Ich möchte mein ADHS nicht schön reden, es gibt mehr als genug Gründe damit zu hadern, aber ich habe gemerkt das hadern sich negativ auswirkt.
Ich gehöre zu der Generation als es ADHS noch nicht gab und habe daher sehr viele negative Erlebnisse machen müssen die ich heute viel besser einordnen kann. Das ich von meiner Veranlagung nichts wusste hat aber dazu geführt das mein Selbstwert recht gelitten hat und das ist heute noch mein größtes Problem.
Nun ist es so das Gedanken und Ansichten über die Wahrnehmung der Realität entscheiden. Wenn ich von mir selbst negativ denke, dann schwäche ich mein Selbstwertgefühl.
Wenn ich nach einem Ausrutscher denke "du Idiot", dann werte ich mich ab (und das fühlt sich eben auch nicht gut an), wenn ich denke "Mhm, das ist blöd gelaufen", dann hat das keine negative Auswirkung auf mein Selbstwertgefühl und ich ärgere mich nicht, bzw nicht so intensiv.
Und das ist mit "Ich bin Krank" ähnlich, Krankheit wird (durchaus zu recht) negativ gewertet und dieses negative Gefühl überträgt sich auf meine Selbstwahrnehmung. Ich bin falsch, weil ich ja Krank bin.
Aber ich bin eben nicht falsch, ich bin anders. Ich habe in einigen Bereichen Probleme die andere nicht haben. Dafür haben die andere Probleme, sind auch nicht mehr wert als ich.
Daher vermeide ich Begriffe wie "krank oder Fehlentwicklung" weil sie negativ besetzt sind. Ich halte es für falsch etwas nur nach der Quantität zu bewerten, nur weil 90 % eine andere Hirnstruktur haben ist meine nicht krankhaft oder eine Fehlentwicklung.
Ich bin anders, ich bin keine Fehlentwicklung. Genau genommen leide ich auch nicht an meinem ADHS-Symptomen sondern an den Folgen das ich anders bin und das "Anders sein" negativ bewertet wird.
Das ist genau das was andere Menschen mit Leistungseinschränkungen oft kritisieren und zu recht sagen: "Ich bin nicht behindert, ich werde behindert."
Wenn wir andere Menschen so nehmen wie sie sind, dann wären wir eine viel bessere, menschlichere Gesellschaft. Wir müssen endlich aufhören Menschen nur zu akzeptieren wenn sie zu 100% der gesellschaftlichen Erwartungen entsprechen.
In dem Sinne, ich bin anders und das ist gut so...