ADHS und Beziehung ...

In letzten Spätsommer waren wir wandern. Ein toller Tag und wir haben echt viel gelacht.
Irgendwann auf dem Rückweg, bzw auf den anscheinend letzten 1000 Meter, erzählt sie mir etwas, was für sie ziemlich viel Bedeutung hatte.
Uch muss erwähnen das wir irgendwie den Verdacht hatten das wir irgendwo falsch abgebogen waren!

Auf jeden Fall ist sie am reden und ich urplötzlich "Ich glaube hier sind wir heute morgen vorbei gekommen. Und ich glaube das wir und überhaupt und... Und.

Und plötzlich stand ich alleine da und sie ist einfach weitergegangen.

Ich schaue ihr nach, sie bleibt stehen, ich gehe hin und Frage warum sie einfach weitergegangen ist... Wortlos!

Und dann sagte sie etwas was mich echt zum Nachdenken gebracht hat.

"Ist die schonmal aufgefallen das du anderen einfach so ins Wort fällst und komplett von Thema abschweifst und du dann auch kein Punkt findest"?

Meine Entschuldigung, das ich ihr zugehört habe aber nur währenddessen die Weggabelung aufgefallen war und ich ja nur wollte das wir keinen Umweg machen und ..."

Und sie "Gar kein Ding. Hättest Du gesagt Ahja die Weggabelung und hier entlang. Aber dann von Stick auf Stöckchen usw, das ist nicht toll. Und deswegen bin ich einfach weitergegangen"!

Und tatsächlich bin ich ihr unendlich dankbar das sie mir das endlich gesagt hat. Denn es war nicht das erste Mal.

Und tatsächlich erwische ich mich dabei wie Gedanken abschweifen und ich so manches Gespräch anmich gerissen hatte.

Seitdem ich mir dessen bewusst bin, weil man es mir bewusst gemacht hat, läuft es bei weitem besser in der Kommunikation mit anderen bzw in der Beziehung.

Ja, solche Situationen haben wir ständig und nen tollen Umgang damit, da wir beide ADHS haben und schon lange in Behandlung sind.
Mittlerweile machen diese Erkenntnisse sogar Spaß.
Holen uns beim Sex und auch durch SM-Praktiken immer wieder auf den Boden zurück.
Konzentration, Schatz!

Das mit dem ins Wort fallen ist echt so schlimm, das nervt meine Freundin auch extrem, noch schlimmer meine kleine Tochter. Mir tut das auch so leid und ich mache das ja nicht extra. Ich dachte jahrelang ich mache das unbewusst weil ich Angst habe sonst zu vergessen was ich sagen will. Ist für alle extrem ätzend. Auch auf der Arbeit echt nicht von Vorteil. Hasse ich mich selbst oft dafür.

Wie geht es sonst mit der Beziehung … meine Partnerin hat schon sehr viel Verständnis seit ich endlich die Diagnose habe. Aber mir fällt das alles sehr schwer, gerade mit kleinem Kind. Das will natürlich immer wenn ich da bin auch meine Aufmerksamkeit. Oft sind die Wochenenden anstrengender als die 10 Stunden Tage im Büro. Ich bin selbstständig und hatte mir diesen Monat kürzer treten verordnet.

Aktuell arbeite ich nur 3 Tage die Woche, Montag und Freitag brauche ich um mich aufs Wochenende vorzubereiten bzw. zu erholen. Das sind dann Tage wo ich den ganzen Tag schlafe oder nur rumsitze und in die Gegend starre. Ich hab so viel zu tun und Sachen die ich machen will, aber die Zeit geht einfach dahin und man kann sie absolut nicht nutzen.

Und zum Sex muss man mich auch eher zwingen, 90% des Monats bin ich untenrum wie tot. Also es würde gehen, aber ich hab einfach nicht den Kopf dazu. Komplett ätzend.

Meine Freundin und ich haben beide ADHS. Sie hat Aspergertendenzen und ich die Diagnose Asperger sowieso.

In der Regel kommen wir gut klar miteinander.

Manchmal ist ihr aber nicht klar, dass ich klare Ansagen brauche. Solche, die ich als klar verstehe und nicht solche, die sie als klar versteht.

