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Kunst-, Kultur-, TV- und Kinotipps

*****e_M Frau
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Themenersteller 
Achtung: Wir denken tatsächlich immer erst an Sex
aus zeit.de

Schlimm ist das nicht. Trotzdem schüchtern deutsche Frauen die Männer deshalb ein. Eine Lagebetrachtung aus Frankreich von Alain-Xavier Wurst

Er ist Franzose und freier Journalist und Autor. 2010 erschien sein Buch Zur Sache, Chérie. Ein Franzose verzweifelt an den deutschen Frauen im Rowohlt Verlag




Sie war elegant gekleidet, trug stilvolle Pumps und hatte sich leicht geschminkt. Nach ihrem brillanten Vortrag bekam sie die beste Note und die Glückwünsche des Professors, der sie aber kurz darauf zur Seite nahm und meinte, er wolle sie noch etwas Persönliches fragen. Wie wäre es mit einem Glas Wein, um diesen exzellenten Abend feierlich abzuschließen? Nein, eben das sagte er nicht. Was er sagte, war: Er hätte ja nie gedacht, dass eine Frau in einem derart schicken Outfit eine derart meisterliche Leistung abliefern könnte.

Was besagt diese aufschlussreiche, wenngleich bestürzende Anekdote über die neu entflammte Debatte, wie die Geschlechter in Deutschland zueinander stehen und ob die Männer Weicheier sind? Sie sagt viel mehr, als man denkt. Wohlgemerkt, letzteres Beispiel stammt aus einer gewissen Schicht – aus der der Akademiker, deren Verkrampftheit beim Flirten nicht zu überbieten ist. Es ist schon denkwürdig genug, dass man in Deutschland je nach Milieu gut oder weniger gut flirtet. Der muskelbepackte Handwerkertyp mit Igelfrisur hat in dieser Hinsicht kein Problem. Monsieur le Professeur möchte das freilich auch können – ist aber mit einem Über-Ich ausgestattet, das von Hamburg bis zum Eiffelturm reicht. Deswegen ist er leider auch überrascht, wenn eine Frau, die sich gern als Frau gibt, auch noch intelligent ist. Man darf tristerweise sogar vermuten, dass er die Mademoiselle mit diesem Hinweis anmachen wollte – eben »mit Niveau«. Es ist erbärmlich.


Eine Frau anzuflirten wird hierzulande so verstanden, als würde man sie nur als Sexobjekt betrachten oder sie zum Sexobjekt »reduzieren«. Achtung, Deutschinnen und Deutsche, hier kommt eine erschütternde Wahrheit: Natürlich denkt jeder Mann, der flirtet, zuerst an Sex. Und danach, eventuell, an gemeinsame Diskussionen. Ist das so schlimm? Verhindern diese schmutzigen Gedanken, dass man sich verlieben kann? Nicht, dass ich wüsste.


Dieses dauernde schlechte politische Mit-Gewissen führt dazu, dass der deutsche Mann grundsätzlich nicht zu seinem Flirt steht. »Der deutsche Mann lädt zum Fußball ein. Und guckt Fußball«, seufzt eine Freundin. Aber wen wundert’s? Der deutsche Mann denkt ständig daran, was die Frau denken könnte; dass sie die Augen verdrehen könnte, dass sie gar nicht reagieren könnte, dass sie ihn blöd finden könnte oder unpassend oder weiß der Himmel was. Der deutsche Mann definiert sich über die Erwartung der Frau, oder besser gesagt, er ist nicht er selbst, sondern der Spiegel dessen, was er glaubt, dass die Frau sich wünscht. Um die deutsche Flirtkultur zu verstehen, muss man ein Spezialist der Spieltheorie sein. Als wäre alles nicht schon kompliziert genug.

Deswegen setzt sich der deutsche Mann gern unter Drogen, bevor er eine Frau anspricht. Im Klartext, er muss sich jede Menge Mut ansaufen, bis er etwas unternimmt. Man labert und führt gleichzeitig einen Kontrollverlust herbei. Man arbeitet geradezu an einem Kontrollverlust, statt die Kommunikation spielerisch zu gestalten. Man genießt die Gesellschaft nicht, man versucht diese Zeit zu überbrücken, bis man breit wird. Und dann muss geknutscht werden. So sieht in der Regel ein deutscher Flirt aus. Wenn aber kein Alkohol das Balzgehabe auslösen kann, dann versinkt die Begegnung in Dialogen wie jenem, den ich einmal in einem Zug mitgehört habe. Er: »Ja, so sind die Koreaner, sie präsentieren sich immer mit ihren Visitenkarten.« Sie: »Hihi.« Er: »Ich habe mich jetzt für kalorienarme Getränke entschieden.« Sie: »Echt? Ich esse gern Pizza Rucola.«

Es wäre Zeit, dass man hierzulande aufhört, die Dinge zu verwechseln: Flirt und schlechte Anmache
.

Es gibt viele Gründe, warum man als Franzose die Flirtkultur in Deutschland vermisst. Dazu gehört nicht zuletzt das Verhältnis der Deutschen zur Oberflächlichkeit. Oberflächlichkeit ist eine Sünde, darüber sind wir uns alle einig, aber diese Haltung führt hierzulande zu einem bedauernswerten Missverständnis zwischen Oberflächlichkeit und Leichtigkeit. Aufgrund dieses Misstrauens gegenüber der Oberflächlichkeit wurde eine Generation von kleinen Deutschen durch Oswald Kolle belehrt, wie Sexualität zu verstehen sei. Ein Monument der Spießigkeit! Dabei ist das Spiel des Verführens ein Spiel, wie der Name schon sagt, dessen Regeln alle Regeln des Theaters, der Improvisation, der Maske und ja, sogar der kleinen Lüge folgen und bei dem Oberflächlichkeit durchaus eingesetzt werden darf – ja geradezu muss!

Warum ist Werther noch immer das Idealbild wahrer Gefühle und bedingungsloser Liebe?

