Das Statistische Bundesamt veröffentlicht wöchentlich eine „Sonderauswertung zu Sterbefallzahlen“. Am 29. Januar 2021 hat die Statistikbehörde die noch ausstehenden letzten Sterbezahlen für das Jahr 2020 nachgereicht, so dass jetzt eine abschließende Beurteilung des Ausmaßes der Übersterblichkeit möglich ist.
https://www.destatis.de/DE/P … F85CECDC45CB2D47.internet742
Günter Eder, promovierter Mathematiker mit langjähriger Erfahrung in der Bearbeitung statistischer Fragestellungen, hat sich damit befasst.
Die Tagesschauredaktion nahm dies zum Anlass, auf ihrer Internetseite ausgewählte Ergebnisse aus der Sonderauswertung in einem längeren Artikel zu präsentieren. Als Titel wählte sie die Überschrift „So viele Todesfälle wie zuletzt vor 50 Jahren“.
https://www.tagesschau.de/inland/sterbefaelle-dezember-101.html
Die Aussage ist politisch vermutlich korrekt, faktisch aber eigentlich nicht.
Übertreibungen sind in Verbindung mit der Coronaberichterstattung leider keine Ausnahme, sondern eher die Regel, und bei weitem nicht immer so moderat.
Das Statistische Bundesamt beziffert die Zahl der im Jahr 2020 Verstorbenen auf insgesamt 982.489. Die Zahl der Sterbefälle im Vergleich zum Vorjahr ist „damit um mindestens 42.969 oder 5% gestiegen“. Auch hier wird der Prozentwert übertrieben, zwar nur geringfügig, aber vermutlich nicht zufällig. Tatsächlich entspricht der Zuwachs von 939.520 Verstorbenen (2019) auf 982.489 Verstorbene (2020) einem Anstieg um 4,6%.
Anschließend führt das Statistische Bundesamt aus, dass der angegebene Prozentwert von 5% eigentlich zu hoch sei und bei korrekter Rechenweise um 1 bis 2 Prozentpunkte nach unten korrigiert werden müsste: „Dieser Anstieg ist zum Teil auf kalendarische sowie demographische Aspekte zurückzuführen: 2020 war ein Schaltjahr, sodass sich durch den zusätzlichen Tag ein Anstieg um etwa 3.000 Fälle gegenüber dem Vorjahr ergibt. Wenn man außerdem den bisherigen Trend zu einer steigenden Lebenserwartung und die absehbaren Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung berücksichtigt, wäre ohne Sonderentwicklungen ein Anstieg um etwa 1 bis 2% für das Jahr 2020 zu erwarten gewesen.“
Die Zunahme erfolgte trotz der Tatsache, dass die Menschen immer älter werden. Eine steigende Lebenserwartung sollte eigentlich mit weniger und nicht mehr Todesfällen einhergehen. Der Anstieg der Sterbezahlen in den letzten Jahren geht auf den Geburtenboom zwischen 1933 und 1940 zurück. Die in dieser Zeit geborenen Menschen sind heute, wenn sie noch leben, zwischen 80 und 87 Jahre alt.
Ab 2021 werden die Zuwachsraten kontinuierlich zurückgehen und ab 2025 für einige Jahre sogar negativ sein.
Zwischen 2014 und 2020 sind die Zuwachsraten für die Zahl der über 80-Jährigen nahezu konstant und bewegen sich mit Werten zwischen +4,1% und +4,8% auf hohem Niveau.Wegen der relativen Konstanz der Zuwachsraten ist es sinnvoll und zulässig, die für 2020 zu erwartende Zahl von Sterbefällen aus dem Verlauf der Sterbedaten der Jahre 2014 bis 2019 abzuschätzen. Unterstellt man einen linearen Entwicklungstrend und berücksichtigt zudem, dass 2020 ein Schaltjahr ist, so liefert die Regressionsanalyse für 2020 einen Prognosewert von 970.962 zu erwartenden Todesfällen. Die tatsächliche Zahl der Sterbefälle liegt mit 982.489 um 11.527 über dem Erwartungswert. Das Coronajahr 2020 ist folglich mit einer Übersterblichkeit von 1,19% verbunden.
