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Kunst-, Kultur-, TV- und Kinotipps

*****e_M Frau
8.487 Beiträge
Themenersteller 
23.09.11 -Schirn- Kunsthalle Frankfurt/M.
http://vimeo.com/26260556

Ein Abend voller Mysterien und Wagnisse. Bist du dabei?

SCHIRN AT NIGHT
FREITAG, 23. SEPTEMBER, AB 20 Uhr
DRESS UP AND HIDE YOUR EYES

ACTS & ATTRAKTIONEN
SHOW SPECIAL MR PUSTRA, LONDON
EINTRITT 5 €
SIX-PACK 20 €, KOMMT ZU SECHST, ZAHLT FÜR VIER
*****e_M Frau
8.487 Beiträge
Themenersteller 
Kinotipp


Tournée

Ein ehemaliger französischer TV-Produzent startet nach einer Lebenskrise einen Neuanfang als Manager einer New Burlesque Show in den USA. Mit seinen amerikanischen Tänzerinnen tourt er schließlich durch die französische Provinz. Ihr gemeinsamer Traum: ein Auftritt und großer Tournee-Abschluß in Paris...

Regisseur Mathieu Amalric ist hierzulande eher für seine zahlreichen Rollen als Schauspieler bekannt, so z.B. als Hauptdarsteller im Drama 'Schmetterling und Taucherglocke' oder als Bösewicht im letzten Bond-Film ('Ein Quantum Trost'), denn für seine wenigen und nur im großen zeitlichen Abstand abgelieferten Regiearbeiten großer Kinofilme. Auch in 'Tournée' hat er die männliche Hauptrolle übernommen, an der Seite so illustrer Darstellerinnen wie z.B. Miranda Colclasure als "Mimi Le Meaux", Suzanne Ramsey als "Kitten on the Keys" oder "Dirty Martini", die auch im richtigen Leben als Burlesque-Tänzerinnen auftreten und hier weitgehend das erstemal auf einer Kinoleinwand zu bewundern sind.

Während der klassische Burlesque-Tanz als Bestandteil des amerikanischen Variété-Theaters aus dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts noch eine stärker erotisch animierende Komponente besaß und so auch zum Entstehungsort des Striptease wurde, legt New- oder Neo-Burlesque den Schwerpunkt mehr auf die unterhaltsamen, tänzerischen oder humoristisch-grotesken Aspekte und bietet damit generell ein größeres Spektrum an Stilrichtungen und künstlerischen Ausdrucksformen. Wichtiges Element ist dabei das ironische Spiel mit rigiden Körperbildern, traditionellen Geschlechterrollen und herrschenden Schönheitsvorstellungen, wodurch auch ein viel breiteres und gemischteres Publikum angesprochen wird als in den reinen Männerveranstaltungen konventioneller Stripshows.

'Tournée' lässt sich nun als gelungene Mischung aus Roadmovie, Tragikomödie und Milieustudie der New Burlesque-Szene ansehen, wobei die Handlung aus lose miteinander verbundenen und teils pseudodokumentarisch inszenierten Episoden vorangetrieben wird, die vor allem der Charakterisierung der einzelnen Figuren und ihres Beziehungsgeflechts dienen. Den so selbstironischen wie eigenwilligen Retro-Charme des New Burlesque transportiert der Film damit ganz gut - nicht zuletzt durch die vielen eingestreuten Bühnenauftritte der Tänzerinnen - wobei Retro-Phänomene allgemein von einer strukturellen Ambivalenz beherrscht werden, weil die traditionellen Ausdrucksformen nun unter modernen Vorzeichen stehen und der neue Kontext auf die Rezeptionsbedingungen fundamental zurückwirkt. Retro-Phänomene sind so immer auch Spiegel der Gegenwart, da im Kontrast mit einer kunstvoll beschworenen (oder kunstvoll adaptierten) Vergangenheit die aktuellen Entwicklungen sichtbarer oder zumindest intuitiv fühlbarer werden. Diese Ambivalenz schlägt sich insbesondere auch in den schillernden und gebrochenen Figuren des Films nieder, die mit ihren Wünschen und Hoffnungen, ihren Talenten und Abgründen, eine reichhaltigere Identität und Individualität gewinnen statt zu blossen Abziehbildern zu gerinnen...

Originaltitel: Tournée
Regie: Mathieu Amalric
Länge: 111 (min)
Darsteller: Miranda Colclasure, Suzanne Ramsey, Mathieu Amalric...
Produktionsort: Frankreich
Produktionsjahr: 2010
Startdatum: 08.09.2011
Tournee
Schade,

in Berlin scheint er nur im französischen Original mit Untertiteln zu laufen.
*****e_M Frau
8.487 Beiträge
Themenersteller 
Ja, zu meinem Erstaunen ist es so. Doch irgendwo muss es ja auch ne deutsche Fassung geben, sonst macht der deutsche Trailer wenig Sinn...

Vielleicht hat jemand ne Idee???

LG, Odette
***na Frau
2.683 Beiträge
Orginalfilme
Schade,

in Berlin scheint er nur im französischen Original mit Untertiteln zu laufen.

Schade?

Gibt es nicht besseres als einen Film im Orginal zu sehen? Nur dann kann doch die ursprüngliche Stimmung eingefangen werden. Mit jeder Synchronisation geht etwas davon verloren.

Siehe "bienvenue chez les ch`tis", beil welchem die Übersetzung fast die ganze Komik geraubt hat.

Und mit Untertitel ist es doch kein Problem. In der Schweiz zb gibt es nur die Orginalfilme zu sehen. Ich finde das klasse.

Daher Lielan einfach genießen:-)

lg Azana
*****e_M Frau
8.487 Beiträge
Themenersteller 
Mal was ganz Anderes....
Flintenweib und Karriere schließt sich ja nicht aus, m.E. passt es ausgesprochen gut zusammen.

Deshalb mein Buchtipp:

Professionelle Intelligenz
Gunter Dueck, Eichborn, September 2011

Der Computer denkt, der Mensch lenkt Immer mehr Erfahrung, Wissen und Kompetenz wandert in automatisierte Systeme. Was bleibt, sind Fantasie, Flexibilität, Neugier - und unsere professionelle Intelligenz, mit der wir diese Systeme steuern. Professionalität bedeutet heute etwas völlig anderes als noch vor zehn Jahren. Reines Fachwissen wird dabei immer unbedeutender. Wir müssen nichts mehr abarbeiten, wir haben sich stetig wandelnde Prozesse zu steuern und Probleme zu lösen. Unsere unternehmerische Persönlichkeit steht immer stärker im Vordergrund. Um diese Entwicklung aktiv mitzugestalten, brauchen wir viele verschiedene Intelligenzen, die zusammengenommen unsere Professionelle Intelligenz ausmachen, sagt Gunter Dueck. IQ - Intelligenz des Verstands: für Methoden, Planung, Controlling, Verwaltung EQ - Emotionale Intelligenz: für Kommunikation, Zusammenarbeit, Motivation VQ - Vitale Intelligenz des Handelns: für Führung, Durchsetzungsvermögen AQ - Intelligenz der Sinnlichkeit, Sinn für Attraktion: für Marketing, Werbung, Verkauf CQ - Kreative Intelligenz: für Kunst, Forschung, Technologie, Innovation MQ - "Sinn für Sinn" Scharf, eigenwillig und unterhaltsam skizziert er die Anforderungen der Arbeitswelt von morgen. Er folgert: Unsere Professionelle Intelligenz entscheidet über unsere Zukunft. Entweder wir werden professionell, oder wir werden Teil halbautomatischer Workflows - in einem Niedriglohnjob. Der gute alte IQ ist schon in den Maschinen drin.

Über den Autor
Prof. Dr. Gunter Dueck, geboren 1951, Mathematikprofessor und Chief Technology Officer der IBM Deutschland, renommierter Speaker auf Unternehmertagen und im Bildungsbereich. Redner bei der diesjährigen Stuttgarter Vortragsreihe Denkanstöße - Von den Besten profitieren. Seit vielen Jahren im Hochschulauswahlausschuss der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Der Autor zahlreicher Bücher lebt bei Heidelberg. Zuletzt im Eichborn Verlag erschienen: Aufbrechen (2010), Abschied vom Homo oeconomicus (2008, auf der Shortlist für den Deutschen Wirtschaftsbuchpreis) und Direkt-Karriere. Der einfachste Weg nach ganz oben (2009).

aus amazon.de


Gunter Dueck schreibt wie er spricht, d.h. wer ihn einmal in einem Vortrag gehört hat stellt fest, auch dieses Buch IST ein Vortrag. Sicherlich nicht als Bibel anzusehen, jedoch mit Gedanken, die zum Nachspüren anregen - vielleicht auch zum Umdenken...

Ich habe das Buch gerade ausgepackt und bin schon mittendrin....

LG, Odette
*****e_M Frau
8.487 Beiträge
Themenersteller 
Filmtipp - 02.10.2011 - ARD
23:15 Uhr - Mademoiselle Chambon, F, 2009, Drama


Eine junge Lehrerin verliebt sich in den verheirateten Vater von einem ihrer Schüler. In dem eher schweigsamen Handwerker werden ungeahnte Gefühle wach...