Vor einigen Wochen wurde in der ZEIT die »Deutsche Seele« von Thea Dorn gepriesen. Bebildert war der Text mit herbstlichem Wald und fallenden Blättern. Herbst, diese traurige Jahreszeit, die nach Kaminfeuer und Gemütlichkeit ruft. Sehr schön, dieses Rot, dieses Gold – mir war noch nie aufgefallen, dass die deutsche Flagge so herbstlich ist. Bleibt nur zu hoffen, dass das Schwarz sich nicht in die Seele gepresst hat. Oder doch? Sie ahnen den nächsten Schritt, werte Leserinnen und Leser: zur Romantik und zum jungen Werther. Ein tragischer Fall, der Werther. Er hat sich in Lotte verliebt, sie hat mit ihm kokettiert, obwohl sie einen Albert hatte, dann war es dem Werther zu viel, und er beging Selbstmord. Julien Sorel, der Held von Le Rouge et le Noir von Stendhal, ist in Madame de Rênal verliebt. Was tut er? Er entscheidet, eines Abends, Schlag Mitternacht, ihre Hand zu nehmen. Wie mutig! Und welch richtige Entscheidung – das hat Madame de Rênal sehr gefallen. Leider ist Werther eine Figur, die hierzulande gerne herangezogen wird, um durch sein Leiden das Idealbild wahrer Gefühle und bedingungsloser Liebe zu malen. Von diesem Unfug hat sich das deutsche Über-Ich seit Goethes Zeiten nicht erholt.

Um ehrlich zu sein, sind wir Männer alle ein bisschen Werther und ein bisschen Don Juan. Die normale männliche Psyche pendelt innerhalb dieses Spektrums. Die deutsche männliche Psyche hat schwer Schlagseite. Der Werther-Mann hat ganz das protestantische Authentizitätsgebot verinnerlicht, wonach nur Gefühle, die wirklich empfunden werden, ausgesprochen werden dürfen. Um zu flirten, um zu versuchen, eine Frau zu erobern, ist das eine Garantie für Erfolglosigkeit. Denn es geht um Eroberung.

Ah. Ich höre den Aufschrei, den das Wort »erobern« auslöst! Erobern sei ein Wort, das aus der Zeit vor der Frauenbewegung stamme. Indem ich hofiere, übe ich eine Gewalt aus, indem ich eine Frau in ein Verhältnis einbinde, das sie vielleicht gar nicht möchte. Und ich tue es, nur weil ich ein Mann bin. Also ist der Flirt ein Ausdruck der männlichen Dominanz.

Das war sicherlich so in der Vergangenheit – aber heute? Eine Frau wird nicht verführt, sie lässt sich verführen – dieser feine Unterschied ist von allergrößter Wichtigkeit, denn vom Objekt wird die Frau zum Subjekt ihres eigenen Schicksals. Und es wäre vielleicht auch hier langsam Zeit, dass einige Damen verstehen, dass ein Flirt längst nicht der Ausdruck irgendeiner männlichen Dominanz oder sexuellen Belästigung ist, sondern die Einladung zum Tanz auf Augenhöhe.

In dieser Hinsicht finde ich das Bild der Frauen in deutschen Filmkomödien betrüblich. Die Arme ist stets Opfer eines bösen Dreitagebart-Trägers, der mit ihren Gefühlen spielt. Aber am Ende kommen sie zusammen, und alles ist super. Hinter dieser Pseudo-Coolness steckt ein ganz konservatives Bild der Geschlechterrolle. Mir gefallen französische Komödien viel besser, in denen die Frau sich über den einen und dann über den anderen Gedanken macht – und am Ende mit beiden schläft. Die Französin stilisiert sich niemals in der Rolle einer leidenden Frau, als ein Opfer, das gerettet werden muss, was hierzulande ein verbreitetes Selbstbild der Frauen ist.

Wohin führt das Ganze? Zur »German Angst«. Die deutsche Frau und der deutsche Mann beschuldigen sich gegenseitig, wie ein altes Ehepaar, und noch haben sie nicht mal angefangen, miteinander zu flirten. Letztlich bleibt jedes Geschlecht für das andere ein Mysterium, das kann man nie genug betonen. Aber um dieses schwierige, schmerzliche, aber wieder neu erfundene Dazwischen zu überbrücken, hat Gott den Flirt erfunden. Dies soll uns wenigstens gegönnt sein. Amen.
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Kino-Tipp für die Hauptstädter
...aus der Gruppe "Erotischer Salon"

http://erotischer-salon-berlin.joyclub.de/forum/t579600.tomboy_am_26_april.html
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Zu mir oder zu Dir?
aus der TAZ vom 29.02.12


Körper und Internet

Körper und Internet verschmelzen zusehends – so will es die Science Fiction. Doch wer kommt schneller zu wem? Das Netz in den Körper oder der Körper ins Netz?
von Maik Söhler



Das Gerücht hält sich hartnäckig: Google will noch in diesem Jahr eine Brille auf den Markt bringen, die Informationen aus dem Netz einblenden kann. Die Datenbrille soll über einen kleinen Bildschirm, GPS- und Bewegungssensoren verfügen sowie mit dem Betriebssystem Android über Googles Server laufen.

Die New York Times schätzt den Preis auf „250 bis 600 Dollar“. Damit wäre sie wesentlich günstiger als die derzeit verfügbaren Datenbrillen und -helme. Wir kommen also im Jahr 2012 der möglichen Massenfertigung eines Geräts näher, das die Science Fiction der achtziger Jahre im vergangenen Jahrhundert bewegt hat.

Frauen mit Datenmasken und -brillen zieren das deutsche Cover von William Gibsons „Biochips“ (1986), auch in anderen Büchern der Zeit sind sie präsent. Einige der Werke gehören zur Nischen-Science-Fiction, „Biochips“ ist als Teil der sogenannten Cyberpunk-Literatur längst ein Teil der Populärkultur geworden.

Ob Google die Datenbrille nun für den Massenmarkt etnwickelt oder nicht, ist sekundär; Head Mounted Displays finden seit Jahren auch ohne den Netzkonzern Abnehmer, oft beim Militär. In jedem Fall ist das Gerät ein seltsamer Zwischenschritt auf dem Weg der von der Science Fiction vielbeschworenen Verschmelzung von Körper und Netz.

