera auf seinem Dachboden und leidet an verschiedensten Störungen. Der andere Sohn, Laurent (Julien Bosselier, Hauptdarsteller aus Jo Beiers "Henry IV"), zwanghaft und spießig, wird gleich in Folge eins niedergeschossen und liegt erst einmal im Koma. Bleibt die Tochter Sarah (Nathalie Blanc), die Pornos hasst und nun doch versucht, den Konzern wieder aufzubauen. Und, natürlich, alle hassen einander.

Ein unfreiwilliger Psilocybin-Rausch im Wald, zwei Vergewaltigungen, ein Amoklauf auf einer Kunstausstellung und eine Kugel, die durch den Kopf eines besessenen Pornofans geht, ziehen durch die ersten beiden Folgen.

Alle paar Folgen kippt das Profil einer Figur, bis sogar der bissige Patriarch sanftmütig wird und Sex-Lehrfilme für Schwangere drehen will.

Filme über die Pornowelt erreichen mit dieser Serie eine dritte Phase. Am Anfang, mit "Boogie Nights" von 1997, überwog noch die Faszination, überhaupt das verbotene Thema anzufassen. Dann kamen mit "Sex Life in L.A." oder "Inside Deep Throat" eher skandalisierende Filme und erhoben die dunkle Seite der Branche zum Thema. Mit "Xanadu" ist der Porno nun einfach nur ein Geschäft.

Die Bilderwelten wirken hier so elegant wie spröde. Da ölt sich der Star eines Drehs entnervt und sehr unerotisch sein Genital ein, oder plötzliche Blutungen stören einen Dreh.

"Xanadu" führt mitten in eine vergiftete Welt. Ein paar verstörende Symbole tauchen immer wieder auf, als schwebte der Geist von David Lynch über der Geschichte. Manchmal bekommt man das Gefühl, ein düsteres Nebenprodukt von "Lost" zu sehen. Eine Paraphrase über die Einsamkeit des Menschen, angereichert mit viel Sex und Familienzwist. Dies ist, ganz französisch, der erste Film Noir über das Pornogeschäft.

Xanadu läuft auf Arte, jeden Samstag 22.30 Uhr (ab 30.04.11)

*****e_M Frau
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TV-Tipp 10.05.11 - 3sat - 22.25h



Die Lust der Frauen


Ein Film über fünf Frauen über 60, die Sex wollen.

Sie berichten im "dok.film: Die Lust der Frauen" vom täglichen Kampf, zum eigenen Begehren zu stehen und gewonnene Freiheiten aufrecht zu halten.Da ist die Gstandene, die Zarte, Witzige, die Laszive, die Lesbe. Die ganze Bandbreite, wie bei den Jungen. Frauen, die sagen: so nicht. Oder so schon. Frauen, die nachgedacht haben, ob die Rolle der Bedürfnislosen, die die Gesellschaft ihnen zuweist, eigentlich irgendwas mit ihnen persönlich zu tun hat. Immerhin sind die Kinder bereits aus dem Haus und die Ehen teilweise auch schon erledigt. Die Menopause sowieso. Und doch, wenn sie es genau an sich erspüren, dann bemerken sie es. Sie wollen ihn noch, den Sex.

Und sie haben ihn auch - und zwar in der Qualität, die sich auftut, wenn das Leben einen geschliffen hat. Weil sie dort angekommen sind, wo Sex und Sinnlichkeit nicht mehr mit Jugend und Schönheit gekoppelt sind. Oder gar verwechselt werden.
*****e_M Frau
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Schirn-Kunsthalle Frankfurt
Haris Epaminonda. Filme
13. Mai - 31. Juli 2011


Die Schirn zeigt eine Einzelausstellung der jungen zyprischen Künstlerin Haris Epaminonda (geb. 1980).