Ein subtiles Liebesdrama von Regisseur Stéphane Brizé, das weniger von der Handlung oder ausschweifenden Dialogen denn von leisen Gesten, Blicken und dem eindringlichen Spiel der Darsteller lebt.



*****e_M Frau
8.487 Beiträge
Themenersteller 
Ein Versuch über Sex und Kultur
von Georg Jenner, gefunden auf heise.de

Lesens- und Nachdenkenswert!

Ökonomie, Technik und menschliches Glück

Ein Versuch über Sex und Kultur


In den Nachrichten war vor kurzem von einer auffallenden Gleichbewegung die Rede: Seit es der Wirtschaft in Spanien schlechter geht, verringere sich die dortige Scheidungsrate, die bis dahin mit zu den höchsten Europas gehörte. Eine solche Mitteilung gibt zu denken. Wir stoßen hier auf einen neuralgischen Punkt der Gesellschaft: das Verhältnis von Ökonomie und Psychologie, wobei wir zur ersteren auch noch den technischen Fortschritt rechnen sollten.

Wie weit gehorcht jeder von uns seinen Gefühlen, wie weit dem Druck äußerer Geschehnisse in Technik und Wirtschaft? Dieser Frage unbefangen auf den Grund zu gehen, ist ein Akt menschlicher Selbsterkenntnis – und er scheint mir heute dringender denn je.

Scheidungen im heutigen Umfang sind eine relativ neue Erscheinung. Langfristige Bindungen zwischen ungleichgeschlechtlichen Partnern finden sich unter Menschen und – nebenbei bemerkt – auch bei der großen Mehrzahl der Vögel. Ihr sozialer Zweck ist offenkundig. Säuglinge (oder auch die Eier in einem Nest) bedürfen über längere Zeit ununterbrochener Bewachung und Pflege. In dieser Zeit ist der betreffende Elternteil für die Nahrungssuche nur bedingt oder auch gar nicht einsatzfähig.

Dies jedenfalls waren die Bedingungen unter Jägern und Sammlern und weitgehend auch noch in den Agrarwirtschaften, wie sie bis vor zweihundert Jahren bestanden. Erst die Industriegesellschaft verschaffte der Gesellschaft die Möglichkeit, die Betreuung der Kinder ganz aus der Familie herauszulösen und die Frau damit bereits kurz nach der Geburt von der Kinderbetreuung freizusetzen.

Auf einmal zeigt sich (was man aus einer kleinen Zahl von Stammesgesellschaften schon hätte wissen können, siehe Malinowski) dass die Familie keine biologische Institution, sondern nur ein kulturelles Arrangement ist, für dessen Fortbestehen es nur dann und auch nur solange eine soziale Notwendigkeit gibt, wie der Schutz der Kinder von keiner anderen Institution übernommen wird. Der für unsere Zeit so charakteristische Zerfall der Familie beruht auf dieser neuen Schutzfunktion eines Staates, der mit Krippen, Kindergärten und Schulen Aufgaben übernimmt, die früher einmal von den Familien erfüllt werden mussten. Doch sie beruht nicht allein darauf. Die Frauen hätte sich gegen diese Entwicklung ja zu Wehr setzen können. Gäbe es wirklich einen Mutterinstinkt, dann wäre ihnen unmöglich, was immer mehr Frauen in den Großstädten Frankreichs und Schwedens ganz selbstverständlich und ohne schlechtes Gewissen tun, nämlich dass sie ihre Babys bald nach dem Ende der Schwangerschaft – oft schon drei Monate danach - staatlichen Institutionen anvertrauen, um dann selbst wieder in ihren Berufen tätig zu sein. Ein solcher Instinkt existiert aber offenbar nicht – er ist eine kulturelle Erfindung von Zeiten, in denen es als unbestreitbarer Glaubenssatz galt, dass Mütter ganz selbstverständlich ihr ganzes Leben für die Betreuung der eigenen Kinder zu opfern hätten.

Wie gesagt, der Ethnologie wusste schon immer, dass die Familie als kulturelle Institution in manchen Stammesgesellschaften, wo es so etwas wie eine gemeinschaftliche Betreuung des Nachwuchses gab, eine weit geringere Rolle spielte als etwa in der patriarchalischen Gesellschaft. Dennoch macht ihre Auflösung erst in unserer Zeit rapide "Fortschritte". Über Jahrhunderte gewachsene Gefühle, Mythen, religiöse Erzählungen und Glaubenssätze, die alle einmal dazu dienten, die Familie und ihre Bedeutung im kollektiven Bewusstsein als unzerstörbar zu verankern, haben auf einmal ihre Kraft eingebüßt. Sie erweisen sich als ohnmächtig gegen die Herausforderungen neuer technischer Möglichkeiten und veränderter ökonomischer Bedingungen.


Entzauberung des sexuellen Triebs

In der Institution der Familie wurde der biologische Trieb durch Kultur gezähmt und eingebunden. Die sexuelle Untreue wurde als schwerwiegende Verfehlung geächtet (vor allem auf Seiten der Frau, denn Männer vor allem der höheren Schichten wussten sich Sonderrechte zu wahren). Dadurch wurde der Trieb von einem belanglosen, der Eigenbefriedigung dienenden Vorgang wie das Trinken und Essen zu einem überragenden Geschehen mystifiziert. Er wurde mit der Aura des Geheimnisvollen, Gefährlichen und Unsagbaren umgeben. Bis in die jüngste Vergangenheit hingen die meisten von Romanen, Opern, Gedichten beschworenen Verwicklungen eines Menschen damit zusammen, dass ihn seine biologische Triebnatur in Konflikt und Gegensatz zu den kulturellen Anforderungen der Gesellschaft brachte. Der sexuelle Bereich war alles zugleich: mystisch aufgeladen, faszinierend gefahrvoll, mächtig anziehend und auch wieder fürchterlich abstoßend.

Die 68-Revolution des zwanzigsten Jahrhunderts hat hier eine Zäsur von Ausmaßen gesetzt, die man in ihrer Auswirkung auf das Verhältnis von Mann und Frau durchaus mit denen vergleichen darf, welche die Französische Revolution im Verhältnis der Klassen bewirkte. Der sexuelle Trieb wurde aus seiner religiös und sozial sanktionierten Einbindung in Ehe und Familie herausgelöst. Er wurde trivialisiert und mit anderen Trieben wie der Nahrungsaufnahme, dem Schlaf usw. auf ein und dieselbe Ebene gesetzt. Die Psychoanalyse hatte diese Entzauberung bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts eingeleitet, aber erst die 68-Bewegung führte den akademischen Beginn zu einem die Gesellschaft radikal umformenden Abschluss.

Seitdem haftet dem Geschlechtstrieb nichts Geheimnisvolles mehr an, aber auch nichts Gefährliches. In unendlichen, überwiegend tristen Variationen wird das Geschehen schon in Schulhöfen auf Handys virtuell konsumiert, um gleich mit beginnender Geschlechtsreife auch real abgearbeitet zu werden. Die Tragödie von Romeo und Julia wie auch der ganze einmal so großartige Opernzauber, der den biologischen Trieb umgab und ihn verklärte, werden heute von den meisten Menschen kaum noch verstanden oder offen belächelt. Der Trieb entführt den Menschen nicht mehr in schwindelerregende, oft auch schwüle, von Leid geprägte Regionen einer kulturellen Überwelt, sondern immer mehr finden sich "brave Bürger" zu gemeinsamem Sexkonsum in sogenannten Swingerpartys zusammen, wo nichts so fern oder geradezu anrüchig ist wie Romantik oder jede andere Art geistiger Sublimierung.

Eine Gesellschaft nur noch aus Singles?

Seit den 68-Jahren ist die Welt um einiges einfacher geworden. Es ist eine Welt der Singles, die durch keine soziale Notwendigkeit dauerhaft aneinander gebunden sind. Die Erfindung der Antibaby-Pille hat das Geschlechtsleben endgültig von der Fortpflanzung abgetrennt, während die letztere selbst keine Bindung an einen Partner voraussetzt. Nicht einmal für die Empfängnis bedarf eine Frau noch des Zusammenlebens mit einem männlichen Partner: Immer mehr Besamungen werden inzwischen künstlich vorgenommen. Die Frau kann auch weiterhin Kinder bekommen – für eine Mehrheit von ihnen ist das immer noch ein elementares biologisches Bedürfnis - aber für diese Kinder opfert sie nicht länger ihre persönlichen Lebensaussichten, wie das bis dahin von ihr erwartet wurde.

So haben Ökonomie und Technik gemeinsam dafür gesorgt, dass die Menschheit sich auf einen Zustand hin entwickelt, den es in so extremer Ausprägung in ihrer bisherigen Geschichte niemals gegeben hatte. Es ist durchaus absehbar, dass es bald eine Gesellschaft geben wird, die ganz ohne Ehe und Familie auskommen wird, eine Gesellschaft, die nur noch aus Singles besteht, die ihre Triebe in mehr oder weniger flüchtigen Begegnungen hetero- oder homosexueller Art befriedigen werden. Für die menschliche Fortpflanzung sind diese Begegnungen entweder ganz folgenlos oder sie führen auch dann nur selten zu bleibenden Bindungen, wenn Frauen sich davon Kinder erhoffen.