Hallo Kalessin,
wie seid Ihr zur Diagnose gekommen? Ich kann Dich nicht anschreiben, würde mich interessieren.

Danke

Tja. Wie synchronisiert man sich als Paar, wenn mindestens einer "systembedingt" nicht synchronisierbar ist.
Dieser Kompromiss ist die Quadratur des Kreises.
Jahrelang versucht mich krampfhaft mit ihr zu synchronisieren. War mega anstrengend und wenig erfolgreich.
Dann hab ich sie einfach laufen lassen. War auch nicht gut, wir haben uns aus den Augen verloren.
Das richtige Händchen hab ich dafür auch noch nicht. Der schmale Grat bei Dingen die Herrschaft an mich zu reißen, wenn es schief zu gehen droht und ansonsten loszulassen, um sie nicht zu "ersticken" ist für einen selbst auch nicht so der Traum.
Im Moment probier ich einen neuen Ansatz. Als Landkartenanalogie:
Von da kommst du, da wolltest du hin und da bist du jetzt.
Letztenendes muss der ADS/ADHS-Part Verantwortung übernehmen. Ihn da zu "entlasten" hilft ihm letztenendes nicht. Unterstützen kann man ihn glaube nur, indem man für Klarheit sorgt.

Ausgangslage

Beide ADS
Sie starke Asperbersymptomatik
Er Hochsensibel
Er Regel basiertes Handeln - selbständig tätig
Er als Top in der Beziehung

Problem:
Er weiß , dass er ADS hat und hochsensibel ist
Sie will es nicht wahrhaben und schafft sich keine Werkzeuge an, um hier sowohl Beziehungstechnisch als auch Lebenstechnisch verantwortlich klar zu kommen
Daher ja auch ihr Wunsch nach einer D/s Beziehung
Aber der Alltag - nun ein Asperger ist nun nicht der Herzensmensch und neigt nicht zwingend zur Selbstreflexion.

Die Folge daraus, dass Er mit allen Werkzeugen die ihm sein Leben mitgegeben hat, hier eine verlässliches Fundament für die Beziehung zu schaffen

Sie: "Ich will frei sein"

Fazit: bestimmte Konstellationen im Zusammentreffen von Persönlichkeiten können einfach nicht funktionieren. Es ist als wenn man Hase und Schlange in einen Käfig steckt und sagt "kommt miteinander klar, nicht streiten"

Zur eigentlichen Eingangsfrage selbst "wie kommt ihr damit klar" : sehr gut, da Regel basiert - aber hier hilft halt auch meine Persönlichkeit Hochsensibel, reflektiert, Gerechtigkeit "fanatisch", Geradlinigkeit.

Na ja, bis auf Ausfälle, das nennt sich Buchhaltung und Finanzamt und persönlicher Arbeitsplatz - ansonsten läuft es und das ohne Medikamente, aufgrund von Regeln u d geordneten Abläufen

Kenne ich. Scheint aber total unterschiedlich zu sein. In der Gruppe habe ich Leute kennengelernt, die hätten 3x am Tag gewollt (zumindest ihren Worten nach). Bei mir ist es von 3x die Woche auf 1x die Woche abgesagt, seit ich Medikinet nehme. Trotzdem, ich habe mit meiner besseren Hälfte in den 35 Jahren soviel ausgelebt, dass sie ebenfalls der Meinung ist, dass die Vorteile überwiegen.

Sorry hab die Frage nicht bemerkt..

Über die Erwachsenenambulanz in der Uniklinik.

Müsste es bei dir auch vor Ort geben.

Ich bin mit der Diagnose in die Beziehung gekommen. Und bei ihr wars so offensichtlich, dass sie den Schritt auch getan hatte.

Dankeschön
Gib es ist nur bis auf weiteres keine Testung möglich....

@**********dance:


Dr. med. Johanna Krause und ihr Mann Prof. Dr. med. Klaus-Henning Krause sind die Pioniere für "ADHS im Erwachsenenalter" und haben auch das entsprechende Standardwerk mit diesem Titel (sowie weitere Bücher zum Thema) gemeinsam veröffentlicht.