Im Zentrum ihrer Arbeiten steht das Verfahren der Collage, das sie durch die Kombination von Bildern, Filmen, Fotografien, Skulpturen und anderen vorgefundenen Gegenständen zu vielschichtigen Rauminstallationen weiterentwickelt. Alle Bild-, Film- und Raumkompositionen der Künstlerin zeichnen sich durch eine verwandte Sensibilität und Struktur aus. In ihren Filmen, die neben der Fotografie eine wichtige Rolle spielen, bedient sie sich nicht nur der bestehenden Bilderwelt, sondern greift auch auf ihr eigenes Formen- und Motivarchiv zurück – Sequenzen, die sie auf Reisen, im Studio und aus Büchern mit einer Super-8-Handkamera aufgezeichnet hat. Ganz bewusst verzichtet Epaminonda auf jegliche Hinweise auf Zeit, Herkunft und Bedeutung ihrer aus unterschiedlichsten Quellen stammenden Objekte. Der Betrachter wird auf sich selbst und seine Assoziationen zurückgeworfen.



Für ihre erste Ausstellung in der SCHIRN hat Epaminonda einen eigenen Filmraum mit sieben, bisher nicht ausgestellten Projektionen geschaffen. Die Vorgehensweise bleibt auch in diesen neu produzierten Filmen fragmentarisch. Die bewegten aneinandergereihten Bilder sind allein durch ihre ästhetische Stimmung und repetitive Motivik miteinander verknüpft. Epaminondas subtile und dennoch seltsam gefühlsbetonte Sprache eröffnet einen imaginären Raum, in dem man sich, während man sich durch die Ausstellung bewegt, in einer eigenen Welt der Beziehungen und Gesten verlieren kann. Untermalt von einem meditativen Raumklang des französisch-britischen Experimentalduos „Part Wild Horses Mane On Both Sides“, wähnt sich der Betrachter inmitten eines vielschichtigen begehbaren Klangbilds.




*****e_M Frau
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Von der Erotik der Rakete
..aus der TAZ

Deine zarte Haut, deine kalten Nippel


Wie die Rakete in der Geschichte und der Literatur Männerfantasien mit tödlich-erotischer Stahlspitze durchbohrt.


Trotz ihrer phallischen Form sind Raketen weiblich. "Die ging ab wie eine Rakete," sagen Männer gerne, wenn sie über eine Frau reden, mit der ihnen das Vögeln Spaß machte.

Der "Vater aller Raketen" - Wernher von Braun - galt dann auch als ein großer Frauenheld. Kürzlich kam jedoch heraus, dass er ein schlechter Raketenbauer war: Eine Forscherin fand im Nachlass eines Mathematikers, der in Peenemünde an der Entwicklung der Vergeltungswaffe V 2 mitarbeitete, Hinweise darauf, dass von Braun nach mehreren Fehlstarts gar nicht mehr an der Weiterentwicklung der Rakete beteiligt war.

Die Amerikaner hatten ihn und sein Nazi-Team 1945 als vermeintliche "Experts" verpflichtet, zukünftig für sie weiter Raketen zu bauen, während den Sowjets nur die zweite Riege der "Peenemünder" - eine Gruppe um den Lenksystemtechniker Helmut Gröttrup - in die Hände gefallen war. Aber diese Riege war besser, denn die erste ist im deutschen Ingenieurwesen "bloß" für die Repräsentation und den Kontakt zu den vorgesetzten Dienststellen zuständig. Und so gelang es den Sowjets, den Amerikanern 1957 einen "Sputnikschock" zu bescheren und dann auch noch den ersten Menschen ins All zu schießen.

In Peenemünde wurde kürzlich eine Sonderausstellung über "Juri Gagarin - 50 Jahre bemannte Raumfahrt" eröffnet. Seit der Wende ist die dortige V 2-Versuchsanlage ein "Historisch-technisches Museum" - und ein Publikumsmagnet ersten Ranges. "Einerseits hinsichtlich des ersten Starts einer Rakete ins All im Oktober 1942 als Geburtsort der Weltraumfahrt gefeiert, andererseits von 1936 bis 1945 Produktionsstätte für Terrorwaffen und Massenvernichtungsmittel", heißt es dazu im "Museen-Info" von Mecklenburg-Vorpommern. "Holidaycheck" rät Besuchern: "Zeit und Geduld mitbringen! Könnte für Kinder langweilig werden."

Auch für Frauen, die in Begleitung von Männern Peenemünde besuchen: Während sie gelangweilt oder ungeduldig auf den Bänken sitzen, sind jene hin und weg von der Raketentechnik und streichen zärtlich über die Haut des dort ausgestellten V 2-Nachbaus. Die glatte, kühle Erotik eines für den einmaligen Abschuss in den Himmel vorgesehenen Stahlkörpers macht ost- wie westdeutsche Männer gleich kirre.