Ein Zwischenschritt, weil das Netz dem Körper mit der Brille nur näher kommt, aber nicht in ihn eindringt. Das ist sehr weit entfernt von der Welt, die Cory Doctorow in „Backup“ (2003) aufzeigt, wo das menschliche Bewusstsein, auch Geist oder Seele genannt, jederzeit abgespeichert und in einen neuen Körper transformiert werden kann.

Der weite Weg zur Körper-Netz-Symbiose

Unzählige Fragen sind bislang unbeantwortet, wenn es um die Körper-Netz-Symbiose geht: biologische, ethische, technische, datenschutzrechtliche; einer Verschmelzung sind wir etwa so nahe wie der menschlichen Unsterblichkeit.

Dabei dringt vernetzte Technologie schon länger in den Körper des Menschen vor. Hörgeräten und Herzschrittmachern sind Implantate im Auge und Gehirn sowie bioelektronische Prothesen und Instrumente gefolgt. Cyborgs, die Mensch-Maschinen-Wesen aus Vorstellungswelten, die vor 25 Jahren populär wurden, sind wir dennoch nicht geworden und so wird es auch noch eine Zeit lang bleiben.

Auch umgekehrt kommt der Mensch im Netz körperlich kaum voran. Überwiegend Spielkonsolen ist es vorbehalten, von Menschen erzeugte Bewegungen zu erfassen und auf den Bildschirm zu übertragen. Im Internet selbst tummeln sich seit Jahren die immergleichen Avatare und die auch fast immer in 2D – das Jahr 2006 und der Ansturm auf Second Life erscheinen im Rückblick als Höhepunkt des Pixel-Körpers.

Wo uns William Gibson einst eine mit Datenhandschuhen erfahrbare, faszinierend-virtuelle Welt aufzeichnete, an der menschliche Körper zumindest partiell teilhaben konnten, strahlt heute den meisten Nutzern das Internet aus gut 30 Zentimetern Entfernung entgegen. Ein Anstupser auf Facebook oder Masturbation beim Seitenbesuch von Youporn stellen schon das Höchstmaß an Körperlichkeit dar.

Zwischenstufen und glatte Oberflächen

Für Marcus Hammerschmitt, Schriftsteller und Science-Fiction-Autor, ist die dreidimensionale Darstellung von Daten und Körpern im Netz ein kulturhistorischer Ausdruck der Science-Fiction-Ära des Cyberpunk. Schon Gibson habe von einer "konsensuellen Halluzination" gesprochen. Stattdessen präge das Netz der Gegenwart die Körper anders, indirekter. "Eine Cyborgisierung ist derzeit gar nicht nötig, da die Wahrnehmung medial derart vorgeprägt ist, dass viele Körper sich nach dem Netz richten", meint Hammerschmitt.

Sport-, Beauty- und Pornoseiten im Netz hätten durchaus einen prägenden Einfluss auf die Körper der Betrachter. Der "Körperkult" sei kaum aufzuhalten und dabei spiele das Internet eine, wenn auch nicht die entscheidende Rolle. "Heidi Klum ist in diesem Sinne ein Borg", sagt der Schriftsteller in Anspielung auf die lebenden Assimilationsmaschinen in „Star Trek“. Er verweist darauf, dass es sich um einen "schleichenden Prozess" handele, "der über Sprache und Bewusstsein statt über Implantate" vor sich gehe.

Karin Harrasser, derzeit Professorin für Techniktheorie und -geschichte an der HBK Braunschweig, sieht das Netz als "Haut zwischen dem Körper und der Datenwelt". Sie beobachtet derzeit zwei Tendenzen zur Verbindung von Körpern und Netzen. Zum einen häufe sich online die Veröffentlichung von Körperdaten. Zum anderen finde sich der Körper heute vor allem dank Konsumwelten wie Facebook schneller im Internet wieder als früher. Dies gehe mit den einfachen Möglichkeiten einher, Fotos hochzuladen und zu teilen.

Fotos und die "Cloud"

Auf die Vorstellung eines von Technologie zerstörten oder veränderten Körpers, dem Cyborg der Cyberpunks, sei in der Science Fiction von heute die Reflexion eines datendurchherrschten Lebens getreten, sagt Harrasser. Vor allem im Film beobachte sie eine "technische Einwanderung", die sich derzeit gerne in durchscheinenden, glatten Oberflächen bemerkbar mache, auf die Daten (Karten, Fotos, Schrift) projiziert werden.

Marcus Hammerschmitt sieht noch einen Aspekt auf dem Weg zur Körper-Netz-Symbiose: "Die Cloud, das ständige Sprachrauschen, Twitter-Streams und Dauer-Updates", allein das ständige Online-Sein habe Auswirkungen auf den Körper des Netznutzers. Er will das aber nicht kulturpessimistisch verstanden wissen. Deutlich unbehaglicher fühle er sich angesichts der in Umfragen erhobenen 40 Prozent der "netzmisstrauischen Deutschen".

Googles Datenbrille mag noch in diesem Jahr kommen oder auch nicht. Sie kann ein Zwischenschritt sein auf den komplizierten Wegen, die zwischen Körpern und Netzen verlaufen. Ein Grund zum Hype – ähnlich wie bei Smartphones oder Tablet-Computern – ist sie ebensowenig wie ein Anlass zur Furcht vor noch mehr Technologie oder weiteren Daten. Wieder einmal wird ein neues Werkzeug entwickelt. Mehr nicht. Die Menschheit entscheidet, was sie daraus macht

Eine bittere Pille
Eine Dokumentation zum Thema:

