"Frau ab 40 sucht jungen Mann"
Achtung, wieder mal viel Text . Doch vielleicht interessiert es die Eine oder den Anderen.
LG, Odette - die das "Phänomen" schon lange als Bereicherung ansieht.
"Mrs.-Robinson-Phänomen"
Frau ab 40 sucht jungen Mann – und das ist gut so
Von Sonja Vukovic in welt-online
Dass Männer mit jüngeren Frauen liiert sind, regt niemanden auf. Bei der umgekehrten Konstellation schon. Dabei tauchen immer mehr dieser ungleichen Paare auf. Eine Forscherin hat Beziehungen von älteren Frauen mit jüngeren Männern untersucht und ist sich sicher: Sie sind glücklicher – und haben besseren Sex.
Seit fünf Jahren glücklich zusammen: Die US-Schauspielerin Demi Moore (47) und ihr 15 Jahre jüngerer Freund Ashton Kutcher.
Schauspielerin Simone Thomalla hat einen, Hollywood-Stars wie Demi Moore und Eva Longoria auch. Und die Frau des nordirischen Ministerpräsidenten, Iris Robinson, löste durch das Bekanntwerden ihrer Affäre mit einem 19-Jährigen kürzlich sogar eine politische Krise aus. „Toyboys" ist der leicht laszive Ausdruck für die jungen Liebhaber prominenter, reifer Frauen.
Aber nicht nur in der Welt der Stars und Sternchen entdecken Frauen jenseits der 40 ihre Leidenschaft für Männer, denen sie einige Jahre an Lebenserfahrung voraushaben. Das Seitensprungportal FirstAffair.de zählt seit Dezember vergangenen Jahres zwölf Prozent mehr Anmeldungen von Frauen über 39 Jahren, die auf der Suche nach einer Affäre mit einem jüngeren Mann sind. „Ich habe einen Mann kennen gelernt, der elf Jahre jünger ist als ich. Ich liebe seine Leichtigkeit und Spontaneität", erklärt dort beispielsweise Userin „cougar65" (45 Jahre). Und für „michelle68" (42 Jahre) ist die Affären mit jüngeren Männern „ein wahrer Jungbrunnen."
Brigitte Brandstötter weiß, dass mehr hinter solchen Liebschaften steckt. Die österreichische Soziologin hat sich mit diesem nach dem gleichnamigen Song von "Simon and Garfunkel" benannten „Mrs.-Robinson-Phänomen" befasst. "Wo die Liebe hinfällt. Das neue Rollenbild ungleicher Paare. Frauen mit jüngerem Partner" lautet das Thema ihrer Doktorarbeit, die jetzt im VS Verlag für Sozialwissenschaften als Buch erschienen ist. In ihren wissenschaftlichen Untersuchungen befasste sich die 62-Jährige mit Paaren, die mindestens seit drei Jahren zusammen waren, ihre Beziehung nicht verheimlichten und mindestens sieben Jahre Altersunterschied aufwiesen.
„Ein Satz fiel immer wieder: ‚Bei dem jungen Mann kann ich sein, wie ich bin’", sagt Brandstötter WELT ONLINE und erklärt: „Das neue Phänomen ist eine Folge der Individualisierung und der Besserstellung der Frau im Beruf. Früher war die Versorgungsehe Normalfall. Heute ist das Einkommen des Mannes nicht mehr mit das stärkste Kriterium für eine Partnerschaft." Stattdessen ginge es um Zuneigung, Zuwendung und sexuelle Erfüllung.
Brandstötter zufolge haben viele Frauen ab 40 tatsächlich viel mehr gemeinsam mit jüngeren als mit älteren Männern. Unter anderem weil bei Frauen in diesem Alter im Zusammenhang mit der Menopause „der Testosteron-Spiegel steigt. Sie werden aktiver, aggressiver und sexuell offener. Das passt gut zu dem Hormonhaushalt und Verhalten junger Männer. Ältere Männer haben dann oft mit der Midlife-Crisis und Impotenz zu kämpfen."