Die Rolle von Technik und Ökonomie für unseren Gefühlshaushalt und die soziale Struktur einer Gesellschaft kann also gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dennoch ist damit die für uns letzte und wichtigste Frage durchaus nicht beantwortet. Denn wir wollen natürlich wissen, ob die Summe menschlichen Glücks durch eine solche Entwicklung gesteigert oder ob sie dadurch nicht eher beeinträchtigt wird?

Es ist eine schwierige Frage, denn soziale Entwicklungen sind so komplex, dass sie sich selten voraussehen lassen. Irrtümer liegen hier mindestens ebenso nahe wie Einsichten, mit denen wir der Wahrheit näher kommen. In seinen Particules élémentaires (Elementarteilchen) hat Michel Houellbecq die künftige Gesellschaft der auf sich selbst gestellten Singles beschrieben. Er zeigt, wie das Prinzip des Kapitalismus, wo jeder sich, wenn es sein muss, auch auf Kosten des anderen bereichert, in einer Gesellschaft der miteinander um Geschlechtspartner konkurrierenden Singles zur unausbleiblichen Folge hat, dass die einen immer stärker begünstigt, die anderen immer mehr benachteiligt werden. Denn nun herrscht eben auch das kapitalistische Grundprinzip, wonach dem erfolgreichen Sieger alles gehört.

Die Schwächeren um die Gunst der Frauen werden auf der ganzen Linie ins Abseits gedrängt und als Versager abgestempelt. Neben der ökonomischen entsteht eine sexuelle Klassengesellschaft, in der die einen Underdogs sind und die anderen die Privilegierten. In der traditionellen Gesellschaft war eine solche Aufspaltung nicht möglich, jedenfalls dann nicht, wenn in etwa ein Verhältnis von eins zu eins zwischen den Geschlechtern bestand. Auch wer arm war und auf der sozialen Hierarchie ganz unten stand, bekam in der Regel immer noch einen Ehepartner.

An die Stelle der Familie rückt die Gemeinschaft am Arbeitsplatz

Trotzdem: die Familie war nie eine biologische, sondern immer nur eine menschengemachte, eine kulturelle Institution. Deshalb lässt sich das elementare Bedürfnis nach intensivem sozialen Kontakt mit bestimmten Menschen, denen man vertrauen und auf die man sich vorbehaltlos verlassen kann, auch auf andere Art als durch die Aufgehobenheit in der Familie befriedigen. Sektenzugehörigkeit und generell die Bindung an religiöse Gemeinschaften bezeichnet hier eine Möglichkeit. Für die meisten Menschen kommt sie allerdings heute kaum noch in Frage.

Eigentlich bietet sich in der modernen Gesellschaft nur noch eine einzige Art von Gemeinschaft an, die an die Stelle der Familie treten könnte, und es in vielen Fallen auch tut. Das ist die Gemeinschaft des Arbeitsplatzes. Hier verbringt der Durchschnittsbürger immerhin den größten Teil seines bewussten Lebens – sehr viel mehr als in der Familie. Doch darüber, ob der Arbeitsplatz eine solche Funktion übernehmen kann oder soll, bestehen große Auffassungsunterschiede. In starker Vereinfachung lässt sich sagen, dass das rechte Lager generell an der Familie festhält und dafür die menschlichen Beziehungen am Arbeitsplatz ganz und gar den Bedingungen der wirtschaftlichen Effizienz unterwerfen möchte. Dagegen neigt das linke Lager – auch dies natürlich wieder in starker Vereinfachung gesagt – eher dazu, die Familie preiszugeben und dafür befriedigende menschliche Beziehungen am Arbeitsplatz zu ermöglichen, selbst wenn das zu Lasten ökonomischer Rationalität und Effizienz gehen sollte.

Nach dem Vorgesagten ist klar, dass die linken Tendenzen sehr viel mehr dem Geist der Zeit entsprechen. Der Trend zur Auflösung der Familie ist inzwischen ein kaum noch zu bestreitendes Faktum. In der geistig anregenden Gemeinschaft eines Arbeitsplatzes fühlen sich inzwischen die meisten Frauen um vieles besser aufgehoben, als wenn sie auf dem engen Raum einer Mietsbehausung Tage und Jahre mit der Betreuung ihrer Kinder verbringen. Denn die Zeiten, wo der Wohnort zugleich Arbeitsplatz war und die Großfamilie für Abwechslung sorgte, gehören der Vergangenheit an. Außer auf dem Lande, in Dörfern und kleineren Städten sowie unter materiell privilegierten Schichten haben Wohnungen sich immer mehr in bloße Schlafstätten verwandelt, die den Kindern kein geeignetes Umfeld mehr bieten. Die meisten von ihnen gewinnen, wenn sie, statt die Unzufriedenheit oder den Dauerstreit ihrer Eltern aushalten zu müssen, die Betreuung in einer gut geführten Krippe genießen. So groß der Vorteil für Kinder mit glücklichen Eltern ist – denn auch die hat es gegeben und gibt es immer noch – so furchtbar können sie unter schlechten Familienverhältnissen leiden.

Welche Anhaltspunkte gibt es also für die letztlich entscheidende Frage, ob Ökonomie und Technik des vergangenen halben Jahrhunderts menschliches Glück gefördert oder vermindert haben? Ich sehe sie in der Fähigkeit einer Gesellschaft, einen echten Ersatz für die enge Bindung der Familie zu ermöglichen. In Japan war das eine Zeitlang der Fall. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs bis in die neunziger Jahre waren dort Betriebsgemeinschaften entstanden, die für die Beschäftigten weitgehend an die Stelle der Familie traten. Am Arbeitsplatz – und nur dort – hatte man seine Freunde, dort lag das eigentliche Zentrum des Lebens. Die biologische Familie spielte eine so geringe Rolle, dass der Mann für Frau und Kinder außer zum Schlafen oft nur an den Wochenenden in Erscheinung trat – und nicht selten auch dann nicht einmal. Man fühlt sich an die militärischen Männerbünde erinnert, die in manchen Stammesgesellschaften und noch im alten Griechenland eine so große Rolle spielten.

Wenn die Familie bei uns weiterhin an Bedeutung verliert – und alle Anzeichen weisen in diese Richtung - dann braucht der Mensch einen anderen Mittelpunkt für sein Leben. Irgendwo muss er sich einem Kreis von Menschen anschließen können, mit denen er dauerhafte Beziehungen aufbauen kann. Wenn alle anderen Formen der Gemeinschaft kaum noch eine Rolle spielen, dann bleibt einzig der Arbeitsplatz übrig. Doch brauchen wir diese Feststellung nur auszusprechen, um auch sogleich auf die Achillesferse unserer Zeit und sozialen Verhältnisse zu stoßen. Wurde nicht gerade der Arbeitsplatz während der vergangenen zwei Jahrzehnte immer mehr dem Diktat äußerer Zwänge ausgeliefert?

Nur noch in den wenigsten Bereichen ist er halbwegs geschützt: z.B. in Schulen, Behörden und im Kleingewerbe. Die Mehrheit der Menschen ist dagegen in ungeschützten Arbeitsverhältnissen tätig, denn diese wurden durch den Neoliberalismus der globalen Konkurrenz und damit dem gnadenlosen Diktat der Effizienz ausgesetzt. Unter solchen Bedingungen können sich keine dauerhaften menschlichen Bindungen entwickeln. Es herrscht das Ellenbogenprinzip, wo jeder sich gerade so lange behauptet, wie er seine persönlichen Bedürfnisse nach menschlicher Wärme und Loyalität unterdrückt und sich als bloße Funktion ganz und gar den Betriebszielen unterwirft. Das neoliberale Unternehmen ist eine Arbeitsmaschine, wo nicht der Mensch über das Wirtschaftsgeschehen, sondern dieses über den Menschen herrscht. Nicht der Mensch als Gemeinschaftswesen, sondern der sozial entwurzelte flexible Mensch wird hier verlangt und gezüchtet.

Welche Lehren sind aus dem Rückgang der spanischen Scheidungsquote zu ziehen? Ich fürchte, es werden nicht die richtigen sein, und deshalb gibt es einen wirklichen Grund zur Sorge. Ökonomie und Technik, die materiellen Bedingungen menschlicher Existenz, haben eine der ältesten Institutionen der Menschheit, die Familie, zerstört - wir sind gerade dabei, sie zu begraben. Das wäre an sich kein Unglück, wenn es gelänge, etwas Gleichwertiges an ihre Stelle zu setzen. Doch bisher ist das nicht gelungen. Ein solcher Ersatz ist im Augenblick nicht einmal in Sicht. So sind wir im Begriff, eine Gesellschaft der Entwurzelten, der Heimatlosen und der beziehungslosen Einsamen zu werden. Der flexible Mensch ist ein haltloser, ein sozial frei schwebender, nirgends mehr geborgener Mensch, der für alle Radikalismen anfällig ist, sofern ihm diese nur neue Geborgenheit verheißen.

*****e_M Frau
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Themenersteller 
Film-Tipp - 07.10.11
zdf - 00:45 Uhr - Henry & June, USA, 1990, Erotik-Drama


Paris, Anfang der 30er-Jahre:

Zwischen Henry Miller, seiner Frau June und Anais Nin entwickelt sich ein leidenschaftliches Dreiecksverhältnis...