Die Herrschaft der Männer

Am 6. Dezember 1989 betritt ein Mann die École Polytechnique in Montreal. Er dringt in einen Hörsaal ein, zieht eine Waffe, befiehlt den jungen Männern, den Saal zu verlassen, und kündigt an, alle anwesenden Frauen zu erschießen - im Namen seines Hasses auf die Frauen und vor allem auf die Feministinnen. Dann setzt er seine Jagd auf Frauen in den Korridoren der Hochschule fort und tötet 14 Studentinnen. Danach verübt er Selbstmord. Der von ihm hinterlassene Brief ist Zeugnis seines Hasses auf die Frauen, die den Platz der Männer in der Gesellschaft einnehmen. Ausgehend von diesem Extremfall, untersucht der Dokumentarfilm die vielfältigen Erscheinungsformen von Frauenfeindlichkeit in der westlichen Welt. Dabei zeichnet sich ein kulturelles Kontinuum ab, das vom Bild der Frau in der Werbung bis zu körperlicher Gewalt, von der frühen Vermittlung von Geschlechterrollen durch Spielzeug bis zur Diskriminierung am Arbeitsplatz reicht. Kaum zu glauben, dass im 21. Jahrhundert Männer die Rückkehr zu den uralten Werten des Patriarchats fordern, denen zufolge Frauen an den Herd und Männer an die Macht gehören. Erstaunlich auch, dass gebildete junge Frauen einen "dominanten Partner" suchen. Diese Tendenzen mögen auf den ersten Blick randständig erscheinen. Doch der Dokumentarfilm belegt, dass sich hinter der Illusion von der Gleichheit der Geschlechter ein Abgrund an täglichen Ungerechtigkeiten auftut. Solange Kinder in Geschlechterstereotypen erzogen werden, setzt sich wie selbstverständlich eine frauenfeindliche Ungerechtigkeit fort. Aus dem allgemeinen Gefühl heraus, das Geschlechterproblem sei gelöst, werden die Langsamkeit der Fortschritte und die Vielzahl der Rückschläge kaum wahrgenommen.


http://videos.arte.tv/de/vid … aft_der_maenner-6449552.html

90 Minuten lang und zu Beginn eher ein "jaja" auslösend, wird es mit weiterem Verlauf immer bitterer... aber ein sehr wichtiger Beitrag zu einer Sicht der Dinge bezüglich Frauenrechten und Gleichberechtigung, die für selbstverständlich gehalten werden...

und da dieser Film nicht mehr sehr lange online sein wird hier noch der Link zur dazugehörigen Internetseite (allerdings - en francais)

http://ladominationmasculine.net/home.html
Und noch eine sehenswerte Doku...
zum Thema Kampf um das Frauenwahlrecht...

Rebellisch, kämpferisch: Die Suffragetten

Die lange Zeit mit Schweigen übergangene Geschichte der Suffragetten - abgleitet vom englischen Wort "suffrage" für Stimme und auch Stimmrecht - erzählt vom Engagement dieser mutigen Frauen für ein damals utopisch erscheinendes Projekt, die Erringung des Wahlrechts für Frauen. Vom letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis 1928, also innerhalb von knapp 60 Jahren, erreichten die Suffragetten durch die Einforderung ihrer politischen Mündigkeit und eine völlig neue Definition des Staatsbürgerbegriffs den Übergang Großbritanniens vom Zensuswahlrecht zum allgemeinen Wahlrecht für beide Geschlechter. Die Dokumentation zeigt den Einsatz von fünf Frauen, die dieser Sache ihr Leben widmeten. Die einen predigten zivilen Ungehorsam oder betätigten sich als Lobbyistinnen bei Abgeordneten und Lords, die anderen entschieden sich für gewaltsame Aktionen und bezahlten dafür häufig mit Gefängnishaft oder sogar mit ihrem Leben. Der Aufstand der Suffragetten gegen sture Regierungen war gnadenlos, unabhängig von der Wahl der Mittel. Doch dank ihrer unbedingten Entschlossenheit, ihres ausgeprägten politischen Verstandes und ihrer sehr modern wirkenden Strategien gewannen die Suffragetten am Ende ihren Kampf im Dienst von Gleichberechtigung und Gerechtigkeit.


http://videos.arte.tv/de/vid … ie_suffragetten-6440880.html

es ist gerade mal ca. 100 Jahre her, da waren Frauen Nichts oder Besitz des Mannes... ohne Rechte, aber mit vielen Pflichten... unglaublich... aber Dank couragierten und engagierten Menschen sieht das heut ein bischen anders aus, wenn auch an vielen Stellen immer noch recht dürftig, was die Gleichberechtigung angeht...
*****ida Frau
17.848 Beiträge
Gruppen-Mod 
Shame
aufwühlend, verstörend, leidenschaftlich.... der Film hat alles und noch mehr. Vieles wird nur angedeutet, Vieles wird explizit gezeigt.
und: kein Happy End. Oder doch?

filmstarts.de schreibt:
Brandon (Michael Fassbender) ist sexbesessen. Der erfolgreiche New Yorker Geschäftsmann onaniert morgens unter der Dusche, später noch einmal im Büro, gabelt One-Night-Stands auf, verkehrt mit Prostituierten, hat Privat- und Bürorechner voller Pornos und besitzt eine umfangreiche Sammlung an Sexheftchen. Als sich seine chaotische und mit einem Haufen psychischer Probleme belastete Schwester Sissy (Carey Mulligan) bei ihm einquartiert, wird sein bisheriges Leben allerdings über Gebühr eingeschränkt. Als auch noch sein Bürorechner konfisziert wird und seine Pornos entdeckt werden und außerdem zögerliche Versuche einer ernsten Beziehung mit seiner Kollegin Marianne (Nicole Beharie) ebenfalls scheitern, bricht Brandons Welt völlig zusammen.

http://www.filmstarts.de/kritiken/185457.html


Summer of Love
Ein 4-teilige Reihe zum Thema sexuelle Befreiung und allem was drumherum geschah aus der Perspektive von 4 Freunden...

