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Kunst-, Kultur-, TV- und Kinotipps II

*****e_M Frau
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Themenersteller 
TV-Tipp 3.7.12 - 22:05 Uhr SIXX

Deception - Tödliche Versuchung, USA, 2008, Erotikthriller



Ein schüchterner Buchhalter wird durch einen Anwalt in einen exclusiven Sexclub eingeführt. Nach einiger Zeit nehmen die Dinge eine gefährliche Wendung...
Um eine Verschwörung der erotischen Art geht es in dem Erotikthriller 'Deception' mit Hugh Jackman und Ewan McGregor. Leider kann er den eigentümlich-sinnlichen Reiz der ersten Hälfte nicht ganz halten und entwickelt sich zum Ende hin in Richtung eines zwar spannenden aber doch mehr konventionellen Krimis.


*****e_M Frau
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"Im Bett mit Paula"
Sendezeit: Sonntags 22.00 h auf ZDFkultur

aus spiegel.de

Neue Talkshow "Im Bett mit Paula"

Verbaler Blümchensex



Analsex? Ähm, tja. In der Talkshow "Im Bett mit Paula" will Paula Lambert ihren Gästen die Hosen ausziehen - und mit dem anderen Geschlecht endlich mal ganz offen über Sex reden. Doch die gehemmten Männlein wollen auf ihrer Matratze nicht so recht in Fahrt kommen.

Na endlich. Wurde auch Zeit, dass mal jemand das alte Blumfeld-Lied "Lass uns nicht von Sex reden" aushebelt. Dass mal jemand wagt, das Thema Sexualität anzugehen, ohne wahlweise zu gackern, zu lügen, zu übertreiben oder menschenverachtend zu sein. Ausgerechnet das ZDF tut das jetzt - allerdings auf dem Spartenkanal ZDFkultur - und somit muss man nicht dauernd "Geile Frauen stöhnen für Dich am Telefon!"-Spots ertragen. Stattdessen lümmeln sich in ruhigem Berliner Wohnungsambiente zwei bekleidete Menschen bei Schummerlicht auf einem Lotter-Doppelbett - ein Setting, das wohl eine leicht aufgeladene Abendstimmung verströmen soll.

Mit "Im Bett mit Paula" versucht ZDFkultur den Schritt, der nach dem jahrelangen Gejammer um Sexualisierung der Jugend, Pornografisierung durch das böse Internet und Irritationen durch den angeblich neuen Mann und die noch viel neuere selbstbewusste Frau kommen muss: endlich mal offen, ehrlich und angstfrei über Sex reden. Endlich mal die ganzen Missverständnisse zwischen den Geschlechtern ausräumen.

Dazu kuschelt sich "GQ"-Kolumnistin und Buchautorin Lambert mit ihrem männlichen Gast mehr oder weniger locker in weiß bezogene Federn, man stößt an (um die Zunge zu lösen) - und dann soll es losgehen.

Doch leider, es geht nicht so richtig los. Denn "Im Bett mit Paula" ist eine Talkshow und kein Vorspiel mit den bekannten intendierten Folgen. Und leidet deshalb trotz stets mutigem Bemühen um Authentizität und einer angenehm unaufgeregten Gastgeberin am Thema selbst: Denn wenn die Männer, die Lambert auf ihre Matratze zu zerren vermochte, nicht in Stimmung kommen und ihrer schmutzige Phantasie keine Flügel verleihen, ist das, was sie erzählen, nicht wirklich wahnsinnig interessant. Was Knorkator-Sänger Stumpen denkt oder nicht denkt, wenn er eine Frau rumkriegen will, ist für die Zielperson selbst bestimmt relevant. Für alle, die nicht jene Frau sind, hält sich die Relevanz jedoch in Grenzen.

Aus der heißen Party wird nichts

Der beste Zeitpunkt, über Sex zu reden, ist - außer beim persönlichen Gespräch mit Freunden - kurz bevor man ihn hat, idealerweise mit dem Menschen, mit dem man ihn tatsächlich haben will. Lambert versucht im adäquat ausgeleuchteten Setting, mit roten Lippen und schwarz-raschelndem Kleid, mit Offenheit, Bedacht und Humor genau diese intime Situation zu erzeugen, die Peinlichkeit zu überwinden, die aus fehlender Vertrautheit erwächst, die Künstlichkeit der Situation - mit Kamera, Mikro und Studioatmosphäre - zu entschärfen.

Doch außer für Exhibitionisten ist Sextalk eben doch eher Privatsache, und so sind die Gäste zwar zuweilen ulkig verlegen, erzählen, dass das erste Mal zu kurz war, reden über Brüste und Hintern, während Paula erklärt, warum sie hängende Säcke nicht mag. Dazu fallen ZDF-untypische Vokabeln wie Vagina, Schaft und ficken so selbstverständlich, dass die Anstandswauwaus vom Lerchenberg schon früher ins Bett geschickt worden sein müssen.

Aber wirklich zur Sache geht es eben einfach nicht, weder sprachlich noch haptisch: Wenn der nächste Schritt getan werden müsste, das vorsichtige Vorgeplänkel über Vorlieben und Erfahrungen abgehakt, die Schamschranken einen Hauch gesenkt sind und die Party also richtig losgehen und vielleicht auch richtig heiß werden könnte - dann schmeißt Paula den Gast aus dem Bett. Sonst hätte sich das ZDF wohl auch nicht auf das Format eingelassen. Und die Moderatorin vielleicht auch nicht.


Schade auch, dass sämtlichen Gästen, ob dem Regisseur RP Kahl, dem Ex-Viva-Moderator Nilz Bokelberg, der Drag Queen Gloria Viagra und dem Schauspieler Timo Jacobs mit Paula immer nur die eine (Hetero-)Frau gegenüberliegt. Und mit weiblichen Gästen wären wohl ehrlichere Gespräche möglich, Freundinnen-Offenheit, frei von der - auch in unnatürlicher Fernsehumgebung - teilweise irritierenden Mann-Frau-Spannung, die zwar im wirklichen Leben ganz herrlich ist, aber ein Gespräch über Sex nicht einfacher macht. Und Paula müsste die Fahne der selbstbewussten und sexuell übermütigen Lebedame nicht immer alleine hochhalten.

Vielleicht hätte sich Paula statt verschüchterter Sex-Amateure auch ein paar Profis ins Bett holen können. Ein Sexualforscher oder eine Hure würden sicherlich gern auf ihr Laken steigen - und könnten das ganze frivole Sujet statt mit intimen Mini-Geständnissen eventuell mit etwas mehr Erkenntnisgewinn und Bedeutsamkeit würzen.

Doch genug gemotzt. Es ist ein Anfang! Und immerhin weiß man nach der Sendung, dass Gastgeberin Lambert keine Pornos mag, dass Timo Jacobs sich beim Akt lieber den Rücken als die Haare zerwuseln lässt, und dass Nilz Bokelberg, zumindest zum Zeitpunkt der Produktion, noch nie Analverkehr gehabt hat (wenn er denn nicht lügt). Wer weiß, wozu einem das in Zukunft noch nützlich sein kann.

*****e_M Frau
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Jeff Koons in Frankfurt
Wir waren heute dort im Liebieghaus!!

Ein absolutes MUSS für alle Kunstfans.

Nicht nur der Koons alleine macht es spannend, sondern die mit seinen Werken jeweils korrespondierenden Sammlunsstücke des Liebieghauses. Und dann sind es auch noch die Räume, die bis ins Dachgeschoss der Ausstellung eine ganz besondere Atmosphäre geben....

Mit dem Kombiticket kann man sich Zeit lassen für die beiden unterschiedlichen Ausstellungsorte - was wir auch machen. Die Malerei in der Kunsthalle Schirn kommt demnächst dran.

!
*****e_M Frau
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Dildos im Fruchtdesign
Das meiste Sexspielzeug fand Anja Koschemann gruselig oder lächerlich, also bastelte sie selbst welches. Am Gemüsestand fand sie die hübschesten Vorlagen. Die vergnüglichen Früchte baut sie aus Silikon nach und verkauft sie in alle Welt: Bananen, Gurken, Auberginen - aber keinen Spargel.

weiterlesen: http://www.spiegel.de/karrie … in-aus-dresden-a-846645.html
*****e_M Frau
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Themenersteller 
"Ohne sexuelle Freiheit keine Demokratie" - Ein Interview
...aus Welt Online:


"Ohne sexuelle Freiheit keine Demokratie"

Sexologe Erwin Haeberle konzipiert weltweit Aufklärungskurse. Er sagt: Erlaubt ist, was gefällt, solange niemand geschädigt wird. Und: Erst wenn Frauen frei sind, sind es auch Männer. Von Sabine Menkens




Erwin Haeberle empfängt uns in seiner Wohnung in Berlin-Wilmersdorf. Ein Neubau, siebter Stock, mit schönem Fernblick über die City-West. In den Regalen allerhand Nippes: ein Liebespaar, verschlungen im Kamasutra, ein Mini-Dildo im Holzdöschen, erotische Kunst aus Porzellan.

