Wir kommen anders
aus Freitag.de
Wir kommen anders
Aufklärung - Ist die Jugend von heute wirklich aufgeklärt? Fünf junge Berliner unterhalten sich über Sex. Wir haben zugehört ...
Das soll also die Generation Porno sein: versaut, frühentwickelt und gleichzeitig stockkonservativ. Statt Harry Potter hat sie im Internet Cumshots und Gangbang gesehen und vernünftig verhüten hat sie angeblich noch immer nicht gelernt. Geschichten und Vorurteile über die Jugend von heute gibt es fast so viele wie Aufklärungsbücher. Gerade ist wieder eines erschienen: Make Love (Verlag Rogner & Berhard, 22,95 Euro) ist ein Aufklärungsbuch, wie man es selber gern gelesen hätte: unverklemmt und unverschnörkelt, liebevoll und doch auf der Höhe der Forschung. Und am Ende sogar ein wenig verrucht.
Aber brauchen Jugendliche überhaupt noch solche Bücher? Wie aufgeklärt sind sie eigentlich? Was denken sie über Sex? Was wünschen sie sich? Und wie reden sie darüber, wenn sie unter sich sind?
Unsere jüngste Mitarbeiterin hat vier Freunde und Freundinnen an einem Nachmittag eingeladen, das zu tun, was sie angeblich eh ständig tun: über Sex reden. Bloß, dass diesmal ein Tonband laufen würde. Zwei Mädchen und zwei Jungen sagten sofort begeistert zu. Sie sind alle zwischen 18 und 20 Jahre alt. Sie stehen alle kurz vor dem Schulabschluss. Teilweise kannten sie sich untereinander, teilweise lernten sie sich an diesem Nachmittag kennen. Um 14 Uhr wurde das Band eingeschaltet, drei Stunden und fast 90 Zigaretten später haben wir es wieder ausgeschaltet.
Beim Abtippen trieb es dem Redakteur über so viel Offenheit zunächst die Schamesröte ins Gesicht, am Ende aber war er auffallend beschwingt und zuversichtlich, dass hier eine Generation heranwächst, die genauso unsicher, genauso sehnsüchtig, genauso neugierig ist wie alle vorherigen auch. Bloß, dass diese hier offen darüber spricht. Aber lesen Sie selber! Noch eins: Gegen den Wunsch der fünf haben wir ihre Namen verfremdet.
Charlotte: Wie war eigentlich euer erstes Mal?
Juri: Bei mir war es ein unfassbar unromantischer One-Night-Stand. Ich war in einem Club, wir haben getanzt und uns geküsst und sind irgendwann zu ihr. Ich weiß nicht einmal mehr, wie sie hieß oder wie es war.
Robert: Also bei mir war es schön. Ich war schon ein paar Monate mit meiner Freundin zusammen – wir waren beide 16 und hatten schon viel über Sex gesprochen – und dann hatte ich mal sturmfrei …
Maike: Klassisch!
Janina: Ich habe recht lange gewartet. Und dann hatte ich an einem Abend lange mit meinem neuen Freund geredet und auch ein wenig gekifft und dann ist es passiert. Es war eigentlich sehr schön.
Maike: Mein erstes Mal hat höchstens fünf Minuten gedauert und war total unspektakulär. Noch viel Luft nach oben. Und bei dir?
Charlotte: Ich hatte dazu ja wahnsinnig viel in Mädchenzeitschriften gelesen und diese Vorstellung, dass man sich im Kerzenschein und bei Lagerfeuer-Musik näherkommen würde. Ich hatte dann relativ früh das erste Mal Sex, mit 14, und das war natürlich total unromantisch und im Nachhinein hätte ich gern noch ein paar Jahre gewartet. Wie verhütet ihr eigentlich?
Maike: Pille.
Robert: Wenn man sich nicht kennt, dann mit Kondomen.
Alle: Genau!
