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objektive Realität vs. radikaler Konstruktivismus

*******msa Mann
385 Beiträge
Themenersteller 
objektive Realität vs. radikaler Konstruktivismus
Liebe Leute,
dieser thread soll eine Weiterführung einer Diskussion aus

Akademiker: Presse_Show

sein. In jenem thread ergab sich eine interessante Diskussion, die allerdings nicht wirklich zum threadthema passt, deswegen eröffne ich hier mal einen neuen thread. Mitdiskutant*innen sind natürlich sehr gerne gesehen, aber bitte kurz oben den link anklicken und einen groben Überblick über die Diskussion sich verschaffen.
*****_70 Mann
949 Beiträge
Paul_12051:
aber bitte kurz oben den link anklicken und einen groben Überblick über die Diskussion sich verschaffen.

Zur weiteren Vertiefung dieser Thematik hier auch noch einmal der Hinweis auf folgende links:

Bad Weisheit: Radikaler Konstruktivismus - und was hat das mit mir zu tun?

bzw.

Bad Weisheit: Radikaler Konstruktivismus - und was hat das mit mir zu tun?

und

(Ab):
Philosophie: Die kreierte Realität? Nutzen?

(bis):
Philosophie: Die kreierte Realität? Nutzen?

und m. E. sehr aufschlußreich:

Audio:
http://soziopod.de/2012/09/s … -wahrheit-mit-halbwertszeit/
*******msa Mann
385 Beiträge
Themenersteller 
Um:
• das moderne, das marxistische Weltbild
• ein christliches, romantisches, geschlossenes Weltbild
• das Weltbild der Antike

oder handelt es sich hierbei um um ein philosophisches Weltbild?

Das klang so, als gäbe es nur diese vier Weltbilder. Aber tatsächlich sind die drei in der Liste ja lediglich Beispiele für Weltbilder auf Duden. Ein Missverständnis.



Wenn aus einem fließenden Gewässer mit einem Gefäß Wasser entnommen wird handelt sich dann noch um das gleiche Wasser im Gefäß, wenn dieses sozusagen durch das Gefäß kontaminiert wurde?
Da jedes Individuum Reize individuell aufnimmt, verarbeitet und somit wird „das Ursprüngliche – was hier so gerne als „OBJEKTIVE REALITÄT“ bezeichnet wird verfälscht!

Ich denke, Du siehst objektive Realität einfach falsch. Die objektive Realität ist ja nicht statisch, unveränderbar. Um zu dem Bsp. mit dem Wasser zu kommen: Natürlich ist es nicht mehr das gleiche Wasser, es wurde durch den Behälter kontaminiert. Tatsächlich verändert eine jegliche Handlung eines jeden Menschen die objektive Realität.
Man sollte jedoch nicht diese Veränderungen der oR durch die Menschen auch nicht allzu hoch stecken. Wenn ein Bär mit seiner Tatze aus eben jenem Fluss Wasser schöpft, dann ist das Wasser in seiner Tatze auch kontaminiert und somit hat auch der Bär die objektive Realität verändert. Genauso könnte auch ein Meteorit in den Fluss stürzen, dann wäre das Wasser auch kontaminiert.
Kurz: OR ist das Wechselspiel aller Materie (schnurzegal ob lebendig oder nicht) dieses Universums + Naturgesetze. Der menschliche Geist ist dabei nur nachgeordnet. Er kommt erst ins Spiel, wenn er zur Tat schreitet.

Das mag jetzt Deinen Narzismus stören... tja, dann ist das eben so *zwinker*
*****_70 Mann
949 Beiträge
Also erst einmal geht es hier nicht um mich sondern um eine Theorie, welche als RADIKALER KONSTRUKTIVISMUS bezeichnet wird!

Um noch einmal kurz zu verdeutlichen um was es hier geht nachfolgend eine zitierte kurze Äußerung von Ernst von Glasersfeld, welcher als einer der wichtigsten Vertreter bezüglich des RADIKALEN KONSTRUKTIVISMUS bezeichnet werden kann:

Der Radikale Konstruktivismus beruht auf der Annahme, dass alles Wissen, wie immer man es auch definieren mag, nur in den Köpfen von Menschen existiert und dass das denkende Subjekt sein Wissen nur auf der Grundlage eigener Erfahrungen konstruieren kann. Was wir aus unserer Erfahrung machen, das allein bildet die Welt, in der wir bewusst leben. Sie kann zwar in vielfältiger Weise aufgeteilt werden, in Dinge, Personen, Mitmenschen, usw., doch alle Arten der Erfahrung sind und bleiben subjektiv. Auch wenn ich gute Gründe dafür angeben kann, dass meine Erfahrung der deinen nicht ganz unähnlich ist, habe ich keinerlei Möglichkeit zu prüfen, ob sie identisch sind. Das gleiche gilt für den Gebrauch und das Verstehen von Sprache.
- Ernst von Glasersfeld

Und weiter erläutert Ernst von Glasersfeld:

Dass der RADIKALE KONSTUKTIVISMUS von dem Versuch ausgeht unser praktische Wissen (was er, das Wissen der Lebenswelt der Wirklichkeit nennt), dass man dies völlig aus der eigenen Erfahrung ausbauen kann, OHNE auf eine Realität außerhalb der Erfahrung Bezug zu nehmen.

Große philosophische Probleme sind fast alle dadurch vergiftet, dass die Annahme einer erkennbaren Realität möglich sei
- so Glasersfeld.

Aufgrund dessen stellt sich doch die Frage:

Gibt es überhaupt eine „objektive Realität“, wenn unsere Wahrnehmungen NIEMALS ein Abbild dieser liefert, da das Gehirn diese „objektive Realität“ erst konstruiert, welche es „für wahr hält“ (daraus folgt das Ergebnis des Konstruktes = nennen wir dies einmal subjektive Wirklichkeit)?

Oder anders formuliert:

Wenn es für das Individuum nur eine subjektive Wirklichkeit gibt, stellt sich doch die Frage ob es überhaupt eine "objektive Realität" gibt.

Beweisbar ist diese objektive Realität NICHT, da jedes Individuum Reize individuell aufnimmt, verarbeitet und somit wird „das Ursprüngliche – was hier (bei vorangegangenen Diskussionen) so gerne als „OBJEKTIVE REALITÄT“ bezeichnet wurde, verfälscht.

Zumal auch im RADIKALEN KONSTRUKTIVISMUS ja nicht explizit bestritten wird, dass es eine REALITÄT gibt! Da die Realität (oder Umwelt oder nennen wir es das ETWAS oder auch die Realität – die Bezeichnung spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle) allerdings wahrgenommen werden
muß kann sie nicht mehr als objektiv bezeichnet werden!
Durch den Vorgang / Prozess (= Wahrnehmung) entsteht immer eine SUBJEKTIVE Wirklichkeit (also nichts was in irgendeiner Weise als objektiv bezeichnet werden kann!).

Die Fähigkeit Reize aufzunehmen, kann zwar als solches als objektiv bezeichnet werden ; die eigentliche Verarbeitung der Reize im Gehirn ist natürlich subjektiv!

Vergl. hierzu:

http://wahrnehmung.psycho-wi … -und-subjektive-wahrnehmung/
http://www.fernstudium-psychologie.com/wahrnehmung-definition/

Wäre das bei jedem Menschen gleich käme jeder zum gleichen Schluss, sofern er die gleichen Reize empfängt!

Und dass dies nicht so ist, dürfte eigentlich nicht nur den Psychologen, dem Neurobiologen etc. pp. bekannt sein.

Wie leicht sich der menschliche Verstand täuschen lässt veranschaulichen folgende Videoclips:

Wie objektiv ist die Realitätswahrnehmung des Menschen? Antworten aus neurologischer Sicht.





Und aufgrund dieser Tatsache, dass das Individuum erst einmal alles wahrnehmen muss, und aufgrund dessen, dass die Wirklichkeit des „Individuums“ immer subjektiv ist, wird aufgrund dieser Tatsache darauf geschlossen, dass es für das Individuum unmöglich ist, eine Aussage über die „reine, ungefilterte“ Realität zu tätigen. Eine Aussage darüber zu tätigen ob diese objektiv sei ist schon durch den „Prozess“ der Wahrnehmung unmöglich!

Und noch einmal zur Verdeutlichung:

Als Menschen können wir nie die Realität an sich, sondern nur unsere subjektive Wahrnehmung der Realität kennen, jeder Mensch konstruiert seine eigene Wirklichkeit.

Diese Sicht bleibt der Alltagserfahrung häufig verborgen, da die Prozesse unbewusst ablaufen und wir die Welt auf ähnliche Weise interpretieren.

Die Subjektivität jeder Wahrnehmung ist eines der zentralen Postulate der sogenannten konstruktivistischen Psychotherapieformen, wie z.B. dem NLP, der modernen Hypnose nach Milton Erickson oder der Kurzzeittherapie-Gruppe vom Mental Research Institute um Paul Watzlawick.

Diese moderne Sichtweise findet sich in sehr ausdifferenzierter Form schon hunderte von Jahren früher im Buddhismus und sie wird durch Erkenntnisse der modernen Hirnforschung unterstützt.

Quelle:
Die Subjektivität der Wahrnehmung
Von der buddhistische Wahrnehmungstheorie bis zur modernen Hirnforschung
Von Dr. Maren Franz




Abschließend eine Anmerkung in eigener Sache:

Da ich allerdings den Eindruck habe, aufgrund deiner bisherigen Äußerungen, dass du die Theorie des Radikalen Konstruktivismus nicht wirklich verstanden hast, widme ich meine volle Aufmerksamkeit nun dem thread:

Radikaler Konstruktivismus - und was hat das mit mir zu tun?

Bad Weisheit: Radikaler Konstruktivismus - und was hat das mit mir zu tun?

(da dieser thread mir wahrscheinlich wertvoller Informationen liefert als ein, wie auch immer gearteter Dialog hier – in der Gruppe der Akademiker)

Da dieser thread öffentlich ist (hoffentlich bleibt dieser das jJETZT auch), kannst du dich ja auch dieser illustreren Runde anschließen, sofern das deine Absicht sein sollte.

An dieser Stelle verabschiede ich mich und hoffe, dass wir in größerer Runde ( s. o.) weiter diskutieren werden.
*******use Mann
3.197 Beiträge
Subjektive Wahrnehmung vs. (objektive) Realität
Zunächst bergenzen die unterschiedlichen Fähigkeiten der Sinne
(ich schreibe bewußt nicht von Sinnesorganen) die Wahrnehmungsmöglichkeiten
der Lebewesen.
Die trifft auch schon bei alleiniger Betrachtung des Menschen zu, so ist zB.
die Grün/Blau- Farbblindheit in der Bevölkerung weit verbreitet. Das Sehen ist
zudem der wichtigste Sinn des Menschen und unterliegt noch der
"Zwischenverarbeitung" im Hirn, was sicher die Subjektivität dieser Wahrnehmung
verstärkt.
Problem1:
Eine allgemeine Betrachtung der (objektiven) Realität, die aus Millionen von
Arten besteht, aber nur eine (den Menschen) in den Mittelpunkt stellt, weckt
den Verdacht der Fehlerhaftigkeit.

Der Einfachheit halber und weil die Unterschiede deutlich genug sind, beschränke
ich mich im folgenden allein auf das Farbsehvermögen.
Am unteren Ende rangieren manche Raubfische, die nur monochromatisch sehen,
also (aus menschlicher Sicht) in einer einfarbigen Welt leben. Am anderen Ende
leben die Fangschreckenkrebse nach gegenwärtigem (!) Kenntnisstand, die
12 Grundfarben (Mensch 3= RGB) unterscheiden können und zudem auch
polarisiertes Licht und UV- Licht wahrnehmen- was mich über die Grenze
meiner Vorstellungskraft führt.

Für das folgende Gedankenexperiment lassen wir Fangschreckenkrebs und
Raubfisch im selben Ozean und in diesem im selben Habitat leben (damit
sie sich auch tatsächlich begegnen).
Der Krebs sieht unvorstellbar mehr Dinge als der Fisch, leben sie nicht
trotzdem im selben Ozean?
Nun nehme ich den Menschen als Beobachter hinzu und postiere 1 Mrd.
Menschen mit ihrem unterschiedlichen Sehvermögen einschließlich Blinder
am Ufer. Würde auch nur ein Mensch glaubhaft die Existenz des Ozeans
bestreiten können? Auch die Besatzung der internationalen Raumstation
(anderer Betrachtungswinkel) würde dessen Existenz bestätigen.
Fazit1: Der Ozean ist real, also Teil der objektiven Realität.

