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Paid For

Paid For
Hallo zusammen,

habe eben das sehr erhellende Buch "Paid For" der irischen Journslistin und Ex-Prostituierten Rachel Moran gelesen. Unbedingte Leseempfehlung angesichts der aktuellen Debatte über Illegalisierung der Prostitution.
Ich war bis zur Lektüre Verfechter der Legalisierung und der Überzeugung, dass Prostituierte besser geschützt sind, wenn es einen wie auch immer gestalteten gesetzlichen Rahmen für ihre Arbeit gibt. Ich dachte, dann könnten die Frauen eben auch Ansprüche stellen an den Staat und der steht in der Schuld. Eigene Motivation zu der Überlegung hatte ich nicht, habe nie für Sex gezahlt und hatte es auch nicht vor.
Inzwischen habe ich meine Meinung geändert (dank Moran) und bin für eine Kriminalisierung der Freier. Die zugrunde liegende (und mir auch nicht ganz neue) Erkenntnis ist, dass die Berührung einer Frau gegen ihren Willen immer Missbrauch ist. Und a) Freier berühren immer, sowie b) Prostitution ist immer gegen den Willen der Frau. Als regelmäßiger taz-Leser hatte ich eher eine Einstellung pro Sexarbeit. Ich wiederhole: als theoretische Übung, ich hatte nie persönlichen Nutzen aus einer Liberalisierung. Aber: ich lag falsch.

Hat wer das Buch schon gelesen?
Wie steht Ihr zur Kriminalisierungsdebatte?

Schönen Abend,
Louis
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Das Buch
kenne ich noch nicht, habe es aber eben bestellt.

Zur Kriminalisierungsdebatte --- hmm, in den entsprechenden Talk-Shows taucht immer eine "Sexarbeiterin" auf, die davon redet, dass es ein Job sei, wie jeder anderen, den sie freiwillig mache, und sie könne auch Freier ablehnen - und das ist dann eine junge Frau aus dem "Hochpreis-Segment" der Branche.

Wenn ich dann aber höre, dass 90% der Frauen eben nicht freiwillig arbeiten, wenn ich das Schicksal von Opfern von Frauenhandel und Zwangsprostitution anschaue, wenn ich von einem Polizisten Geschichten höre, wo Freier die Prostituierte geschlagen und oder bestohlen haben ...

... dann kriege ich schon Wut auf die Überheblichkeit, wie diese Schicksale in der Diskussion immer ignoriert werden. Immer da, wo es sehr preiswert zugeht, kann. mit Verlaub, ein Freier nicht allen Ernstes glauben, dass diese Frau dies freiwillig und wegen der Kohle macht.

Dass die Legalisierung in Deutschland unser Land zum Himmel für Zuhälter und Menschenhändler gemacht hat, sowie zum Puff Europas, hat sich ja mittlerweile auch herumgesprochen. Ob die Kriminalisierung der Freier eine Lösung ist, oder ob man andere Methoden findet, die Ausbeutung einzudämmen ... darüber bin ich mir noch nicht im Klaren.
Alle reden es schön
so lange sie noch aktiv dabei sind. es gibt den spruch, das eine unglückliche nutte nichts verdient...

Ich glaube, das der Job nur durchs Schönreden auszuhalten ist. Hier im Joy gibt es ja auch die eine oder andere soooo glückliche Sexarbeiterin, die den Joy offensichtlich nutzt , um Kunden anzulocken.

Natürlich muss sie schreiben, das ihr Job toll ist, sonst würde sie ihr Klientel doch vertreiben. Ich kenne keine Frau, die nach dem Ausstieg nicht sagt, wie mies es war.

Aber bis dahin treten sie arrogant, latent aggressiv und scheinbar selbstsicher auf.

In zehn Jahren werden sie anders klingen- falls sie dann noch leben.

Und niemanden hassen diese Frauen in der Zwischenzeit so sehr wie Frauen, die Klartext schreiben. Das macht es so schwierig und hlt sie natürlich in ihrem Milieu...
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Die Autorin
dieses Buches war selber im Gewerbe, schreibt aber als Journalistin, also sind es nicht nur die Erinnerungen einer Person. Leider ist es wohl nicht auf Deutsch erhältlich ? Ich werde demnächst anfangen zu lesen und dann meinen Eindruck formulieren.

