Mein Vater hatte sicher ADHS, es wurde jedoch nie diagnostiziert.
Ich habe mich eigentlich mit Mitte 50 auch nur diagnostizieren lassen, weil eine meiner Nichten nach der Diagnose mit einer (aus meiner Sicht zu hohen Dosis Ritalin behandelt wurde).
Ich bin schon in der Schule aufgefallen, schaffte es aber mit einer guten Clique halbwegs durch die Schule und das Studium.
Ich habe das Glück gehabt, das ich mich schon früh entschieden habe, in sehr unterschiedlichen Berufsbereichen tätig zu werden.
Das war zwar nicht optimal für die Beziehung zu meinen eigenen Kindern.
Irgendwann habe ich auch eine Ausbildung als Familientherapeut gemacht, diese dann jedoch nicht abgeschlossen, weil ich mich von meiner Ex-Frau getrennt habe und dann zwei Jobs, zwei kleine Kinder irgendwie wichtiger waren.
Leider habe ich bei meiner Nichte Recht behalten. Sie hatte keine leichte Zeit in der Jugendpsychiatrie und danach.
Ich hatte immer wieder Probleme mit der Impulskontrolle und merke da auch viel bei meinen eigenen Geschwistern.
ADHS beeinflusst das Miteinander in der Familie und in Beziehungen je nach Ausprägung schon ziemlich.
Ich merke inzwischen, das die Teilnahme in einer Selbsthilfegruppe an ein paar Stellen hilfreich ist und war.
Leider musste ich bei meinen eigenen Kindern feststellen, das diese teilweise auch davon betroffen sind, sich das aber nicht wirklich eingestehen oder diagnostizieren wollen.
Letztendlich Stelle ich immer wieder fest, das ADHS in einigen Familien keine Einzelfälle sind, die Ausprägungen - auch in Richtung Autismus - jedoch sehr unterschiedlich ausfallen (können).
Ich sehe rückblickend mein ADHS nicht nur als eine "Behinderung" in meinem Leben, es war auch immer wieder eine Bereicherung.
Da ich meine Impulskontrolle jedoch nie ganz hinbekommen habe, hat das die Beziehung zu meinen Kindern, aber auch meinen Freunden immer wieder belastet.