Um auch der stetigen Veränderung Rechnung zu tragen, lassen wir nun
die Beobachter am Ufer einige Millionen Jahre am Ufer verweilen.
Der Wasserstand erhöht sich. Wer würde dies, die nassen Füsse ignorierend,
bestreiten wollen?

Nun lassen wir ALLE Beobachter einen plötzlichen Tod sterben. Es gibt nun
keinen Menschen mehr, der die Existenz des Ozeans bestätigen könnte.
Warum sollte nun der Ozean samt Fisch und Krebs verschwunden sein, wo dies
ja auch schon vor dem Menschlichen Dasein existierte (durch Fossilien belegbar)?

Fazit 2: Der "RK" ist unlogisch!

Problem 2:

Der "RK" betrachtet den Menschen ausschließlich als Individuum. Er ist jedoch
genauso ein gesellschaftliches Wesen im (ständigen) Austausch. Dieser dient
nicht zuletzt der Objektivierung der eigenen Wahrnehmung incl. der Schlußfolgerungen
hieraus- im Austausch hier, bis hin zum wissenschaftlichen Disput.

Anmerkung zum im Presse- Thread angesprochenen Problem Leben/ Tod.

Nicht die Definition vom Tod ist fehlerhaft, nur offensichtlich dessen Diagnostik.
Die Definition von Leben ist zu allgemein= ungenau.
Das ist nicht neu, Botaniker tragen dem schon länger rechnung, indem sie vom
Zustand "aktiven Lebens" sprechen - dieser ist ohne Stoffwechsel nicht möglich.
Ist ein Samenkorn vor der Keimung lebendig oder tot und was sind Pflanzen
in der Ruhezeit, in der keinerlei Wachstum erkennbar ist? *g*

Meine (ganz) persönliche Schlußfolgerung:

Für mich sind "RK" und Naturwissenschaft unvereinbar und daher für mich
"RK" als Theorie unbrauchbar.
*****_70 Mann
949 Beiträge
Eigentlich wollte ich mich ja an dieser Stelle aus dieser Diskussion in dieser Gruppe heraushalten, allerdings wurden bei den o. g. Ausführungen Denkfehler begangen.
Allerdings kann und will ich aus Zeitgründen nicht auf alles eingehen daher nur drei Beispiele:

Stichwort Beobachter:

Um etwas definieren zu können muss es verglichen werden – dies geschieht zuerst einmal durch Wahrnehmung / Beobachtung! Voraussetzung hierfür:

1.) Durch die Beobachtung / Wahrnehmung darf das Ursprüngliche nicht „verfälscht“ werden - der Reizverarbeitung (nicht –aufnahme) ist ein subjektiver Vorgang (vergl. hierzu: Stichwort: Neurobiologie / Gehirnforschung). Wird das „Ursprüngliche“ interpretiert ist es nicht mehr vergleichbar (Verfälschung).

2.) Um etwas beobachten zu können, muß es beobachtet werden – soll heißen wenn es keine Beobachter gibt kann auch niemand eine Aussage über das „Nichtbeobachtete“ machen. Das heißt aber im Umkehrschluss NICHT, dass wenn etwas nicht beobachtet wird, dass dies nicht existiert oder durch „NICHTBEOBACHTUNG“ einfach verschwindet!.


Stichwort: Individuum – Gesellschaft – Interkation – Kommunikation

Hugh_House.
Der "RK" betrachtet den Menschen ausschließlich als Individuum.

Nein, das ist falsch! Paul Watzlawick, welcher auch ein bedeutender Vertreter des RK war, war Kommunikationswissenschaftler, Psychotherapeut, Soziologe, Philosoph und Autor.

Gerade er hat die Bedeutung der Interaktion, der Kommunikation in Bezug auf den RK dargestellt und somit auf die Problematik, welche eine Interkation, Kommunikation entstehen kann.

Paul Watzlawick entwickelte sein Modell aus 5 Grundregeln, die er Axiome nannte. Sie zeigen, wie eng die verbale Kommunikation mit Beziehung und Emotion verknüpft ist. Er macht klar, dass wir in einer selbst konstruierten Wirklichkeit leben, die uns positiv oder negativ beeinflussen kann.

Hierzu:

https://www.kikidan.com/news … e-die-watzlawick-axiome.html
http://www.germanistik-kommp … denburg.de/sites/1/1_05.html


Stichwort Tod:

Ich sage nur Bärtierchen!

shiva_70:
Wenn allerdings einem Bärtierchen Feuchtigkeit entzogen wird, also dieses Bärtierchen kein Stoffwechsel mehr aufweist, demnach im biologischen Sinne eigentlich tot sein müßte, aber dennoch nicht tot ist (da es sonst nicht wieder lebendig werden würde sobald das Tierchen wieder über das notwendige Feuchtigkeitsniveau verfügt), dann ist der Wissenschaftler mit der Problematik konfrontiert, dass die Definition des Todes für das Bärtierchen hier, in diesem Fall, keine Anwendung findet.

Und um diese Problematik (tot oder doch nicht tot oder = ?) zu umgehen und damit tagtäglich arbeiten zu können, haben die Wissenschaftler diesen „Überdauerungszustand“ neu definiert!

Somit wurde eine "Lücke" mit Hilfe einer neuen Definition geschlossen (es wurde ein neuer Begriff kreiert = Kryptobiose).

Wäre diese Thematik wann wer wann als tot erklärt werden kann so eindeutig, dann hätten sich die Politiker hierzulande einige hitzige Debatten ersparen können. So hat man sich willkürlich darauf geeinigt, "wann der Tod eingetreten ist" und "die Stecker gezogen werden können"!
*****_70 Mann
949 Beiträge
@Moderatoren
Lebe Moderatoren ich habe eben eine CM erhalten und hier wird eine Bitte ausgesprochen:

Hallo und guten Morgen!

Mich interessiert das Thema in Akademiker und ich würde evt. etwas zu dem Thema RK schreiben, aber er ist nicht auf öffentlich gestellt... wäre das vielleicht möglich?

*****_70 Mann
949 Beiträge
Ach ja...
... CM war von:

https://www.joyclub.de/my/4245266.ueberraschung17.html
*******msa Mann
385 Beiträge
Themenersteller 
@*****_70
Mal zu diesen komischen Viechern namens Bärtierchen:
Dass die bisherigen Theorien hinsichtlich tot vs. lebendig bei diesen Tierchen nicht greifen, ist doch nun wirklich nichts revolutionär neues oder überraschend. Naturwissenschaften sind in einem stetigen Prozess der Verbesserung. Was vor 100 Jahren als wahr galt, muss heute nicht mehr stimmen und was heute als wahr gilt, muss nicht unbedingt in 100 Jahren noch als wahr gelten.
Das liegt ganz einfach daran, dass Naturwissenschaften ja erstmal eine Interpretation der objektiven Realität sind. Und diese Interpretationen können sich verändern, sobald neue Forschungsergebnisse auf dem Tisch liegen, die die alten Interpretationen kritisieren. Dieser Prozess findet eigentlich tagtäglich im naturwissenschaftlichen Bereich statt und manchmal nehmen diese Veränderungen der Interpretation sogar solche Ausmaße an, dass sie es in die mainstream- Medien schaffen (Einstein wurde ja bekannterweise gehypt wie ein Popstar). Allerdings kann man auch davon ausgehen, dass manche Interpretationen schon felsenfest verankert sind, dass sie nicht mehr über den haufen geworfen werden. Dass ein Blitz verdammt stark elektrisch aufgeladen ist, wird man wohl auch in 100 Jahren nicht bezweifeln.
Steht noch die Frage im Raum, in welche Richtung verlaufen diese Verbesserungen der Interpretationen? Ganz eindeutig in Richtung einer so objektiv wie möglichen Beschreibung der objektiven Realität; man könnte es als eine asymptotische Annäherung an eine objektive Beschreibung der oR bezeichnen.

Und nochmal bezüglich der Beweise der objektiven Realität: Eine naturwissenschaftliche Theorie gilt, unter Anderem, als dann valide, wenn sie Voraussagen über zukünftige Ereignisse machen kann. Und genau dann kann und sollte man diese Theorie als eine fast 100%ige Beschreibung der oR ansehen.
Ein Bsp.: Astrophysiker können genau hervorsagen, dass der Komet xy in 50 Jahren genau 20Mill km von der Erde entfernt vorbeischweift. Und das wird auch tatsächlich so passieren. In diesem Bereich beschreiben die Astrophysiker die oR also schon sehr exakt. Gäbe es keine beweisbare oR, könnten sie das gar nicht tun.

Um etwas beobachten zu können, muß es beobachtet werden – soll heißen wenn es keine Beobachter gibt kann auch niemand eine Aussage über das „Nichtbeobachtete“ machen. Das heißt aber im Umkehrschluss NICHT, dass wenn etwas nicht beobachtet wird, dass dies nicht existiert oder durch „NICHTBEOBACHTUNG“ einfach verschwindet!.
Jo, und in welcher Realität existiert dann etwas, das nicht von Menschen beobachtet wird? Da bleibt nach dem Ausschlussprinzip nunmal nur die oR übrig. Ein weiterer Beweis für die oR *zwinker*

Da die Realität (oder Umwelt oder nennen wir es das ETWAS oder auch die Realität – die Bezeichnung spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle) allerdings wahrgenommen werden
muß kann sie nicht mehr als objektiv bezeichnet werden!
Doch, kann sie. Ob Astrophysiker den Komet xy beobachten, ändert überhaupt nix an dessen Laufbahn, Form etc. Verfälscht wird etwas erst dann, wenn wir eingreifen. Und wenn wir in etwas eingreifen, dann verändern wir die oR, habe ich weiter oben schon geschrieben. Das ändert aber nichts an der Existenz der oR...

Ob ich mich an dem anderen von Dir verlinkten thread beteilige, bezweifle ich. Auch meine Zeit ist endlich...
*****_70 Mann
949 Beiträge
Paul_12051:
Ganz eindeutig in Richtung einer so objektiv wie möglichen Beschreibung der objektiven Realität

Die letztendlich dann doch subjektiv ist!


Paul_12051:

Ob ich mich an dem anderen von Dir verlinkten thread beteilige, bezweifle ich. Auch meine Zeit ist endlich...

Diese Aussage wundert mich jetzt nicht! Allerdings habe ich Zweifel bezüglich deines angegebenen Grundes in Bezug auf Nichtbeteiligung deinerseits! *zwinker*


Aufgrund deiner Ausführungen hat es den Anschein, dass du einiges wieder missverstanden hast!

Also, fangen wir halt ganz von vorne an (Ausführungen folgen)! *smile*
*******msa Mann
385 Beiträge
Themenersteller 
Paul_12051:
Ganz eindeutig in Richtung einer so objektiv wie möglichen Beschreibung der objektiven Realität

Die letztendlich dann doch subjektiv ist!
Nein, eben nicht. Wenn zwei Teams von Astrophysikern in zwei komplett verschiedenen Orten, sagen wir USA und Japan, ohne miteinander zu kommuizieren, auf das selbe Ergebnis kommen, nämlich:
Komet xy wird am 17.12.2094 genau 20Mill km an der Erde vorbeischweifen. Und dann dies tatsächlich zutreffen wird, dann kann man eben nicht mehr von Subjektivität reden, dann war das eine objektive Aussage. Punkt.


Diese Aussage wundert mich jetzt nicht! Allerdings habe ich Zweifel bezüglich deines angegebenen Grundes in Bezug auf Nichtbeteiligung deinerseits! *zwinker*
Diese Zweifel kannst Du gerne hegen. Um an dem anderen thread teilzunehmen, sollte ich dazu vorab die sechs Seiten Diskussion dort lesen. Und ich weiß einfach nicht, warum ich das tun sollte...