Charlotte: In der Beziehung finde ich die Pille besser. Es ist ja bekannt, dass die meisten Männer ein Problem mit Kondomen haben. Und mich stört es ehrlich gesagt auch ein wenig. Wart ihr eigentlich aufgeklärt, als ihr das erste Mal Sex hattet?
Alle: Ja, klar.
Maike: Wie ist es bei euch zuhause? Redet ihr über Sex?
Unsere Generation muss man gar nicht mehr aufklären
Charlotte: In meiner Familie wird überhaupt nicht über Sex geredet. Nicht, dass die spießig wären, aber die reden einfach nicht drüber. Ich glaube, in der Vorstellung meines Vaters bin ich vier Jahre alt, habe ein rosa Kleidchen an und eine Schultüte in der Hand – der würde es nie verstehen, dass ich inzwischen Sex habe.
Maike: Mein Vater ist genauso. Aber meine Mutter hat schon früh ganz offen bei uns am Küchen-tisch mit Freundinnen über ihre Sexualität gesprochen. Das war bei uns normal.
Charlotte: Echt?
Maike: Klar, und als ich 16 wurde, hat sie mir so ein Sexbuch in die Hand gedrückt und gesagt: „Wird ja auch langsam Zeit.“
Robert: Meine Eltern haben mich sehr sachlich aufgeklärt, über Verhütung und Schwangerschaft. Aber heute würde ich nie mit ihnen über Sex reden wollen.
Juri: Meine Mutter ist ja Grundschullehrerin und hat dann irgendwann Aufklärungsbücher mitgebracht, aber ich finde unsere Generation muss man gar nicht mehr aufklären. Wir wissen doch eh schon Bescheid, weil man übers Internet so leicht Pornos schauen kann…
Maike: …aber was haben denn Pornos mit Aufklärung zu tun? Die sind doch total realitätsfern!
Juri: Ja, klar, ich weiß. Aber trotzdem ist man doch dadurch viel früher mit Erotik in Berührung gekommen und hat sich dann rasch informiert, oder?
Charlotte: Unsere Eltern denken ja, dass wir die Generation Porno sind, total versaut von dem ganzen Zeug im Internet.
Maike: Es ist schon so, dass unsere Generation viel Pornographie konsumiert. Du setzt dich einfach an den Rechner und klickst vorher auf „save“.
Charlotte: Oder hinterher auf „delete history“.
Die meisten Jugendlichen, die ich kenne, können das, was sie im Internet sehen, sehr gut von dem trennen, was tatsächlich passiert.
Robert: Schaut ihr gern Pornos?
Maike: Ja, schon, aber sicher nicht, um das hinterher nachzuspielen.
Juri: Es ist doch in unserer Generation jedem klar, dass das nicht der Wirklichkeit entspricht, oder?
Charlotte: Es gibt sicher viele 13-Jährige, die glauben, dass Frauen nach dreimal raus und rein kommen. Aber ich glaube auch, dass die Eltern ein völlig falsches Bild von uns haben. Die meisten Jugendlichen, die ich kenne, können das, was sie im Internet sehen, sehr gut von dem trennen, was tatsächlich passiert.
Juri: Was ich im Porno immer absurd finde: dass der Mann, kurz bevor er kommt, den Sex abbricht und sich über die Frau kniet, um ihr ins Gesicht zu spritzen. Darauf wäre ich nie gekommen.
Maike: Es gibt schon viele Jungs, die genau auf so etwas stehen…
Janina: Also ich schaue gern Pornos und auch gern zusammen mit meinem Partner. Ich empfinde das als Anregung, wir probieren auch Sachen aus, die wir gesehen haben. Mein Exfreund wollte mir dann unbedingt auch ins Gesicht spritzen, das wollte ich aber nicht, das fand ich respektlos.
Maike: Ich habe damit kein Problem. Es bringt mir zwar nicht viel, aber wenn er drauf steht.
Robert: Ich habe das mal mit meiner Exfreundin ausprobiert, aber es hat mich nicht besonders angemacht.
