ein freund sagte mal (ich denke aber, das ist wohl eher ein spruch, der hinlänglich bekannt sein könnte): "wer zu allen seiten offen ist, ist nicht ganz dicht." erst habe ich herzlich gelacht und dann festgestellt, dass genau dieser duktus einigen menschen entspricht, die für sich eine offene beziehung oder polyamorie (die ich unterschiedlich definiere) mit unverbindlichkeit verquicken und dann eine schneise der (emotionalen) verwüstung hinterlassen bei jenen, die sich auf sie eingelassen haben.
ich lebe polyamor, allerdings tu ich das immer mit dem anspruch, dien andere_n und seine_ihre bedürfnisse und wünsche wahr- und ernst zu nehmen; über die ebenso wie meine zu sprechen und einen weg in den beziehungen zu finden, der allen gut tut (also kompromisse eingehen); verantwortungsbewusst miteinander umzugehen; verbindlich zu sein (wie auch immer sich das dann ausgestaltet); nicht zu versprechen, was ich nicht halten kann und zu halten, was ich versprochen habe.
wie gesagt: das ist der anspruch, mit dem ich in beziehungen gehe, das heißt nicht, dass ich ohne fehler bin und es auch mal verletzungen gibt - aber wie schon festgestellt wurde, unterschieden sich da offene und geschlossene beziehungskonzepte wenig.
ich kann mir für mich gar kein anderes modell vorstellen, weil ich über die jahre festgestellt habe, dass ich polyamor
bin ; meint: ich verliebe mich auch in neue personen, wenn ich mit einer zusammen bin und kann mehrere menschen gleichzeitig lieben. und ich kann keine monogame beziehung führen, weil ich mich und dien andere_n auf dauer unglücklich mache.
liebe, treue, offenheit, ehrlichkeit, solidarität und kommunikation sind meine orientierungswerte für das führen von mehreren beziehungen gleichzeitig.
(wobei hier treue eben nicht den ausschließlichen bezug auf eine person meint, sondern sich an das, was abgesprochen ist, halten.)
es kommt halt immer auf den entwurf an. wenn eine beziehung geöffnet wird, damit eine_r für ihren_ seinen ego-trip verantwortungslos durch die gegend vögeln kann (ums überspitzt zu schreiben), halte ich das auch für keinen guten ansatz.