Also, fangen wir halt ganz von vorne an (Ausführungen folgen)! *smile*
Du kannst gerne wieder von vorne beginnen. Bleibt Dir ja auch nicht allzu viel übrig, nachdem ich Deine Bsp. (Wasser aus dem Fluss im Gefäß; Bärtierchen) auseinandergenommen habe und Du auf mein Bsp. (Astrophysiker) noch gar nicht wirklich eingegangen bist. Hat auch nen Grund: Da greift dieser sog. radikale Konstruktivismus nicht und ist somit widerlegt...
*****_70 Mann
949 Beiträge
Der RADKALE KONSTRUKTIVISMUS:
(nachfolgende Ausführungen stammen aus diversen Quellen– Quellenangaben zum Schluss)

1. EINLEITUNG

Philosophische Vorläufer konstruktivistischen Denkens:

Als prominenter Vorläufer in der Moderne gilt insbesondere Immanuel Kant, der das aufklärerische Anliegen verfolgte, das gesamte menschliche Erkenntnisvermögen auf den Prüfstand der Vernunft zu stellen. Im Rahmen eines umfassend angelegten Programms zielt Kant darauf ab, die „reine“ Vernunft als Quelle der menschlichen Erkenntnis kritisch zu durchleuchten (vgl. Kant 1988), d.h. die Arbeitsweise und das Geltungsgebiet des menschlichen Denkapparats zu untersuchen. „Reine Vernunft“ ist in der Kantischen Diktion diejenige, welche die Prinzipien etwas „a priori“ (also vor aller Erfahrung liegend) zu erkennen, in sich enthält. Kant kommt zu dem Ergebnis, dass Raum und Zeit als apriorische Formen in uns selbst liegen und reine Erkenntnis (gegenüber empirischer Erkenntnis) sich dadurch auszeichnet,dass sie die Merkmale „notwendig“ (nicht kontingent) und „allgemein“ (ohne Ausnahme) enthält.
*****_70 Mann
949 Beiträge
Der RADKALE KONSTRUKTIVISMUS:
(nachfolgende Ausführungen stammen aus diversen Quellen– Quellenangaben zum Schluss)

2. Der Konstruktivislums:

Der philosophische Begriff "Konstruktion" (lat. constructio, griech. kataskeuá, genesis, systema, syntaxis, syntagma) hat eine bis auf die Antike zurückgehende Tradition und erreicht einen Höhepunkt bei Kant, der zwar den Terminus in einem engen Sinne verwendet, dessen "transzendentaler" Ansatz aber insgesamt als "konstruktivistisch" bezeichnet werden kann. In der Logik, etwa in P. Lorenzens "Dialogtheorie", wird der Konstruktionsbegriff im Sinne der "Spielregeln" zur Regulierung von Rede und Gegenrede gebraucht ("konstruktive Logik")

Der Konstruktivismus ist - zunächst - keine Theorie der Gesellschaft oder der Pädagogik, sondern eine Metatheorie, die die Möglichkeiten und Grenzen menschlicher (wissenschaftlicher und alltäglicher) Theoriebildung beschreibt. Konstruktivisten sind Beobachter II. Ordnung, sie beobachten wie im Alltag oder in der Wissenschaft Wirklichkeit beobachtet und dadurch erzeugt wird. Theorien sind demnach beobachtungsabhängige Konstruktionen - wörtlich übersetzt heißt Theorie = Beobachtung. Das erkennende Subjekt und der Erkenntnisgegenstand sind untrennbar miteinander verbunden, mehr noch: Der Erkenntnisgegenstand und das Problem werden durch den erkennenden Beobachter erzeugt. Auf diesen Zusammenhang verweist Humberto Maturanas Formulierung: "Alles Gesagte ist von jemandem gesagt." (Maturana, Varela 1987, 32). "Diese Zirkularität, diese Verkettung von Handlung und Erfahrung, diese Untrennbarkeit einer bestimmten Art zu sein von der Art, wie die Welt uns erscheint, sagt uns, dass jeder Akt des Erkennens eine Welt hervorbringt." (ebd. 31). Der Konstruktivismus ist also keine Ontologie oder Metaphysik, er macht keine Aussagen über das Wesen der Welt, über das "Sein", sondern ist eine reflexive Erkenntnistheorie, die etwas aussagt über die menschliche Orientierung in der Welt. "In diesem Sinne werden wir ständig festzustellen haben, dass man das Phänomen des Erkennens nicht so auffassen kann, als gäbe es 'Tatsachen' und Objekte da draußen, die man nur aufzugreifen und in den Kopf hineinzutun habe."

Unsere Sinnesorgane, unsere Kognitionen, unser Gedächtnis produzieren also keine Abbildungen der äußeren Realität, sondern sie konstruieren Wirklichkeiten zum Zweck erfolgreicher Handlungen. "Wir erleben nicht den 'Raum' der Welt, sondern wir erleben unser visuelles Feld, wir sehen nicht die 'Farben' der Welt, sondern wir erleben unseren chromatischen Raum." Streng genommen können wir nicht behaupten: "Der Himmel ist
blau." Allenfalls können wir feststellen: "Der Himmel erscheint uns blau."
Die Konstruktivisten distanzieren sich von herkömmlichen Theorien, die Erkenntnis als Repräsentation, als Abbildung oder als Widerspiegelung der objektiven Welt verstehen. So schreibt Francisco Varela: "In dieser meiner Auffassung dient das Gehirn also vor allem dem ständigen Hervorbringen von Welten im Prozess der viablen Geschichte von Lebewesen; das Gehirn ist ein Organ, das Welten festlegt, keine Welt spiegelt." (Varela 1990, 109).

Obwohl Erkenntnis ein biografisch bedingter und damit höchst individueller, einmaliger Vorgang ist, ereignet sich Erkennen in sozialen Kontexten. Viabel, also erfolgreich ist eine Erkenntnis meist dann, wenn sie konsensfähig ist. In diesem Sinn definiert Francisco Varela Intelligenz "als die Fähigkeit, in eine mit anderen geteilte Welt einzutreten."

So gesehen ist der kognitive Konstruktivismus immer auch ein sozialer Konstruktivismus: Wir konstruieren unsere Wirklichkeit gemeinsam mit anderen und in unseren sozialen Milieus. Varela unterscheidet drei zeitliche Ebenen der Erzeugung von Lebenswelten: die evolutionsgeschichtliche Entwicklung, die individuell-biografische Entwicklung und die gesellschaftlich-kulturelle Entwicklung.

Selbstverständlich konstruieren wir nicht nur eine Welt, wir leben auch in einer Welt. Die Welt ist vorhanden, wir können sie nicht ignorieren. Aber das Verhältnis zwischen uns und der Außenwelt (sowohl der gegenständlichen als auch der sozialen Umwelt) ist das einer "strukturellen Koppelung". Es muss ein Minimum an "Korrespondenz", an Entsprechung" zwischen unseren Konstrukten und den Umwelten vorhanden sein, damit unser Handeln viabel, erfolgreich ist.

Humberto Maturana und Francisco Varela, die als Begründer des modernen Konstruktivismus bezeichnet werden können (obwohl sie selber den Begriff Konstruktivismus meines Wissens nicht verwenden), sind Biologen.
Ihr berühmt gewordenes Buch "Der Baum der Erkenntnis" hat den Untertitel "Die biologischen Wurzeln des menschlichen Erkennens".

Ein biologischer Schlüsselbegriff ist Autopoiese, wörtlich: Selbsterzeugung. Die chilenischen Wissenschaftler definieren Lebewesen als "autopoietische Organisationen".

"Nach unserer Ansicht ist deshalb der Mechanismus, der Lebewesen zu autonomen Systemen macht, die Autopoiese." (Maturana, Varela 1987, 55).

"Das Sein und das Tun einer autopoietischen Einheit sind untrennbar, und dies bildet ihre spezifische Art von Organisation."
So kann auch Erkennen als autopoietischer Prozess verstanden werden,
Wahrnehmen, Denken, Lernen erfolgt - in Kontakt mit der Umwelt - als autopoietischer, emergenter, selbstreferenzieller Vorgang. Im wörtlichen Sinne gilt: "Die Gedanken sind frei ...", sie entwickeln eine Eigendynamik und entstehen "strukturdeterminiert", nicht aber durch die Umwelt determiniert.
"Von außen" können Gedanken allenfalls angeregt, "perturbiert" werden. "Es erscheint uns offenkundig, dass die Interaktionen zwischen Einheit und Milieu (...) für einander reziproke Perturbationen bilden. Bei diesen Interaktionen ist es so, dass die Struktur des Milieus in den autopoietischen Einheiten Strukturveränderungen nur auslöst, diese also weder determiniert noch instruiert (vorschreibt)."

Dies gilt auch für das Verhältnis von Lehren und Lernen.

Die Autopoiese des Denkens lässt sich neurowissenschaftlich - mit Hilfe sogenannter "bildgebender Verfahren" - belegen. Unsere neuronalen Netzwerke verarbeiten nur zum geringen Teil Inputs "von außen", sondern sie operieren überwiegend selbst organisiert und eigen dynamisch. Unser Gehirn kommuniziert gleichsam mit sich selbst, es aktiviert und verknüpft vorhandene Gedächtnisinhalte und Wissensnetze. Ein alltägliches Beispiel:

Wenn das Telefon klingelt, stellt unser Gehirn mehrere Hypothesen auf, wer uns zu dieser Zeit mit welcher Absicht anrufen könnte.
Auch wenn wir jemandem zuhören, führen wir einen "inneren Monolog", setzen
angefangene Sätze des Gesprächspartners fort, verknüpfen einen Gedanken mit entsprechenden "Assoziationsarealen" in unserem Gehirn. So hören wir, was wir hören - und das ist selten mit dem identisch, was der andere sagt.

Die Tätigkeit unseres Gehirns ist synergetisch und emergent - und keineswegs bloß rezeptiv.
Die Bremer Gehirnforscher Erol Basar und Gerhard Roth schreiben: "Die
meisten Eingänge (über 90 %) in corticale Netzwerke stammen von anderen
corticalen Netzwerken. In diesem Sinne ist die Großhirnrinde eine Struktur,
die im Wesentlichen zu sich selber 'spricht'. Auch die s unterstützt die
Interpretation des Neocortex als eines assoziativen (hauptsächlich
autoassoziativen) Netzwerkes." (Basar, Roth 1996, 296). So lässt sich die
These vertreten, "dass kognitive Leistungen innerhalb des Gehirns zumindest zum Teil auf Resonanzphänomenen zwischen Aktivitäten von Neuronenpopulationen (...) beruhen."
Auch die Chaostheorie bestätigt diese Selbstorganisationsthese: Hermann
Haken entwickelt die "Idee der Selbstorganisation", "bei der die einzelnen
Teile eines Systems, zum Beispiel eben die Nervenzellen des Gehirns ihr Zusammenwirken ganz von sich aus bewerkstelligen." Diese "Lehre vom Zusammenwirken" nennt Hermann Haken Synergetik. "Die Synergetik kann als die am weitesten fortgeschrittene Theorie der Selbstorganisation betrachtet werden." (Haken, Haken-Krell 1997, 15).
Auch die Verknüpfung von kognitiven, affektiven und sensorischen Prozessen kann durch Synergetik neue Qualitäten des Erkennens erzeugen.
"Die Synergetik ist nicht nur eine Theorie der Selbstorganisation, sondern in einem allgemeineren Sinne eine Theorie der Emergenz neue r Qualitäten." (Haken 1996, 179).
Für einen neurowissenschaftlich "aufgeklärten" Lernbegriff ergibt sich aus
dieser Selbstorganisation des Gehirns: Lernen ist prinzipiell selbstgesteuert.
Lernen ist keineswegs nur ein "affirmativer" Assimilationsvorgang, sondern
die Verknüpfung von Inhalten verschiedener neuronaler Areale.

Man mag einwenden, dass diese neurobiologischen Forschungsergebnisse unser alltägliches Erkennen, nicht aber die wissenschaftlich-empirische Erkenntnis betreffen. In der Tat unterscheidet sich unser erkennendes Beobachten des "Mesokosmos" von der naturwissenschaftlichen, experimentellen Erforschung des Mikrokosmos und des Makrokosmos.

