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Nicht für die Schule lernen wir, aber auch nicht fürs Leben?

*******geur Mann
21.791 Beiträge
Themenersteller 
Nicht für die Schule lernen wir, aber auch nicht fürs Leben?
Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann 'ne Gedichtsanalyse schreiben. In 4 Sprachen.
Naina

Was haltet ihr davon? Ist es wahr, dass an den Schulen nur noch Dinge gelehrt werden, die kein Mensch später nochmal braucht?
Bleibt "lebensnötiger" Stoff auf der Strecke?
Ist die Schule gar nicht für solche Inhalte verantwortlich?
Wie denkt ihr darüber, wie eure Kinder?
**********aften Frau
8.068 Beiträge
Mein erster, spontaner Gedanke ist
sollen solche Themen jetzt die Gruppe am Leben halten?

Ein wirklich akademisches Thema!
******ere Frau
2.901 Beiträge
Gruppen-Mod 
och naja
man muss sich halt die Schulen genau ansehen, wo man seine Kinder hinschickt...

Ich hab vor kurzem in WDR4 einen Beitrag gehört, dass man in England eine Schule hatte, die "Blowjob" als Unterrichtsfach eingeführt haben ;-). Allerdings, weil man bestimmte Krankheiten verhindern wollte....

Und ich habe in letzter Zeit öfter mit Schulen zu tun. So gibt es in meiner Nähe eine Paul-Maar-Schule, die sich zur Aufgabe gesetzt hat, die Kinder mit Spaß zu lehren....

Und wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke: Ich habe zwar auch viel unnützes Zeug gelernt, das ich nie wieder brauchte, aber meine sprachlichen Fähigkeiten, meine soziale Kompetenz hat die Schule auf jeden Fall gefördert....

etrangere
Also meine Große hat in der Grundschule gelernt, wie man einen Fahrplan liest.... dachte nicht, dass es für die Kinder so schwer ist.
Miete und Nebenkosten habe ich meinen Kindern erklärt und schon im Kindergarten hat der Kleine die "Stromfresserchen" kennengelernt, die kommen, wenn man sinnlos Strom verbraucht....
Denke mal, es kommt auch viel auf die Schule an und auf den jeweiligen Lehrer.

Natürlich sind auch wir Eltern in der Pflicht... zum Glück ist mein Ex Versicherungsmakler und ich Steuerberater.... Themen zu Steuern und Versicherungen sind bei uns also gut abgedeckt.... *lol*
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Mein zweiter Gedanke
... ich habe solche Sachen von meinem Vater gelernt, der an der Berufsschule unterrichtete und entsprechende Materialien hatte.

Also bin ich für Gesamtschulen - die Kinder können dann voneinander lernen ...

*freu*

Und abgesehen davon : "Steuern" bedeutet, ein Formular auszufüllen und sich eventuell Informationen zu verschaffen, wie man das macht. Wenn eine Abiturientin das nicht gelernt hat, dann hat die Schule wirklich versagt.

Miete und Versicherungen waren bei meinem Sohn Thema im Sozialkunde-Unterricht Klasse 8 oder 9.

Also, entweder muss das betreffende Bundesland seine Lehrpläne ändern oder die Abiturienten überlegen mal, warum sie die "geistige Elite" dieses Landes bilden wollen ... *skeptisch*
Jein
Ich bin auch als "Fachidiotin" aus dem Gymnasium gekommen, hatte aber das "Geistes"werkzeug mir gewisse Situationen selbst erschließen zu können.
Anhand des Zitates vermute ich mal, dass sich daran wohl nicht viel geändert hat!

Ich arbeite derzeit in der Berufsorientierung für Hauptschüler, diese Schulform finde ich überwiegend lebenspraktischer angelegt (schon allein, wenn man das Pflichtangebot an Berufsorientierung betrachtet!) und in manchen Dingen sollte sich das Gymnasium davon mal ne gute Scheibe abschneiden.
Ich hatte am Gym z.B. keinen Hauswirtschaftsunterricht, Mama war alleinerziehend berufstätig, woher hätte ich solche Sachen lernen sollen? Kochen, nähen, löten z.B. können meine Schüler quasi alle mehr oder weniger gut, durch die Schule, ich habe es mir nach Bedarf selbst beibringen können, weil ich wusste wie man das tut, ohne dass ein Anleiter dahinter steht.