Diese Männer können zwar nicht ficken – aber töten


Zuletzt hat der Dichter und Sänger Jewgeni Jewtuschenko (in: "Stirb nicht vor deiner Zeit") auf dieses merkwürdige Objekt männlich-militärischer Begierden hingewiesen - und einen am Putsch gegen Gorbatschow beteiligten Afghanistan-Veteranen, der ein bekannter sowjetischer Schriftsteller geworden war, zitiert: "Ich spürte in der Finsternis an meiner Handfläche den schneeweißen Frauenkörper der Kampfrakete.

Anfangs war sie noch kühl, aber je mehr ich sie streichelte, desto wärmer und wärmer wurde sie, ihre Hüften schienen schwer atmend vor unausgesprochener Leidenschaft zu vergehen, und es schien mir, als würde ich auf dem Körper der Rakete unter meinen Fingerkuppen gleich die Wölbungen der in Erwartung meiner Berührung aufgerichteten Brustwarzen spüren." Der "Frauenversteher" Jewtuschenko zitiert diese Stelle, um, mit Heiner Müller gesprochen, anzudeuten: Diesen Männern - Militärs - ist das Missgeschick passiert, dass sie zwar nicht ficken - aber töten können.

Dem US-Schriftsteller Thomas Pynchon kommt das Verdienst zu, als Erster den Zusammenhang von Männersexualität und Raketentechnologie herausgearbeitet zu haben: Der Held seines Romans "Gravitys Rainbow", Slothrop, wird noch während der Kämpfe um Berlin auf die Spur der Nazi-Wunderwaffe (und eines neuen erektionsfähigen Plastematerials) in Richtung Peenemünde gesetzt, nachdem Geheimdienste der Alliierten herausgefunden haben, dass überall dort, wo Slothrop in London mit einer Frau Geschlechtsverkehr hatte, wenig später eine deutsche V 2-Rakete einschlug.

Was sich wie ein durchgeknallter amerikanischer Roman liest, ist in Wahrheit detailgenaueste Rekonstruktion: Dem ehemaligen Flugzeugingenieur Pynchon stand dafür Archivmaterial zur Verfügung, das erst zwölf Jahre nach Veröffentlichung seines Romans ("Die Enden der Parabel" auf Deutsch) freigegeben wurde. Ihre dokumentarische Bearbeitung durch eine Frau, Linda Hunt, führte dann 1985 dazu, dass einige nach dem Krieg für das US-Militär tätig gewesenen "Peenemünder" nach Deutschland zurückkehren mussten.


Wo er hinkam und Geschlechtsverkehr hatte, regnete es Bomben


Selbst Pynchons kritisch-paranoisches Einstiegskonstrukt einer Deckungsgleichheit zwischen Slothrops privater Sextopografie von London und den dortigen V 2-Einschlägen hat einen quasirealen Hintergrund: das drei Jahre vor seinem Roman veröffentlichte "Selbstporträt" des österreichischen Juden Jakov Lind (1983 im Wagenbach Verlag erschienen). Lind "flüchtete" 1943 mit einem holländischen Pass, in dem er "Overbeek" hieß, auf einem Duisburger Binnenschiff in das Deutsche Reich. Dabei machte er die Entdeckung, dass es überall, wo er hinkam und wo er meist auch Geschlechtsverkehr hatte, Bomben regnete: "Mein bloßes Erscheinen setzte Luftmarschall Harris Geschwader in Bewegung. Ich war der Superagent, im Hirn einen Hochleistungssender mit Richtstrahlen zum alliierten Oberkommando. Diese Wahnvorstellung bestimmte meine Existenz."

Lind-Overbeek muss einen Tripper in Boppard kurieren: Prompt wird Boppard bombardiert, das Gleiche geschieht dann in Koblenz und schließlich in Gießen, wo sämtliche Schutzräume des Krankenhauses getroffen wurden: "In dieser Nacht wurde Gießen ausradiert, und auf meinen Kopf fiel ein Stück Zement von der Größe eines Fingernagels." Ende 1944 wird Lind aus dem Marburger Krankenhaus als gesund entlassen, zusammen mit einem gewissen Kolberg, der Leiter einer metallurgischen Firma ist, die im Auftrag des Luftfahrtministeriums neue Werkstoffe für die Raketenherstellung prüft. Kolberg stellt Lind zunächst in seiner Dillenburger "Baracke Mittelfeld" ein und nimmt ihn anschließend mit nach Berlin ins Reichsluftfahrtministerium, zuletzt nach Hamburg, von wo aus Lind dann nach London emigrierte.