Deshalb sollten die Unterschiede zwischen den alltäglichen Lebenswelten
und den wissenschaftlichen Forschungen nicht untersc
hätzt werden. Aber auch Forschungsergebnisse sind beobachtungs- und methodenabhängig.
Dass auch die Physik als scheinbar objektive Wissenschaft "nur" Modelle und keine zeitlos gültigen Wahrheiten hervorbringt, verdeutlicht Richard Bandler mit einer amüsanten Geschichte über den Nobelpreisträger Nils Bohr. Nils Bohr ist der "Erfinder" eines Atommodells, das aus Protonen, Neutronen und Elektroden besteht. Auf Grund dieses Modells wurden viele technische Erfindungen möglich, zum Beispiel das Plastik. "Erst vor kurzem
beschlossen Physiker, dass Bohrs Beschreibung des Atoms falsch sei. (...)
Das wirklich Erstaunliche ist, dass alle die Entdeckungen, die durch den
Gebrauch des 'falschen' Modells zu Stande kamen, immer noch existieren.
(...) Physik wird meist als eine sehr 'objektive' Wissenschaft dargestellt, aber
mir fällt auf, dass die Physik sich ändert, während die Welt gleich bleibt."
(Bandler 1987, 31).
Die Wirklichkeitskonstruktionen der Wissenschaft sind andere als die des "gesunden Menschenverstandes", aber auch der Wissenschaftler konstruiert "seinen" Erkenntnisgegenstand und seine Fragestellung. Gleichwohl handelt es sich dabei nicht um Gedankenspiele, sondern viele dieser Modelle "funktionieren" und haben die Welt verändert. Helmut Peukert beschreibt die epistemologische Wende der modernen Naturwissenschaft wie folgt:

"Immer deutlicher erweist sich die Formulierung der Quantenmechanik in den Zwanzigerjahren durch W. Heisenberg, Nils Bohr, Erwin Schrödinger et al. als der bedeutendste naturwissenschaftliche Durchbruch des 20. Jahrhunderts. (...) Ihre grundlegende philosophische Bedeutung rührt daher, dass dem Beobachter von Quantensystemen eine Rolle zugewiesen wird, die er in der klassischen Physik nicht hat: Durch die Wahl des Messapparates entscheidet er zugleich über die Wirklichkeit. (...) Wirklichkeit ist nur in strenger Korrespondenz zum Handeln des Messenden zu bestimmen." (Peukert 2000, 514).

Auch Wissenschaftler beschreiben die Welt nicht so, wie sie "wirklich" ist,
sondern sie konfrontieren die Welt mit ihren Fragestellungen und Beobachtungen. Wissenschaftler erkennen das, was ihre Untersuchungsinstrumente "hergeben".
Der Konstruktivismus verwendet den Wahrheitsbegriff auch wissenschaftstheoretisch nur zögernd. "Auch empirisch es Wissen ist nur Wissen von der Welt, so wie wir sie erfahren und so wie wir dieses Wissen formulieren. Die Erfahrung, dass empirisches Wissen intersubjektivierbar ist, deutet nicht auf System- und auf Kognitions-Unabhängigkeit hin, sondern auf den Grad kognitiver und kommunikativer Parallelität." (Schmidt 1998, 44).
Auch wenn auf die Leitdifferenz objektiv versus subjektiv verzichtet wird,
werden dadurch wissenschaftliche Aussagen nicht beliebig, und auch die Notwendigkeit wissenschaftlicher Forschung wird nicht in Frage gestellt.
"Wissenschaftliche Erkenntnis als Suche nach bestmöglichen zweckgerechten Problemlösungen behält spezifische Differenzqualitäten gegenüber Kunst, Politik oder Religion. Auch wenn kein objektives Maß für beste Problemlösungen zur Verfügung steht, gibt es in der Wissenschaft bewährte Kriterien gegen Beliebigkeit, angefangen von der logischen Konsistenz der Argumentation, der Einfachheit und Widerspruchsfreiheit der Theorie bis hin zur 'empirischen Überprüfung'."

Also noch einmal - worum geht es beim Konstruktivismus?

Der Konstruktivismus geht davon aus, dass ein erkannter Gegenstand vom Betrachter selbst durch den Vorgang des Erkennens konstruiert wird. Bildlich gesprochen kann man sagen: Diese Art der Realitätsbeschreibung ergibt Landkarten, zeigt aber nicht die Landschaft.

Die Kernfrage des Konstruktivismus lautet:

Auf welche Weise haben wir Anteil an der Konstruktion unserer Erfahrungswelt? – Die Antwort: Menschen sind darauf angewiesen, 'Landkarten' über die Welt zu entwickeln, um sich in ihr zurechtfinden zu können. Dazu gehört es, die Dinge, die uns umgeben, zu benennen, d.h., Konzepte von ihnen zu bilden. Wirklichkeit ist das Produkt wirksamer Unterscheidungen, die man zum Beispiel durch Begriffszuschreibungen vornimmt wie:

"Dies ist ein Baum."

"Dies ist mein Körper."

"Dies ist eine Familie."

Zu Schwierigkeiten kann es dann kommen, wenn man vergisst, dass solche Konzepte
nur Bezeichnungen bzw. Labels sind und nicht die Dinge an sich. Die Konzepte sind
unsere Erfindung. Diese Aussage wird praktisch relevant, wenn wir an Begriffe denken, die im NLP 'Nominalisierungen' genannt werden. Nominalisierungen sind Substantive, die man nicht als Gegenstände in der Welt vorfindet: zum Beispiel Begriffe wie 'Freude, Seele, Planung'. Wer wollte bestimmen, was "Freude" wirklich ist?
Oder: Ob sich meine Frau wirklich darüber freut, dass ich eine Stunde früher nach Hause gekommen bin, wird schwerlich jemand objektiv beurteilen können.
Wie aber steht es mit realen Gegenständen wie einem Baum?
Der existiert doch wirklich - oder?

Radikale Konstruktivisten sind auch hier skeptisch. Spätestens seitdem der Physiker Heisenberg entdeckte, dass die Position von Beobachtern und die Art ihrer Fragen darüber entscheidet, ob es sich bei dem Beobachteten um ein Teilchen oder eine Welle handelt (Heisenbergsche Unschärferelation), setzte sich die Erkenntnis durch, dass auch die physische Welt ein Konstrukt ist.

"Die Welt ist ein Prozess. Sie ist nicht, sie geschieht!"

Wirklichkeit' wird durch einen langen Prozess von Sozialisation und Versprachlichung im gesellschaftlichen Dialog konstruiert.

"Systeme konstruieren gemeinsame Wirklichkeit als Konsens darüber, wie die Dinge zu sehen sind. Die gemeinsame Sichtweise davon, was als 'Wirklichkeit' in einem System erlebt wird, ist weitgehend bestimmend für Glück oder Unglück, Zufriedenheit oder Unzufriedenheit."
*****_70 Mann
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Der RADKALE KONSTRUKTIVISMUS:
(nachfolgende Ausführungen stammen aus diversen Quellen– Quellenangaben zum Schluss)

3. Der RADIKALE KONSTRUKTIVISMUS

Der radikale Konstruktivismus verknüpft die Grundgedanken Immanuel Kants u.a. mit der modernen Hirnforschung und lehrt, dass die von Menschen wahrgenommene Außenwelt nur ein Konstrukt bzw. eine Konstruktion des aktiven Gehirns ist. Wir wissen daher nicht, wie die Welt wirklich ist, da die Wahrnehmung nur nach den biologisch gegebenen Gehirnverknüpfungen in unserer Phantasie entsteht. Der Konstruktivist stützt sich dabei darauf, dass die naturwissenschaftliche Hirnforschung zeigt, dass das Gehirn bei der Wahrnehmung der Außenwelt diese nicht so erkennt, wie sie wirklich ist, vielmehr konstruiert es gesteuert von Nervenimpulsen selbst diese Wahrnehmung. Das gilt natürlich nicht nur für wahrgenommene Dinge der Außenwelt wie Häuser, Menschen, Steine, Bäume oder Autos, sondern auch für das Gehirn selbst.

Daher sind auch die naturwissenschaftlich festgestellten Eigenschaften des menschlichen Gehirns selbst auch nur menschliche Konstrukte. Jeder Wahrnehmungs-, Erkenntnis- und Denkprozess beruht auf den Konstruktionen eines Beobachters. Es interessiert den Konstruktivisten daher weniger, was „wahr“ ist , da sich das objektiv nicht feststellen lässt, sondern eher, was sich als nützlich bzw. viabel erweist. Für den Konstruktivismus ist der menschliche Organismus ein System, das zwar energetisch offen und mit der Umwelt strukturell gekoppelt ist. Er ist aber gleichzeitig informationell geschlossen, sodass das Gehirn nur auf die bereits verarbeitete und interpretierte Information von außen reagiert (Autopoiesis).

Vom Radikalen Konstruktivismus zu unterscheiden ist der Erlanger Konstruktivismus (=Methodische Konstruktivismus)

Radikale Konstruktivisten fragen danach, wie Erkenntnis funktioniert. Untersucht werden Erkenntnisvorgang, die Wirkung und das Resultat.

Nach Auffassung des Radikalen Konstruktivismus ist die Wirklichkeit – jedenfalls die, die wir erleben, in der wir uns erleben – ein subjektives Konstrukt. Eine Verbindung des Subjekts zur "objektiven" Realität – soweit eine solche überhaupt in Erwägung gezogen wird – sei so unmöglich wie eine Ontologie.

Der Radikale Konstruktivismus ist Skeptizismus, Pragmatismus und Subjektiver Idealismus. Einige Autoren sagen auch Psychologismus oder Mystizismus. (Trotz aller Unterschiede gibt es auch eine gewisse Nähe zum Kritischen Rationalismus, auch wenn einige Vertreter dieser beiden philosophischen Strömungen das vehement bestreiten werden.)

Als Vorläufer dieser Philosophie werden genannt: Vico, Berkeley, Hume, Kant, Dilthey, Wittgenstein und Piaget. Letzterer soll den Begriff Konstruktivismus erstmals eingeführt haben.

Die Radikalen Konstruktivisten betrachten sich vielfach selbst nicht als solche, werden von anderen als solche bezeichnet, bzw. betrachten den Begriff Konstruktivismus als unglücklich gewählt.

Der Radikale Konstruktivismus ist eine Position der Erkenntnistheorie, die sich deutlich von anderen Konstruktivismen unterscheidet. Eine der Grundannahmen des radikalen Konstruktivismus ist, dass die persönliche Wahrnehmung nicht das Abbild einer Realität produzieren kann, welche unabhängig vom Individuum besteht, sondern dass Realität für jedes Individuum immer nur eine Konstruktion seiner eigenen Sinnesreize und seiner Gedächtnisleistung bedeutet. Deshalb ist Objektivität im Sinne einer Übereinstimmung von wahrgenommenem (konstruiertem) Bild und Realität unmöglich; jede Wahrnehmung ist vollständig subjektiv. Darin besteht die Radikalität (Kompromisslosigkeit) des radikalen Konstruktivismus.

Während im Radikalen Konstruktivismus die menschliche Fähigkeit, objektive Realität zu erkennen, mit der Begründung bestritten wird, dass jeder Einzelne sich seine Wirklichkeit im eigenen Kopf „konstruiert“, glauben Anhänger des Erlanger Konstruktivismus an eine gemeinsame Konstruktionsweise, d. h., dass es mit Hilfe einer besonderen Sprach- und Wissenschaftsmethodik möglich sei, „das naive Vorfinden der Welt“ zu überwinden und durch „methodische Erkenntnis- und Wissenschaftskonstruktion“ zu ersetzen.

Die Wurzeln:

Der Radikale Konstruktivismus geht auf vier Wurzeln zurück, die auch die prägenden Elemente der glasersfeld'schen Biographie sind:

- Epistemologie
- Sprachforschung
- Piagets genetische Entwicklungspsychologie
- Kybernetik

"Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Konstruktivismus für die Kognitionswissenschaft mehrere relevante Implikationen hat:

1. Repräsentation ist keine Abbildung der Umwelt im kognitiven Apparat; weil
2. der Zugang zur 'Umwelt' nur über die Repräsentation im neuronalen Substrat laufen kann, ist die Repräsentation der Umwelt von der Struktur des kognitiven Systems determiniert und nicht von der objektiven Struktur der Umwelt (Strukturdeterminismus, Autonomie der kognitiven Organisation); da das kognitive System nur mit eigenen Systemzuständen interagiert (Rekursivität, Selbstbezüglichkeit) dringt
3. keine Information von 'aussen' ins System ein, sondern Information wird nach Massgabe der Strukturdeterminanten des Systems aus den über die sensorischen Oberflächen eingehenden Daten (Perturbation) erst erzeugt (kognitive und semantische Geschlossenheit). Die im neuronalen System verkörperte Dynamik ist
4. von daher kein unabhängiges, 'objektives' Wissen über die Aussenwelt, die Wirklichkeit, sondern abhängig von der Struktur des neuronalen Apparates im erkennenden Subjekt."