Frau Dr. Krause ist in eigener Praxis niedergelassen in Ottobrunn bei München. Bei Interesse an einer Diagnose wäre das mit Sicherheit eine gute Adresse im Raum München.

Ich habe gerade diesen Aufsatz über ADHS und Partnerschaft gefunden. Es wird darin auf viele Elemente der Krankheit eingegangen. Ich war so frei einen Auszug des Thema: ADHS und Sexualität hier zu teilen. Ich finde mich in vielen Punkten wieder. Der Komplette Aufsatz befindet sich hier: https://praxis-neuy.de/adhs/adhs-und-partnerschaft/

"Auch hier ziehen sich wieder die Gegensätze. Sexualität bei Betroffenen kann einerseits zur Sucht werden und hypersexuell gelebt werden, andererseits kann es insbesondere für Frauen schwer sein die Konzentration bei Sex eine längere Zeit aufrecht zu erhalten. Sie leiden auch selbst darunter, dass während dem Sex Gedanken abschweifen und sie nicht so richtig bei der Sache sind.

Sexualität kann extrem gelebt werden. Die Maßlosigkeit und das „nie genug“ kann dazu führen, dass ADHS-Betroffene sich leichtfertig in sexuelle Abenteuer stürzen und auch gefährliche Sexualpraktiken anwenden, ohne sich ausreichend zu schützen. Sie bedenken nicht die Konsequenzen ihrer Handlungen. Es kann sein, dass sie Sexualität hyperfokussieren, viele sexuelle bindungslose Kontakte suchen und ausgefallene Sexualpraktiken bevorzugen. Gerade in der Sexualität kann man den Kick, das Abenteuer, das Risiko suchen. Manche ADHS-ler suchen nach dem ultimativen Glück und Rausch in der Sexualität. Manche geben Unsummen für Prostituierte oder Pornofilme aus oder surfen tagelang ohne Unterbrechung im Internet, indem sie sich immer wieder von neuem die vermeintlich geilsten Pornos hineinziehen. Auch das kann in die Verschuldungsfalle führen. Natürlich ist dieses Verhalten nicht besonders beziehungskompatibel und es bedarf keiner großen Fantasie zu erfassen, dass durch diese Haltung Beziehungen sehr belastet und instabil werden. Untreue war schon immer ein Sprengstoff in Beziehungen. So können manche ADHS-ler ihre Partner durchaus sehr lieben, aber sie langweilen sich so schnell in einer sicheren und stabilen Beziehung. Darum wird der Kick in Seitensprüngen gesucht. Daraus kann sich eine Sexsucht entwicklen. Betroffene können zwar auch sehr darunter leiden, noch viel mehr aber leiden die Partner. Es ist der Reiz des Wagens, des Eroberns. Es geht oft gar nicht um das Knüpfen einer neuen Beziehung, sondern um den Kick, das Ausreizen von Grenzen.

In der Jugend führt dieses Verhaltens zu häufigeren Teenieschwangerschaften, aber auch zu häufigeren Geschlechtskrankheiten.

Es kann aber auch genau das Gegenteil eintreten. So kann der ADHS-ler auch völlig das Interesse an Sex verlieren. In der nächsten Beziehung kann dann aber auch wieder Sexualität ganz im Mittelpunkt stehen.

Besonders Frauen berichten von der Schwierigkeit, sich auf Sex konzentrieren zu können. Sie haben 1000 Gedanken im Kopf und sie machen Sex nebenbei während sie sich gleichzeitig mit Kochrezepten, Einkäufen etc. beschäftigen. So können sie den Fokus nicht auf ihr Erleben in der Sexualität halten. Das reicht aber nicht aus um eine wirkliche Befriedigung zu erlangen. Sie sind durch Geräusche und Gedanken dauernd abgelenkt, was ihr Lust-Erleben sehr einschränkt. Sie können Sexualität nicht in der ganzen Fülle und Intensität erleben. Hinzu kommt, dass vor allem jüngere Frauen sich oft selbst nicht gut kennen und nur wenig Ahnung von ihrem eigenen Körper haben und davon, was ihnen selbst Spaß macht. Sie haben oft nur wenig Körperbewusstsein und so erleben sie Sexualität als eine Art Pflichtveranstaltung, der sie zerstreut und gelangweilt beiwohnen, ohne wirkliche Begeisterung dabei zu spüren. Sie entwickeln dann zu wenig Antrieb und Libido. Ihr eigenes Chaos schiebt sich immer wieder vor ihre Lust."