Von Liebe und Rebellion (1/4)

Alles beginnt 1967 in San Francisco. Von der Hippiebewegung mitgerissen, entdecken die frisch aus Europa angereisten Freunde Tess, Paolo, Stéphane und Thomas das Leben in Kommunen, die freie Liebe und die Drogen. Beim Popmusikfestival in Monterey geben sich die berauschten Fans rockigen Klängen und einer neu entdeckten Weltsicht hin, während Jimmy Hendrix und Jefferson Airplane die Musik revolutionieren. Alles scheint möglich zu sein. Die einzige Grenze ist die der eigenen Vorstellungskraft. Doch als sich die Euphorie dem Ende neigt, kehren Paolo, Stéphane, Thomas und Tess in ihre Heimatländer zurück. Aber die gemeinsame Zeit hinterlässt Spuren ...


http://videos.arte.tv/de/vid … _rebellion_1_4_-6448322.html

gar nicht schlecht gemacht und unterhaltsam...
Peter Lindbergh
ausstellung seit freitag in düsseldorf!
wichtige ausstellung und ein muß!

wo? nrw forum düsseldorf
*****ida Frau
17.848 Beiträge
Gruppen-Mod 
Das bessere Leben mit J. Binoche
... ganz abgesehen davon, dass ich die Frau als Schauspielerin sehr bewundere, das Thema des Films geht sicher unter die Haut: Sie ist erfolgreiche Journalistin und will über Studentinnen schreiben, die ihr Studium als Escorts verdienen. Der Trailer klingt schon mal richtig gut!
ab nächster Woche im Kino.

http://www.zorrofilm.de/index.php?id=27#
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Prickelts? Sex über 50
Quelle: taz.de vom 24.03.12


Wie ein Oldtimer, der selten fährt



Laut einer Studie haben Frauen über fünfzig relativ häufig Sex. Unsere Autorin bezweifelt das. Sie hat sich umgehört. Bei ihren Freundinnen.von Barbara Dribbusch

Sex in späten Jahren. Heikel. Die Frage lautet: Ist bei andern mehr los?

Es existieren Studien dazu. Das macht es nicht einfacher. Da gibt es die Befragung von mehr als 1.000 Frauen im Alter zwischen fünfzig und sechzig Jahren zu „Postmenopause und Sexualität“, ausgewertet von Sexualforscher Kurt Starke. Von den Frauen mit Partner hatte gut die Hälfte mindestens einmal in der Woche Sex. Und das in dieser fortgeschrittenen Altersgruppe.

So, so. Schon bemerkenswert, dass meine Freundinnen und ich nie angeschrieben werden, wenn TNS Infratest Fragebögen verschickt. Oder wir gehören einfach nicht zur sexy Hälfte.


„Klar spielt Sex noch eine große Rolle“, meint Ursula. „Sex hat mit dem Alter nicht soviel zu tun, sondern damit, ob es prickelt.“ Prickelt! Das Wort habe ich lange nicht mehr gehört. Ich horche auf. Zu dritt düsen wir in Ursulas BMW von Berlin nach Frankfurt. Ursula ist Suses Kollegin in deren PR-Agentur, für die beiden Arbeitskolleginnen ist es eine Dienstfahrt, ich fahre aus privaten Gründen mit.


Suse hatte kurz zuvor in ihrem Frauenblog geschrieben. „Nicht auszuhalten“ sei das Geschwätz, dass prominente Frauen in den Medien heute immer wieder behaupteten, sich erst mit fünfzig „so richtig sinnlich“ zu fühlen. Und dann lächelten sie botoxgespritzt und weichgezeichnet in die Kamera, um nur ja auszusehen wie 35. Es sei eine enorme Erleichterung, wenn eine 65-Jährige wie die Schauspielerin Christine Kaufmann erklärte, sie wolle nach ihrer vierten Scheidung keinen Mann mehr und gehe lieber zur Massage.

Sex als Marker für Intimität
Vor Kurzem hatten Suse und ich beim Rotwein über das Thema gesprochen. „Sex? Also mal ganz ehrlich, mehr als einmal alle zwei Monate schaffe ich nicht mehr mit Jürgen“, hatte Suse gesagt. Irgendwann habe sie angefangen, nachts kuschelige Bettsocken anzuziehen. Das signalisiere dem Körper erst recht, dass es völlig unnötig sei, mit einem anderen Organismus Flüssigkeiten auszutauschen. Suse und Jürgen gehören zu den Paaren, von denen der Hamburger Sexualforscher Gunter Schmidt meint, dass der Geschlechtsverkehr für sie vor allem ein „Marker“ sei, um die Beziehung als intim zu klassifizieren.

Meine Bekannte F. hat nicht mal mehr Lust auf irgendeine Klassifikation. Sie und ihr Mann hätten kein Interesse mehr an „Arbeitssex“, nur um sich zu beweisen, dass sie noch ein Paar seien, stellte sie neulich klar. Bei so was kriege ich ein mulmiges Gefühl. Was, wenn Sex doch wichtig ist, superwichtig?

„Sex ist und bleibt die beste Art, einem Menschen nahezukommen“, behauptet Ursula und reißt mich aus meinen Gedanken. Wir drei im BMW haben Berlin schon lange verlassen und rauschen Richtung Leipzig.

Ich weiß wenig von Ursula, schätze sie als so alt wie wir, auf gut über fünfzig. Suses Kollegin ist aufgebrezelter als wir, Kostüm, Stöckelschuhe, volles Make-up. Sie erinnert mich an meine Jugendfreundin Gabriele, die vor Kurzem Großmutter geworden ist und die ich neulich besuchte. In Gabrieles Wohnung fiel mir sofort das breite Bett ins Auge, mit apricotfarbener Seidenbettwäsche bezogen, die Bettdecke aufwändig bestickt. Irgendwie hatte ich ganz vergessen, dass man ein Bett auch so beziehen kann.

Im Bad stieß ich auf ein Trockengitter, auf dem Spitzendessous drapiert waren, wie ich sie in den vergangenen Jahren bei keiner meiner Freundinnen mehr zu Hause gesehen hatte. Und dann diese Pumps am Eingang! Mein Gott, war ich wirklich schon so ein Trampel mit meiner Sammlung an Wanderschuhen?

Glaube an den jüngeren Mann
Gabriele hat Gregor, 15 Jahre jünger, auf einer Party kennen gelernt. Er hatte als Caterer das Buffet ausgerichtet. Gabriele glaubt an den jüngeren Mann. Wie Kommentatorin „Tigerkatze“ in Suses Blog. Die hatte gepostet: „Warum machen wir es nicht wie viele alte Männer und suchen uns was Frischeres? Ab vierzig macht man doch sowieso beim Sex das Licht aus.“

„Wenn du deine Wabbelschenkel vor deinem jungen Lover verstecken musst, tust du mir leid“, antwortete „Lady 0816“, „ich jedenfalls liege lieber mit einem Mann im Bett, der genauso viel Fettpolster hat wie ich.“ „Sex im Alter ist wie bei einem Oldtimer, den du nur selten fährst. Du steckst den Schlüssel in die Zündung, erst tut sich nichts, aber dann stottert der Motor doch los, und die Karre rauscht ab“, hatte Suse noch mal gepostet. „Bei mir klappt das nur, wenn ich Öl nachkippe“, teilte „0816“ mit.