Charlotte: Das wäre für mich die totale und endgültige Demütigung. Ich würde mich fragen: Was ist das eigentlich für ein Typ, der so etwas gut findet?
Maike: Es ist halt eine Art Machtdemonstration des Mannes. Mich stört das nicht weiter, mir gefällt es, wenn der Mann ein bisschen dominant im Bett ist.
Janina: Das finde ich auch gut. Aber ich mag es nicht, wenn er vorgibt, wie es laufen muss.
Charlotte: Sagt mal, Jungs, wenn eure Freundin in den Ferien ist, und ihr euch einen runterholt, schaut ihr dann einen Porno oder denkt ihr an eure Freundin?
Robert: Dann schaue ich einen Porno. Ich habe doch Sex mit meiner Freundin, dann muss ich nicht auch noch an sie denken, wenn ich masturbiere.
Maike: So geht es mir auch. Habt ihr eigentlich einen Trick, damit ihr nicht zu früh kommt?
Robert: Naja, ich stelle mir dann Frauen vor, die mir nicht gefallen. Oder ich denke an ein mathematisches Problem. Ich will ja nach dem Sommer mein Informatik-studium beginnen und da gibt es genügend Fragestellungen, die einen ziemlichen ablenken können.
Maike: Überlegt ihr euch nach dem Sex manchmal: Das hätte ich besser machen können?
Juri: Ja, schon, aber wenn du mit deinem Partner darüber nicht reden kannst, ist das eine echt schwierige Frage. Wie sollst du denn wissen, was ihr gefällt?
Charlotte: Stimmt, ihr wisst gar nicht, ob es uns gefallen hat.
Juri: Naja, man merkt es schon, ob sie dir was vorspielt.
Charlotte: Nein!
Maike: Never!
Charlotte: Die besten Orgasmen meines Lebens habe ich vorgetäuscht!
Robert: Also, dann lieber nichts als etwas vorgetäuscht bekommen.
Charlotte: Du weißt doch gar nicht, wie viele Orgasmen dir vorgespielt wurden!
Robert: Doch, das weiß ich.
Charlotte: Wieso?
Robert: Weil noch keine Frau beim Sex mit mir einen Orgasmus hatte.
(Schweigen)
Charlotte: Also … äh … ich muss gestehen, ich habe wahnsinnig selten einen Orgasmus.
Janina: Nur durch den Akt komme ich auch nicht zum Orgasmus.
Charlotte: Ich auch nicht.
Maike: Sex ist auch ohne Orgasmus gut.
Robert: Dann bin ich ja beruhigt.
Janina: Und wie ist es, wenn ihr keinen hochkriegt?
Juri: Das ist mir mal passiert, als ich sehr viel getrunken hatte. Am nächsten Morgen war mir das wahnsinnig peinlich, aber meine Freundin fand das gar nicht so schlimm. Ich glaube, das ist für uns viel schlimmer als für euch, oder?
Maike: Im ersten Moment denkst du als Frau: Lag es an mir?
Es gibt unter Jungs bestimmte Themen, über die würde man nie sprechen. Zum Beispiel Penislängen
Charlotte: Ich wüsste gern, wie ihr Jungs eigentlich über Sex und Frauen redet, wenn ihr unter euch seid?
Juri: Wenn wir mit der Sportmannschaft auf Fahrt sind und da hat einer ein Mädchen aufgerissen, dann feiern wir den und geben ihm „high-five“. Unter Typen muss man so ein bisschen den Macho rauskehren und prahlen. Man redet viel oberflächlicher und geht nicht ins Detail. Und über Gefühle reden wir schon mal gar nicht.
Robert: Das kann ich nicht bestätigen. Mit meinem besten Freund habe ich immer viel über Gefühle geredet, aber fast nie über Sex. Und mit meiner besten Freundin dann eher ganz konkret über Techniken und Praktiken.
Juri: Es gibt unter Jungs bestimmte Themen, über die würde man nie sprechen. Zum Beispiel Penislängen. Das ist ein totales Tabuthema.
