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Kunst-, Kultur-, TV- und Kinotipps

*****ida Frau
17.848 Beiträge
Gruppen-Mod 
hmmmmm
also die Hirnströme find ich interessant *g*
nur die Konsequenz lässt mich schaudern...
Die Forscher hoffen, mit ihrer Erkenntnis herauszufinden, warum manche Frauen keinen Orgasmus erleben und auf Basis dieses Wissens eine Hilfe für sie entwickeln zu können.
... weil ich den Verdacht nicht loswerde, dass sie einfach eine Pille entwickeln wollen, die die frigide Frau dann gefälligst zu nehmen hat, dann kriegt sie schon Orgasmen. horror
und führt damit als Schreckensvision nahtlos fort, was der Film einen Beitrag vorher ( *top* danke für den Tipp, DEN Film muss ich sehen *zwinker*) auch thematisiert:
Die Geschichte des Blicks von Medizin und Psychoanalyse auf die Sexualität der Frau ist eine Geschichte der Pathologisierung von Lust und Unlust.
ich lass mich gern vom Gegenteil überzeugen... *g* und hoff
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
TV-Tipp 22.11.11 - rbb - 22:45Uhr
Pink
Die Punk-Dichterin Pink möchte wieder heiraten. Drei Kandidaten stehen zur Auswahl...

Hannah Herzsprung in einem Film von Rudolf Thomé ('Rote Sonne', 'Berlin Chamissoplatz', 'Das rote Zimmer'): "Aber wer die Wahl hat, hat bekanntlich die Qual, und so versucht Pink, mit Hilfe eines Punktesystems herauszufinden, wer von ihnen der „Beste" ist." (RBB-Text)



*****ida Frau
17.848 Beiträge
Gruppen-Mod 
TV-Tip 22.11. 20.15h auf arte
die Heilkraft des inneren Arztes
... auf den wir meist viel zu wenig vertrauen...

Die Heilkraft des inneren Arztes
(Deutschland, 2011, 52mn)
Regie: Sabine Goette

Schon bei einer kleinen Wunde können wir beobachten, wie der eigene Körper seine Kräfte in Gang setzt: Die Wunde schließt sich wieder und heilt. Der Arzt kann diese Prozesse zwar unterstützen, doch heilen muss der Körper selbst. Diese Selbstheilungskräfte trägt jeder Mensch in sich. Doch versäumen viele Mediziner, diesen wichtigen Partner - den "inneren Arzt" des Patienten - mit in die Genesungsprozesse einzubeziehen und damit auch die Frage zu beantworten, die immer mehr Patienten stellen: Was kann ich selbst dazu beitragen, wieder gesund zu werden?

Was sind die Selbstheilungskräfte des Menschen und wie können sie von Ärzten und Patienten aktiviert werden? Welche Ansätze in Medizin und Therapie gibt es, die diesen inneren Arzt nutzen? Welche Rollen spielen dabei psychische Kräfte und die innere Haltung des Menschen? Und: Muss sich die Medizin der Zukunft stärker ganzheitlichen Ansätzen öffnen? Das sind einige der zentralen Fragen, denen die Filmemacherin Sabine Goette in ihrer Dokumentation nachgeht.
Die Aktivierung der Selbstheilungskräfte - ein tragendes Konzept für die Zukunft? Folgt man Experten, könnte eine verstärkte Umsetzung der Forschungserkenntnisse gravierende Auswirkungen auf das Gesundheitssystem und die medizinische Praxis haben. Konzentrierte sich die Medizin wieder mehr auf das, was den Menschen gesund erhält und darauf, den inneren Arzt des Patienten in die Heilungsprozesse einzubeziehen, wäre nicht nur dem Patienten gedient. Es könnten auch Kosten gespart werden. Vor allem aber muss wieder eines in den Vordergrund gerückt werden: der Dialog zwischen Arzt und Patient. Denn nur so können innerer und äußerer Arzt gemeinsam aktiv und erfolgreich werden.

*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
TV-Tipp 24.11.11 3-sat 22:25 Uhr
Ich und du und alle, die wir kennen, USA/GB, 2005, Komödie


Die Performance-Künstlerin Christine will den frisch geschiedenen Schuhverkäufer Richard näher kennenlernen. Der dagegen bemüht sich, den Kontakt zu seinen Kindern aufrecht zu erhalten...

"This is one of the greatest pieces of romantic artwork ever done. Mirandy July reflects the force of love among all weird and impossible things in such a beautiful, deep and peacefully way that makes you feel the movie become an emotional organ attached to you while you watch it." (Leserkommentar auf YouTube)


*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
"Mehr Intimität"
aus freitag.de


"Mehr Intimität!"


Die Regisseurin Erika Lust hat sich auf das Genre feministischer Porno-Filme spezialisiert. Sie will Pornographie nicht allein den Männern überlassen. Ein Set-Gespräch



Es ist Zufall, dass das Interview mit Erika Lust im Bett stattfindet. Wir sitzen in einer lichtdurchfluteten Wohnung in Barcelona. Im Wohnzimmer macht die Film-Crew Mittagspause, deshalb nutzt Lust das Schlafzimmer als ruhigen Ort für ein Gespräch über das weibliche Recht auf visuelle Befriedigung.


Es ist nicht immer politisch – manchmal ist es auch einfach nur Sex in den Filmen von Erika Lust

Der Freitag: Frau Lust, Sie sagen, Sex-Szenen zu drehen, mache Sie nervös. Aber das ist doch Ihr Job als Porno-Regisseurin.

Erika Lust: Ja, aber ich bin nervös, weil es immer diesen Moment gibt, an dem du nicht weißt, wie es laufen wird. Wenn ich eine gewöhnliche Picknick-Szene im Park drehe, habe ich die Kontrolle über das, was passiert. Wenn ich Sex filme, nicht. Ich kann alles vorab besprechen, das Licht in Position bringen, die Kamera – aber dann gibt es diesen Moment, der speziell ist und den ich sich selbst überlassen muss.

Was tun Sie, wenn ein Darsteller Schwierigkeiten mit seiner Erektion hat?

Das passiert recht häufig. Man macht eine Pause und fragt, ob er allein sein will. Manchmal, wenn die Chemie zwischen dem Paar stimmt, überlässt man sie sich für einige Zeit ohne Crew, damit sie in Stimmung kommen. Es kommt immer auf den einzelnen Darsteller an. Letztlich ist es eine persönliche Sache und er weiß am Besten, wie es geht.

Sie sagen, das passiere häufig. Liegt das daran, dass Sie viel mit Laiendarstellern arbeiten?

Ja, viele Darsteller haben noch nie explizite Szenen gedreht. Bei einer Szene gestern hatte der Mann aber schon Erfahrung und wusste, was er machen musste. Die Erektion war kein Problem und auch wie sie sich als Paar in unterschiedliche Positionen gebracht haben, funktionierte ohne meine Anweisungen. Aber ich musste mehrmals sagen, dass sie einander näher kommen sollen, dass sie mehr Intimität zeigen sollen. Denn in herkömmlichen Pornos geht es darum, die Körper voneinander zu entfernen, um die Details zu zeigen.

Wobei sich die Details vor allem auf die männliche Lust konzen­trieren: die Erektion und die Ejakulation, der Cumshot, als Zeichen männlicher Befriedigung.

Weibliche Lust zu zeigen, ist auch extrem schwierig. Beim Mann ist die Ejakulation der Orgasmus-Beweis. Frauen reagieren unterschiedlich. Die einen werden rot im Gesicht oder vibrieren am ganzen Körper. Andere sind ganz leise. Manche kommen so still, dass man es kaum bemerkt.

Wann haben Sie das erste Mal einen Porno gesehen?

Ich war 13 oder 14. Wir waren zu fünft oder sechst und haben bei einer Freundin ein VHS-Video gefunden, das wahrscheinlich ihrem Vater gehörte. Aus Spaß haben wir uns es angeguckt. Damals haben mich die Bilder aber mehr verwundert als erregt. Es war schon irgendwie aufregend, aber auch komisch.

Die Erregung kam später?

Naja, als ich 18 war, hat mein damaliger Freund vorgeschlagen, dass wir uns mal einen Porno ansehen. Es ist typisch, dass Frauen durch die Initiative ihres Partners auf Sexfilme stoßen. Als wir uns den Film anguckten, hatte ich das Gefühl, nicht wirklich angetan zu sein von dem, was ich da sah. Andererseits reagierte mein Körper trotzdem. Ich erinnere mich an diese Diskrepanz zwischen Denken und Fühlen.

Oft reagieren Frauen mit Abwehr. Auch weil es für sie nicht vorgesehen ist, angesichts visueller Reize Lust zu empfinden.

Frauen sind zurückhaltend im Umgang mit Pornografie, weil es nicht Teil ihrer Kultur ist. Männer sind wie selbstverständlich mit Pornos verbunden. Frauen sind nicht daran gewöhnt, auf visuelle Reize zu reagieren. Sie vertrauen ihren körperlichen Instinkten zu wenig. Ich sage immer, wenn ich um Ratschläge für Frauen gefragt werde: Geht hin und achtet darauf, was euer Körper euch sagt und nicht, was andere Leute darüber sagen.

Trotzdem war es auch für Sie ein Prozess, sich mit Pornografie anzufreunden.

Ja, absolut! Zu Beginn war da vor allem das Gefühl, was mir alles nicht gefiel. Durch mein Politik-Studium war ich mit dem Feminismus in Berührung gekommen. Als ich mehr Pornos gesehen habe, fiel mir auf, dass Frauen dort nur dafür da sind, den Mann sexuell zu befriedigen. Dann habe ich überlegt, warum das nicht auch so oder so dargestellt werden könnte, intellektuell, emotional, der Look – all diese Dinge, die ich wichtig finde.

Das Pornogeschäft braucht die Perspektive der Frauen?

Ja, denn um mit Pornografie besser klar zu kommen, ist es keine Lösung, dass wir all den Mist da draußen loswerden, sondern dass wir eine andere Perspektive entwickeln. Wir Frauen müssen die Pornografie verändern. Wir müssen unsere Stimmen erheben und unsere Geschichten von Sexualität erzählen. 30 Prozent dieses Business brauchen wir, um etwas verändern zu können. Das ist eine politische Gleichung: Wenn du 30 Prozent hast, hast du die Macht, etwas nachhaltig zu bewegen.

Feminismus und Pornografie sind also kein Widerspruch?

Im Gegenteil, das passt hervor­ragend zusammen. Ich finde, Pornografie ist eine großartige Gelegenheit, sich und seine Sexualität besser kennen zu lernen, sich zu erregen, ohne diese christlichen Ideen von Scham. Und es ist gut zu sehen, dass Dinge, die dich ansprechen, und die du als ungewöhnlich empfindest, auch von anderen geteilt werden. Es geht mir darum, Sex positiv zu sehen. Ich bin diese negative Sicht auf Porno und Sex leid, die nur das Aggressive und Gewalttätige sieht. Als ob Sex schmutzig sei.

Trotzdem werden Sie kritisiert, wenn Sie etwa einen Cumshot zeigen, bei dem der Mann auf das Gesicht der Frau ejakuliert.