Seit Ende der 80er-Jahre lebt Haeberle (76), der sich scherzhaft den Grösaz, den "größten Sexualerzieher aller Zeiten" nennt, wieder in Deutschland. Ein Erdbeben in San Francisco und der fast gleichzeitige Mauerfall in Berlin haben den Professor für Sexualwissenschaft seinerzeit aus den USA wieder in die Heimat gelockt.

Als Direktor für Information arbeitete Haeberle damals im Aids-Zentrum des Robert-Koch-Instituts. Seine eigentliche Leidenschaft aber blieb die Sexualerziehung. Das von ihm gegründete Archiv für Sexualwissenschaft ist mittlerweile die größte einschlägige Informationsquelle im Internet. Haeberle bietet dort kostenlose Aufklärungskurse in vielen Sprachen an, die millionenfach abgerufen werden. Gut geklickt werden auch die Videos, in denen er aus dem Lesesessel in seinem Wohnzimmer über die schönste Sache der Welt räsoniert. Haeberle ist also nichts Menschliches fremd.

Welt Online: Herr Haeberle, wie wird man eigentlich Sexualwissenschaftler?

Erwin Haeberle: Ich wurde es durch Zufall, denn ursprünglich war ich Literaturwissenschaftler. Doch als ich nach meinem zweijährigen Habilitationsstipendium in Yale und Berkeley 1969 nach Deutschland zurückkam, hatten meine neidischen Kollegen dafür gesorgt, dass meine Assistentenstelle verschwunden war. Mit 33 Jahren stand ich arbeits- und mittellos auf der Straße.

Welt Online: Und dann?

Haeberle: Dann fand ich plötzlich einen Verrechnungsscheck in der Post. Anonym, über 1100 Mark. Es war genau der Preis eines Flugtickets nach New York. Was blieb mir anderes übrig? Ich ging ins Reisebüro, kaufte das Ticket und kehrte nach Yale zurück, wo man mich wieder aufnahm.

Dann, eines Tages, passierte dies: Ein Freund, der in New York für den Herder-Verlag arbeitete, weinte mir eines Tages beim gemeinsamen Mittagessen etwas vor. Der größte Bucherfolg damals war "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten und nie zu fragen wagten" von Dr. Reuben - Woody Allen hat das später verfilmt. So ein Buch wollte er auch verlegen. Aber in einem katholischen Verlag?

Also haben wir zusammen geweint, und ich ging anschließend wieder auf der Fifth Avenue spazieren. Und was sehe ich da an der Ecke 42. Straße an der New York Public Library? Den "Stern" mit dem Titel: "Sensationelles Sexbuch der evangelischen Kirche!" Da hatten die doch tatsächlich ein Jugendlexikon über Sex herausgegeben. Da habe ich zu meinem Freund gesagt: "Wenn die Protestanten das können, dann können die Katholiken das auch."

Welt Online: Und, konnten sie?

Haeberle: Ich wurde gebeten, das Buch zu übersetzen. Aber es war tatsächlich unübersetzbar. Es war völlig auf deutsche Verhältnisse zugeschnitten; nichts davon passte auf Amerika. Ich musste es völlig neu schreiben. Der Titel war von mir: "The Sex Book". Es wurde ein riesiger Renner.

Welt Online: Und Ihr Einstieg in die "Sexologie" ...

Haeberle: Der Verleger gab mir anschließend 50.000 Dollar und sagte: "Write your own damn book." Und warum? Weil er mit dem ersten so wahnsinnig viel verdient hatte! Ein solcher Vorschuss war 1970 sehr viel Geld. Was sollte ich jetzt damit machen? Zunächst mal etwas ganz Natürliches: Ich kaufte mir ein Flugticket nach Honolulu, legte mich in Waikiki an den Strand und versank in tiefes Nachdenken.

Bei meinen Spaziergängen in der Stadt stieß ich dann auf die University of Hawaii – und die bot dort tatsächlich einen Magisterstudiengang in "menschlicher Sexualität" an. Ein großartiges Programm – aber ein Lehrbuch dafür gab es nicht. Also beschloss ich, selber eins zu schreiben. Es gibt ja keine bessere Methode, sich ein Fach zu erarbeiten! So entstand mein "Sex Atlas". Auch der wurde ein Riesenerfolg.

Außerdem wurde er mir noch als Dissertation anerkannt, denn gleichzeitig wurde in San Francisco eine private sexologische Hochschule eröffnet. Dort wurde ich dann Professor. Den Rest kennen Sie.

Welt Online: Es war aber auch eine Zeit, in der das auf fruchtbaren Boden fiel, oder? Die Leute hatten Nachholbedarf.

Haeberle: Aber sicher! Denken Sie nur an den Summer of Love 1967! In diesem Sommer war ich in San Francisco. (singt) If you're going to San Francisco, be sure to wear some flowers in your hair! In San Francisco wurde ich also zum Hippie und zog in ein Hippie-Haus zu Leuten aus ganz Amerika, die von zu Hause weggelaufen sind, um dort zusammen zu leben. Sie hatten ein ganzes Haus gemietet, und für 50 Dollar konnte man da auch mitmachen. Das war also mein Summer of Love.

Das hatte nicht nur auf mich persönlich eine Wirkung, sondern hat auch eine ganze Reihe anderer Dinge losgetreten. Die Schwulenbewegung entstand daraus, die Frauenbewegung, die Naturheilbewegung, Psychedelic Rock und vieles andere. Es war der Aufbruch des spießigen Amerika in eine echte kulturelle Revolution – etwas völlig anderes als ein Jahr später die 68er-Revolution in Deutschland. Die 68er waren ja politisch und links – und in sexuellen Dingen trotz allem doch ziemlich spießig.

Welt Online: Kann es ohne sexuelle Freiheit Freiheit im Geiste geben?

Haeberle: Es lässt sich meines Erachtens alles reduzieren auf die Rolle der Frau: Erst wenn sie frei ist, sind es auch die anderen. Es ist eine krude Vorstellung, dass man die Frau unterdrücken muss, damit es dem Mann sexuell besser geht. Das absolute Gegenteil ist richtig! In einer sexuell repressiven Gesellschaft ist auch alles andere repressiv. Da kann es keine Freiheit geben und keine Demokratie. Dafür ist die Sexualität ein viel zu elementares Bedürfnis – so etwa wie das Bedürfnis zu sprechen.

Welt Online: Ist das der Grund, warum Sie sich als Aufklärer betätigen?

Haeberle: Ich halte es da mit Kant: Sexuelle Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten sexuellen Unmündigkeit. Das merken viele, vor allem die Frauen: In Hörsälen und Schulklassen sind es immer die Mädchen, nicht die Jungs, die Fragen stellen, die wissbegierig sind, was das Sexuelle angeht. Ich versuche, diesen Bedarf zu decken. Meine Kurse sind weltweit einmalig.

Welt Online: Im Grunde ist es doch Volkshochschule, die Sie da betreiben.

Haeberle: Ja sicher! Die Kurse sind vor allem für die Entwicklungsländer geschrieben. Man braucht dafür keine Vorkenntnisse und muss nur in der Lage sein, auf College-Niveau zu lesen. Die Übersetzungen haben Kollegen und ihre Studenten in aller Welt gemacht. Sie wollen eben mein Material für sich selber nutzen. So konnten wir die Kurse bereits in elf Sprachen übersetzen.

2004 durfte ich mein Projekt sogar in der Großen Halle des Volkes in Peking präsentieren. Die Chinesen waren begeistert – seitdem gibt es meinen sechssemestrigen Studiengang auch auf Chinesisch! Hinzu kommt meine ständig wachsende Online-Fachbibliothek. Sie ist mittlerweile weltweit die größte in der Sexualwissenschaft.

Welt Online: Sie sind quasi der Oswalt Kolle für die Entwicklungsländer.

Haeberle: Ich war gut mit Oswalt Kolle befreundet. Ich habe mich selbst mal scherzhaft den "Grösaz" genannt: den größten Sexualerzieher aller Zeiten (lacht). Die weltweite Wissbegierde ist enorm. Neulich schrieb mir ein Jurist aus Neu-Delhi: "Sie haben mit Ihren Informationen meine Ehe gerettet!"

