Als der Weihnachtsmann Timka vergaß - eine Geschichte
Als der Weihnachtsmann Timka vergaß.Eine Geschichte für kleine Mädchen.
Die Kerzen waren runtergebrannt. Papa pustete sie schnell aus. Bei Weihnachtsbäumen muss man sehr aufpassen. Schnell fängt so ein Nadelkleid Feuer und mir nichts - dir nichts frisst es die ganze Stube.
Papa sah aus dem Augenwinkel auf Timka und seufzte. Worauf sie wartete,war ihm klar und auch er wusste nicht, warum der ersehnte Besuch nicht kam.
Tagelang hatte er mit Timka das Gedicht gelernt, das sie am großen Tag aufsagen wollte... ängstlich angespannt und doch voller Hoffnung, den autoritären Mann im Blick.
War sie artig gewesen? Nun, manchmal musste Papa schon nachhelfen. Das war dann kehrseitig schmerzhaft, gewiss. Jedoch hatte Papa ihr danach immer versichert, dass alles wieder gut sei.
Warum kam er dann nicht? Papa sah sich in Erklärungsnot. Wie sollte er ihr beibringen, warum der Weihnachtsmann ausgerechnet zu ihr nicht käme? Die letzten Tage war wirklich nichts vorgefallen, wenn man gestern Abend außer Acht lässt...aber schweigen wir davon.
Schweigsam befühlte Timka den großen Plüschbären in der Hand. Klar, den hatte sie sich gewünscht und auch sehr gefreut, als er unter dem Weihnachtsbaum lag. Eine kleine Schnauze lugte aus dem bunten Geschenkpapier bereits hervor.
Doch wusste Papa, dass ihr etwas ganz Bestimmtes fehlte. Etwas, für das es keinen Ersatz gab. Es lag nicht in seiner Hand. Seufzend holte er Luft, um die letzte Kerze auszupusten.
Da klopfte es an der Tür...
Kapitel 2
Papa öffnete die Tür und merkte, dass Timka ihm folgte.
Der Nachbar, dick eingepackt, mit Schneeschieber stand parat: Wir müssen sofort Schnee schippen, rief er, es kommt richtig was runter! Wenn wir nicht gegen an gehen, sind wir morgen eingeschneit!
Ich komme, versprach Papa und schob Timka nach hinten. Wir ziehen uns schnell was an. Er schloss die Tür mit einer Hand, angelte Timkas dicke Jacke mit der anderen vom Haken, versorgte sich selbst und schon standen sie dick verpackt in der Weihnachtsnacht vor der Tür. Im Schneegestöber.
Dicke Flocken stoben und setzten sich Timka auf die Nase. Papa und zwei Nachbarn schoben mit vereinten Kräften Schnee zur Seite. Die Nachbarskinder hatten kleine Schneeschieber und Timka bekam von Papa den großen Besen. Den mit den roten Borsten. Den, den sie sonst nie haben durfte.
Flugs entstanden Schneehaufen und als gar kein Platz mehr war, begann Papa, den Schnee in den Vorgarten zu häufen.
Was machst du da, wollte Timka wissen.
Einen Heiligabenrodelhügel, zwinkerte Papa.
Alle Kinder halfen mit, immer mehr Schnee darauf zu häufen. Papa klopfte alles fest. Er war ein geübter Klopfer, oh ja, das war er. Timka konnte ein Lied davon singen.
Jetzt aber sah alles nach einem Heidenspaß aus. Die Flocken tanzten immer dichtere Reigen, der Stern über Betlehem war nicht zu sehen. Der über Timka und Papa auch nicht. Endlich war der Haufen hoch und festgeklopft. An eine Seite lehnte Papa die kleine Leiter. Auf gehts, rief er und stellte Schlitten und Poporutscher bereit.
Das ließ sich keiner entgehen. Die Kinder rutschten alle und bald waren die Wangen rot, die Haare strubbelig und die Socken zogen Wasser.
Morgen ist auch noch ein Tag, hieß es und schon wurden alle rein bugsiert. Ins Warme, Trockene. Ausgetobt. Doch da war doch noch ein Piekser der ins Herz stach....
