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Kunst-, Kultur-, TV- und Kinotipps

*****e_M Frau
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Themenersteller 
Webtipp
Hi @ll,

soeben habe ich eine tolle Website gefunden, die ich Euch nicht vorenthalten möchte.....

Mit dem üblichen www vorneweg kommt Ihr über sabasin.com direkt dorthin.

Maienabendwohlfühlgrüße,

Odette *blume*
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Was wir drunter tragen
aus der Badischen Zeitung:

Was wir drunter tragen


Vom Rüschenwust zum Hauch von Nichts: Die Kulturgeschichte der modernen Unterwäsche ist kaum älter als 150 Jahre.


Sie verhüllt und formt, verheißt und verheimlicht, hebt hervor und kaschiert, schürt erotische Phantasien und Träume oder sittliche Empörung – Unterwäsche, Dessous, Bodywear. Diese drei Wörter bezeichnen im Deutschen die gleichen Objekte: die Stoffe mit der größten Nähe zur nackten Haut. Doch ihr Image ist sehr unterschiedlich und geht von erotischen, eher entblößenden denn verhüllenden Spitzendessous bis hin zur funktionalen Unterwäsche, deren Aufgabe es ist, unterschiedliche Körperflüssigkeiten aufzufangen.

Gerade ist es in, diese nie für die Öffentlichkeit gedachten Kleidungsstücke offen zu präsentierten: Der BH-Träger muss beim ärmellosen Sommer-Shirt auf der Schulter sichtbar sein, der Gummibund der Boxershort aus der Hüft-Jeans ragen und Madonna betritt die Bühne im glänzenden Spitztüten-Mieder, das in den 30er Jahren modern war. Facettenreich sind sowohl Form und Funktion, innewohnende oder hinein interpretierte Bedeutung, die Selbstinszenierung mit und durch Dessous als auch die Geschichte der Unterkleidung – zumindest der weiblichen.


"Das hier ist eher die triste Abteilung." Detlef Stender deutet auf die "Männer-Ecke" in der Sonderausstellung "Reiz und Scham. Dessous – 150 Jahre Kulturgeschichte der Unterwäsche", die bis zum vergangenen Sommer im LVR-Industriemuseum in Euskirchen bei Bonn zu sehen war und nun in Augsburg gastiert. Nur wenige Modelle zeigen die Entwicklung der Männerunterhose seit Kriegsende vom Feinripp mit Eingriff über diverse Boxershorts bis zum Slip oder Tanga. "Männerunterwäsche ist viel stärker von Pragmatismus geprägt. Männer definieren sich immer noch eher über den Status nach dem Slogan 'Mein Haus, mein Auto, mein Boot' ", stellt der Museumsleiter fest. "Oft legen sie sich für alle Zeiten einen bestimmten Unterhosen-Stil zu und kaufen gern auch größere Mengen, um das Thema zügig abzuhandeln." Der durchschnittliche Mann kümmere sich vergleichsweise wenig um die Wünsche der Frauen. Erotische Wäsche für Männer friste ein Nischen-Dasein in Magazinen und Online-Shops.

Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts trugen Männer wie Frauen nur ein Hemd unten drunter. Danach setzte sich die Unterhose bei Männern durch und war lange reine Männersache. Dennoch hat das wenig kreative Vielfalt hervorgebracht – im Gegensatz zur weiblichen Wäsche. Ein winziger, durchsichtiger Stringtanga vor einer voluminösen, im Schritt offenen Unterhose mit langen Beinen am Eingang der Ausstellung stellt die gewaltige Entwicklung der letzten 150 Jahre dar. Moderne Unterwäsche ist oft kaum noch welche – ein Hauch von Nichts.

Diese zarte Winzigkeit von heute ersetzt wahre Wäscheberge. Die lange, weiße Rüschenunterhose mit langem Unterhemd, das atemlos eng geschnürte Korsett, Reifrock und eine Unzahl an Unterröcken wird vielen, die heute gerne Panties oder Strings zum Spitzen-BH tragen, umständlich und bieder erscheinen. Vor 150 Jahren galt dies als hocherotisch – vor allem, wenn dann seidene Unterröcke verheißungsvoll raschelten. "Die Bedeutung der Dessous liegt in dem hinter feinen Geweben verborgenen Geheimnis, in der Aussicht einer sich erfüllenden Indiskretion. Der verliebte Mann erwartet die leicht vibrierenden Liebkosungen der Seide, das berauschende Rascheln des Satin...", lautet ein Zitat der Gräfin de Tamar von 1907.

Die Nähe der Wäsche zum nackten Körper und damit zur Erotik und Sexualität ließen den Umgang mit Dessous zum Spiegel für Anstand und Moral werden. Dessous haben gewissermaßen ein Zwitterwesen: Einerseits verhüllen sie den nackten Körper und die erotische Ausstrahlung, andererseits heben sie bestimmte Körperpartien hervor wie das Korsett die Wespentaille einschnürte und die Brüste anhob. So ruft gerade das Verhüllen den besonderen Reiz hervor. Unterkleider sollten Begehren wecken und verlocken, erotische Idealformen betonen und den gesellschaftlichen Stand widerspiegeln, der Mode entsprechen oder einfach wärmen.

Die Bedeutung der Dessous war nicht nur facettenreich, sondern im Wortsinne vielschichtig. Die bürgerliche Frau in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zog in festgelegter Abfolge eine Lage nach der anderen übereinander: erst die Strümpfe, darüber das haltgebende Strumpfband, ein wadenlanges Hemd, gefolgt vom Korsett, in das sich die Dame einschnürte, um die angesagte schlanke Taille zu erhalten und die Brust zu heben. Darüber zog sie eine Untertaille und einen "Anstandsunterrock". Dann kam eine Krinoline, Tournüre oder Cul de Paris – extrem ausladende Reifrockgestelle, die je nach aktueller Mode den Rock über dem ganzen Unterleib, nur an den Hüften oder nur am Gesäß aufbauschten. Die Krinoline erreichte um 1868 mit einem Saumumfang von sechs bis acht Metern ihre üppigste Weite. Darüber wurden wenigstens zwei oder mehr Unterröcke geschichtet, die auf den Hüften saßen, um die eingeschnürte Taille nicht wieder zunichte zu machen. Und fertig war das "Untenherum". Ebenfalls die Frauen unterer Schichten trugen zahlreiche Lagen Unterwäsche übereinander.

Nur langsam schlich sich die Unterhose ein. Frauen hatten sie lange empört als männliches und unschickliches Kleidungsstück abgelehnt. Sie bestand zunächst aus zwei im Schritt offenen, wadenlangen Stoffröhren, die in der Taille zusammengebunden wurden. Als die Anzahl der Unterröcke zum Aufbauschen des Körpers von der Hüfte abwärts wegen der Krinoline reduziert werden konnte, wurde es zugig unter dem abstehenden Reifrock. Nun galten Frauen, die keine Unterhose trugen, als unanständig. Dennoch wurde das intimste Kleidungsstück der Dame zu Beginn seiner recht jungen Geschichte die "Unaussprechliche" genannt.

Spätestens um 1900 geriet die aus vielen Schichten bestehende und eng geschnürte Unterkleidung in die Kritik. Ärzte, Hygieniker, Künstler und Vertreterinnen der Frauenbewegung machten sich für eine Reform der schweren, unbequemen und einengenden Frauenkleidung stark und propagierten insbesondere das weniger starre "Reformkorsett".

Die Reifröcke verschwanden und es entspann sich eine heftige Diskussion über die Form der Unterhose. Phantasie, Moral, Mode, Hygienepraktiken und medizinisches Wissen mischten sich miteinander, wenn es um die Frage ging, geschlitzt und offen oder geschlossen und hinten mit einem knöpfbaren Latz versehen. War diese Frage doch gleichzeitig die Metapher für die Erreichbarkeit oder Unerreichbarkeit des weiblichen Geschlechts.