Ein Cumshot ins Gesicht hat nichts mit Feminismus zu tun. Wenn ich Sex so will, ist es mein Wunsch und kein politisches Statement. Klar, wenn ich einen Film mache, der chauvinistische Strukturen zeigt, können wir über Feminismus reden. Aber wie Sie Sex haben, ist nicht feministisch. Das sind zwei unterschiedliche Dinge. Und es ist auch schade, dass ich erklären muss, warum ich Sex so oder so filme und ich das nicht einfach so machen kann, wie ich will.

Das Gespräch führte Verena Reygers. Sie hat am Set von Erika Lusts neuem Film eine kleine Rolle ergattert. Als Statistin in einer Bar – unscharf und voll bekleidet im Hintergrund.

*****ida Frau
17.848 Beiträge
Gruppen-Mod 
the perfect vagina
leider hab ich keinen aktuellen Sendetermin dazu, ich hab's gestern auf einem Rechner gesehen, nur wollte ich Euch das nicht vorenthalten: eine junge englische Journalistin fragt sich, warum Frauen - und zwar schon im Teenageralter (!!!) - Vagina-bzw. Vulva-OPs an sich vornehmen lassen (wollen).
Die Frage nach dem Warum führt nahtlos zur Frage für wen? und bringt die Autorin samt ZuschauerInnen auf einen interessanten Trip durch Arztpraxen, Künstlerateliers, Wohnzimmer und Frauengruppen.

Hier ganz zu sehen; auf Englisch, eine dt. Übersetzung hab ich nciht gefunden...
http://topdocumentaryfilms.com/perfect-vagina/
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Mal etwas zum Schmunzeln....

*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Geilheit vor Schönheit??
aus tagesspiegel.de

Sittengeschichte : Das Sex-Archiv der Republik


1000 Ausgaben von „Happy Weekend“ zeigen 40 Jahre deutsche Sittengeschichte. Ein Besuch beim größten Erotik-Anzeigenmagazin.



Diese Geschichte handelt nicht davon, wie und mit wem Deutsche Sex haben. Diese Geschichte handelt davon, wie und mit wem Deutsche am liebsten Sex hätten. Es ist die Geschichte von dem Mann, der sich eine Affäre wünscht, „da Ehefrau nach der Geburt unseres Sohnes kein Interesse mehr am Sex hat“. Von „acht heißgelaufenen Jungs“, die „zwecks Sexorgien“ überall hinkommen. Von den zweien, die ein „frisches Paar für Gemütlichkeitsabende“ suchen. Wer mehr von diesen Menschen und ihren Fantasien erfahren möchte, der muss ins Ruhrgebiet fahren.

Es ist ein sonniger Tag, aber das zweistöckige Haus mit grau-blauer Fassade in der Nähe des Essener Hauptbahnhofs will trotzdem nicht strahlen.

Vom Flur führen zwei Treppen hinunter in den Keller. Dort steht auf einem Schild neben der Tür: Archiv HW. Die Abkürzung steht für „Happy Weekend“, das älteste und größte Magazin für Sexkontaktanzeigen in Deutschland. Es erscheint alle zwei Wochen, ein Exemplar kostet 12,95 Euro. Die Auflage: derzeit knapp 50 000, Ende der 90er Jahre lag sie sogar mal bei 90 000. „Wir schicken auch Hefte zu deutschen Soldaten nach Afghanistan“, sagt Chefredakteur Thorsten Wilms, ein hagerer 39-Jähriger.

Vor kurzem ist die 1000. Ausgabe erschienen, im nächsten Jahr feiert „Happy Weekend“ seinen 40. Geburtstag. Und so ist ein Besuch im Archiv der Zeitschrift wie eine Zeitreise durch vier Jahrzehnte deutscher Sittengeschichte. In dem Keller in Essen lagern 40 Jahre Sexfantasien und verborgene Wünsche – abgelegt in Kartons und auf grauen Regalen. Irgendwann einmal muss jemand die Absicht gehabt haben, das Archiv ordentlich zu führen, aber jetzt werden neue Kartons einfach dorthin gestellt, wo noch Platz ist. In dem mittlerweile viel zu kleinen Raum riecht es leicht muffig – und es sieht so langweilig und trostlos aus, wie man sich das Aktenlager eines Finanzamts vorstellt. Doch wenn die Hefte sprechen könnten, würden sie stöhnen und keuchen.

Als der Buchhändler Horst F. Peter „Happy Weekend“ 1972 in Essen gründete, wurde so etwas in Deutschland noch nicht gedruckt: ein Heft, in dem Menschen wie du und ich nach Sexpartnern suchen. Das hing auch damit zusammen, dass Pornografie bis in die 70er Jahre hinein verboten war. Bis heute dürfen die „Happy-Weekend“-Hefte nur an Orten offen ausliegen, zu denen Jugendliche keinen Zutritt haben, also in Sex-Shops und Erwachsenen-Videotheken. An Tankstellen bleibt das Cover verdeckt.

Verklemmtheit und Heuchelei hätten ihn schon immer gestört, deshalb habe er „Happy Weekend“ gegründet, behauptet Horst F. Peter, ergänzt aber: „Geld hat auch eine Rolle gespielt.“ Peter ist heute 70, lebt auf Mallorca und reist nur alle zwei Wochen zu Meetings nach Essen, während deren er pausenlos Zigarre raucht.

Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Hefte von damals und die von heute kaum. Das Format (ein wenig größer als A5) ist in etwa gleich geblieben, auf dem Cover sind halb nackte Frauen abgebildet und im Innern blättert man sich durch Dutzende Seiten voller fremder Gesichter und Bilder von weiblichen wie männlichen Geschlechtsteilen – früher waren diese Fotos schwarz-weiß, heute sind sie farbig, was nicht unbedingt besser aussieht.

Wie der Printbranche allgemein, so fehlen auch „Happy Weekend“ mittlerweile junge Leser – denn die suchen eher im Internet nach Sex. Die meisten Annoncen kommen derzeit von 40- bis 60-Jährigen. Im Gegensatz zu früher kostet es nichts, eine Standardanzeige mit Foto aufzugeben, und längst hat auch „Happy Weekend“ eine Website. In der Mehrzahl sind die Inserenten Männer. Dass trotzdem relativ viele Bilder von Frauen zu finden sind, liegt daran, dass Pärchen auf der Suche nach Sexpartnern selten das Bild des Mannes einreichen. Eine Frau erhöht die Erfolgschancen.

Keine Anzeige erscheine, heißt es bei der Zeitschrift, ohne dass man den echten Namen und die Adresse des Inserenten kenne. Außerdem kontrolliere die Anzeigenannahme Telefonnummer und E-Mail-Adresse. Beschwerden sind laut Chefredakteur Wilms selten. Manchmal beklagt jemand, dass plötzlich Geld für die in einer Anzeige in Aussicht gestellten Nacktfotos verlangt wurde, obwohl davon nichts im Inserat stand.

Die erste Anzeige im ersten „Happy Weekend“-Heft kam vor 39 Jahren von einer Frau: „Studentin, zierlich braun, sucht einen netten sportl. Typen für alle Formen des SEX“, heißt es da. Viele Gesuche aus den Anfangsjahren wirken, selbst wenn die Formulierungen deftiger und die Fantasien bizarr sind, beinahe unschuldig, auf jeden Fall aber zurückhaltend. Einmal wünscht sich ein Mann Frauen mit Namen Annegret, und ein anderer schreibt: „Berliner sucht Tauchente, gewünscht wird ein Mädchen für die Badewanne, erst einseifen, dann abtrocknen“. Wieder ein anderer will besonders ausgefallen formulieren und fragt: „Welchen abgestanden ehelichen Geschlechtseintopf soll ich mit meinem Löffel wieder zum Kochen bringen, mit Charme, Witz und Raffinesse abschmecken?“ Manchmal kann man geradezu Verzweiflung zwischen den Zeilen erkennen, etwa in diesem Fall: „Junger Mann, 18 Jhr., unerfahren, noch kein Kontakt zu geiler Dame; sucht geile Dame (…) Es ist wirklich sehr dringend“.

1980 erreicht die Redaktion angeblich sogar ein „Hilferuf aus der DDR“. Ein junges Paar aus Erfurt berichtet, „Happy Weekend“-Hefte gingen auch im anderen Deutschland „von Hand zu Hand“: „An Pornographie besteht hier ein echter Mangel.“ Die Redaktion empfiehlt ihren Lesern, „Kontakt mit den beiden aufzunehmen“, sie würden sicher „auf ihre liebe und etwas naive Art Besucher aus der Bundesrepublik sehr anregen“.

Zu Beginn war der Anzeigenteil in „Happy Weekend“ noch klein. Es dominierten pornografische Bilder aus dem liberalen Skandinavien und erotische Kurzgeschichten. In Nr. 177 fragt die Redaktion potenzielle Inserenten: „Warum zögern Sie?“ Und: „Haben Sie immer noch Bedenken einmal selbst zu inserieren?“ Mit den Jahren wurden die Anzeigen jedoch das Herzstück des Hefts und ließen dieses von knapp 60 auf mehr als 200 Seiten anwachsen. Gleichzeitig nahmen Gesuche nach nicht-alltäglichem Sex mehr und mehr Raum ein, Wörter wie „pervers“ und „geil“ tauchten immer häufiger auf, „ficken“ wurde zur Standardvokabel.

Beschränkten sich die Fetische anfangs auf das Tragen erotischer Unterwäsche oder den Wunsch nach großen Brüsten, findet man mit Beginn der 80er Jahre zunehmend Inserenten, die sich zum Beispiel beim Sex unterwerfen oder Urin in ihre Liebesspiele einbeziehen wollen. Schwule und Lesben hatten in der Zwischenzeit eine eigene Rubrik bekommen – Zeichen der gesellschaftlichen Liberalisierung.

Heute formulieren die Inserenten ohne jede Zurückhaltung. Wenn etwas vorstellbar und legal ist, steht es im Heft. So ziemlich jede Anzeige lässt im Kopf Bilder einer Orgie entstehen. Die Sprache ist spezialisiert, voller Abkürzungen wie GS (Gruppensex), NS (Natursekt), AV (Analverkehr), OV (Oralverkehr), DWT (Damenwäscheträger). Die Männer präsentieren ihren erigierten Penis (kein Motiv ist häufiger!) und teilen bereitwillig die Maße ihres Geschlechtsteils mit.

„Die Anzeigen sind wesentlich extremer geworden“, bestätigt Petra, die seit 15 Jahren in der Anzeigenannahme arbeitet, zusammen mit drei anderen Frauen zwischen 33 und 52. Und extreme Anzeigen seien es auch, auf die es die meisten Rückmeldungen gebe. Neben den Pärchenanzeigen. Harmloses liefe gar nicht mehr. Frauen bekämen im Schnitt 30 Zuschriften, die „Happy Weekend“ weiterleitet, Männer meist nicht mehr als drei bis fünf. Dazu kommt die direkte Kontaktaufnahme per Mailadresse oder Telefonnummer, die die Inserenten oft in ihren Anzeigen angeben. „Die Formulierungen sind härter geworden”, sagt auch Chefredakteur Wilms, „aber der generelle Umgangston ist es ja auch.“

Dagegen ist das Problembewusstsein für Sex mit Minderjährigen gestiegen. Anzeigen wie „Gibt es in Berlin 2 Mädchen, 15-35, die mich im Bett so richtig fertig machen können?“ (1973) wären heute undenkbar. Sucht jemand nach Frauen mit der Formulierung „Alter egal“, setzt die Redaktion „aber ab 18“ dahinter. Begriffe wie Lolita oder Mädchen werden in Frau oder Girl geändert. Sonst bleiben die Anzeigen größtenteils unangetastet. Auch die Rechtschreibfehler. Authentizität ist das Zauberwort.