Welt Online: Was die Ausgestaltung von Sexualität angeht, haben Sie einen zugegeben äußerst libertären Ansatz: Erlaubt ist, was gefällt.

Haeberle: ... solange andere nicht geschädigt werden. So lange geht das eben andere nichts an.

Welt Online: Und beim Fremdgehen? Da wird doch jemand geschädigt.

Haeberle: Nicht, wenn der Partner davon weiß und es billigt. Ich kenne z. B. Paare, die gemeinsam in den Swingerklub gehen oder die es anregt, mit Klamotten in den Pool zu springen. Mich hat das alles nie gereizt. Ich selbst bin in diesen Dingen eher konventionell, eigentlich sehr konventionell. Mein Partner und ich sind "ohne Ausflüge" seit 38 Jahren zusammen.

Welt Online: Sind Sex, Liebe und Ehe wirklich voneinander abzugrenzen?

Haeberle: Aber sicher! Ich bekam deswegen einmal einen bösen Brief von einem Vater von sechs Kindern. Ich habe ihm geantwortet: Es gibt sehr gute Sexualpartner, die man auf keinen Fall heiraten sollte. Da musste er mir zustimmen. Wenn man Liebe und Sex verwechselt, kommen leicht unglückliche Ehen zustande. Sexuelle Anziehung ist eine zu schmale Basis für eine Ehe. Eine Ehe ist aber eine sehr ernste Angelegenheit.

Welt Online: Sie begeben sich aber auch sonst mit vielen Themen auf Glatteis: Homosexualität, Prostitution, Abtreibung. Kennen Sie keine Tabus?

Haeberle: Ich behandele alle diese Themen – aber eben auf eine wissenschaftliche Weise, die eigentlich nicht angreifbar ist. Und es hat mich deshalb auch noch niemand attackiert. Dass meine Homepage im Iran blockiert ist, liegt am Thema "Sexualität" selbst, das man dort nicht diskutiert sehen möchte – die Iranerinnen finden aber Wege, meine Kurse trotzdem zu lesen. In China hingegen können Sie mich mit Baidu, dem chinesischen Google, leicht finden. Dort werden mit meinen Kursen jedes Jahr Tausende von Sexualerziehern ausgebildet.

1999, beim Weltkongress der Sexologen in Hongkong, war der Hauptredner Prof. Wu Jieping, damals der viertmächtigste Mann in China. Er sagte: Ein gesundes Sexualleben führt allgemein zu einem gesunden Leben, und das wiederum führt zu einem gesunden Alter. Zum Schluss präsentierte er noch einige sexuell sehr explizite Illustrationen aus dem alten China. Eine hieß z. B. "Playing the flute and drinking from the jade fountain". Wir Westler im Publikum waren baff: Keiner unserer Politiker würde doch jemals etwas Ähnliches sagen oder zeigen! Wir waren alle sehr begeistert.

Welt Online: In Deutschland wäre das schwer vorstellbar. Dabei wurde die Sexualwissenschaft im frühen 20. Jahrhundert in Deutschland begründet, von Magnus Hirschfeld und anderen.

Haeberle: Allerdings außerhalb der Universität. Ich habe mich jahrelang dafür eingesetzt, an sein Erbe anzuknüpfen. Heute ist an der Humboldt-Universität immerhin meine gedruckte Fachbibliothek angesiedelt, das Haeberle-Hirschfeld-Archiv. Und es wird auch rege genutzt: Ein Kollege ist dafür schon zum dritten Mal aus Japan angereist.

Die Zukunft aber ist nicht das Papier, sondern das Internet. Mein Prinzip ist: Alles für die Nutzer kostenlos online. Ich kenne das gar nicht anders. Das Robert-Koch-Institut arbeitete, wie alle Bundesbehörden, grundsätzlich nach dem Prinzip "open access" – dort stellte man immer schon alles kostenlos ins Internet. Mit dieser Einstellung bin ich von Anfang an meine Arbeit gegangen.

Welt Online: Aber ganz kostenfrei kann dies nicht gehen, das Urheberrecht muss doch gelten.

Haeberle: Natürlich. Aber die Universitäten drücken sich immer noch vor den nötigen Strukturveränderungen. Die deutschen Universitäten tun sich da sehr schwer. Sie erkennen weder ihre globalen Chancen noch die globalen Verpflichtungen, die sich daraus ergeben.

Die Amerikaner sind da fixer. Harvard und das MIT investieren z. B. gerade 60 Millionen Dollar in die Entwicklung von "open access"-Online-Kursen – genau das, was ich schon so lange weltweit anbiete, und zwar völlig auf meine eigenen Kosten und ohne jede Einnahme. Ja, ich kann meine Kosten noch nicht einmal von der Steuer absetzen. Finanzielle Unterstützung bekomme ich von keiner Seite. Ich zahle alles selbst – seit über elf Jahren. Wie Sie sehen, bin ich komplett meschugge.

Welt Online: Ganz zum Schluss: Wie kann man in einer langjährigen Beziehung sexuell attraktiv füreinander bleiben?

Haeberle: Das kann man pauschal nicht beantworten und darf man auch nicht. Jede Ehe ist anders, und jedes Paar hat eine eigene Dynamik. Da entwickeln sich alle möglichen feinen Muster, Kompromisse und Anpassungsbeziehungen. Das Ziel muss ja sein, dass die Beziehung immer fester wird, nicht lockerer. Das schaffen nicht viele.

Ich selber habe da das große Los gezogen. Aber ich gebe nie irgendwelche konkreten Ratschläge. Ich bin kein Therapeut und will es nicht sein. Ich kläre nur auf - und sehr oft gebe ich den Menschen damit die Erlaubnis für das, was sie ohnehin schon tun.

*****e_M Frau
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Beziehungsforschung
aus zeit.de wer weiterlesen will, einfach mal die Überschrift googeln *zwinker*

»Liebe auf den ersten Blick gibt es wirklich!«

Die Soziologin Eva Illouz erforscht, was der Kapitalismus mit der Liebe macht. Ein Gespräch über Pornos, Traumprinzen und das Glück zu zweit.

ZEIT Campus: Frau Illouz, ich würde Ihnen gerne einen Cartoon über die Liebe zeigen, den neulich jemand gepostet hat...

EvaIllouz: Ah! Das ist lustig. Kann ich den einstecken?


ZEIT Campus: Nur wenn Sie mir sagen, ob der Zeichner recht hat.

Nun, wahrscheinlich würde sich der Mann nicht nach einer einzigen »Unersättlichen« sehnen, sondern nach einem permanenten Nachschub. Denn Männlichkeit definiert sich heute nicht darüber, die passende Partnerin zu finden, sondern Sex mit vielen Frauen zu haben. Richtig ist: Fantasien von Männern und Frauen unterscheiden sich – und das liegt nicht an der Biologie.

ZEIT Campus: Wie erklären sich dann die unterschiedlichen Fantasien?

Illouz: Die Verantwortung für Kinder fällt in unserer Gesellschaft den Frauen zu. Deshalb haben sie ein größeres Interesse an einem festen Partner. Das hat aber nichts mit der Biologie zu tun, sondern damit, was wir daraus machen: Würden wir zum Beispiel in einer polyandrischen Gesellschaft leben, in der jeder Frau mehrere Ehemänner zustehen, dann hätten Frauen auch ganz andere Fantasien.

ZEIT Campus: Sind Disney-Filme an diesen Fantasien schuld, wie der Cartoon behauptet?

Illouz: Nein, Pornos und Disney trifft keine alleinige Schuld. Romanzenfilme wären etwa nicht erfolgreich, wenn tiefer sitzende Normen nicht die monogame Ehe propagieren würden. Dass Männer ihren Wert heute stärker aus Sex als aus der Familie schöpfen, hängt mit dem sozialen Wandel seit der industriellen Revolution zusammen. Heute arbeiten viele Männer in Betrieben und wohnen in Städten. Sie sind nicht mehr Bauern, deren Status davon abhängt, viele Kinder und Diener zu haben. Früher wollten Männer zudem Söhne, die ihren Namen weitertragen und so ihr Ansehen erhöhen. Das ist heute unerheblich.

ZEIT Campus: Deshalb lieben wir heute anders?

Illouz: Wir sprechen hier von gewaltigen Umwälzungen unseres Alltags- und Soziallebens! Es gibt heute Kräfte, welche die starre Rollenverteilung aufbrechen und die Geschlechter angleichen. Der Feminismus etwa, aber auch Paartherapien, in denen Männer über ihre Gefühle reden sollen, oder Karriereratgeber, die Frauen lehren, kontrollierter aufzutreten. Zugleich werden jedoch in der Konsumkultur Geschlechterunterschiede betont. Porno- und Disney-Filme schaffen es, die Sehnsüchte vieler Männer und Frauen einzufangen – und zu verhärten.

