Einwohnermeldeamt
Die Ausgangsfrage war ja, wie wir es mit der Wartezeit beim Melden halten.Innerlich wollte ich nach meinen Treffen am liebsten gleich eine SMS schicken, aber wusste um die Gefährlichkeit. Ebenso konnte ich meist nicht so einfach unverfänglich eine Mail schreiben - dazu schaute meine Partnerin immer wieder zu neugierig auf meinen Bildschirm.
So vergingen schonmal 1-2 Tage (plus das unsäglich lange Warten am Wochenende oder während Urlauben). Aber mehr haben wir jeweils auf der einen oder anderen Seite nicht ausgehalten. Trotz über 2 Jahren Affäre.
Deine Beschreibung erinnert mich aber mehr an die Affäre einer guten Freundin. Beide verheiratet mit Kindern. Der eher langweilige Ehealltag wurde durch wilden Sex und der Möglichkeit des Auslebens einer unangepassten Rolle aufgewertet. Er gab den coolen Bestimmer, der die Kontakte kontrollierte und mal sich tage- oder gar wochenlang nicht meldete. Ich als eingeweihter Freund bekam dann immer ihre leidende Jammerei ab.
Die Treffen waren jedoch so intensiv, dass sie alle aufgestaute Wut über Bord warf, wenn er dann doch mal Zeit für sie fand bzw. einfach alternativlos geil war. Sein Griff um ihre Seele wurde dadurch enger, dass auch die berühmte "Treue in der Affäre" forderte. Natürlich schließt eine liebende Frau aus der Eifersucht des Mannes, dass er besondere Gefühle für sie hegt und blendet die zerstörerischen Seiten von Eifersucht aus.
Sie litt unter der Situation. Sie litt unter dem ständigen Warten auf Nachricht von ihm. Sie schimpfte über seine belanglosen "Warmhaltemails". Aber sie kam dann doch nicht von ihm los. Offenbar war die Angst vor der möglicherweise entstehenden Lücke in ihrem durch ihn aufregender gewordenen Leben größer als das Leiden aufgrund seiner mangelnden Wertschätzung und des immer negativer ausfallen Austauschverhältnisses in der Affäre. Seine Blitzbesuche für einen Blowjob waren gegen Ende deutlichstes Zeichen dafür, welche Erniedrigung sie zu ertragen bereit war.
Als Freund tat mir das leid. Mit etwas Abstand bin ich aber der Überzeugung, dass es zwischen zwei freiwillig handelnden Erwachsenen kein moralisch richtig oder falsch gibt. Es ist ok, wenn er sie von außen gesehen mies behandelt, solange ihre unterdrückten Bedürfnisse nach einem dominanten Gegenpart und sexueller Befriedigung Berücksichtigung finden.
Mein Rat war daher, dass sie einen Weg finden sollte, der nicht mit Leiden verbunden war. Das könnte die innere Akzeptanz der Situation sein oder eine weitere bzw. neue Affäre. Alle Varianten für ich für in Ordnung halten. Nur das Gejammere würde mich auf Dauer nerven - und dann würde ICH Konsequenzen ziehen
Die Lösung kam dann unverhofft ganz anders - sie wurden beruflich bedingt räumlich getrennt. Alle seine Beteuerungen über seinen Willen zur Weiterführung des Kontakts lösten sich in Schall und Rauch auf. Anstatt die Freiräume in seinem Leben an die geänderte Affäre anzupassen, suchte er sich eine neue Affäre, die in die schon eingerichteten Lücken passte.
Jetzt gibt es vermutlich irgendwo anders eine Frau, die sich wie Nymphe die Frage stellt, warum sich der Typ nur so selten meldet und wie das denn wohl andere Leute halten. Ich drücke ihr die Daumen, dass sie auch mal den Weg in unsere kleine Gruppe findet und so nicht nur auf die Geduld der eingeweihten besten Freundin/Freundes angewiesen ist.