Die Damenunterwäsche verlor von nun an ihre üppige Dimension bis zur Miniaturisierung von heute. Je näher die Oberbekleidung an den Körper rückte, desto weniger durfte die Wäsche auftragen. Das zuvor wadenlange Hemd mit Ärmeln wurde in den 20er Jahren zum Trägerhemd und lag immer enger an. Die Unterhosenbeine wurden kürzer oder verschwanden ganz, die Schlupfhose mit Gummiband wurde erfunden, bis die Unterhose in den 60er Jahren zum beinlosen Slip schrumpfte. Aus starren Korsetts wurden elastische, formende Leibchen, die zugleich als Strumpfhalter dienten und das Strumpfband ersetzten. In den 20er Jahre hatten sie die Aufgabe, alle weiblichen Rundungen an Brust, Taille, Hüfte und Po flach zu drücken, da gerade ein knabenhaft schlanker Körper und der Bubikopf in Mode waren. Zu diesem Zweck wurde auch der Büstenhalter entwickelt, der zum ersten Mal auf der nackten Haut unter dem Hemd getragen wurden.

Für fortschrittlichere Kreise stand diese "neue Frau" für Modernität und eine neue Moral. Sie war selbstständig, vielleicht berufstätig und ging am Wochenende auch ohne männliche Begleitung in den Tanzpalast. Konservative Zeitgenossen machten sie für den Sittenverfall verantwortlich, die durch unschamhafte Mode den Mann verführen wolle, statt seine Triebe zu zügeln und die Sitte zu hüten. In dieser Zeit entstand eine Kluft zwischen der Unterkleidung der Generationen. Zuvor trugen Frauen allen Alters die gleiche Unterwäsche. Nach dem Ersten Weltkrieg begeisterten sich vor allem junge Frauen für die neuen Dessous wie Schlupfunterhosen aus Trikot, die eng anlagen. Ältere hielten noch an der weiten, unten offenen oder der Latz-Unterhose fest.

In den 30ern waren wieder weibliche Formen gefragt und wurden durch Hüfthalter und Spitztüten-BHs oder -mieder hervorgehoben. Nach den sexualkonservativen Nachkriegsjahren der Adenauer-Ära fielen Mitte der 60er Jahre die Hüllen. Noch 1951 wurde die junge Bundesrepublik durch Tumulte erschüttert, die der Film "Die Sünderin" mit Hildegard Knef auslöste, weil sie sehr kurz ihre Brüste zeigte.

Doch die Lust auf Verbotenes war vorhanden, verdeutlicht der 1951 von Beate Uhse gegründete, erfolgreiche Versandhandel für Kondome, Verhütungsratgeber und erotische Wäsche. Auch die Reklame der Wäschefirma Felina – "Die Geheimnisse der Frau" – aus den 50ern sprach erotische Phantasien an, zeigte sie doch die züchtig gekleidete Sekretärin vor der Schreibmaschine oder die adrette Hausfrau am gepflegt gedeckten Esstisch, während vor dem verschwommenen Hintergrund BH und Hüfthalter schweben und zeigen, was sie drunter trägt.

Im nächsten Jahrzehnt prangten nackte oder wenig bekleidete Menschen, meist Frauen, immer häufiger auf Zeitschriftentiteln, Anzeigen, Plakaten und der Leinwand. Ingmar Bergmanns Film "Das Schweigen" zeigte 1964 zum ersten Mal in kurzen Szenen einen Sexualakt und Selbstbefriedigung. Zwar löste auch der einen Skandal aus, doch die gesetzlichen Zensurbestimmungen nahm keiner mehr ernst. Die Pille, das erste zuverlässige Verhütungsmittel, machte die freie Liebe risikolos, Aufklärungsbücher und -filme mit Sexszenen wurden Kinohits bis schließlich im "Schulmädchen-Report" unter dem fadenscheinigen Etikett "Aufklärung" schlicht und einfach Pornografie produziert wurde.

Obwohl das linke Spektrum sich die sexuelle Revolution auf die Fahnen schrieb, lehnte es die Vermarktung der Frau als sexuelles Lustobjekt entschieden ab. In den 70er Jahren galten BH und Mieder gar als Sinnbild weiblicher Unterdrückung und wurden von der Frauenbewegung zurückgewiesen. Erst seit den 80ern erleben Dessous ein Comeback. Korsagen, Wonderbras und Push-ups dürfen wieder formen. Fazit des Satirikers Karl Kraus aus den 20ern: "Es kommt gewiss nicht bloß auf das Äußere einer Frau an. Auch die Dessous sind wichtig."



INFO: SONDERAUSSTELLUNG


Reiz & Scham – Kleider, Körper und Dessous
27. Mai bis 3. Oktober im Staatlichen
Textil- und Industriemuseum Augsburg (tim),

****ley Frau
464 Beiträge
Darf ich?
Mein Lieblings-Radiosender (.drs3.ch) und die nationale TV-Station (.sf.tv haben sich ab dieser Woche dem Thema "Deutschland" verschrieben. Der hier sehr bekannte, aufgrund seines scharfen Mundwerks nicht nur beliebte Moderator Frank Baumann hat sich nach Deutschland aufgemacht, damit wir Schweizerinnen und Schweizer Deutschland besser kennenlernen. Herausgekommen sind überaus witzige, schräge Interviews u. a. mit Dolly Buster, Campino, Matthias Horx, Hans-Friedrich Genscher ) - hier ein Appetithappen

http://www.drs3.ch/www/de/dr … ie-ticken-die-deutschen.html
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Danke laraley, den Link kann ich gerade supergut gebrauchen ;-))

LG, Odette
****ley Frau
464 Beiträge
Freut mich:-)
....und neugierig bin...warum denn?
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
...weil eine mir sehr nahe stehende Person gerade in die Schweiz zieht ....

LG, Odette
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Ach Mensch, Du bist ja aus Bern...... ja diese Person zieht nach Bern *zwinker*
****ley Frau
464 Beiträge
Okee....
Na denn, wenn deine Person eine kleine Einführung braucht...bitte melden. Vielleicht können wir weiterhelfen:-)) Bern ist ja sowas von schööööön und guuuuuut:-)
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
DANKE!!!!
Die Zeit
26.Mai 2011 Die Zeit Nr. 22 Seite 49

Lasst mich in Ruhe!
Warum ich die ständigen Debatten über die gesellschaftliche Rolle der Frau nicht länger ertrage.
von Ursula März

super beitrag......manchmal mußte ich schmunzeln.ein muß zum nachlesen! TOP
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Hier, der ZEIT-Artikel
Toller Tipp - DANKE!

Lasst mich in Ruhe!

Warum ich die ständigen Debatten über die gesellschaftliche Rolle der Frau nicht länger ertrage.


Ich bin, so kommt es mir zumindest vor, die meistdiskutierte Figur der Gegenwart. Ich bin permanent im Gespräch. Mein Leben, mein Lebensmodell, mein Alltag liefern unermüdlich Stoff für Partygespräche und Streitereien im Bundestag, für Leitartikel und Zeitungskolumnen, ja für ganze Reportageserien. Ob ich zum Abendbrot Nudeln koche oder Brote schmiere und was, im Fall meiner Berufstätigkeit, günstiger ist. Ob ich bügle oder bügeln lasse. Wann und warum ich wie viele Kinder bekam und wie lange ich sie gestillt habe, beziehungsweise warum ich keine bekam. Ob es mich überfordert, gleichzeitig autonom und attraktiv, ehrgeizig und fürsorglich sein zu müssen. Ob mich stundenlanges Verharren auf Spielplätzen in den Wahnsinn treibt oder im Gegenteil entspannt. Ob ich es zeitgemäß finde, meinem Mann den Rücken frei zu halten, oder zeitgemäßer, wenn er meinen frei hält, oder ob ich nicht sowieso lieber Single bin. Wann ich in den Beruf ein-, wieder aus ihm aus- und wieder eingestiegen bin. Wie ich mich von meiner Mutter unterscheide und meine Tochter sich von mir unterscheidet. Ob ich die Quote brauche, für die Quote reif bin und so weiter.