Etwas anders formuliert:

- Es gibt keine ontologische Realität. Mit dieser zentralen Aussage bricht der Konstruktivismus radikal mit der Hauptströmung der abendländischen Philosophie, dem Platonismus. Es gibt gemäß dem Radikalen Konstruktivismus keine Realität und keine Ideen hinter den Dingen. Dieser Schluss zwingt sich auf, da jeder Versuch anzugeben, was die Realität ist, in Zirkelschlüssen endet. Es gibt keine Möglichkeit, die Realität der anderen zu erforschen. Jedem Subjekt ist grundsätzlich nur die eigene Realität zugänglich. Es gibt keine Möglichkeit darüber hinaus etwas zu erkennen. Glasersfeld nennt dies einen epistemischen Solipsismus: In meinem Erkennen existiert nur meine Realität.

- Der radikale Konstruktivismus stellt sich darum gegen jede Form einer Abbildtheorie. Wo es nichts abzubilden gibt, ist auch kein Bedarf nach einer wie auch immer ausgeklügelten Abbildtheorie. Sich in der Welt zurechtzufinden, bedeutet nicht, sein eigenes Abbild der Realität immer mehr zu verfeinern. Glasersfeld geht mit der modernen Neurobiologie davon aus, dass das Gehirn (über das die Wahrnehmung stattfindet) operational geschlossen ist. Das heisst, von aussen dringen keine Informationen in unser Gehirn ein. Von aussen dringt nur das ein, was aufgrund der neuronalen Strukturen wahrgenommen werden kann (= Assimilation). Widersprüche, die sich daraus ergeben können, dringen nicht als Informationen, sondern lediglich als Perturbationen (Störungen) ins Gehirn und führen dazu, dass die internen Strukturen (die neuronalen und damit auch die mentalen) neue Vernetzungen konstruieren (= Akkomodation). Das keine Form von Information ins Gehirn dringt, zeigt sich auch in der Sprache. Wenn A zu B etwas sagt, so gibt es für B keine Möglichkeit zu erfahren, was sich im Kopf von A dabei abspielt. Wörter können keine Informationen transportieren, es sind lediglich Perturbationen oder bekannte Muster (pattern recognition), die bei B ankommen und die auf die mentalen und neuronalen Strukturen einwirken und sie zu neuen Konstruktionen veranlassen.
Ob eine subjektive Realitätskonstruktion richtig oder falsch ist, kann nicht beantwortet werden. In der Abbildtheorie ist dies dagegen (vermeintlich) möglich. Die Richtigkeit eines Weltbildes bemisst sich in der Abbildtheorie durch den Abstand des Abbildes zur eigentlichen Realität. Um aber auch die Realitätskonstruktionen im Konstruktivismus bewerten zu können, stellt Glasersfeld einen eigenen Wahrheitsbegriff auf: Er spricht von Viabilität. Eine Realitätskonstruktion ist dann viabel, wenn sie passt, das heisst, wenn sie zum erfolgreichen Ueberleben einer Spezies oder eines Subjekts beiträgt.

- Aus diesen beiden Punkten lässt sich der Schluss ziehen, dass Wissen nie von aussen kommt. Wissen beruht grundsätzlich auf eigener Erfahrung, auf den eigenen Konstruktionen.

"Auf dieser Grundlage formuliert der Radikale Konstruktivismus mit Hilfe von Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung... seine Grundprinzipien:

1. (a) Wissen wird nicht passiv aufgenommen, weder durch die Sinnesorgane noch durch Kommunikation.
(b) Wissen wird vom denkenden Subjekt aktiv aufgebaut.

2. (a) Die Funktion der Kognition ist adaptiver Art, und zwar im biologischen Sinne des Wortes, und zielt auf Passung oder Viabilität;
(b) Kognition dient der Organisation der Erfahrungswelt des Subjekts und nicht der 'Erkenntnis' einer objektiven ontologischen Realität.

Randbemerkung:

Der Schweizer Psychologe Jean Piaget (1896 - 1980) hat die Entwicklungspsychologie auf dem Gebiet der kognitiven Entwicklung stark geprägt. In vielen Untersuchungen wurden seine theoretischen und empirischen Erkenntnisse überprüft, ergänzt und korrigiert.
*****_70 Mann
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Der RADKALE KONSTRUKTIVISMUS:
(nachfolgende Ausführungen stammen aus diversen Quellen– Quellenangaben zum Schluss)

4. Vertreter des Radikalen Kontruktivismus:

Ernst von Glasersfeld; (1917–2010) war ein Österreichisch-Amerikanischer Philosoph, Kommunikations-Wissenschaftler, Psychotherapeut und Schriftsteller.

Ein Ausschnitt eines Interwies mit Ernst von Glasersfeld, 08.12.2000, anläßlich seines Vortrages an der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz:

Voß:
Es gibt so viele Bilder, Urteile, Vorurteile über den radikalen Konstruktivismus.
Können Sie vielleicht noch einmal einem Studenten im Anfangssemester, einer
Lehrerin, die sich für den Konstruktivismus interessiert, da sie nach neuen
Perspektiven, nach hilfreichen Perspektiven für die Praxis sucht, erklären, was für
Sie der radikale Konstruktivismus impliziert?

Glasersfeld:
Ich glaube, das kann man sehr einfach machen. Das erste, was ich da sagen würde, ist, dass der Konstruktivismus nicht als eine Metaphysik betrachtet werden kann. Er will kein Bild der Welt sein, sondern einzig und alleine eine Art und Weise des Denkens. Damit meine ich, dass der Konstruktivismus eine Möglichkeit bietet, eine gewisse Ordnung in die Erfahrungswelt zu bringen und das scheint mir die Hauptaufgabe zu sein. Was den Konstruktivismus von anderen Erkenntnistheorien unterscheidet, ist vor allem das Verhältnis zwischen dem, was wir Wissen nennen und der sogenannten Realität, d.h. einer Welt, wie sie sein mag, bevor wir sie erkennen. In der herkömmlichen Erkenntnislehre war dieses
Verhältnis immer ein Verhältnis der Abbildung, Repräsentation, oder wie Sie das nennen wollen. Im Konstruktivismus gibt man diese Ideen völlig auf und sagt sich, das was ich mir als Vorstellung von der Welt konstruiere, muß nur in die Realität passen. Dieses Passen ist ein sehr einfacher Begriff, einfacher als das Passen, von dem Sie sprechen, wenn Sie sich ein paar Schuhe kaufen. Die Schuhe müssen zunächst groß genug sein, so dass der Fuß hineingeht, dürfen aber nicht zu groß sein, denn sonst bekommen Sie Blasen, wenn Sie gehen. Das Passen in der Erkenntnistheorie ist nur der erste Teil. Da gibt es kein zu groß. Anders ausgedrückt: Alles funktioniert, was durchschlüpft durch die Bedingungen der
Gegebenheit der realen Welt. Das ist ein radikaler Unterschied. In der Tat kam der
Ausdruck radikal von dieser Erkenntnis oder dieser Einsicht, wenn man will. Nun,
das hat natürlich ziemliche Konsequenzen für die Erziehung-


Heinz von Foerster (1911–2002) war ein österreichisch-amerikanischer Physiker, Philosoph und Kybernetiker.

Objectivity is a subject's delusion that observing can be done without him. Invoking objectivity is abrogating responsibility, hence its popularity
. (Heinz v. Förster)


Maturana, Humberto R. (*1928). Chilenischer Mediziner, Biologe und Philosoph.

"Wenn wir, um das Instrument einer Analyse analysieren zu können, eben dasselbe als Instrument benutzen müssen, so bereitet uns die dabei entstehende Zirkularität ein schwindelerregendes Gefühl. Es ist, als verlangten wir, daß das Auge sich selbst sieht. In (...) einem Bild des holländischen Malers M. C. Escher ist dieses Schwindelgefühl besonders deutlich durch die Hände zum Ausdruck gebracht, die sich gegenseitig so zeichnen, daß es unmöglich ist zu wissen, wo die Grundlage des gesamten Prozesses liegt, das heißt, welche die 'wirkliche' Hand ist."
(Maturana/Varela 1987, 29f)


Varela, Francisco (1946–2001). Chilenischer Biologe und Philosoph. Vertreter des Radikalen Konstruktivismus Professor für Neurobiologie und Philosophie in Chile, Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Mitarbeiter Maturanas, mit dem er gemeinsam Bücher verfasste. Buddhist. Verbindung zum Dalai Lama.

Randbemerkung:
Der Radikale Konstruktivismus und die Lehre des Theravada Buddhismus sind beides selbstreferentielle Erkenntnissysteme. Das Erkennen erschafft im Handeln die Bedingungen seines eigenen Erkennens.


Watzlawick, Paul (1921–2007). Österreichisch-amerikanischer Philosoph, Kommunikations-Wissenschaftler, Psychotherapeut und Schriftsteller.

Er fand den Begriff Konstruktivismus unglücklich und hätte lieber von Wirklichkeitsforschung« gesprochen. Er unterscheidet zwischen Wirklichkeit erster und zweiter Ordnung. Die Wirklichkeit erster Ordnung sei das, was allgemein Tatsache genannt wird. Die Wirklichkeit zweiter Ordnung sei unsere Bewertung der Tatsachen.
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Ein Grund, warum die Vertreter des Radikalen Konstruktivismus vermeiden die „Realität“ als OBJKETIV zu bezeichnen und zwischen („objektiver“) Realität und subjektiver Wirklichkeit (Realität)“ unterscheiden ist:

Vorab:

Eine Sache / eine Situation / eine Person / ein Verhalten wird sprachlich näher bestimmt, wenn, dieser / diesem eine Eigenschaft zu geordnet wird.

Zum Beispiel:
OBJEKTIVE Realität; SUBJEKTIVE Wirklichkeit; schlechtes Verhalten / Benehmen; böse Person etc.

Die Voraussetzungen hierfür sind:

• Etwas muss wahrgenommen werden können (ist dies nicht der Fall kann ES auch nicht weiter bestimmt werden) – das bedeutet, dass 1. Etwas vorhanden ist, dass wahrgenommen werden kann und 2. der, welcher etwas wahrnehmen soll muss natürlich hierzu psychisch wie physisch in der Lage dazu sein (das Wahrgenommene kann dann in seiner Ursprünglichkeit nicht mehr „objektiv“ wahrgenommen werden, wenn bspw. eine „Verzerrung“ der Wahrnehmung vorliegt bspw. durch Hypnose, Trance, durch Einnahme von psychoaktivern Substanzen oder wenn die physische Fähigkeit nicht gegeben ist – bspw. eine körperlich und/oder geistige Störung vorliegt).

Wichtige Rollen hierbei spielen (allgemein):

• die Kognition / die Wahrnehmung
• das Bewusstsein (wenn etwas wahrgenommen wird muss sich bspw. die Person, welche etwas wahrgenommen hat dies auch bewusstmachen! Wäre dies nicht der Fall dann könnten auch keine weiteren detaillierten Aussagen über das Wahrgenommene getroffen werden (obwohl natürlich auch etwas unbewusst wahrgenommen werden kann)

Aufgrund dessen stellt sich nun die Frage, ob der Mensch, aufgrund seiner „Beschaffenheit“ (Beispiel: Eingeschränktheit seiner Sinne (bspw. kann der Mensch von Natur aus, nur bestimmte Töne in einen bestimmten Frequenzbereich wahrnehmen - und dies kann sich auch durch bestimmte Einflüsse verändern) und seiner Ratio, überhaupt in der Lage ist beurteilen zu können ob eine Realität OBJEKTIV ist!

Jetzt könnte man natürlich argumentieren, bspw. in der Wissenschaft immer eine OBJEKTIVITÄT zu Grunde liegen muss und, dass zudem eine Hypothese erst dann als gültig erklärt wird, wenn diese verifiziert wurde! Und, sofern diese dann nicht irgendwann falsifiziert wird, behält sich ihre Gültigkeit.

Soweit so gut.