Philip Kaufmans Film beruht auf den autobiographisch gefärbten Romanen Henry Millers und den Tagebüchern von Anais Nin, deren erotische Passagen lange und bis in die 80er-Jahre unter Verschluß gehalten wurden. Die Rezeption dieser Tagebücher hatte einen großen Einfluß auf die Entwicklung der modernen Frauenbewegung, so daß Nins sexuelle Selbstzensur zu einer völlig verzerrten Wahrnehmung einer Ikone des Feminismus führte.

In der Nacht zu Freitag.



*****e_M Frau
8.487 Beiträge
Themenersteller 
Heute, 7.10.11, in Berlin
Beiderseits der Gürtellinie

Ein lustvoller, witziger, unverschämter und charmanter Vortrag
erotischer Gedichte aus drei Jahrhunderten.


Der Bonner Männer-Coach und Kommunikationstrainer Harald Berenfänger präsentiert stimmungsvoll und höchst professionell sein abendfüllendes Erotikprogramm.

Rund 60 Gedichte erstklassiger Autoren freuen sich darauf, lustvoll gehört zu werden. Goethe, Brecht, Gernhardt, Krausser, Ringelnatz, Kästner – aber auch Frank Zappa, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer schreiben über alles, was Mann und Frau auf dem weiten Feld von Lust und Liebe bewegt: Begehren,
Eifersucht, Freude, Einsamkeit, Spaß, Wut und Sehnsucht.

Freitag, 7. Oktober 2011
Coaching-Laden, Bötzowstrasse 28
10407 Berlin
Eintritt frei, freiwilliger Beitrag erwünscht.

gefunden auf erosa.de
*****e_M Frau
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Themenersteller 
Neuer Almódovar......
Die Haut, in der ich wohne ab 20.10.2011 im deutschen Kino....
Spaniens Regiestar Pedro Almodovar meldet sich zurück - dunkler und mitleidsloser als je zuvor. Mit "Die Haut, in der ich wohne" ist dem Meister der skurrilen Halbweltdramen ein Psychothriller gelungen, welcher zwar dem Almodovar'schen Themenuniversum entspringt, das sich um Genderidentität und Freiheit dreht, die Filmsprache des Regisseurs jedoch in eine bis dato ungekannte Richtung erweitert.

Der Chirurg Robert Ledgard (Antonio Banderas, nach 21 Jahren wieder in einem Almodovar-Film zu sehen) hält in seinem Landhaus die schöne Vera (Elena Anaya) gefangen, die rund um die Uhr von ihm überwacht wird. Er verpflanzt ihr über Jahre eine von ihm entwickelte künstliche Haut, nachdem er die ihre sukzessive verbrannt und abgetragen hat. Unterstützt in der klaustrophoben Atmosphäre des Anwesens wird Ledgard von der Hausangestellten Marilia (die alte Almodovar-Muse Marisa Paredes). In einer für Almodovar typischen Verschachtelung an Rückblenden erhellt sich sukzessive das gesamte Panoptikum eines Psychopathen, der Rache nimmt am vermeintlichen Vergewaltiger seiner Tochter (Jan Cornet) und sich dabei als moderner Frankenstein geriert.

So tief in die dunkelsten Seiten des Menschen hat der spanische Experte für marginalisierte Gruppen wohl noch nie geblickt wie in "Die Haut, in der ich wohne", der auf dem Roman des Franzosen Thierry Jonquet basiert. Für die Reise in die Welt des Thrillers setzt Almodovar jedoch auf seine bewährte Filmfamilie: Neben Banderas und Paredes hat auch Anaya schon mit dem Regieguru gedreht ("Sprich mit ihr"). Für die Musik zeichnet wieder einmal Hauskomponist Alberto Iglesias verantwortlich, hinter der Kamera stand erneut Jose Luis Alcaine und für die Produktion zeichnete traditionell Bruderherz Agustin Almodovar verantwortlich.

In bekannt großer, farblich mit Retroeffekten spielender Bildästhetik wird in oftmals symmetrischen Aufnahmen die mitleidslose, kalte Welt des Peinigers und seines Opfers inszeniert. Die sonst Almodovar eigene Ironie, sein lebensbejahender Sarkasmus fehlen hierbei völlig. Banderas spielt seinen psychopathischen Charakter empathiefrei mit ausdrucksloser Miene, Anaya das misshandelte Wesen Vera mit ätherischer Unnahbarkeit. Diese Konstellation entfaltet sich dabei in aller Ruhe, ohne jegliche Hektik, dabei umso komplexer konstruiert. Im gänzlich überwachten Haus entspinnt sich ein Spiel der Monitore, gewinnt die androgyne Kunst Louise Bourgeois' für die Gefangene Bedeutung.

aus relevant.at


*****e_M Frau
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Neues Schwulenmagazin "Horst"
Neues Schwulen-Magazin "Horst"


Glieder, die die Welt braucht

Mit mutigen Bildern und einem zeitgemäßen Layout buhlt "Horst" um Schwule, denen die Zentralorgane der Szene zu spießig sind. Doch es fehlt an progressiven Inhalten.von ENRICO IPPOLITO


Lange Schwänze, dicke Schwänze, behaarte Schwänze. In einer Zeit, in der im Kunst- und Modebetrieb die Übersexualisierung beklagt wird, bringt Armin Morbach sein schwules Magazin Horst raus - und treibt es auf die Spitze. Horst ist ein 220-seitiges Kunstprojekt, ein Lifestylemagazin fern vom Mainstream und irgendwo zwischen Pornografie und Ironie angesiedelt. "Wer uns liest, hält keine GQ in der Hand", sagt Morbach. Zwar ist die erste Fotostrecke im Heft sehr an gängige Männermodemagazine angelehnt, doch das scheint eine sanfte Einführung zu sein.

Zehn Seiten weiter erwartet den Leser die radikalste Strecke in Horst. Morbach selbst hat dafür die Fotos geschossen. Acht Männer ohne Kopf zeigen die neuen Uhren der Saison. Was wir sehen, sind erigierte und eingeölte Penisse, um die meistens eine Uhr baumelt. "Wir hatten Viagra und einen Laptop mit Pornos", sagt Morbach zur Entstehung.


Auf den ersten Blick können die Fotos plakativ wirken, doch genau diese Strecke steht stellvertretend für das ganze Konzept. Morbach ironisiert die Lifestyle- und Glamourszene mit ihren perfekten, metrosexuellen Bildern. Er schlägt ihr quasi mit männlichen Gliedern in die Fresse - Porno als Machtmittel. Man muss Armin Morbach für seinen Mut loben, denn schließlich ist auch er Teil dieser Schickeria. Er ist Hair- und Makeup-Artist, saß in der Jury von "Germanys next Topmodel" und bringt das Beautymagazin Tush heraus.

Für Homosexuelle zwischen 35 und 50 Jahren
Der 40-Jährige glaubt an sein Kunstprojekt. Er finanzierte es vor und verzichtete auf Werbung. Horst kostet stolze 33,99 Euro, ist auf 1.000 Exemplare limitiert, erst ab 18 Jahren erhältlich und eine Antithese zum spießbürgerlich-schwulen Lebensentwurf.

Morbach will männliche Homosexuelle zwischen 35 und 50 Jahren locken. "Diese Männer haben jede Frisur mitgemacht, wissen, wie ein Schwanz aussieht, und tragen Designermäntel nicht als Statussymbol", sagt er über seine Zielgruppe. Ästhetisch bedient er sie perfekt, indem er "normale" Männer zeigt. Normal heißt Männer mit Vollbart ohne Sixpack, Stricher aus Berlin mit langen Penissen und Jungs ohne Brustbehaarung. Es geht um Stolz, den neuen Umgang mit dem Körper und natürlich um Sex.

Die zwei führenden deutschen schwulen Magazine Männer und Du&Ich scheuen sich vor Radikalität und gehen trotz Nackheit nie einen Schritt zu weit. 2001 gründeten Gert Jonkers und Jop van Bennekom das Butt Magazine und waren sich bereits zu dem Zeitpunkt der neuen homosexuellen Zielgruppe bewusst, die nun auch Horst bedient. Doch die Niederländer punkten gegenüber Horst vor allem mit interessanten Interviews. Morbachs Kunstprojekt dagegen fehlt es an ironischen und progressiven Inhalten.

Als Morbach die Idee zu seinem Magazin hatte, versuchte er schwule Autoren zu gewinnen und kriegte eine Abfuhr nach der anderen. "Die hatten alle Schiss um ihren Arsch", sagt er. Am Ende sei Ingo als Textchef eingesprungen, sagt Morbach. Mit Ingo ist Ingo Mocek gemeint, ein Journalist, der einen kleinen Medienskandal auslöste, als 2010 aufflog, dass er sich Promiinterviews für Neon teilweise ausgedacht hatte.

Ein besseres Händchen bewies der Herausgeber mit dem Layout. Er konnte für die gesamte visuelle Gestaltung den Art-Direktor Mirko Borsche gewinnen. Borsche arbeitete bereits für das SZ-Magazin und ist Creative Director der Zeit. Er tut Horst gut, denn hier findet eine perfekte Symbiose zwischen der Radikalität der Fotos und dem innovativen Layout statt, das auch einen gewissen Mut zur Hässlichkeit aufbringt.