Dazu kommen monatlich neue Bücher und Statistiken über mich. Aus ihrer Synthese ergeben sich bisweilen Widersprüche, die ihrerseits nach Erörterung verlangen. So wurde mir kürzlich der Vorwurf gemacht, ich sei zu feige, mich um wirkliche Spitzenpositionen in unserem Land zu bemühen. Gleichzeitig eröffneten mir medizinische Forschungsergebnisse, dass ich bereits eine Spitzenposition einnehme, wenn auch unter den Anwärtern auf eine Burn-out-Erkrankung. Schwierige Sache: Die Eroberung des Vorstandsvorsitzes der Deutschen Bank würde mir, ebenso wie der Kampf um einen Platz unter den Herausgebern der FAZ, eine Kräftemobilisierung abverlangen, deren Folgen mich in eine hübsch gelegene, auf Burn-out-Behandlung spezialisierte Klinik beförderten. Hinterher würde in Talkshows über meine Erfahrungen bei der Deutschen Bank und in der Klinik debattiert. Über die Kinder, die ich habe oder nicht habe, über die Schließzeiten des Hortes, in dem ich sie unterbringe, über meinen Quotenbedarf et cetera pp.

Ich bin eine beliebige deutsche Durchschnittsfrau. Ich würde mich nicht als emanzipiert bezeichnen. Denn ein emanzipiertes Subjekt befindet sich nicht in der Lage einer Labormaus. Ein emanzipiertes Subjekt hat keinen Gefallen daran, ohne Unterlass gemustert, beratschlagt, beurteilt, kurzum: gegängelt und bevormundet zu werden. Weder vom anderen, in meinem Fall dem männlichen Geschlecht. Noch von einem Dauersermon, dem allein schon durch seine Notorik etwas Erstarrtes, Verselbstständigtes, besser gesagt, etwas ausgesprochen Normatives anhaftet.

Was genau treibt das Gerede eigentlich an? Welches reale Unglücksbewusstsein stimuliert heute, im Jahr 2011, die Endlosbeschäftigung mit dem Problemkomplex namens Frauenrolle und Frauenleben? Es gibt zwei Möglichkeiten. Erstens: Die Gesellschaft ist unzufrieden mit den Frauen und redet deshalb auf sie ein. Zweitens: Die Frauen sind unzufrieden mit ihrer Lage und verspüren daher den Drang, sie zu besprechen. Für Ersteres gibt es keinen Anlass. Das weibliche Geschlecht beteiligt sich wahrhaft nach Kräften an der Bewältigung gesellschaftlicher Aufgaben. Also das Zweite. Tatsächlich kommen auf zwei Frauen, die sich allmorgendlich zu ihrem Leben beglückwünschen und zu der Tatsache, in die Epoche ihrer Befreiung hineingeboren oder -gewachsen zu sein, gefühlte acht, die mit dem Gang der Geschichte hadern. Gründe finden sich immer und, wie im Märchen vom unendlich überkochenden Brei, immer neue.

Mal sind es die Gehälter, die denen der männlichen Kollegen nicht so gleichen, wie sie sollten. Mal sind es die Kinder, die zwar geliebt, aber inmitten einer Kultur, die ungehemmte Selbstverwirklichung anbetet, doch als Störfaktor empfunden werden. Mal ist es das Gefühl entfremdeter, mal das Gefühl einzwängender Feminität. Mal wird den Karrierefrauen bewusst, dass ihr Laptop den Platz ihrer biologischen Uhr eingenommen hat, mal den nicht erwerbstätigen Frauen, dass das Prestige von Küchenarbeit neben dem einer Berufskarriere doch recht gering ist. Als Klassiker der Klagen aber darf die über die Schwervereinbarkeit von beidem gelten: von Familie und Beruf, von Kleinkindern zu Hause und Pflichtstunden am Arbeitsplatz.

Es ist, keine Frage, ein lebenspraktisch schwieriges Problem. Nur ist an der Summe all der Unzufriedenheitsbekundungen, an der gesamten Diskursmaschinerie noch etwas ganz anderes problematisch, nämlich die Kategorien, mit denen sie umgehen. Diese sind: Mangel einerseits (an beruflichen Aufstiegschancen, Vollzeitarbeitsplätzen, Kindergartenplätzen, hausarbeitswilligen Männern, Mußestunden...) und Unlösbarkeit andererseits (der Doppelbelastung, der multiplen Weiblichkeitsentwürfe...). Und diese beiden Kategorien kommen uns ja doch verdächtig bekannt vor – wenn auch aus voremanzipatorischen Zeiten. Denn hält man sie gegen’s Licht, wird, wie frisch der Mottenkiste entstiegen, jenes Wesen sichtbar, das um die vorletzte Jahrhundertwende von Dr. Freud und Co. zum letzten Mal so richtig gefeiert wurde: das defizitäre Weib. Von Natur aus mit gewissen Mängeln behaftet und nie richtig erklär- oder lösbar. Ein Wesen, das sich im Entwicklungsstadium, im Dauerzustand des Provisorischen befindet. Eine Art Labormaus eben. Immer gut für Gespräche, die sich, vor hundert Jahren wie auch heute, mit schönster Selbstverständlichkeit an den Kategorien Mangel und Unlösbarkeit orientieren, folglich Weiblichkeit und weibliches Leben als etwas Unfertiges, als Versuchsprogramm definieren

Die Kategorien haben sich nur von innen nach außen verlagert, sind nicht mehr Natur, sondern Diskurs. Beides aber gestattet Frauen, und da fängt der eigentliche Jammer an, sich als Opfer zu empfinden. Weil immer etwas fehlt, immer ein unlösbares Problem auf der Tagesordnung steht, die Gleichberechtigung immerzu nicht schnell genug vorangeht. Das aber kann sie nur, wenn wir uns die Labormaushaftigkeit verbitten und uns selbst von ihr verabschieden. Wenn wir die Idee loslassen, weibliches Leben bestehe in unermüdlicher Konzeptsuche. Diese Idee ist zur Mechanik von Privatgesprächen ebenso geworden wie zum Subtext jedes Politikerinnenporträts, jedes Interviews mit einem weiblichen Star. Nimmt sie die Kinder mit zum Set? Hat sie das Kinderkriegen verpasst oder eine internationale Karriere, weil ihr die Familie wichtiger war? Et cetera pp....

Anfang Mai berichtete die Springer-Zeitung BZ von der Schwangerschaft der Vorstandschefin der Berliner Verkehrsbetriebe, nicht ohne den Hinweis darauf, dass die 42-Jährige ihr viertes Kind erwartet. Was daran ist eine Meldung wert? Was soll damit gesagt und suggeriert werden? Dass ein neuer Erdenbürger erwartet wird, kann nicht als Sensation gelten, es ereignet sich tagtäglich in jedem Berliner Kreißsaal. Nein, der Sinn der Nachricht besteht einzig darin, eine Frau im Katalog der Lebenskonzepte einzuordnen. Sie steht dem Leser schlagartig als exemplarisches Modell vor Augen. Würde ein Mann die Berliner Verkehrsbetriebe leiten, wäre dies nicht so.


Von diesem Modelldenken aber geht nicht nur normativer Druck aus. Es ist auch für die enorme Nervosität verantwortlich, die das weibliche Geschlecht in der Gegenwart beherrscht. Jede Einzelne fühlt sich, Lebensphase für Lebensphase, Woche für Woche, aufgefordert, ihr Tun und Nichttun, ihre höchst individuellen Wünsche und Möglichkeiten nach den Vorgaben des Konzeptkatalogs zu bestimmen und zu bewerten. Denn natürlich hält er Hierarchien bereit. Natürlich steht die Karrierefrau mit vier Kindern auf der Hitliste der vorbildlichen, avancierten Lebensmodelle ziemlich weit oben, die sogenannte Nurhausfrau ziemlich weit unten. Zu erleben, wie sie sich begegnen, sich gegenseitig belauern, bewerten, ist eine deprimierende Erfahrung. Man steht dabei und möchte rufen: Lasst los! Dies, diese Hysterie unfreier und unfreiwilliger Lebensplanwirtschaft, kann mit Feminismus ja wohl nicht gemeint gewesen sein.

