******n68:
Klar hat jeder Mensch das Grundbedürfnis nach Berührung und Zärtlichkeit. Idealerweise sollte dies immer kostenlos sein. Funktioniert aber leider nicht immer und genau deswegen ist ja auch eine legale Prostitution wichtig. Egal, ob integrativ oder nicht.
nein: nichts im Leben ist kostenlos. Alles hat seinen Preis. Der kann materiell oder immateriell sein, nur: alles 'kostet' etwas. Sei es wirklich Geld, sei es Zeit, Aufmerksamkeit, Verzicht auf alternative Dinge, die zu Wahl stehen oder oder oder.
Wenn ich also das Bedürfnis nach Berührung und Zärtlichkeit habe, habe ich kein Recht darauf im Sinne von: es steht mir zu ohne dass ich etwas geben muss. Was ich gebe ist im Idealfall auch Berührung und Zärtlichkeit zurück. Also ein direkter Austausch von Gleichwertigem.
Wenn das nicht möglich ist, weil niemand meine Zärtlichkeit und Berührungen will, ja, dann ist es schön, wenn es Menschen gibt, die dafür eine andere Form der 'Bezahlung' nehmen können.
Damit bin ich - für mich - beim Kern: eine Frau, die sich explizit dafür entscheidet, engen körperlichen, intimen, sexuellen Kontakt mit behinderten Menschen zu haben und dafür Geld nimmt, ist per definitionem eine Prostituierte.
tut sie den Menschen gut? wahrscheinlich.
Aus welchem Beweggrund macht sie das? Weil sie ein guter Mensch ist? Weil sie das Geld braucht? Weil sie Kindheitstraumata wiederholt? Weil sie sich selbst, ihren Eltern, wem-auch-immer was beweisen will? Weil es ihr ein Anliegen ist, mit Behinderten zu arbeiten?
Ich weiß es nicht.
Haben wir hier eine selbstbestimmte, freie Prostituierte? Vielleicht.
Ist diese Art der Behindertenarbeit unter dem Dach der generellen Behindertenarbeit zu sehen? Als wie auch immer geartete sozialpädagogische oder körper-psycho-therapeutische Begleitung? In meinen Augen ja.
Und damit sind wir wieder bei meinem Grundgedanken: Menschen, die als SexualbegleiterInnen arbeiten möchten, brauchen eine Ausbildung; damit sie wissen was sie tun, wie sie es tun, welche psychologischen, medizinischen Hintergründe ihnen helfen können. Zu ihrem Wohl und zu dem ihrer KlientInnen - egal ob behindert oder nicht.
ps: die unsägliche biologistische Argumentation, welche Werte damals für die Neandertalergemeinschaft galten, welche angebl. Urinstinkte und Triebe es gab, die ja so großen Einfluss auf den heutigen Menschen haben, derer er sich einfach nicht erwehren könne, kann ich einfach nicht mehr hören. In keinem Zusammenhang.