Im letzten Jahr habe ich mehrere Dokumentationen zu dem Thema gesehen, die auch eine andere Botschaft verkündeten, als die 10 % der "Eskort-Damen". In einer Talk Show (ich glaube, Jauch), war auch die Bürgermeisterin einer Stadt, die weiland für die Legalisierung stimmte, die aber heute die Folgen dieser Entscheidung mehr als bedauert.

Na ja, und im Sommer habe ich in Berlin eine Einrichtung besucht, die sich um Frauen aus Afrika kümmert, die Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution geworden sind ... da geht mir dann jegliches Verständnis für das "Sexgewerbe" verloren.
*******ara Frau
1.193 Beiträge
Differenzierung
Ich denke, dass es tatsächlich Frauen gibt, die sich freiwillig für die Prostitution entschieden haben und mit diesem Job gut leben können.

Aber das dürfte ein verschwindend geringer Prozentsatz sein - 10% halte ich für eine sehr optimistische Schätzung!

Ich habe in einem früheren Leben als Verkäuferin gearbeitet, auch im Luxus-Segment - und wenn ich mir überlege, wie oft ich von arroganten, arschlochigen Kunden angekotzt war, zu denen ich trotzdem freundlich und servil sein musste - was fühlen dann erst Frauen, die solche Menschen körperlich an sich heran lassen müssen!

Allerdings sehe auch ich eine Kriminalisierung der Prostitution kritisch - denn sind die Frauen erst mal entrechtet, geht es ihnen noch schlechter!

Wenn schon Kriminalisierung, dann die der Freier; das Anbieten der "Dienstleistung" sollte aber weiterhin straffrei bleiben.

Vielleicht ein hinkender Vergleich, aber so ähnlich wie bei der Waffenfrage: das Herstellen und Verkaufen von Waffen ist legal - die Nutzung derselben und das Töten von Menschen jedoch nicht!
Mythen betreffend Prostitution
Vielen Dank für Eure Antworten!

Ich antworte in einem Text auf mehrere Aussagen.

>Wenn ich dann aber höre, dass 90% der Frauen eben nicht freiwillig arbeiten, wenn ich das Schicksal von Opfern von Frauenhandel und Zwangsprostitution anschaue

Moran erklärt, dass wir Menschen immer denken, Zwang könne nur durch Menschen entstehen. Es gibt aber auch Umstände, die zwingen. Und wenn Du jung und ohne Ausbildung und aus einer dysfunktionalen Familie kommst, ist letztlich nur noch der Körper das Kapital. Aber auch andere Situationen können in die Prostitution führen, sie hat auf der Straße immer vor Schulanfang und vor Weihnachten Frauen getroffen, die offensichtlich für Schuluniform und Geschenke für die Kinder anschaffen gingen.

> selber im Gewerbe, schreibt aber als Journalistin, also sind es nicht nur die Erinnerungen einer Person. Leider ist es wohl nicht auf Deutsch erhältlich ?

Nein, sie ist inzwischen auch Frauenrechtlerin und -aktivistin und hat daher Einblick in die aktuelle Industrie und in die aktuelle Forschung. Auf Deutsch wird es derzeit übersetzt, aber es gibt noch keinen Verlag, der es veröffentlichen möchte. Weiß ich zufällig sehr genau, weil ich von der Übersetzerin das Buch zu Weihnachten bekommen habe.

> Frauen aus Afrika kümmert, die Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution geworden sind

Letztlich ist es egal, ob man geraubt wird und in unwürdige Arbeitsbedingungen kommt, oder ob man dort seiner Würde beraubt wird. Beiden gemeinsam ist, dass die Frauen zur Ware werden. Diese Sicht auf das Geschlecht ist das eigentliche Problem. Das führt dazu, dass z.B. ein Vater seinem Sohn eine Prostituierte mietet, um dessen Jungfräulichkeit zu beenden. Welche Partner, Ehemänner, Väter werden Jungen, die als ersten Sexualkontakt erleben, dass eine Frau für Geld zu haben ist?
Und das ist das schlimme an einer legalisierten Prostitution. Sie macht diesen Weg zu einem für ALLE Frauen prinzipiell denkbaren. Für keine ist er erstrebenswert.

> Aber das dürfte ein verschwindend geringer Prozentsatz sein - 10% halte ich für eine sehr optimistische Schätzung!