In wie weit Schulen nun in solchen (nennen wir sie mal) erzieherischen Fragen mit eingreifen muss/soll oder gar darf, das steht auf einem anderen Blatt
******ere Frau
2.901 Beiträge
Gruppen-Mod 
@ sweetsaltyTattooed_Proud
das
In wie weit Schulen nun in solchen (nennen wir sie mal) erzieherischen Fragen mit eingreifen muss/soll oder gar darf, das steht auf einem anderen Blatt

dachte ich mir auch gerade, wenn auch ein wenig anders....

Ich habe darüber nachgedacht, wo i c h das alles eigentlich gelernt habe. Und ich muss sagen, dass ich es von meinen Eltern und Schwestern gelernt habe, mich durchgefragt, mich "auf die eigenen Hinterfüße" gestellt habe und es mir erarbeitete.

Und meinen Jungs habe ich es auch früh beigebracht, indem ich ihnen das mit Personalausweis usw. schon ab 16 nicht mehr gemacht habe. Ich habe alles abgelehnt, was mit Ämtern zusammenhing, immer mehr. Sie mussten die Sachen vorausfüllen, konnten mich zwar fragen und unterschrieben habe ich auch, wenn nötig, aber ich habe sie einfach nicht mehr "bedient".

Alle drei Jungs habe ich so in ihre persönliche Selbständigkeit gebracht. Es gab keinerlei Problem, als die anderen beiden sich auf eigene Füße stellten. Mein Jüngster ist jetzt 18 und braucht mich bei all diesen Dingen in keinster Weise und fragt mich auch nicht. Auch was Schule/ Ausbildung o.ä. angeht, lässt er mich zwar wissen, fragt mich manchmal um Rat, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich da irgend was machen müsste *zwinker*

etrangere
Lebenspraktische Fähigkeiten
waren doch noch nie Unterrichtsstoff, zumindest nicht, das ich es wüsste.

Ich hatte in der schule nie was zum Thema Mietvertrag, Stromrechnung, Sozialleistungen, Beantragung von Kindergeld, Krankenversicherung oder gesunde Ernährung.

Es wird sich wohl auf die Eltern verlassen...

Was ich klar falsch finde und was auch eindeutig nicht hinhaut.
Kochen, nähen und handwerkeln lernen meine Kinder in der Grundschule und im Hort, ist allerdings ein Verein BUK (Bewegung und Kreativität), mein Sohn war zum Glück auch in dem angeschlossenen Kindergarten.
Ich selber habe in der DDR weit verbreitete handwerklichen Beruf mit Abitur gemacht (normales Gymnasium habe ich nicht bekommen, da meine Eltern zur "Intelligenz" gehörten und eher Arbeiterkinder gefördert werden sollten). Das hilft mir aber heute noch, ich traue mir handwerklich Einiges zu und habe gerade fast allein mein Haus komplett renoviert und kleinere Schränke aufgebaut.
Meine Freundinnen die "normales" Abi gemacht haben schaffen es kaum, eine Glühbirne zu wechseln und die wie ich Beruf mit Abi geschafft haben, sind wesentlich selbständiger. Ist allerdings meine Beobachtung, ohne hier Irgendwem auf den Schlips zu treten...
*********erin Frau
343 Beiträge
für das Leben...
...lernt man auch die Gedichtanalyse. Nur erkennt vielleicht eine 18 jährige noch nicht, wie wertvoll es ist, Texte zu analysieren und auf Worte zu achten. Ich glaube, am besten lernen die Schüler durch eigene Erfahrung. Und selbst wenn sie "Miete und Versicherung" in der Schule lernen, ist das noch keine Garantie, dass sie es auch können, wenn sie es denn mal brauchen. Wenn ich überlege, wie regelmäßig und gründlich Demokratie und Parlamentarismus in der Schule behandelt werden - und wie wenig die Bürger dann darüber wissen, wenn sie wählen gehen können - dann habe ich meine Zweifel, dass "die Schule" alles richten kann. Wenn es mal an den ersten Mietvertrag geht, dann haben Abiturienten mit der Allgemeinen Hochschulreife hoffentlich die Kompetenzen, sich das Wissen zu beschaffen, das sie brauchen - es gibt da jede Menge im Internet und in Büchern. Was mir auffällt an dem Beitrag der jungen Frau ist diese mäkelige Anspruchshaltung. Es zwingt einen keiner, über das 16. Lebensjahr hinaus in die Schule zu gehen. Man kann sich die Gedichtanalyse in 4 Sprachen ersparen, in dem man einen Beruf erlernt und sich auf eigene Füße stellt. Dann bekommt man das Wissen über Miete, Versicherung und Steuern sehr schnell mit.
**********tarii Mann
3.376 Beiträge
*********HHsm:
Es wird sich wohl auf die Eltern verlassen...