Am Infostand des Peenemünde-Museums erwarb ich das Buch "Insel ohne Leuchtfeuer" von Ruth Kraft, das 1959 in der DDR erschien und dort ein Bestseller war. Die Autorin war 1940 vom Arbeitsdienstlager weg als "Rechnerin" zur Heeresversuchsanstalt nach Peenemünde verpflichtet worden: "Wir lebten dort sehr freizügig und in herrlicher Landschaft. Es bildeten sich Freundeskreise. Viele Männer, Ingenieure und Wissenschaftler waren ja Junggesellen und meist vier bis sechs Jahre älter als die Mädchen." Ein Großteil ihres Buches befasst sich mit den Liebesabenteuern der freiwilligen und dienstverpflichteten Mädchen - auf Partys, Segeltörns in den Greifswalder Bodden, bei Ausflügen zum Festland und Rendezvous am Strand.

Dabei gibt es mitunter erstaunliche Parallelen zu Thomas Pynchons Peenemünde-Roman. Wenn Ruth Kraft ( "Eva") etwa eine nachlassende Verliebtheit mit Begriffen aus der Raketentechnik beschreibt: "Es war wie in einem Leitstrahl, aber jetzt kam die Umlenkung. Was sie noch vor einem halben Jahr in die Mitte getroffen hätte, berührte sie gerade so, wie auf ihrem Millimeterpapier die Tangente die Parabel streift." So viel zum fatalen deutschen Ingenieurdenken.

*****e_M Frau
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Orgasmus im MRT-Scanner
"Our intrepid reporter performs an intimate act in an fMRI scanner to explore the pathways of pleasure and pain."

So leitet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist" einen Erlebnisbericht der Journalistin Kayt Sukel ein, die an einem Experiment aus der Gehirnforschung teilnahm. Sukel hatte sich einem Projekt zur Verfügung gestellt, bei dem mittels funktioneller Magnetresonanztomographie festgestellt wird, welche Aktivitäten sich im Gehirn während eines Orgasmus abspielen. Sehr interessante übrigens, wie das Experiment zeigte: Unter anderem wird dabei ein Bewusstseinszustand erreicht, der keinem anderen ähnelt.

Der betreffende Bericht hat sich im Verlauf der Woche zum meistgelesenen des Magazins entwickelt. Hier ist er:

Our intrepid reporter performs an intimate act in an fMRI scanner to explore the pathways of pleasure and pain

WITH a click and a whirr, I am pulled into the scanner. My head is strapped down and I have been draped with a blanket so that I may touch my nether regions - my clitoris in particular - with a certain degree of modesty. I am here neither for a medical procedure nor an adult movie. Rather, I am about to stimulate myself to orgasm while an fMRI scanner tracks the blood flow in my brain.

My actions are helping Barry Komisaruk at Rutgers University in Newark, New Jersey, and colleagues to tease apart the mechanisms underlying sexual arousal. In doing so, not only have they discovered that there is more than one route to orgasm, but they may also have revealed a novel type of consciousness - an understanding of which could lead to new treatments for pain (see Top-down pain relief).

Despite orgasm being a near-universal human phenomenon, we still don't know all that much about it. "The amount of speculation versus actual data on both the function and value of orgasm is remarkable," says Julia Heiman, director of the Kinsey Institute for Research in Sex, Gender and Reproduction in Bloomington, Indiana.

It is estimated that one in four women in the US has had difficulty achieving orgasm in the past year, while between 5 and 10 per cent of women are anorgasmic - unable to achieve orgasm at all. But without precise data to explain what happens during this experience, there are few treatment options available for women who might want help.

Komisaruk is interested in the time course of orgasm, and particularly when an area of the brain called the prefrontal cortex (PFC) becomes active. The PFC is situated at the front of the brain and is involved in aspects of consciousness, such as self-evaluation and considering something from another person's perspective.