Der Link ist OK!

Er führt auf die Homepage von
Frau Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz

Sie ist eine Fachärztin für ADHS und ist auch im Vorstand von
ADHS-Deutschland. e. V.

Auf der Homepage werden auch nach andere Themenbereiche angesprochen

MfG
Mitglied_MIKA

@*********sNie ich weiß nicht so recht, was ich von dem Artikel halten soll. Manches ist falsch und zu keiner der Aussagen gibt es auch nur den Hauch einer Quelle.

Frau Dr. med. Astrid Neuy-Lobkowicz
hat ein paar Bücher zu ADHS geschrieben.

Ich denke näheres wäre dann da nach zu lesen.

Mir geht es ähnlich.
Mir fehlen in dem text zahlen und ich finde ihre analyse, schlussfolgerungen und argumentation wackelig.
Ich werde die informationen nicht als valid für mich speichern.

Wozu brauche ich Zahlen? Helfen die wirklich weiter?

Entweder das ist so oder nicht. Sie stellt eine These(n) auf, und entweder trifft sie auf mich zu odet nicht (oder ich sperre mich dagegen, das sie bei mir zutrifft). Dabei ist es unerheblich ob die These auch bei anderen zutrifft.
Was nutzt mir praktisch eine These, die zu 99% zutrifft, und ich gehöre dem einen Prozent an?
Was hilft es mir eine These mangels zahlenmäßiger Validität abzulehnen, wenn sie doch dummerweise genau auf mich zuträfe?

@*********MIKA es ist ja durchaus eine Möglichkeit, sich selbst zu zitieren. Jedoch sind Monographien nicht immer eine valide Quelle, da hier kein Peer-review statt findet.

@*****und DANKE

@*******_mv für eine private Therapiestunde ist es durchaus sinnvoll, zu schauen, was bei dem einzelnen funktioniert. Hier war jedoch eine Grundgesamtheit angesprochen und da ist ist es sinnvoller die Argumentationsweise der Induktion zu verwenden.

Wer zu sehr das Individuum sieht vergisst die Realität in einigen Situationen korrekt zu bestimmen.
Der schnellste Weg zur Wahrheit ist immernoch "was wenn ich falsch liege?".
Für diese gewagte und gefährliche Frage brauch es halt erstmal genug Sicherheit und dann auch noch viel Mut ,aber dennoch wird es sich niemals ändern lassen,das in der Üverprüfung des Gegenteils und nicht in der Bestätigung, das größte Potential liegt

Zahlen in einem gut aufgebautem Versuch sind eine bessere Wahrheit als die zu vertiedigende Sonderstellung der Ausnahme.
Als Vergleixh darf ich sagen,dass kategorische Ansichten immer verkehrt sind,weil kategorisch die Mehrheit zi betrachten schließt mit ein,Streufaktoren zu akzeptieren .

Das ist ja das, was ich meine. Eine These zu lesen und dann bei sich selbst zu schauen, ob sie stimmt (also auch offen zu sein das sie stimmt, bzw. das sie nicht stimmt).
Und dann ist es auch irrelevant bei wieviel Personen diese These noch stimmt.

Und bei der oben genannten These hieße das z.Bsp: zu überprüfen wie wir auf sexuelle Reize empfänglich sind. Bin ich für sexuelle Reize, die von außerhalb der Partnerschaft kommen empfänglich? Und damit meine ich empfänglich, also das sie mich gut erreichen, nicht: "Ich konnte bisher immer widerstehen."
Und auch die andere Frage wäre: "Wie und wie oft wechsle ich Partner?" Besitze ich eine Impulskontrolle oder hält mich nichts mehr, wenn das Gras auf der anderen Seite grüner erscheint?

Und damit verbunden die Frage ob ich tatsächlich selbstbestimmt handle und entscheide, oder ob ich Getriebener der ankommenden Reize bin. Reflektiere ich mein Handeln oder laufe ich einfach los.