Richtig! Aufgabe der Schule ist es lesen, schreiben, rechnen beizubringen und zwar so, dass nicht Buchstaben oder Zahlen, sondern Inhalte wiedergegeben werden. Sowie Grundlagen in unterschiedlichen Disziplinen, damit ein junger Mensch seine Interessen erkennen kann. Nebenbei sollte er lernen eine bestimmte Menge Stoff sich in einer bestimten Zeit anzueignen, sowie Sozialverhalten mit unterschiedlichen Altersstufen, Hirarchien....

*********HHsm:
Was ich klar falsch finde und was auch eindeutig nicht hinhaut.

Ich finde das richtig. fg Leider haut es wirklich nicht bei allen hin, weil viele denken die Schule sollte das tun... da beißt sich die Katze in den Schwanz.

Es funktioniert, wenn Eltern aufpassen.

DeltaSagittarii
*****ony Mann
858 Beiträge
hatte ich auch nicht
Über Steuern, Miete und Versicherungen habe ich in der Schule auch nichts gelernt.
Was ich aber in den 13 Jahren Schule gelernt habe, ist Probleme zu analysieren und sie dann zu lösen.
Ich habe das Rüstzeug gelernt, für mich war das in den meisten Fällen Mathe und Physik und wie ich mich schrittweise an Probleme heranmache.
Mit dem WWW ist es auch heute kein Problem mehr die notwendigen Infos zu bekommen.
Das war vor 30 Jahren noch das weitaus größte Hindernis.

Ich denke man lernt auch heute noch genug praktisches in der Schule, aber die Umsetzung in den normalen Alltag muß jeder selbst bewerkstelligen.
*****man Mann
133 Beiträge
....ist stark vom Schultyp und Bundesland abhängig...
...., in BaWü werden diesen Themen in Real-, Gemeinschafts- und Werkrealschulen behandelt, in den allgemeinbildenden Gymnasien eher nicht - dafür recht intensiv in beruflichen Gymnasien & Berufskollegs.

Ob solche Dinge in die Schule verlagert werden müssen, ist immer wieder in der pädagogischen Diskussion. Ich bin mittlerweile der Ansicht, dass das so verkehrt nicht ist, denn viele Eltern sind selber nicht mehr in der Lage diese Dinge weiterzugeben, weil sie dies aus Beuqemlichkeit oder anderen Gründen schon selber nicht mehr gelernt haben oder lernen wollten.

Wir erleben seit einigen Jahren eine zunehmende Verlagerung von solchen Basisqualifikationen vom Elternhaus in die Schulen, was aber vielleicht auch damit zu tun hat, dass letztendlich daheim wirklich auch die Zeit fehlt, solche Qualifikationen weiterzugeben, selbst wenn sie es könnten (beide Eltern gehen ganztägiger Arbeit nach, etc.).

Ich bin schon lange der Ansicht, dass auch Gymnasien ein Stück weit bereit sein sollten, lebenspraktisch vorzubereiten. Mit dem Wechsel des Bildungsplanes 2016, wird dies in BaWü zumindest teilweise passieren, weil dieser Bildungsplan in verschiedenen Niveaustufen für alle allgemeinbildenden Schulen gültig wird.

LG EN471man
******ive Mann
6.497 Beiträge
Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher, ob das Themen sind, die eher durch die Erziehung in der Schule oder durch die Erziehung im Elternhaus abgedeckt werden sollten. Möglicherweise eher letzteres. Vielleicht kann die Schule hierfür einen ersten Impuls geben, der Rest kommt dann später im realen Leben.

