Ich habe auch ein extrem cholerisches Temperament, aber ich habe schon in meiner Jugend gelernt, das zu zügeln, als es mir zweimal in Folge passiert ist, dass ich buchstäglich ROT gesehen habe und in dem Zustand einen Mord hätte begehen können.
Erst im Laufe der letzten Monate habe ich gelernt, woher meine Wut und Aggression kommt und wie ich damit umgehen kann.
Immer wenn ich wütend werde, triggert eine andere Person (unbewusst) einen negativen Glaubenssatz, den ich in meiner frühesten Kindheit verinnerlicht habe.
Solche Glaubenssätze sind:
- Ich bin unfähig und ungenügend
- Ich bin nicht liebenswert
- Ich bin schuldig an den Problemen Anderer
- Ich bin überflüssig, niemand will mich haben
Wenn so etwas passiert ist, dann werde ich so wütend, dass ich nicht mehr denken kann und schlage nur noch blind um mich (verbal).
Mit einem gewissen zeitlichen Abstand kann ich die Mechanismen erkennen, aber der Schaden durch meine Aggression ist dann schon angerichtet, denn mein Gegenüber kann ja keine Ahnung haben, was mich so wütend gemacht hat.
Letzte Woche ist es mir zum ersten Mal passiert, dass ich mich aus einer solchen Situation herausnehmen konnte. Ich hatte wieder mal meine heilige Wut und war drauf und dran, mächtig Porzellan (in übertragenem Sinne) zu zerschlagen.
Dann ist mir aufgefallen, dass meine negativen Gefühle durch meine eigenen Gedanken ausgelöst werden, die ich mir zum Verhalten meines Gegenübers mache und nicht durch das Verhalten an sich. Ich habe mich gefragt, wie ich mich fühlen würde, wenn ich diese Gedanken nicht hätte (Byron Katie, THE WORK), und bin zu dem Schluß gekommen, dass ich mich dann gut fühlen würde.
Dann habe ich überlegt, was ich eigentlich von meinem Gegenüber erwartet habe und bin dann ziemlich schnell darauf gestoßen, welchen Glaubenssatz er bei mir getriggert hat.
Diese Situation hat diese uralten, seit der Kindheit verdrängten Schmerzen noch einmal hochgeholt, ich habe eine Menge Tränen vergossen und dann das Bild losgelassen. Ein wenig Arbeit mit dem inneren Kind war auch dabei.
Aber seitdem geht es mir einfach nur gut. Wenn mein Gegenüber sich heute in derselben Weise verhalten würde, könnte ich dabei völlig gelassen bleiben.
Es wird natürlich neue Situationen geben, in denen andere Glaubenssätze getriggert werden, aber jetzt habe ich eine Möglichkeit, damit ohne Schaden umzugehen.