Ja, ich denke, die Ehe hat nach wie vor Relevanz, auch im Vergleich mit der "festen Beziehung".
Leider ist es ja so, dass schon vor dem Gesetz die Ehe immer noch Vorrang hat vor der festen Beziehung, der "eheähnlichen Lebensgemeinschaft" also. Da geht es um das Erbrecht, es geht um das Entscheidungsrecht im Falle einer schweren Krankheit des Partners etc... auch steuerrechtlich gibt es da nach wie vor Unterschiede, meine ich.
Auch gesellschaftlich hat die Ehe noch immer einen anderen Stellenwert als die eheähnliche Lebensgemeinschaft. Das kann mir erzählen, wer will, es ist so.
Ich lebe in einer kleinen Stadt. Mein Mann (der nicht mein MANN ist wie in EheMANN, sondern mein Mann der an meine Seite gehört als Partner in einer eheähnlichen Lebensgemeinschaft) war verheiratet, hatte 2 (eheliche!) Kinder. Er war noch nicht lange getrennt, kam dann mir mir zusammen. Ich wurde schwanger, wir zogen zusammen. Dazu kommt dass seine Familie nicht ganz unbekannt ist hier.
Da kann ich nun aus erster Hand berichten wie man so angeglotzt wird als "die Neue", wie man dann immer als "Frau xy" angesprochen wird obwohl das eigentlich die Ex ist und ich ständig verbessern muss "Nein nein, ich heiße nicht xy... "
Schön neulich die Debatte mit dem Briefträger:
Bimbamm an der Tür
"Guten Tag. Frau xy? Ich habe hier ein Einschreiben für Sie."
"Tur mir leid, ich bin nicht Frau xy"
"Aber am Briefkasten steht doch xy."
"Ja, weil HERR xy noch hier wohnt. Mein Name steht direkt darunter, wenn sie mal schauen möchten."
"Wie? HERR xy wohnt hier, FRAU xy nicht, statt dessen SIE???"
"Jaaaaha. Genau so."
"Und wo bitte wohnt dann FRAU xy???"
"Tut mir leid, das entzieht sich meiner Kenntnis."
"Soll ich das hier dann etwa wieder mitnehmen?"
"Hm, ja also das bleibt nun wirklich Ihnen überlassen. Aber da es sich um ein Einschreiben für Frau xy handelt, ich aber nun nicht Frau xy bin und Frau xy hier auch nicht mehr wohnt... würde ich das tatsächlich so vorschlagen."
(Wortloser Abgang des Briefträgers...)
Ja, die Ehe hat einen gesellschaftlichen Status, dem die eheähnliche Lebensgemeinschaft noch hinterherhinkt.
Ich persönlich, ich finde das zum Kotzen.
Ich war auch mal verheiratet und habe damals mit meinem MANN eine Wohnung nur deswegen bekommen, weil wir verheiratet waren. Die Maklerin las das auf unserem Bewerbungsbogen (außer uns wollte noch ein Single und ein Studentenpärchen die Wohnung haben) und sagte "Ooooh, Sie sind VER-HEI-RATET!! Also ja dann... ich möchte mich jetzt nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber das erhöht die Chancen für Sie doch erheblich. Der Besitzer der Wohnung zieht Ehepaare auf jeden Fall vor."
Ich dachte damals auch schon ich müsste kotzen. Aber da ich auf der Gewinnerseite stand, nun gut.
Heute lebe ich aus Überzeugung in einer eheähnlichen Gemeinschaft, weil ich keine Lust mehr habe, mir vom Gesetzgeber oder der Gesellschaft vorschreiben zu lassen, ob ich heirate oder nicht.
Ich würde wohl noch einmal heiraten. Aus Liebe und ganz spontan vermutlich. Ohne weißes Baiser-Kleidchen, ohne alberne Bräuche, ohne angereiste Verwandtschaft. Einfach so, aus Liebe. Da würde ich es noch mal tun.
Aber mein Liebesglück hängt nun wirklich nicht davon ab.