Da die Schülerin dieses Zitat ins Internet gestellt hat, könnte sie allerdings das Internet gut dazu nutzen, um sich zumindest grundlegende Informationen über Steuern, Miete oder Versicherungen zu beschaffen, so dass sie über diese Themen einen groben Überblick hat. Das setzt natürlich ein gewisses Interesse an diesen Themen voraus. Spezielle Einzelheiten sind in diesem Alter sicherlich noch nicht unbedingt erforderlich, je nach Lebenssituation der Schülerin.
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Klar
müssen die Pädagogen auch drüber nachdenken, ob die Lehrpläne noch dem 21. Jahrhundert angemessen sind. Schließlich hat sich die Welt, auf die die jungen Leute vorbereitet werden, geändert.

Das Problem ist, dass die Entscheidungen von Politikern getroffen werden..., aber das ist ein anderes Thema. Die Diskussion ist jedenfalls so alt wie die Schule selbst.

Was die Schülerinnen lernen müssen, ist es, Probleme zu lösen. Ein Abiturient sollte dazu selbständiger in der Lage sein, dazu soll ihn der Unterricht in verschiedenen Fächern befähigen. Hessische Lehrpläne basieren seit einigen Jahren auf "Kompetenzen" - das kann ein Ansatz sein, der weiter hilft.
ich konnte ganz
oft *danke* klicken *freu*
Ganz ehrlich, in der Schule werden mittlerweile Schleifen geübt, Essensmanieren, da viele Kinder keine gemeinsamen Mahlzeiten mehr kennen usw........aber eine Konsole bedienen können sie vor der Alphabetisierung...sozusagen!
Schule vermittelt immer noch "alte Werte" und dazu gehören auch klassische Literatur, Philosophen und und und. Exemplarisch für das Exerpieren von Textinhalten und ein Stück Deutsche Geschichte.
Ich könnte hier noch ewig fortfahren......*smile* Schule wird nie ALLES abdecken was man für den Alltag im Erwachsenenleben braucht. ABER: es gibt einen GEMEINSAMEN ERZIEHUNGS-/und BILDUNGSAUFTRAG von Elternhaus und Schule.........darüber sollten einige "Kritiker" hier mal nachdenken.
Ich hatte das Glück meine Eltern noch fragen zu können, mich mit Großeltern auszutauschen und auch viel von Freunden zu lernen, wenn genau dann Wissen über Mietverträge etc....gefragt waren. Es muss doch auch zur Lebenswirklichkeit der Jugendlichen gehören......sonst wird alles, wie so Vieles, erstmal in Akte grün abgelegt und verstaubt.
****low Frau
8.319 Beiträge
Es gibt sogar schon Schulen wo - leider - den Kindern von arbeitslosen Familien Unterricht in "Hartz IV" gegeben werden. Der Gedanke dahinter ist sehr traurig, da die Schule leider dieselbe Zukunft diesen Kindern vorherseht, wie die der Eltern. Also werden Kinder hier leider aber dennoch, auf ihre eventuell traurige Zukunft vorbereitet und denen wird beigebracht, wie man - derzeit - von knapp 400 Euro im Monat leben muss.

Meine Schulzeit ist schon ne Weile her dennoch stimme ich dem zu, dass vieles was beigebracht wurde, nicht alltagstauglich ist. Doch auch eine "freie Schule", wie Nena sie ins Leben gebracht hatte, wo die Kinder selbst bestimmt haben was unterrichtet werden soll, wann und wie, ist laut den Medien kläglich gescheitert.

Kinder haben aufs Leben vorbereitet zu werden. Ob da Kosinus einer Bäckereifachverkäuferin viel helfen wird ist fraglich, dennoch bin ich mir sicher, dass Kinder aufs Leben vorbereitet werden müssen und ein Allgemeinwissen besitzen sollten.
*******use Mann
3.197 Beiträge
Eine ganz pragmatische Frage
stellt sich hier für mich zuerst:

Welche alten Inhalte sollen für neue in den Lehrplänen gestrichen werden?