Im Cabrio haben wir jetzt Dessau hinter uns gelassen.

„Es kommt immer auf die Beziehung an. Paare um die fünfzig, die sich noch nicht lange kennen, schlafen leidenschaftlicher miteinander als Leute, die dreißig Jahre verheiratet sind“, sagt Ursula und wirft mir im Rückspiegel einen Blick aus ihren sorgfältig geschminkten Augen zu.

Ihr Spruch erinnert mich an Hille. Sie hat kürzlich einen neuen Mann kennengelernt. Es sei toller als mit Burkhard, ihrem langjährigen Ehegatten. „Er ist wie eine fremde, aufregende Landschaft, ein Körper, den ich erst kennen lerne“, schwärmte Hille, „und er ist sehr bedürftig. Jede Nacht.“ Ich fühlte mich sofort unter Stress.

Vom Hormondruck befreit
„Auch ohne Sex kann man leben“, behauptet Suse. So wie unsere Freundin Lise zum Beispiel. Während Lises Mitgliedschaft bei einer Dating-Agentur antworteten viele Männer entweder gar nicht auf ihre Kontaktanfragen oder wollten erst ihr Foto sehen, um dann im Web abzutauchen. Besonders die Akademiker hielten sich für heiße Ware auf dem Partnerschaftsmarkt, glaubt Lise. Dass ihre Libido altersbedingt abnimmt, sei für sie angesichts dieser mageren Angebotslage weiß Gott keine Katastrophe. „Ich kann der Natur nur auf Knien danken, dass sie mich allmählich vom Hormondruck befreit.“

„Wenn Frauen in unserem Alter einen Partner suchen, geht es vielleicht gar nicht in erster Linie um Sex“, sagt Suse und verschränkt die Arme. „Sex kann man auch mit sich selber haben.“ In Ursulas Sportwagen kommen wir jetzt auf eine gefährliche Gefällestrecke. Ich wäre mit einer Arbeitskollegin im Auto nicht so weit gegangen, noch das Thema Selbstbefriedigung anzuschneiden. Obwohl eine Autorin mit dem Pseudonym „Good Vibrations“ in Suses Blog gepostet hatte: „Selbstbefriedigung ist Sex mit jemandem, den ich liebe.“

Sind Hund und Katze die neuen Zwangsprostituierten?
Ursula überholt auf der Gefällestrecke elegant einen Lastzug. „Die Paarbeziehung ist vielleicht ohnehin ein Modell von gestern“, fährt Suse fort, „es gibt auch andere Bezugssysteme.“ Meine Freundin Tine zum Beispiel unterhält eine Art Hunde-Ehe. Sie hängt sehr an ihrem Labrador Rasputin. „Raspi“ gebe ihr jede Menge Streicheleinheiten. Der Frankfurter Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch glaubt, es gebe immer mehr „Neoallianzen“ mit anderen Objekten als menschlichen Partnern. Ich würde auch iPhones und Kleingärten zu den neuen Liebesobjekten zählen. Und Haustiere natürlich. Sind Hund und Katze die neuen Zwangsprostituierten?

Ich brauche eine Pause. Ursula nimmt auf meine Bitte die Ausfahrt zur Raststätte.

Auf dem Klo der Raststätte klärt mich Suse auf: Ursula hat seit anderthalb Jahren einen neuen Lebensgefährten, einen Bewässerungsingenieur, der in Abu Dhabi arbeitet. Das Paar skype jeden zweiten Abend. Ursula sorge dabei für vorteilhafte Beleuchtung und sogar Gedichte. „Die beiden können sich doch nur alle zwei Monate treffen“, sagt Suse. Nur alle zwei Monate! War das nicht Suses Frequenz?

Später im Auto reden wir über Wirtschaft. Ist entspannter. „Angebot und Nachfrage, das ist ein komplexes Zusammenspiel“, meint Ursula. „Da entstehen ganz neue Märkte, im Kommunikationsbereich zum Beispiel.“ Genau. Das gilt auch für die zwischenmenschlichen Beziehungen in einer alternden westlichen Welt.



Barbara Dribbusch
, 55, ist Redakteurin der taz für gesellschaftspolitische Themen. Dieser Text ist eine gekürzte Version eines Kapitels aus ihrem Buch: „Älterwerden ist viel schöner, als Sie vorhin in der Um- kleidekabine noch dachten“, das gerade erschienen ist (Mosaik, 17,99 Euro)

*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
TREUE
Die große Lüge

Nicht Untreue zerstört unser Beziehungsleben, sondern falsch verstandene Treue. Das muss sich ändern. Ein Manifest





Er wolle keine Beziehung, sagte mir der Mann, in dessen Bett ich nach einer feuchtfröhlichen Nacht gelandet war. Ich war achtzehn Jahre alt, er siebenundzwanzig – und mir war das recht. Ich sagte ihm, ich käme selber gerade aus einer Beziehung. Wolle mich einfach ein bisschen rumtreiben ohne Verpflichtungen. Wir waren uns einig und trafen uns wieder. Wir kochten zusammen, machten ausgedehnte Touren mit dem Bike, besuchten Konzerte und lagen lange Sonntage im Bett. An einem dieser Sonntage, ich war inzwischen zwanzig, sprachen wir über unser Verhältnis. Unsere Beziehung. Ob es in diesen Jahren daneben vielleicht noch andere gegeben habe. Es hatte. Erst schilderte er mir ein paar Liebesabenteuer. Dann gab ich meine Handvoll zum Besten. Worauf er schweigsam wurde, sich schließlich anzog und mich verließ. Nach zwei Wochen kam er zurück und bat mich, es nochmals zu versuchen. Ich lehnte ab. Nicht wegen seiner anderen Geschichten, sondern weil er unsere Abmachung verraten hatte: Wir sind zusammen, weil wir uns viel bedeuten. Treue ist dafür keine Bedingung.