Es gibt noch mehr Auffälligkeiten: Sämtliche Paare, die die Soziologin wissenschaftlich begleitete, haben sich „in Situationen kennen gelernt, in denen sie eigentlich gar keinen Partner suchten. Eher zufällig also, zum Beispiel beim Sport. Und weil sie eigentlich erst einmal nicht davon ausgingen, sich ineinander zu verlieben, fiel das Balzgehabe weg und ermöglichte ein ungezwungenes Kennenlernen", sagte die Soziologin.
Sobald es „gefunkt" habe, hätten die Paare die Anziehung in erotischer Hinsicht auch nicht gleich ausgelebt. „Weil das Umfeld der Frauen skeptisch war und davor warnte, sie sei bloß ein Abenteuer und er würde sich bei der nächsten Gelegenheit eine andere suchen. Die Frauen wurden deshalb vorsichtiger und die jungen Kavaliere mussten sich viel länger bemühen, um sich ihnen gegenüber zu beweisen."
Häme und Intoleranz gegenüber solchen Beziehung im eigenen Freundes- und Bekanntenkreis hat Brigitte Brandstötter überhaupt erst auf das Thema gebracht. „Meine Freundin hatte sich von ihren Mann scheiden lassen. Bald darauf hatte er eine 20 Jahre jüngere Freundin, sie einen zehn Jahre jüngeren Freund. Es war wirklich interessant, wie unterschiedlich diese beiden neuen Paare angenommen wurden. Die Ehe des Ex-Mannes mit einer wesentlich jüngeren Frau wurde als normal angesehen, die umgekehrte Beziehung wie ein Störfall kritisiert. Bei ihr sagten alle, er sei nur ein Lover und das kann ja nicht gut gehen."
Tatsächlich aber gelten Beziehungen mit der Konstellation reife Frau und jüngerer Mann als besonders glücklich. „Es gibt zwei Gründe dafür, dass diese Partnerschaften besonders lange halten. Erstens, weil sie sich zunächst gar nicht als potenzielle Partner begreifen und ihr Liebe dann eine andere Qualität hat. Zweitens fallen die äußeren Faktoren weg. Man geht nicht miteinander aus und heiratet, weil es Zeit wird, Kinder zu bekommen", sagt Brandstötter.
Alle Frauen, mit denen sie für ihre Untersuchung sprach, waren finanziell unabhängig und hatten bereits eine Ehe oder eine Beziehung mit einem älteren Mann hinter sich. „Diese Männer hatten meist ein sehr autoritäres Gehabe an sich und die Frauen hatten das satt. Sie dachten: ‚Ich brauche niemanden mehr, der mir erklärt wo es lang geht im Leben. Das kann ich alleine’." Insgesamt gingen sie mit dem Leben lockerer um, als jüngere Frauen, seien attraktiv und lebensfroh.
Und genau das mache sie attraktiv für junge Männer, sagt Brandstötter: „Männer, die sich in reifere Frauen verlieben, sind meist gar nicht so sehr darauf aus, eine Familie zu gründen. Und da die Frauen das bereits hinter sich haben und mit diesem Thema ziemlich locker umgehen, nimmt das Druck aus der Beziehung raus."
Gesellschaftlich würden diese Beziehung in Zukunft auch mehr Akzeptanz erfahren, davon ist die Forscherin überzeugt. Der Trend setze sich allein schon deshalb fort, weil Frauen immer mehr beruflich unabhängig und erfolgreich sind. Denn „bei den besonders gebildeten Frauen kommt noch der Faktor hinzu, dass sie schwer einen Mann in ihrer Altersklasse finden, der ihnen ebenbürtig ist. Denn erfolgreiche Männer suchen eher nach klassischen Hausfrauen beziehungsweise Frauen, die vor allem in der Rolle als Mutter aufgehen. Bevor diese Frauen aber ihren beruflichen Status aufgeben, bleiben sie lieber alleine oder suchen sich eben einen jüngeren Mann."
Und diese wiederum seien in aller Regel auch keine „zweite oder dritte Wahl, die von sich sagen müsste, dass sie niemand anderen mehr abbekommen würde", sagt die Brigitte Brandstötte, denn auch die Interviewpartner seien „alles sehr fesche Männer" gewesen.