Simone de Beauvoir
...aus Mädchenmannschaft.netSimone de Beauvoir Memorial Day
Heute vor 26 Jahren starb Simone de Beauvoir. Sie wurde 78 Jahre alt und hinterließ ein großes philosophisches Erbe, und daneben auch ein paar schöne Anekdoten (“Die deutsche Frau schminkt sich nicht!”) – und einige sind es wert, an dieser Stelle nochmal zum Besten gegeben zu werden.
Ich persönlich weiß gar nicht mehr, wann genau ich das erste Mal mal von de Beauvoir hörte, und was genau es war. Rein spekulativ würde ich den Philosophieunterricht vermuten. Und ach, zu meiner Schande muss ich gestehen dass ich wohl zunächst auf irgendeine Dokumentation positiv ansprang, die de Beauvoir und Sartre porträtierte. De Beauvoir saß neben Sartre, wurde irgendwas gefragt, und baute dann – anstatt zu antworten – erstmal ewig lang ihre nächste Zigarette. Und so kam eins zum anderen: Ein bisschen wurde de Beauvoir eine der vielen geistigen Muttis, die ich im Laufe meines Lebens verschliss, aber auch meine Herzpatin des Feminismus.
Im Studium verschmähte ich sie an manchen Tagen ein bisschen – wahrscheinlich, weil ich es zeitweise ein bisschen frustrierend fand, in ihrem sehr literarischen Werk nicht wirklich Anknüpfpunkte für oder eine Basis der Empirie zu finden (ja, lacht nur, aber ich war halt jung damals). Ihr “Die Welt der schönen Bilder” half mir aber auf jeden Fall dabei, einen besonders nervtötenden Fabrikjob in einem Semester jener Zeit zu überstehen (All Hail meine First-World-Problems).
Im Laufe der Zeit stieß ich auf ein paar schöne Geschichten rund um de Beauvoir, und die schönsten teile ich heute mal mit Euch, auf dass es auch Eure Anekdoten werden können (oder zumindest sowas wie de Beauvoir-Gossip). Here we go:
» Michel Foucault und Simone de Beauvoir hatten zu Lebzeiten einen kleinen, besonderen Beef miteinander. Sartre und de Beauvoir hatten “Les Mots et les choses” ["Die Ordnung der Dinge"] abgewatscht, und das konnte Chefmaster Foucault natürlich nicht leiden. Im zweiten Teil von Didier Eribons “Michel Foucault und seine Zeitgenossen” kann man dazu einige lustige Passagen lesen. Unter anderem war Foucault irgendwann zu einer Veranstaltung geladen, zu der auch de Beauvoir kommen sollte, und Foucalt sagte völlig entnervt ab: “Nicht wenn diese Frau kommt!”
» Zwischen 1947 und 1952 war de Beauvoir mit dem amerikanischen Schriftsteller Nelson Algren zusammen, der sie auch unbedingt heiraten wollte, worauf sie aber keine Lust hatte. Als de Beauvoir 1986 starb, wurde sie mit dem Silberring begraben, den Algren ihr knapp 40 Jahre zuvor geschenkt hatte.
» Simone de Beauvoir war eine begeisterte Wandererin. Mit für damalige Zeiten Highclass-Equipment (Rucksack und solide Schuhe) ausgestattet stapfte sie durch viele südeuropäische Länder und nannte ihre Touren stets eloquent “Bildungsreisen” – auch, wenn es manchmal nur Waldspaziergänge waren.
» Auch der sehr literarische Stil de Beauvoirs in ihren philosophischen Werken lässt sich ein bisschen erklären: De Beauvoir wollte nämlich seit ihrer Kindheit Bücher schreiben. Die Begegnung mit Sartre torpedierte diese Bestrebungen zunächst (“Ein chaotischer und köstlicher Strudel (der Gefühle) hatte mich verschlungen”), doch am Ende hat wohl auch Sartres Warnung, sie würde sich in “parasitärer” Glückseligkeit ergeben und zum Herdmuttchen avancieren, sie wach gerüttelt. Zunächst werkelte sie erfolglos an einem Roman herum, bis dann der Rest sich von selbst ergab. Ihr philosophisches und literarisches Werk nannte de Beauvoir fortan jedoch oft sehr selbstkritisch: “Märchenstil”-gefärbt.
» Einen besonderen Eindruck hinterließ Deutschland bei ihr, dass sie in den 1930ern zweimal besuchte. Berlin fand sie “kalt” und “hässlich”, und auch den Konditoreien konnte sie nicht viel abgewinnen, aber die Bierlokale eroberten schnell ihre Sympathien: “Ich schätzte die fette deutsche Küche, Rotkohl, geräuchertes Schweinefleisch und Bauernfrühstück, dagegen weniger Wild mit Konfitüre und die alles überschwemmenden Rahmsaucen.” Was sie allerdings wunderte: “Die deutsche Frau schminkt sich nicht.”
» Und, last not least, ebenfalls Berlin: In den Alexanderplatz-Kneipen belustigte sie sich über ein Schild. “Das Animieren der Damen ist verboten”, hieß es darauf.