Schauen wir uns jetzt einmal an, was die TU Dresden bezüglich Verifikation einer Hypothese „postuliert“:

Verifikation bedeutet die Bestätigung einer Hypothese oder einer Theorie.
Eine Verifikation von allgemeingültigen Aussagen ist nur durch die Untersuchung der Gesamtpopulation möglich. Anhand von Stichprobendaten getroffene Schlussfolgerungen sind logisch nicht zulässig. Es besteht die Gefahr eines Induktionsschlusses (siehe Induktion). Das heißt, dass von einer begrenzten Anzahl bestätigter Einzelergebnisse auf die Allgemeingültigkeit der Hypothese oder Theorie geschlussfolgert wird. Es gibt aber theoretisch unendlich viele mögliche Stichproben, welche die vorliegenden Ergebnisse widerlegen könnten. Ein hypothesenkonformes Ergebnis ist also nur ein Anlass, die Hypothese bis zum Auftauchen gegenteiliger Befunde vorläufig beizubehalten.
In der Empirie sind die Problem- und Fragestellungen unendlich vielfältig, die Stichproben, die untersucht werden können und die Zahl der Untersuchungen hingegen sind endlich. Daher kann der Gegenstandsbereich einer Theorie nie vollständig untersucht werden. Aufgrund dessen können psychologische Theorien nie mit vollständiger Sicherheit bewiesen werden. In der Wissenschaftstheorie sprechen wir daher vom Grad der Bewährung einer Theorie. Durch viele verschiedene empirische Untersuchungen können wissenschaftliche Hypothesen und Theorien also vorläufig bestätigt oder gegebenenfalls widerlegt werden. Die Widerlegung einer Hypothese bezeichnet man als Falsifikation. Das Ziel wissenschaftlichen Arbeitens ist es, Theorien auf den Grad ihrer Bewährung hin zu überprüfen. Die Wissenschaft richtet sich also nach dem Falsifikationsprinzip und nicht nach dem Verifikationsprinzip.
Quelle: http://versuch.file2.wcms.tu … rifikation_und_Falsifikation


Aufgrund dieser Definition müsste also eine etwaige Theorie, bspw.:
Die „Theorie über die Objektivität der Realität“ aufgestellt werden - denn die Aussage alleine, dass die Realität OBJEKTIV sei ist erst einmal nur eine schlichte Behauptung welche belegt müsste!

Wobei man hier schon schon die Absurdität erkennen kann, denn eine Realität als solches kann nicht von sich aus objektiv sein; sie kann höchstens nur als solches wahrgenommen werden oder als Begriff: die REALITAT als neutral / sächlich bezeichnet werden.

Zudem bedarf es, bevor eine wissenschaftliche These formuliert und ggf. sogar verifiziert wird, der Kognition / der Wahrnehmung!

Und genau das ist der Knackpunkt!

Was geschieht denn, wenn etwas wahrgenommen wird? Hat der „Wahrnehmende“ durch das Wahrnehmen des „Ursprünglichen“ (also in diesem Fall die Realität) diese auch „unverfälscht“ empfangen?

Und kann er dann alleine, aufgrund seiner Ratio beurteilen, ob bzw. dass die Realität OBJEKTIV ist?

Oder wird das „Ursprüngliche“, das was wahrgenommen wird (die Realität) schon durch den Prozess der Wahrnehmung als solches verfälscht?

Diesbezüglich gibt (eventuell) die Psychologie (nach heutigen Wissenstand) hierüber Auskunft:

Wissenschaftlich gesehen wird Wahrnehmung in der Philosophie als eine der Grundlagen der menschlichen Erkenntnis (Erkenntnistheorie) behandelt. In ihren organismischen Grundlagen und Funktionsweisen ist Wahrnehmung Untersuchungsgegenstand der Sinnes- und Neurophysiologie und im Rahmen der Wahrnehmens- und Kognitionspsychologie werden die Prozesse bei der Informationsverarbeitung untersucht.

Über die Definition von Wahrnehmung besteht in der Psychologie weitgehend Konsens. Nach ROHRACHER (1971:104) erzeugen unser e Sinnesorgane in uns Empfindungen, die sich mit den bisherigen Erfahrungen zu Wahrnehmungen verbinden, aus denen sich unsere Außenwelt aufbauen. TEWES & WILDGRUBE (1999:444) definieren Wahrnehmung als Prozess, „mittels dessen wir die Einzelreize und Reizmuster aus unserer Umgebung organisieren und interpretieren“.
Quelle: http://www.diss.fu-berlin.de … 06_3_Kap2_Theorie.pdf?hosts=

Unter dem Begriff Wahrnehmung versteht man einen Informationsverarbeitungsprozeß, durch den ein Individuum Kenntnis von sich selbst und von seiner Umwelt erhält (Kroeber- Riel & Weinberg, 2003, S. 268). Der Mensch ist in seiner alltäglichen Umgebung einer nie versiegenden Flut von Umweltreizen ausgesetzt, die kontinuierlich auf seine Sinnesorgane einwirken. Diese beinhalten eine Fülle von Informationen. Die Aufnahme bzw. der Verarbeitungsprozeß dieser Informationen wird beim Menschen durch drei unterschiedliche Aspekte beeinflußt: durch Subjektivität, Selektivität und Aktivität (Kroeber-Riel & Weinberg, 2003, S. 269). Subjektivität bedeutet, daß jeder Mensch seine Umwelt individuell wahrnimmt. Die meisten Menschen sind der Meinung, die Wirklichkeit so wahrzunehmen, wie sie tatsächlich ist. Zahlreiche Experimente zeigen jedoch, daß das Ergebnis der Wahrnehmung nur zum Teil der tatsächlich existierenden Wirklichkeit entspricht. Dies hat zur Folge, daß sich die wahrgenommene Umwelt einer Person deutlich von der einer anderen Person unterscheiden kann. Darüber hinaus nimmt das menschliche Informationssystem selektiv wahr. Aus der Flut von Informationen, die auf unsere Sinnesorgane auftreffen, wählen wir nur ganz bestimmte aus. Was wir sehen, hören, riechen oder schmecken, ist demnach kein tatsächliches Abbild der Realität. Die Wahrnehmung ist zahlreichen Faktoren ausgesetzt, die sie verzerren oder sogar verfälschen können. Der Begriff Aktivität drückt letztendlich die aktive Aufnahme und Verarbeitung von Reizen und Informationen durch den Menschen aus.
Quelle: https://link.springer.com/chapter/10.1007%2F978-3-8349-6314-7_12

Und aufgrund dessen vermeidet ein Verfechter des RADIKALEN KONSTUKTIVISMUS von einer „OBJEKTIVEN“ Realität zu sprechen! D. h. aber nicht, dass eine „objektive“ Realität von vorne herein ausgeschlossen wird. Allerdings ist der Verfechter eines RADIKALEN KONSTRUKTIVISMUS zu der Ansicht gelangt, dass eine nähere Bestimmung (durch Zuordnung einer Eigenschaft) der Realität, aufgrund der obigen Ausführung, nicht möglich sei! (s. o.).

Wichtig ist für den Anhänger des RADIKALEN KONSTRUKTIVISMUS nur zu wissen, dass das Wahrgenommene nicht mehr dem „URSPRÜNGLICHEN“ entspricht – eine Veränderung geschieht durch den Wahrnehmungsprozess an sich!

Das Ergebnis dieser Veränderung durch den Wahrnehmungsprozess an sich, durch den Abgleich und Vergleich mit bereits vorhandenem Wissen, durch Einordung der Begrifflichkeit und Interpretation bezeichnet er dann als die SUBJEKTIVE Wirklichkeit!

Beispiel.
Etwas Rundes wird wahrgenommen und im gleichen Augenblick gleicht der menschliche Verstand dies mit bereits Vorhandenen Wissen ab! (vergleichbar mit dem Abruf bzw. Suchen in einer Datenbank nach einer bestimmten Sache). Kann dann eine Assoziation zu etwas anderem Bekannten hergestellt werden erfolgt die Zuordnung – etwas Rundes wahrgenommen – Abruf des Gedächtnisses – Rückmeldung: Rundes = bekannt – Zuordnung erfolgt – Ergebnis: Rundes = Ball (nur als Beispiel ; oder, oder). Oder: Keine Erfahrung vorhanden – es kommt zu einer Interpretation.
Da jedes Individuum (eventuell) andere Erfahrungen gesammelt hat, (eventuell) andere Erinnerungen besitzt ; die geistige Kapazität individuell ist, ist dieser Vorgang / Vorgänge subjektiv! Daher ist von der SUBJEKTIVEN Wirklichkeit die Rede, da diese ein Resultat der Wahrnehmung als solches und des „Verarbeitungsprozesses“, welcher im Gehirn stattfindet, ist!

Fazit:
Für den Menschen wird die Wirklichkeit immer etwas SUBJEKTIVES sein, da das Ursprüngliche (die REALITÄT) durch den Wahrnemungsprozess verändert wird!
Also auch, wenn der Mensch erkennen könnte, dass, bzw. ob zwischen dem Ursprünglichen und dem was er wahrgenommen hat ein Unterschied besteht (er vermutet es bloß), wäre das Ergebnis für ihn selbst allerdings immer nur eine SUBJEKTIVE WIRKLICHKEIT!

Deshalb könnte man auch sagen, dass der Mensch (bisher) nicht in der Lage ist und war etwas „NUR zu betrachten“! Denn im Augenblick der Wahrnehmung werden die einströmende Reize vom Gehirn. zeitgleich„ verarbeitet“ = Reizaufnahmen, Abgleich mit vorhandenem Wissen, eventuell Interpretation anschließend Begriffseinordnung bzw. –zuordnung -- und aus dem Reiz wurde eine Information.

Und zum Schluss noch einmal zur Verdeutlichung:

Die drei Stufen des Wahrnehmungsprozesses

Aufgabe der Wahrnehmung ist es, den sich ständig verändernden, oft chaotischen Input aus äußeren Energiequellen über die Sinnesorgane aufzunehmen und zu stabilen, geordneten Perzepten, die für den jeweiligen Betrachter relevant sind, zu organisieren. Ein Perzept ist das, was wahrgenommen wird. Es ist weder der physikalische Gegenstand (distaler Reiz) noch sein Abbild in einem Rezeptor (proximaler Reiz). Vielmehr handelt es sich um das erfahrene (phänomenale) Ergebnis des gesamten Wahrnehmungsprozesses, der so unterschiedliche psychische Vorgänge wie Zusammenfügen, Urteilen, Schätzen , Erinnern, Vergleichen und Assoziieren umfaßt.
In diesem Abschnitt werden wir drei Stufen des Gesamtprozesses unterscheiden und untersuchen, wie Bilder auf der Netzhaut interpretiert werden. Außerdem beziehen wir die aus der Entwicklungspsychologie bekannte Erbe-Umwelt-Kontroverse auf die Wahrnehmung.

Empfinden, Wahrnehmen und Klassifizieren

So wie wir den Begriff der Wahrnehmung soeben eingeführt haben, bezog er sich auf den Gesamtprozeß des „Erfahrbarmachens" von Gegenständen und Ereignissen. Der Vorgang ist aber leichter zu verstehen, wenn er in drei Abschnitte gegliedert wird: (sensorische) Empfindung, Wahrnehmung im engeren Sinne und Klassifikation.
Sensorische Empfindung bezieht sich auf die erste Stufe. Auf dieser wird physikalische Energie, wie Licht oder Schallwellen, in die neurale Aktivität von Gehirnzellen, in der Informationen
über die Art der Stimulation der Rezeptororgane verschlüsselt sind, umgewandelt.
Schon in diesem frühen Abschnitt des neurologischen Prozesses werden Reize ausgewählt und Transformationen durchgeführt. Zellen der Netzhaut betonen Grenzlinien und elligkeitsunterschiede; von gleichmäßiger, unveränderlicher Stimulation hingegen werden sie nicht aktiviert. Gehirnzellen entnehmen aus dem Input, den sie von den Ganglienzellen der Netzhaut bekommen, Informationen über Merkmale und räumliche Verteilungen.
Wahrnehmung im engeren Sinn bezieht sich auf die nächste Stufe, auf der eine innere Repräsentation eines Gegenstandes und ein erfahrenes (erlebtes) Perzept des äußeren Reizes gebildet wird. Diese innere Repräsentation liefert eine „Arbeitsbeschreibung" der äußeren Umwelt des Beobachters. Information untergeordneter Rezeptoren wird durch übergeordnete Gehirnprozesse organisiert und modifiziert, so daß Eigenschaften und Bestandteile der Reize in erkennbare Muster und Formen umgewandelt werden. Beispielsweise werden drei Linien, die durch die Gehirnzellen identifiziert worden sind, als Buchstabe H , Dreieck oder römische Zahl III erkannt, je nachdem welche Information der Kontext bereitstellt. Wahrnehmungsprozesse können auch Vorgänge der Schätzung der Größe, des Umfanges, der Form, der Bewegung, Entfernung und Lokalisierung von Gegenständen enthalten. Diese Schätzungen beruhen auf inneren Berechnungen, die in der Vergangenheit erworbenes Wissen mit aktuellen Informationen der Sinnesorgane integrieren.
Klassifikation, die dritte Stufe in dieser Abfolge , bedeutet, daß die Eigenschaften der wahrgenommenen Gegenstände in vertraute Kategori en eingeordnet werden. Runde Objekte werden zu Fußbällen, Münzen, Uhren, Orangen oder Monden. Menschliche Gestalten werden als Freund oder Feind eingestuft, als hübsch oder häßlich, als Film- oder Rockstar.
Auf dieser Stufe wird die Fragestellung der Wahrnehmung: ,,Was ist dieser Gegenstand?" umgewandelt in die Fragestellung der Klassifikation: ,,Was ist die Funktion dieses Gegenstandes? Wozu dient er?" Das Ergebnis der Klassifikation ist das Perzept, das uns eine Person berichtet. Berichtete Perzepte sind die einzigen Daten, die zur Verfügung stehen, um die Erfahrungen einer Person, die wahrnimmt, zu erfassen.
Zwischen Wahrnehmung und Klassifikation lassen sich keine eindeutigen Grenzen ziehen, denn diese Prozesse laufen so leicht und scheinbar automatisch ab, daß sie im Alltagsleben ineinander verwoben auftreten. Konzeptuell sind sie jedoch zu unterscheiden.
Die Klassifikation beruht eher auf inneren Prozessen höherer Ordnung (in der Vergangenheit erworbenem Wissen, Erwartungen, Schlußfolgerungen), während die Wahrnehmung auf einer Kombination von sensorischen Informationen und Klassifikationen beruht. Die Zerlegung der Wahrnehmung in Empfindung,
Quelle: Zimbardo „Psychologie, 5. Auflage“
**********henke Mann
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Gruppen-Mod 
Ich möchte ...
... darum bitten, dass vor einer Weiterführung der Diskussion sich die Diskutanten mit erkenntnistheoretischen Überlegungen befassen - so kann der radikale Konstruktivismus als e i n systemtheoretischer Ansatz verstanden und eingeordnet werden.