ZEIT Campus: Eine weitere These des Cartoons: Übertriebene Erwartungen machen uns bloß unglücklich.

Illouz: Diese Idee ist nicht neu. Der Schriftsteller François de La Rochefoucauld schrieb im 17. Jahrhundert: »Manche würden sich nicht verlieben, wenn sie davon noch nie gehört hätten.« Liebe wird also beeinflusst von kulturellen Darstellungen der Liebe. Später sprach man vom MadameBovarySyndrom, nach dem Roman von Gustave Flaubert, in dem eine Frau romantische Bücher liest, sich nach ihrem Traumprinzen sehnt und schließlich Selbstmord begeht.

ZEIT Campus: Wir könnten dazu auch Disney-Syndrom sagen.

Illouz: Im Grunde ja. Die Hauptkritik an Liebesdarstellungen ist, dass es sich dabei um weltfremden Kitsch handele. Die Liebe auf den ersten Blick gibt es aber wirklich! Es ist nur schwer, ihre Leidenschaft mit dem Alltag einer Ehe oder Beziehung zu vereinbaren. Bis zur Erschöpfung balancieren Liebende zwischen Freiheit und Verbindlichkeit. Dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind, sich Arbeit und Hausarbeit teilen, macht es nicht leichter. Und dann soll man nach vielen Jahren zu zweit noch fantastischen Sex haben. Doch statt die Normen der Ehe infrage zu stellen, schimpfen wir über Liebesfilme.

*****e_M Frau
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Männer wollen Bilder, Frauen lesen!
Aus der Stuttgarter Zeitung


Sie war eine der ersten, die pornografische und erotische Bücher für Frauen auf den Markt brachte. Heute ist der Konkursbuch Verlag von Claudia Gehrke vor allem für „Mein heimliches Auge“ bekannt, in dem Jahr für Jahr literarische wie private Texte und Fotografien zur Sexualität veröffentlicht werden – und sich dadurch auch wechselnde Moden, Wünsche und Moralvorstellungen spiegeln.


Frau Gehrke, Sie betreiben seit mehr als dreißig Jahren den Tübinger Konkursbuch Verlag. Kommen einem Erotik und Pornografie nicht irgendwann zu den Ohren heraus?


Nein. Das Thema gehört für mich zum Leben. Nur, dass Wellen hoch schwappen, in denen dann überall davon die Rede ist, dass Frauen endlich auch über ihre sexuellen Lüste schreiben, als wäre das was ganz Neues. Das kommt mir vielleicht „zu den Ohren heraus“, denn Frauen schreiben schon lange auch über Sex.

Sie haben auch SM-Titel im Programm. Wäre Ihnen der Besteller „Shades of Grey“ angeboten worden, hätten Sie zugegriffen?

Ich habe wahrscheinlich schon hundert Bestseller dieser Art verpasst. Ich bekomme so viele Manuskripte mit endlos langen SM- und Sub-Geschichten, in denen ich ganz Ähnliches gelesen habe und bei denen ich mich langweile, deshalb hätte ich es wahrscheinlich verpasst. Aber ein Buch, das in Amerika schon einen solchen Erfolg hatte, geht ganz andere Wege, das kommt ja gar nicht erst zu mir. Da muss man schon Geld bieten, was ich nicht könnte.


Die deutsche Ausgabe von „Shades of Grey“ wurde schon 1,2 Millionen Mal verkauft. Der heute erscheinende zweite Teil kommt gleich mit einer Million Exemplaren auf den Markt. Haben Sie eine Erklärung, warum das Buch so erfolgreich ist?

Manche Bücher werden ein Bestseller, weil sie einen Nerv treffen. Aber dieses Buch ist in Deutschland zum Bestseller gemacht worden. Es wurde durch den Erfolg in Amerika schon vor dem Erscheinen beworben und ging durch die Medien, weil die Chefredakteure sagen: Es soll ja nicht heißen, dass wir etwas verschlafen haben. Das multipliziert sich, da kommt viel zusammen – was bei mir bei einem vergleichbaren Roman, „Die Geschichte mit A.“ von Dagmar Fedderke, nicht zusammengekommen ist. Es gehört zu meinen bestverkauften Büchern, was bei mir 20 000 abgesetzte Exemplare heißt, weil eben kein Medienhype dazukam.

Gibt es derzeit einen SM-Trend? Wird das praktiziert wie eine Mode?

Ich glaube schon, dass solche Wellen dazu führen, dass man wagt, auch so etwas auszuprobieren. Ich glaube aber nicht, dass das nur heute stattfindet, aber es findet heute vielleicht öffentlicher und sichtbarer statt. Ich weiß durch meine Interviews, dass es in den fünfziger Jahren schon mal Mode war, auch in den Zwanzigern. Flagellation ist in Deutschland immer wieder einmal hoch im Kurs gestanden.

Warum macht man das?

Ich glaube, die Leute probieren es, weil es eben modern ist. Schmerz- und Auslieferungsgefühle können Lustgefühle steigern. Ob sie es dann weiterbetreiben, das wage ich jedoch zu bezweifeln. Es ist halt mal einen Versuch wert, sein Sexleben aufzupeppen. Denn das ist ja die Gefahr jeder langen Beziehung, dass es einschläft.

Stimmt es, dass Frauen andere pornografische Literatur als Männer wollen?

Ja, mehr Geschichte drum herum, vielleicht auch Happy Ends. Frauen lesen auch immer noch mehr. Das merke ich bei unserem erotischen Jahrbuch „Mein heimliches Auge“, das eine Mischung aus Texten und Bildern ist und gleich viel von Männern und Frauen gelesen wird. Lesbische und heterosexuelle Frauen scheinen sich aber weniger mit Bildern anzuregen, sondern lesen lieber Romane. Fotobücher mit wenig Text gehen eher an Männer. Liebesromane hatten immer schon Hochkonjunktur beim weiblichen Publikum, und weil es heute in ist, können sie auch mehr Sex enthalten.

Beschäftigen sich Frauen mehr mit Sexualität als früher?

Ich kriege sehr viele Texte, viele Frauen schreiben. Das ist ein Erfolg des vielen Redens seit der „PorNo-Debatte“, dass eben auch Frauen sexuelle Begierden äußern. Ich kann gar nicht alles veröffentlichen, was ich zugeschickt bekomme. Wobei natürlich alle so berühmt werden wollen wie E.L. James mit „Shades of Grey“.

Wenn, gelangen diese Texte dann in „Mein heimliche Auge“?

Für das „Heimliche Auge“ verwende ich sehr viel, das lebt ja aus einer Vielfalt, dass sehr unterschiedliche Arten von Sex und jede Form der Sexualität vorkommen und jede Art von Erzählung. Ich hatte auch sehr viele Autorinnen, die hier ihre Erstveröffentlichung hatten und später sehr bekannt wurden, teils unter Pseudonym. Das sind literarisch hoch anspruchsvolle Texte. Aber es gibt auch Erfahrungsberichte von Menschen, in denen sich spiegelt, wie Menschen mit Lust umgehen

Was hat sich im Lauf der dreißig Jahre „Heimliches Auge“ in Sachen Sex verändert?

Es verändert sich im Detail dauernd etwas. Heute gib es das Internet, durch das sich viele Leute kennenlernen, und es gibt Zeiten, in denen mehr SM-Texte geschrieben werden. Was aber bleibt, ist die Frage, wie man mit längeren Beziehungen umgeht und das Erotische am Leben hält. Was die Leute immer noch umtreibt, ist die Suche nach der großen Liebe. Das ist etwas, das zeitlos ist.

Nimmt der Exhibitionismus zu, der Wunsch, seine Intimität preiszugeben?

Ja. Bei den ersten „Heimlichen Augen“ gab es noch kritische Auseinandersetzungen, dass man so etwas nicht zeigen soll. Heute kriege ich von ganz jungen Frauen Selbstporträts, die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Das war früher nicht so, dass man sich selbst fotografierte. Früher waren das eher Aufnahmen von Männern. Die Lust, sich selbst darzustellen, ist allgemeiner geworden. Es gibt aber auch das Gegenteil. Ich glaube aber nicht, dass das, was man sieht, auch wirklich alle machen. Man sieht die, die sich exhibitionieren und Lust haben, Fotos ins Internet zu stellen.