Denn auch ihr, der guten alten Hysterie, hält der Dauersermon wacker die Treue. Oder wie soll man das Gezänk sonst nennen, das sich neulich zwischen Alice Schwarzer und Familienministerin Kristina Schröder abspielte. Hysterisches Geballer in die Luft von zwei prominenten Damen, die nicht begreifen wollen, dass Emanzipation heute vor allem eine Aufgabe hätte: die rhetorische Tretmühle stoppen. Deshalb der Vorschlag: ein Redemoratorium von, sagen wir, zwei Jahren. Mal zwei Jahre lang kein Gerede über Frauenrollen und Frauenleben. Zwei Jahre nichts als Ruhe und zur Ruhe kommen. Der Vorstandsvorsitz der Deutschen Bank und die Herausgeberschaft der FAZ laufen uns dabei nicht weg.


*****e_M Frau
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Philosophie für Verdorbene: Buchtipp
aus mokant.at

Aufgeblättert: „Philosophie für Verdorbene. Essays über Pornografie“ von David Monroe

„Philosophie für Verdorbene“ ist Pornografie für Intellektuelle


Kaum jemand der bei dem Gedanken an Sokrates, Platon & Co nicht anfängt zu gähnen. Für den Normalsterblichen sind philosophische Abhandlungen in der Regel nicht die erste Wahl um sich die Zeit und schon gar nicht um sich die Langeweile zu vertreiben. Wer greift schon abends im Bett zu Platons Politeia, wenn nur einen Klick entfernt Prince of Perversia oder Gay's Anatomy warten? Nackte Geschlechtsteile aus nächster Nähe am Bildschirm begaffen und Lustkonzerten williger Porno-Sternchen lauschen, klingt doch nach wesentlich mehr Spaß als Kopfschmerzen bereitende Gehirnakrobatik mit vor Urzeiten verstorbenen Männern?!
Aber vielleicht vergessen wir dabei doch eines: die alten Griechen waren nicht nur Freunde der Weisheit, sondern auch bekennende Anhänger der körperlichen Freuden und Gelüste. Dass dieses freundschaftliche Verhältnis zwischen Philosophie und Pornografie bis in die Gegenwart erhalten werden konnte, beweist Dave Monroe mit seiner Essaysammlung „Philosophie für Verdorbene“.



Ein Buch voller Ergüsse jeglicher Art

Akademiker, Journalisten und Pornodarstellerinnen lässt Dave Monroe in seinem Buch zu den unterschiedlichsten Fragestellungen im Zusammenhang mit Pornografie zu Wort kommen. Die Verfasser der Essays beleuchten die unterschiedlichsten Winkel dieser präsenten, gerne konsumierten und gleichzeitig verheimlichten Form der erwachsenen Unterhaltung. Kann Pornografie Kunst sein? Haben Pornodarstellerinnen Spaß an ihrer Arbeit? Welchen Einfluss nehmen Pornofilme auf das Sexleben der Konsumenten? Werden wir reale Sexpartner schon bald von der Bettkante stoßen und uns mit hyperrealen Avataren vergnügen? Was ist eigentlich Furry-Sex, Snuff-Sex oder Vorarephilie? Und wie war das damals als es die Wunderwelt Internet mit Sexportalen, SM-Foren, Onlineshops und ihren sonstigen Angeboten nicht gab? Es werden Fragen aufgeworfen, die einem selbst nicht in den Sinn gekommen wären, Antworten präsentiert, die neue Sichtweisen eröffnen und Thesen aufgestellt, die einer eindeutigen Klärung entbehren müssen. Endgültige Ergebnisse sind gar nicht notwendig: „Man kann lange darüber streiten, was »richtiger« Porno sei und wie etwas derart vage Definiertes jemals Frauen, Paare, Minderheiten, sensible weiße Männer, Senioren und noch in Erscheinung zu tretende Wesen ansprechen soll, aber niemand wird behaupten wollen, dass anderen (oder sich selbst) beim Sex zuzuschauen nicht zumindest auf der primitiven Ebene der Arterhaltung eine gewisse Faszination ausübt.“



Kurze Pause für unartige Schulmädchen

Auf einer ganz und gar nicht primitiven Ebene spricht „Philosophie für Verdorbene“ den Leser an. So manches Essay kann zum Innehalten, Nachdenken und Diskutieren einladen. Nicht jede von den Autoren vertretene Meinung und Argumentation wird auf Zustimmung stoßen, aber diese Tatsache macht das Buch umso interessanter. Fast schade, diese Aufsatzsammlung alleine zu lesen. Die darin aufgeworfenen Fragen gemeinsam zu erörtern, wäre einmal eine andere Art sich einen anregenden Abend mit Pornografiekonsum zu bereiten. Schließlich muss es nicht immer „Analsex mit vollbusigen Latina-Krankenschwestern in Lederoutfit und Brille“ sein, manchmal wollen wir uns „von den verführerischen Themen, die wir im Rotlicht betrachtet haben, intellektuell erregen“. Das Thema ist diese Woche ohnehin hochaktuell, denn am 2. Juni ist Internationaler Hurentag. Philosophisch-pornografischer Gedankensport ist quasi ein Muss um allen in der Sexbranche Tätigen zu gedenken.





Wir sollten alle viel mehr
Reggae hoeren...


*****e_M Frau
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TV-Tipp 04.06.11
LIEBESLEBEN - Bayerisches Fernsehen 04.06.11 - 22.10h


EIN FILM VON MARIA SCHRADER. NACH DEM BESTSELLERROMAN VON ZERUYA SHALEV


Eigentlich hat Jara (NETTA GARTI) alles: Sie ist glücklich verheiratet, hat beste Aussichten auf eine Karriere an der Universität, lebt in einer schönen Wohnung und kann sich auf ihre Familie verlassen, die trotz einiger Schwierigkeiten zusammenhält.

Doch als sie dem viele Jahre älteren Arie (RADE SHERBEDGIA) begegnet, einem Freund ihres Vaters, gerät ihre heile Welt vollkommen aus den Fugen: Sie verfällt seiner faszinierenden erotischen und widersprüchlichen Anziehungskraft.

Neugierig und lebenshungrig wirft sie sich in den Strudel einer amour fou, die alle Dämme ihrer bisherigen Existenz niederreißt. Dabei erkennt sie nicht nur, dass ihre Eltern (TOVAH FELDSHUH und STEPHEN SINGER) ein Geheimnis hüten, zu dem Arie der Schlüssel ist. Sondern auch, dass keine Liebe, kein Mann allein ihr Leben bestimmen dürfen...


*****e_M Frau
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Themenersteller 
Hilfe, ich bin nackt!
Für alle die die Sendung heute oder eben gerade *zwinker* versäumen - man kann sie in der zdf Mediathek jederzeit ansehen...

Mittwoch den 15. Juni 2011 - ZDF - 22:45 Uhr - Hilfe, ich bin nackt!

Das Magazin ZDFzoom untersucht die Fallstricke des Internets und fragt, inwieweit unsere Privatsphäre von Google, Facebook und co bedroht ist: "Reporterin Sabrina Hermsen wagt nicht nur den Selbstversuch, sondern verfolgt auch das Leben eines regelmäßigen Internetnutzers - sowohl im Netz als auch im realen Leben."

LG, Odette
*****e_M Frau
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Newton in Berlin
aus dradio.de


Ausstellung in Helmut Newton Stiftung - Museum für Fotografie bis 20. November 2011

Der Atem des Großmeisters
Die Ausstellung "Helmut Newton Polaroids" in Berlin



Für den Fotografen Helmut Newton waren Polaroids ein Skizzenbuch, ein Abbild des Unperfekten, ein Schnappschuss aus der Lebenswirklichkeit von Mode-Shootings. Viele dieser Fotos sind erhalten und werden jetzt in Berlin gezeigt.


"Das ist wirklich erstaunlich, als wir angefangen haben, Bilder auszusuchen. Gerade die alten Fotos aus den 60ern haben so eine wunderbare Patina. Nichts ist verblasst, die Farben glänzen. Ja, es sind richtige Vintage Prints. Ja klar, sie sind ein bisschen gelbstichig oder haben kleine Kratzer..."

