Alles relativ
Zunächst vielen Dank für eure Antworten, ich weiß... das Thema ist ein wenig zäh zu kauen. Mal meine Gedanken und leider auch Erfahrungen zu dem Thema:
Alles prima, alles Roger, alles bestens. Frau kann tun und lassen, was sie will; jeden Beruf ergreifen und Karriere machen. Die Emanzipation hat - meiner Meinung nach - wirklich dazu geführt, dass nur wir selbst uns noch die Grenzen setzen. Eigentlich können wir alles werden, was wir wollen - zur Not auch Bundeskanzlerin (aber wer will das schon?).
ABER:
Das geht solange gut, bis Frau ein Kind/oder Kinder bekommt. Spätestens da trennen sich die weiblichen Wege und wir stellen auf einmal fest, dass es wohl 2 Parallelwelten - eine genauso real wie die andere - gibt.
1. Universum:
Die eine Frau hat ein gutes, soziales Netzwerk. Omas, Tanten, Freundinnen, o.ä., die sich um den Nachwuchs kümmern können. Wahlweise verdient Frau so gut, dass sie sich die echt kostspielige Betreuung leisten kann oder sie hat einen Arbeitgeber mit eigenem Kindergarten (bei letzterem: Achtung Falle, wartet, bis die Kids in die Schule müssen).
Diese Lady kann den einmal eingeschlagenen Weg gut weitergehen, und klopft sich eigentlich nach der Geburt nur mal kurz das Milchpulver vom Blazer... (natürlich ist das nicht ganz so einfach, aber das passt schon)
2. Universum
Wer jedoch dieses Netzwerk nicht hat und/oder aufgrund der normalen Mittelmässigkeit des Jobs (und somit des Gehalts) kein Vermögen für Betreuung ausgeben kann, der muss jetzt die Bremse reinfahren. Niemand da, der den Nachwuchs betreut. Gut, es gibt Kindergärten, die schon die Kleinsten nehmen. Super... Betreuung von 8-16 Uhr... mit Glück bis 17 Uhr. Ferien... der Kindergarten hat die halben Ferien auf? Danke, danke, danke...
Den Vollzeit-Job kann frau aber damit knicken, erst recht, wenn sie noch dorthin pendeln muss.
Okay, dann arbeiten wir halt Teilzeit. Weniger Geld (die Betreuung muss trotzdem noch bezahlt werden). Nur mal so als Hausnummer: Der Kindergarten meines Nachwuchses verlangte knappe 200,- EUR im Monat... Aber wenigstens kann Frau arbeiten.
NUR: Ups... Die Lady ist Führungskraft? Geht nicht in Teilzeit. Also "normaler" Job. "Sie sind überqualifiziert!" "Ja, ich weiß, aber ich hab Kinder, Sie verstehen?" "Ah ja... na gut, dann versuchen wir das."
Nun kommen die Oberschlauen und sagen: Dann fordere mal den Vater des Kindes. Gesagt, getan, Papa will aber nicht Teilzeit arbeiten. Okay, dann kann man sich trennen.
Aber dann geht der Mist erst richtig los. Es fehlt nämlich DER Notanker in der Kinderbetreuung...
UND du darfst von jetzt an ALLES alleine stemmen.
Hat die berufstätige Frau sich endlich mit Kindsvater - oder ohne - mit allem arrangiert, kommt das Kind in die Schule... Schulferien dauern wie lange? 12 Wochen. Urlaubsanspruch einer Angestellten im Jahr?
Ja, ja... der Vater ist ja auch noch da... oder eben nicht...
Ich gehöre zu den Frauen, die überqualifiziert, alleinerziehend und trotzdem Vollzeit irgendwo arbeitend, jeden Tag dem Leben hinterher hetzen. Ich zerreisse mich zwischen Aufstehen, Kind wegbringen, zur Arbeit hetzen, nach Hause sprinten, wo mein notgedrungen schon recht selbständiges Kind bereits auf mich wartet.
Mit ständigem Blick auf den Kalender, wann denn das Kind wieder mal ohne (Ferien-)betreuung ist (und bitte, bitte, hoffentlich wird das Kind nicht krank...), mit dem Vater um Tage feilschend, und TROTZDEM Unsummen für professionelle Betreuung ausgebend... ZUM KOTZEN!
Es gibt Momente, in denen wünschte ich, ich wäre eine der Frauen, die wie Havaries Schwester sind. Entspannt zu Hause... als Nur-Hausfrau. Und dann ich frage mich leise, ob mein Leben, das sich ständig wie ein wandelndes Defizit für ALLE Beteiligten anfühlt, wirklich so viel mehr Selbstbestimmung beinhaltet, wie das anderer...
Nein, ich jammere nicht. Ich habe mich bewußt für ein Kind entschieden, für eine Trennung vom Vater, für meine Berufstätigkeit, für diesen Dauerspagat. Das hat mich viel Mühe, einen Umzug, viele Kompromisse gekostet und fordert fast tagtäglich eine Kraft von mir, von der ich mich manchmal wundere, wo ich sie hernehme.
Und ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin... Es gibt -da bin ich mir sicher - einen geheimen Club der tapferen "Jetzt-erst-recht"-Ladies. Sie sind halt nur ein wenig desillusioniert...
Mein persönliches Fazit:
Die Autorin fordert von sich und anderen Frauen den Mut, dem selbstgewählten Rückfall in alte Rollenmuster zu widerstehen.
Liebe Bascha Mika... Ich bin sicher, du kennst den Unterschied zwischen Theorie und Praxis...