Ein diffiziles Verhältnis
Die Liebe zur eigenen Muttersprache mit ihren vielfältigen Möglichkeiten
entwickelte sich schon in der Schule bei mir, was die Lehrkraft auch
früh erkannte.
Diese wusste sie dann auch zu fördern und durchaus auch für ihre
Zwecke zu nutzen, wofür ich heute noch dankbar bin.
(Ich habe den Verdacht, daß heute die Bedeutung guter Lehrer für
die Entwicklung junger Menschen unterschätzt wird, wenn es darum
geht, Talente zu entdecken und zu fördern.)
Aber auch eine gewisse Effizienz im Umgang mit Sprache machte
ich mir schon zu eigen, bevor ich dieses Wort kannte.
Sinn jeglicher Kommunikation ist Verständigung, also ist letztlich
Sprache auch nur Mittel zum Zweck.
Beruflich
In meinem nichtakademischen Beruf* kommt es bei der Sprache
in Wort und Schrift auf Kürze, Klarheit und Unmißverständlichkeit an.
Weil es manchmal auf jedes Wort ankommt, tauchen im Schriftverkehr
häufig feste vorgeschriebene Wortlaute auf. Schon deshalb ist hier
die Fehlerquote gering. Förderlich für die Entwicklung der eigenen
sprachliche Fähigkeiten ist diese Umfeld sicher nicht, denn für
eine bildhafte Sprache und Ironie bietet nur der Scherz am
Rande Raum.
Privat
Die Rechtschreibreform bereitet mir zwei Probleme:
1. Sie verletzt mein Sprachempfinden, so zB. wenn ich das
Wort "Schifffahrt" lese, was öfter vorkommt, muß ich gelegentlich
einen Brechreiz unterdrücken. Das erzeugt bei mir Widerstand,
weshalb ich Teile der Rechtschreibreform privat bewußt ignoriere.
2. Aber was ist "privat", zB. ein Beitrag hier? So schwanke ich
manchmal in der Auslegung, was die Fehlerquote erhöht.
Da muß ich also eine klare Linie finden.
Der Versuch, das "ß" einzusparen, ist der Versuch eine sprachliche
Feinheit einzusparen, was ich nicht mit Effizienz meine.
Die Sprache dem Umfeld anpassen
Komplexe Sachverhalte einem möglichst breiten Publikum verständlich
zu machen, stellt hohe Anforderungen an die sprachlichen Fähigkeiten.
Ob diesbezügliche Defizite selbst bei Nobelpreisträgern auf Nachlässigkeit
oder mangelndes Talent zurückzuführen sind, vermag ich dabei nicht
zu beurteilen (Dies ist bei bedarf leicht mit Beispielen zu belegen.)
Im Privaten auf offensichtliche Flüchtigkeitsfehler aufmerksam zu machen,
egal ob Tippfehler oder Sprachprogrammfehlfunktion, empfinde ich
als unhöflich und Zeitverschwendung, denn die Zeit nutze ich lieber für
Inhalte (Mittel zum Zweck!).
Werde ich dagegen auf eine sprachliche Feinheit aufmerksam gemacht,
wie in dieser Gruppe schon geschehen, bin ich dankbar dazugelernt zu haben.
Bei Veröffentlichungen aller Art (klassisch in Printmedien) erwarte ich eine
Fehlerquote nahe Null , da diese noch immer die Sprache prägen.
Wird dieser beruflich (völlig zu recht) hohe Anspruch auf den privaten
Bereich übertragen, empfinde ich dies als überzogen.
helfen in diesem Medium, fehlende Elemente bei der Kommunikation
( Mimik, Gestik, Tonfall) zu ersetzen, helfen Mißverständnissen vorzubeugen,
sind also nützlich.
Da diese für mich hier im Joy auch gut gelungen sind, verwende ich diese
gern in Maßen.
(In meiner einzigen Bewerbung per Mail habe ich darauf verzichtet.)
Dass dieses Thema leicht im Joy zu Mißverständnissen führt, habe ich schon
selbst durch Reaktionen auf eine HP dazu erfahren.
• Für neuere Mitglieder, die meine damalige Vorstellung nicht gelesen haben:
Ich habe mich seinerzeit als Nichtakademiker hier "eingeschlichen".