Das ist sicherlich eine Überschätzung. Moran sagt, es geht um drei essentielle skills, um in dem Geschäft zu überleben:
Die Fähigkeit, den Würgereflex zu unterdrücken.
Die Fähigkeit, das Bedürfnis zu weinen zurückzuhalten.
Die Fähigkeit, sich vorzustellen, dass die aktuelle Realität nicht wirklich passiert.

> Allerdings sehe auch ich eine Kriminalisierung der Prostitution kritisch - denn sind die Frauen erst mal entrechtet, geht es ihnen noch schlechter!
Wenn schon Kriminalisierung, dann die der Freier; das Anbieten der "Dienstleistung" sollte aber weiterhin straffrei bleiben.

Beides muss strafbar sein, allerdings mit einem härteren Strafmaß für die Freier. Und mit einem echten und ehrlichen Programm zur Resozialisierung der Frauen. Sie müssen eine Möglichkeit zur Ausbildung und in einen Beruf bekommen. Sonst werden die Umstände sie wieder zwingen. Diese Feinheit an der schwedischen Gesetzgebung war mir nicht bewusst. Ich war auch überzeugt, dass Frauen besser aufgehoben wären, wenn sie nicht auf der Straße arbeiten, sondern in warmen Zimmern. Aber die Bordelle schaffen eine eigene Schattenwirtschaft und erzeugen Raum für kriminelle Machenschaften. Und sie schützen keinesfalls. Bei einer Razzia im Pascha waren von 19 Prostituierten 4 unter 16 Jahren. Da muss meines Erachtens nicht mehr diskutiert werden.

> das Herstellen und Verkaufen von Waffen ist legal - die Nutzung derselben und das Töten von Menschen jedoch nicht!

Das hinkt tatsächlich. In diesem Fall bedeutet es, dass es legal ist, eine Vagina zu haben. Es ist auch legal, sie selbstbestimmt zu nutzen. Aber es darf nicht legal sein, einen Menschen in eine Situation zu bringen, in dem die Vagina (und alle anderen Körperöffnungen) von Menschen benutzt werden. Das Kommerzialisiert den Körper, das hat mit Emanzipation nichts zu tun, sondern mit einer seriellen und millionenfachen Verletzung von Menschenrechten. Es ist eine Schande für unser Land und unsere so hohe Kultur, dass wir das Rauchverbot in Gaststätten und in Zügen mit dem Argument bekommen haben, dass die dort arbeitenden sonst Lungenschäden bekommen - und gleichzeitig eine ganze Gruppe arbeitender Frauen dem Gesetzgeber völlig am Arsch vorbei geht, obwohl sie täglich körperlicher und psychischer Gewalt ausgesetzt werden. Die Lungen der Schaffner sind mehr wert als die Seelen der Prostituierten. Das schmeckt mir nicht.

Allerdings ist unsere Gesellschaft, wie die taz neulich auch mal schrieb, von diesen Leuten hier geprägt (und anderen):
"(...) am 15. Mai 1997 unter anderem folgende Abgeordnete gegen die Strafbarkeit der Vergewaltigung in der Ehe gestimmt: Dr. Norbert Blüm, Norbert Geis, Dr. Burkhard Hirsch, Volker Kauder, Karl-Josef Laumann, Dr. Peter Ramsauer, Horst Seehofer, Erika Steinbach, Dr. Theodor Waigel, Dagmar Wöhrl."

Sehr Ihr die Gleichheit in der Sicht auf Frauen? Wie bitter, dass hier auch zwei Frauen mit abgestimmt haben...

Lese jetzt noch die letzten Seiten und schreibe dann meiner Schwester, dass sie Recht und ich unrecht hatte in der Kriminalisierungsdebatte. Verdammt, gebe das immer so ungern zu.

Louis
*******ara Frau
1.193 Beiträge
Das hinkt tatsächlich. In diesem Fall bedeutet es, dass es legal ist, eine Vagina zu haben. Es ist auch legal, sie selbstbestimmt zu nutzen. Aber es darf nicht legal sein, einen Menschen in eine Situation zu bringen, in dem die Vagina (und alle anderen Körperöffnungen) von Menschen benutzt werden

Dann versuche ich mal, es noch differenzierter auszudrücken:

wenn eine Frau, durch welche Gründe auch immer, gezwungen oder gewillt ist ihren Körper zu verkaufen, sollte sie dafür nicht bestraft werden.

wenn ein Mann, aus welchen Gründen auch immer, den Körper einer Frau (auch nur für eine begrenzte Zeit) käuflich erwerben will, dann sollte dies sehr wohl strafbar sein.

