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Als der Weihnachtsmann Timka vergaß - eine Geschichte

***ka Frau
3.883 Beiträge
Themenersteller 
Als der Weihnachtsmann Timka vergaß - eine Geschichte
Als der Weihnachtsmann Timka vergaß.
Eine Geschichte für kleine Mädchen.


Die Kerzen waren runtergebrannt. Papa pustete sie schnell aus. Bei Weihnachtsbäumen muss man sehr aufpassen. Schnell fängt so ein Nadelkleid Feuer und mir nichts - dir nichts frisst es die ganze Stube.

Papa sah aus dem Augenwinkel auf Timka und seufzte. Worauf sie wartete,war ihm klar und auch er wusste nicht, warum der ersehnte Besuch nicht kam.

Tagelang hatte er mit Timka das Gedicht gelernt, das sie am großen Tag aufsagen wollte... ängstlich angespannt und doch voller Hoffnung, den autoritären Mann im Blick.

War sie artig gewesen? Nun, manchmal musste Papa schon nachhelfen. Das war dann kehrseitig schmerzhaft, gewiss.  Jedoch hatte Papa ihr danach immer versichert, dass alles wieder gut sei.

Warum kam er dann nicht? Papa sah sich in Erklärungsnot. Wie sollte er ihr beibringen, warum der Weihnachtsmann ausgerechnet zu ihr nicht käme? Die letzten Tage war wirklich nichts vorgefallen, wenn man gestern Abend außer Acht lässt...aber schweigen wir davon.

Schweigsam befühlte Timka den großen Plüschbären in der Hand. Klar, den hatte sie sich gewünscht und auch sehr gefreut, als er unter dem Weihnachtsbaum lag. Eine kleine Schnauze lugte aus dem bunten Geschenkpapier bereits hervor.
Doch wusste Papa, dass ihr etwas ganz Bestimmtes fehlte. Etwas, für das es keinen Ersatz gab. Es lag nicht in seiner Hand. Seufzend holte er Luft, um die letzte Kerze auszupusten.
Da klopfte es an der Tür...

Kapitel 2

Papa öffnete die Tür und merkte, dass Timka ihm folgte.

Der Nachbar, dick eingepackt, mit Schneeschieber stand parat: Wir müssen sofort Schnee schippen, rief er, es kommt richtig was runter! Wenn wir nicht gegen an gehen, sind wir morgen eingeschneit!

Ich komme, versprach Papa und schob Timka nach hinten. Wir ziehen uns schnell was an. Er schloss die Tür mit einer Hand, angelte Timkas dicke Jacke mit der anderen vom Haken, versorgte sich selbst und schon standen sie dick verpackt in der Weihnachtsnacht vor der Tür. Im Schneegestöber.

Dicke Flocken stoben und setzten sich Timka auf die Nase. Papa und zwei Nachbarn schoben mit vereinten Kräften Schnee zur Seite. Die Nachbarskinder hatten kleine Schneeschieber und Timka bekam von Papa den großen Besen. Den mit den roten Borsten. Den, den sie sonst nie haben durfte.

Flugs entstanden Schneehaufen und als gar kein Platz mehr war, begann Papa, den Schnee in den Vorgarten zu häufen.
Was machst du da, wollte Timka wissen.
Einen Heiligabenrodelhügel, zwinkerte Papa.
Alle Kinder halfen mit, immer mehr Schnee darauf zu häufen. Papa klopfte alles fest. Er war ein geübter Klopfer, oh ja, das war er. Timka konnte ein Lied davon singen.

Jetzt aber sah alles nach einem Heidenspaß aus. Die Flocken tanzten immer dichtere Reigen, der Stern über Betlehem war nicht zu sehen. Der über Timka und Papa auch nicht.  Endlich war der Haufen hoch und festgeklopft. An eine Seite lehnte Papa die kleine Leiter. Auf gehts, rief er und stellte Schlitten und Poporutscher bereit.

Das ließ sich keiner entgehen. Die Kinder rutschten alle und bald waren die Wangen rot, die Haare strubbelig und die Socken zogen Wasser.

Morgen ist auch noch ein Tag, hieß es und schon wurden alle rein bugsiert. Ins Warme, Trockene.  Ausgetobt. Doch da war doch noch ein Piekser der ins Herz stach....