Vor diesem Hintergrund lässt sich dann feststellen, dass gerade die Konstruktivismen sehr wohl epistemiologische Grundannahmen teilen: die Allgemeingültigkeit des Grundsatzes „Wirklichkeit ist die Wirklichkeit, die wir uns konstruieren“ ist als objektive Wahrheit definiert. die es nicht gäbe, wenn keine Erkenntnis über die wahre Natur der Dinge gewonnen werden könnte.
*****_70 Mann
949 Beiträge
Grundannahmen teilen: die Allgemeingültigkeit des Grundsatzes „Wirklichkeit ist die Wirklichkeit, die wir uns konstruieren“ ist als objektive Wahrheit definiert. die es nicht gäbe, wenn keine Erkenntnis über die wahre Natur der Dinge gewonnen werden könnte.

Ich würde dem zustimmen, wenn man nicht in der Lage wäre zu erkennen, dass es eine Realität und eine subjektive Wirklichkeit gibt!
Dies ist dem Verfechter des RK allerdings bekannt!
Es wird nur vermieden die Realität als objektiv zu bezeichnen da es hierüber KEINE weiterführenden Erkenntnisse gibt! ( wie auch! *zwinker* )

Bemerkung:
Wer jemals versucht hat etwas NUR zu betrachten, wird schnell merken, dass dies fast nicht möglich ist! Denn im Augenblick des Betrachtens werden im menschlichen Gehirn sofort Assoziationen geknüpft, verglichen, interpretiert etc.
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Gruppen-Mod 
Es wird nur vermieden die Realität als objektiv zu bezeichnen da es hierüber KEINE weiterführenden Erkenntnisse gibt! ...

Sicher kann ich zu einem Krokodil auch "hartflauschige Krokodilkinderkümmermutter" sagen anstatt "Zebrafressmaschine" - es ändert nichts daran, dass das Krokodil ganz oben in der Nahrungskette steht. *zwinker*
*****_70 Mann
949 Beiträge
Paul Watzlawick (einer der Verfechter des RK’s) hatte bspw. die Wirklichkeit unterteilt in:
Wirklichkeit der 1. Ordnung und Wirklichkeit der 2. Ordnung.
Was darunter zu verstehen ist verdeutlichte er u. a. in seinem Buch: „ Die erfundene Wirklichkeit.“
Auf den Seiten 217 – 220 befasst er sich mit dem Punkt: „Der Anspruch auf Wissenschaftlichkeit.“
Hier wird deutlich was unter o. g. Wirklichkeiten zu verstehen ist!

Hier ein kleiner Ausschnitt:

„…
Daß keine wissenschaftliche Theorie oder Erklärung mehr sein kann, als bestenfalls ein Bild, eine bestimmte Deutung der Welt, nicht aber die Wirklichkeit schlechthin, haben kompetente Geister seit Giambattista Vico immer wieder betont und braucht daher hier nicht zur Debatte zu
stehen. Auch in diesem Sinne ist der vorliegende Sammelband selbst als Beitrag gedacht. An dieser Stelle soll nur untersucht werden, zu welchen praktischen Folgen die Annahme führt, die Welt sei ein für allemal wissenschaftlich erklärbar (oder gar schon erklärt) oder, in anderen Worten, was geschieht, wenn die Ideologie ihren allgemeinverpflichtenden Wahrheitsanspruch aus der Wissenschaft abzuleiten versucht.
Welche Gültigkeit haben wissenschaftliche Feststellungen? Für die Belange des täglichen Lebens kann pauschal angenommen werden, daß sie tatsächlich allgemeingültig sind. Die Beobachtung des freien Falles eines Körpers im luftleeren Raum auf Meereshöhe ergibt- vorausgesetzt, daß
sie unter identischen Bedingungen stattfindet - jedesmal dieselben Werte.
Es soll dabei unberücksichtigt bleiben, daß damit weder die Gründe dieses Phänomens (das heißt die Natur der Schwerkraft) erklärt sind, noch mehr als eine statistische Wahrscheinlichkeit gewonnen ist, daß sich der Körper auch beim tausendundersten Versuch so verhalten (und nicht zum
Beispiel nach oben wegfliegen) wird. Unter Zurückgreifen auf eine bereits an anderem Orte 61 versuchte Unterscheidung zweier grundsätzlich verschiedener Aspekte unserer Wirklichkeitsauffassung ließen sich die aus
Beobachtung und Experiment abgeleiteten Gegebenheiten als Elemente der Wirklichkeit 1. Ordnung bezeichnen. Diese Wirklichkeit wäre demnach das Universum aller» Tatsachen«, die sich in einem ganz bestimmten Rahmen, eben der Beobachtung und/oder des Experiments (die natürlich
beide wiederum Konstruktionen der dahinterstehenden Theorien sind) insofern »objektiv« feststellen lassen, als die Wiederholung derselben Untersuchung dasselbe Resultat ergibt - unabhängig davon, von wem, wann und wo die Wiederholung durchgeführt wird.*
Die Versuchung liegt nun nahe, mit scheinbarer Folgerichtigkeit anzunehmen, daß damit der Schlüssel zur endgültigen Erklärung der Welt gefunden sei, und mit ihm daher auch die endgültigen Richtlinien für die rechte Einstellung des Menschen zur Welt, zu den Mitmenschen und zur
eigenen Existenz. Denn allen Menschen guten Willens wäre die Wahrheit nun zugängig, und nur die Verrückten, Verstockten und sonst wie Heimtückischen würden sich der Vernunft verschließen. Für sie wären Irren- und Zuchthäuser zuständig. Was diese schreckliche Vereinfachung übersieht, ist, daß die Tatsachen der Wirklichkeit 1. Ordnung keine Anhaltspunkte für den Sinn der menschlichen Existenz geben. Was uns selbst betrifft, so lehren uns etwa die Gesetze des freien Falls nicht mehr als wir immer schon wissen: daß ein Sturz aus großer Höhe zum Tode führt. Der Sinn des Lebens (oder
des Todes) ergibt sich daraus aber nicht. Schon Shakespeare kannte keinen Philosophen, der über sein eigenes Zahnweh hinwegkam, und im Tractatus schreibt Wittgenstein: »Wir fühlen, daß, selbst wenn alle möglichen wissenschaftlichen Fragen beantwortet sind, unsere Lebensprobleme
noch gar nicht berührt sind. Freilich bleibt dann eben keine Frage mehr; und eben dies ist die Antwort. «63 Die Wirklichkeit, die hier angesprochen wird (und die die Ideologie sich
zu erklären vornimmt), ist eben nicht die der wissenschaftlichen Fakten, der 1 . Ordnung. Worum es hier geht, ist vielmehr jener Aspekt der Wirklichkeit, durch den den Fakten der 1. Ordnung Sinn, Bedeutung und Wert zugeschrieben werden. Auch ein normalsichtiges Kleinkind kann ein rotes Licht wahrnehmen, weiß aber deshalb nicht auch schon immer, daß es das Überqueren der Straße verbietet oder ein Bordell bezeichnet. Diese Bedeutung des roten Lichtes hat absolut nichts mit der
Wellenlänge des Rotlichts oder dergleichen zu tun; sie ist vielmehr eine menschliche Konvention, eine Zuschreibung von Bedeutung, die genau wie jedes andere Signal und - noch viel offensichtlicher - jedes Wort keinerlei andere Beziehung zu dem durch sie Benannten hat (die »lautmalenden
«, sogenannten onomatopoetischen Wörter natürlich ausgenommen) . Wie Bateson und Jackson feststellten, »hat die Zahl fünf nichts besonders Fünfartiges an sich und das Wort,Tisch, nichts besonders Tischähnliches« 4, und gaben damit nur Shakespeares Bemerkung neuen Ausdruck: »An sich ist kein Ding weder gut noch bös, das Denken macht es erst dazu. « Jener Aspekt der Wirklichkeit, in dessen Rahmen die Zuschreibung von Sinn, Bedeutung und Wert stattfindet, sei die
Wirklichkeit 2 . Ordnung genannt. Während es also im Bereich der Wirklichkeit 1. Ordnung sinnvoll ist, im Falle von Meinungsverschiedenheiten zu untersuchen, wessen Meinung den konkreten Tatsachen gerecht wird und wer daher Unrecht hat, ist es im Bereich der Wirklichkeit 2. Ordnung sinnlos, über die wissenschaftlich festgestellte» Wahrheit« zu streiten oder sie für sich in Anspruch zu
nehmen. Um nur eines aus einer Unzahl möglicher Beispiele anzuführen:
Für den Konflikt zwischen den arabischen Staaten und Israel gibt es keine »wissenschaftliche«, »objektive« Lösung, ebenso wenig wie es eine solche für den Konflikt zwischen zwei individuellen Beziehungspartnern gibt. Beziehungen sind nicht Aspekte der Wirklichkeit 1. Ordnung, deren
»wahre« Natur wissenschaftlich eruiert werden könnte. Sie sind reine Konstruktionen der Beziehungspartner und entziehen sich als solche jeder objektiven Verifikation. Damit fällt aber der naive Glaube an die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhende Vernunft als letzter Instanz.
Es fällt damit auch die Hoffnung auf den »von Natur aus guten Menschen« (Rousseau), dessen Güte aus seiner freiwilligen, spontanen, vernünftigen Unterordnung in die so klar erkennbaren, wissenschaftlich begründeten Wertgrundlagen hervorwächst, und für den daher die eigenen
Wünsche und Bedürfnisse sich voll und ganz mit denen der menschlichen
Gesellschaft decken. Gerade aber dies ist der Kern der szientistischen Utopien von einer heilen,
friedlichen, selbstlosen Welt: der Anspruch auf die Wissenschaftlichkeit der Ideologie, der sich auf der Konfusion der Wirklichkeiten 1. und 2. Ordnung aufbaut.
Wo dies der Fall ist, ergibt sich die Konstruktion einer Wirklichkeit, die der Zwangswelt irgendeiner anderen, »unwissenschaftlichen« Ideologie keineswegs nachzustehen braucht. In der klassischen Psychiatrie wird naiverweise angenommen, es gebe eine wirkliche Wirklichkeit, deren
sich die Normalen (vor allem die Psychiater) klarer bewußt sind als die Verrückten . In der soziologischen Anwendung der wissenschaftlichen Heilslehre glaubt man heute - wie Andersson und Radnitzki in einer Replik 2 so treffend bemerken - ganz ernsthaft an eine Überwindung der
Kluft zwischen Sein und Sollen, jenem jahrtausendealtem Menschheitstraum von einer Welt, in der unleugbare Tatsachen und menschliche Wünsche und Hoffnungen ein und dasselbe sein werden.
Wenn schließlich eine wissenschaftliche Theorie durch politisches fiat für endgültig erklärt und zur allgemeinverpflichtenden Staatsräson erhoben wird, senkt sich der eiserne Vorhang des Obskurantismus. Alfred Rosenbergs Mythus des 20. Jahrhunderts (eine Rassentheorie, derentwegen
Millionen von Menschen für wertlos erklärt und getötet wurden) oder Trofim Denisowitsch Lysenkos Theorie von der Vererbung umweltbedingter Eigenschaften (die zur Verhaftung und zum Tode sie wider legender Kollegen führte und die sowjetische Genetik jahrzehntelang paralysierte) sind besonders grelle Beispiele - umso greller, wenn man sich vor Augen hält, daß schon zu Lebzeiten beider Männer (und nicht vielleicht erst später) diese »Theorien« hanebüchener Unsinn waren.
1 n der sublunaren Welt wissenschaftlicher Ideologien ist kein Platz mehr fi.ir weitere Forschung, für das lnfragestellen bisheriger Annahmen, für schöpferischen Zweifel am bisher erreichten: Was in der Welt der freien Wissenschaft selbstverständliche Voraussetzung ist, wird dort zwangsläufig
staatsfeindlich und subversiv, wo die Machthaber sich im Besitz der endgültigen Wahrheit wähnen.
Fre ilich, nicht selten ist der Lauf der Ereignisse selbst subversiv, indem er der Ideologie widerspricht. Die Ideologen pflegen dann einen Sprung zu machen, der zum snlto mortaif' nur für diejenigen wird, die sich nicht rasch genug umstellen. Die Wahrheit von gestern wird dann eben zur Häresie von heute; die für ihre Abweichungen Ermordeten werden zu genialen Sehern rehabilitiert.“
*****_70 Mann
949 Beiträge
Gemäß der Tradition ist Erfahrung entweder etwas Subjektives oder etwas Objektives. Die Welt besteht, und wir sehen sie entweder wie sie (objektiv) ist, oder wir sehen sie durch unsere Subjektivität.
Folgen wir jedoch dem Leitfaden der Rückbezüglichkeit und ihrer Naturgeschichte,
so können wir diese verzwickte Frage aus einer anderen Perspektive sehen: der Perspektive der Partizipation und Interpretation, in der Subjekt und Objekt untrennbar miteinander verbunden sind. Diese Interdependenz wird dadurch deutlich, daß ich nirgendwo mit einer reinen, unkontaminierten Darstellung des einen oder des anderen beginnen kann, und gleichgültig, wo ich anzufangen beschließe, habe ich es gewissermaßen mit einem fractal zu tun, das nur genau das widerspiegelt, was ich tue: es zu beschreiben. Dieser Logik zufolge ist unser Verhältnis zur Welt wie das zu einem Spiegel, der uns weder verrät, wie die Welt ist, noch wie sie nicht ist. Er zeigt uns, daß es möglich ist, daß wir so sind, und so zu handeln, wie wir gehandelt haben.