*****e_M Frau
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Lesenswert???
aus freitag.de

Blut in Bechern

Genderkolumne

Die Furcht, Blut könne während der Periode auslaufen, schwebt wie ein weißer Geist zwischen den Beinen. Aber er lässt sich vertreiben - nicht nur mit Menstruationsbechern



Als ich vor ein, zwei Jahren über ein gefrorenes Herz aus Blut gestolpert bin, wurde ich neugierig. Ich habe dieses Herz auf einem Bild gefunden, auf einem Bild aus den Tiefen feministischer Foto-Blogs. Es sah nicht nur gut aus, wie es da auf der Haut des Trägers vor sich hin schmolz und sich langsam Blutstropfen bildeten, sondern war gleichzeitig mysteriös.

Bei weiteren Recherchen stellte sich heraus, dass dieses Herz aus Menstruationsblut bestand, das mit einem wiederverwendbaren Menstruationsbecher aus medizinischem Silikon als Tamponalternative gesammelt wurde. Von da aus führte mich das Netz immer weiter zu verschiedensten Abbildungen von Menstruationsblut und umfassenden Ausführungen der Vorteile und Nachteile von Menstruationsbechern im Gegensatz zu klassischen Tampons oder Binden. Und genau dafür liebe ich das Internet und feministische Diskursräume: Hier war er endlich, der lässige Umgang mit der Regel. Keine überbordende gute Laune in weißen Klamotten und blauer Flüssigkeit, keine Heimlichtuerei, kein Ekel.

"Adventures in Menstruating"

Dass so ein unaufgeregter Umgang nicht allen Menschen liegt und ein bisschen „leakage fear“ in jedem Kopf umherspukt ist kein Wunder. Chella Quint, Zine-Macherin, Komikerin und Performerin aus Brooklyn, analysiert die Gründe dafür wunderbar und nimmt in ihrem TEDxTalk aus Sheffield Werbung für Monatshygieneprodukte auseinander. Sie beschäftigt sich schon länger mit dem Thema und hat mehrere „Adventures in Menstruating“-Zines gemacht. Damit ist sie eine der „menstrual activists”, die Chris Bobel, Direktorin des Women’s Studies Program an der Universität von Massachusetts, für ihr Buch New Blood über Dritte-Welle-Feminismus und Menstruationspolitiken interviewt hat.



Aber nicht nur Werbung für Hygieneprodukte, sondern auch die Repräsentationen von Menstruation in Filmen und Serien lässt den komischen und tabuisierten gesellschaftlichen Umgang mit dem bisschen Monatsblut erkennen. Es funktioniert hervorragend in Horrorfilmen und kann ausgezeichnet dazu verwendet werden, dem Publikum ein bisschen Ekel zu bescheren. Auf Jezebel.com findet sich ein wunderbarer Zusammenschnitt von über 25 Filmbeispielen.

Mit der Periode in der Popkultur hat sich auch die Australierin Lauren Rosewarne beschäftigt und in diesem Sommer ein Buch dazu veröffentlicht. In ihrer Analyse untersuchte sie zum Beispiel Serien wie Madmen, The Big Bang Theory, Friends und Filme wie Annie Hall oder Anchorman. Sie fand reichlich Szenen, die Perioden widerlich erscheinen ließen oder die menstruierende Person sogar auf die böse Seite zogen, im Gegensatz zu wenigen positiven Darstellungen.

Das Vice-Magazine liefert in einer Modestrecke da schon deutlich unaufgeregtere Repräsentationen: So cool kann man eben nur mit Blutfleck aussehen. Es bestätigt damit jedoch auch nur ein weiteres Mal die Tabuisierung der Menstruation. Schließlich ist das Magazin dafür bekannt, ohne platte Provokation nichts so schnell ins Heft zu nehmen.

Die guten Seiten des Bechers

Wenn der positive Umgang mit der Periode gesamtgesellschaftlich wohl noch etwas Mühe und Geduld benötigt, hilft der Menstruationsbecher seiner Verwenderin im persönlichen Verhältnis zum Monatsblut auf jeden Fall. Statt das Einweg-Menstruationsutensil so schnell wie möglich in den Mülleimer zu werfen, kann mit dem Becher die Menge des Blutes abgemessen, die Konsistenz im Waschbecken analysiert, das Blut zu Kunst gemacht und der Becher danach wieder eingesetzt werden.

Und dann sind da noch die ganzen Argumente um Nachhaltigkeit, Ökologie und Kapitalismuskritik, die mit dem Hype um Produkte wie den Menstruationsbecher wichtig sind. Die Verwendung des Bechers kann damit schnell zur revolutionär-feministischen Handlung und Absage an die kurzsichtige Wegwerfgesellschaft werden – durch das Nicht-Kaufen von so alltäglichen Dingen wie Tampons, durch die Komsumentscheidung für wiederverwendbare Materialien und gegen unfair angebaute, chemisch behandelte Baumwolle im Unterleib. Eine solche Sichtweise schießt jedoch über das Ziel hinaus, denn Menstruationsbecher sind auch nur das Produkt eines gewinnorientierten Unternehmens. Ein wichtiger Unterschied zu Herstellern von Always oder o.b. ist jedoch, dass diese Unternehmen sehr viel angenehmere Werbespots produzieren und ihre Zielgruppe ernster nehmen. Und, dass es weit weniger anstrengend ist, wenn mal wieder vergessen wurde eine neue Binden- oder Tamponpackung zu kaufen. Und während selbstgenähte Stoffbinden hier eine gute weitere Alternative bieten, sollte das Menstruationsprodukt aus der feministischen Comedy-Webserie Vag Magazine wohl nicht so ernst genommen werden:
http://vimeo.com/16380121

*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
TV-Tipp 13.09.12 - ARTE
23:50 Uhr - Meine Seele hat kein Geschlecht

Die französische Dokumentation von 2011 begleitet vier als Frauen geborene Menschen an unterschiedlichen Orten auf der ganzen Welt, die sich über die vorgegebenen Geschlechtergrenzen hinwegsetzen:

"Warum führt das Geschlecht eines Menschen zu unterschiedlichem Auftreten und Verhalten? Ist es wirklich möglich, den vorgegebenen Mustern voll und ganz zu entsprechen? Und warum erzeugt die Vorstellung, dass Menschen in einer geschlechtlichen Grauzone leben, Unbehagen? Vor dem Hintergrund dieser Fragen will die Dokumentation die Zuschauer zum Nachdenken über die Rolle der Geschlechter in der Gesellschaft überhaupt anregen." (Arte-Text)
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Wanted!
Auf retronaut.com fand ich soeben etwas, das ich einfach haben muss!!!!!

Was ist ein Flintenweib ohne einen ordentlichen
BREAST WASHER



*haumichwech*
Sound of Heimat - Deutschland singt ab 27.9. im Kino
Die Filmkritik schreibt:

Jung, akademisch gebildet, politisch wahrscheinlich eher linksliberal bis alternativ und immer mit großer Lust an augenzwinkernder Provokation: So präsentieren sich in „Sound of Heimat – Deutschland singt!" viele der Künstler, die hier als Fürsprecher der Volksmusik auftreten. Eigentlich gilt diese Musikrichtung vielen als deutschtümelnd und spießig, als Inbegriff rückwärtsgewandter Heile-Welt-Idyllen und moralischen Biedersinns. Dass an den Vorurteilen etwas dran ist, wollen die „Sound of Heimat"-Regisseure Arne Birkenstock und Jan Tengeler nicht bestreiten. Jenseits des buchstäblich eintönigen Musikantenstadl-Mainstreams entdecken sie in ihrem stimmungsvollen und sympathischen Dokumentarfilm jedoch aufregende, peppige, humorvolle, historisch frappierende und gar avantgardistische Facetten der Volksmusik. Als eine Art Scout, den sie verblüffend unauffällig mit der Kamera begleiten, dient ihnen auf dieser Entdeckungsreise der neuseeländische Jazzsaxophonist Hayden Chisholm.

Und darum geht es:

Der schottisch-neuseeländische Musiker Hayden Chisholm bereist die Bundesrepublik, informiert sich über die Urgesteine der deutschen Volksmusik und räumt mit altbekannten Klischees über diese Nische der Musikkultur auf. Er spricht mit den unterschiedlichsten Menschen aus allen Regionen des Landes, stimmt mit Saxophon und Klarinette in singende Stammtischrunden ein, oder spricht mit Jugendlichen am Rhein, die Lieder der Kölner Widerstandsgruppe "Edelweißpiraten" neu interpretieren. Auch der Missbrauch des Volksliedguts im Dritten Reich, sowie die Ambivalenz, mit der Volksmusik bis heute in Deutschland begegnet wird, werden untersucht. Von Flensburg über Klingenthal bis nach Süddeutschland führt die Dokumentation Chisholm quer durch das Land und lässt ihn die musikalische Exotik unserer Heimat entdecken.