Kapitel 3
Der Dampf frischer heißer Schokolade durchzog die Weihnachtsstube. Die Socken hingen schon auf der Leine und zwei Paar Hände schmiegten sich um große Kakaomuggen. Die Weihnachts-CD glöckte goldene Klingeln und kalte Zehen gruben sich in die warme Decke. Teddy hatte seinen Platz fest in Timkas Arm und Timka in Papas. Müde rutschte Timka weiter in das Sofa. Das Rodeln und Toben im Schnee war doch sehr anstrengend. Satt und ausgetobt, müde und warm gehalten, viel besser ging es nicht.

Aber wenn das schon alles gewesen wäre, wäre es keine Geschichte und so müssen wir nur noch einen Satz abwarten - den nämlich- bis es wieder ...
...
...
Klopfte...

Papa setzte sich auf, sortierte sämtliche ihrer Arme und Beine unter und über der Decke, drapierte Timka auf das Sofa und stand mit einem Seufzer auf. Mehr Schneefall vielleicht, knurrte er. Kann man nicht mal am Weihnachtsabend... - Man konnte nicht! Es klopfte energischer. Lauter. Fordernder. Und was Papa nicht ahnte, wusste Timka sofort: der Weihnachtsmann! Mit einem Satz sprang sie auf. Papa schaut alarmiert zurück und erriet ihre Gedanken. Nein, nicht um diese Uhrzeit noch, sagte sein Blick. Jetzt kommt er nicht mehr. Leicht schüttelte er den Kopf.

Kapitel 4
Ja, nun öffnete Papa abermals die Tür und sagte gar nichts. Einen Moment war Papa sprachlos, dann stahl sich ein breites zufriedenes Lächeln auf sein Gesicht.
Von einem Ohr bis zum anderen reichte es, so erfreut war er, als eine tiefe Stimme brummte:
Guten Abend! Sind hier liebe Kinder im Haus? Ja, Papa freute sich schon, aber Timka?

Die war schnell ein Stück hinter das Sofa gehuscht. Denn, einerseits war das schöne Weihnachtskleidchen der Rodelaktion zum Opfer gefallen und sie hatte jetzt nur die weiße Strumpfhose und ein Hemdchen an, andererseits - von lieben Kindern war die Rede- und man wusste ja nie! Sicher ist sicher! So freute sich Papa tatsächlich mehr als Timka, dass der Weihnachtsmann doch noch gekommen war.

Na, dann komm mal rein und sieh nach, lieber Weihnachtsmann, sagte er und trat freundlich zur Seite. Polternd kam der alte Mann herein und blickte umher. Einen Moment lang schauten sich beide wortlos an, suchend der Weihnachtsmann, atemlos Timka.

Und? Brummte der Weihnachtsmann, als er sie erblickt hatte. Willst du mich nicht begrüßen?
Timka sah unglücklich an sich herunter, dass sie nun gar nicht mehr schön gemacht war, aber Papas aufmunterndem Blick war es zu verdanken, dass sie sich dennoch hervor wagte und dem Weihnachtsmann die Hand gab.

Weißt du, lieber Weihnachtsmann, wir waren grade rodeln, und da sind wir etwas nass geworden, half Papa aus.
Da lachte der Weihnachtsmann, ja ja, das habe ich von Ferne schon gesehen. Sehr schön, dass ihr so viel Spaß gehabt habt, dröhnte er. Da muss man es sich auch gemütlich machen, hinterher. Darf ich mich einen Moment setzen? Es ist das letzte Haus, und ich bin rechtschaffen müde.

So kam es, dass der Weihnachtsmann bei Timka und Papa auf dem Sofa saß und sich über einen heißen Kakao freute. Er zog sogar die Stiefel aus, und nur Timka bemerkte, dass es etwas nach nassen Füßen roch. Aber sie sagte nichts, sie war jetzt so froh, dass der Weihnachtsmann noch gekommen ist, da war alles egal. Plötzlich sah der Weihnachtsmann Timka an und fragte: Hast du auch ein Gedicht oder Lied für mich gelernt? Timka erschrak. Ohje, jetzt hatte sie das gar nicht mehr parat!  Aber warte, lieber Weihnachtsmann, wir wollen doch erst den Tannenbaum noch einmal mit Kerzen bestücken, dann ist es doch viel feierlicher, sagte Papa und blinzelte Timka zu. Nun konnte sie noch schnell nachdenken und sich besinnen.

