EEG ist nicht "automatisch" Teil der klassischen AD/HS-Diagnose, aber (im Zusammenhang mit weiteren Methoden und Funktionstests) im Rahmen einer sorgfältigen neurologisch-psychiatrischen Abklärung festgestellter Beeinträchtigungen oder Normabweichungen durchaus geeignet und üblich, um eine ganze Bandbreite von möglichen Diagnosen, einschließlich AD/HS, differenziert zu untersuchen, festzustellen, sie einzugrenzen oder auch eben auszuschließen.
Bei AD/HSlerInnen besteht außerdem relativ häufig die Möglichkeit von sogenannten Co-Morbiditäten, also mehreren "Störungen", die den Vollzug der alltäglichen Lebensbereiche beeinträchtigen können.
Je nachdem, von welchen Ausgangsannahmen und -erscheinungsformen, bzw. subjektiven Verhaltens- oder Befindlichkeitsbeeinträchtigung eines Patienten man ausgeht, wird man von ärztlicher Seite die Reihenfolge der einzelnen Untersuchungskomponenten (Tests) bestimmen.
Es gibt inzwischen für die meisten Diagnosen sogenannte "Leitlinien", auf die sich die unterschiedlichen beteiligten medizinischen und psychologischen Fachverbände geeinigt haben, d.h. es ist festgelegt, welche Untersuchungen und Tests im Vorfeld einer bestimmten Diagnosestellung erfolgen und wie die Ergebnisse zu bewerten sind. Diese sind auch im Netz abzufragen. Die derzeitig gültige AD/HS-Leitlinie stammt aus dem Jahr 2018 und wird, wie alle fachwissenschaftlichen Leitlinien im medizinisch/psychologischen Bereich, im 5-Jahresrhytmus überprüft und, soweit erforderlich, im Sinne möglicher neuerer gesicherter Erkenntnisse überarbeitet.
Wenn Du persönlich den Eindruck hast, Du könntest AD/HS haben, ist es okay, dies im Auge zu behalten. Aber auf alle Fälle solltest Du Deine Vermutung mit dem Arzt Deines Vertrauens besprechen und dann ihn bitten, die entsprechenden Abklärungen zu veranlassen. Wichtig ist, dass diejenigen, die die entsprechende Abklärung machen, tatsächlich vertraut sind mit dem Thema AD/HS und etwas davon verstehen. Denn keine AD/HS ist wie die andere, das ist von Individuum zu Individuum sehr unterschiedlich, und, auch wichtig zu wissen, nicht jede festgestellte AD/HS ist deshalb auch notwendigerweise medikamentös behandlungsbedürftig. Deshalb steht in den Leitlinien bezüglich einer Behandlung dann auch eine sogenannte "multimodale Therapie", d.h. Therapie in Form unterschiedlicher Bausteine, die jeweils auf die Lebensumstände des Betroffenen und den Grad seiner subjektiven oder objektiven Beeinträchtigungen des Lebensvollzugs abgestimmt werden müssen...
Ziemlich kompliziert. Aber letztlich super gut nachzuvollziehen und seriös in der Anwendung - sofern der diagnostizierende Arzt Erfahrung mit AD/HS bei Erwachsenen hat.
Mach Dich nicht selbst verrückt, geh guten Muts zu Deinem nächsten Termin. Erzähle Deinem Arzt oder Therapeuten, dass Du Dich oft verzweifelt fühlst und wie sich das äußert, wie es sich anfühlt, was dann bei Dir passiert, wo genau in Deinem Körper Du es eventuell auch wahrnimmst, was Du dann (meistens oder immer) machst oder auch nicht machst oder machen kannst. Falls Du unsicher bist, was da bei dem nächsten Termin mit Dir gemacht wird, bitte um ein Gespräch (eventuell bei einem gesonderten Termin extra dafür, falls es zu jenem Zeitpunkt nicht möglich sein sollte), und stelle all Deine Fragen. Schreib sie Dir vorher in Ruhe auf und mache Dir ruhig auch während des Gesprächs Notizen, wenn Du Dich damit sicherer fühlst bzw. weil Du das dann zu Hause in Ruhe noch einmal nachlesen kannst. Oder nimm eine Person Deines Vertrauens mit, wenn Dir das hilft, Dich der Situation besser gewachsen zu fühlen.
EEG-Ergebnisse sind jedenfalls nicht geeignet, die Vermutung einer AD/HS zu bestätigen oder zu verwerfen. Sie haben aber ihre Berechtigung im Rahmen einer sorgfältigen Differentialdiagnostik im Hinblick auf die Identifizierung möglicher anderer oder zusätzlicher Diagnosen.