*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Adam spricht es aus
Für uns alle ist der offene Umgang mit erotischen Themen Normalität.......!!!! (Ist das wirklich so???)

Deshalb wird Euch auch dieser Tipp nicht aus den Schuhen heben, aber dennoch, ich finde es lesenswert.

Es geht um den Blog: http://www.adamspricht
wenn ihr jetzt noch ein ".com" dranhängt, dann verstoße ich hier nicht gegen die Regeln und ihr könnt es Euch anschauen.

LG, Odette
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Und da ich gerade bei Männerblogs bin, hier noch eine Empfehlung. Es ist der Blog von nouniouce


Ihr findet die Blogadresse in seinem Profil.

LG, Odette
*****qui Frau
10.579 Beiträge
Es
gehört nicht wirklich hierher doch ich hoffe du kannst es mir nachsehen @ odette denn mit TV und Bühne und ganz vielen Charakteren hat es schon zu tun.

Ein für mich interessanter und auch witziger Mensch ist von uns gegangen RIP Dirk Bach.
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Aber doch!
Solche Tipps gehören genau hierher oder wo sollte man sonst Tipps für erotische Blogs posten?????

Hier die (fast) komplette Adresse: "nouniouce.wordpress.com".

LG, Odette
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
PS
....noch einfacher ist es natürlich für InteressentInnen dieses Themas sie schauen mal unter lustgespinnst.de.... dort ist in diesem Monat eine Linkliste erschienen.

*zwinker*
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Hallo May....
...da haben wir also aneinander vorbei gepostet..... Sorry, hatte Dich völlig falsch verstanden....

Natürlich hatte Dirk Bach etwas mit Kunst und Kultur zu tun.

Hier ein Auszug aus einem Artikel zu seinem 50 Geburtstag in 2011 von citynews-koeln.de

Fernsehzuschauer kennen den Kölner überwiegend als Komödiant, auf der Theaterbühne hat er sich auch als Charaktermime einen Namen gemacht - ohne jemals eine Schauspielschule absolviert zu haben. Für Dirk Bach ist die Komödie nur eine Facette seines Berufs. «Aber man wird immer schnell festgelegt, wenn man irgendwann mal in einem Bereich im Fernsehen aufgetreten ist», sagte er einmal. Er würde sich freuen, wenn er für das Fernsehen auch mal jene Rollen angeboten bekäme, die er auf der Theaterbühne verkörpere: «Ich liebe die Vielfalt und nutze sie».

Bühnen-Debüt in Heiner-Müller-Stück

Bachs Eltern arbeiteten beim WDR und sorgten dafür, dass ihr Sohn früh mit Kultur in Verbindung kam. Prompt zog es ihn zur Bühne. Das Debüt hatte er 1978 in den «wilden Jahren» des Kölner Schauspiels unter Intendant Hansgünther Heyme in Heiner Müllers «Prometheus».

Seine Bühnenpräsenz und das Improvisationstalent entwickelte Bach aber in den folgenden Jahren beim Tingeln durch die Freie- und Off-Theaterszene. Als Meilenstein erwies sich dabei die Zusammenarbeit mit dem Kölner Regisseur Walter Bockmayer, in dessen schräger Volkstheater-Travestie «Geierwally» er alleine über 300 Mal auf der Bühne steht.

Nach etlichen kleineren Fernsehrollen wurde Bach 1992 mit der «Dirk Bach Show» auf RTL bundesweit bekannt. Mit der ZDF-Sitcom «Lukas» gewann er dann den Deutschen Comedy Preis und die Goldene Kamera. Gleichzeitig machte Bach weiter ernsthaftes Theater, war unter anderem in Schillers «Räuber» zu sehen.

*******ara Frau
1.193 Beiträge
Ein trauriger Anlass
Durch den Tod von Dirk Bach haben wir einen facettenreichen Menschen verloren - der leider viel zu oft auf den "lustigen kleinen Dicken" reduziert wurde.

In diesem Kurzfilm zeigt er seine poetische Seite:



Ich werde ihn vermissen.
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Die nächste sexuelle Revolution ist überfällig
aus welt.de:

Auch im "aufgeklärten Zeitalter" ist die weibliche Sexualität geprägt von Fehlinformationen, Scham und sexueller Frustration.
Neue Erkenntnisse über die Lust der Frau finden wenig Akzeptanz.


Von Naomi Wolf



Gab es eigentlich eine sexuelle Revolution? Eines der Themen, über die ich in meinem neuen Buch "Vagina: eine Geschichte der Weiblichkeit" schreibe, ist, dass die sexuell angeblich befreiten westlichen Gesellschaften, in welchen sexuelle Bilder und Inhalte überall verfügbar sind, gar nicht so befreiend für Frauen waren. Viele Reaktionen auf mein Buch betätigen dies.

Viele Reaktionen waren positiv: das Buch steht auf der Liste für wissenschaftliche Bücher von Publishers Weekly’s für den Herbst ganz oben. Aber der Ton einiger Kritiken – von "mystic woo-woo about the froo froo" [mystischer Mumpitz um die Muschi] "bad news for everybody who has one " [schlechte Nachrichten für alle, die eine haben] – legt nahe, dass man auch in einer Kultur, in der Millionen von Frauen Bücher über Sadomasochismus wie "Shades of Grey" verschlingen, immer noch nicht positiv und motivierend über die Sexualität von Frauen sprechen kann.


Die sexuelle Integrität wird nicht ernst genommen


Wir müssen über dieses Thema sprechen. In der ganzen Welt werden Frauen wegen ihrer Sexualität diskriminiert: sie werden sexuell verstümmelt, bereits als Kinder verheiratet, ohne Bestrafung für den Täter vergewaltigt, wegen "Unzucht" und anderer sexueller Delikte gesteinigt, und ihnen wird weisgemacht, ihr Verlangen mache sie sündhaft und deswegen strafbar.

Natasha Walter, die mit Flüchtlingsfrauen in London arbeitet, berichtet, dass die meisten vor sexueller Verfolgung fliehen – und dass das Gesetz dies nicht als Grund für einen Asylantrag anerkennt. Unsere Gesellschaften nehmen weder die sexuelle Integrität von Frauen noch die Verbrechen dagegen ernst.



Weibliche Sexualität: mehr als Penetration


Die moderne Geschichte der weiblichen Sexualität ist geprägt von Fehlinformationen, Scham und sexueller Frustration. Als Shere Hite 1976 den Titel "Hite Report: Das sexuelle Erleben der Frau" veröffentlichte, gaben ein Drittel der in den USA befragten Frauen an, sie bekämen keinen Orgasmus beim Sex, wenn sie dies wünschten.

Hites wichtige Schlussfolgerung, es gehöre mehr zu weiblicher Sexualität als Penetration, löste eine Welle an Informationen über die weibliche Sexualität aus. Der Hite Report wurde zunächst zwar sehr kontrovers diskutiert, trotzdem wurde schließlich allgemein anerkannt, dass die Lust und das sexuelle Wohlbefinden der Frauen wichtig sind und eine respektvolle Untersuchung verdienen.


Sexuelle Befriedigung von Frauen nachrangig


Aber in den letzten vier Jahrzehnten ist aus der sachkundigen Diskussion über Frauen und ihre Körper eine schlüpfrige Kultur von Prominenten-Sexvideos und Hüllen, die kunstlos fallen, geworden, in welcher das Verlangen, die Erregung und die Befriedigung von Frauen – ganz abgesehen von ihren emotionalen Bedürfnissen, oder denen der Männer – kaum je eine Rolle spielen.

Sogar in diesem "aufgeklärten Zeitalter" finden es viele schwierig, neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu akzeptieren, aus denen hervorgeht, dass die weibliche Sexualität Frauen nicht kleiner oder schwächer macht, sondern sie auf vielerlei Weise stärkt – egal, wer sie sind, wie alt sie sind und welche sexuelle Orientierung sie haben und egal, ob sie in einer Beziehung leben oder nicht.


Die Rolle von Dopamin bei der Erregung der Frau


Einige Kritiker waren aufgebracht über mein Argument, dass der Neurotransmitter Dopamin, der für Motivation, Fokus und Belohnung steht, Teil dessen sein kann, was sexuelle Lust motivierend für Frauen machen kann.