Meines Wissens ist dies das Modell der schwedischen Rechtsprechung, ich lasse mich aber gerne korrigieren.

Wenn die Frau es wünscht, statt der Prostitution eine andere Erwerbsmöglichkeit zu ergreifen, sollte sie in diesem Bestreben auf jeden Fall unterstützt werden.

Wobei es heute schon so ist, dass Jeder, der seinen bisherigen Beruf nicht mehr ausüben kann/will bei der Agentur für Arbeit oder den Rentenversicherungsträgern eine berufliche Rehabilitation (aka Umschulung) beantragen kann. Nur wissen das viele leider nicht. Und es ist ein gewisser bürokratischer Aufwand vonnöten, den viele scheuen.
Schweden
Du hast völlig recht, es ist der Freier, der bestraft wird, allerdings mit Sozialstunden oder kleinen Geldstrafen. Also etwas lachhaft.

Ich glaube, dass es vielen Prostituierten nicht klar ist, dass es ein System gibt, dass sie auffangen könnte. Und tatsächlich ist der Verwaltungsapparat sicherlich nicht immer sehr einladend. Wir sprechen eben auch nicht von studierten, gelangweilten Frauen, die sich abends die Weiterbildungsprogramme downloaden können. Sondern von Menschen ohne jede Ausbildung, deren Adoleszenz (und damit die ganze Sozialisierung) innerhalb eines Systems stattfand, dass sie jeden Tag mehrfach überzeugt hat, nichts wert zu sein. Und im Verlauf kommen dann die Komorbiditäten dazu, Depression, Substanzmissbrauch, alles eine schlechte Basis, um sich einfach mal für eine Umschulung zu bewerben und das dann durchziehen zu können.
Die Frau muss, bevor sie wünschen kann, zunächst realisieren können, dass es eine Alternative geben könnte.
Diese Realisierung ist ihr nicht ohne weiteres möglich.
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Rechtslage
In Irland, dem Land, aus dem die Autorin des oben erwähnten Buches kommt, ist Prostitution illegal, also steht eine Frau völlig außerhalb der Gesellschaft und es muss sie einige Überwindung kosten, eine Umschulung oder sonstige Maßnahmen zu beantragen.

Mit dem Prostitutionsgesetz von 2001 sollten solche Zustände vermieden werden, in dem Prostitution als Dienstleistung geregelt ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Prostitutionsgesetz

In Schweden macht sich der Freier seit 1999 strafbar:
...„Gesetz zum Verbot des käuflichen Erwerbs sexueller Dienstleistungen“ ...: „Wer sich gegen Entgelt Gelegenheit zu sexuellen Handlungen verschafft, wird – sofern die Tat nicht nach dem Strafgesetzbuch mit Strafe bedroht ist– wegen käuflichen Erwerbs sexueller Dienstleistungen mit Geldstrafe oder Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft.“
http://de.wikipedia.org/wiki … #Schwedisches_Modell_ab_1999

Der Gedanke dahinter ist, dass Prostitution nicht mit der Würde der Frau vereinbar ist, so dass die Frauen nicht bestraft, sondern geschützt werden sollen.

Allerdings trifft auch dieses Modell auch in Schweden selbst auf Kritik - nichts ist ideal. Ein Artikel in der ZEIT, den ich gefunden habe, fasst die Standpunkte der Kritiker und Befürworter zusammen.
http://www.zeit.de/gesellsch … itution-verbot-freier-strafe
******ana Frau
1.991 Beiträge
vor der rechtslage
stellt sich doch die frage:

wo zieht man die grenze?

lg su
*******ara Frau
1.193 Beiträge
Wer einer Fliege das linke Auge ausschießen will ...
Ich fürchte nur, dass genau diese Grenze nie genau zu ziehen sein wird!

Denn dann müssten Definitionen für tausende Einzelfälle geschaffen werden. Dies zeigt sich sehr gut in der Diskussion des "Zeit" Artikels.