…aber das macht doch nichts, fügt die 88-Jährige June Newton noch hinzu. Sie ist geradezu überrascht, wie gut die alten Polaroids noch erhalten sind. Für ihren verstorbenen Ehemann, den berühmten Fotografen Helmut Newton, waren die Sofortbilder seit den späten 60er-Jahren so eine Art Vorstudie zu seinen Fotografien. Und unentbehrlich.

Er konnte so, noch bevor er das richtige Foto knipste, alle Zweifel ausräumen. Indem er mittels der Sofortbilder die Bildkomposition, die Lichtverhältnisse akribisch und genauestens überprüfen konnte. Dahinter stand aber auch die große Ungeduld Helmut Newtons, schon möglichst früh, möglichst genau zu wissen, wie die Situation, die er im Kopf hatte, als Bild wohl aussehen könnte. Erzählt June Newton. Und lacht. Eine energische, aber sehr charmante Frau, die sofort den Raum füllt, wenn sie eintritt. Pagenkopf, Nickelbrille, rot geschminkte Lippen:

"Und wenn er die Polaroids dann mit nach Hause brachte, schmiss er sie mir immer vor die Füße. Er fragte mich dann immer, fast fordernd: Gefallen sie dir? Oh mein Gott, ich fühlte mich dann immer wie Desdemona."

Für den Betrachter der Polaroids, die letztlich Momentaufnahmen sind, ist es ein bisschen so, als sei man ein unsichtbarer Beobachter und würde unmittelbar an der Seite des Fotografen stehen. Findet jedenfalls Matthias Harder, Kurator der Ausstellung "Helmut Newton Polaroids":

"Das hat eine große Prise Authentizität, weil wir mit Newton gewissermaßen am Set sind. Und ganz früh am Set sind, noch bevor er die richtigen Bilder auf richtigem Film fotografiert hat. Also wir schauen Helmut Newton gewissermaßen über die Schulter und schauen ihm zu, wie er zu der endgültigen Bildfindung gekommen ist."

Im Berliner Museum für Fotografie, wo die Newton-Stiftung über zwei Etagen verfügt, werden nun mehr als 300 vergrößerte Polaroid-Fotografien von Helmut Newton präsentiert.

Die meisten Frauen auf den Sofortbildern sind nackt. Man sieht Brüste in allen Formen und Schattierungen. Wenn die meist langbeinigen Schönheiten jedoch bekleidet sind, dann höchstens mit einem Hauch von Nichts: Mit glänzenden Swim-Suits, engen Kleidern, Miniröcken, Corsagen, transparenten, durchsichtigen Stoffen. Und High-Heels. Die Sets sind keine sterilen Studios, Die meisten Szenen stellen scheinbar alltägliche Situationen dar. Dazu liegen die Models auf Hafenmauern, lehnen lasziv an Wänden, stehen breitbeinig und blicken den Betrachter fast fordernd in die Augen. Sie wirken zuweilen wie eiskalte mörderische Engel. Helmut Newton spielt mit unseren intimen Wünschen. Er bringt Tabus ins Spiel; will Geheimnisse und Vorlieben öffentlich auszubreiten.

Das Besondere der Bilder erläutert der Fotografiehistoriker Matthias Harder:

"Die Farbigkeit, die verschobenen Kontraste, die die Bilder in zeitgenössische Fotografie bringen. Wenn wir durch die Ausstellung spazieren, dann ist es ein Blick zurück in die 70er Jahre. Aber auch bis hin ins Jahr 2003, kurz vor seinem Tod. Er ist bis zum Schluss der Polaroidtechnik treu geblieben, und hat dieses Sofortbild, wie andere Fotografen, sehr geschätzt. In einer Zeit, die noch vordigital war."

Interessant ist aber auch, dass man an den Fotos allerhand Gebrauchspuren erkennen kann. Man sieht Fingerabdrücke, Kratzer auf der Oberfläche, auf einigen Bildern glaubt man sogar Kaffeeflecken zu erkennen. Auf dem Rand sind mitunter handschriftliche Kommentare, Notizen, wie die Namen der Models, Auftraggeber und Aufnahmeort vermerkt. Man meint so fast den Atem des Großmeisters zu spüren. Heraus kommt letztendlich ein umfang- und aufschlussreiches Skizzenbuch des Fotografen Helmut Newton:

"Die Polaroids wurden in keinem Magazin gedruckt. Sie waren ihm wie eine Art Anleitung. Sie zeigten ihm, wo ihn der Weg der Idee hinführen würde. Die Fotos, die daraus entstanden, wurden dann gedruckt. Aber nie die Polaroids."

Eine der interessantesten Serien in der Ausstellung heißt Simonetta. Man sieht nackte Frauen. Eingehüllt in warmes gelbes Licht, sitzen sie in opulenten Fauteuils, die wiederum in mondänen barocken Salons stehen. So, als ob es das Normalste der Welt sei, nackt zu sein, sich nackt zu geben. Es sind Frauen, die sich keine Blöße geben, sondern selbstbewusst auftreten. Models, deren Namen unbekannt sind. Aber es sind auch Prominente darunter. So zum Beispiel Eva Herzigova oder Brigitte Nielsen.

Damit man es dem Besucher einfacher macht, hat man die relativ kleinen, eigentlich handtellergroßen Farb- und Schwarz-weiß-Polaroids, auf 1 x 1 Meter aufgebläht. Das Faszinierende: Sie versprühen den bezaubernden Charme des Einzigartigen, die Aura echter Schönheit. Denn die Original-Polaroids konnte man nicht manipulieren oder retuschieren. Sie sind gewissermaßen, so Kurator Matthias Harder, ein Gegenmodell zu digitalisierten Welt:

"Das ist wirklich herrlich, dieses Umgeben zu sein von diesen Bildern, von dieser Bildwelt, von diesem visionären Geschick eines Helmut Newton."

Doch ob man die Polaroids, die wie Filmstills wirken, als Kunst bezeichnen soll, ist zu bezweifeln. Waren sie doch lediglich ein Arbeitsmittel, ein Hilfsmittel. Man sieht eine künstlerische Handschrift, einen ersten Versuch. Aber nicht mehr und nicht weniger. Auch wenn die Polaroids auf den großen Kunstauktionen heute mittlerweile mit einem Preis von bis zu 25.000 Euro gehandelt werden.

Informationen der Helmut Newton Stiftung über die Ausstellung "Helmut Newton Polaroids" in Berlin


Hier ein Video zur Ausstellung leider mit ner Werbung davor und in Spanisch *zwinker* doch wen stört das - es geht ja um Bilder !!


helmut ein muß!!!!!
in diese ausstellung werde ich gehen.freue mich schon darauf.*lach*
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Sexuelle Orientierung
aus tagesspiegel.de vom 24.06.11


Sexuelle Orientierung : Wie tolerant ist unsere Gesellschaft?

Frauenfußball-WM, Christopher-Street-Day, sexuelle Orientierung als ein Grundschulthema. Derzeit wird viel über Geschlechterrollen diesseits und jenseits der Norm diskutiert. Ist unsere Gesellschaft tolerant genug?


Kürzlich kam in Toronto ein Baby namens „Storm“ zur Welt. Wie bei vielen Babys lässt sich auch bei Storm nicht auf den ersten Blick sagen, ob es sich um ein Mädchen oder einen Jungen handelt. Es ist auch nicht leicht herauszufinden, denn Storms Eltern haben sich entschieden, das Geschlecht ihres Kindes nicht zu verraten. Sie wollen, dass Storm sich selbst entscheidet, ob es Frau oder Mann sein möchte.

Diese Entscheidung verursachte einen kleinen Skandal. Im Internet hetzten aufgebrachte Menschen gegen die Eltern. Der „Bild“-Zeitung war Storm eine Meldung wert. Ein Mensch, der sich nicht eindeutig in ein Geschlechterbild fügt, ist im Jahr 2011 und in der westlich-liberalen Gesellschaft noch immer ein Affront.