Die Angst vor Aids war nur kurzzeitig ein Thema. Ende der 80er begann „Happy Weekend“, Werbeanzeigen zu drucken wie „Lust ohne Reue. Mit Kondom!“. Zu dieser Zeit forderten die Inserenten von ihren Sexpartnern häufig, dass sie „gesund“ oder „gesundheitsbewusst“ waren. Doch das ließ bald nach, der explizite Wunsch nach „Safer Sex“ ist selten. Heute taucht das Thema Aids nur noch in den Annoncen von Homosexuellen auf.

In den Anzeigen von „Happy Weekend“ spiegeln sich so viele der gesellschaftlichen Veränderungen, die das Land in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. Auch wenn die Inserenten natürlich zu einem kleinen Bevölkerungsteil gehören, den manche als „sexuelle Elite“ bezeichnen: Hedonisten aus verschiedensten sozialen Schichten, für die Sexualität eine besonders große Rolle spielt.

Hefte wie „Happy Weekend“ haben die Entwicklung aber nicht nur abgebildet, sie haben sie auch beeinflusst. „Solche Magazine haben dazu beigetragen, Menschen von dem Gedanken zu befreien, ihre Fantasien seien sonderbar“, sagt

Jakob Pastötter, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung und einer der etabliertesten deutschen Sexualwissenschaftler. Pastötter glaubt außerdem, dass der zunehmende Zugang zu Pornografie die sexuellen Wünsche insbesondere von Männern nachhaltig beeinflusst hat – vom Ende des Porno-Verbots in den 70ern über die große Zeit der Videokassette bis hin zum Siegeszug der schnellen Internetverbindungen nach der Jahrtausendwende. Da bestehe die Gefahr abzustumpfen: Die Reize müssen immer stärker werden, um noch zu wirken, vor allem bei Männern.

Und tatsächlich fragt man sich beim Durchblättern der Zeitschriften unweigerlich, was nun, nach der großen Liberalisierung, eigentlich noch kommen kann. Haben wir einen Endpunkt erreicht oder wird der Sex in 40 Jahren noch abenteuerlicher sein (müssen)?

Von 1000 Ausgaben „Happy Weekend“ geht jedoch noch eine andere, überraschende Botschaft aus: Gutes Aussehen nämlich hat in vier Jahrzehnten nie eine nennenswerte Rolle gespielt. Klar gibt es Männer, die sich die Brüste einer Frau größer oder kleiner wünschen, aber kaum jemand sucht nach einem besonders hübschen Partner. Viel wichtiger ist es den meisten, jemanden zu finden, der die eigenen Neigungen teilt oder ihren Fetisch bedient. Oder wie es ein Mann in Heft 986 ausdrückte: „Geilheit geht vor Schönheit.“

*****ida Frau
17.848 Beiträge
Gruppen-Mod 
@odette
ich hab heut mein Danke-Kontingent schon wieder verklickert... daher eben so: DANKE *blume*

vermute mal, der Satz
„Geilheit geht vor Schönheit.“
wird bald als Motto auftauchen auf dem ein oder anderen Profil *lol*
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Alles klar, ich danke Dir ......................

Und bin ja mal gespannt wann dieser Thread hier automatisch wegen Überfüllung geschlossen wird. Lange dauert das wohl nicht mehr *lach*
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
TV-Tipp 15.12.11


Donnerstag, 15.12.2011 ARTE - 20:15 Uhr - Whisky mit Wodka, D, 2009, Tragikomödie


Ein berühmter Schauspieler hat ein Alkoholproblem. Während der Dreharbeiten zu seinem neuen Film wird daher kurzerhand ein zweiter Hauptdarsteller engagiert, um alle Szenen doppelt zu drehen...

Regisseur Andreas Dresen ("Sommer vorm Balkon") ließ sich von einer wahren Begebenheit inspirieren: "Seinen Charme bezieht "Whisky mit Wodka" nicht nur aus nostalgisch dargestellten 20er-Jahre-Aufnahmen, die eigens für die Film-im-Filmszenen inszeniert wurden. Vor allem mit der herausragenden Leistung Henry Hübchen ("Sonnenallee", "Alles auf Zucker"), in der Rolle des tragikomischen Schauspielers Otto Kullberg, gewinnt der Film an Witz und Glaubwürdigkeit." (Arte-Text) TV-Premiere.
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Schon wieder kein Sex
"Schon wieder kein Sex?"
ZDF-Dokumentation über die Last mit der Lust



Mainz (ots) - Das Thema Sex ist allgegenwärtig, die Erotikbranche boomt, in Talkshows und Internetforen geht es um alle nur denkbaren Spielarten der Sexualität und den potenten Mann, der immer kann. Doch der Alltag vieler Paare sieht anders aus. Sexuelle Unzufriedenheit steht auf der Liste der Beziehungsprobleme weit oben, nach einer Studie der Uni Göttingen sind mindestens 65 Prozent der Partnerschaften betroffen

. Von der Last mit der Lust handelt die Dokumentation "Schon wieder kein Sex?", die das ZDF am Dienstag, 20. Dezember 2011, 23.30 Uhr, in seiner Reihe "37°" ausstrahlt.

Der Film von Meike Materne begleitet drei Paare aus Berlin, Schwerin und Hannover, die das Tabu brechen und offen über ihre Probleme sprechen. Sie suchen nach den Ursachen, die zu Lustkillern wurden, und lassen den Zuschauer teilhaben auf dem Weg, Liebe und Leidenschaft wieder neu zu entdecken.

Daniela (46) und Frank (52) sind seit 20 Jahren ein Paar. Sie fanden sich über eine Annonce, es war Liebe auf den ersten Blick. Doch der Traum von der bunten Patchwork-Familie forderte im Alltag viel Kraft. Mit dem Stress kamen die Konflikte. Erotik und Sex fanden immer seltener statt. Frank flüchtete in die Arbeit, Daniela in die virtuellen Kontaktbörsen im Internet.

Frank (49) und Petra (49) kennen sich seit der Schulzeit. Doch erst 20 Jahre später, auf einem Klassentreffen, funkt es. Mit ihren drei Töchtern zieht Petra zu Frank nach Schwerin in sein Elternhaus. Ein großer Fehler. "Ich wollte es allen recht machen und bin dabei als Mann auf der Strecke geblieben", sagt Frank. Statt Sex mit Petra sucht er Ersatz auf Erotikseiten im Internet. Petra fühlt sich nur noch als Haushaltsmanagerin und Mutti. Erst als sie auszuziehen droht, begreift Frank den Ernst der Lage.

Christian (50) und Daniela (43) haben sich relativ spät kennen gelernt. Er war bereits einmal verheiratet und sie schon 40, als der gemeinsame Sohn auf die Welt kam. Christian ist ihr Traummann, doch seit Daniela wieder berufstätig ist, ist ihr Sexualleben nicht mehr befriedigend.

Quelle: presseportal.de
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Weihnachtsgrüße 2011
...ich muss einen Text einstellen - obwohl ich doch nur ein Bild anhängen wollte..... *zwinker*

Weihnachtsgrüße an alle!

Odette
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Wohin 2012 - der ultimative Überblick!
Quelle: monopol/dpa

Vorschau auf das Ausstellungsjahr

Wohin 2012?


In Kassel ist nach fünf Jahren wieder Documenta-Zeit, in der Hauptstadt findet die 7. Berlin-Biennale statt, in Belgien die Manifesta. London fährt anlässlich der Olympischen Spiele ein beeindruckendes Ausstellungsprogramm auf, Cindy Sherman hat ihren großen Auftritt in New York und alle feiern Gerhard Richter.

Nach fünf Jahren wird Kassel 2012 wieder zum Zentrum der zeitgenössischen Kunst.

Die Documenta 13, die am 9. Juni eröffnet wird, hat aber eigentlich schon begonnen. Denn zu der weltgrößten Ausstellung zeitgenössischer Kunst zählt die künstlerische Leiterin Carolyn Christov-Bakargiev auch die Internetseite, erste Kunstwerke, die bereits im Vorfeld gezeigt wurden, oder die Bände der Reihe «100 Notizen - 100 Gedanken». 100 Künstler sind eingeladen, die Namen wie immer ein Geheimnis. Einige sind aber bereits bekannt: der Südafrikaner William Kentridge etwa, der Iraner Rene Gabri oder die polnische Künstlerin Goshka Macuga. Die Documenta läuft genau 100 Tage bis zum 16. September.

Parallel zur Weltkunstschau Documenta plant Hannover die Ausstellung «Made in Germany zwei» (17. Mai - 19. August). Sie umfasst Werke von 40 einheimischen und ausländischen Künstlern, die in Deutschland arbeiten. Neben dem Sprengel Museum sind der Kunstverein Hannover und die Kestnergesellschaft an der Schau beteiligt.

Deutschland feiert den 80. Geburtstag von Gerhard Richter (9. Februar). Wenige Tage danach zeigt die Neue Nationalgalerie in Berlin eine große Retrospektive seines Werks (12. Februar bis 13. Mai). Zu sehen sind rund 150 Gemälde aus allen Schaffensperioden, darunter Ikonen wie das Bild der eine Treppe herabsteigenden «Ema» (1966) oder auch selten zu sehende Werke wie «Neger (Nuba)» (1964). Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou in Paris und der Tate Modern in London erarbeitet. In der britischen Hauptstadt war sie zuvor zu sehen. Richters Geburtsstadt Dresden würdigt den Künstler vom 4. Februar bis zum 22. April mit einer Ausstellung im Lipsiusbau.

Im Münchener Haus der Kunst sind nach zehn Jahren die Werke Thomas Ruffs vom 17. Februar bis 20. Mai erstmalig wieder in einer umfassenden Ausstellung zu sehen. In chronologischer Reihenfolge wird seine künstlerische Entwicklung nachgezeichnet.

Berlin wird ab März um einen Ausstellungsort für zeitgenössische Kunst reicher: die ehemaligen Räumen der jüdischen Mädchenschule in der Auguststraße. Unter anderem wird hier die nicht weit entfernte Galerie Eigen+Art das Eigen+Art Lab als neue Ausstellungsraum eröffnen.

Die 7. Berlin-Biennale präsentiert vom 28. April bis 1. Juli internationale zeitgenössische Kunst. Der zum Kurator berufene polnische Videokünstler Artur Zmijewski hatte in einem offenen Aufruf an Künstlerinnen und Künstler appelliert, ihre politische Haltung darzulegen. Zusätzlich ernannte er die Gruppe Voina und Joanna Warsza offiziell zu assoziierten Kuratoren. Erste eingeladene Künstlerinnen sind bereits bekannt: die israelisch-niederländische Multimedia-Expertin Yael Bartana und die Weißrussin Marina Naprushkina.