In Schweden z.B. gilt es schon als "Vergewaltigung", wenn Sex ohne Kondom vollzogen wird. Julian Assange kann ein Lied davon singen. (Diese Vorwürfe sind meines Wissens bis heute nicht vollständig geklärt)

Und ich weiß aus den hiesigen Forendiskussionen, dass viele Damen bei einem Date vor dem Sex ganz selbstverständlich davon ausgehen, dass der Herr die Rechnung komplett übernimmt.

Sind das dann "Naturalien-Nutten"? Sex gegen Restaurantbesuch ist auch eine Form von Bezahlung!

Diese Beispielreihe ließe sich mühelos ohne Ende fortsetzen. Selbst der gerechteste und verantwortungsbewussteste Gesetzgeber wird irgendwann vor Grenzen gestellt.

Das ist nicht schön, aber leider nun mal Realität.
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Na ja
Der Gesetzgeber setzt eine Norm, interpretieren und anwenden müssen die Gesetze dann die Juristen und Gerichte.

Das mit dem Date und dem Essen ist so eine Sache: Essen gegen Sex, so einfach formuliert ist das eine Form von Prostitution, vor allem, wenn die Frau keine Lust auf den Mann hat, aber den Sex liefert, weil er ja das Essen bezahlt hat. Und erst recht, wenn sie auf dieses Essen als endlich mal eine warme Mahlzeit angewiesen ist und er dies weiß und sich dadurch Sex "erkauft".

Wenn sie aber mit ihm ins Bett geht, weil er ihr gefällt und sie das so will, dann ist die Forderung, dass er bezahlt, nur ihre Idee von "Gentleman". Oder seine - für manche Männer ist es eine Beleidigung, wenn sie eine Frau nicht einladen dürfen. Auch ohne "Gegenleistung".

Das dann im Einzelfall zu klären wäre die Sache eines Gerichts, aber auch nur, wenn jemand angeklagt wird.

Grauzonen wird es immer geben.
******ana Frau
1.991 Beiträge
grauzone
exakt...

in die richtung, ab wann es prostitution ist, genauso wie die frage, ob zwang welcher art auch immer dahinter steht.

hilft kriminalisierung bei der klärung dieser fragen?

hilft kriminalisierung den frauen und den männern, die sich prostituieren?

ich glaube nicht...

lg su
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Deshalb
will ja keiner die Prostituierten kriminalisieren, also jedenfalls nicht in Schweden und bei uns ist das auch nicht so.

Ich denke, es gibt immer noch jede Menge eindeutiger Fälle, wo Sex für Geld angeboten wird und so auch konsumiert wird. Da muss man nicht jedes Date unter die Lupe nehmen.

Da, wo Frauen für wenig Geld arbeiten, kann man(n) eigentlich davon ausgehen, dass sie es nicht ganz freiwillig tun. Vor allem, wenn sie auch noch wenig Deutsch sprechen.
******ana Frau
1.991 Beiträge
sorry...ich habe mich ungenau ausgedrückt.

hilft die kriminalisierung der freier irgendwem?

lg su
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Oops
Da habe ich Dich falsch verstanden, sorry.

*blumenschenk*
****oie Frau
3.352 Beiträge
*******na57:
Da, wo Frauen für wenig Geld arbeiten, kann man(n) eigentlich davon ausgehen, dass sie es nicht ganz freiwillig tun.

prekäre beschäftigungsverhältnisse sind ja nun beileibe nicht auf die prostitution beschränkt.
und die meisten menschen müssen irgendwie ihr geld verdienen, um ihren lebensunterhalt zu verdienen.

für mich werden da dinge - auch emotional - gemischt, die eigentlich nicht zusammengehören.

und mal ganz davon ab: auch vor der legalisierung in deutschland hat es prostitution gegeben und das nicht unbedingt unter bedingungen, die für die prostituierten besser waren.

die frage ist doch, ob man menschenhandel und unwürdige arbeitsbedingungen nur mit verbot der arbeit in den griff bekommt.

in anderen branchen macht man das bezüglich arbeitsbedingungen auch nicht ...
(sonst gäbe es wohl auch andere arbeitsplätze für frauen bei grossen arbeitgeber nicht ...)
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Ja, aber...
Deine Argumentation geht davon aus, dass Prostitution ein Beruf wie jeder andere ist.
Ist da aber nicht doch ein Unterschied, ob ich meinen Körper und meine Intimität verkaufe oder einfach meine Arbeitskraft ?

