Schüchtern deutsche Frauen die Männer wirklich ein?
Odette hat im Kultur-Thread http://flintenweiber.joyclub.de/forum/t234022-390.kunst_kultur_tv_und_kinotipps.html#p12598635 auf den, wie ich finde, interessanten und spannenden Artikel von Wurst aufmerksam gemacht. Er ist Franzose und „verzweifelt“, laut eigener Aussage, „an den deutschen Frauen“. Weil wir nicht flirten könnten…Vielleicht sollte ich dem voranstellen, was ich unter Flirten verstehe: ein unverbindliches, augenzwinkerndes Spiel mit Worten, Gesten, Mimik, das nur gut ist im Wechselspiel und das zunächst (!) kein vorgegebenes Ziel hat als: gute Laune machen. Was sich daraus ergibt, entscheiden beide Spielpartner erst im Verlauf. Denn erst dabei zeigt sich doch, ob der Flirtpartner Potential hat, sprich nicht nur attraktiv fürs Auge ist, sondern auch was im Kopf hat, ob da mehr ist, ob ich mehr von ihm will. Das ist nicht von vornherein klar.
Wurst jedoch konstatiert:
Eine Frau anzuflirten wird hierzulande so verstanden, als würde man sie nur als Sexobjekt betrachten oder sie zum Sexobjekt »reduzieren«. Achtung, Deutschinnen und Deutsche, hier kommt eine erschütternde Wahrheit: Natürlich denkt jeder Mann, der flirtet, zuerst an Sex. Und danach, eventuell, an gemeinsame Diskussionen. Ist das so schlimm? Verhindern diese schmutzigen Gedanken, dass man sich verlieben kann? Nicht, dass ich wüsste.
Ich denke, hier kommt es auf den Flirt an, bzw auf die Flirt-Eröffnung. Denn was manche Männer unter Flirten verstehen, zB. ein plumpes ‚willstefiggn?’ ist sicher indiskutabel. Ein anerkennendes Augenzwinkern und Grinsen empfinde ich persönlich (!) dagegen als Kompliment und kann mir überlegen, ob ich einsteigen will in das Spiel oder nicht.
Stimmt es, wenn er postuliert:
Es wäre Zeit, dass man hierzulande aufhört, die Dinge zu verwechseln: Flirt und schlechte Anmache.
?Wurst’s Beobachtung eines deutschen Flirts liest sich dann allerdings auch ernüchternd und so gesehen wäre es für mich kein Wunder, wenn Frauen auf so was keinen Bock haben:
Deswegen setzt sich der deutsche Mann gern unter Drogen, bevor er eine Frau anspricht. Im Klartext, er muss sich jede Menge Mut ansaufen, bis er etwas unternimmt. Man labert und führt gleichzeitig einen Kontrollverlust herbei. Man arbeitet geradezu an einem Kontrollverlust, statt die Kommunikation spielerisch zu gestalten. Man genießt die Gesellschaft nicht, man versucht diese Zeit zu überbrücken, bis man breit wird. Und dann muss geknutscht werden. So sieht in der Regel ein deutscher Flirt aus.
Ist das wirklich Alltag in Deutschland? Sehen so Flirts aus? Die Gründe für die weitverbreitete Flirtunsicherheit bei dt. Männern sieht Wurst vor allem in einem verqueren ‚ich denke, dass sie denkt, dass ich denke’-Gedankenkarussell:
Der deutsche Mann denkt ständig daran, was die Frau denken könnte; dass sie die Augen verdrehen könnte, dass sie gar nicht reagieren könnte, dass sie ihn blöd finden könnte oder unpassend oder weiß der Himmel was. Der deutsche Mann definiert sich über die Erwartung der Frau, oder besser gesagt, er ist nicht er selbst, sondern der Spiegel dessen, was er glaubt, dass die Frau sich wünscht.
Doch das ist mir jetzt zu einseitig, denn es klingt so, als seien wir Frauen selber schuld, dass sich die Männer nicht trauten, mit uns zu flirten. Das ist mir zu kurz gegriffen. Denn zu einem Spiel gehören doch immer zwei!
Oder gibt es wirklich Frauen, die keinen Flirt wollen, weil er für sie einer Eroberung gleichkommt, wie der Autor meint?
Denn es geht um Eroberung.
Ah. Ich höre den Aufschrei, den das Wort »erobern« auslöst! Erobern sei ein Wort, das aus der Zeit vor der Frauenbewegung stamme. Indem ich hofiere, übe ich eine Gewalt aus, indem ich eine Frau in ein Verhältnis einbinde, das sie vielleicht gar nicht möchte. Und ich tue es, nur weil ich ein Mann bin. Also ist der Flirt ein Ausdruck der männlichen Dominanz.
Ah. Ich höre den Aufschrei, den das Wort »erobern« auslöst! Erobern sei ein Wort, das aus der Zeit vor der Frauenbewegung stamme. Indem ich hofiere, übe ich eine Gewalt aus, indem ich eine Frau in ein Verhältnis einbinde, das sie vielleicht gar nicht möchte. Und ich tue es, nur weil ich ein Mann bin. Also ist der Flirt ein Ausdruck der männlichen Dominanz.
Nein, sehe ich nicht so, denn wie gesagt, halte ich einen Flirt für ein Spiel für Zwei.
Und sehe es daher wie der Autor:
Das war sicherlich so in der Vergangenheit – aber heute? Eine Frau wird nicht verführt, sie lässt sich verführen – dieser feine Unterschied ist von allergrößter Wichtigkeit, denn vom Objekt wird die Frau zum Subjekt ihres eigenen Schicksals. Und es wäre vielleicht auch hier langsam Zeit, dass einige Damen verstehen, dass ein Flirt längst nicht der Ausdruck irgendeiner männlichen Dominanz oder sexuellen Belästigung ist, sondern die Einladung zum Tanz auf Augenhöhe.
Ein Tanz auf Augenhöhe. Diesen Ausdruck finde ich phantastisch.
Wie seht Ihr das? Bin ich zu optimistisch? Zu naiv? Zu idealistisch?
Sind die meisten Eurer Flirterfahrungen gut oder schlecht?