Denn mE. sind die Unterrichtstage teilweise schon zu lang, länger als die
Arbeitstage mancher Erwachsenen.
Schüler sind auch Kinder/ Jugendliche und sollten auch Zeit für Spiel und
Spaß haben.
Auch dabei wird Wissen erworben -oft nachhaltiger als durch Eltern und
Schule.

Generell bin ich gegen die Kleinstaaterei im Bildungssystem und für
eine Revision der Inhalte.
Das Mathematik nicht unbedingt zu den überflüssigen Inhalten gehört,
stellten wir hier ja schon mal bei lebhafter Diskussion schon fest... *g*

Das auch die Schüler selbst sich Gedanken machen, sehe ich ausschließlich
positiv.
Dazu müssen sie auch nicht 18 sein (wie erwähnte Abiturientin), denn
Kinder sind keine kleinen Idioten.
****low Frau
8.319 Beiträge
Mathe darf auf keinen Fall gestrichen werden.

Wenn ich oft mitbekomme, dass junge Menschen keine Ahnung haben, was 20% von 15 Euro sind oder das Wechselgeld nicht ausrechnen können (gekauft für 2,75 Euro, gegeben 5,00 Euro), so sehe ich mathematisch gesehen recht schwarz.
*******sima Frau
2.537 Beiträge
*******geur:
Ist es wahr, dass an den Schulen nur noch Dinge gelehrt werden, die kein Mensch später nochmal braucht?

"Die Schulen" gibt es in diesem Sinn nicht, unser Schulsystem ist sehr weit gefächert und differenziert. Ich lebe in Baden-Württemberg, und Gymnasien sind hier darauf ausgerichtet, den Schülern eine Studierfähigkeit mit auf den Weg zu geben, also Fertigkeiten und Fähigkeiten, die an den Hochschulen, bis hin zu Universitäten im "alten", allumfassenden Sinn gebraucht werden, um erfolgreich dort seiner weiteren Bildung und Ausbildung nachkommen zu können. Gedichtanalysen und so maches andere hat da sehr wohl seinen Platz, es geht auch darüm, über seinen alltäglichen Tellerrand hinaus sich mit im ersten Moment "fremdartigen" Dingen zu beschäftigen.

Erstens schult und trainiert es diese Fähigkeit und zweitens ist dies eine tolle (und häufig die einzige!) Gelegenheit, überhaupt jemals im Leben mit sowas in Berührung zu kommen. Ein Jugendlicher, der aus einem Elternhaus kommt, in dem kaum gelesen wird, käme sonst eventuell niemals mit Literatur in Berührung. Dies gilt analog für Bildende Kunst, Musik, Geschichtswissen und vieles vieles andere, das ich hier nicht einzeln aufzuführen brauche.

Es gibt sogar Menschen, die die Beschäftigung mit Literatur (bzw. all den anderen Dingen, die man angeblich "später nie wieder braucht"), in unterschiedlicher Form später zu ihrem Beruf machen, was sie vermutlich nicht getan hätten, wenn ihnen Wege dazu nicht während der Schulzeit skizziert und ein Grundverständnis dafür vermittelt worden wäre.

Bleibt "lebensnötiger" Stoff auf der Strecke?
Ist die Schule gar nicht für solche Inhalte verantwortlich?

Nein, der Meinung bin ich nicht, dass solcher Stoff auf der Strecke beleibt. Die Baden-Württembergische Landesverfassung schreibt vor, dass in a l l e n Schularten das Fach Gemeinschaftskunde zu lehren ist. Dort haben Themen Platz, die sich mit dem Zusammenleben im Staat, Aufbau und Aufgaben des Staates und der öffentlichen Verwaltung, Rechts- und Wirtschaftssystem etc. befassen.

In vielen beruflichen Schularten ist zusätzlich das Fach Wirtschaftskunde vorgeschrieben, wo man speziell Kenntnisse erwirbt über den Umgang mit Geld, Steuern, Entgeltsysteme, Tarif- und Arbeitsverträge, Sozialversicherungen, sonstige private Versicherungen, Unternehmensformen, Verbraucherschutz, Mietrecht, Kaufvertrag, Rechts- und Geschäftsfähigkeit etc. - also genau das, was ein "Durchschnittsbürger" später im Leben an alltagstauglichem und -nötigem Allgemeinwissen braucht um z.B. in der Lage zu sein, auch den Wirtschaftsteil einer Tageszeitung verstehen zu können.