Robert: Genau!
Janina: Wie? Was? Ich dachte ihr redet ständig darüber!
Juri: Nein, nie! Und mich interessiert es auch überhaupt nicht. Also wenn ich über meinen Körper rede, dann nur mit einer Freundin.
Charlotte: Also lasst uns mal über Penisse reden.
Maike: Ja! Size matters!
Charlotte: Genau, je größer, desto besser.
Janina: Also ich finde Größe nicht so wichtig. Was findet ihr Jungs?
Robert: Ich denke ehrlich gesagt nicht so viel drüber nach, denn ich kann das ja sowieso nicht ändern.
Charlotte: Seid ihr denn zufrieden?
Juri: Ja.
Robert: Schon.
Charlotte: Das ist ja interessant, denn wenn du Frauen fragen würdest, ob sie mit ihren Ärschen und Titten zufrieden sind, würden die meisten sagen: naja.
Maike: Als Frau denkst du immer, du müsstest dünner sein. Aber dann sagst du dir: Hey, du hast Kleidergröße 38, das geht voll klar, warum glaube ich, zu dick zu sein?
Juri: Also ich finde bei einer Frau: Mehr ist mehr.
Robert: Genau, lieber etwas kräftiger als diese Superdünnen.
Charlotte: Ich bin bei Frauen seltsamerweise viel kritischer. Bei Männern, finde ich, geht alles: Die können superdünn sein oder etwas dicker, sehr behaart oder kaum. Aber bei einer Frau registriere ich sofort, ob sie fünf Kilo zu viel drauf hat. Das ist echt schlimm. Mein Körpergefühl ist sehr von der Tagesform abhängig. Es gibt Tage, da schau ich morgens in den Spiegel und denke: O Gott, du alte Fettkuh. Wie ist das denn bei den Jungs?
Juri: Wenn ich morgens in den Spiegel blicke und finde, dass ich schlecht aussehe, denke ich einfach: Scheiß drauf. Aber grundsätzlich versuche ich schon, gut auszusehen.
Maike: Du siehst gut aus.
Charlotte: Finde ich auch.
Juri: Aber ich habe auch Problemzonen. Mich regen meine kräftigen Oberschenkel krass auf, weil ich viele Hosen nicht anziehen kann.
Charlotte: Geht mir auch so.
Maike: Ich trage deshalb immer Männerhosen.
Charlotte: Ich finde, große Brüste sehen manchmal komisch aus. Ich stelle mir vor, dass es irgendwie schön ist, wenn Männer einem auf den Ausschnitt starren. Das ist ja irgendwie als Kompliment gemeint. Aber ich würde mich billig fühlen, wenn meine Brüste zu stark betont würden.
Maike: Es ist nicht wirklich ein Kompliment. Ein Freund meines Stiefvaters hat mir mal während des Abendessens die ganze Zeit auf die Brüste gestarrt, bis meine Mutter sagte: Es reicht jetzt auch mal.
Charlotte: Stimmt es, dass es Arschjungs und Tittenjungs gibt?
Robert: Ich guck mir das Gesicht an!
Charlotte: Och ja. Klar!
Robert: Doch, wirklich.
Juri: Ich schau eher auf die Titten, aber das Gesamtbild muss passen.
Charlotte: Ich schau bei Frauen auf die Titten. Wie ist es bei dir?
Janina: Ich stehe auch auf Frauen und finde Titten richtig wichtig. Obwohl die meisten meiner Frauen dann oft eher einen guten Arsch hatten. Was ich dann auch gut fand. Es ist also wohl letztlich nicht so wichtig.
Charlotte: Ich habe mich früher, wenn ich nach dem Sex aufs Klo gegangen bin, in eine Decke gehüllt, weil ich mich nicht nackt zeigen wollte. Inzwischen aber ist es mir ziemlich egal. Ich ziehe auch beim Sex nicht mehr den Bauch ein. Obwohl das ja besser ist für den Orgasmus.