Der Maler Neo Rauch beschäftigt die Hamburger Kunsthalle: Sie will sein Werk «erstmals in einen historischen und kunsthistorischen Zusammenhang» stellen. Der in der DDR aufgewachsene Rauch steht für eine Wiederkehr des Figurativen. Die Ausstellung vom 17. Februar bis zum 13. Mai will zeigen, wie Rauch von früheren Malern beeinflusst wird und sich gleichzeitig von ihnen absetzt und etwas Neues schafft.

Jeff Koons ist im Juni gleich mit zwei Ausstellungen in Frankfurt zu sehen. Die Liebieghaus Skulpturensammlung zeigt ihn vom 21. Juni bis 30. September. Die Ausstellung der Schirn Kunsthalle eröffnet am selben Tag und läuft bis zum 23. September.

Anselm Kiefer wird vom 10. Juni bis zum 16. September in der Bundeskunsthalle in Bonn präsentiert: Die etwa 30 Werke stammen aus Privatbesitz und sind deshalb selten zu sehen. Die Bundeskunsthalle widmet sich unter anderem auch dem Trickfilmstudio Pixar («Findet Nemo») und dem British Museum: Etwa 200 Exponate sollen die enorme Spannbreite dieses ersten Nationalmuseums der Welt abbilden.

Genk, in der Provinz Limburg in Belgien ist Gastgeber der neunten Manifesta (2. Juni - 30. September), die in diesem Jahr von dem Mexikaner Cuauthémoc Medina kuratiert wird. Die ausgewählte Region soll unter anderem neue Möglichkeiten für den Umgang mit kulturellem Erbe und der Suche nach einer europäischen Einheit bieten.

London verspricht als Kontrastprogramm zu den Olympischen Spielen ohne jedes englische Understatement «die beste Kunst und Kultur der Welt». Das heißt konkret: Lucian Freud in der National Portrait Gallery (9. Februar – 27. Mai), David Hockney, der in diesem Jahr von der Queen zum Mitglied des Order of Merit ernannt wird, in der Royal Academy (21. Januar bis 9. April), Yoko Ono in der Serpentine Gallery (19. Juni - 9. September), Damien Hirst und sein Diamantenschädel in der Tate Modern (5. April - 9. September), und der in Berlin lebende Künstler Tino Sehgal wird dort die Turbinenhalle bespielen (17. Juli - 28. Oktober). Die Tate Modern erweitert zudem ihre Ausstellungsfläche und macht zwei der drei hinter der Turbine Hall liegenden „Oil Tanks“ für das Publikum zugänglich. Das von Herzog & de Meuron umgesetzte Projekt soll vor allem Platz für raumgreifenden Installationen, Performances und Events schaffen. Die von britischen Künstlern Poster für Olympia sehen schon mal sehr schön aus.

In New York zeigt das MoMA vom 26. Februar bis 11. Juni 2012 eine Retrospektive zu Cindy Sherman. 180 Werke bebildern ihre Schaffensphase von den 70er-Jahren bis heute. Vom 1. März bis 27. Mai eröffnet ebenfalls in New York die Whitney Biennale ihre Tore. Die beiden Kuratoren Elisabeth Sussman und Jay Sanders haben die Auswahl der teilnehmenden Künstler bereits bekannt gegeben: Mit dabei ist etwa auch der deutsche Regisseur Werner Herzog. Eine weitere Ausstellung in der Stadt beschäftigt sich mit dem Schaffen und bis heute enormen künstlerischen Einfluss Andy Warhols: “Regarding Warhol: Fifty Artists, Fifty Years” wird von September 2012 bis Januar 2013 im Metropolitan Museum zu sehen sein. Mit Spannung erwartet wird zudem die erste New Yorker Ausgabe der in Londoner Kunstmesse Frieze (4.-7. Mai).

Das Museum of Modern Art Louisiana in der Nähe von Kopenhagen startet mit einer Ausstellung über den deutschen Künstler Andreas Gursky (13. Januar – 13 Mai) ins neue Jahr.
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Fimtipp - 12.01.12 - 3sat - 22.25h
Eine Karte der Klänge von Tokio



Eine rätselhafte Auftragskillerin soll in Tokyo einen Mann töten, deren frühere Geliebte Selbstmord beging. Doch die Killerin verliebt sich in ihr Opfer und beginnt mit ihm eine fatale Affäre. Nur einem Toningenieur vertraut sie sich an, der ihren Spuren folgt.

Ein erotisch aufgeladenes, vom "Film noir" inspiriertes Drama.

Ryu ist eine Einzelgängerin, deren zerbrechlich-schöne Erscheinung in krassem Gegensatz zu ihrem Doppelleben steht: Sie arbeitet nicht nur nachts auf Tokios Fischmarkt, sondern nimmt tagsüber auch Aufträge als Profikillerin an. Eines Tages wendet sich der Assistent des mächtigen Geschäftsmanns Nagara mit einem neuen Auftrag an Ryu. Nagaras Tochter Midori hat sich vor kurzem das Leben genommen. Die Schuld an Midoris Tod gibt der Vater deren Geliebtem, dem spanischen Weinhändler David. Doch statt David wie vereinbart schnell aus dem Weg zu räumen, verliebt sich die Killerin in ihr potenzielles Opfer und lässt sich auf eine leidenschaftliche Affäre mit dem Fremden ein - natürlich ohne ihn von ihrem Beruf zu erzählen. Ein Toningenieur, beseelt von den Klängen Tokios und fasziniert von der geheimnisvollen Ryu, wird Zeuge einer Liebesgeschichte, die jenseits aller Regeln ihren Lauf nimmt.

Die schöne, mysteriöse Ryu (Rinko Kikuchi) arbeitet als Auftragskillerin. Sie soll den spanischen Weinhändler David töten, zu dem sie sich allerdings vom ersten Augenblick hingezogen fühlt.

Die spanische Regisseurin Isabel Coixet begeisterte bereits mit den tiefgründigen Filmen "Mein Leben ohne mich", "Das geheime Leben der Worte" und der Philip-Roth-Verfilmung "Elegy" Publikum und Kritiker.

Mit "Eine Karte der Klänge von Tokio", der 2009 im Wettbewerb von Cannes Premiere feierte und als Free-TV-Premiere in 3sat läuft, ist ihr erneut ein vielschichtiges und erotisches Noir-Drama gelungen; Ein Film über Liebe, Tod und die Einsamkeit der Großstadtmenschen, in dessen Zentrum zwei ungewöhnliche internationale Stars stehen; der oft in Frankreich arbeitende Spanier Sergi López ("Pans Labyrinth") und Rinko Kikuchi, die seit ihrer Oscar -Nominierung für Alejandro González Iñárritus "Babel" zum internationalen Shooting-Star wurde. Eine besondere Hauptrolle spielt außerdem die Stadt Tokio selbst, deren rätselhaften und rituellen Charakter Coixet mit sinnlich-assoziativem Blick inszeniert.

Als nächsten Film in der Reihe "Amour Fou" zeigt 3sat am Freitag, 13. Januar, um 22.25 Uhr Adrian Lynes Verfilmung von "Lolita". Hauptdarsteller Sergi López ist auch in einem weiteren "Amour Fou"-Film, "Die Affäre", am Samstag, 14. Januar, um 21.45 Uhr, zu sehen.
Kintip: Ziemlich beste Freunde (Kinostart 5.1.2012)
Haben uns eben diese fränzösische Kömdie angesehen und neben Tiefgang bietet dieser Film eine Wahnsinnsprise Humor - absolut empfehlenswert!

Inhalt: Seit er bei einem Gleitschirmflug abgestürzt ist, ist Philippe (François Cluzet) vom Kopf abwärts gelähmt. Seinen Lebensmut hat er dennoch nicht verloren, denn Philippe ist reich. Im Hof verstaubt ein Maserati und für ein Bild mit Farbklecksen gibt er schon mal gut und gerne 14.000 Euro aus. Gerade als er einen neuen Pfleger sucht, steht der gerade aus dem Gefängnis entlassene Driss (Omar Sy) in seinem Wohnzimmer und möchte eigentlich nur einen Stempel dafür haben, dass er sich vorgestellt hat, um weiterhin Arbeitslosenunterstützung zu erhalten. Frei dem Motto Gegensätze ziehen sich an, stellt Philippe Driss ein, denn dessen unbekümmerte, lockere Art fasziniert Philippe. Anfangs abgeneigt, überhaupt einer festen Beschäftigung nachzugehen, krempelt Driss nach und nach das Leben des Adeligen um und zwischen beiden entwickelt sich eine ungewöhnliche Freundschaft.

Von uns gibt es 5 Sterne für den Film *zwinker*
Top
Dem kann ich nur 100% zu stimmen, eine wirklich schöne Komödie mit Tiefgang
*****ida Frau
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Gruppen-Mod 
kann ich
auch nur bestätigen: HammerFilm!
die Franzosen machen richtig gute Filme in letzter Zeit ... *g*
*****e_M Frau
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Das Haus der Löcher
...Rezension aus der FAZ



Es ist genug Lust für alle da



Nicholson Baker hat seinen dritten pornographischen Roman geschrieben: „Das Haus der Löcher“ ist eine Phantasie aus dem Schlaraffenland der Sexualität.



Ist es wirklich heikler, über Sex zu schreiben als über die Liebe oder den Tod? Schwieriger? Machen es deswegen viele Autoren gar nicht? Und geht es deshalb bei den anderen so häufig schief?

Wenn beim Autor die Scham überwunden ist, über nackte Körper in intimer Aktion, über die Geräusche, die sie machen, über die Flüssigkeiten, die sie absondern, zu schreiben, heißt das ja nicht, dass auch wir als Leser uns ohne Scham über seine Sätze beugen könnten. Wobei die Scham, die sich beim Lesen oft einstellt, nicht so sehr mit dem Sex, den nackten Körpern, den Flüssigkeiten zu tun hat, als mit dem, was aus ihnen geworden ist. Also mit der Sprache. Mit den verschwurbelten, schnaubenden, süßlichen, brutalen, verklemmten, überhöhten, kruden Szenen, in die sie meistens gesetzt werden, unter Zuhilfenahme von Wörtern, die auch einen Verkehrsunfall beschreiben könnten. Schwiemelig wie die „Lady Chatterley“, monoton wie das geheime Tagebuch von „Walter“.

Nicholson Baker schreibt gern über Sex. Und er schreibt brillant über Sex. Mit Wörtern, die in jedem anderen Kontext nutzlos wären. Bakers Phantasie ist unverschämt dreckig, und seine Möglichkeiten, dafür eine Sprache zu finden, sind nahezu grenzenlos. In seinem neuen Roman, „Das Haus der Löcher“, lässt er diesen Phantasien freien Lauf ins Surreale und erzählt in sechzehn Vignetten von der in seiner entfesselten Vorstellung unendlichen Vielfalt, in der sich Männer und Frauen miteinander oder mit sich selbst vergnügen können.