Was ich meine , ist, dass ich nicht glaube, dass in einem "Flat Rate Bordell" Frauen arbeiten, die auch andere Möglichkeiten hätten.

Ja, auch vor der Legalisierung hat es Prostitution gegeben mit allen negativen Folgen ... aber da war Deutschland nicht das Wunderland für Menschenhändler und das Bordell Europas. Diese Folge hatten die Macher des Gesetzes so auch nicht gewollt, aber es ist so gekommen.

Eine einfache Lösung habe ich aber auch nicht auf Lager ... deshalb bin ich dankbar für solche Diskussionen.

Eine kritische Einstellung gegenüber der Prostitution - damit meine ich nicht, das Herabschauen auf die Frauen, die das machen, sondern die Verachtung der Einstellung gegenüber Menschen, die sich dahinter verbirgt/verbergen kann - das wäre doch mal was. Oder?
****oie Frau
3.352 Beiträge
genau das ist der moralische aspekt!

wir sind dazu erzogen worden es genau so zu sehen.

nur auch die verkäuferin verkauft ja nicht nur ihre arbeitskraft.
wie viele erleben ihre tätigkeit als emotionalen stress und oftmals als missbrauch, weil sie eben sich nicht wehren können (weil sie abhängig sind) auch wenn die bedingungen für sie menschenunwürdig sind?

wir machen aber den unterschied, daß eben sex etwas anderes ist.

ob es das wirklich ist?
ich zweifle da oft dran.

und zum thema "wunderland der menschenhändler": ich mag nicht glauben, daß man das nur eindämmen kann bzw. wirklich eindämmen wird, wenn man den beruf verbietet.

aber vielleicht bin ich da auch nur von dem, was ich vor über 20 jahren in hamburg am rande durch kontakt mit im knast sitzenden luden mitbekommen habe desillusioniert.

ausserdem kenne ich eben heute auch frauen, die selbstbestimmt und zufrieden diesem beruf nachgehen.

genauso aber auch die ausgebrannte hure.
(aber eben auch die ausgebrannte supermarktverkäuferin.)

nachgerade zynisch aber finde ich, wenn sich darüber aufgeregt wird, daß männer an der vermietung von bordellzimmern geld verdienen. aber manager in einem grossen betrieb sein, der lebensmittel oder drogeriartikel verkauft und der u.a. genau auch deshalb profitabel ist, weil die niedrigste lohngruppe frauen in prekären beschäftigungsverhältnissen mit unter- oder unbezahlter mehrabeit sind, daß ist in diesem land völlig legitim.

schwarzarbeit auf dem bau wird nicht durch das verbot von bautätigkeit entgegen gewirkt. jeder würde das lächerlich finden. zu recht. auch hier findet man andere möglichkeiten.

nur bei sexarbeit nicht?

ich denke dafür gibt es einen guten grund.
und der grund ist meinem gefühl nach im endeffekt eben sexmoral. und nicht mitleid mit frauen, die in problematischen situationen leben.
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Völlige Zustimmung
zu vielem, was Du sagst.

Wenn ich das Gewerbe kritisch sehe, dann nur durch das, was ich so am Rande mitbekomme - von daher sind Denkanstöße wichtig.

Wenn eine Verkäuferin sich ausgebrannt und ausgebeutet fühlt, dann ist das das Ergebnis unserer kapitalistischen Wirtschaft, die solche Art von Ausbeutung stillschweigend oder mit wenig Protest akzeptiert. Dass dies Zustände sind, gegen die vorgegangen werden muss, steht außer Frage.

Dieser Vergleich hilft aber Frauen, die aus wirtschaftlicher Not in die Prostitution geraten sind, nicht unbedingt weiter.

schwarzarbeit auf dem bau wird nicht durch das verbot von bautätigkeit entgegen gewirkt. jeder würde das lächerlich finden. zu recht. auch hier findet man andere möglichkeiten.
Da hast Du Recht - und vielleicht gibt es auch "andere Möglichkeiten" um die Missstände im Sexgewerbe abzustellen, ich weiß es nicht.

