@Felina
Aus der Sicht eines halbwegs rationalen Menschen ist ein atomarer Angriff mit der Hoffnung auf einen Sieg (wenn auch mit eigenen Verlusten) tatsächlich realitätsfern. Allerdings war Reagan nicht rational. Die Aussage, dass er die UdSSR "NIE per Atomschlag angegriffen hätte" scheint mir nicht haltbar. Er hat zumindest öffentlich über die Gewinnbarkeit solch eines Krieges nachgedacht.
Wie weiter oben gesagt, bot sich mit der Pershing 2 die Chance einen Teil der gegnerischen Waffen schon am Boden auszuschalten. Das SDI-Programm (Star Wars) sollten ja auch gegnerische Raketen im Anflug abfangen. Das alles passt schon zu einem Angriffsszenario.
In dieser Zeit deckte ein Doppelagent Material auf, nach dem die NATO tatsächlich einen Angriff in Betracht gezogen hat. Diese Anschuldigung wurde nie dementiert.
Sorry, so abwegig ist das nicht. Und die Massenproteste, von denen auch Traumer spricht, zeigen, dass damals einige Menschen dieses ungute Gefühl teilten.
Ob Schmidt nun persönlich Angriffsabsichten hat, kann ich auch nicht sagen. Aber er hat nach Kräften eine Entwicklung gefördert, die nicht auf Entspannung ausgerichtet war.
Übrigens zeigt sich heute, wo vieles ans Licht kommt, was damals streng geheim war, dass es auf sowjetischer Seite definitiv keine Angriffspläne gab, obwohl uns das dauernd suggeriert wurde.
Okay, das Ende der Sowjetunion kam dann tatsächlich ziemlich bald. Die SU war wirtschaftlich ruiniert, was zum großen Teil auch an den enormen Rüstungsausgaben lag. (Nebenbei: Den USA ging's auch nicht gut.) Der NATO-Doppelbeschluss mag die Funktion eines Sargnagels gehabt haben. Geschichtliche Vergleiche mit ähnlichen Rüstungswettläufen zeigen, dass diese in der Regel mit dem wirtschaftlichen Ruin eines oder beider Kontrahenten enden oder aber mit einem Krieg, der auf die Vernichtung des Gegners ausgelegt ist. Autsch!
Die Strategie den "Gegner" an den Verhandlungstisch zu zwingen war höchst riskant. Gorbi hat übrigens einseitig die ersten Abrüstungschritte unternommen und somit den Falken auf der westlichen Seite den Wind aus den Segeln genommen. Das Bild von der russischen Bedrohung passte nicht mehr. Somit hat er auch im Westen ein Umdenken erzwungen, das zumindest beim Militär und in der Rüstungslobby nicht jedem gefallen hat.
Aber wie hätte die Entwicklung mit einem anderen Politiker ausgesehen. Wenn ich von Russen höre, wie abfällig dort heute über Gorbatschow geredet wird, frage ich mich, wie die Sache beispielsweise unter Putin verlaufen wäre...