Schule kann in diesen Dingen allerdings jeweils eh nur Überblickswissen vermitteln und Grundsätzliches an ein paar Beispielen erläutern, jeder Einzelne muss das, was er/sie dan später mal genauer braucht, sich selbst beschaffen und erarbeiten. Wie das geht, das bringt man ihm in der Schule bei. Tun und sich die jeweils benötigten weiteren Informationen besorgen, muss jeder volljährige Staatsbürger selbst!

Grundsätzlich ist aber Schule die sogenannte sekundäre Sozialisationsinstanz, die primäre Sozialisation, zu der auch die Einführung in die Gesellschaft und ihre Mechanismen gehört, ist Aufgabe der Familie, wie auch immer diese beschaffen sein mag.

Ich hatte am Gym z.B. keinen Hauswirtschaftsunterricht, Mama war alleinerziehend berufstätig, woher hätte ich solche Sachen lernen sollen?

Ich hatte auch keinen Hauswirtschaftsunterricht, und auch meine Mutter war berufstätig, aber alles, was zur Hauswirtschaft gehört, habe ich eben zu Hause, "so nebenbei" gelernt, putzen, kochen, backen, nähen, waschen, Wäschepflege, Auto- und Fahrradpflege, Gartenarbeiten, Einkaufen, Vorratshaltung usw., da es selbstverständlich war, dass wir Kinder diese Aufgaben zusammen mit den Erwachsenen erledigt haben. Learning by doing.

Diese Dinge kann und sollte meines Erachtens auch heute noch jede Familienstruktur Kindern vermitteln, was aber oft unterbleibt. Dies rechtfertigt in meinen Augen jedoch nicht, zu fordern, dass staatliche Strukturen, sei es Kita oder Schule, diese privaten Defizite dann auffangen oder gleich ganz übernehmen sollen, denn dafür sind sie nicht da. Mich ärgert diese zunehmende Anspruchs- und Konsumentenhaltung, die sich diesbezüglich bei vielen Eltern breit macht, und die dann auch den Jugendlichen so weitervermittelt sind, wenn sie eine weiterführende Schule besuchen.

So spezielle Kenntnisse, die jeweils auch eine spezielle Ausbildung voraussetzen, sei es nun die im EP erwähnte Gedichtanalyse, oder meinetwegen auch Infinitesimalrechnung oder Grundlagen chemischer Reaktionen und vieles mehr, kann die Familie jedoch gewöhnlich nicht weitergeben, das ist daher Aufgabe der Schulen und später der weiteren Ausbildung, sei sie nun dual oder an einer Hochschule oder Universität, wo dementsprechend qualifizierte Lehrer oder Anleiter genau zu diesem Vermittlungs-Zweck angestellt sind.


Tantrissima
*******na57 Frau
22.281 Beiträge
JOY-Angels 
Buchempfehlung
zu Manis Beitrag "Pisa Alarm" von Uli Stein .... *zwinker*

******

Im Ernst - das Problem ist, dass Inhalte, die heute aktuell sind, es morgen vielleicht nicht mehr sind. Fähigkeiten, "Kompetenzen" scheinen mir da ein besserer Ansatz zu sein, die man an Inhalten üben kann. Listen von Inhalten führen in manchen Fächern zu ständigen Verteilungskämpfen: für mittelalterliche Geschichte im Detail ist einfach keine Zeit mehr, aber die Fans kämpfen mit Verbissenheit für jeden einzelnen Papst und Kaiser.

Áber im Geschichtsunterricht kann man u.a. auch kritischen Umgang mit Quellen üben, was im täglichen Leben ständig verlangt wird ... *mrgreen* Und die Multiperspektivität von Fragestellungen. Und wenn man weiß, dass Menschen zu anderer Zeit anders gedacht haben, dann kann man vielleicht auch annehmen, dass es sogar in der Gegenwart so ist. Wichtige Kenntnisse für einen pluralistischen, demokratischen Staat.