Kurz vor Beginn der Frauen-WM, deren Auftakt auf das Wochenende des Christopher-Street-Days fällt, wird das auch in Deutschland wieder augenfällig. Fußball ist eine Männersportart. Wenn die Frauen schon spielen, sollen sie dabei wenigstens hübsch aussehen. Umgekehrt müssen im Fußball der Männer, dieser urmännlichsten aller Betätigungen, Schwule weiterhin Angst haben, sich zu bekennen.


Der gesellschaftliche Wunsch nach Eindeutigkeit auf einen Blick ist tief verwurzelt. Geschlechter, so eine weit verbreitete Meinung, gibt es zwei – und die sind biologisch definiert. Woran man Frauen und Männer erkennt, lernen Kinder schon in der Grundschule. Männchen und Weibchen, so die biologische Sichtweise, sind bestimmt durch ihre Körper und ihren Hormonspiegel. Ihre Funktion ist die Fortpflanzung, dementsprechend müssen sie in ihre Rollen schlüpfen. Und wenn das Geschlecht, wie im Fall von Babys, noch nicht so eindeutig erkennbar ist, wird es eben erkennbar gemacht: rosa oder blau.

Die Welt ist queer

Das Unterdrückungspotenzial, das sich aus dieser Sichtweise speist, ist enorm. Denn so einfach, wie eine oberflächliche, biologistische Sichtweise suggeriert, ist es nicht. Es gibt Männer, die sich als Frauen fühlen, und Frauen, die sich als Männer fühlen, und Frauen und Männer, die beides sind. Es gibt Männer, die Männer lieben, und Frauen, die Frauen lieben, und manche, die mal das eine, mal das andere bevorzugen. Und ja, es gibt Männer, die sich gern um Haushalt und Kinder kümmern, und Frauen, die gern Fußball spielen. Die Welt ist „queer“, eine einzige große Abweichung von der Norm. Einfacher wird es nur, wenn man Geschlechtsidentität als ein Kontinuum begreift, auf dem sich jeder verorten kann, wo er möchte: rosa, blau, irgendwo dazwischen oder jenseits.

In diesen Tagen gab es eine Debatte darüber, ob es richtig ist, bereits in Berlins Grundschulen mit den Kindern über all diese Möglichkeiten des „Dazwischen“ zu sprechen. Ja, es ist richtig. Wir sollten mit Kindern darüber sprechen, bevor sie beginnen, sich auf die Suche nach ihrer eigenen Identität zu machen. Wir können ihnen zumuten, mehr zu kennen als die äußeren Geschlechtsmerkmale. Damit sie wissen, dass sie akzeptiert werden, egal, wo auf dem rosa-blauen Kontinuum sie später landen.

*****e_M Frau
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Geheimgesellschaften
Ausstellung in der Schirn-Kunsthalle Frankfurt ab 23.06.11


*****e_M Frau
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"Summer of Girls" auf ARTE
Von Janis Joplin über Madonna bis Lady Gaga - bei ARTE gehört der Sommer den Frauen der Popmusik. Mit legendären Konzerten und Kultfilmen ab dem 5. Juli 2011


......arte.tv schreibt dazu

Auf ARTE gehört der Sommer den Frauen der Popmusik!


Seit 2007 hat der Schwerpunkt "Summer of..." bei ARTE Tradition. Nach den Zeitreisen in die 60er, 70er und 80er Jahre widmet ARTE diesen Sommer nicht einer einzelnen Epoche, sondern stellt unter dem Motto "Summer of Girls" starke Frauen in den Mittelpunkt.



Jeden Dienstagabend im Juli und August zollt ARTE den Frauen Tribut, die im Lauf der letzten fünfzig Jahre Musikgeschichte geschrieben haben: von Aretha Franklin bis Madonna, von Barbra Streisand bis Kylie Minogue.

Den Zuschauer erwartet ein mitreißender Sommer voller Klang, Beat und Rhythmus mit legendären Konzerten, Musikdokumentationen und temporeichen Filmen.
Durch das Programm führt die Sängerin und Frontfrau der Band "Wir sind Helden", Judith Holofernes.

Jeder Abend steht unter einem besonderen Motto. Zum Auftakt zeigt ARTE beispielsweise unter dem Thema "Girl’s Band", wie Frauenbands die Musikszene erobert haben und wie der Mythos um Amerikas "Cheerleader" entstanden ist. Dass "Groupies" nicht immer nur "Groupies" waren, sondern die sexuelle Revolution miteingeläutet haben, davon erzählt der Abend "Rock Angels", der mit einem furiosen Konzert der britischen Rock-Ikone PJ Harvey ausklingt. "Icons and Idols" schlägt den Bogen vom ersten weiblichen Superstar der Rockmusik – Janis Joplin – bis zu Anna Calvi, die aktuell Publikum und Kritik gleichermaßen begeistert.

Begleiten Sie ARTE während des "Summer of Girls" zu unvergleichlichen Konzerten und lassen Sie sich von der Atmosphäre elektrisieren: Auf dem Programm stehen u.a. Barbra Streisand während eines Konzertes, dass sie 2006 im Rahmen ihrer Welttournee gab, Kylie Minogue auf der Bühne der Londoner O2-Arena und Tina Turners Auftritt vor 180.000 Fans in Rio. Dass in dieser Riege eine nicht fehlen darf, ist gewiss: Madonna. Ihr widmet ARTE einen ganzen Abend.

Auch in den Spielfilmen, die ARTE zur Primetime zeigt, geben die Frauen den Ton an: Norah Jones in "My Blueberry Nights", die unvergleichliche Meryl Streep in Robert Altman’s "Last Radio Show" oder Bette Midler als Rocksängerin in "The Rose".

Zusätzlich zu den Dienstagabenden sendet ARTE eine Woche lang von Montag bis Freitag jeweils um 18.30 Uhr die zehnteilige Reihe "Queens of Pop". Sie huldigt Poplegenden aus den letzten fünf Jahrzehnten, darunter Kate Bush, Diana Ross, Nena und Beyoncé. Die Dokumentationen zeigen, wie jede von ihnen die Musik geprägt und zugleich zum modernen Selbstverständnis der heutigen Frau beigetragen hat.

Welche der zehn Künstlerinnen die ultimative "Queen of Pop" sein wird, entscheiden die Zuschauer per Voting auf arte.tv/summer. Die Siegerin wird in der Finalshow am 30. Juli gekürt. Endecken Sie mit ARTE den Sommer aus der weiblichen Perspektive! Wir freuen uns, wenn Sie einschalten und dabei sind!


Dienstag, 5. Juli

Girls' band

"8 Frauen" | "Cheerleaders - Ein amerikanischer Mythos" | "Girls Girls Girls - Wie Frauenbands die Musikszene eroberten" | "New Pop Festival 2011 - Girl power".




Dienstag, 12. Juli

Rock angels

"Nikita" | "Groupies - Backstage zu den Stars" | "PJ Harvey, Live 2011".




Dienstag, 19. Juli

Icons and idols

"The Rose" | "Janis Joplin - Ein Blick hinter die Legende" | "Anna Calvi - Konzert Paris 2011".




Dienstag, 26. Juli

Singing ladies

"Robert Altman's Last Radio Show" | "Girls in Popsongs" | "Joan Baez - How sweet the sound".




Sonntag, 31. Juli

Themenabend: Divas are forever

"Tea with Mussolini" | "Barbra Streisand - Live in concert 2006".




Dienstag, 2. August

Iron women

"Tina Turner - Live in Rio" | "Tina Turner - Simply the best" | "Las Bandidas - Kann rache schon sein!".




Dienstag, 9. August

It girl

"Susan... verzweifelt gesucht" | "Beruf It-Girl" | "In bed with Madonna".




Dienstag, 16. August

Power girls

"Lola rennt" | "Nina Hagen - Godmother of punk" | "Vanessa Paradis on tour".



Dienstag, 23. August

Sisters of soul

"Grace of my heart" | "Konzert: Aretha Franklin" | "Foxy Brown".