Dieses Argument basiert auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Rolle von Dopamin bei der Erregung (dokumentiert von James Pfaus und seinem Team von der Concordia University in Montreal) sowie auf bestens bekannten Zusammenfassungen der Literatur, wie High. Woher die guten Gefühle kommen von David Linden.

Diese Forschung legt nahe, dass der Zustand des Wohlbefindens verstärkt wird, wenn Frauen von der Gesellschaft, in der sie leben, unterstützt werden und es sich gestatten, über erfüllende sexuelle Erfahrungen nachzudenken und diese zu antizipieren. (Natürlich tritt dieser Zustand nicht ein, wenn sie befürchten, aufgrund ihres Verlangens gesteinigt, verspottet, beschämt, vergewaltigt oder missbraucht zu werden.)


Die Lust der Frau kommt mit der Entspannung


Gleichermaßen verbindet eine Vielzahl an Daten, einschließlich vieler wichtiger Studien von Alessandra Rellini und Cindy Meston jetzt die Lust der Frauen mit ihren vegetativen Nervensystemen (Rellini und Meston). Sie haben sogar herausgefunden, dass Vergewaltigung den Grundzustand des vegetativen Nervensystems auf Jahre hinaus beeinträchtigen kann.

Diese und andere Studien verbinden die Lust von Frauen mit der Abwesenheit von negativem Stress und ihrer Unterstützung bei der Entspannung – und damit, dass diese Faktoren einen Einfluss darauf haben, wie die Ereignisse sich auf sie auswirken.

Mit anderen Worten, wenn Sie wollen, dass eine Frau für den Rest ihres Lebens Lust hat, mit Ihnen zu schlafen, müssen Sie ein Teampartner in Bezug auf die Themen sein, die ihren Stresspegel bestimmen. Das ist nichts anderes als die alte "feministische" Betonung der intuitiven Erfahrungen und Bedürfnisse einer Frau.


Noch immer 30 Prozent der Frauen ohne Orgasmus


Tatsächlich ist das sexuelle Empfinden von Frauen und Männern in wichtigen Aspekten unterschiedlich: die Länge der Reaktionszyklen, die Rolle des "negativen Stresses" sowie die Komplexität der neuronalen Verdrahtung der Pelvis (bei Männern eher eine Standardausführung, bei Frauen äußerst vielfältig und individualisiert). Diese Erkenntnis sollte Frauen dabei helfen, die Einzigartigkeit ihrer sexuellen Reaktion weniger streng zu bewerten.

Hier ist eine Statistik, die alles sagt: Die Association of Reproductive Health Professionals hat herausgefunden, dass 30 Prozent aller Frauen regelmäßig keinen Orgasmus bekommen, wenn sie dies wünschen, ein Anteil, der sich seit dem Hite Report nicht geändert hat.

Und damit nicht genug, einige Studien legen nahe, dass circa ein Drittel aller amerikanischen Frauen an vermindertem sexuellem Verlangen, der so genannten Hypoactive Sexual Desire Disorder leidet.


Verbindung von Sexualität und Emotionen


Die Tatsache, dass die Wissenschaft eine Verbindung zwischen der sexuellen Erfahrung von Frauen und ihren Emotionen und Wahrnehmungen findet, sollte nicht Anlass zum Spott sein, sondern zu Neugier und respektvoller Ergründung der Tatsachen.

Es gibt viele Daten über die männliche Sexualität und das männliche Gehirn, und solide neue Wissenschaft über die Verbindung zwischen Köper und Geist verändert die medizinische Praxis, angefangen von der kardiologischen Nutzung der Meditation bis hin zum Einsatz von Gesprächstherapien in der Behandlung von Brustkrebs.

Wenn wir die weibliche Sexualität und den weiblichen Geist respektieren, sollten wir keine Angst davor haben, die Verbindung zwischen beiden zu diskutieren, die jetzt von der Wissenschaft entdeckt wird.

Es erscheint mir eigenartig, dass man sich dafür im Jahr 2012 einsetzen muss. Aber, wie wir inzwischen wissen sollten, die nächste sexuelle Revolution – die, die Frauen tatsächlich als Führerinnen, als Intellektuelle und als sexuelle Wesen anerkennt – ist schon lange überfällig.

Toll, *danke*

Erklärt sehr vieles, dem wir hier immer wieder begegnen. *top*
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Im Bett mit Alain de Botton
Der Schweizer Philosoph hat ein ganzes Buch lang nur SEX im Kopf. Prima!


Herr de Botton: Mit Ihrem neuen Buch verfolgen Sie ein ehrgeiziges Ziel: Sie wollen dafür sorgen, dass Ehepaare mehr Sex haben. Was hat Sie dazu inspiriert? Ihre eigene Ehe?

Es ist sehr freundlich von Ihnen, sich um meine Ehe zu sorgen. Es geht ihr gut, darum habe ich das Buch nicht ausschliesslich zum Wohle meiner Frau und mir geschrieben, sondern weil ich glaube, dass kaum ein Mensch seine Sexualität völlig normal findet. Tief in unserem Inneren sind wir alle von Schuldgefühlen und Neurosen geplagt, von Ängsten und Begierden. Wir alle haben eine gestörte Sexualität, allerdings nur in Bezug auf eine gestörte Definition von Normalität. Darum fand ich es an der Zeit, die Seltsamkeit von Sex mit Mut und Lust zu akzeptieren und darüber mit Ehrlichkeit und Einfühlungsvermögen zu sprechen.

Um für mehr Sex zu sorgen, schlagen Sie vor, dass der eine Ehepartner Sex mit einem Fremden hat, während der andere Fotos macht und die Bilder aufs Internet stellt. Ich bin mir nicht sicher, ob meine Frau da einverstanden wäre.


Ihre Frau mag meinen Vorschlag nicht gutheissen, aber vielleicht interessiert sie der philosophische Gedanke hinter diesem Exhibitionismus: Über die Lust einer fremden Person wird die eigene wiederentdeckt. Doch warum muss der Sex in einer Partnerschaft überhaupt erkalten? Ich denke, dass dies mit der Schwierigkeit zu tun hat, vom Bereich des Alltags in den der Erotik zu wechseln. Beziehungen schliessen ja häufig das Führen eines Haushalts und das Grossziehen von Kindern ein – Aufgaben, die einem das Gefühl geben können, ein KMU zu leiten. Die dafür notwendige Selbstdisziplin ist schlecht mit dem Kontrollverlust zu vereinbaren, den Sex mit sich bringt. In Beziehungen leidet dieser also nicht primär, weil er uns keinen Spass macht, sondern weil seine Freuden unsere Fähigkeit untergraben, die Herausforderungen des Lebens zu meistern.

Was schlagen Sie vor, um das Feuer der Leidenschaft wieder zu entfachen?

Zum Beispiel Sex in einem Hotelzimmer. Dass wir die erotische Seite unseres Partners ignorieren, hat ja auch mit dem immer gleichen Umfeld zu tun, in dem wir ihn erleben. Es sind diese immer gleichen Wohnzimmerstühle und dieser immer gleiche Teppich schuld, dass wir zu wenig Sex haben. Darum ist die metaphysische Bedeutung von Hotelzimmern nicht zu unterschätzen. Ihre Betten mit den vielen Kissen, der Zimmerservice und diese kleinen zellophanverpackten Seifen im Bad können dazu führen, dass wir uns wieder mit unserem verloren geglaubten sexuellen Ich verbinden. Es gibt keine Grenze für das, was ein gemeinsames Bad in einer fremden Wanne, ein Korb frischer Früchte und die Aussicht auf einen unbekannten Hafen bewirken können.

Ein weiterer Grund, warum der Sex in einer Ehe einschläft, ist für Sie das Konzept der Ehe selbst.

Das ist wahr. Das Konzept der Ehe ist wie ein Bettlaken, das sich einfach nicht glattstreichen lässt: Wenn wir versuchen, die eine Seite zu optimieren, bringen wir nur die drei anderen durcheinander.

Wie meinen Sie das?


Die Unabhängigkeit von Liebe, Sex und Familie wurde jahrtausendelang als Tatsache des Lebens akzeptiert. Erst das europäische Bürgertum begann Mitte des achtzehnten Jahrhunderts, ein seltsames neues Ideal zu entwickeln. Ab sofort sollten sich Ehegatten nicht einfach zum Wohle ihrer Kinder tolerieren, sondern auch lieben und begehren. So entstand die Vorstellung, dass unsere Bedürfnisse nach Liebe, Sex und Familie alle auf einmal erfüllt werden könnten, mit Hilfe einer einzigen Person. Ein sehr unrealistisches Ideal.