Komisaruk's team recently found heightened activation in the PFC during female climax - something not seen in previous studies of the orgasm. Surprisingly, this was also the case in individuals who can achieve orgasm by thought alone. With fantasy and self-referential imagery often reported as being part of the sexual experience, Komisaruk and colleagues wondered if the PFC might be playing a key role in creating a physiological response from imagination alone. That is why I am here.

Komisaruk instructs me to tap my thumb with my finger for 3 minutes, then to simply imagine my finger tapping my thumb for the next 3 minutes as fMRI tracks where blood is flowing in my brain. Immediately after, I follow the same cycle with Kegel exercises - brief squeezes of the pelvic floor muscles - and then clitoral touches. I'm then asked to self-stimulate to orgasm, raising my free hand to indicate climax. Despite the unique situation, I am able to do so without too much trouble.

Over 30 areas of my brain are activated as I move from start to finish, including those involved in touch, memory, reward and even pain (see "Orgasm snapshot"). As Komisaruk expected, the imagined clitoral touches and Kegel exercises activated the same brain areas as real ones, albeit with somewhat less blood flow. The PFC, however, showed more activation when touches and pelvic squeezes were imagined compared with those that were real. He suggests this heightened activation may reflect imagination or fantasy, or perhaps some cognitive process that helps manage so called "top-down" control - the direct regulation by the brain of physiological functions - of our own pleasure. The team presented their results at the Society for Neuroscience annual conference in San Diego in November 2010.

However, when Janniko Georgiadis at the University of Groningen in the Netherlands, and colleagues, performed similar experiments they found that the same brain region "switched off" during orgasm. Specifically, they saw significant deactivation in an area of the PFC called the left orbitofrontal cortex (OFC).

Altered state
Georgiadis argues that the OFC may be the basis of sexual control - and perhaps only by letting go, so to speak, can orgasm be achieved. He suggests this deactivation may be the most telling example of an "altered state of consciousness" and one not seen, as yet, during any other type of activity.

"I don't think orgasm turns off consciousness but it changes it," he says. "When you ask people how they perceive their orgasm, they describe a feeling of a loss of control." Georgiadis suggests that perhaps orgasm offsets systems that usually dominate attention and behaviour. "I'm not sure if this altered state is necessary to achieve more pleasure or is just some side effect," he says. It is possible that the inability to let go and reach this altered state may be what prohibits individuals with anorgasmia from reaching climax.

There may be a simple explanation for the discrepancies between Georgiadis's and Komisaruk's work - they may represent two different paths to orgasm, activated by different methods of induction. While participants in Komisaruk's studies masturbated themselves to orgasm, those in Georgiadis's were stimulated by their partners. "It is possible there is a difference between someone trying to mentalise sexual stimulation as opposed to receiving it from a partner," says Georgiadis. Perhaps having a partner makes it easier to let go of that control and achieve orgasm. Alternatively, having a partner may make top-down control of sensation and pleasure less necessary to climax.

"This kind of research is incredibly useful," says Heiman. "Orgasm is tied into the brain's reward system and likely other important systems as well. There is much we can learn about the brain, about sensation, about how pleasure works and probably much more from this one physical response."

Komisaruk agrees. He hopes to one day use neurofeedback to allow women with anorgasmia to view their brain activity in real time during genital stimulation. The hope is that this feedback may help them to manipulate their brain activity to bring it closer to that of an orgasmic pattern of activity. He also believes that further study of the orgasm - and the PFC's role - will offer much needed insight into how we might use thought alone to control other physical sensations, such as pain. "There's a lot of mystery in this one intense human experience that is just waiting to be figured out," he says.

Orgasm snapshot
Click here to see what Kayt Sukel's brain looks like at the moment of orgasm. The scan is a sagittal section, essentially a profile shot, that shows one moment in time in different "slices" through the brain.

The coloured dots represent blood flow. Cooler colours show less blood flow and less activation. Warmer colours mean more activation.

You can see from the extent of activity that an orgasm is a whole-brain experience. Activation in the prefrontal cortex (A) is clearly visible, as well as activity in the anterior cingulate cortex (B), thought to be involved in the experience of pain.