Dienstag, 30. August

Sexy, so sexy

"My blueberry nights" | "Kurz, knapp und sexy - Der Minirock" | "Kylie Minogue - X 2008" | "Cabaret New Burlesque".






superrrrrrrrrrrr
schöner clip.der gefällt mir.tolle ideen und gut umgesetzt.
*****e_M Frau
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04.07.11 - 22.15 ZDF - Sehr empfehlenswert!

*****e_M Frau
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PS.....
....das muss ich jetzt noch ergänzend posten: Eine Kritik aus einem Blog in "Der Freitag", stimmt m.E. und dennoch stimmt auch, dass der Film durchaus vergnüglich ist....


Dekonstruktion Barcelon'

Schon wieder eine Stadt im Titel, wie mir gerade auffällt. Vicky und Cristina aus Amerika fliegen nämlich nach Barcelona, und aus diesen drei Entitäten besteht auch der Titel von Woody Allens Film, den das ZDF heute Abend um 22:15 Uhr in seiner Reihe "Sommernachtsphantasien" zeigt.

Sommernachtsphantasien! Hüstel.

Na ja, immerhin wird beim ZDF "Phantasie" noch mit "ph" geschrieben, das ist einnehmend, auch wenn diese seltsame Schwurbelklammer, ebenso wie die Einordnung "Erotikkomödie", hier nicht wirklich passend scheint. Viemehr haben wir es mit einer gleichzeitigen Dekonstruktion von Klischees und einer raffinierten Verbeugung vor der Unberechenbarkeit der Liebe, der körperlichen Anziehung und all den Schattierungen dazwischen zu tun. Klischees nicht nur über die Liebe, sondern auch über die Kunst, über Amerikanerinnen und Amerikaner, und sogar über das Klischeedenken selbst.



Doch um etwas zu dekonstruieren, muss es zunächst abgebildet oder gar erschaffen werden. Hier ist es die zunächst klassisch erscheinenden Konstellation von zwei jungen Dingern aus den USA, die für zwei Monate die Möglichkeit bekommen, im feurigen Barcelona (Laue Sommerabende! Gitarrenmusik!) in der Stadtvilla entfernter Freunde der Familie des einen jungen Dinges zu residieren. Das selbige junge Ding, Vicky nämlich, dargestellt von Rebecca Hall, schreibt gerade an ihrer Magisterarbeit über die "katalanische Identität", wie die süffisante Erzählstimme aus dem Off schildert, ist jedoch hauptsächlich damit beschäftigt, sich mental auf die bevorstehende Hochzeit mit ihrem langjährigen, bodenständigen Freund vorzubereiten. Haus in den Hamptons, Polohemden und Verabredungen zum Golfspielen und mit Innenarchitekten zeichnen sich bereits am Horizont und auch personifiziert im Gastgeberehepaar ab. Ob diese Aussichten nun positiv oder negativ zu bewerten sind, bleibt eine Frage des Blickwinkels, auch und besonders des von Vicky selbst, wie sich zeigen wird.

Cristina (Scarlett Johansson) hingegen betrachtet sich selbst als Freigeist, ist kunstbegeistert und immer auf der Suche nach dem Besonderen, gerade auch in der Liebe. Wie genau dies aussehen soll, weiß sie zwar nicht, sie weiß jedoch, was und wie es nicht sein soll. Da kommt der gar aufregende, weil eben zunächst auch sehr klischeehaft dargestellte einheimische Maler (Javier Bardem) nur recht, der den beiden auf einer Vernissage über den Weg läuft und über den das Gastgeberehepaar nicht viel sagen kann, außer, dass er gerade eine schlimme Scheidung hinter sich hat, bei dem die Beteiligten sich gegenseitig umbringen wollten. Genaues weiß man aber nicht, da man "nicht so viel mit diesen Bohemiens zu tun" hat. Die weiteren Ver- und Entwicklungen müssen nun gar nicht allzu genau beschrieben werden, auch, weil man ihnen sonst ein wenig den Zauber raubt. Nur soviel: Es kommt eben immer anders, und zwar dieses Mal wirklich ganz anders, als man denkt.

Immer mehr zeigt sich nämlich, nachdem zunächst diverse Konstellationen der Liebe und des Begehrens durch- und ausagiert wurden, dass es alles ja doch immer ein wenig komplexer und unberechenbarer in seiner Dynamik ist, als man zunächst denken mag. Und so verwandelt sich etwas, von dem man zunächst dachte, dass man ja ohnehin schon wieder alles darüber weiß und kennt, zu einer Meditation über die Frage, was es denn nun auf sich hat, mit der Schönheit und der Liebe und dem Reiz. Ohne wirklich eindeutige Antworten geben zu wollen und zu können. Gleiches gilt auch für den Komplex des Kunst-Wollens und des Künstler-Seins. In der Performanz, also dem Ausagieren der Geschehnisse, bröckeln Stück für Stück die festen Annahmen des Betrachters, zunächst eben über gewisse Klischees, und später dann über ganz fundamentale Annahmen von den Dingen in der Welt und wie sie sind und sein sollen, was natürlich bei jedem anders gelagert ist.

Trotzdem jedoch wird ein jeder mehr oder weniger irgendwann dabei erwischt, dass ihn eine weitere Wendung des amourösen Reigens doch grundlegend überrascht und vielleicht auch einige Annahmen überdenken lässt. Dabei oszilliert er wunderbar leicht und angenehm um all diese Dinge, die nie wirklich und letztgültig fassbar sind. Man kommt von der Oberfläche, und wenn man sich mitnehmen lässt, führt einen Woody Allen - der in diesem Fall die Neurosenfrequenz angenehmerweise recht niedrig hält, oder sie zumindest sehr leicht wirken lässt, fast schwebend - hin bis zu den tiefsten Verästelungen. Interessant dabei ist auch, dass Cristinas Ruhelosigkeit, die sie zunächst ganz wurzel- und ziellos erscheinen, und dann, wie eine Art Katalysator, plötzlich ein Gleichgewicht zwischen Maler und verrückter Ex-Frau (Penélope Cruz) erzeugen lässt - eine Art seltsame Balance, die eine ganz andere ist als das eigentlich Gewünschte, Erträumte (in der ersten Ruhelosigkeit), aber eben trotzdem für das Ehepaar heilsam und für sie talentfördernd - dass also eben diese Balance durch eine zweite Ruhelosigkeit (die aber eigentlich immer gleich ist) wieder zerstört wird. Was man daraus lernen kann? Ich weiß es nicht. Aber es ist ein sehr schöner Film. Gerade auch bei diesem Wetter da draußen.

*****ida Frau
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nochmal arte
ich bin noch heute, zwei Tage danach sehr bewegt, weil der Film als typisch französische Liebeskomödie zu beginnen scheint und dann in wahre Abgründe stürzt... - sehenswert, wie ich finde *g*

Wahnsinnig verliebt - à la follie... pas du tout
Die Kunststudentin Angélique hat sich in den verheirateten Kardiologen Loïc verliebt und träumt von einer gemeinsamen Zukunft.


Sonntag, 3. Juli 2011 um 20.15 Uhr
Wiederholungen:
04.07.2011 um 14:45
13.07.2011 um 14:45
Wahnsinnig verliebt
(Frankreich, 2002, 90mn)
ZDF
Regie: Laetitia Colombani
Kamera: Pierre Aim
Schnitt: Véronique Parnet
Darsteller: Audrey Tautou (Angélique), Clément Sibony (David), Isabelle Carré (Rachel), Samuel Le Bihan (Loïc), Sophie Guillemin (Héloïse)
Autor: Laetitia Colombani
Produzent: Charles Gassot



Die Kunststudentin Angélique hat sich in den verheirateten Kardiologen Loïc verliebt und träumt von einer gemeinsamen Zukunft. Loïc und seine Frau erwarten ihr erstes Kind, als ihr Leben aus den Fugen gerät. "Wahnsinnig verliebt" erzählt die Geschichte einer jungen Frau, die im Liebeswahn den Bezug zur Realität verliert.