Zum Beispiel !

(Hat sich inhaltlich und zeitlich mit tantrissima überschnitten ...)
****rna Frau
6.195 Beiträge
Finnland schafft die Schreibschrift ab. Und die Schweizer wollen das auch.
Druckschrift reicht, da man sich eh nur noch mit PC, Tablet, Smartphone verständigt.
Das finde ich mal ein Totschlagargument, quasi nicht zu widerlegen, dennoch an den Haaren herbeigezogen.
Theoretisch würde es somit reichen, wenn man seine Unterschrift schreiben kann, der Rest wir eh getippt.
Mathematik kann auch abgeschafft werden. Die Einweisung in die Nutzung eines Taschen- Rechners dürfte ausreichen.

Mietsachen, Steuern und sonstig lebenswichtige Dinge hatte ich auf dem Gymnasium nicht. Dafür stundenlange Bildbesprechungen Joan Mirós "Triptych Bleu I, II, III" mit angeschlossenem Museumsbesuch. Das was ich da gelernt habe, war der Umstand, daß man mit Blödsinn Geld machen kann, sobald der Name hinlänglich bekannt ist.
***at Mann
2.908 Beiträge
Gerade das was man "nicht braucht"
sollte man in der Schule lernen!

Denn das Leben wird es nicht lehren.

Also: all das, was voreilige Schulkritiker als "Ballast" klassifizieren, ist der Vorrat aus dem der spätere Mensch zehren kann:

Musik für spätere Ingenieure

Mathematik und Physik für spätere Schöngeister, die mit der Masse brüllen "Kernkraft - nein Danke!"

Wie mache ich eine Schülerzeitung, die auch gelesen wird? Für all jene die die Naziparole "Lügenpresse" wieder aufgreifen.

Geschichte, die Zusammenhänge deutlich macht und nicht nur Jahreszahlen paukt für alle, die später einmal der PEGIDA in die Arme rennen.

Theaterspielen und Deklamieren für die Myriaden welche später irgendwo in der Verwaltung landen.

Beten, wie Gott es uns gelehrt hat, für die, welche später einmal der Isis oder den Nazis nachlaufen werden..


Meine Eltern -und ich selbst- glaubten, mich damals von "unnötigem Stoff" zu bewahren. So ging ich auf ein neusprachliches, naturwissenschaftliches Gymnasium. Dort wurden verwertbare Dinge gelehrt wie Englisch, Französisch, Physik, Chemie und Rechnen.
Später staunte ich nicht schlecht, als mein Freund, welcher auf einem altsprachlichen Gymnasium mit Latein, Altgriechisch und allerlei literarischen Disziplinen gequält wurde und auch noch Klavierunterricht hatte, später spielend nebenbei Englisch lernte und als promovierter Ingenieur (!) weltweit Vorträge hielt.

Mein Vorschlag:
Hören wir in Sachen Bildung auf jene, die das studiert haben:
die Lehrer unserer Kinder !
Und nicht auf die Einflüsterer aus der Industrie. In der jüngsten Ausgabe der VDI Nachrichten steht ein Artikel, demzufolge viele Personalmanager bereits zurückrudern und nichtmehr den jungen, "turbogebildeten" Ingenieur fordern, sondern einen gesetzten Menschen, mit etwas Lebenserfahrung, der sich beim Dialog mit ausländischen Kunden viel besser einbringen kann
**********tarii Mann
3.376 Beiträge
Schule und was ich heute darüber weiß
Vielen Dank an alle - ich finde das Spektrum der Beiträge interessant.

Für mich ergeben sich drei Ebenen:

1) Schule und Sinn für die Schüler

Schüler sollen (sollten, an der Schule) lernen, wie Lernen funktioniert und Spaß daran haben sich mit neuen Themen zu beschäftigen. Sowie in einer bestimmten Zeit, bestimmte Dinge zu lernen.

2) Schule und Sinn für das Leben

Der Sinn für das Leben wäre es nach der Schule (als "reifer" Schüler) in der Lage zu sein zu entscheiden, was ich tun will, wo meine Stärken sind und wie ich damit ein eigenverantwortlicher Teil unseres Systems zu sein (was durchaus nicht einfach ist).

