Ich heiße das Urteil ausdrücklich gut. Middelhoff ist für mich vor allem ein Selbstdarsteller, der bei Karstadt bewiesen hat, daß er eigentlich nicht liefern kann.
Mit Managerbashing hat die Kritik an seinem Verhalten wenig zu tun und Manager muß man sehr differenziert sehen. Ich habe einige Ansprechpartner im Kundenkreis deren Gehälter siebenstellig sind. Ich hatte das Glück, durch meinen Vater, Firmeninhaber kennen gelernt zu haben, die allein oder in der Familie Eigentümer großer und weltbekannter Unternehmen sind. Das ist teilweise ein paar Jahre her, teilweise kenne ich die Kinder, die aber auch älter sind als ich.
Der Habitus eines Managers und eines Inhabers unterscheidet sich für mich teilweise deutlichst. Ein Inhaber ist in seinem Auftreten viel bescheidener als ein Manager, den einen interessiert es viel mehr, wie die Leute über ihn denken, den anderen interessieren mehr seine Bezüge. Und während der erste in Generationen denkt, denkt der zweite auch durch den geänderten Zeitgeist in Quartalen.
Und wo es hinführen kann, wenn eine Unternehmerfamilie nicht mehr in Generationen sondern in schnellem Geld denkt, hat man bei Oppenheim erlebt. Besonders negativ ist dort Herr Janssen mit hemmungslosen Spesen aufgefallen
Middelhoff erklärte, daß sein Verhalten und sein Abrechnungsgebaren bei Vorständen üblich sei, also Privatflüge über die Firma abzurechnen etc, dann erschrickt mich das! Das ist massive persönliche Vorteilsnahme, daß ist Betrug am Aktionär und das ist Betrug am Mitarbeiter, der für einen Leergutbon entlassen wird.
Bei Middelhoff komt noch erschwerend hinzu, daß die Mitarbeiter verzichten mußten und der Chef mit dem Hubbi zur Arbeit kommt. Und bei Middelhoff heißt es am Ende außer Spesen nichts gewesen!
Wenn dann in der Berichterstattung erwähnt wird, daß Cromme mit Familie ü+ber Weihnachten Neujahr in Brasilien war und bei der Gelegenheit auch in einem Werk war und deswegen der Flug mit allem pipapo mit insgesamt 269.000 EUR abgerechnet wurde und Siemens wider Willen bezahlt hat, dann ist das der nächste Fall, der verhandelt werden muß. Denn das war dann auch wieder nur die Spitze des Cromme-Eisbergs.. Wenn da sauber geprüft wird, dann kommt da noch mehr.
Und das paßt dann zu Tante Süßmuth aus der Politik, die vor den Schweizer Landfrauen einen Vortrag gehalten hat, mit der Flugbereitschaft hingeflogen ist und dann noch die Tochter die dort lebte, besucht hat. Der Vortrag war doch Vorwand, um die Tochter zu besuchen. Das ist genauso kriminell.
Früher gab es mal die Elle, ein Vorstand bekommt das 20fache eine Abteilungsleiters. Dieser Wert ist heute eine Lachnummer.Der Job eines Managers ist heute auch härter als früher und die Kerle verschleißen im Job. Manchmal merke ich das bei mir auch irgendwie. Aber wer soviel Geld verdient, der muß nicht noch alles sonstige aus der Firmenkasse bezahlen lassen.
Ich habe auch kein Problem mit Leuten, die über Provisionen Millionen machen. Aber wenn es dann schief geht, dann sollen sie auch mit einem merklichen Teil ihres Vermögens haften. Wo keine Haftung ist, muß die Provision massiv gedeckelt werden, denn die Haftung bei einem geflopten Geschäfte ist die andere Seite der gleichen Medaille .
Und wer Millionen verdient, kann sie privaten Flüge selbst bezahlen. Der Richter hat heute sehr treffend festgestellt, daß Middelhoff um 9 Uhr in Essen am Arbeitsplatz sein mußte. Wie er dahin kommt, ist nicht Sache des Arbeitgebers, denn der Weg um Arbeitsplatz fällt in die Verantwortung des AN. Das gilt auch für Hubschrauberflüge!
Es braucht noch ein paar mehr Middelhoff-Urteile, damit die Führungsetagen mal wieder ein wenig normal denken lernen. Und vor allem im Bankenbereich bedarf es klarer Haftungsregeln bei hohen Provisionen.