Er zeigt uns, daß unsere Erfahrung lebensfähig ist.
Daß die Welt von so plastischer Beschaffenheit sein soll, weder subjektiv noch objektiv, weder einheitlich noch trennbar, noch zweierlei und untrennbar, ist faszinierend. Das weist sowohl auf die Natur des Prozesses hin, den wir in seiner ganzen förmlichen und materiellen Beschaffenheit erfassen können, als auch auf die fundamentalen Grenzen dessen, was wir über uns und die Welt begreifen können. Es zeigt, daß die Wirklichkeit nicht einfach nach unserer Laune konstruiert ist, denn das hieße anzunehmen, daß wir von innen heraus einen Ausgangspunkt wählen können.
Es beweist ferner, daß die Wirklichkeit nicht als etwas objektiv Gegebenes verstanden werden kann, das wir wahrzunehmen haben, denn das hieße wiederum einen äußeren Ausgangspunkt anzunehmen. Es zeigt in der Tat die eigentliche Grundlosigkeit unserer Erfahrung, in der uns gewisse Regelmäßigkeiten und Interpretationen gegeben sind, die aus unserer gemeinsamen Geschichte als biologische und soziale Wesen entstanden
Innerhalb dieser auf stillschweigender Übereinkunft beruhenden Bereiche gemeinsamer Geschichte leben wir in einer scheinbar endlosen Metamorphose von Interpretationen, die einander ablösen. Es enthüllt uns eine Welt, in der das Grundlose, Unbegründete zur Basis der Einsicht werden kann, daß das uralte Ideal der Objektivität und Kommunikation, verstanden als fortschreitende Ausschaltung des Irrtums zugunsten wachsender Übereinstimmung, gemessen an seinen eigenen wissenschaftlichen Maßstäben eine Schimäre ist.
Für die Einsicht, daß wir besser daran täten, vollständig die notorisch davon verschiedene und schwierigere Situation zu akzeptieren, daß wir in einer Welt leben, in der niemand für sich beanspruchen kann, die Dinge in einem umfassenden Sinne besser zu verstehen als andere.

****** ****** *****
Dies war ein Auszug aus dem Buch:
„Die erfundene Wirklichkeit – Wie wissen wir was wir zu wissen glauben?“ von Paul Watzlawick.
**********henke Mann
9.666 Beiträge
Gruppen-Mod 
Du ...
... kannst den ganzen Watzlawik abschreiben: der RK ist e i n e mögliche Erklärung, mehr nicht.
**********tarii Mann
3.376 Beiträge
Vom Nichtwissen
*********üsse:
„Ich weiß, dass ich nichts weiß“ (oîda ouk eidōs) ist ein geflügeltes Wort, das als verfälschende Verkürzung eines Zitats aus Platons Apologie dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschrieben wird. Das Zitat steht bei Platon für die Entwicklung der eigenen Erkenntnis von der Entlarvung des Scheinwissens über das bewusste Nichtwissen hin zur Weisheit als Wissen um das Gute, welches die Tugend in ihrer Einheit konstituiert. Zieht man spätere Berichte über die ungeschriebene Lehre Platons heran, lässt sich das Wesen des Guten als identisch mit dem absoluten Einen verstehen (Aristoteles, Metaphysik 1091 b 13-15). Echtes Philosophieren setzt das Bewußtsein des Nichtwissens voraus. Das vermeintliche Wissen ist nur ein beweisloses Für-selbstverständlich-Halten, das sich bei näherer Untersuchung als unhaltbares Scheinwissen entpuppt.

Das wäre kürzer und gibt in etwa einen ähnlichen Sinn wider.

Delta
*******msa Mann
385 Beiträge
Themenersteller 
Hm, hm.
Also erst mal zu Deinem Diskussionsverhalten:
Ich hatte irgendwann erwähnt, dass ich bei der von Dir verlinkten Diskussion nicht einsteige, weil ich dafür zu viele Beiträge dieser Diskussion nachlesen müsste. Und als Antwort schreibst Du einen laaaangen Beitrag nach dem anderen in für mich kurzer Zeit; insgesamt 13 DinA4 Seiten ohne Zeilenabstand in Schriftgröße 12 reiner Monolog Deinerseits (ist tatsächlich so viel, habe es ausgedruckt, um es in der SBahn zu lesen)...

Würde ich nun alle meine Einwände gegen den von Dir beschriebene rK ausschreiben, wären das auch ein paar Seiten. Dazu fehlt mir sowohl Motivation als auch Zeit, zumindest gerade eben.
Deswegen werde ich mich auf Grundsätzliches beschränken:

• in Deinen Beiträgen finden sich einige Taschenspielertricks, die, wissenschaftlich gesehen, mind. unredlich sind. Als Beispiel nenne ich mal dieses hier:
Wenn schließlich eine wissenschaftliche Theorie durch politisches fiat für endgültig erklärt und zur allgemeinverpflichtenden Staatsräson erhoben wird, senkt sich der eiserne Vorhang des Obskurantismus. Alfred Rosenbergs Mythus des 20. Jahrhunderts (eine Rassentheorie, derentwegen
Millionen von Menschen für wertlos erklärt und getötet wurden) oder Trofim Denisowitsch Lysenkos Theorie von der Vererbung umweltbedingter Eigenschaften (die zur Verhaftung und zum Tode sie wider legender Kollegen führte und die sowjetische Genetik jahrzehntelang paralysierte) sind besonders grelle Beispiele - umso greller, wenn man sich vor Augen hält, daß schon zu Lebzeiten beider Männer (und nicht vielleicht erst später) diese »Theorien« hanebüchener Unsinn waren.
Du versuchst, Wissenschaft zu delegitimieren, indem Du unwissenschaftlichen Quatsch als gefährlichen, unwissenschaftlichen Quatsch hinstellst. Was soll man dazu sagen? Ich hoffe inständig, dass mehr wissenschaftliche Theorien zur Staatsräson werden, gerade um unwissenschaftlichem Quatsch entgegenzutreten. Ähnliche unwissenschaftliche Taschenspielertricks finden sich in allen Deinen Beiträgen wieder.

• Viabilität: Du meinst, Viabilität beschreibt eine Realitätskonstruktion. Da haben wir denn auch schon den Fisch am Haken. Denn die Termini sind unscharf benutzt. Ein Konstrukt ist eine (inter-) subjektive Kategorie. Objektive Realität hingegen nicht, sie ist eine materielle Kategorie (vgl. meine oben erwähnte Def. als Zusammenspiel aller Materie, egal ob lebendig oder nicht. Richtigerweise müsste man noch Energie, Licht, dunkle Materie etc. hinzufügen, aber geschenkt. Ich bin kein Physiker, aber vermute, dass das Grundprinzip meiner Def. verstanden wurde...).

• Zudem stellst Du Objektivität immer der Subjektivität diametral entgegen. Das ist so schlicht nicht richtig. Objektivität ist allgegenwärtig, durchzieht alles. Selbst die Aussage „Ich bin ein außerirdischer Frosch“ enthält eine objektive Dimension: Die Aussage ist schlicht objektiv falsch.

• Ich ehre ja jeden Versuch, die Grenzen der subjektiven Erkenntnisfähigkeit zu untersuchen. Allerdings nimmt die rK da einige sehr komische Züge an. Dass ein Subjekt erst mal subjektiv ist, geschenkt. Allerdings werden hier alle wissenschaftlichen Methoden, die versuchen, eben jene Subjektivität zu marginalisieren, bzw. rauszunehmen, und möglichst objektive Aussagen zu treffen, in die Tonne gekloppt. Und das ist schlicht falsch, denn sonst könnte die Wissenschaft ja, beispielsweise, keine Vorhersagen über die zukünftige Ereignisse geben (siehe mein oben erwähntes Bsp. von den Astrophysikern und dem Komet).

Spätestens seitdem der Physiker Heisenberg entdeckte, dass die Position von Beobachtern und die Art ihrer Fragen darüber entscheidet, ob es sich bei dem Beobachteten um ein Teilchen oder eine Welle handelt (Heisenbergsche Unschärferelation), setzte sich die Erkenntnis durch, dass auch die physische Welt ein Konstrukt ist.

Also jetzt wirds richtig wild... Erinnerst Dich noch an meinen Beitrag über die drei Störungen des Narzismus von Freud? Kannste einfach nicht hinnehmen, dass die physische Welt auch ohne Menschen existiert???

Während es also im Bereich der Wirklichkeit 1. Ordnung sinnvoll ist, im Falle von Meinungsverschiedenheiten zu untersuchen, wessen Meinung den konkreten Tatsachen gerecht wird und wer daher Unrecht hat, ist es im Bereich der Wirklichkeit 2. Ordnung sinnlos, über die wissenschaftlich festgestellte» Wahrheit« zu streiten oder sie für sich in Anspruch zu
nehmen. Um nur eines aus einer Unzahl möglicher Beispiele anzuführen:
Für den Konflikt zwischen den arabischen Staaten und Israel gibt es keine »wissenschaftliche«, »objektive« Lösung,

Doch! Und auch hier ist die objektive Lösung herzlich einfach: Wenn endlich in allen Gesellschaften Kritik an Antisemitismus als Konsens sich durchsetzen würde und als Ideologie enthüllt werden würde, wäre eine Lösung schon auf dem Tisch.

Ich habe noch etlich weitere Kritikpunkte an der rK, aber soweit erst mal...
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