In der Schweiz befinden sich rund drei Viertel der Bevölkerung in einer Partnerschaft. Die meisten wünschen sich, dass diese Beziehung ihnen alles bietet, eine emotionale Heimat, Stabilität und sexuelle Erfüllung. Die Liebe ist, wie Paartherapeut Klaus Heer sagt, monogam. Nur der Mensch ist es nicht. In Umfragen geben 36 Prozent der Frauen und 44 Prozent der Männer an, Sex außerhalb der festen Beziehung gehabt zu haben. Ganze 72 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer verrieten, dass sie es gern tun würden, wenn sie Gelegenheit hätten. Manche Experten sprechen davon, dass 90 Prozent der Männer im Laufe ihres Lebens fremdgehen, bei den Frauen sind es drei Viertel. Untreue ist denn auch einer der Hauptgründe, warum Ehen in den westlichen Industrienationen reihenweise kollabieren. 50 Prozent beträgt die Scheidungsrate in der Schweiz, dazu werden immer weniger Ehen geschlossen, und die Beziehungen sind heute kürzer und serieller. Untreue zerstört Vertrauen, zerbricht Hoffnungen, Herzen und Familien. Die entscheidende Frage ist aber nicht, warum wir eigentlich nicht treu sein können. Sondern warum unser Beziehungsideal auf einer Lüge gründet. Die Lüge, dass wir uns immer treu sein werden.

Denn sexuelle Treue im umfassenden Sinn ist unmöglich. Wir können uns die Lust versagen, wir können so tun, als gäbe es sie nicht. Aber es ist eine Täuschung. Als Liebende halten wir uns für die vornehmen Protagonisten einer Verfilmung von Romeo und Julia. Was die menschliche Sexualität angeht, wird aber Planet der Affen gespielt. Trotz ihrer romantischen Veranlagung, ist unsere Spezies reichlich sexbesessen. Weltweit fließen täglich Milliarden in den industriellen Komplex, der Sexualität verkauft. Pornografie und Prostitution, Partnerbörsen und Seitensprungportale, Pharmaindustrie und Paartherapeuten verdienen daran, die Symptome unserer Krankheit zu lindern. Aber zur Ursache stoßen sie nicht vor. Der moderne PR-Manager, der zu seinem Pediküre-Termin einen veganen Lunch bestellt, hat nämlich mehr mit seinen behaarten Urahnen gemein, als er es wahrhaben möchte. Dies ist auch der Grund, warum unsere kulturellen Modelle so zuverlässig scheitern.

Wir pathologisieren Fremdgeher, dabei sind sie doch der Normalfall

Nach meinem Erlebnis mit dem eifersüchtigen Mann habe ich studiert, einen Beruf erlernt, zwei Kinder geboren und viele Krisen gemeistert. Noch mehr Krisen habe ich passiv miterlebt, von Freundinnen und Freunden. Und immer geht es um dasselbe. Insbesondere wenn Kinder im Spiel sind, erlahmt die Lust auf den Partner mit den Jahren. Nicht aber der Appetit auf Sex. Und wenn wir auch einige Monate, vielleicht sogar Jahre gut mit unseren Lügen leben können, so kann es das Leben nicht lassen, uns stets aufs Neue herauszufordern.


Ich habe viele Beziehungen am Problem falscher Treueerwartungen zerbrechen sehen. Und so frage ich mich heute: Ist es vielleicht gar nicht die Untreue, die Ehen kaputt macht, sondern die unrealistische Erwartung, dass Sex nur innerhalb der Ehe stattfinden soll? Warum pathologisieren wir Fremdgeher und stigmatisieren sie moralisch, wenn sie doch eigentlich der Normalfall sind? Warum halten wir es für normaler, von einer monogamen Kurzzeitbeziehung zur nächsten zu eilen, als außereheliche sexuelle Kontakte in Kauf zu nehmen? Warum halten wir dieses als serielle Monogamie bekannte Muster für tauglicher, als uns vom Dogma der Monogamie zu verabschieden? Ist es vielleicht gar nicht der Partner, der uns betrügt, sondern die Liebe selbst? Zerstört uns also nicht die Untreue, sondern die Treue?

Ich stellte diese Frage dem Sexualtherapeuten und Autor Ulrich Clement. "Unser Liebesmodell stammt aus Bürgertum und Romantik", sagte er. In vormodernen Ehen gehörte Untreue dazu, zumindest die des Mannes. Doch dann wurde die Liebe zunehmend zum romantischen Ideal verklärt, die innereheliche Sexualität wurde aufgewertet, die außereheliche sanktioniert. Im Verlaufe des zwanzigsten Jahrhunderts verlor die Ehe ihre wirtschaftliche und soziale Bedeutung zunehmend. Übrig blieb das romantische Phantasma, scharf bewacht von der Eifersucht. Ohne Eifersucht gäbe es kein Anspruch auf Exklusivität, kein Treueproblem, keine am Küchentisch durchdiskutierten Nächte, keine unversöhnlichen Trennungen. Eifersucht, so Clement, ist ein kulturübergreifender Reflex. Doch die Bewertung des Gefühls variiert kulturell beträchtlich. In patriarchalen Kulturen, welche die Ehre des Mannes an die Treue der Frau knüpfen, kann sie mörderische Konsequenzen haben. Denn die Frau gehört dem Mann, sie soll ihre Sexualität ihm allein vorbehalten.


Die Fortsetzung (Teil 2) findet Ihr unter zeit.de "Partnerschaft"

Zur Autorin:

Michèle Binswanger
Die Autorin, 2010 zur Schweizer "Journalistin des Jahres" gewählt, hat zusammen mit Nicole Althaus das Buch Macho Mamas. Warum Mütter im Job mehr wollen sollen geschrieben. Es erscheint Mitte April bei Nagel & Kimche.
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
An die Moderatorinnen
In eigener Sache

Wie vielleicht zu bemerken ist, habe ich mich etwas zurückgehalten in letzter Zeit beim Posten von Beiträgen aus Zeitschriften/Magazinen.