In Abbildung 2 kann man z.B. das Coronajahr 2020 mit dem Grippejahr 2018 vergleichen. Aus der nicht besonders auffälligen Übersterblichkeit des Jahres 2020 sollte allerdings nicht der voreilige Schluss gezogen werden, dass Corona-Erkrankungen harmlos sind und keine erhöhte Sterblichkeit zur Folge haben. Die Zahl der Verstorbenen stieg von 2019 nach 2020 um 42.969 an. Davon entfielen, der Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes zufolge, 41.152 Todesfälle auf die Altersgruppe der über 80-Jährigen. Lediglich 1.817 Verstorbene waren jünger als 80 Jahre. Es drängt sich die Frage auf, ob bei der Bekämpfung des Infektionsgeschehens die Schwerpunkte richtig gesetzt worden sind.
Aus Abbildung 3 ist die prozentuale Abweichung der tatsächlichen Zahl der Sterbefälle von der jeweils zu erwartenden Anzahl zu ersehen. Der kurze, aber heftige Anstieg der Sterberate in der 33. Kalenderwoche ist auf einige extrem heiße Sommertage zurückzuführen. Neben den Phasen der Übersterblichkeit ist eine ausgeprägte Untersterblichkeit zu Jahresbeginn zu erkennen. In den ersten zweieinhalb Monaten sind 20.200 Personen weniger gestorben, als nach den Vorjahren eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Die Untersterblichkeit in dieser Zeit ist mit ein Grund dafür, dass die Gesamtübersterblichkeit im Jahr 2020 bei lediglich 1,19% liegt. Wären die ersten Wochen des Jahres mit durchschnittlichen Sterbezahlen verbunden gewesen, würde die Übersterblichkeitsrate deutlich höher liegen und etwa 3,3% betragen. Die Zahl der im Frühjahr (13. bis 18. KW) zusätzlich Verstorbenen summiert sich auf 5.417.In der Herbst/Winter-Periode (43. bis 52. KW) kommen weitere 23.182 Sterbefälle hinzu. Während der beiden Infektionsperioden sind somit insgesamt 28.599 Menschen zusätzlich verstorben. Das Robert Koch-Institut beziffert die Gesamtzahl der Covid-Toten für die Zeit bis zur 52. Kalenderwoche auf 30.126 (Täglicher Lagebericht vom 28.12.2020). Angesichts der Tatsache, dass die beiden Werte auf unterschiedlichen Datensätzen basieren und auf grundlegend unterschiedliche Weise berechnet worden sind, erstaunt die gute Übereinstimmung der Werte. Das Ergebnis stützt die Vermutung, dass die aus der Sterbestatistik abgeleitete Zahl zusätzlich Verstorbener im Wesentlichen identisch ist mit den Covid-Toten. Ob die Lockdown-Maßnahmen oder die Maskenpflicht die Sterbefallentwicklung entscheidend beeinflusst haben, lässt sich aus den Sterbedaten nicht ablesen. Es mag sein, dass die Zahl der Todesfälle ohne entsprechende Maßnahmen deutlich höher ausgefallen wäre. Es gibt allerdings, wie in der Urteilsbegründung des Amtsgerichts Weimar vom 11. Januar 2021 nachzulesen ist (Aktenzeichen: 6 OWi – 523 Js 202518/20),
https://openjur.de/u/2316798.html
„mehrere wissenschaftliche Studien, die zu dem Ergebnis kommen, dass die in der Corona-Pandemie in verschiedenen Ländern angeordneten Lockdowns nicht mit einer signifikanten Verringerung von Erkrankungs- und Todeszahlen verbunden waren.“ Es bleibt abzuwarten, zu welchen Ergebnissen zukünftige Untersuchungen führen werden, wenn verlässliche Daten zum Infektionsgeschehen, zu Inkubationszeiten und zu Todesursachen vorliegen und in die Analyse einbezogen werden können.