Kondensierende Wirklichkeit und ein Arm mit Eigenleben
Die erste zwischenmenschliche Begegnung findet zwischen einem Mädchen namens Shandee und einem Arm statt. Daves Arm, wie sich schnell herausstellt. Dave, der sich, anders als Shandee, bereits im Haus der Löcher befindet, wollte einen größeren Penis, und er hat dafür seinen rechten Arm geopfert, der auf Wegen, die selbst dem detailverliebten Baker offenbar nicht ganz klar sind, wieder in die wirkliche Welt gelangt ist. Daves Arm wurde allerdings von Lila, der Direktorin im Haus der Löcher, die für solche Körpertauschgeschäfte zuständig ist, nicht einfach entsorgt, sondern mit einem Zugang für Fischfutterbrei versehen, der ihn ernährt, und einem Ventil für den chemischen Abfall, der im Stoffwechsel anfällt.

Shandee fand Daves Arm in einem Steinbruch, den sie mit einer Geologieexkursion ihrer Universität besuchte. Und nachdem der Arm sich als sehr einfühlsam und kennerhaft erwiesen hatte, formten seine Finger ein O - und Shandee „schob ihre Zunge hindurch, und dann streckten sich ihr Inneres, ihr Nacken und ihr Körper, bis er sehr lang war, und er strömte durch seine Finger, und dann strömten seine Finger mit. Sie wurde in einen Wusch von Flaumigkeit gesogen, und dann landete sie und kondensierte, und vor ihr im Gras war ein Schild: ,Willkommen im Haus der Löcher’“.

Als Praktikant im Luxusresort der Lüste
Es ist ein Schlaraffenland des Sex, in das Shandee da geraten ist, gerade so wie Alice durch den Kaninchenbau ins Wunderland. Alle möglichen Arten von Löchern dienen den lustsuchenden Menschen als Zugang zum Haus der Löcher, die Rückwand eines professionellen Wäschetrockners tut es ebenso wie ein Strohhalm, eine Pfeffermühle oder eben ein von zwei Fingern geformtes O.

Die ankommenden Männer werden auf Krankheiten und eine Neigung zu Diebstahl, Betrug und Gewalttätigkeit gescannt und wie in einer Autowaschanlage einer nach dem anderen einer Peniswaschung unterzogen, wozu die Diensttuenden Schwammhandschuhe tragen. Auch müssen die Männer für ihren Aufenthalt in diesem Luxusresort der Lüste nicht zu knapp bezahlen. Es ist teurer als Golfen. Pendle etwa, ein Anwärter und begnadeter Interviewer - leider war die Stelle, auf die er sich bei Lila, der Direktorin des Hauses der Löcher, bewarb, schon besetzt -, hat gar kein Geld, um im Haus der Löcher seinem Traum (dass alle Frauen der Welt sein Geschlecht sehen, was Lila für etwas übertrieben hält) ein Stück näher zu kommen. „Sie ziehen los“, sagt Lila schließlich, „und verdienen irgendwie, sagen wir, dreieinhalbtausend Dollar und kommen wieder, und dann geben wir Ihnen eine Praktikantenstelle.“

Die lustigsten, schmutzigsten Wortneuschöpfungen
Ansonsten geht es egalitär zu im Haus der Löcher und in der Phantasie von Baker - Lust ist für alle da, es gibt keine Dienstmädchen, keine Pizzaboten, keine Vergewaltigungsphantasien, und schlechte Pornographie jenseits des Hauses der Löcher wird mittels eines eigens entworfenen Pornosaugschiffes vernichtet. Für Anfänger steht ein Pornodekaeder mit zwölf Leinwänden bereit, Erfahrenere treffen sich in Darkrooms, in denen nur geredet wird. Der Umgang miteinander ist ausgesprochen höflich (“Kannst Du mir die Kentucky-Limone auch auf den Po träufeln?“), und wer Frauen in den Hintern zwicken will, braucht dazu eine „Arschkneiferlizenz“.

„Das Haus der Löcher“ ist nicht der erste Porno, den Nicholson Baker geschrieben hat, aber der lustigste. Der schmutzigste auch. Was etwas heißen will bei einem Mann, unter dessen dreizehn Büchern sich eines findet, das vollständig dem Telefonsex gewidmet ist (“Vox“, 1992) und ein anderes der Phantasie, ein Mann könne mit einem Fingerschnippen die Zeit anhalten und in der Pause des Weltgeschehens, die dadurch entsteht, der Frau in der U-Bahn gegenüber zum Beispiel den Slip ausziehen (“Die Fermate“, 1994). Im „Haus der Löcher“ geht Baker noch weiter, was die pornographischen Beschreibungen und die Wortneuschöpfungen für die beteiligten Körperteile und ihre Aktionen angeht. Eike Schönfeld, der das ins Deutsche gebracht hat, leistete ganze Arbeit: Lust kündigt sich als „schmelziges Gefühl“ an, Finger „frickeln“, und den überraschendsten Namen für das männliche Geschlechtsteil unter den vielen hier nicht zitierbaren hat er einfach stehen lassen: Malcolm Gladwell (ja, der „New-Yorker“-Autor).

Es geht formvollendet zur Sache
Wie bei der Komödie, die sinnlos bleibt, wenn niemand lacht, ist ein Porno, der niemanden erregt, nicht der Rede wert. Baker hat in einigen Interviews von seiner eigenen Erregung beim Schreiben der teilweise aberwitzigen Sexszenen erzählt, was seinerseits eine gewisse Komik hat, wenn man Bakers Foto dazu sieht: einen freundlichen älteren Herrn mit weißem Bart, der ein bisschen schüchtern in die Kamera blickt. Allerdings entgeht auch er, obwohl er uns deutlich öfter zum Lachen bringt, nicht einer gewissen Eintönigkeit, wie sie auch den Klassikern des Genres eigen ist.

Nun gibt es natürlich eine Menge Leser, die sich durch Lektüre gar nicht erregen lassen wollen, und für sie hat Baker dieses Buch nicht geschrieben. Seine Figuren sind kaum voneinander unterscheidbar, und nur manchmal, als hätte ihn gerade die Lust am Umweg angefallen, beschreibt er eine etwas näher. Von Chuck zum Beispiel erfahren wird, dass sich hinter seiner Iris eine zweite Ebene auftut, in die man „wie in eine Wendeltreppe“ hinabblicken kann. Doch solche Abschweifungen erlaubt sich Baker selten, meistens geht es formvollendet sofort zur Sache.

„Das Haus der Löcher“ ist der Beweis, dass es möglich ist, über Sex zu schreiben, ohne das auf Kosten eines der Beteiligten zu tun. Es gibt keine erniedrigten Frauen bei Baker, und fast scheint es so, als seien seine Phantasien darauf aus, uns selbst die Erinnerung an diesen für gemeine Pornographie (und die Diskussion über ihr Verbot) konstitutiven Zustand auszutreiben. Baker entwirft ein auch im Sex von jeglicher Herrschaft befreites Utopia - ein Gegengift für all die schlechte Pornographie, die uns umgibt.
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*****e_M Frau
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Sozio@mour
Michael Rutschky schreibt in "der freitag" über

Die neueste Liebesunordnung

Jean-Claude Kaufmann hat eine aktuelle Fährte verfolgt: Wie das Internet das Paarungsverhalten – insbesondere der Frauen – verändert.


Die Fans des französischen Meistersoziologen Jean-Claude Kaufmann hätten erwartet, dass er sich mit seiner erzählerisch reichen Soziologie, die der Konstanzer Universitätsverlag unverdrossen auf Deutsch publiziert, mal an einen härteren Stoff heranmacht wie das Gefängnis oder den Produktionsbetrieb.

Aber Kaufmann setzt seine Studien auf jenem Gebiet fort, welches in den siebziger Jahren spöttisch-schmerzlich „Beziehungskisten“ hieß. Die Verhältnisse zwischen den Geschlechtern, die prägnanter als alle anderen erzeugen, was wir Glück respektive Unglück nennen.

1994 begann das mit Schmutzige Wäsche, was ihm in Deutschland die ersten Fans verschaffte, diese literarisch dichte Erörterung, wie Paare, die sich frisch zusammentun, mit der buchstäblichen schmutzigen Wäsche verfahren, die im Zusammenleben anfällt. 2002 beschäftigte sich Kaufmann mit dem Morgen danach, nach der ersten Liebesnacht, und man wagt sich kaum die Interviewkunst vorzustellen, über die der Sozialforscher verfügen muss, um zu einem so delikaten Thema Informanten zu finden. Es gab von Kaufmann Studien über Frauen zu lesen, die sich am Strand oder Pool oben ohne sonnen, was man auf Anhieb gar nicht für ein soziologisch relevantes Thema halten möchte – bis man Kaufmann gelesen hat. Eine weitere Studie widmete Kaufmann den alleinlebenden Frauen. Die also die traditionelle Paarbildung verschmähen.

Und jetzt also Sex@amour. Wie das Internet unser ­Liebesleben verändert. Wobei es die Leichtigkeit der Kontaktaufnahme ist, die Kaufmann für konstitutiv hält. Sie schafft einen üppigen Vorrat an Fantasien bei den interessierten Partnern; der andere erscheint zunächst als Traumfigur, und man kann sich selbst ausgiebig als Traumfigur inszenieren – was die Tradition noch nicht sprengt. Seit die Liebe (statt familiärer oder politischer Interessen) für die Paarbildung konstitutiv ist, spielen romantische Erfindungen eine zentrale Rolle. „Ich habe einen Roman gelesen“, lautet ein berühmtes Zitat aus dem 17. Jahrhundert, „und halte mich für verliebt.“ Was hier das Internet bewirkt, ist eine nie da gewesene Massenhaftigkeit und Flüchtigkeit der ad hoc erzeugten Erfindungen. Zu denen der Soziologe mithilfe entsprechender Adressen leicht Zugang findet; keine aufwendige Interviewkunst.

Erotisches Raubrittertum

Aus dem Roman herauszutreten und einen Kontakt in der Wirklichkeit zu finden: Kaufmann erfreut mit vielen frappierenden Beobachtungen zu diesem kategorialen Wechsel. Soll man, erst einmal auf einen Drink verabredet, noch ein zweites Glas trinken? Was sagt man damit dem anderen? Soll man sich schon beim ersten Treffen küssen? Wer ist das, der jetzt gleich zum Geschlechtsverkehr übergehen will?

Jean-Claude Kaufmann verfolgt eine starke These. Das Netz erlaubt, Sex als einfache Freizeitbeschäftigung zu organisieren. Das Triebleben verliert die Elemente des Hochdramatischen, womöglich Tragischen, wovon gerade die Literatur ausging; dass die Sexualität den Alltag, das Gewohnte überschreitet, eine immanente Transzendenz bildet.

Die vom Netz als Freizeitvergnügen zubereitete Sexualität zieht diese Dimension ein. Kaufmann spricht von Banalisierung. Was er keineswegs kulturkritisch meint. Das zeichnete seine Untersuchungen von vornherein aus: dass sie sich der Kulturkritik enthalten. Es geht nie darum, auf Fehlentwicklungen hinzuweisen und dadurch – womöglich – zu bremsen. Wenn hier zuweilen vom Unglück die Rede sein muss, das Sex als Freizeitvergnügen den Mitspielern bringt, dann ist ihnen das selbst zuzurechnen und keiner anonymen gesellschaftlichen Macht. Nie geht es um eine gesellschaftskritische Diagnose der Sexualität im Ganzen.