Top-down pain relief
The orgasm is a strong analgesic. With brain-activation studies of orgasm showing unique patterns of activation in regions implicated in attention, self-awareness and consciousness, researchers believe its study may also help with the control of pain.

"Orgasm is a special case of consciousness," says Barry Komisaruk at Rutgers University in Newark, New Jersey. "If we can look at different ways of inducing orgasm, we may better understand how we can use top-down processing to control what we physically feel."

People who suffer from chronic pain conditions can be coached to relieve some of their symptoms through such top-down techniques, says Kenneth Casey at the University of Michigan in Ann Arbor. That is, they can use high-level mental processes to modulate what they feel physically. "The placebo effect is an easy example of practical top-down control. You believe you are taking a pill that will help and somehow it does," he says. "In my experience, simply telling a patient that the pain they are experiencing is not harmful has an analgesic effect."

Researchers from Stanford University in California recently showed that individuals were able to control pain by watching real-time activity of a brain area called the rostral anterior cingulate cortex (ACC) and then mentally adjusting it. The ACC is also activated in orgasm.

A better understanding of what these brain areas are doing in situations of pain and pleasure, Komisaruk argues, may open the door for improved top-down techniques to modulate both.

*****e_M Frau
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Themenersteller 
Pornographie der frühen Neuzeit
aus faz.net vom 25.05.11


Sex ist kein Selbstzweck


Wer so am Kanon der Angemessenheiten rüttelt, muss sich nicht wundern, wenn er darunter begraben wird: Sebald und Barthel Beham galten immer als gottlose Pornographen.

Eine Ausstellung in Nürnberg feiert sie jetzt als respektlose Genies.
Von Peter Richter


Die Druckgrafik der Brüder Sebald und Barthel Beham aus Nürnberg ist in ihrer Drastik und Obszönität selbst für das derbe deutsche 16. Jahrhundert außergewöhnlich. Man hat ihre Bauernszenen, ihre übersexualisierten Miniaturen, ihre detailreich in Holz geschnittenen Sauereien abwechselnd als Solidaritätsadressen an die Akteure der Bauernkriege interpretiert und als städtische Moralkritik am primitiven Landvolk; mal hat man antikatholische Propaganda in ihnen gesehen, dann wieder scharfe Abrechnung mit den Lutheranern. Keine These blieb ohne Gegenthese. Üblicherweise schreitet die Kunstgeschichte an so einem Punkt zur Synthese, sie entdeckt Polyvalenzen, die Gleichzeitigkeit der Lesbarkeiten, und am Ende haben alle recht.

Damit hält sich die große Beham-Ausstellung, die jetzt im Nürnberger Dürerhaus gezeigt wird, allerdings nicht auf; im Gegenteil, sie setzt, auf Studien des Sonderforschungsbereichs „Transzendenz und Gemeinsinn“ an der Technischen Universität Dresden fußend, dem Stand der Dinge noch ein paar hinreißende Volten obenauf. Es passiert demnach noch wesentlich mehr in diesen Bildern, als man dachte, und selbst das ist ja schon mehr, als man eigentlich verkraften kann.


Wenn Sebald Beham etwa die Flucht Josefs vor der Frau des Potiphar schildert, dann rennt Josef nicht einfach nur davon, er hat vor allem eine beträchtliche Erektion dabei. Früher wurde für solche Details die „vulgäre Gesinnung“ der Behams verantwortlich gemacht, in Nürnberg stellt es sich als didaktisches Mittel und kenntnisreiches Zitat dar. In Behams direktem Vorbild, einem Stich des Marcantonio Raimondi nach Raffael, wurde von der sinnlichen Erregung noch verschämt über den Umweg einer beigestellten Herme erzählt, die einen Satyr zeigt - sozusagen die gelehrte Verschlüsselung dessen, was Sebald Beham unverblümt in Fleisch, Blut und Schwellkörper bezeichnet. Die Drucke der Nürnberger verhalten sich zu ihren italienischen Referenzen, so könnte man die These der Ausstellung zusammenfassen, generell wie herzhaftes Luther-Deutsch zum prätentiösen Kirchenlatein. Nicht nur, dass sie Bildungsschranken abbauen, die sie denen, die auf so etwas Wert legen, gleichzeitig präsent halten; die sexuelle Drastik wird hier sogar als Vehikel christlicher Homiletik gelesen, als moralisches Lehrmittel: Während der alttestamentliche Held der Frau des Pharaos in seiner körperlichen Hin- und Hergerissenheit nur ins Gesicht schaut, blickt ihr der Betrachter, ob er will oder nicht, direkt ins entblößte Geschlecht und muss sich fragen, wie es denn im Vergleich mit seiner eigenen Tugendhaftigkeit aussieht.

