Hm...
Vorneweg, ich finde diesen Thread echt gut. Sehr viel ehrliche, viel positive und viel nachdenkenswerte Ansätze. Und viel Selbstreflektion. Hohes Niveau. Gefällt mir sehr, sehr gut.
Ich wollte bei meinem letzten Post nicht negativ rüberkommen.
Das sollte eine objektive Aufzählung dessen sein, was ich so in meinem Umfeld beobachtet habe (da schließ ich mich mal selber nicht aus).
Ich bin da in face-to-face-Diskussionen auch relativ geradeheraus und frage da ziemlich detailliert nach. Und ich konfrontiere meine Diskussionspartner durchaus damit, dass es sich - auch meiner Meinung nach - widerspricht, einerseits zu sagen, man würde den (von einem höchstselbst betrogenen) Partner noch lieben/schätzen/nicht verlieren wollen und gleichzeitig hier auf Freiersfüßen zu wandeln. Das passt nicht zusammen. Da krieg ich selten Gegenwind. Sondern meistens ein stummes Nicken. Das sagt alles. Mir wenigstens. Und das ist nicht einmal passiert, sondern das höre/sehe/lese ich immer und immer wieder. Mittlerweile bin ich so weit, mich zu fragen, wer in meinem Umfeld seinen Partner NICHT betrügt/hintergeht. Das dürfte die kleinere Gruppe sein. Oder stimmt mein Weltbild nicht (mehr)???
Nun. Ich glaube, man belügt nicht nur seinen Partner. Sondern auch sich selbst. Auch wenn hier schon geschrieben wurde, das ginge gar nicht. Ich glaube, das geht schon. Das hab ich mittlerweile bei mir als "Pippi-Langstrumpf-Syndrom" klassifiziert
frei nach dem Motto: Ich mache meine Welt so wie sie mir gefällt...
Partner belügen, das Blaue vom Himmel runter. No problem. Wenns einmal funktioniert, funktioniert es immer wieder. Die Lügen werden größer. Mächtiger, umfassender.
Und man belügt sich selber auch. Irgendwie.
Ich finde es etwas zweischneidig. Einerseits ist es Selbstschutz, um nicht kaputt zu gehen. Das wurde hier ja auch schon mehrfach geschrieben. Nachvollziehbar. Ich habs selber auch schon gemacht. Weiter als bis Punkt x denkt man nicht. Weiter als bis Punkt x lässt man Eigenerkenntnisse nicht zu. Warum? Weil man (wohl tief drin) sich so gut kennt, dass man schon vorher weiß, dass die Eigenerkenntnisse nicht grade bequem, gerade und rosarot sind. Sondern im Gegenteil: schmerzvoll, erschreckend und Konsequenzen verlangend. Das kann man nicht immer - jedenfalls geht es mir so. In Zeiten, wo ich absolut perfekt in meiner Mitte ruhe, gut aufgestellt bin, um mich rum alles im Fluss ist, da geht so was, ein Weg weiter zu sich selbst. Wenn es chaotisch ist im Leben, sei es durch Kids, Beruf, Alltag, kann ich nicht noch eine Spur drauf legen und die Reise in meine innere Mitte mit allen Konsequenzen antreten. Da braucht man mich woanders. Und wie wir alle wissen, sind wir nicht jeden Tag gleich gut drauf. Solche Gedanken, solche Entwicklungen in einem selbst gelingen nicht allen Menschen. Einige haben für sowas auch überhaupt kein Interesse. Und manchmal ist man einfach auch nicht fit genug dafür, innerlich. Dann ist es sicher besser, das mal zu vertagen...
Andererseits ist es perfide, den Menschen anzulügen, nicht ehrlich zu dem Menschen zu sein, mit dem man auskommen muss und die meiste Zeit verbringt. Sich selbst.
Zu den Ahnungen... was Meersonne angesprochen hat...
Ich kenne beide Seiten.
Doch. Man ahnt was. Das ist wie so ein subtiles Nebenherschwingen, dass da etwas ist. So was wie ein siebter Sinn, ein ausgeprägtes Bauchgefühl. Ich wusste das. Ok, wissen wäre zu viel. Ahnen trifft es besser. Vielleicht hab ich aber auch extrem sensible Antennen (glaub ich auch, ich bin da ein ziemlich guter Empfänger). Und ja, manchmal macht man die Augen als der belogene Part zu. Will es nicht sehen, hat nicht die Kraft für eine Auseinandersetzung, die unweigerlich folgen würde, würde man es sehen. Und es nicht ignorieren. Augen zu machen und drüber hinweg sehen ist einfacher, kostet weniger Energie. Und den unbequemen Weg nehmen geht nur mit der entsprechenden Energie im Hinterhalt. Wenn man die nicht hat, macht es schlichtweg keinen Sinn. Ich hab damals in einer (hm, wie soll ich sagen...) schlechten Zeit (ich stand extrem neben mir, hatte medizinische Gründe) auch nichts gesagt, es hin genommen, es hat weh getan, keine Frage. Aber ich wusste auch, wenn ich da jetzt mit der Faust auf den Tisch haue, schade ich mir in erster Linie nur selbst. Daran wäre ich zu diesem Zeitpunkt zerbrochen. Das wusste ich intuitiv. Auf den Tisch gehauen hab ich erst Monate später, als das medizinische geklärt war und ich mich wie ein starker Bär fühlte. Da konnte ich es aushalten. Da hatte ich die Stärke. Innerlich vor allem.
So. Jetzt zieh ich nach diesem Seelenstriptease die Hose wieder hoch