Eine spezielle Diagnose der Veränderungen, die das Internet an unserem Liebesleben vollbringt, würde Kaufmann gern formulieren: dass sich jetzt das Sexualverhalten der Frauen grundlegend ändert.

Ein gleichsam sportliches Verhältnis zum Geschlechtsverkehr wäre bei Männern nichts Neues. Für das Jugendalter gilt es geradezu als typisch, womöglich erwünscht; die Hörner abstoßen, hieß das früher. Manche Männer behalten diese Abenteuerlust ihr Leben lang bei. Das Netz, wie Kaufmann wiederum mit vielen schönen Belegen zeigt, vermehrt hier die Chancen des erotischen Raubrittertums. Erschafft es aber keineswegs neu.

Anders bei den Frauen. Sie scheinen erst jetzt richtig einzusteigen, wo der Sex in eine Freizeitbeschäftigung unter anderen sich verwandelt. Die Schmerzen und das Unglück, die daraus zuweilen entstehen, dürfen wiederum nicht als Indiz einer Fehlentwicklung gelesen werden. Was sich hier abzeichnet, das ist die Aufhebung der alten Arbeitsteilung, derzufolge die Frauen die Paarbildung verantworten. Dass die Männer im Liebesleben den Sex wollen, die Frauen dagegen die Kommunikation, dies Schema hätte sich aufgelöst. Was der Paarbildung selbst neue Möglichkeiten eröffnet.


Hintergrund
Sex@amour. Wie das Internet unser ­Liebesleben verändert Jean-Claude Kaufmann Konstanz UVK 2011, 196 S., 19,90 €

*****e_M Frau
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Frauen schämen sich oft noch
aus der TAZ vom 27.01.12


Interview zu Sex in der Türkei

"Frauen schämen sich oft noch"


In der Türkei sind Sexshops für Frauen schwer zugänglich. Zwei junge Unternehmerinnen haben darum den ersten Onlineversand gegründet. Beate Uhse ist ihr Vorbild.

Interview: Mirjam Schmitt

"Wir wollen, dass Frauen ihre Sexualität frei ausleben, dass sie sich trauen, Tabus zu brechen", sagt Sonay Onur.

Im Stadtteil Beyoglu in Istanbul, im Büro von Selin Keleser und Sonay Onur liegen neben Tee und Keksen auch Vibratoren, Masturbatoren und Unterwäsche.
Eine Auswahl der beliebtesten Stücke ihrer Website: vor vier Monaten haben Keleser und Onur den ersten Onlinesexshop in der Türkei gegründet, Sihirli Dokunuşlar heißt er – "magische Berührungen".

sonntaz: Frau Keleser, Frau Onur, Sie bieten in Ihrem Onlinesexshop vor allem Sexspielzeug für Frauen an. Warum?


Selin Keleser: In der Türkei sind Sexshops nur für Männer.

Sonay Onur: Und sie sind in sehr gefährlichen Gegenden. Wir haben quasi eine Marktlücke entdeckt. Selin und ich haben angefangen, nach qualitativ hochwertigen Produkten zu recherchieren, Testberichte zu lesen. So hat sich das entwickelt.


Keleser: In Großstädten wie Istanbul sicher entspannter, aber auf dem Land, gerade in Anatolien, ist Sex ein Tabuthema. Vor allem vor der Heirat. Jungs dürfen über Sex reden, bei Mädchen wird der Wunsch, darüber zu reden, von Kindesbeinen an unterdrückt. Wer in einer solchen Gesellschaft aufwächst, spricht auch später nicht offen über Sexualität, nicht einmal mit engen Freundinnen. Was gefällt dir beim Sex? Wie ist das bei dir und deinem Freund? Solche Fragen beschämen oft noch.


Glauben Sie, das mit Ihrer Website ändern zu können?

Onur: Wir wollen, dass Frauen ihre Sexualität frei ausleben, dass sie sich trauen, Tabus zu brechen.

Keleser: Wir wünschen uns, dass sich Frauen ihres eigenen Körpers bewusst sind und ihn kennen. Dass sie wissen, was für sie gesund ist und was sie mögen.

Wieso ist Sex immer noch ein Tabuthema in der Türkei? Aus religiösen Gründen?

Onur: Nein, aus kulturellen.

Geht Ihre Generation anders mit Sex um als die Generation zuvor?

Onur: In gewisser Weise. Der neuen Frauengeneration der Türkei fällt es leichter, eigene Gedanken zur Sprache zu bringen. Die Frauen heute widersetzen sich dem Zwang anderer und nehmen das, was Eltern sagen, nicht einfach als gegeben hin.

Das Unternehmen: Den Onlinesexshop sihirlidokunuslar.com.tr gibt es seit vier Monaten in der Türkei. Angeboten werden einige Masturbatoren für Männer, hauptsächlich aber Vibratoren und Wäsche für Frauen.

Die Frauen: Sonay Onur, 31, ist in Deutschland aufgewachsen und hat dort Volkswirtschaftslehre studiert. In der Türkei war sie viele Jahre lang Marketingleiterin bei einem großen Unternehmen. Selin Keleser, 25, kommt aus Istanbul und hat bei einer PR-Agentur gearbeitet. Vor ein paar Wochen haben beide ihr Jobs gekündigt, um sich ausschließlich ihrer neuen Geschäftsidee zu widmen.

Woher kommt das Sexspielzeug, das Sie in Ihrem Onlineshop verkaufen?

Onur: Das ist unterschiedlich. Wir arbeiten etwa mit einem Großhändler aus Holland zusammen, wir haben auch Unterwäsche, die wir aus Amerika importieren.

Das Telefon klingelt. Geduldig erklärt Selin Keleser der Kundin, dass ihre Produkte in neutralen Postpaketen stecken und von außen nicht ersichtlich ist, woher sie stammen.

Wer sind Ihre Kunden?


Onur: Wir bekommen viele Bestellungen aus kleineren Städten, auch aus dem Osten. Damit haben wir nicht gerechnet, wir dachten, dass vor allem Leute aus Istanbul, Ankara oder Izmir bei uns einkaufen. Sechzig Prozent unserer Kunden sind Männer. Wir verkaufen auch einige Masturbatoren, die speziell für Männer gemacht sind.

Und wie reagieren Frauen auf Ihr Angebot?

Onur: Frauen schämen sich oft noch. Darum kann sich jede und jeder, die oder der anonym bleiben und die eigene Adresse nicht preisgeben will, die Ware zu einer Poststelle schicken lassen. Das Ergebnis: Die Bestellungen von Frauen nehmen täglich zu. Sie wollen auch mehr wissen, zum Beispiel: Welcher Vibrator ist der richtige für mich?

Sie bieten auch Beratung an?


Onur: Ja, dafür haben wir einen Chatroom. Außerdem planen wir einen interaktiven Blog, wir wollen mit einem Arzt zusammenarbeiten, der die Fragen unserer Kunden beantwortet.

Seit vergangenem Jahr werden in der Türkei bestimmte Begriffe in Internetadressen zensiert. Beispielsweise ist das Wort "ciplak", also "nackt", verboten – eines von vielen Wörtern, die geblockt werden. Hatten Sie keine Probleme mit der Zensur?

Onur: Nein, aber wir hatten große Angst davor. Es gibt ja diesen Familienfilter …

… einen Filter, der am eigenen Computer eingestellt werden kann, damit keine Inhalte auftauchen, die "Anstand und Moral" untergraben könnten.

Onur: Von diesem Familienfilter wird unsere Seite definitiv geblockt. Wir haben auch Probleme, Werbung zu schalten. Für bestimmte Wörter lässt Google keine Werbung zu. Etwa für den türkischen Ausdruck für "zu schnell kommen". Verzögert hat sich das Onlineschalten der Website allerdings wegen der Banken.

Wieso Banken?

Onur: Die Banken wollten uns nicht gewähren, dass man die Vibratoren oder Masturbatoren online per Kreditkarte zahlt. Weil wir Produkte verkaufen, die in ihren Augen nicht in Ordnung sind. Nicht anständig. Wir haben überhaupt nicht daran gedacht, dass das ein Problem darstellen könnte. Und waren dann bei vielen Banken, auch bei großen. Erst nach vielen Gesprächen haben sie die Website akzeptiert.

Wie haben Ihre Familien reagiert, als Sie ihnen eröffnet haben, dass Sie einen Sexshop betreiben?

Keleser: Es war nicht einfach, das zu erzählen. Wir haben damit gewartet, bis wir unseren Familien ein Beispiel der Website zeigen konnten. Aber dann haben sie positiv reagiert.

Und wie geht es jetzt weiter?


Onur: Wir wollen die Beratung ausbauen und einen Laden in Istanbul eröffnen. Einen Sexshop in einem schicken, modernen Stadtteil. Damit unsere Kunden sagen können: Hier schäme ich mich nicht, wenn ich aus der Tür komme und gesehen werde.

Sehen Sie sich als Pionierinnen wie Beate Uhse?

Keleser: Beate Uhses Geschichte ist beeindruckend. In Deutschland, in England, überall gibt es ihre Marke. Warum sollte es nicht etwas Vergleichbares in der Türkei geben?

Onur: Sie hat mit Verhütungsthemen angefangen und irgendwann ihren eigenen Laden gehabt, sich nicht hinter einer Website versteckt wie wir. Und das damals im Deutschland der Nachkriegszeit. Das war sehr, sehr mutig. Ehrlich gesagt wäre es schön, als eine solche Pionierin in Erinnerung zu bleiben.
*****e_M Frau
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Lob des Augenblicks - Kolumne aus FAZ vom 27.01.12
Auch das smarteste Telefon kann nicht mehr, als unseren Alltag planen und organisieren. Erleben müssen wir ihn schon selbst - ohne digitale Mätzchen.

Von Stefan Schulz

Dinge finden nicht statt, wenn sie sich nicht vorher bequem mit dem Telefon planen lassen: Erleben ist im Zeitalter der Smartphones nur noch schwer möglich


Es waren zwei starke Sätze, die Peter Sloterdijk zum Ende eines Fernsehinterviews im Schweizer Fernsehen sagte. Mehr als eine Stunde war das Gespräch mit dem Philosophen gelaufen. Als die Kamera beinahe schon abblenden wollte, wurde er gefragt, wie man wenigstens ein paar der vielen philosophischen Ideen in den Alltag retten könne. Und ganz salopp sagte er: „Man darf den Begriff ,Alltag’ nicht in sich einlassen. Sobald man denkt, heute ist Alltag, hat man mit dem Angebot des Moments keinen guten Umgang.“ Wir kennen sein Argument: wenn schon Routine und Wiederholung, dann wenigstens als bewusste Übung. Aber wenn wir es doch kennen, warum ignorieren wir es?

Man darf Peter Sloterdijk widersprechen. Tut man es aber, ehrlich sich selbst gegenüber, nicht, dann erkennt man: Der Alltag hat gewonnen und der Augenblick verloren. Wir sind nicht mehr bereit, uns auf Momente einzulassen, und wir haben es verlernt, sie zu erleben. Wir sind so gut darin, unseren Alltag zu meistern, dass wir die Angebote der Augenblicke missachten.