Versteh mich richtig, ich bin nicht prüde, ich verachte niemanden wegen seiner Lebensführung oder Berufswahl. Aber ich frage mich, in wie vielen Fällen es wirklich eine "Wahl" ist und nicht eher ein Zwang.
****oie Frau
3.352 Beiträge
nun ja ... ich denke das argument daß (angeblich) die überwiegende zahl nicht freiwillig arbeitet, verfängt nicht wirklich.

vor ewigen zeiten habe ich im radio mal einen beitrag zum thema mindestlohn gehört. da ging es u.a. um den verdienst einer friseurin in deutschland im vergleich zu england und dem umstand, daß bei bestimmten berufen sehr häufig zusätzlich staatliche unterstützung notwendig ist, weil der verdienst nicht zum leben reicht.

*******na57:
Wenn eine Verkäuferin sich ausgebrannt und ausgebeutet fühlt, dann ist das das Ergebnis unserer kapitalistischen Wirtschaft, die solche Art von Ausbeutung stillschweigend oder mit wenig Protest akzeptiert.

ist das bei sexarbeit wirklich so viel anders?

wenn verhindert würde, daß frauen aus ländern, in denen die wirtschaftliche situation sehr viel schlechter ist, als bei uns, hier für die konsumenten relativ günstig - aber für sie im zweifel viel geld - ihren körper verkaufen könnten, in dem die bedingungen so wären, daß höhere preise entstehen, dann würde es wohl schon anders aussehen.

es ist weltweit so, daß menschen aus ländern, in denen es ums überleben geht, bereit sind in anderen ländern unter teilweise unmenschlichen - zum teil sogar tödlichen (bau der stadien für die fussball wm) bedinungen zu arbeiten.

nicht selten passiert genau das auch deshalb, weil diejenigen, die was tun könnten, gegen die ausbeutung nicht vorgehen.

insofern stellt sich schon die frage, was passieren würde, wenn freier nur noch sex bei frauen kaufen dürften, die eben keine zwangsprostituierte sind. (ansonsten ggfs. strafbewehrt.)
natürlich wäre dann die frage: wie unterscheidet man das.

in unserem land muss man sich für viele berufe anmelden.
sich kontrollieren lassen.
rein theoretisch wäre auch hier - mal ins grobe gesprochen - eine ansatzmöglichkeit für kontrollen. (die kontrollen gegen schwarzarbeit auf dem bau funktionieren über sozialversicherungsausweise - meiner kenntnis nach muss die anmeldung von arbeitern beim bau durch den arbeitgeber schneller erfolgen, als in anderen branchen.)

ich denke es gibt eine ganze reihe von möglichkeiten, mit denen man gegen prekäre arbeitsbedingungen vorgehen könnte. ohne berufsverbot.

aber das müsste man wollen.

und dann schnappt wieder die moralfalle zu.

weil eben sex etwas soziales ist. (angeblich) mit liebe zu tun hat. und in unserer gesellschaft doch immer noch sehr romantisch betrachtet wird.

ein schritt zu verbesserung der situation von frauen in diesem bereich, wäre ein einerseits sehr einfacher - andererseits extrem schwerer:

in dem moment, wo eine frau wenn man sie fragt, was sie beruflich macht, genauso entspannt "prostituierte" sagen kann, wie "verkäuferin" oder "friseurin", wäre wahrscheinlich ein guter teil des problems gelöst.

und natürlich auch dann, wenn männer bereit wären angemessene preise für diese dienstleistung zu zahlen.

nur das wollen (und teilweise können) wir ja auch in anderen bereich selten. (man denke an die löhne bei sicherheitsdiensten / objektbewachung, putzfrauen /-männer, verkauf, friseurbereich etc. pp.)
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Wieder viel Zustimmung
Oft musste ich bei Deinem Beitrag nicken ... und klar, Ausbeutung von Menschen passiert täglich und es ist egal, ob es dabei um Sex oder Bauarbeiten geht. Die Not anderer Menschen auszunutzen ist verwerflich, keine Frage.

Was die Moralgeschichte angeht ... also, da bin ich mir nicht so sicher. Das Prostitutionsgesetz geht ja eben davon aus, das dies ein Beruf wie jeder andere ist, dass die Frauen sich krankenversichern können und so weiter. Auch in den Diskussionen in Talk Shows etc. sehe ich wenig vom moralischen Zeigefinger, jedenfalls nicht den "Anbietern" gegenüber.

