„@********lite
Deine Einschätzung, dass grundsätzlich Wissenschaftler oder Menschen mit wissenschaftlicher Bildung besser durchblicken kann ich nicht teilen.
Gesunder Menschenverstand und eine ganzheitliche Betrachtung würde ich da als gleichwertig daneben stellen.
Gewiss hat die Naturwissenschaft und die wissenschaftliche Medizin tolle Dinge hervorgebracht, die unser Leben (noch) länger, angenehmer und sicherer machen.
Ich habe aber nicht behauptet, dass Menschen mit wissenschaftlicher Bildung grundsätzlich besser durchblicken. Ich sagte lediglich, dass es auf Grund der teils sehr gut gestalteten Seiten, Videos oder sonstigen Medien von Verschwörungstheoretikern für viele sicherlich schwierig ist nun zu differenzieren was nun Hand und Fuß hat und was Quatsch ist. Genauso könnte mir ein Kfz-Mechaniker weiß machen, dass mein Auto einen Totalschaden hat, obwohl nur die Tankklappe klappert, wenn er es überzeugend darstellt.
Und natürlich versuche ich die Einblicke und das Fachwissen, welches ich als jemand der in der Biotech-Branche arbeitet habe, auch zu vermitteln.
Selbstverständlich betrachte ich die Dinge aus naturwissenschaftlicher Sichtweise, aber ich betone auch genauso, dass mir klar ist und es auch wichtig ist, dass eben auch andere Perspektiven mit validen Argumenten gibt.
Ich akzeptiere auch, dass es Impfgegner oder -skeptiker gibt - aber gleichzeitig halte ich deren Argumente in den allermeisten Fällen für nicht valide und versuche natürlich dazu beizutragen, dass sie sich den wissenschaftlichen Fakten nähern und überdenken welche Option die Bessere ist.
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Ich habe meine Kinder gegen Diphterie und Polio impfen lassen, denn diese möchte ich niemandem zumuten. Masern, Windpocken und Keuchhusten haben sie durchgemacht. Das ist für Eltern nicht leicht, besonders Keuchhusten, aber für das Immunsystem der Kinder besser als jede Impfung, vielleicht sogar in der Auseinandersetzung mit neuartigen Viren wie Covid.
Da lasse ich mich doch nicht als Impfschmarotzer beschimpfen. Die Idee, dass solche Kinderkrankheiten biologisch gesehen den Sinn haben, das Immusystem zu trainieren ist doch nicht von der Hand zu weien.
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Die Impfempfehlungen haben sich ja auch über die Jahre mit neueren Erkenntnissen und besseren Impfstoffen verändert. Ich hatte damals auch noch Windpocken (und zwar so richtig; einige Narben davon kann man heute noch entdecken und ich hätte gern darauf verzichtet), gegen Masern, Mumps, Keuchhusten, Polio und so weiter hat man auch damals schon standardmäßig geimpft.
Diese Aussage, dass das Durchmachen dieser Krankheiten für einen besseren Impfschutz führt, kursiert leider hartnäckig - ist aber nachweislich falsch. Genauso diese immer wiederkehrenden Behauptungen, dass Kinder durch die Masernimpfung Autismus entwickeln könnten.
Natürlich kann man Masern auch durchmachen und dadurch eine Immunität aufbauen - dummerweise gibt es hier aber nicht selten erhebliche Komplikationen (z.B. Hirnhautentzündungen). Dieses Leid ist in der heutigen Gesellschaft eigentlich nicht mehr nötig und man könnte es schaffen diese Krankheiten "auszurotten", so wie man es auch mit den Pocken prinzipiell geschafft hat (übrigens durch eine Impfflicht). Die Pocken wünscht sich auch niemand zurück weil sie unser Immunsystem so schön trainiert habe, oder?
Durchgemachte "Kinderkrankheiten", helfen auch nur (zumindest für eine gewisse Zeit) gegen eine Neuinfektion gegen eben diese. Es sind nur Antikörper, B-Zellen und spezifische T-Zellen gegen genau diese Erreger vorhanden. Das ganze ist hochspezifisch und hilft eben nicht gegen andere Erreger wie z.B. SARS-CoV-2.
Es ist irgendwie immernoch in den Köpfen, dass insbesondere diese "harmlosen Kinderkrankheiten" eben einfach dazu gehören und unsere Kinder abhärten und deren Immunsystem trainieren. Dieser Argumentation folgend müsste man dann auch sagen: "Hattest Du in der Kindheit Masern und Keuchhusten?" "Ja." "Hey cool, ich auch. Dann können wir ohne Gummi knattern bei unserem heutigen One-Night-Stand. Wir sind dadurch ja quasi immun gegen HI-V"
Das wäre die gleiche Argumentation - nur würde hier plötzlich niemand mehr (hoffe ich jedenfalls) zustimmen.
Und so muss man es eben ganz nüchtern betrachtet auch bei SARS-CoV-2 sehen. Überspitzt darstellt: Gibt es keine wirksame Impfung, müssen wir damit noch sehr viele Jahre Leben, verlieren viele geliebte Menschen, und das Leben so wie wir es bis vor einem Jahr kannten mit all seinen tollen Freiheiten wäre nachhaltig futsch.
Nun gibt es (hoffentlich) bald nachhaltig wirksame Impfungen gegen SARS-CoV-2. Und die bisherigen Daten legen bisher keine schwerwiegenden Komplikationen nahe. Ist es nun also klug einfach mit dem Impfen zu warten und zu schauen was mit den Freiwilligen aus den klinischen Studien in 2, 3 oder 5 Jahren passiert obwohl auch die präklinischen toxikologischen Studien keinen Anhaltspunkt für ein Risiko ergaben? Man rechne sich aus wieviele Menschen in der Zwischenzeit an Covid-19 gestorben sein werden, von den anderen Covid-19 Langzeitfolgen und den nur schwer zu beziffernden psychosozialen Folgen ganz zu schweigen.