Ich muss diesen Thread wieder aus der Versenkung holen, ihr ahnt es: aktueller Anlass...
Aus beruflichen Gründen habe ich derzeit vermehrt mit Menschen zu tun, die mit hochpreisigen Immobilien handeln. So begab es sich letzte Woche, dass es eine Runde von Männern gab, alle deutlich Ü60, die miteinander ins Geschäft kommen wollten. Anwesend: drei Herrn im gesetzten Alter, eine Dame im gesetzten Alter (Eigentümerin), ein junger Mann (Enkel der Vorgenannten).
Dabei gab es einen, seines Zeichens Beauftragter dieser betuchten Inhaberin einer Innstadtimmobilie, der sich als erster an den Verhandlungstisch setzte: wie es sich in diesen Kreisen gehört, im Anzug gekleidet, allerdings ohne Krawatte, als Hinweis, wie sehr er 'über den Dingen' steht. Die Haltung: eher non-gentleman-like, Hintern weit nach vorn Richtung Stuhlkante geschoben und - breitbeinig. Wie die Illustration für 'manspreading'.
Soweit, so irritierend.
Dann ergriff er das Wort und was als Begrüßung bzw einleitende Worte klang, war de facto ein Abwatschen, ein kindisches Niederbügeln der anwesenden Herrn.
Das Irritierendste war dann die Reaktion von einem dieser anwesenden Männer, der, obwohl selbst beruflich wahrlich extrem erfolgreich, sich komplett unterordnete und quasi sprachlich auf dem Rücken lag und seine Kehle für den Biss offenlegte.
Ich war vor allem überrascht über den Mangel an Höflichkeit und Diplomatie - es geht da um 6stellige Beträge - aber vor allem total geplättet, mal live zu erleben, wie Männer untereinander so sind.
Oft heißt es ja, nur Frauen gegenüber würden sich Männer, zumal im beruflichen Umfeld, derart ungebührlich, sexistisch und peinlich verhalten. Zu erleben, dass es Männer - und ja, es war ein alter weißer Mann, isso - gibt, die ein solches chauvinistisches, arrogantes, pseudo-dominantes Verhalten in der Öffentlichkeit an den Tag legen, hat mich wirklich beeindruckt. Nicht positiv.
Und es zeigt mir vor allem: wie wichtig Gleichberechtigung, Feminismus, Inklusion für ALLE sind, auch und vor allem für Männer.