Armin Morbachs Magazin soll zweimal im Jahr erscheinen. Hoffentlich schafft es die zweite Ausgabe, noch radikaler zu sein, noch einen Schritt weiter zu gehen und vor allem textlich noch zuzulegen. Denn dann hat Horst die Chance, den sonst sehr eintönigen deutschen Herrenmagazinmarkt mit stolzer Unverfrorenheit zu beflügeln.

aus der TAZ
*****e_M Frau
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Poryes - der feministische Pornofilmpreis Europas
Poryes - der feministische Pornofilmpreis Europas


Feminist Porn Award Europe – Feministische Porno-Filmpreisverleihung Europa

Am 15. Oktober 2011 wird in Berlin wieder der Feministische Pornoflmpreis Europa verliehen. Mit dieser Veranstaltung wird darauf hingewiesen, dass es neben herkömmlichen, größtenteils sexistischen Pornoproduktionen auch frauen- und genderfreundliche pornographische Darstellungen gibt. Eine kompetente frauenbewegte Jury ehrt sex-positive Darstellungen von Personen unterschiedlicher Generationen und Kulturen. Initiiert wurde diese Preisverleihung von Aufklärungsaktivistin Laura Méritt und dem Netzwerk
„Freudenfuss“ zur Förderung ganzheitlicher und vielfältiger Lust- und Liebesarten.

Die Auster, Symbol von PorYes, wird auch in diesem Jahr an Pionierinnen und Newcomerinnen der sex-positiven Frauenbewegung und verliehen.

Nominiert sind: Autorin und Filmemacherin Catherine Breillat, die internationale Vorreiterin in der Darstellung weiblicher Sexualität; Rusty Cave mit ihren „Sex-Comedies“ aus England; „Dirty Diaries“, feministische und staatlich gefördete Kurzpornos aus Schweden und weitere Vertreterinnen der PorYes-Bewegung.

PorNo zielte als Antwort auf Sexismus und Diskrimierung auf ein Verbot von Pornos ab. PorYes geht weiter und greift das Bedürfnis nach Pornos mit feministischem Anspruch auf. Eine neue Generation feministischer Filmemacherinnen produziert und vertreibt ihre Filme selbst. Die Zeit ist reif für respektvolle sex-positive Produktionen.

Die öffentliche Preisverleihung im Filmtheater Hackesche Höfe in Berlin Mitte wird moderiert von Margaret von Schiller, bekannt vom Berlinale Panorama. Der Publikumspreis wird auf der anschließenden Party in der Homebase Lounge am Potsdamer Platz verliehen.

Am Sonntag, 16.10.2011 fndet eine Podiumsdiskussion zum Thema Darstellung von Sexualität im Film statt.

Quelle: erosa.de
*****e_M Frau
8.487 Beiträge
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Human Nature - ARTE - 16.10.13 - 20.15 Uhr
20:15 Uhr - Human Nature, USA/F, 2001, Satire

Ein Verhaltensforscher und eine Frau mit starker Körperbehaarung finden im Wald einen Affenmenschen, den sie gemeinsam erziehen wollen. Allerdings haben sie ganz unterschiedliche Zielvorstellungen...

Erster abendfüllender Spielfilm von Regisseur Michel Gondry ('Abgedreht'), mit Tim Robbins und Patricia Arquette. Das Drehbuch stammt von Charlie Kaufman, der auch das Script zu dem Erfolgsfilm "Being John Malcovich" (1999) von Spike Jonze verfasste.

Im Rahmen des Arte-Themenabends "Haare".



dank deines hinweises hab ich den film nicht verpasst,
wenn mir auch die zeit für den ganzen themenabend fehlte...

der film hat mich nachdenklich hinterlassen...
der mensch im spannungsbogen natur und kultur...

*danke*
Kino: Sommer in Orange
Sommer in Orange ist ein deutscher Spielfilm von Marcus H. Rosenmüller aus dem Jahr 2011 (von Rosenmüller stamt auch "Wer früher stirbt ist länger tot" )
Die Culture-Clash-Komödie handelt von einer Gruppe Berliner Bhagwan-Anhänger, die sich Anfang der 1980er-Jahre in der oberbayerischen Provinz niederlassen.

Die Berlinerin Amrita lebt mit ihren Kindern, der zwölfjährigen Lili und dem neunjährigen Fabian, in einer Kreuzberger Sannyasin-Kommune. Als Amritas aktueller Liebhaber Siddharta einen alten Bauernhof im oberbayerischen Talbichl erbt, beschließt die Gemeinschaft, in das Dorf zu ziehen, um dort ein Therapiezentrum zu eröffnen. Die konservativen Dorfbewohner begegnen den Neuankömmlingen, die sich mit ihrer orangen Kleidung, ihren Meditationsritualen und ihrer Freizügigkeit abgrenzen, mit Misstrauen. Lili hat durch den Umzug ihre Freunde verloren, gerät in Talbichl zwischen die Fronten und wird in der Schule zur Außenseiterin. In der Folge passt sie sich dort der Kleidung und den Ritualen der Dorfbewohner an, während sie zuhause weiterhin den alternativen Lebensstil ihrer Wohngemeinschaft pflegt. Ihr kleiner Bruder Fabian dagegen erweist sich auf der Suche nach neuen Freunden eher als hinderlich, da er weiter die Ablehnung seiner Mutter gegenüber den Einheimischen teilt. Lili aber fühlt sich von ihr vernachlässigt, da Amrita dauernd mit ihren persönlichen Problemen beschäftigt ist und sich zum Bhagwan-Vertrauten Prem Bramana hingezogen fühlt. Siddharta reagiert auf diese Beziehung ebenso eifersüchtig wie das Kommunenmitglied Gopal, als sich dessen neuer Schwarm Leela mit dem örtlichen Postboten einlässt. Bei einem Dorffest kommt es zum offenen Konflikt zwischen den verschiedenen Gruppen und Personen. Die orange gekleidete Kommune trifft dort nicht nur auf die anderen Dorfbewohner, sondern auch auf Lili und Fabian, die im Trachtenanzug mit den Talbichlern marschieren. Als Prem Bramana Amrita anbietet, ihm nach Oregon zu folgen und die Kinder in eine Kinder-Kommune nach England zu schicken, flieht Lili zur Frau des Dorfbürgermeisters und verursacht weitere Verwicklungen. Doch schließlich nähern sich die gegensätzlichen Parteien einander an.

Wir haben uns den Film gestern angeschaut und köstlich amüsiert *zwinker* Für alle nicht mehr ganz so Jungen, die die Sannyasins in den 80ern noch hautnah miterlebt haben *top*
*****e_M Frau
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Filmtipp 20.10.11
20.Oktober 2011 - 3sat - 22:25 Uhr -

Meeresfrüchte
, F, 2004, Komödie
Eine Pariser Familie mit zwei pubertierenden Kindern verbringt ihre Ferien am Mittelmeer. Der Vater frischt seine Jugendliebe mit dem Klempner Didier wieder auf, während die Mutter sich lieber mit ihrem Liebhaber vergnügt...

Den beiden Regisseuren „gelingt mit ihrer zweiten Zusammenarbeit eine generationenübergreifende, packende, ironische Tragikomödie, die mit dem Thema Homosexualität trotz burleskem Ton auf sehr sensible Weise umgeht."




*****e_M Frau
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Gefühle sind wie Wolken im Himmel
Gespräch mit Juliette Binoche aus FAZ vom 22.10.11

„Gefühle sind wie Wolken am Himmel“


Sie war die Verführerin in „Chocolat“ und die Pflegerin des „Englischen Patienten“: Schauspielerin Juliette Binoche spricht über das Leben, die Liebe und das Spiel.


„Man muss offen sein, alles andere ist ein Desaster“



Madame Binoche, Ihr neuer Film wuchs aus Gesprächen mit dem Regisseur Abbas Kiarostami, den Sie zu Hause in Teheran besuchten - Gespräche darüber, was Männer von Frauen wollen und Frauen von Männern . . .

Ja, in unseren Gesprächen ging es um Beziehungen. Immer wenn ich mich mit Abbas treffe, sprechen wir recht offen über unser Leben. Eines Abends erzählte er mir diese Geschichte, aus der "Die Liebesfälscher" werden würde . . .

Im Film treffen sich in der Toskana eine Frau und ein Mann, die sich offenbar nicht kennen, werden für ein Ehepaar gehalten - und plötzlich scheinen sie eines zu sein, seit 15 Jahren verheiratet. Die beiden gehen durch die Gassen, reden, treffen ein Hochzeitspaar, solche Dinge.

Ja, Abbas erzählte mir diese Geschichte, als sei sie ihm selbst zugestoßen. Am Ende sagte er zu mir: Glaubst du mir? Ich antwortete: Natürlich. Und er sagte: Die Geschichte ist erfunden. Ich lachte, wie Sie jetzt lachen.

Sie hatten ihm geglaubt?

Völlig. (lacht)

Zu welchem Schluss waren Sie gekommen? Was wollen Männer von Frauen und umgekehrt?