Es ist nicht mehr der Anrufer, der uns stört

Begonnen hat es wahrscheinlich mit dem Einzug des Telefons in den Alltag. Telefongespräche beginnen einfach, sie kündigen sich nicht an, und sie zerstören, selbst, wenn sie unbeantwortet bleiben, seit Anbeginn Augenblicke; sie reißen aus Gesprächen mit anderen und aus Gedanken mit sich selbst; sie passieren einfach, rücksichtslos und fordernd. Die zur absurden Kulturübung gewordene Frage, ob man mit einem Anruf störe, versteckt sich zwar im Kostüm der höflichen Antizipation; doch in ihr kann kaum eine Achtung des Augenblicks stecken. Die Höflichkeit bleibt allein Aufgabe des Angerufenen: Nein, natürlich störe der Anrufer nicht, sagt man, weil man denkt: Jetzt ist es doch eh zu spät.


So schlimm war es 1990. Heute ist es katastrophal. Mittlerweile begleiten uns die Telefone überall hin. Sie klingeln, blinken und vibrieren unentwegt. Sie lassen uns nicht mehr in Ruhe. Erstaunlicherweise ist es aber nicht mehr der Anrufer, der uns stört. Nach Jahrzehnten des gemeinsamen Leidens wird es inzwischen durchaus akzeptiert, einen Anrufer zu ignorieren, weil die Mailbox einspringt oder das Registrieren des Anrufversuchs oft schon reicht. Auch das Ausweichen in die Textnachricht ist heute bequem.

Es ist alles ausgereizt


Aber den Augenblick rettet das nicht - im Gegenteil: Die modernen Telefone zerstören ihn noch ganz anders. Inzwischen sind wir es selbst, die die Eigenrechte der Situation einfach übergehen, ohne auch nur einen Gedanken an die Potentiale des Moments zu mobilisieren. Mitdenken ist kaum mehr notwendig, weil alles schon geplant wurde. Miterleben ist nur noch schwer möglich, weil wir, an der Planung orientiert, in Gedanken schon längst der aktuellen Situation enteilt sind. Welches ist das optimale Ziel, und wie verläuft die perfekte Route dorthin? Wer auf diese Fragen nicht mindestens eine konkrete Antwort hat, bewegt sich kaum noch. Dinge finden nicht statt, wenn sie sich nicht vorher bequem mit dem Telefon planen lassen. „Auf gut Glück!“ ist ironischerweise nur noch ein Button auf der Google-Suchseite, den niemand benutzt.

Wir fahren nicht mehr in fremde Städte, ohne sie uns vorher im Luftbild anzusehen. Wenn wir eine Adresse kennen, sehen wir uns schon am heimischen Computer an, wie es dort aussieht. Und wenn wir mit dem Bus fahren, wissen wir schon vor der Abfahrt, wann er wieder zurückfährt. Wollen wir uns überraschen lassen, dann gehen wir „shoppen“. Überall sonst bedeuten Überraschungen Enttäuschungen. Weil die Realität, wenn sie von der Planung abweicht, nur Probleme im Ablauf des Alltags verursacht, fürchten wir sie. Die Perfektion eines mit dem Telefon zusammengeklickten Plans kann durch die Wirklichkeit nicht mehr übertroffen werden. Es ist alles ausgereizt.

Konsultierung einer Maschine statt Kommunikation

Wir vertrauen der Idee, dass wir fürs Gelingen des Alltags nur alles wissen müssen, sammeln dieses Wissen im Vorfeld und geben unsere Sensibilität für Augenblicke verloren. Wozu sollten wir sie noch brauchen? Unsere Telefone und das Internetweltwissen geben den Rahmen der Möglichkeiten vor, die Aktualität des Augenblicks spielt für die Technologie keine Rolle, für uns also auch nicht. Die Fähigkeit zur Improvisation verkümmert, während Google Maps in der Hosentasche vibriert, um uns zu sagen, dass wir demnächst abbiegen sollen. Aber was wollen wir heute noch mehr, als einen Weg bewältigen, um ein Ziel zu erreichen? So wurden alle Alltagsprobleme Planungsprobleme, und sie lassen sich durch Technologieeinsatz lösen.

Dieser Glaube beginnt schon, wenn E-Mails geschrieben und gelesen werden. Entgegen der gängigen Auffassung ist das Lesen einer E-Mail viel weniger Kommunikation mit Menschen als Konsultierung einer Maschine. Während wir eine E-Mail lesen, müssen wir nicht darüber nachdenken, wie wir die Situation erfolgreich meistern. Der Autor der Mail ist nicht anwesend. Es sind keine Höflichkeit, keine Dankbarkeit, kein Taktgefühl und kein Humor notwendig. Die Maschine wird dafür immer unempfänglich bleiben. Im Umgang mit ihr besteht nie das Risiko des Scheiterns einer Situation. Es besteht aber auch nicht die Chance, das irgendetwas anderes, noch Undenkbares, vielleicht Konstruktives geschieht.

Wie die Japaner handhabt man es heute überall

Die Orientierung an der Maschine verschafft Sicherheit, mit der sich vieles, nicht aber das Elementare gewinnen lässt. Die Soziologen Eva Illouz und Jean-Claude Kaufmann beschreiben es am Beispiel der Liebe in Zeiten des Internets: Wir tauschen Intuition und Gefühl gegen Rationalität und Kalkül. Wir lassen uns nicht mehr unbefangen auf die Momente ein, in denen Liebe ihren Ursprung findet. Es gibt keine Blind Dates mehr. Spätestens nach dem Treffen gerät der persönliche Eindruck in Mitleidenschaft einer neugierigen Internetrecherche, die für sich bleibt. Das gemeinsame Erlebnis wird dabei eine verblassende Erinnerung.

Und dann passiert er trotz allem, der Augenblick. Doch statt ihn einfach zu erleben, zücken wir unser Telefon und versuchen ihn zu dokumentieren. Es ist noch nicht lange her, da machte man sich noch über japanische Reisegruppen lustig. Sie ziehen noch immer durch Europa, um nichts anderes zu tun, als zu fotografieren. Sie erleben ihre Reisen gar nicht, sondern lassen sie sich später von ihrer Technologie erzählen. So handhabt man es heute überall.

Mehr als nur dabei sein

Für viel Geld kauft man sich ein Konzertticket seiner Lieblingsband, um dann vor Ort eine möglichst gute Dokumentation des eigenen Dabeiseins anzufertigen. In jeder in die Höhe gereckten Hand steckt heute ein Telefon. Die Augen werden nicht mehr auf die Bühnen gerichtet, sondern auf die Displays. Man hat die falsche Angst, den richtigen Augenblick zu verpassen. Und man belügt dabei nicht nur sich, sondern auch alle anderen. Die erfolgreichsten Apps für die modernen Telefone sind die, die uns anbieten, den Augenblick unseres Erlebens zu archivieren und der Welt mitzuteilen. „Instagr.am“ zum Beispiel ist eine kleine Software, die aus durchschnittlichen Schnappschüssen eindrucksvolle Bilder zaubert und sie der Welt präsentiert. Die mit ihr entstehenden Bilder sind oft kleine Kunstwerke, sie bilden aber nichts Wirkliches ab, sie halten keine Augenblicke fest, sie helfen nicht beim Erinnern - sie stehen nur für sich. Sie kreieren einen ganz eigenen Gehalt.

Bei dieser Software fällt es auf, doch im Grunde ist dies das Schicksal jedes Versuchs, mit Hilfe von Technologie einen Augenblick zu archivieren. Das Besondere am Augenblick ist seine Flüchtigkeit, und die lässt sich nicht festhalten. Wer sein Erleben eintauscht gegen das Anfertigen einer Erzählung, verpasst sie. Erleben ist mehr als nur dabei sein. Es erfordert Bewusstsein. Man muss sich entscheiden, für eine eigene Erinnerung oder eine fremde Erzählung.

Kein guter Umgang mit dem Angebot des Moments

Das Facebook-Zeitalter macht es schwer, diese Entscheidung überhaupt noch als solche zu erkennen. Es gilt als viel zu selbstverständlich, Augenblicke zu dokumentieren und in einen „Life-Stream“ einzuspeisen. Wir möchten unseren Liebsten mitteilen, wo wir sind und was wir tun. Wir möchten sie wissen lassen, dass alles in Ordnung ist und dass wir Spaß haben. Für diese Mitteilungen suchen wir uns gerade die schönen Momente aus und verpassen sie dadurch.

Facebook hat darauf schon reagiert. Mit dem neuen Service „Timeline“ soll der Verlust des Augenblicks kompensiert werden. Wenn wir unser Leben nur fleißig dokumentieren, werden sie die Erzählung nachliefern. Niemals wieder soll ein Augenblick verlorengehen - das ist die verheißungsvolle und trügerische Devise aller Beteiligten. Dreißig Stunden Videomaterial werden heute pro Minute auf Youtube geladen, 300.000 Statusmeldungen werden pro Minute auf Facebook geschrieben und nur ein paar weniger Tweets. Das zeugt von keinem guten Umgang mit dem Angebot des Moments.

Vieles von dem, was wir heute tun, beruht auf den Potentialen der modernen Technologien. Doch es geht nicht nur darum, was alles sein kann, sondern auch darum, was ist.

*****e_M Frau
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Irgendwie queer oder??
Der urbane Mann von heute labert jede Frau in Reichweite mit Queer Theory voll und bekennt sich zu seinen weiblichen Seiten. Ist er deshalb progressiv?

von Magnus Klaue aus Jungle-World.com


Im Berliner Bezirk Schöneberg gibt es eines der ältesten Schwulen- und Lesbencafés Deutschlands, das »Neue Ufer«. Früher hieß es, in Anspielung auf eine inzwischen fast verschüttete Bezeichnung für Homosexuelle, »Anderes Ufer«. Dort ist der Wein besser, die Bedienung freundlicher und die Atmosphäre entspannter als in Neuköllner und Kreuzberger Kiezlokalen. Obwohl viele, die hierherkommen, sich untereinander kennen, kann man stundenlang allein an einem Tisch sitzen und lesen, ohne sich fehl am Platz zu fühlen. Die Kneipe ist nämlich, auch darin ein Relikt der Vergangenheit, eher für Einzelne und Paare als für Horden eingerichtet. Ihre Klientel, die früher zur großstädtischen Subkultur gehörte, ist mittlerweile anachronistisch geworden und würde von zeitgenössischen Kreuzberger oder Neuköllner Queeren wohl halb abschätzig, halb mitleidig dem »Establishment« zugerechnet. Tatsächlich dürften die meisten von ihnen einem bürgerlichen Beruf nachgehen und sich in ihrem Alltag, wie eine andere freundlich-abschätzige Formulierung lautet, eingerichtet haben. Nur wenige machen irgendwas mit Medien, unter ihnen herrscht kein Zwang zur Buntheit, und Speisekarten, die den Gast in gegenderter Sprache anreden und die antisexistisch korrekten Verhaltensregeln im Anhang mitliefern, würden sie als Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit empfinden.