Heute vor 26 Jahren starb Simone de Beauvoir. Sie wurde 78 Jahre alt und hinterließ ein großes philosophisches Erbe, und daneben auch ein paar schöne Anekdoten (“Die deutsche Frau schminkt sich nicht!”) – und einige sind es wert, an dieser Stelle nochmal zum Besten gegeben zu werden.
Ich persönlich weiß gar nicht mehr, wann genau ich das erste Mal mal von de Beauvoir hörte, und was genau es war. Rein spekulativ würde ich den Philosophieunterricht vermuten. Und ach, zu meiner Schande muss ich gestehen dass ich wohl zunächst auf irgendeine Dokumentation positiv ansprang, die de Beauvoir und Sartre porträtierte. De Beauvoir saß neben Sartre, wurde irgendwas gefragt, und baute dann – anstatt zu antworten – erstmal ewig lang ihre nächste Zigarette. Und so kam eins zum anderen: Ein bisschen wurde de Beauvoir eine der vielen geistigen Muttis, die ich im Laufe meines Lebens verschliss, aber auch meine Herzpatin des Feminismus.
Im Studium verschmähte ich sie an manchen Tagen ein bisschen – wahrscheinlich, weil ich es zeitweise ein bisschen frustrierend fand, in ihrem sehr literarischen Werk nicht wirklich Anknüpfpunkte für oder eine Basis der Empirie zu finden (ja, lacht nur, aber ich war halt jung damals). Ihr “Die Welt der schönen Bilder” half mir aber auf jeden Fall dabei, einen besonders nervtötenden Fabrikjob in einem Semester jener Zeit zu überstehen (All Hail meine First-World-Problems).
Im Laufe der Zeit stieß ich auf ein paar schöne Geschichten rund um de Beauvoir, und die schönsten teile ich heute mal mit Euch, auf dass es auch Eure Anekdoten werden können (oder zumindest sowas wie de Beauvoir-Gossip). Here we go:
» Michel Foucault und Simone de Beauvoir hatten zu Lebzeiten einen kleinen, besonderen Beef miteinander. Sartre und de Beauvoir hatten “Les Mots et les choses” ["Die Ordnung der Dinge"] abgewatscht, und das konnte Chefmaster Foucault natürlich nicht leiden. Im zweiten Teil von Didier Eribons “Michel Foucault und seine Zeitgenossen” kann man dazu einige lustige Passagen lesen. Unter anderem war Foucault irgendwann zu einer Veranstaltung geladen, zu der auch de Beauvoir kommen sollte, und Foucalt sagte völlig entnervt ab: “Nicht wenn diese Frau kommt!”
» Zwischen 1947 und 1952 war de Beauvoir mit dem amerikanischen Schriftsteller Nelson Algren zusammen, der sie auch unbedingt heiraten wollte, worauf sie aber keine Lust hatte. Als de Beauvoir 1986 starb, wurde sie mit dem Silberring begraben, den Algren ihr knapp 40 Jahre zuvor geschenkt hatte.
» Simone de Beauvoir war eine begeisterte Wandererin. Mit für damalige Zeiten Highclass-Equipment (Rucksack und solide Schuhe) ausgestattet stapfte sie durch viele südeuropäische Länder und nannte ihre Touren stets eloquent “Bildungsreisen” – auch, wenn es manchmal nur Waldspaziergänge waren.
» Auch der sehr literarische Stil de Beauvoirs in ihren philosophischen Werken lässt sich ein bisschen erklären: De Beauvoir wollte nämlich seit ihrer Kindheit Bücher schreiben. Die Begegnung mit Sartre torpedierte diese Bestrebungen zunächst (“Ein chaotischer und köstlicher Strudel (der Gefühle) hatte mich verschlungen”), doch am Ende hat wohl auch Sartres Warnung, sie würde sich in “parasitärer” Glückseligkeit ergeben und zum Herdmuttchen avancieren, sie wach gerüttelt. Zunächst werkelte sie erfolglos an einem Roman herum, bis dann der Rest sich von selbst ergab. Ihr philosophisches und literarisches Werk nannte de Beauvoir fortan jedoch oft sehr selbstkritisch: “Märchenstil”-gefärbt.
» Einen besonderen Eindruck hinterließ Deutschland bei ihr, dass sie in den 1930ern zweimal besuchte. Berlin fand sie “kalt” und “hässlich”, und auch den Konditoreien konnte sie nicht viel abgewinnen, aber die Bierlokale eroberten schnell ihre Sympathien: “Ich schätzte die fette deutsche Küche, Rotkohl, geräuchertes Schweinefleisch und Bauernfrühstück, dagegen weniger Wild mit Konfitüre und die alles überschwemmenden Rahmsaucen.” Was sie allerdings wunderte: “Die deutsche Frau schminkt sich nicht.”
» Und, last not least, ebenfalls Berlin: In den Alexanderplatz-Kneipen belustigte sie sich über ein Schild. “Das Animieren der Damen ist verboten”, hieß es darauf.