Eine seltsame Frage. (lacht) Will man etwas vom anderen? Ich glaube, wenn man liebt, will man nichts vom anderen. Es geht darum, dass man etwas teilt. Mir gefällt der Satz: Liebe macht uns jungfräulich, wie unberührt. Wenn man jemanden liebt, wenn man dieses Gefühl der Leichtigkeit im Herzen hat - Liebe zu erfahren ist ein Gefühl, das über einen selbst hinausgeht. Man sieht die Dinge im Licht der Ewigkeit. Vermutlich will man genau deshalb heiraten, sich jemandem verbunden fühlen für den Rest des Lebens.

Wie ist es im Film?

Ich weiß nicht, ob zwischen dieser Frau und diesem Mann Liebe existiert. Es gibt sicher das Bedürfnis nach Liebe. Ob es wirklich Liebe ist, das ist eine andere Geschichte.


Gut, dass Sie das sagen. Ich hatte mir vorgenommen, Sie um Hilfe zu fragen, weil ich den Film nicht ganz verstanden habe. Diese Unsicherheit, ob die beiden sich tatsächlich kennen: Was soll uns das sagen? Dass Gefühle im Fluss sind?

Ja. Gefühle sind keine Fakten. Sie ändern sich ständig, wie Wolken am Himmel. Was zu Beginn des Tages noch wahr ist, ist am Abend schon wieder anders. Aber was Abbas sagen wollte, und es ist ja sein Film: Frauen sind näher dran an ihren eigenen Gefühlen, Männer betrachten sich auf eher intellektuelle Weise. Zwischen den beiden Figuren, so sagte er mir, gibt es ein Art Wettbewerb - den am Ende die Frau gewinnt, weil sie ein Risiko eingeht, Gefühle offenbart, sich verletzbar macht, ihr Bedürfnis so deutlich zeigt. Während er sich abschirmt, Angst hat vor dem Gefühl und dem Bedürfnis. Er sieht sie nicht - und das verletzt sie sehr.

Ist das generell so zwischen Männern und Frauen?

Man kann das nicht verallgemeinern. Ich hatte das Glück, vielen sensiblen Männern begegnet zu sein.


Ich habe gelesen, als Sie Abbas zum ersten Mal besuchten, saßen Sie in seiner Küche und sagten zu ihm: Verlieb dich nicht in mich.

(lacht) Nein, das war nicht in seiner Küche. Ich kam zu Besuch, wir kamen in sein Haus, und ich sollte dort übernachten. Ich hatte ein bisschen Angst davor, mit ihm allein zu sein, weil er den Ruf hat, Frauen sehr zu mögen. Also wollte ich gleich zu Beginn Klarheit schaffen, und das war in Ordnung für ihn. Tatsächlich war er darüber sehr glücklich. (lacht) Er war erleichtert, dass es da nicht diesen Blödsinn gab: Regisseur, Schauspielerin, Verführung. Das bedeutet nicht, dass es keine Verführung gab; zwischen Menschen gibt es immer Verführung, egal, wie alt jemand ist und so weiter, immer ist da dieses: Mag ich ihn oder nicht?


Die Franzosen, so sagt man ja, verstünden sehr viel von der Verführung. Hat die ganze Affäre um Dominique Strauss-Kahn dieser Idee im Rest der Welt einen schlechten Ruf verpasst?

Das ist für mich eine seltsame Frage. Mir ist dieses ganze So-verhalten-sich-die-Franzosen nicht so bewusst. Ich lebe dort. Schon bei Kindern sieht man, wie verführerisch sie sich verhalten; das steckt in uns. ANTWORT: Das ist nicht unbedingt etwas Französisches, auch wenn ich weiß, dass wir diesen Ruf haben, über das Kino vielleicht. Aber in den Filmen von Fassbinder gibt es auch viel Verführung. (lacht) Ich kenne Dominique Strauss-Kahn nicht persönlich, und ich weiß nicht genau, was da passiert ist. Er hatte früher schon Probleme. Ich unterscheide zwischen Verführung und etwas Krankhaftem. Aber ich kann zu dem Thema nicht mehr sagen.

Noch mal zur Liebe: Sind Sie ein sehr unabhängiger Mensch, oder meinen Sie, zur Liebe gehört, ein Stück von sich aufzugeben?

Warum kann man nicht beides haben?

Geht das?

Natürlich. Man muss aufpassen, den anderen nicht zu verletzen. Man muss die Schwächen des Partners kennen, so wie man auch die eigenen Schwächen kennt, und man darf ihm nicht da weh tun, wo es ihm besonders weh tut. Dann kann eine Beziehung auch lange halten. Ich habe nicht viel Erfahrung, was lange Beziehungen betrifft, aber meine Erfahrungen haben mir gezeigt: Man muss die Schwächen des anderen kennen.

Ist es nicht eigenartig, dass ich Ihnen all diese Fragen über die Liebe und das Leben stelle? Offenbar erwartet man von Schauspielern, dass sie mehr vom Leben wissen und uns Amateuren philosophische Hilfestellung geben.

(lacht) Ja, aber ich weiß auch, woher das kommt. Ein Schauspieler, der in einem Film spielt und bestimmte Fragen an das Leben stellt, verwandelt sich in einen Philosophen, auf einer geradezu molekularen Ebene. Wenn ich spiele, bekomme ich Gänsehaut; ich fühle mich so leicht. Man erfährt Gedanken und Emotionen, und denen muss man als Schauspieler eine Gestalt geben, eine Inkarnation.


Denken Sie, Schauspieler wissen mehr über das Leben, weil sie extremere Gefühle ausloten, selbst wenn es in der Fiktion ist?

Es kommt auch darauf an, was für eine Art von Schauspieler man ist. Es gibt den Typus, vor allem im Theater, der auf einer intellektuellen Ebene bleiben will und den Text rezitiert; es gibt eine Distanz zwischen ihm selbst und der Rolle. Im Film lässt sich die Aufmerksamkeit des Publikums so nicht gewinnen; man muss zur Inkarnation eines Charakters werden, nur so lässt er sich vermitteln. Aber wie war Ihre Frage noch mal?

Wieso fragt man Schauspieler wie Sie so gerne nach dem Leben?

Was ich am Drehen liebe, ist, die menschliche Natur, die menschliche Seele zu erkunden; wir tun das den ganzen Tag lang. Um Gefühle so abzubilden, muss man ein Experte in Sachen Gefühl sein. Es ist wie bei einem Pianisten und seinen Noten. Man muss alle Gefühle spielen können, die möglich sind, und man muss in der Lage sein, sie in Verbindung zu bringen mit sich selbst. Dazu muss man sich selbst und die menschliche Natur im allgemeinen einigermaßen kennen. Denn man muss einen Weg in das Leben anderer Menschen finden - das ist unsere Spezialität.

In "Die Liebesfälscher" geht es auch um das Echte und das Falsche; ist Schauspielerei eine Art verdichtetes Leben?

Für mich ist Schauspielerei eine Form konzentrierter Wahrheit. Abbas konnte nicht verstehen und glauben, dass ich, wenn ich für eine Szene weine, tatsächlich weine. Für mich war das beinahe schmerzhaft, weil ich sagte: Was glaubst du denn? Glaubst du, die Tränen fließen einfach so? Für mich ist immer mein ganzer Körper, mein ganzes Wesen beteiligt.

Ist es einfacher, jemanden darzustellen, der einem selbst ähnlich ist, oder jemanden, der ganz anders ist?

Man muss eine Verbindung finden zu einer Figur. Aber ich glaube, man hat alles in sich. Jenseits dessen geht es nur darum, auszuwählen, was man machen will. Aber man kann zu jedem Menschen eine Verbindung finden. Normalerweise geschieht das über die Kindheit: Wenn man jemandes Vergangenheit versteht, versteht man ihn.

Es ist sicher nur ein Zufall, aber sowohl in "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" als auch in "Drei Farben: Blau" sind Sie im Pool zu sehen, auf dem Wasser treibend, sehr friedvoll. Regisseure sehen in Ihnen offenbar eine gewisse Ruhe. Wie ist das mit Ihrem eigenen Leben: Fühlt es sich für Sie leicht an oder schwer?

Hm. (lächelt) Es ist wahr, dass ich eine gewisse Geduld habe, eine Ruhe, wenn Sie es so nennen wollen. Die Ruhe muss vorhanden sein, dann kann die Tiefe dazukommen. Schon als kleines Mädchen habe ich mich gefragt: Warum sind wir hier? Diese Frage ist noch immer in mir - die Ehrfurcht davor, im Leben zu sein, während man aber akzeptiert, dass man keine Antwort hat.

Sie haben in früheren Interviews darüber gesprochen, dass Sie als Kind einsam waren, während Ihrer Jahre im Internat, und dass das Geschichtenerfinden und -spielen eine Ausflucht bot.

Ich war ein sehr fröhliches Kind. Ich war bekannt für mein Lachen, ANTWORT: damals schon, weil es einfach so aus mir heraus brach. Ich hatte ein Bedürfnis nach Leben. Und gleichzeitig hatte ich schwere Zeiten. Manche Leute haben auch schwere Zeiten, aber sie erfahren sie nicht bewusst; dann bleiben sie stecken im Leben. Aber wenn man dieses Bewusstsein hat, denkt man: Wow, ich habe viel überlebt. Man muss an der eigenen Vergangenheit wachsen. Man vergibt manche Dinge, nimmt sie hin - dann werden sie zu einer Kostbarkeit.