Juri: Ach ja?
Maike: Klar, wegen der Becken-bodenmuskulatur.
Juri: Woher wisst ihr das?
Charlotte: Ich habe das irgendwo gelesen.
Juri: Wie trainiert man denn den Beckenboden?
Maike und Charlotte: Yoga!
Juri: Kennt ihr das, dass ihr euch mehr gehen lasst und weniger auf euer Äußeres achtet, wenn ihr einen Freund habt? Ich zum Beispiel kriege immer eine Beziehungsplautze.
Janina: Bei mir ist es so, dass ich mich anfangs schick mache, weil ich ihm gefallen will und dann, nach einer Zeit, lass ich mich gehen, um zu sehen, ob er mich wirklich mag. Wenn er dann bleibt, bemühe ich mich wieder.
Maike: Eine Art Test also!
Juri: Experimentiert ihr eigentlich viel im Bett?
Robert: Ja, sehr viel.
Charlotte: Also, ich würde gerne sagen können, dass ich sexmäßig wahnsinnig experimentell unterwegs bin, aber ich glaube, das Gegenteil ist richtig: Ich bin ein Gewohnheitstier, ich mag die Missionarstellung. Was anderes, habt ihr euch schon mal gefilmt beim Sex?
Maike: Nö.
Robert: Nee, ich wüsste auch nicht, wann man sich das dann anschauen will. Für eine Nachbesprechung, oder wie? (alle lachen).
Charlotte: Und wie ist es mit Analsex? Habt ihr damit Erfahrungen?
Janina: Ja.
Charlotte: Wie fühlt sich das an, so ein bisschen wie, äh, kacken?
Janina: Nee, aber klar, es ist schon ein wenig schmerzhaft. Es ist sehr eng, aber genau das gefällt mir daran. Hinterher ist man völlig gelöst. Kann ich jedem empfehlen.
Charlotte: Mein Freund will das absolut nicht.
Sex außerhalb der Beziehung ist entspannter, weil man dem Gegenüber keine Rechenschaft schuldig ist.
Janina: Ich musste meinen auch dazu überreden. Ich glaube, dass viele Jungs das irgendwie ekelig finden.
Robert: Ich würde es gern mal ausprobieren.
Janina: Findet ihr, dass Sex in der Beziehung oder bei einem One-Night-Stand besser ist?
Robert: Ich hatte noch nie einen richtigen One-Night-Stand.
Charlotte: Ich finde Sex in der Beziehung bringt Verantwortung mit sich. Man hat das Bedürfnis, dem Partner etwas zu bieten, weil man ihn gern hat. Sex außerhalb der Beziehung ist entspannter, weil man dem Gegenüber keine Rechenschaft schuldig ist. Mit meinem jetzigen Freund ist es besser, aber lange Zeit habe ich mich in Beziehungen nicht getraut zu sagen, was mir eigentlich gefällt. Bei einem One-Night-Stand fiel mir das viel leichter.
Janina: Ich rede über Sex. Und frage viel. Ich finde das wichtig.
Robert: Ich habe mit meinen Freundinnen auch immer über Vorlieben und Phantasien gesprochen. Das hat dazu geführt, dass wir viel ausprobiert haben. Sagt mal, habt ihr eigentlich Erfahrungen mit offenen Beziehungen?
Janina: Ja, und daran ist meine letzte Beziehung gescheitert. Das lief so: Ich hatte meine Leute und er seine, aber als mir klar wurde, dass er überhaupt keinen Wert darauf legt, wen er fickt, fand ich das krass.
Maike: Aber es war vorher so abgesprochen?
Janina: Ja, und wir wollten uns alles erzählen. Aber dann hat er das nicht mehr getan und ich habe irgendwann das Vertrauen verloren.
