Beobachtungen.....

......ich habe meine "Beobachtungen" in der Kurzgeschichtengruppe bereits gepostet...... aber eigentlich passen sie besonders gut hierher:

Beobachtungen
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Zugegeben, Männer sind spannend.

Früher dachte ich, es wäre ganz nett mein Bett wieder dauerhaft mit einem Exemplar zu befüllen. Seit ich allerdings die Vorzüge des Querliegens und Querdenkens bewusst genieße, erscheinen mir die alten Sehnsüchte irgendwie absurd.

Mit einem Aufbruch fing alles an. Raus aus Familiengleisen, den beruflichen Startknopf dauerhaft gedrückt und freie Bahn für das unglaubliche Gefühl, jetzt endlich wieder offen und frei leben zu können. Bei interessanten Begegnungen, Irrungen und Wirrungen, queeren Ausflügen und herzpochenden Familienväterbegegnungen, sammelte sich so einiges an.

Absurd! Das ist der Punkt an dem ich anknüpfen will. Es geht um erotische Offenheit, wie Mann damit umgeht und wie Frau exakt damit nicht umgehen kann. War das nun verständlich? Egal, ich versuchs mal etwas genauer.

P., M., R., D., J., C., S., alle sehr nett, studiert, kulturell interessiert, reflektiert, eloquent, im schriftlichen Ausdruck sehr versiert und energetisch kommunizierend….
Aber alle auch vom gleichen Muster geprägt. Ich nenne es mal die Hure/Heilige-Dissonanz…

Mann sucht freien Sex und offenen erotischen Austausch einerseits und eine solide verlässliche Beziehung andererseits. Brücken zwischen beiden Positionen gibt es häufig nicht. Nächtelange Gespräche über diese Absurditäten führten oft zu einer Phalanx von leeren Rotweinflaschen und nicht selten zu hemmungslosem Treiben, bevor man sich wieder in den Alltag verabschiedete und sein anderes Gesicht überstülpte.

Nr.1, der Schmusebär mit dem unendlichen Kuschelfaktor, versucht sich seit einiger Zeit die Triebe völlig abzugewöhnen – seine neue Frau hats nichts so damit.
Nr.2, der Kafkafreund, immer auf Suche nach enthemmtem Treiben, versteckt sich im Alltag hinter einer biederen Musikerfassade und hält sich von den Frauen neuerdings eher fern.
Nr.3, der promovierte Lyriker, könnte nie mit einer offenen Frau etwas Ernsthaftes beginnen, denn vielleicht gehört sie ja niemals ihm alleine.
Nr.4 ist schon ewig verheiratet, verleugnet seine Sehnsucht völlig und geht nun ganz in der Förderung seiner Tochter auf.
Nr.5 ist ein bekannter Medienmann, er gibt sich den Anschein der Offenheit, ein Frauentyp eben. Doch über serielle ONS kommt er nicht hinaus und offene erotische Kommunikation: Für was soll das gut sein?
Nr.6, bekennender Swinger sucht ernsthaft eine Frau zum Familie gründen. Nein, niemals darf sie etwas von seinen Träumen und Phantasien erfahren. Das passt doch nicht in eine Beziehung.
Und Nr.7? Er schwängerte eine Nachbarin, geht jetzt in seinem Vatersein auf und verdrängt wie in den letzten 40 Jahren seine erotischen Phantasien, doch wenn er ehrlich ist, dann „braucht er mal was im Arsch“ und dabei ist keineswegs nur von Gleitgel die Rede.

Mir gefällt meine Position in diesem Reigen. Auf Dauer möchte ich keinen in meiner Sofaecke sitzen haben, doch als Freunde sind sie mir alle herzlich willkommen. Und manchmal, mit einem Schmunzeln, überrumpele ich sie einfach mit meiner Offenheit und hole sie genau dort ab wo sie schon die ganze Zeit wartend stehen……

(c) Odette 29.11.2010