Welche Haltung bringen Sie Ihren Kindern bei: Menschen erst mal zu vertrauen und damit zu riskieren, enttäuscht zu werden - oder erst mal vorsichtig zu sein?

Ich vertraue sofort.

Immer?

Absolut. Man muss offen sein im Leben. Alles andere ist ein Desaster. Was Kinder betrifft: Wir neigen dazu, sie zu viel zu warnen, ihnen Ratschläge zu geben. Aber man muss ihnen Raum lassen. Das ist schwer. Als Mutter fällt mir das ungeheuer schwer, weil ich ihnen den Schmerz ersparen will. Sie müssen ihre eigenen Erfahrungen machen.

Ihr Sohn ist als Teenager alt genug, um zu sagen: Maman, ich will keinen Rat von dir, oder?

Das weiß ich schon, das muss er mir nicht sagen. (lacht)

Sie drehen viele internationale Produktionen; in "Die Liebesfälscher" sprechen Sie Italienisch, Französisch und Englisch. Sind Sie ein anderer Mensch, wenn Sie eine andere Sprache sprechen?

Ich spreche recht oft Englisch, weil mein Partner kein Franzose ist und kein Französisch spricht. Deshalb kommt es mir ganz normal vor. Ich glaube nicht, dass ich dann anders bin. Italienisch sprach ich früher fast fließend, aber habe vieles wieder vergessen.


Sie hatten mal einen italienischen Freund, habe ich gelesen.

Oh, Sie wissen schon alles über mich. Ja, mein erster Freund, mit 18, war Italiener.


Sie sind ein Filmstar, auch wenn Sie zum Glamour eine Distanz zu haben scheinen. Aber wie ist es eigentlich, ein Objekt der Begierde für so viele Menschen zu sein?

Ich denke immer, ich bin ein Subjekt der Begierde, kein Objekt.

Ich meine nur, Sie haben viele Verehrer, die Sie persönlich gar nicht kennen, aber recht hitzige Emotionen entwickeln können: Ist das nicht ein komisches Gefühl?

Wenn mich jemand auf der Straße erkennt und erzählt, einer meiner Filme habe dieses oder jenes Gefühl bei ihm verursacht - dabei geht es nicht um mich, sondern um ihn. Ich habe mir schon früh vorgenommen, darauf zu bestehen, dass ich eine Rolle spiele. Auch wenn ich viel von mir selbst, von meinem Herzen hergebe. Als ich angefangen habe als Schauspielerin, war ich am Ende eines Drehs am Ende; ich hatte Fieber, lag im Bett, weil es so schmerzhaft war, loszulassen: die Figur, die Crew, die Geschichte. Seit "Die Liebenden von Pont-Neuf" kann ich besser loslassen; zehn Jahre hat es gedauert, das zu lernen. Wenn ich jetzt einen Film mache, liefere ich mich dem ganz aus - aber danach schaffe ich Distanz. Weil ich es muss. Auch weil ich Kinder habe, habe ich lernen müssen, loszulassen. Und was die Sache mit der Verführung betrifft: Das wird sich ändern, Darling. Keine Sorge.

Sagt Binoche, indem sie sich in ihrem Sessel nach vorne lehnt, mit ihrem französisch angehauchten Englisch für einen Moment wie Lauren Bacall klingt und lacht.

Wie meinen Sie das?

Das bringt das Leben so mit sich.


Das Leben?

Ich weiß ja: Die Verführung sollte da sein bis ans Ende des Lebens. Es geht ums Leben und die Liebe zum Leben. Und das kann man bis ans Ende des Lebens haben.

Also dann muss es sich ja nicht ändern.

Vielleicht sollte es sich dann wirklich nicht ändern. (lacht)

Sie reden vom Älterwerden?

Ja, natürlich.

Aber das ist für Sie doch kein Problem.

Oh, jetzt sind Sie nett zu mir. (lacht)

Wir machen den Test. Vielleicht machen wir in zehn Jahren wieder ein Interview; dann sehen wir, ob Kritiker und Zuschauer immer noch verknallt sind in Sie.

Vielleicht haben Sie recht. Liv Ullmann zum Beispiel, sie ist eine sehr verführerische Frau.

Mit über 70.

Und sie hat nichts machen lassen. Das gefällt mir.

In zehn Jahren also?

Das sehen wir dann. (lacht)



*****e_M Frau
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TV-Tipp 27.10.11



Arte - 21:55 Uhr - Celebrity, USA, 1998, Satire
Ein erfolgloser Schriftsteller möchte berühmt werden. Als Journalist macht er sich an bekannte Persönlichkeiten in der upper class von New York heran...

Woody Allens 'Celebrity' hat ein ganz ähnliches Grundthema wie schon sein ebenfalls unterschätztes Werk 'Stardust Memories' aus dem Jahre 1980: die Ambivalenzen und Schattenseiten des Ruhms. In Schwarz-Weiß, mit Kenneth Branagh als ruhmsüchtiger Schriftsteller.

Direkt im Anschluß um 23 Uhr 45 folgt die Dokumentation 'Bad Boy Kummer' über den Schweizer Journalisten Tom Kummer, der im Jahr 2000 durch erfundene Interviews mit Prominenten einen Medienskandal auslöste
*****e_M Frau
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Lust auf Lust - TV-Tipp
Sonntag den 30. Oktober 2011

3 Sat - 20:15 Uhr - Lust auf die Lust



Die Dokumentation von 2011 begibt sich auf die Suche nach "Zaubertränken und Aphrodisiaka" und reist dafür u.a. nach Wien, Mexiko und China: "Was soll so ein Aphrodisiakum? Das soll die Libido verstärken und das sexuelle Vergnügen steigern. Es soll Liebe entfachen und die Potenz steigern. Potenz steigern kann man noch irgendwo festmachen. Wie aber kann man eine Luststeigerung messen?"

Direkt im Anschluß um 21 Uhr 05 folgt die Dokumentation 'Sex, Pille & Emanzipation' über die gesellschaftlichen Folgen der Antibaby-Pille.
*****e_M Frau
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24/7 - The passion of Life - am 10.11. auf ARTE
Vielleicht kennt ihn hier auch Jede/Jeder - dennoch ist es schon eine Meldung, dass ARTE ihn ausstrahlt....

"24/7 The Passion of Life" www.24-7derfilm.de (Regie: Roland Reber; Produktion: wtp international) wurde vom ZDF angekauft und wird auf ARTE ausgestrahlt. Die Sendetermine sind am 10.11.2011 um 23:50 Uhr, sowie die Wiederholung am 12.11. um 2:50 Uhr.

Der provokant-poetischer Film über Doppelmoral in unserer Gesellschaft ist seit seiner Erstveröffentlichung 2006 zum "Kultfilm" avanciert. Nach den Hofer Filmtagen 2005 lief er ein Jahr in den Kinos und ist seit dem auf DVD erhältlich. Jedes Jahr zum 24.7. anlässlich des internationalen BDSM Tages wird er bundesweit in den Kinos wiederaufgeführt und löst immer wieder aufs neue kontroverse Diskussionen aus. Einfühlsam und weitab vom Klischee zeigt der Film in emotionalen und humoresken, in nachdenklichen und skurrilen Momenten die Zerrissenheit seiner Protagonisten auf der Suche nach sich und dringt dabei mit einer entwaffnenden Ehrlichkeit in die Bereiche ein, in denen der Einzelne völlig allein mit sich ist

Kurzinhalt:

"24/7 The Passion of Life" ist ein provokant-poetischer Film über Obsession und Einsamkeit, über die geheime Lust und die öffentliche Moral: 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche. Die Hotelierstochter Eva (Marina Anna Eich) trifft zufällig auf die Soziologin Magdalena (Mira Gittner), die als Domina "Lady Maria" in einem SM-Studio arbeitet. Von der bizarren Welt der Lady Maria fasziniert, begibt sich Eva auf die Suche nach ihrer ureigensten Identität und beginnt eine Odyssee durch die Welt der Sexualität - eine Reise zu den verdrängten Landschaften unserer Seele.

Hintergrund:

Der Begriff BDSM, der sich aus den Anfangsbuchstaben der englischen Bezeichnungen "Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sadism & Masochism" zusammensetzt, umschreibt eine sehr vielgestaltige Gruppe von meist sexuellen Verhaltensweisen, die unter anderem mit Dominanz und Unterwerfung, spielerischer Bestrafung sowie Lustschmerz oder Fesselungsspielen in Zusammenhang stehen können.

Mit dieser Thematik setzt sich auch der Film "24/7 - The Passion of Life" auseinander und beschäftigt sich mit dem Ausleben alternativer Lebensvorstellungen. Dabei werden auch religiöse Bildmotive und Assoziationen bemüht - nicht zuletzt in der Namensgebung der Figuren. Der "skandalträchtige"-Regisseur Roland Reber (ARTE), der 2009 auf dem Internationalen Film Festival of India mit einer "Tribute-Reihe" aller wtp Produktionen geehrt wurde, inszenierte seinen Film an Originalschauplätzen, in real existierenden Lokalitäten wie SM-Studio, Swingerclub und Stripteasebar, auch mit "realen" Laiendarstellern in den Nebenrollen. Bizarr-absurde Situationen lockern das Plädoyer gegen die Doppelmoral der Gesellschaft auf angenehm humorvolle Weise auf. Roland Reber, von der Süddeutschen Zeitung als "deutscher Kinobuddha" tituliert, und seine Hauptdarstellerinnen, die gleichzeitig wichtige Positionen hinter der Kamera bekleiden, haben den Film ein Jahr lang zu zahlreichen Kinovorführungen und anschließenden Publikumsdiskussionen begleitet.