Gerade im bürgerlich erscheinenden Gestus dieses Publikums lebt jedoch das Bewusstsein um die Bedeutung der politischen Kämpfe fort, die man um des eigenen Glücks willen geführt hat und die erfolgreich genug waren, um Bewahrenswertes hervorzubringen. Die entspannte Ruhe und zufriedene Freundlichkeit des Ortes und seiner Besucher bezeugen, dass die Hoffnung auf ein besseres Leben hier nicht nur nie aufgegeben wurde, sondern sich, auf wie fragmentarische Weise auch immer, für viele von ihnen verwirklicht hat. Genau dagegen aber regt sich das größte Ressentiment bei denen, die nicht zugestehen wollen, dass es beim Kampf um die Anerkennung von der »heteronormativen Matrix« entschlüpfenden »Sexualitäten« in den vergangenen Jahrzehnten greifbare Fortschritte gegeben hat. Im bornierten Bestreben, immer neue Minoritäten zu entdecken, die noch keine »Stimme« haben und im multikulturellen Zwangsverband gleichberechtigt repräsentiert sein wollen, hat sich der politische Kampf längst von den gesellschaftlichen Interessen lesbischer, schwuler oder transsexueller Menschen losgelöst und in einen Kulturkampf verwandelt, der jeden Einzelnen in seine eigene bedrohte Minderheit verwandelt. Bezeichnen Trans- und Intersexualität noch konkrete Ausschlusserfahrungen empirischer Individuen, meint der Begriff des Queerseins mittlerweile gar keine sexuelle Identität mehr, sondern das Dazwischensein selbst, das in keiner Selbstidentität je zu sich kommende Shiften zwischen diffusen »Identitäten«, die zwar allesamt als »normativ« oder »identitär« abgelehnt werden, denen man aber auch durch keine in bestimmter Negation sich auf sie beziehende Selbstidentität, durch keine Ausbildung einer kritischen Ich-Instanz, glaubt entkommen zu können.

Eben weil das Minoritärsein nicht mehr nur eine Erfahrung von gesellschaftlich ausgeschlossenen Gruppen ist, sondern zum als ebenso unentrinnbar wie befreiend begriffenen Alltagsexistential des »Patchworks der Minderheiten« wurde, fungiert das Irgendwie-Queere inzwischen als Ticket einer postmodern aufgemöbelten Heterosexualität, die sich gerade auch für »Neue Männer« als realitätsgerechtes Sozialverhalten anbietet. Eine der seltsamsten Blüten, die diese Entwicklung hervorgebracht hat, ist die sogenannte Metrosexualität, als deren authentische Verkörperung Gestalten wie Justin Bieber, der Schauspieler Colin Farrell und vor allem David Beckham gelten, die offen zugeben, sich die Brusthaare zu rasieren, Gesichtscreme zu benutzen und trotzdem auf Frauen zu stehen. Beckham nennt mittlerweile ein Unterwäsche-Label sein Eigen, für das er selbst in eher unqueeren Posen Modell steht. Er fasst seine »metrosexuelle« Identität mit den Worten zusammen, er wolle »schwul leben, aber nicht schwul sein«. Der Galerist Clint Roenisch, ein weiterer erklärter Metrosexueller, sekundiert, dass dies auch den Frauen viel besser gefalle: »Die Mädels wollen ihre Freunde gerade so ein bisschen schwul haben. Sie wollen mit dir in ein Restaurant gehen, und du musst eine Pfeffermühle von einem Bierhahn unterscheiden können.«

Geprägt wurde der Terminus »Metrosexualität« in den neunziger Jahren von dem britischen Publizisten Mark Simpson als zunächst relativ neutrale Bezeichnung für postmoderne Formen urbaner männlicher Heterosexualität. Ursprünglich zielte er auf die als neu und überraschend wahrgenommene Tatsache, dass großstädtische Männer massenhaft Mode, Kosmetik, Körperpflege, aber auch »unmännliche« Kulturtechniken wie gute Tischsitten und geschmeidige Umgangsformen für sich zu entdecken begannen und immer mehr Geld für »weibliche« Accessoires wie Parfums oder Eyeliner ausgaben. Im Grunde beschreibt der Begriff also nichts anderes als den nachholenden Zivilisationsprozess einer viel zu lange auf die eigene Stumpfheit, Brutalität, Uneleganz und offensive Ungepflegtheit stolzen Bevölkerungsgruppe. Statt jedoch die Tatsache, dass selbst Männer heute öfter als einmal in der Woche die Unterwäsche wechseln, das Badezimmer nicht nur zum Stehpinkeln betreten, neben Bier auch Wein und das Bier statt aus der Flasche aus dem Glas trinken, ganz einfach als begrüßenswerten Fortschritt im Alltagsleben abzunicken, wurde solchen Selbstverständlichkeiten bald ein subversiver Gehalt attestiert. Das lag auch daran, dass die als »Metrosexualität« zusammengefassten Verhaltensweisen vom harten Kern der maskulistischen Identitätsbewahrer als »Verschwulung« des Mannseins wahrgenommen oder gar als Symptom einer allgemeinen »Verweichlichung« der Gesellschaft denunziert wurden, was im Gegenzug Anlass für entsprechend »kritische« Vereinnahmungen bot.

Inzwischen jedoch sind die sympathischen Verhaltensweisen, die der Terminus »Metrosexualität« umfasst, in sich genderprogressiv dünkenden Kreisen zur omnipräsenten Belästigung geworden. So wird das gänzlich unpassend als »Gendersensibilität« bezeichnete Sprachverhunzungsprogramm in entsprechenden Debatten oder Publikationen von Männern mittlerweile autoritätshöriger als von Frauen reproduziert, das Bekenntnis zu den »weiblichen« Aspekten des eigenen Selbst und das bei jeder Gelegenheit diensteifrig zur Schau gestellte geschlechterkritische Bewusstsein fungieren faktisch längst als Formen der Selbstlegitimation, mit denen die kritischen, progressiven, neuen, irgendwie queeren Männer ihren modernisierten maskulinen Sozialcharakter auf politisch korrekte Weise abzusichern suchen. Der fortbestehende Antagonismus der Geschlechter, von der Konsum- und Arbeitssphäre bis in die intimsten Erfahrungen hinein, wird so im Bewusstsein der Individuen drastischer als je neutralisiert. Wo es keine antagonistisch verfassten Gegensätze mehr zu geben scheint, verfließen die multiplen »Sexualitäten« und »Identitäten« in einer verlogen-kuscheligen, unspezifischen Solidarität. Vor allem dafür steht heute der Begriff der Metrosexualität: Die echtesten Männer sind die ein bisschen Schwulen, nichts ist so sexy wie Androgynität, und wer sich nicht vorstellen kann, jederzeit auch jeder beliebige andere zu sein, ist hoffnungslos abgeschrieben.

*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Warum Männer ermatten
aus taz.de vom 15.02.12



Manchmal habe ich Sex. Darüber freue ich mich dann sehr. Diese Begeisterung ist unabhängig davon, ob ich in einer Beziehung bin oder nicht. Oder davon, wie genau die charmanten Handgreiflichkeiten aussehen. Dazu amüsiert es Männer viel zu sehr, dass sie überhaupt mitmachen dürfen. Die Formel vom "schlechten Sex" hat bestimmt kein Kerl erfunden. Sie nehmen es wie echte Amateure: Dabei sein ist alles.

Direkt nach dem Sex aber sind sie nicht mehr recht bei der Sache. Frauen kennen das. Noch immer wabert das Klischee vom stoffeligen Typen durch Frauenzeitschriften, der den berechtigten Wunsch nach "Nachspiel" ignoriere. Dabei könnte Frauen klar sein, dass schon das Wort "Nachspiel" abschreckt.

Im Rahmen einer US-Studie, berichtet das Fachmagazin Glamour, sollten College-Studenten entscheiden, was ihnen am wichtigsten beim Sex ist: Vor-, Nachspiel oder eigentlicher Akt? Frauen votierten mehrheitlich fürs Vor- und Nachspiel. Kein einziger Mann wählte das Nachspiel.


Die maskuline Ermattung hat klar benennbare physiologische Gründe: Männer haben im Schnitt mehr Muskelmasse als Frauen, weshalb sie Sex stärker anstrengt. Die Strapaze jagt den Blutzuckerspiegel in den Keller. Zudem sorgen Hormone wie Proctalin für einen Zustand, den Männer sonst nicht kennen: vollständige, selige Zufriedenheit. Für etwa fünf Minuten.

Diese kurze Zeitspanne kann also eine Antwort auf die Frage geben: Woran denken Männer, wenn sie glücklich sind? Als guter Journalist war ich mir nicht zu schade, bei Gelegenheit selbst zu recherchieren. Meine Notizen lauten folgendermaßen:

Erste Minute: "Jeppah! Puh. Ah, auf den Rücken legen, sehr gut. Durchatmen. Erst mal alle Glieder, so weit möglich, von mir strecken. Pfffrrpffff: ,Glieder'. Ich mag plumpe Wortwitze. Zum Glück kriegt das keiner mit."

Zweite Minute: "Mein linker Fuß ist kalt, unter die Decke damit. Noch mal durchatmen. Ich muss einen Weg finden, meine Steuererklärungssoftware-CD auf mein Netbook zu übertragen, das hat ja kein CD-Laufwerk. Warum denke ich an so was?"

Dritte Minute: "Ich brauche ein neues Fahrrad, das alte ist viel zu klein und eh kaputt. Habe ich Mundgeruch? Warum ist das wichtig? Ach so, da liegt ja noch ein netter Mensch neben mir. Na, wo warst du denn die vergangenen drei Minuten?"

Vierte Minute: "Die Nackenschmerzen, die ich den ganzen Tag hatte, sind futsch. Marvin Gaye soll vorm Schreiben einer seiner Platten ja etliche Male masturbiert haben, damit nicht schon wieder Sexsongs rauskommen. War es ,Whats going on?', sein Anti-Vietnamkriegs-Epos? Mensch, Sex ist echt ne praktische Sache: gut gegen Krieg und Nackenschmerzen."

Fünfte Minute: "Vielleicht kann man mit Sex ja Geld verdienen. Die Idee ist nicht so originell, wie du gerade denkst, mein Freund. Wo war ich? Ah, ja: Sex! Wann gibts wieder welchen?"

Das Ergebnis meiner Recherche lässt mich ernüchtert zurück: Männer sind glücklich, wenn sie nicht an Sex denken. Glückseligkeit aber ist, genauer betrachtet, ziemlich langweilig. Zum Glück habe ich nur manchmal Sex.

*****ida Frau
17.848 Beiträge
Gruppen-Mod 
Doppel Whopper....
gerade im Weltspiegel ein sehr interessanter Bericht über Flintenweiber in Italien, die dem von Berlusconis Sendern präsentierten Frauenbild das echte Leben entgegensetzen:
http://www.ilcorpodelledonne.net/?page_id=4724%22

(ich hoff, der Link ist ok, ist ja fachbezogen. *g*)

und dann:
Borgen - Gefährliche Seilschaften, eine Serie über Politik in Dänemark, mit einer starken-schwachen, authentischen Frau als Regierungschefin. Sehr spannend und interessant - und irgendwie aufgrund der akt. politischen Entwicklung bei uns auch so lehrreich *g*
immer donnerstags auf arte um 20.15h
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