Ja, ja, das ist schon recht, brummte der Weihnachtsmann und lehnte sich wohlig zurück, während Papa flugs für einen festlich erleuchteten Tannenbaum sorgte.



Fortsetzung kommt ...
********ne77 Frau
42 Beiträge
<<<< sitzt mit Kakao auf dem Sofa und wartet bis es weitergeht....... *liebguck*
***ka Frau
3.883 Beiträge
Themenersteller 
Morgen kommt Kapitel 5 *g*
********d_ni Mann
155 Beiträge
Toller Stil, ich bin echt voll drin im der Geschichte 😚
***ka Frau
3.883 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank ihr Lieben kleinen und großen Leser. Freut euch auf morgen. Feedbacks aller Art gern genommen.
*********erooe Mann
786 Beiträge
Timka, du machst es ja wirklich spannend, was bei dir zu Weihnachten abgeht. Ich freue mich auf die nächste Folge.
***ka Frau
3.883 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 5
Erwartungsvoll sah der Weihnachtsmann Timka an, die jetzt mit dem Gedicht stammelnd anfing:

Weiß steht der Wald, sagen die Spatzen,
Und es ist kalt,
sagen die Spatzen.
Doch Eis und Schnee,
sagen die Spatzen,
Tun und nicht weh,
sagen die Spatzen.

Pause. Timka wippt von einem Fuß auf den anderen und wird unruhig.

Im Federkleid, flüstert Papa.
Im Federkleid, wiederholt Timka,
sagen die Spatzen,
Sind wir gefeit,
sagen die Spatzen.

Doch eins tut Not,
sagen die Spatzen,
Ein bisschen Brot,
sagen die Spatzen.

Hui, das ist grade noch mal gut gegangen. Dafür erklärt Timka dem Weihnachtsmann gleich noch, dass man den Vögeln eigentlich gar kein Brot geben darf, aber "Körner" reimt sich so schlecht auf "Not".

Der nickt zustimmend und sucht in seiner Tasche nach dem schwarzen Buch mit den bösen Taten und blättert es auf, kramt wieder in der Tasche, zieht die Stirn in Falten, schnauft und klappt das Buch wieder zu. Ich muss meine Brille verloren haben, ärgert er sich. Brummelnd verstaut er das Buch wieder in der Manteltasche und greift nach dem Geschenkesack, der aber sehr dünn aussieht. Na, wolln mal sehen, meint er, ob da auch etwas für Timka drin ist. Für Timka sieht das nicht gut aus und es stimmt: der Weihnachtsmann greift ins Leere. Na, was ist denn das? Gar nichts mehr drin, sagt er erstaunt....
***ka Frau
3.883 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 6

Jetzt gucken alle drei enttäuscht, aber es ist nicht mehr zu retten. Wo nichts drin ist, ist nichts drin! Da kann man gar nichts machen. Und manchmal spielt das Leben einem böse Streiche.

Was so verheißungsvoll aussah, entpuppt sich als leerer Sack.  Papa schließt einen Moment die Augen und atmet tief durch. Eins, zwei, drei, denkt er. Ganz ruhig. Das kann nicht sein, das darf einfach nicht sein. Es muss jetzt bitte sofort ein Wunder geschehen, damit eine kleine Welt nicht zusammen bricht.