Charlotte: Warst du nicht eifersüchtig? Ich denke, wenn man jemanden wirklich liebt, dann ist man auch treu, und wenn man das nicht mehr schafft, stimmt auch in der Beziehung etwas nicht. Offene Beziehungen tun immer irgendwann irgendwem weh.
Juri: Ich hatte noch keine offene Beziehung, aber was ich von Freunden höre, hat meistens der eine Partner mehr Sex als der andere, und das führt dann zu Problemen. Mir ist Treue sehr wichtig, aber wenn meine Freundin mich betrügen sollte, heißt das nicht gleich, dass ich Schluss machen würde.
Charlotte: Ab wann würdest du sagen: Sie hat mich betrogen?
Juri: Wenn sie mit jemandem geschlafen hat.
Charlotte: Und knutschen?
Juri: Wenn sie mir das hinterher gesteht, dann würde ich ihr das nachsehen. Aber natürlich ist das ein gewisser Krampf: Jedesmal, wenn sie mal alleine feiern geht, hätte ich Angst, dass es wieder passiert.
Charlotte: Und was haltet ihr von der Regel: „Was sie nicht weiß, macht sie nicht heiß?“
Alle: Nichts!
Maike: Andererseits soll diese totale Ehrlichkeit doch auch nur das eigene Gewissen erleichtern, oder? Und wenn man erzählt, was vorgefallen ist, macht das die Sache für den, der betrogen wurde, letztlich nur noch schlimmer.
Janina: Ich will es immer wissen, weil die Wahrheit nie so schlimm ist, wie die Ungewissheit.
Charlotte: Ich bin schon mal fremdgegangen und mir ist Treue seither wichtiger. Und ich kann diese bescheuerte Ausrede: „Ich war so besoffen“ nicht mehr hören. Wenn ich so betrunken bin, kotz ich doch in die Ecke und gehe nicht mit jemand anderem ins Bett, oder?
Maike: Bei Alkohol stimmt das, aber bei anderen Drogen ist man wehrlos.
Robert: Bei MDMC zum Beispiel. Zunächst verspürst du ein großes Glücks- und Wachheitsgefühl. Du willst tanzen und glaubst, jeden zu lieben. Und bei den meisten wirkt es auch als Aphrodisiakum. Ziemlich stark sogar.
Maike: Stimmt! Ich hatte mal in einem Club mit neun ver-schiedenen Leuten was. Da dachte ich hinterher: Das passiert dir nicht einfach so, das war wegen der Droge.
Charlotte: Wollt ihr eigentlich später mal Familie haben?
Maike: Nö.
Janina: Ich will Kinder, aber keinen Mann.
Robert: Ich will unbedingt Frau und Kinder.
Juri: Ich möchte auch das klassische: Frau und zwei Kinder.
Janina: Ich glaube an die große Liebe, ihr auch?
Maike: Nein.
Robert: Ich glaube nicht an die eine große Liebe, ich glaube, es gibt mehrere Personen, mit denen es gut passen kann.
Juri: Ich glaube nicht, dass es Perfektion gibt, man muss an allem arbeiten.
Charlotte: Ich glaube, man kann sich viel einreden. Man kann also mit relativ vielen Menschen glücklich werden.
Janina, 19, ist Single. Die Schülerin macht nächstes Jahr Abitur.
Sie singt in einer Band und
geht am Wochenende gern auf Electro-Partys
Juri, 19, ist Single und spielt Hockey in der 1. Verbandsliga. Er studiert Mathematik und Physik auf Lehramt und möchte
später mal eine Familie gründen
Maike, 18, ist Single und hat das Abitur bestanden. Sie überlegt sich, ob sie Tätowiererin
werden soll. Alternativ würde
sie gern Bestatterin lernenRobert, 19, Single, hat gerade sein Abitur bestanden, ist von
zu Hause ausgezogen und
beginnt im Herbst ein
Informatik-Studium in Berlin
Charlotte, 19, in einer festen Beziehung, hat gerade ihr Abitur bestanden. Nach dem
Sommer möchte sie für drei Monate nach Argentinien