3) Schule und die Familie

Selbst, wenn meine persönliche Erfahrung mit der Schule vielleicht nicht positiv war, sollten Eltern versuchen eine positive Grundeinstellung zur Schule und dem Lernen an ihre Kinder heranzutragen. Hier sehe ich die größte Herausforderung.

In meinem Umfeld darf ich mich durch meine Kinder gerade mit den Themen Grundschule, Realschule, Gymnasium beschäftigen (dabei langweilen mich schon die neuen Namen für die unterschiedlichen Schultypen). Meine Erfahrung ist:
1) uns Eltern sind Noten wichtiger, als der Spaß an der Schule bzw. die Fähigkeit überhaupt zu lernen
2) die Angst von Eltern ihren Kindern nicht helfen zu können ist größer, als das Bestreben Freude am Lernen zu erhalten
3) die Individualität in der Gesellschaft bzw. das Streben danach ist höher als die Erkenntnis, dass jeder von uns im Arbeitsleben seine Individualität gegen Geld an den Nagel hängen darf, außer er ist selber Chef (das trifft ja nur auf 11% zu) und bestimmt die Spielregeln im Betrieb
4) Unternehmen haben weniger Probleme mit dem Know-how von Mitarbeitern, als mit der Sozialkompetenz (pünktliches Erscheinen, generelle Lust am Arbeiten und an Leistung, Integration in einen Betrieb, eine Gruppe, ein Team)
5) Eltern vermitteln durch ihr Verhalten und die Angst vor schlechten Noten (schlechte Chancen auf den Arbeitsmarkt) den Kindern eher, wie sie scheinbare Rechte durchsetzen, als die Fähigkeit sich anzupassen, diszipliniert ihre Fähigkeiten auszubauen und die Notwendigkeit zur Kooperation mit anderen (z.B. der Schule)

...
DeltaSagittarii
Schule und Eltern
Ich habe meine Schulbildung in der ehemaligen DDR erhalten und ich möchte nicht darauf verzichten. Wenn man den politischen Bereich streicht, war sie gut.
Wir hatten kein Internet, keinen PC und wir mussten noch Bücher lesen.
Was ist falsch daran Klassiker zu studieren, Gedichte zu interpretieren, Sinusfunktionen und Vektorrechnung zu lernen, chemische reaktionen und phsikalische Experimente zu machen, sich mal an einem Instrument zu probieren? (Wir mußten in der 11. Klasse alle Blockflöte lernen, was lustig war!) usw?
Wir lachen heute noch über die Musikstunden und was sich manch unmusikalischer hat einfallen lassen.
Viele Jugendliche können doch ohne ihre Handys nicht mehr leben. Ich staune, dass nicht mehr Unfälle dadurch entstehen.
Wer macht sich denn heute noch die Mühe, ein Buch aufzuschlagen und einen Sachverhalt nachzulesen? Internet überall!
Was ja auch seine positive Seiten hat. Aber haben denn manche Jugendliche nicht eine 0 Bock-Einstellung und wollen alles haben, ohne sich zu bemühen??
( Ich rede nicht von allen!!!!)
Was man sich etwas erarbeitet hat, merkt man es sich besser!
Für eine Steuererklärung gibt es bei jedem Finanzamt eine Anleitung- und lesen kann man mit 18!
Ich bin dafür Schreibschrift zu erhalten und zu lernen!
Ach ja , man braucht es ja nicht mehr- im Internet braucht man ja nur noch Buchstaben und Abkürzungen. *aua*
Ich habe 2 Enkelkinder, die von ihren Eltern sehr gut auf das Leben und Schule vorbereitet werden und mein 6 jähriger Enkel weiß auch schon, wer Mozart war.
Schadet das??
Nur wenn den Kindern Wissen angeboten wird, können sie neugierig werden.
Ich bin für ein Schulsystem, das staatlich gelenkt wird und nicht jeder Bundesstaat macht seins.
Denn dann wäre auch wieder mehr Geld für Lehrer und Schulen da und nicht für Minister und Mitarbeiter in Ministerien.
Die zeitgemäße Überarbeitung des Lehrpläne ist eine ganz andere Sache, aber bitte von allem etwas.
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