Kapitel 3
Der Dampf frischer heißer Schokolade durchzog die Weihnachtsstube. Die Socken hingen schon auf der Leine und zwei Paar Hände schmiegten sich um große Kakaomuggen. Die Weihnachts-CD glöckte goldene Klingeln und kalte Zehen gruben sich in die warme Decke. Teddy hatte seinen Platz fest in Timkas Arm und Timka in Papas. Müde rutschte Timka weiter in das Sofa. Das Rodeln und Toben im Schnee war doch sehr anstrengend. Satt und ausgetobt, müde und warm gehalten, viel besser ging es nicht.
Aber wenn das schon alles gewesen wäre, wäre es keine Geschichte und so müssen wir nur noch einen Satz abwarten - den nämlich- bis es wieder ...
...
...
Klopfte...
Papa setzte sich auf, sortierte sämtliche ihrer Arme und Beine unter und über der Decke, drapierte Timka auf das Sofa und stand mit einem Seufzer auf. Mehr Schneefall vielleicht, knurrte er. Kann man nicht mal am Weihnachtsabend... - Man konnte nicht! Es klopfte energischer. Lauter. Fordernder. Und was Papa nicht ahnte, wusste Timka sofort: der Weihnachtsmann! Mit einem Satz sprang sie auf. Papa schaut alarmiert zurück und erriet ihre Gedanken. Nein, nicht um diese Uhrzeit noch, sagte sein Blick. Jetzt kommt er nicht mehr. Leicht schüttelte er den Kopf.
Kapitel 4
Ja, nun öffnete Papa abermals die Tür und sagte gar nichts. Einen Moment war Papa sprachlos, dann stahl sich ein breites zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht.
Von einem Ohr bis zum anderen reichte es, so erfreut war er, als eine tiefe Stimme brummte:
Guten Abend! Sind hier liebe Kinder im Haus? Ja, Papa freute sich schon, aber Timka?
Die war schnell ein Stück hinter das Sofa gehuscht. Denn, einerseits war das schöne Weihnachtskleidchen der Rodelaktion zum Opfer gefallen und sie hatte jetzt nur die weiße Strumpfhose und ein Hemdchen an, andererseits - von lieben Kindern war die Rede- und man wusste ja nie! Sicher ist sicher! So freute sich Papa tatsächlich mehr als Timka, dass der Weihnachtsmann doch noch gekommen war.
Na, dann komm mal rein und sieh nach, lieber Weihnachtsmann, sagte er und trat freundlich zur Seite. Polternd kam der alte Mann herein und blickte umher. Einen Moment lang schauten sich beide wortlos an, suchend der Weihnachtsmann, atemlos Timka.
Und? Brummte der Weihnachtsmann, als er sie erblickt hatte. Willst du mich nicht begrüßen?
Timka sah unglücklich an sich herunter, dass sie nun gar nicht mehr schön gemacht war, aber Papas aufmunterndem Blick war es zu verdanken, dass sie sich dennoch hervor wagte und dem Weihnachtsmann die Hand gab.
Weißt du, lieber Weihnachtsmann, wir waren grade rodeln, und da sind wir etwas nass geworden, half Papa aus.
Da lachte der Weihnachtsmann, ja ja, das habe ich von Ferne schon gesehen. Sehr schön, dass ihr so viel Spaß gehabt habt, dröhnte er. Da muss man es sich auch gemütlich machen, hinterher. Darf ich mich einen Moment setzen? Es ist das letzte Haus, und ich bin rechtschaffen müde.
So kam es, dass der Weihnachtsmann bei Timka und Papa auf dem Sofa saß und sich über einen heißen Kakao freute. Er zog sogar die Stiefel aus, und nur Timka bemerkte, dass es etwas nach nassen Füßen roch. Aber sie sagte nichts, sie war jetzt so froh, dass der Weihnachtsmann noch gekommen ist, da war alles egal. Plötzlich sah der Weihnachtsmann Timka an und fragte: Hast du auch ein Gedicht oder Lied für mich gelernt? Timka erschrak. Ohje, jetzt hatte sie das gar nicht mehr parat! Aber warte, lieber Weihnachtsmann, wir wollen doch erst den Tannenbaum noch einmal mit Kerzen bestücken, dann ist es doch viel feierlicher, sagte Papa und blinzelte Timka zu. Nun konnte sie noch schnell nachdenken und sich besinnen.
Ja, ja, das ist schon recht, brummte der Weihnachtsmann und lehnte sich wohlig zurück, während Papa flugs für einen festlich erleuchteten Tannenbaum sorgte.
Fortsetzung kommt ...