*****e_M Frau
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und noch ein Filmtipp!

Fotografie: Ellen von Unwerth für Zeiss
Zeiss Art Kalender mit Adrien Brody und Toni Garrn
für das Jahr 2012.

leider nicht im laden erhältlich,was mich schon wieder ärgert, denn ellen von unwerth machte tolle fotos wie peter lindbergh und helmut newton.

clips gibt es im internet............
*****e_M Frau
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Film-Tipp: In guten Händen
aus freitag.de

Genderkolumne | 14.11.2011 16:17 | Katrin Rönicke

Die Hysterie-Maschine
Der Film "In guten Händen" zeichnet die Erfindung des Vibrators im 19. Jahrhundert nach. Eine aufschlussreiche Geschichte, findet unsere Kolumnistin Katrin Rönicke
Die Geschichte des Blicks von Medizin und Psychoanalyse auf die Sexualität der Frau ist eine Geschichte der Pathologisierung von Lust und Unlust. Befassen wir uns damit – und lernen wir daraus. Im Dezember, pünktlich zur Weihnachtszeit, kommt ein interessanter Film in die Kinos: In guten Händen, Originaltitel Hysteria. Der Film setzt sich auf eine humorvolle Art und Weise mit einem Phänomen des 19. Jahrhunderts auseinander: der weiblichen Hysterie, damals offiziell eine Krankheit. Die mögliche Ursache wurde schon in der Antike besprochen:

"In den antiken Beschreibungen der Hysterie in altägyptischen Papyri wie bei Platon und Hippocrates wird die Ursache der Krankheit in der Gebärmutter gesehen. Konzeptionell ging man davon aus, dass die Gebärmutter, wenn sie nicht regelmäßig mit Samen gefüttert werde, im Körper suchend umherschweife und sich dann am Gehirn festbeiße. Dies führe dann zum typischen 'hysterischen' Verhalten." (Quelle: Wikipedia)

Ärzte diskutierten darüber bis in die viktorianische Zeit des 19. Jahrhunderts. Diese Diskussion wird durch In guten Händen erstmals auf die Leinwand gebracht. Der Film zeigt auch, wie man damals noch der festen Überzeugung war, eine Frau könne beim Sex keine Lust empfinden, geschweige denn: einen Orgasmus haben. Aus der heutigen Perspektive eine nahezu wahnwitzige Einstellung. Es muss ja viele Frauen gegeben haben, die Orgasmen hatten. Nur konnten die Höhepunkte ob der mangelnden kulturellen und theoretischen Basis wahrscheinlich einfach nicht "eingeordnet" werden. Also schuf man ein Krankheitsbild, machte etwas Anormales daraus.

Eine heilende Krise

Hysterische Frauen wurden ergo in die Hände von Ärzten gegeben. Mit speziellen Massagetechniken sollten sie "geheilt" werden, wobei die Massage direkt an ihrer Vulva durchgeführt und dadurch eine "hysterische Krise" hervorgerufen wurde, die als lösend galt (und nichts anderes war als: ein Orgasmus). Daneben wusste man aus Erfahrung, dass Vibrationen etwas mit Frauen "anstellten". So war der Weg von der manuellen Behandlung der Hysterie in Arztpraxen in einer Zeit, in der die Menschen vernarrt in die Idee waren, für alles eine kleine Maschine zu bauen, hin zu einem (zunächst dampfbetriebenen) Massagegerät, der Hysterie-Maschine, nicht weit. In guten Händen gilt so der Mainstream-Presse als lustiger Film, der mit einer wunderbaren Maggie Gyllenhaal in der Hauptrolle, die Erfindung des Vibrators nachzeichnet. Doch eigentlich sollte uns der Film nachdenklich stimmen. Gyllenhaal sagte bei der Premiere in den USA: "Man sieht eine Vielzahl von Frauen dabei, wie sie Orgasmen haben – und das ist in unserer Gesellschaft nach wie vor wesentlich schockierender als die Darstellung von Sex." (Missy Magazine 04/11)

Es geht also um mehr, als nur ein paar Lacher. Es geht um Aufklärung. Gyllenhaal, bekannt unter anderem aus dem Film Secretary, sieht es als spannend an, mit ihrer schauspielerischen Arbeit Tabus zu brechen und verschiedene Charaktere mit verschiedenen Sexleben zu verkörpern. Tanya Wexler, Regisseurin von Hysteria sagt: "Es gibt immer noch viele Frauen, die nicht wissen, wie sie sich selbst befriedigen sollen." Zu viele wahrscheinlich. Unsere Geschichte spielt dabei eine Rolle.

Die Erfindung der Frigidität

Ein weiterer Arzt, der mit einer weiteren Diagnose das sexuelle Verhalten der Frauen pathologisierte, war Sigmund Freud, Erfinder der Frigidität. Eine direkte Umkehrung der Erwartungen an Frauen – nun wird es anormal, keinen Orgasmus, keine Freude an Sex zu haben. Oder wie es Margarete Mitscherlich bereits 1977 in der Emma schrieb:

"Die Frigidität der viktorianischen Frau war nichts, dessen sie sich schämen musste, sie entsprach wie die gesellschaftliche Ungleichheit der Frau den tradierten Werten. Heute ist die Zahl der frigiden Frauen nicht kleiner, aber die Frau fühlt sich dadurch jetzt in ihrem Wertgefühl zutiefst beeinträchtigt, denn Gebot der Stunde ist nun die Orgasmusfähigkeit."

Die Mär von der Frigidität hat sich in der Tat bis heute gehalten. Besser gesagt: Die Mär davon, dass sexuelle Unlust per Se irgendwie "falsch" sei. Dass man da etwas nehmen muss, oder sonstwie herumdoktern. Natürlich kann sie behandlungsbedürftig sein. Aber als solche wird sie oft viel zu schnell angesehen. "Es gibt keine gefährlichere Krankheit, als die Diagnose", mit Manfred Lütz gesprochen. Oder wie Mitscherlich in Bezug auf den gedrehten Wind in der Geschichte der weiblichen Sexualität in der Wahrnehmung männlicher Ärzte zusammenfasst:

"Vor dem ersten Weltkrieg wurde der Frau als Zeichen ihrer Weiblichkeit sexuelle Unempfindlichkeit abverlangt, heute ist es das Gegenteil: nun ist es die Fähigkeit zum vaginalen Orgasmus, an der die weibliche Reife gemessen wird."

Noch immer befinden sich viele Frauen auf der Suche nach dem "normalen" Maß an Sex, Lust und Unlust. Auch die selbstbewusste Plakation "Wir sind alle frigide. Wir sind alle hysterisch. Wir sind alle neurotisch" des MLF (Mouvement de liberation des femmes) in Frankreich, könnte heute wieder auf einer feministischen Demo hochgehalten werden.


*****e_M Frau
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Dem weiblichen Orgasmus auf der Spur
aus focus.de

wer das Video sehen will googelt einfach nach Focus, Erregung


Erstmals ist es US-Wissenschaftlern gelungen, den weiblichen Orgasmus anhand der Gehirnströme aufzuzeichnen. Aus den Bildern entstand die nach eigenen Angaben erste Film, der den Verlauf der Erregung zeigt.

Die Sequenz dauert sieben Minuten: Während sich eine 54-jährige Sextherapeutin selbst befriedigt, zeichnet ein Magnetresonanztomograph (MRT) ihre Gehirnätigkeiten auf. Nach Aussagen der Forscher ist das Video das erste, dass den weiblichen Orgasmus im Gehirn bildlich darstellt. In Gelb- und Rottönen leuchten verschiedene Regionen des Gehirns auf und zeigen, wie im Lauf von Erregung, Höhepunkt und Entspannung Sauerstoff alle Bereiche des Gehirns überflutet.

Dabei zeigt sich die verstärkte Sauerstoffzufuhr zuerst im Kleinhirn, das hauptsächlich für die Koordination von Sinneserfahrungen und Bewegungen zuständig ist, und in der vorderen Hirnrinde, wo unter anderem das Belohnungszentrum sitzt. Danach flutet der Sauerstoff das Groß- und das Zwischenhirn.

Mögliche Hilfe für Frauen mit Orgasmusproblemen
Auf den ersten Blick scheint das Experiment der Wissenschaftler der Rutgers University in New Jersey vor allem ein Instrument zu sein, um zu prüfen, ob weiblicher Orgasmus vorgespielt ist oder nicht. Doch der Test ist weit mehr als ein „Sex-Lügendetektor“. Die Forscher hoffen, mit ihrer Erkenntnis herauszufinden, warum manche Frauen keinen Orgasmus erleben und auf Basis dieses Wissens eine Hilfe für sie entwickeln zu können.

Die Wissenschaftler präsentierten das Video auf dem Jahrestreffen der Gesellschaft für Neurowissenschaft in Chicago.

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