Das sind in der Tat spannende Fragen, die leider gar nicht einfach zu beantworten sind, da sowohl die Infektiösität als auch der Nachweis davon von vielen Faktoren beeinflusst wird.
Die letzte mir bekannte Metastudie dazu wurde Mitte November veröffentlicht (Cevik et al. (2020), SARS-CoV-2, SARS-CoV, and MERS-CoV viral load dynamics, duration of viral shedding, and infectiousness: a systematic review and meta-analysis. DOI:
https://doi.org/10.1016/S2666-5247(20)30172-5).
Dabei wurden 79 Studien zu SARS-CoV-2 ausgewertet, die u.a. dieser Frage nachgehen.
Als grobe Faustregel lässt sich dabei wohl festhalten, dass die Virenlast höher ist, wenn die Symptome stark sind. Die Virenlast erreicht einen Peak in der ersten Woche der Krankheit (d.h. seit Symptombeginn, der genaue Infektionszeitpunkt ist i.d.R. ja nie bekannt aber dürfte einige Tage vorher liegen). Bei sehr milden oder asymptomatischen Verläufen ist die Einschätzung nach der Infektiösität daher umso schwieriger. Der echt Nachweis davon kann auch eigentlich nur über Viruskulturen erbracht werden (d.h. vermehr sich das Virus oder nicht).
Der PCR-Nachweis kann tatsächlich noch nach 3-4 Wochen positiv ausfallen (in Ausnahmefällen bestimmt auch mal länger). Jedoch heißt dies nicht mehr zwingend, dass man noch ansteckend ist, da sich genetisches Material (ohne lebende Viren) offenbar noch länger im Rachen finden lässt.
Dies wird leider auch von einigen Corona-Leugnern stets völlig falsch interpretiert und verbreitet. Die selbsternannten "Anwälte für Aufklärung" greifen genau diesen Punkt auf und behaupten, dass ein PCR-Test daher keine Corona-Infektion nachweisen könne und wollen (oder haben) deshalb sogar Prof Drosten und andere wegen Falschbehauptung verklagen. Da ich aber für naturwissenschaftliche Aufklärung und Richtigstellung sorgen möchte und diesen Fakenews wo immer es mir möglich ist schon prophylaktisch entgegen trete, möchte ich das Ganze gern einordnen...
Ganz kurz zur PCR; um es korrekt Darzustellen müsste ich jetzt wieder sehr weit ausholen:
Aus der Probe (Rachen-/Nasenabstrich) werden zunächst die Nukleinsäuren (bei Coronaviren ist dies RNA) isoliert. Diese werden dann in mittels eines Enzyms in DNA umgeschrieben. Hiervon werden spezifische "Stücke", die eindeutig und ohne Möglichkeit der Verwechslung mit z.B. Grippeviren (Influenza) von SARS-CoV-2 stammen, in sogenannten Zyklen vervielfältigt. Idealisiert kann man sagen, dass pro Zyklus eine Verdoppelung des vorhanden Materials stattfindet. Je nach Versuchsprotokoll, Reagenzien, Gerätschaften (,...) werden i.d.R. 35-45 Zyklen nacheinander durchgeführt. Das Vervielfältigte Erbgut kann über bestimmte Farbstoffe detektiert werden (= positive Probe). Es kann aber nur eine positive Probe geben, wenn in der Probe SARS-CoV-2 Erbgut vorhanden war. Faktisch ist daher eine falsch-positive Probe so nicht möglich. Die könnten höchstens durch Kreuzkontaminationen beim Probenhandling entstehen aber nicht durch die PCR als solche. (Wenn gewünscht erkläre ich das ganze auch ausführlich; so ist es wirklich sehr unvollständig).
Nun gab es Forderungen, dass man z.B. Proben, die in der PCT erst bei 30 oder mehr Zyklen detektierbar wurden, grundsätzlich als negativ zu werten sein sollten. Die grundsätzliche Überlegung ist an sich nicht falsch, da je weniger Virusmaterial vorhanden ist in der Probe, dieses auch erst nach relativ hoher Zyklusanzahl detektierbar wird.
ABER:
• Man weiß i.d.R. nicht in welchen Infektionsstadium sich der getestete Patient befindet. Ist er noch am Anfang der Infektion, so ist die Viruslast in der Probe ggf. noch sehr gering. Es kann also gut sein, dass die Detektion erst bei hoher Zykluszahl möglich war aber die Viruslast und damit auch seine Infektiösität erst in den folgenden Tagen erheblich ansteigt.
• Wurde die Probenahme nicht extrem sorgfältig durchgeführt, so kann die Probe ebenfalls eine geringere Virusmenge enthalten und die Probe erst nach höherer Zyklusanzahl positiv sein, als dies tatsächlich der Fall ist. Man würde dann fälschlicherweise daraus schließen, dass dieser Patient nicht mehr Infektiös ist aber das Gegenteil der Fall ist.
• Wollte man also einen Grenzwert von 30 Zyklen anwenden für eine Aussage, ob jemand noch in Quarantäne muss oder nicht, so müsste man mindestens 2 unabhängige Proben durch unterschiedliche Probennehmer entnehmen und hätte immer noch eine Unsicherheit. Fallen diese durch Variation bei der Probenahme unterschiedlich aus (d.h. unterschiedlich hohe Zyklenzahl), so müsste auch mindestens eine dritte unabhängige Probe hinzugezogen werden. Man müsste dieses Prozedere dann einen oder zwei Tage später Wiederholen. Nur so könnte man feststellen, ob die Viruslast zu- oder abnimmt. Aus einem Test würden damit ein Haufen an Tests. Dies wäre teuer und niemals durchführbar (Personal, Laborkapazitäten, Menge an nötigen Test- und Labormaterial).
Insofern ist diese Forderung der "Anwälte für Aufklärung" eine totale Schnappsidee und dient lediglich der Verunsicherung und Grabenbildung in der Gesellschaft.
Auch ist ganz klar, dass mit einem PCR-Test ganz eindeutig das Virus nachgewiesen wird. Diese Aussage (positiv/negativ) wird aber eben nur für den Zeitpunkt der Probenahme getroffen und sagt zunächst einmal nichts über die Infektiösität aus. Man kann sich theoretisch also unmittelbar nach der Probenahme anstecken und wäre wahrscheinlich schon positiv testbar, wenn man das negative Ergebnis des eigentlichen Tests erhält. Man kann also nicht sagen: "Ich brauche keine Maske tragen, von mir kann keine Gefahr ausgehen, da ich vorgestern erst negativ getestet wurde!"
@*****_hh
Bei Deinem Bekannten ist es offensichtlich ja so, dass er nachweislich bereits vor gut drei Wochen positiv gewesen sein muss. Er hat die Krankheit, zumindest die schlimmsten Akut-Symptome davon, nun offenbar durchgemacht, so dass eine Überwachung im Krankenhaus nicht mehr nötig ist. Muss er denn nun noch in häuslicher Quarantäne bleiben? Durch die bereits vergangene Zeit seit der Infektion und dem PCR-Ergebnis, wäre hier vermutlich auch absolut vertretbar wenn er nicht in Quarantäne bleiben muss.