Lass Dich nicht verunsichern und geh zur Diagnose. Wenn sie sich bestätigt, hast Du ein Ergebnis, wenn nicht, hast Du auch eines!
Ich selbst habe drei volle Hochschulabschlüsse, einen davon in den USA. Und erhielt meine Diagnose erst mit über 50! Von Cordula Neuhaus, die mir in diesem Zusammenhang dann auch meine ebenfalls vorhandene Hochbegabung vermittelte: ich habe einen IQ von 142. Allerdings einen mit weiten Ausschlägen nach unten und oben, d.h. in allem was Sprache und Ausdrucksfähigkeit betrifft, Werte extrem weit über dem Durchschnitt, in allem was Zahlen und mathematische Zusammenhänge betrifft, mit Werten extrem weit unterdurchschnittlich - in einem Studium der MINT-Bereiche wäre ich mit Sicherheit total gescheitert, aber in Geisteswissenschaften habe ich Abschlüsse geschafft, wenn auch mit vielen Widrigkeiten, Einbrüchen, Ehrenrunden und Auszeiten und anderen Intermezzi.
Heute weiß ich, dass das kein ungewöhnlicher Lebensweg für ADS-Menschen ist. Und dass es viele sogenannte Co-Morbiditäten gibt mit anderen psychiatrischen oder devianten Diagnosen, aber dass hierbei in den überwiegenden Fällen die ADS das auslösende Grundproblem ist und die anderen Befindlichkeitsstörungen der ADS geschuldet sind.
Ich habe viele Jahre Psychotherapie, Coaching und Selbsterfahrung gemacht, was auch hilfreich war, bevor ich die ADS-Diagnose bekam, und mir die Entwicklung von Kompensationsmöglichkeiten meiner "Defizite" ermöglichte. Dennoch eröffnete mir erst die ADS-Diagnose einen anderen Blick auf meinen Lebensverlauf, denn jetzt gab es eine Erklärung und ich konnte plötzlich verstehen, weshalb bestimmte Dinge eben nicht geklappt hatten, weshalb ich, trotz offenkundig vorhandener Intelligenz, eben auch an diversen entscheidenden Stellen gescheitert war, und das in der Rückschau zu- und einordnen. Seitdem konnte endlich "Heilung" einsetzen....
Ich wünsche Dir, dass Du nicht so lange darauf warten musst, wie in meinem Fall. Und falls sich die ADS-Diagnose bestätigen sollte, würde ich Dir sehr ans Herz legen, dich unbedingt einer entsprechenden Selbsthilfegruppe anzuschließen, für Erwachsene, wenn möglich, wenn nicht tut es auch eine für Kinder und Jugendliche, denn dort triffst Du dann Menschen, die wissen, was es heißt und heißen kann, mit ADSlern zu leben und wie man damit umgehen kann. Das habe ich als ungeheuer hilfreich erlebt, während der fünf Jahre meiner aktiven Mitgliedschaft.