Andererseits ist es ja sogar schon auf dieser Plattform vorgekommen, dass einer Frau ihre Mitgliedschaft und ihr angeblich "lockerer Lebenswandel" hier vorgeworfen wird. Allerdings ist das wirklich eine altmodische Doppelmoral, denn Männer dürfen ja so locker leben, wie sie wollen.

Es geht bei der Diskussion auch nicht um Moral, denke ich, sondern um das Umfeld - die Idee eine entkriminalisierte Prostitution schafft ein "sauberes" Milieu, in dem es keine Drogen, keinen Menschenhandel und keine Zwangsprostitution gibt, hat sich ja als Wunschtraum herausgestellt.

Und noch mal: einen aufdringlichen Kunden an der Kasse abzufertigen ist eine Sache. Und auch Frauen können Sex ohne Liebe genießen. Aber ich denke die ganze Zeit - was wäre, wenn ich für meinen Lebensunterhalt darauf angewiesen wäre und nicht mehr wirklich die Wahl hätte, von wem ich mich begrabschen lasse ?

Und vor allem: wie würde ich mich fühlen, wenn der andere mich "gemietet" hat - mich, nicht meine Arbeitskraft - und mich so auch behandelt ...

Ohne Moralkeule empfinde ich das immer noch nicht als einen "Beruf wie jeden anderen", auch, wenn es Frauen gibt, die das wirklich und glaubhaft so leben können.
****oie Frau
3.352 Beiträge
*******na57:
Aber ich denke die ganze Zeit - was wäre, wenn ich für meinen Lebensunterhalt darauf angewiesen wäre und nicht mehr wirklich die Wahl hätte, von wem ich mich begrabschen lasse ?

das ist aber eben doch genau deine wahl - und im endeffekt deine moral.
ich möchte eine ganze menge berufe nicht ausüben ...

*******na57:
Es geht bei der Diskussion auch nicht um Moral, denke ich, sondern um das Umfeld - die Idee eine entkriminalisierte Prostitution schafft ein "sauberes" Milieu, in dem es keine Drogen, keinen Menschenhandel und keine Zwangsprostitution gibt, hat sich ja als Wunschtraum herausgestellt.

eben da glaube ich nicht, daß es nichts mit moral zu tun hat.
eben weil in anderen bereichen anders kriminellen machenschaften gegenübergetreten wird.
weil in anderen breichen unmenschliche bedingungen viel weniger angeprangert werden.

nur weil du drogen erwähnt hast:
auch das ist ein bereich wo unsere gesellschaftlichen und moralischen vorstellungen eben "wirken".
alkohol ist erlaubt und der staat verdient daran mit.
hasch nicht.
das hat kulturelle hintergründe. aber ist hasch wirklich gesundheitlich schädlicher als alkohol?

(und sogenannte "einstiegsdroge" ist es nach wie vor u.a. auch, weil es eben im gleichen umfeld verkauft wird, wir härtere drogen.)

ich denke man kann das nicht wirklich trennen.
Dolce Amara
WENN ein Mann mit mir ins Restaurant möchte zahlt er auch die Rechnung. Ich sehe nicht, wo ich mich angeblich bereichert hätte. Denn der Kalorienwert beträgt höchstens 2 Euro.

Würde der Mann mich als Escort buchen müsste er 200 Euro pro angefangene Stunde zahlen und natürlich die Rechnung zahlen. Und mit eskortieren meine ich reine Begeitung, da wird nichts hoch- oder- runtergeholt.

In sofern - sorry- hinkt das beispiel ganz gewaltig.

Ob es bei Frauen, mit denen niemand essen möchte, wenn es keinen Sex gibt, einschlägig werde, weiss ich gerade nicht. Ist noch zu früh...
****oie Frau
3.352 Beiträge
**********Hmaso:
In sofern - sorry- hinkt das beispiel ganz gewaltig.

nun ja ... hinkt das beispiel wirklich?

daß männer bezahlen, wenn sie mit frau ausgehen, hat sich historisch entwickelt.
und so lange ist es noch nicht her, wo die ehe die versorgungsanstalt der frau war und damit auch die pflichten der frau gegenüber ihrem mann definiert waren. dazu gehörten auch die "ehelichen" pflichten = sex.

historisch gesehen haben männer seit ewigen zeiten auf die ein oder andere art und weise für sex bezahlt und es war ein tauschgeschäft.
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