Ist die Polygamie der Muslime eine bessere Lösung? Oder die arrangierte Ehe der Hindus?

Nein. Es gibt keine Antwort auf die Spannungen innerhalb einer Ehe, wenn das, was wir unter einer Antwort verstehen, eine Vereinbarung ist, in der keine Partei einen Verlust erleidet und alle unsere Bedürfnisse friedlich koexistieren. Liebe, Sex und Familie beeinflussen und schädigen sich auf teuflische Art. Die aufrichtige Liebe für jemanden kann unsere Fähigkeit mindern, mit ihm Sex zu haben. Eine Affäre mit einer Person, die wir zwar nicht lieben, aber begehren, kann unsere Beziehung mit einem Ehepartner gefährden, den wir zwar nicht mehr begehren, aber immer noch lieben. Und eine Familie zu gründen, kann zwar Liebe und Sex einschränken, zu ihren Gunsten jedoch unsere Kinder zu vernachlässigen, kann die psychische Gesundheit der nächsten Generation bedrohen.

Apropos psychische Gesundheit: Sie schreiben in Ihrem Buch, dass Pornographie unser sexuelles Ich von unserem humanen Ich trennt. Mit verheerenden Folgen.

Ich denke in der Tat, dass die jederzeitige Verfügbarkeit von Online-Pornographie ein Problem darstellt. Unsere Psyche ist für den gelegentlichen Anblick einer Stammesfrau gerüstet, die durch die Savanne schreitet, und nicht für ein Bombardement von erotischen Szenen, die sogar jene übertreffen, die der kranke Geist des Marquis de Sade ersann. Nichts in uns vermag der Versuchung zu widerstehen, ein paar weitere Minuten in den dunkleren Bereichen des Internets zu verweilen. Darum dürfen wir nicht zulassen, dass uns unsere sexuellen Begierden zerstören.

Was schlagen Sie vor?


Mir schwebt eine neue Form von Pornographie vor, die sexuelle Erregung mit höheren Werten verbindet. Die abgedroschenen Plots und stammelnden Darsteller gewöhnlicher Pornofilme würden ersetzt durch die Verbindung von Pornographie und Intelligenz, Liebenswürdigkeit oder Demut. Ich könnte mir eine erotische Szene zwischen Lesenden vorstellen oder Oralsex, der von zärtlichen Blicken begleitet wird. Auch Unsicherheit oder Schüchternheit können erotisch wirken. Dank dieser neuen Art der Pornographie müssten wir uns nicht mehr zwischen Menschlichkeit und Sexualität entscheiden.

Sie besitzen eine eigene Filmproduktionsgesellschaft. Sie könnten diese humanistischen Pornofilme selbst drehen.

Nein, nein. Das darf gerne jemand anders übernehmen. Aber ich denke, es wäre eine lohnende Aufgabe.

Sind Sie bereit für die wirklich grossen Fragen, Herr de Botton?

Ich bitte darum.

Die Frau mit dem grössten Sex-Appeal?

Die Schauspielerin Keira Knightley.

Das akademischste Umfeld, in dem Sie je Sex hatten?

In der Bibliothek der Cambridge University. In der Sammlung seltener Bücher.

Ist es traurig, aus dieser Welt zu gehen, ohne einen flotten Dreier probiert zu haben?

Ich denke schon. Darum sollte, wer zu einem flotten Dreier aufgefordert wird, diese Einladung höflich annehmen. Er könnte damit jemanden davor bewahren, mit einer unerfüllten Sehnsucht zu sterben.

Warum können Männer problemlos zwischen Sex und Liebe unterscheiden und Frauen nicht?

Da wäre ich mir nicht so sicher. Auch das weibliche Geschlecht kennt eine Unterscheidung, die der zwischen Hure und Muttergottes entspricht, auf die Sie anspielen. Es ist die zwischen dem „lieben Kerl“ und dem „Bastard“. Zwar ziehen Frauen in der Theorie den warmherzigen, fürsorglichen und kommunikativen „lieben Kerl“ vor. In der Praxis aber können sie sich nicht der grösseren sexuellen Anziehungskraft jenes grausamen „Bastards“ entziehen, der nach dem Sex den Kontinent wechselt.

Warum rasieren sich alle Frauen und Männer unter 30 die Schamhaare? Die Duchess of Cambridge hat das ja gerade wieder schön gezeigt.


Ich wünschte, ich wüsste es.

Apropos Schamhaare: In Ihrem Buch vergleichen Sie Oralsex mit dem Kuss, den ein Priester einem Sünder auf die Stirn drückt, als Zeichen, dass Gott ihm seine Verfehlungen vergibt. Wie würden Sie Ihre These vor dem Papst rechtfertigen?


Ich würde argumentieren, dass Sex unsere seit Kindertagen verinnerlichte Unterscheidung zwischen schmutzig und sauber aufhebt. Das trifft nie mehr zu als beim Oralsex, bei dem wir unser Gesicht und damit unser öffentlichstes Selbst gegen unser vermeintlich schmutzigstes pressen. Dadurch dass wir das Geschlechtsteil unseres Partners küssen, saugen und lecken, lassen wir seiner Person eine Zustimmung zuteil werden, die ich mit der Vergebung ihrer Sünden vergleiche.

Eine andere erstaunliche These in Ihrem Buch ist, dass ein Mann auf seine Impotenz stolz sein sollte.

In der Tat. Impotenz ist oft ein Symptom der Angst davor, einem Partner unsere eigenen Wünsche aufzuzwingen oder ihn nicht wirklich zu befriedigen. Insofern ist sie nichts, für das wir uns schämen müssten. Ich kann mir sehr gut Plakate und ganzseitige Inserate vorstellen, die beiden Geschlechtern deutlich machen, dass Impotenz weit davon entfernt ist, ein Problem zu sein. Vielmehr sehe ich sie als Beweis für eine höhere Form von Zärtlichkeit. Statt sie zu verfluchen und mit Medikamenten zu behandeln, sollten wir in der Impotenz ein Zeichen von Geistestiefe und Moral erkennen.

Stichwort Moral: Sie behaupten, dass sich im Fall eines Seitensprungs nicht derjenige entschuldigen sollte, der seinen Partner betrogen hat, sondern derjenige, der betrogen wurde. Haben Sie während Ihres Studiums die Ethikvorlesungen geschwänzt?

Keineswegs. Dass ein Paar bereit ist, nicht ständig aus dem Käfig der Ehe auszubrechen, um seine sexuellen Begierden zu befriedigen, ist ein Wunder der Zivilisation. Ehepartner, die einander treu bleiben, sollten das Ausmass der Opfer erkennen, das sie für ihre Liebe und für ihre Kinder erbringen, und auf ihre Tapferkeit stolz sein. Wenn ein Partner trotzdem einmal fremd geht, sollte dies den anderen nicht zu einem Wutanfall verleiten. Stattdessen sollte er sich dafür entschuldigen, dass es ihm nicht gelungen ist, begehrenswerter zu sein.

Nach dem Tode Gottes erklärt die Philosophie auch den Tod der Ehe?

Formulieren wir es so: Die traditionelle Vorstellung von Liebe geht davon aus, dass die Ehe der ideale Rahmen ist, um unsere Sexualität auszudrücken. Tatsächlich aber ist sie selten der Ort, wo wir uns sicher genug fühlen, unsere innersten Bedürfnisse zu enthüllen. Eine Gummimaske aufzusetzen oder vorzugeben, ein inzestuöses Verhältnis einzugehen, fällt leichter mit jemandem, dem wir nicht jahrzehntelang beim Frühstück gegenübersitzen. Vielleicht ist Sex ganz einfach eine zu intime Angelegenheit für die Ehe.

Alain de Botton: Wie man richtig an Sex denkt. Kailash Verlag. 224 S.

Quelle: dominikimseng.com
*****qui Frau
10.579 Beiträge
Oh
man wenn das Buch so ist wie er schon gleich ins Interview einsteigt finde ich den guten sehr empfehlenswert *haumichwech*

Der erste Absatz hat mir schon richtig gut gefallen *lol*

lg may
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Ich habe das Buch soeben bestellt!

*zwinker*
*****e_M Frau
8.550 Beiträge
Themenersteller 
Theaterinstallation
...und falls wieder Fragen auftauchen, ob ich authorisiert bin dieses Bild zu posten - ja, ich bin es!

Mein Theater-Tipp für die nächsten Wochen:
*******ara Frau
1.193 Beiträge
Noch eine Trauermeldung
Nun hat es auch Sylvia Kristel dahin gerafft - die Leading Lady der Softporno Branche:



Lebe wohl, Emmanuelle!
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