Über das Fleischliche ins Gewissen reden
Mit allen Mitteln der Rezeptionsästhetik wird der Betrachter hier ins Bild geschoben und zum entscheidenden Akteur gemacht. Die Begründer der deutschen Pornographie entpuppen sich verblüffend als vorwurfsvolle Moraldidaktiker. Wenn der berühmte Satz von Susan Sontag, wonach die Parodie von Pornographie immer noch Pornographie sei, auch für sie schon gilt, dann war das zumindest ein umsichtiges Geschäftsmodell, weil es im Prinzip jeden bediente - den Voyeur genauso wie denjenigen, der sich sittlich darüber entrüstet.

Zum Thema

„Unsere Moderne“ in Karlsruhe: Die nackte Armut ist nicht modern
Dass sich nichts so gut verkauft wie das, wovor man vorgeblich warnt, das ist das eine. Die Pointe der Ausstellung ist aber die, dass die Blätter umgekehrt funktioniert haben sollen: Das Sexuelle und das Skatologische - um einmal die vornehme Diktion des Katalogs für die besonders unvornehmen Stellen auf den Bildern zu übernehmen -, sie stünden hier im Dienste einer dezidiert christlichen Rhetorik, eines sermo humilis, also einer Rhetorik des Niedrigen.

Die Kuratoren sehen hier eine „silenische Poetik“ am Werk, wie sie Erasmus von Rotterdam in seinem „Sileni Alcibiadis“ gefeiert hatte: Es geht um das „Silenische“, das Bocksbeinige, geradezu Tierhafte, welches Alkibiades in Platos „Gastmahl“ dem Sokrates nachsagt - eine äußerliche Hässlichkeit, durch die Geist, Weisheit, Anstand und andere Schönheiten des Inneren noch gesteigert würden. Erasmus hatte in diesem Sinne Jesus als größten aller Silene bezeichnet. Auf die Werke der Behams übertragen würde das heißen: Je lasziver, desto frommer! Der Sex ist zumindest - und darin wären sie wenigstens ein einziges Mal sogar auf einer Linie mit dem Vatikan - kein Selbstzweck. Er dient als Mittel, den Leuten über das Fleischliche ins Gewissen zu reden.

Eine um neunzig Grad gedrehte Karikatur
„Die gottlosen Maler von Nürnberg“ sind die Brüder immer wieder genannt worden, weil sie 1525 mit zwei weiteren Angeklagten aus ihrem Umfeld einen Blasphemie-Prozess überstehen mussten, der, als sie weiterhin Zweifel gegenüber Gott, Kirche und Sakramenten äußerten, mit ihrer zeitweiligen Verbannung endete. Es ist inzwischen üblich geworden, dahinter keinen Agnostizismus oder gar Atheismus mehr zu sehen, sondern eine Hinwendung zu einem besonders skeptischen Protestantismus. Die „gottlosen Maler aus Nürnberg“ waren demnach gar nicht unbedingt gottlos, sie waren vor allem subversiv. Genau genommen waren sie ja auch gar keine Maler, sondern Grafiker, also Agenten einer modernen Ästhetik des Zitats und seiner Verfremdung. Die Frage, die sie aufwerfen, wäre daher die, ob auch die Parodien von renaissancistischer Hochkultur es verdienen, selbst als solche gewürdigt zu werden.

Da ist zum Beispiel die „Nacht“ von Sebald Beham, wieder so eine Miniatur, die einen zum direkten Blick in den Schambereich einer nackten Frau nötigt. Es bedarf schon einer gewissen Vorbildung, um zu erkennen, dass ihre Figur eine um neunzig Grad gedrehte Karikatur auf die Allegorie der „Nacht“ in Michelangelos Julius-Grab ist, angereichert um Details aus dem gegenüberliegenden „Tag“. Dann bekommen auch die Details der Renaissance-Architektur mit ihren Voluten in Behams Stich plötzlich einen Sinn, und zwar einen durchaus bösartigen: Der Nürnberger treibt sein Satyrspiel mit dem hohen Ton der florentinischen Renaissance. Indem er das berühmte Vorbild parodiert, führt er es vor, und zwar in jeder Hinsicht.

