Standpunkt
Meine erste bewusste Erfahrung mit dem Thema war ein Besuch der damals berüchtigten Hafenstraße in Hamburg, Mitte der 80er Jahre, ich besuchte einen Freund, der aus unserem Provinzkaff dahingezogen war. Diese Leute hatten Unisex-Klos, die man auch nicht abschließen konnte, und wo ständig auch jemand ohne Anklopfen reinplatzte und ohne Entschuldigung wieder verschwand. Über der Kloschüssel stand in Riesenlettern geschrieben: "Setz dich rin, sonst liegste drin!" Ich war etwas feiger als mein Freund, setzte mich immer brav hin, um nicht von einem der Irren erwischt zu werden. Mein Freund (Karate-Danträger) hat es voll darauf angelegt, erwischt zu werden. Das war die erste Begegnung, sehr autoritär und sogar terrorisierend.
Später ist mir dies in der WG-Kultur wieder begegnet, wenn auch nicht so rabiat. Und ein Stückweit verstand ich den Punkt ja auch, wenngleich sich in mir tatsächlich etwas gegen das Sitzpinkeln sträubt. Ich möchte nicht unerwähnt lassen, dass Stehpinkeln sich schlichtweg "richtiger" anfühlt, der Einsatz der Schenkel und der Hinterbacken, die Entleerung anders und irgendwie befriedigender abläuft. Mein Kompromiss ist also bislang, dass ich in fremden Wohnungen zwar stehpinkle, aber hinterher alles reinige. Ich hatte einmal eine Freundin, die hatte einen quasi übernatürlichen Sinn dafür, wann ich im Stehen gepinkelt hatte. Dafür gab es jedesmal einen gnadenlosen Anpfiff. Sie war die einzige, die mich dazu brachte, es selbst hinter verschlossener Tür im Sitzen zu tun, denn sie durchschaute alle meine nachträglichen Tricks. Bei ihr aber kam mir tatsächlich irgendwann der Gedanke, dass es längst nicht mehr um Hygiene ging, sondern um schieren Penisneid und dementsprechenden Kastrationswünschen. Der Tag, an welchem ich ihr diesen Gedanken offerierte, war insgesamt kein guter...