Grund dafür ist und war, dass mir in einer anderen Gruppe mit rechtlichen Konsequenzen gedroht wurde für den Fall, dass ich weiterhin Urheberrecht verletze durch das Veröffentlichen von Beiträgen die nicht von mir stammen - auch wenn eine Quellenangabe dabei ist.

Deshalb möchte ich hier die Moderatorinnen offiziell anfragen wie ich/wir nun weiter verfahren soll/en.

Alternative I

Weiterhin können Beiträge aus Zeitschriften/Magazinen gepostet werden, wenn die Quellenangabe dabei ist.

Alternative II

Mit 2-3 Einführungssätzen wird auf einen Artikel hingewiesen und dann empfohlen unter einer bestimmten Adresse (z.B faz.de) über das Schlagwortverzeichnis weiter zu suchen.

Gleiches gilt auch für den Verweis auf andere Webseiten, (z.b. kitkatclub.org / perlentaucher.de / facebook, etc....) die komplette Artikel abdrucken und die ich regelmäßig checke....


Was meint Ihr, wie soll ich/wollen wir das handhaben?

Liebe Grüße, Odette
****rie Frau
3.296 Beiträge
Laut Joy-Regeln
http://www.joyclub.de/hilfe/grundregel_fuer_inhalte.html

... ist lediglich NICHT erlaubt:

Artikel und Presseberichte, wenn sie

• komplett übernommen sind
• in Teilen, aber ohne komplette Quellenangabe übernommen sind
Wenn Du also künftig auch nur einen Satz des Artikels weglässt oder den Inhalt (des einen Satzes) zusammenfasst, dann ist der Artikel nicht mehr "komplett übernommen" und somit nicht mehr regelwidrig.

Lediglich einen Link zu posten, halte ich nicht für zweckdienlich. Zudem kann es da eher zu Hakeleien kommen, da eben nicht jeder Link erlaubt ist ...

Danke - an dieser Stelle noch einmal - für Deine Recherchearbeiten!

Herzliche Grüße *bussi*


Michaela
Gruppen-Mod
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
DANKE!
Ok, machen wir es so.....

Und ein Hoch auf die Flintenweiber-Mods! Hier ist vieles ganz entspannt, was woanders fürchterlich verkompliziert wird.

*blume*

Odette
ach ja ...
es gibt immer jemanden, der Haare in der Suppe findet oder gerne Korinthen kackt ...
*****ine Frau
622 Beiträge
@liebe Odette
ich möchte das jetzt mal öffentlich loswerden :

herzlichen Dank für Deine Unermüdlichkeit !! *blumenschenk*
Für das Füttern dieses Threads mit ganz wundervollen Beiträgen !
Für die vielen interessanten Hinweise auf Filme,Ausstellungen u.a.

So einiges wäre an mir vorübergegangen... merci ! *bussi*
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Danke Francine!

*wink*
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Orgiastisch
Also nun hab ich mich auch nochmal rechtskundig gemacht. Joyclubregeln hin oder her..... Deshalb hier meine neue Variante von geposteten Zeitungsartikeln:


Früher wurde der weibliche Orgasmus obsessiv verleugnet. Heute wird er obsessiv erforscht. Nun weiss niemand mehr so genau, wo, wie und warum Frau kommt. VON MARIE DOVÉ in der Berner Zeitung.

Weiterlesen unter

bernerzeitung.ch/leben/gesellschaft/Orgiastische-Erkenntnisse/story/30785416

.....und damit hier kein Link gepostet ist, hab ich das www weggelassen - also bitte noch zusammensetzen beim Suchen *zwinker*
die meisten Links
....funktionieren heutzutage auch ohne www.
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Ja, aber dieser eben nicht *lach*
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Frauenärzte blockieren Freigabe ohne Rezept
In 28 europäischen Staaten gibt es die "Pille danach" ohne Rezept. Direkt beim Apotheker. Deutschland dagegen bleibt weiter die Ausnahme. Der Antrag auf Liberalisierung durch die Gesundheitsbehörde Bremen scheitert. Jetzt geht der Streit erst richtig los.

weiterlesen unter spiegel.de/wissenschaft/medizin/0,1518,824585,00.html
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
http://flintenweiber.joyclub.de/forum/t234022-405.kunst_kultur_tv_und_kinotipps.html#p12789115

In "Shame" war ich mittlerweile auch und kann die obige Empfehlung nur unterstreichen...

Das Thema des Filmes beschäftigt mich schon länger, d.h. ich bin teilweise Beobachterin, habe aber auch selbst einschlägige Erfahrungen sowohl als handelnde Person, wie auch als so behandelte Person. Deshalb habe ich dazu mal eigene Zeilen verfasst, die jedoch ausdrücklich nicht zum Anprangern von alleine männlichen Verhaltensweisen dienen sollen.


Reduziert

Sie reduzieren Dich auf Rumpf,
Die Seelenkratzer blühen,
Verwechseln Namen, sprechen dumpf,
Nur eins im Sinn: zu glühen.

Doch wenn das Wasser abgespritzt,
Hellgelblich, körnig, prollig,
Das Grinsen breit, selten verschmitzt,
Gleich sind sie wieder rollig.

Dies ist ein Muster, lange schon,
Anal – oral, doch wehe,
Nichts wackelt mehr an ihrem Thron,
Als Zuwendung und Nähe.

Die Panik kriecht aufs Schulterblatt
Bei weichen Zärtlichkeiten,
Obwohl verhungert sind sie satt,
selbst Blicke heißt´s zu meiden.
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Frühlingsgefühle
Am Ende ist's nur Neid

Der Rammler wirft sich auf die Zibbe – und wir so? Wenn draußen alles blüht, keimt angeblich auch das menschliche Begehren. Aber ist das mehr als nur ein Mythos?

weiterlesen unter:

freitag.de/alltag/1214-am-ende-ist-s-nur-neid
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
Kunst-Tipp
Städelmuseum, Frankfurt/M.

"Kunst der Gegenwart" im neuen Erweiterungsbau. Ein MUST für alle Kunstambitionierten und eine Empfehlung für alle Anderen.



!
*****e_M Frau
8.547 Beiträge
Themenersteller 
....sans frontières...


Das ist der Beweis: Der Gebrauch von Präservativen ist kulturabhängig!


*lach*
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