Hohe Decken, hohe Brauen
Wenn die imitatio artis, das gezielte Ausschlachten der Werke anderer, den Künstlern der frühen Neuzeit, würden sie heute leben, als Straftatbestand um die Ohren flöge, dann hätte die rhetorische Technik der dissimulatio artis, das gelehrte Versteckspiel mit den Zitaten, im Falle der Behams mindestens Klagen wegen Ehrverletzung zur Folge. Barthel Behams berühmte „Spinnstube“ ist eben nicht nur das, wonach es aussieht, nämlich ein Reigen wild gewordener Bauern, eine Lasterkaskade vom Trunk bis zur versuchten Vergewaltigung. In der Mitte des Wimmelbildes sitzt nämlich, als Einzige halbwegs sittsam, das spinnende Mädchen, in dem jeder halbwegs gebildete Zeitgenosse anhand der Armhaltung Raffaels „Galathea“ wiedererkennen konnte. Aber drängt ihn das schon in die Rolle des Polyphem, des vergeblich um die Nymphe werbenden Zyklopen? Die Ausstellung mit ihrer rezeptionsästhetischen Grundthese meint: Ja. Es gehe um das Vorführen der eigenen Lasterhaftigkeit. Es gehe den Behams um Umkehr.

Das kann natürlich sein. Aber es kann auch sein, dass das in der Folge der vielen Umkehrungen und Inversionen in ihrer Kunst diejenige ist, die man dann eben nicht mehr mitvollzieht.

Dass in der alten deutschen Kunst die Größe zuweilen im Kleinen gesucht werden muss, ist schon dann unmittelbar einsichtig, wenn man sich unter den niedrigen Balken des Dürerhauses über die Behamschen Drucke beugt und kurz an die Deckenhöhen in Florenz denkt. Michelangelo und Dürer, das sind schon rein räumlich zwei verschiedene Welten. Dass der hohe Ton in einem niederen intellektuell gleichwertig beantwortet werden kann, ist zumindest origineller als das umgekehrte Verfahren, das unter dem Stichwort „high brow on low culture“ vor ungefähr dreißig Jahren einmal eine kulturalistische Marotte war.

Überforderung für Bildungsbürger
Diese Ausstellung zeigt: Die Behams waren gebildet und intelligent, sie hatten Witz, sie hatten so viele Ideen, dass noch ein Pieter Brueghel davon zehren konnte, und sie waren streckenweise richtig brillant. Es ist eine Ehrenrettung. Und gleichzeitig zeigt es ihre Tragik. Denn das sind exakt die Eigenschaften, die einem ordnungsgemäßen Nachruhm zuverlässig im Weg stehen.

Die Gesetze des „decorums“ verzeihen keine Subversionen; mit anderen Worten: Am Ende macht trotzdem immer noch der Ton die Musik - und je höher der ist, desto höher die Wertschätzung. Wer so mutwillig wie die Behams am Kanon der Angemessenheiten rüttelt, der muss sich nicht wundern, wenn er darunter begraben wird. Dass sie sich mit Größen wie Raffael und Michelangelo gemessen haben in ihren Miniaturen, das hat ihnen die Nachwelt jedenfalls nicht übertrieben gedankt. Sie hat sie als provinzielle Kleinmeister abgetan, als zweite Reihe hinter Dürer oder eben als obszöne Ferkel. Sie hat den Raffael, den sie als edles Gegenbild der volkstümlichen Schweinereien begreift, darin nicht erkennen können; denn auch die Derbheiten dieser Bilder liegen vor allem im Auge jenes Betrachters, der sie derb findet; denn das neoplatonische serio ludere, das Finden des Ernstes im Unernst, stellt gerade für Bildungsbürger in der Regel eine Überforderung dar. Aber das ist in der Gegenwartskultur ja auch nicht anders: Genremix ist anspruchsvoll, langfristig aber undankbar.

Dürerhaus Nürnberg, bis 3. Juli, der Katalog (Edition Imorde) kostet 35 Euro.




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