Angélique ist eine begabte Kunststudentin, hat gerade ein wichtiges Stipendium und die Möglichkeit zu einer großen Ausstellung in Paris bekommen, ist jung und hübsch und frisch verliebt in Loïc. Er ist Kardiologe, verheiratet mit einer anderen und wird in Kürze Vater. Einige Hindernisse also für eine gelungene Liebesgeschichte. Aber wenn man liebt, dann hofft man.
Doch allmählich häufen sich die Hinweise darauf, dass Loïc vielleicht gar nicht so viel an der Geliebten liegt, wie diese gerne glauben möchte. Auch ihre Freunde beginnen, sich Sorgen um das Seelenheil von Angélique zu machen. Besonders David, der seit geraumer Zeit unsterblich in Angélique verliebt ist, die in ihm jedoch ausschließlich den guten Freund sieht und nur Augen für Loïc hat. Und dann passieren auch noch merkwürdige Unfälle im Umfeld des jungen Kardiologen.


"Wahnsinnig verliebt" besetzt die seit ihrem Amélie-Erfolg ungeheuer populäre Audrey Tautou einmal anders: Was als romantische Komödie zu beginnen scheint, entwickelt sich schleichend zum Psychodrama. Die Spannung bezieht der Film durch die ungewöhnliche Erzählstruktur: In der Mitte wechselt der Film plötzlich die Perspektive und erzählt die Geschichte noch mal von vorn aus der Sicht Loïcs. Und dessen Rolle in der Geschichte ist für manche unerwartete Überraschung gut.


*****e_M Frau
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Alles Slutwalk oder was?
aus "Der Freitag" vom 4.07.11


Sexyness oder Sexismus


Unsere Kolumnistin macht sich Gedanken über den schmalen Grat zwischen Sexyness und Sexismus, den Frauen für ihre Freiheit zu beschreiten haben
Sind Frauen heute wirklich im Großen und Ganzen lieber schön, als klug? Schließt sich das überhaupt gegenseitig aus? Dürfen wir Frauen auch einfach gerne einmal Sexobjekt sein, freiwillig und selbstbestimmt? Muss ich diese Fragen wirklich immer noch stellen?

Ständige Selbstkontrolle

Nicht nur ich stelle diese Fragen: Ich kenne viele Frauen zwischen 20 und 45, kluge, schöne, starke Frauen, sie alle kennen das Dilemma. Fast alle schlagen sich mit einer ambivalenten Auseinandersetzung mit Sexyness herum. Kaum eine von ihnen verzichtet bewusst auf sie. Im Gegenteil: nahezu jede Frau, die ich kenne, spielt gerne damit. Ob bewusst oder unbewusst. Wir Frauen haben manchmal den Eindruck, dass strategisch eingesetzte Sexyness Türen öffnet. Genauso wie sie Türen schließt. „Wie sexy darf ich mich kleiden, wenn ich Kleidergröße 44 trage?“ oder: „Wird mein Chef mich weniger oder mehr ernst nehmen, wenn ich einen figurbetonten Blazer zur Gehaltsverhandlung trage?“ Die meisten von uns sind daher dazu übergegangen, in einem ständigen Kontrollwahn die eigene Sexyness herunterzuspielen. Nicht zu viel. Nicht zu wenig.

Aus einer feministischen Perspektive ist die Sache scheinbar einfach: So lange Frauen ihr Ding machen, selbstbestimmt und offen, so lange ist auch Sexyness in Ordnung. So ähnlich formulierte es auch die britische Feministin Natasha Walter, als sie in den 90ern ihr Buch „The New Feminism“ publizierte. Seither galt auch für Feministinnen: Sexyness ist voll ok – ach: eigentlich sogar toll! Eine selbstbewusste Frau kann sexy sein. Freiheit ist das einzige, was zählt. Über zehn Jahre danach kommt dieselbe Natasha Walter mit einem fetten „Aber…“, das sie in ihrem Buch „Living Dolls“ publiziert. Sie habe gedacht, der Sexismus in der Gesellschaft würde dahinschwinden und Frauen seien frei, so zu leben, wie sie wollten – sexy oder nicht. „Ich lag völlig daneben,“ sagt die Feministin heute. Sexismus und Sexyness sind in ihren Augen eine schwer auf den Schultern der Frauen liegende Allianz eingegangen: als Sexyness-Gebot.

Die Ambivalenz der meisten Frauen, die sich gerne als emanzipiert, aber zugleich auch lustvoll und sexpositiv sehen wollen, rührt von eben diesem schmalen Grat, der zwischen Sexismus und Sexyness liegt: wir wollen uns nicht vorschreiben lassen, uns mehr zu verhüllen, uns nicht wie „Schlampen“ zu kleiden – wie dies der weltweit Slutwalks auslösende Polizist aus Kanada ausdrückte, nur damit wir auf der sicheren Seite sind. Wir wollen aber ebenso wenig auf unsere Körper reduziert werden, um auf einer anderen sicheren Seite zu sein. Wir wollen Freiheit ohne Sexismus.

Die meisten Männer, die ich kenne, sehen darin kein Problem und gestehen uns genau das ohne wenn und aber zu. Der Schlüssel dazu ist einfach: Respekt. Doch wie viel Respekt hat eine Gesellschaft für Frauen übrig, in der nahezu sämtliche Männermagazine Frauen als Deko, als Freiwild und als bestenfalls „willig“ benutzen? Wie viel Respekt billigt eine Gesellschaft Frauen zu, in der Fußball-Nationalspielerinnen von ihrer Tätigkeit nicht leben können, weil sie eine männliche ist? Und ist es letztendlich nicht überall so, dass der Respekt für Frauen immer genau dann schwindet, wenn sie in “männliche Bastionen“ eindringen wollen? Die beste Anwältin in der Kanzlei eines Freundes wurde nur aufgrund ihres schwangeren Bauches mit gerade der notwendigsten Gehaltserhöhung abgespiesen. Mit Männern traute man sich so etwas nicht.

Respekt – aber wie?

Sexyness und Respekt wieder zusammen zu bringen (waren sie es im Gros eigentlich je? Sind daran nicht schon die lieben 68er gescheitert?) – das vielleicht tiefste Anliegen der Slutwalks? Oder sollte man tiefer gehen, so wie Sonja Eismann es einst Ausdrückte, und die gesellschaftliche Norm der Sexyness einmal grundlegender hinterfragen? Was bringt uns Sexyness denn? Eismann sagt: „Es vermittelt Sicherheit, zu entsprechen, zu genügen.“ Sicherheit. Schon wieder.

Weil uns, also mich, das alles tendenziell ratlos macht, ein Versuch, Respekt in die Sexyness zu bringen: Indem man diese umdefiniert. Statt medial und öffentlich verhandelter Schönheitsnormen müssen individuelle und personenbezogene Ideale her. Jede Frau (und jeder Mann!) ist potentiell schön. „Es kommt auf die inneren Werte an!“ – werden Sie witzelnd einwerfen, um die banale Erkenntnis zu entwerten, die als einzige der Schlüssel sein kann. Wie viele Frauen kenne ich, die schön, stark und selbstbestimmt sind – in meinen Augen – und sich selbst seit Jahrzehnten bekriegen (mit Hungern, Essen, ständiger Arbeit am Körper, oder: indem sie ebendiesen verstecken, aus Angst). Es sind zu viele.

Ich will, dass das aufhört! Und das wird es nur, wenn wir zusammen eintreten: gegen den überall unterschwellig auftretenden Sexismus (in den Medien, aber auch in der Politik); gegen machistische Männer, die oftmals viel zu viel Macht haben und viel zu viel Aufmerksamkeit bekommen; genauso wie gegen knallharte Frauen, die uns mit ihren strengen Blicken oftmals die allerschlimmsten Feinde sind. Gegen die Respektlosigkeit, die sich an unsere Hüften hängt. Im Grunde wollen wir alle, dass das aufhört. Wir haben nur noch nicht begriffen, dass wir dafür mehr tun müssen, als auf Slutwalks zu gehen und Schönwetterreden zu schwingen. Erst wenn wir es schaffen, Schönheit und Sexyness in unseren eigenen gebrainwashten Köpfen wieder umzudefinieren wird der Sexismus wirklich angreifbar. Erst dann wird Respekt möglich. Für andere. Vor allem aber auch für uns selbst.

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