Als er die Augen öffnet, ist der Sack immer noch leer. Der Weihnachtsmann zieht Timka zu sich heran und nimmt sie auf den Schoß. Sonderlich glücklich sieht er auch nicht aus. Ein Wunder ist nicht geschehen, auch wenn der Weihnachtsmann aussieht, als hätte auch er auf ein solches gehofft. Nun ruckelt er Timka auf seinem Schoß zurecht und brummt: Hmm, ja nun.... Und er weiß, dass ein Jahr eine verdammt lange Zeit ist, wenn man auf ein Geschenk wartet. Und er weiß auch, dass die Vorweihnachtszeit nächstes Jahr eine bedrückte, ängstliche sein wird und er weiß weiter, dass das ein großes Kinderunglück ist und heiße Tränen kostet.
*********erooe Mann
786 Beiträge
Da kommen sogar mir die Tränen, aber es ist dann doch nur eine traurige Geschichte.
Nichts im Leben ist selbstverständlich, es ist schön Freunde um sich zu haben, die zuhören können und sich vor allem Zeit nehmen für jemand anderen. Auch wenn der Sack des Weihnachtsmann heute leer ist, vielleicht kann man in sich selbst hineinhören und eine gedanklich schöne Entdeckung für sich selbst machen.
***ka Frau
3.883 Beiträge
Themenersteller 
Zitat von *********erooe:
Da kommen sogar mir die Tränen, aber es ist dann doch nur eine traurige Geschichte.
Nichts im Leben ist selbstverständlich, es ist schön Freunde um sich zu haben, die zuhören können und sich vor allem Zeit nehmen für jemand anderen. Auch wenn der Sack des Weihnachtsmann heute leer ist, vielleicht kann man in sich selbst hineinhören und eine gedanklich schöne Entdeckung für sich selbst machen.

Morgen geht es weiter...
***ka Frau
3.883 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 7

Ja und nun versucht er, sich Timka zurecht zu setzen, die so gar nicht zur Ruhe kommt, sondern an ihren Strumpfhosenpopo fasst. Das drückt, sagt sie, da ist was drunter.

Herrje, ruft der Weihnachtsmann aus, so dass beide, Papa und Timka zusammenschrecken, so laut hat er gebrüllt.

Mit einem Schwupps ungeahnter Energie  stellt er sie auf die Beine, holt selbst Schwung, indem er sich vor und zurück schaukelt, und kommt - zack- auf die Beine.  Dann greift er in die linke Manteltasche und zieht  ein kleines, glitzerfeines, samtigrotes, goldbeschleiftes Päckchen hervor. Das hatte Timka in den Po gepiekst.

Wusste ich doch, dass ich das in Sicherheit gebracht hatte, als der Schnee kam! ruft er erleichtert.
Zur Betonung klopft er auf die Manteltasche. Seine Hand mit dem glitzernden Etwas bewegt sich in Zeitlupe auf Timka zu, der jetzt keine Bewegung entgeht.

Ganz, ganz zögerlich kommt ihm eine Hand entgegen, sehr verhalten, immer auf der Hut, sich doch noch zurück ziehen zu können.

In diesem Moment atmet keiner mehr. In diesem Moment ist nichts zu hören. Für diesen Moment ist das Wort Gänsehaut erfunden worden.
***ka Frau
3.883 Beiträge
Themenersteller 
Kapitel 8

Sorgsam legt der Weihnachtsmann das kleine Päckchen Timka in die Hand. Alle betrachten es gespannt. Papa sieht ein goldenes Glitzern in Timkas Augen und der Weihnachtsmann weiß wieder, dass er den richtigen Job hat.

Nur Timka macht nichts. Ganz still steht sie da, das Päckchen in der noch ausgestreckten Hand, ein warmes Glücksgefühl im Bauch und macht einfach - nichts.

Papa räuspert sich.
Mach es auf, sagt der Weihnachtsmann freundlich.
Timka sucht Papas Blick und der nickt. Ja, du darfst, sagt sein Blick. Mach es, es gehört dir!

Sie zieht die Schleife auf. Ganz langsam. Das Papier fällt zur Seite und heraus schaut eine kleine schwarz-weiße Katze mit Stummelschwanz. Ihre Knopfaugen schauen Timka an. In ihnen spiegelt sich das Licht der Baumkerzen. Und sie sieht aus, als ob sie lächelt.


ENDE

Wenn du bis hierhin mitgelesen hast. Wenn in deinem Bauch ein Kribbeln entstanden ist. Wenn du die Glöckchen gehört und die Füße des Weihnachtsmannes gerochen hast. Wenn du mit gerodelt bist und auch auf deiner Nase eine Schneeflocke schmolz - dann, ja dann bist du beschenkt, weil du so tief empfinden kannst!
Frohe Weihnachten!
*********erooe Mann
786 Beiträge
Auch dir Timka, frohe Weihnachten! *blumenschenk*
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