„Okay, bei der Übersterblichkeit wird auch jeder Todesfall eingerechnet, wo eine Corona-Besiedlung nachgewiesen wird. Dass wir eine völlig überalterte Population sind, wird da nicht berücksichtigt. Und Obduktionen wurden überwiegend in Hamburg vorgenommen, so dass dort auch exakte Zahlen Daten und der Mechanismus erforscht ist, welche Schwachstelle Corona im Körper nutzt.
Es ist anscheinend nicht nur die Thrombose/ Embolie , sondern auch ganz klassisch die Dehydrierung und Elektrolytverschiebung durch starke Durchfälle als Versuch des Körpers, das Teil los zu werden, ebenso ein Nierenversagen...
Aber anscheinend sind andere Länder etwas besser in den wissenschaftlichen Auswertungen, als wir.
Die letzte Aussage würde ich so nicht unbedingt stehen lassen; es wurde ein deutschlandweites Register für COVID-19 Obduktionen aufgebaut:
https://link.springer.com/co … .1007/s00292-020-00891-9.pdf
https://www.netzwerk-univers … de/projekte/defeat-pandemics
Die Obduktionen sind natürlich ein wichtiges Werkzeug zum Verstehen der Krankheit und damit zur Entwicklung von Therapien. Aber bis man hier eine große Datenbasis zur Verfügung hat, die sichere Statistik zulässt, dauert es eben auch eine ganze Zeit...
Erste Ergebnisse zu Obduktionen von C-19 Patienten in D kursierten schon mal im Herbst:
https://www.lungenaerzte-im- … sterben-an-corona-nicht-mit/
Die meisten Therapieansätze für schwer erkrankte C-19 Patienten, die erforscht werden derzeit, beschäftigen sich mit der Eindämmung des s.g. "Zytokinsturms".
Auf molekularer Ebene werden Immunreaktionen (und natürlich so ziemlich alle anderen Prozesse auch) durch s.g. Signaltransduktionskaskaden geregelt. Das kann man sich in etwa so vorstellen, dass bestimmte Reize in bestimmten, hochkomplexen und multi-regulierten Informationsketten von der Zelloberfläche in die Zelle bzw. in den Zellkern geleitet werden und dort ggf. eine entsprechende Antwort erfolgt, z.B. durch die Bildung anderer "Signalmoleküle" die wiederum andere Zelltypen stimulieren und dort eine ähnliche Signaltransduktion hervorrufen. Diese Signalwege sind v.a. in der molekularen Immunologie in den letzten 20 Jahren die wohl wichtigsten Forschungsfelder.
Signalmoleküle können s.g. Zytokine (da gibt es sehr viele verschiedene) sein, die sowohl proinflammatorisch oder antiinflammatorisch (entzündungsfördernd vs. entzündungshemmend) wirken. Teilweise können sie, je nach Signaltransduktionskaskade sowohl pro- als auch antiinflammatorisch wirken. Obwohl ich hier nur ganz leicht an der Oberfläche dieses Themas kratze, wird vermutlich schnell klar, dass dieses System extrem Komplex ist (schon echt der absolute Wahnsinn was da im Körper passiert!).
Bei C-19 ist z.B. der Interleukin-6/STAT-3-Pathway ein zentraler Forschungsansatz zum Therapieansatz. Wer mal einen Eindruck bekommen mag wie komplex das ganze ist:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7527296/
Bei schwer erkrankten C-19-Patienten hat man teils extrem hohe Level verschiedenster Zytokine (daher der Name Zytokinsturm) festgestellt. Die therapeutischen Ansätze, diesen Zytokinsturm zu "durchbrechen" und somit die entzündlichen Prozesse einzudämmen ist also naheliegend aber bei einem solch komplex geregelten System, welches bei C-19 offenbar aus den Fugen geraten kann, gleichermaßen schwierig.
Kürzlich hat eine Meldung vom Ichilov Medical Center in Tel Aviv für Aufsehen und Hoffnung gesorgt:
https://www.timesofisrael.co … -cases-within-days-hospital/
Hier hat man CD24 (ein Zelloberflächenprotein von welchem aus - sehr verallgemeinert gesagt - solche Signaltransduktionskaskaden in die Zelle bzw. den Zellkern ausgehen) über synthetische Exosomen (kleine Membranvesikel mit denen Zellen ebenfalls Moleküle untereinander "austauschen" können) per Inhalation verabreicht und konnte dadurch wohl den Zytokinsturm in 29 von 30 Patienten eindämmen. Das ganze hat solche Wellen geschlagen, dass es sogar schon einen eigenen Wikipedia-Artikel gibt:
https://de.wikipedia.org/wiki/EXO-CD24
Allerdings ist das ganze bisher erst eine Pressemeldung einer sehr kleinen Studie. Eine wissenschaftliche Publikation gibt es bisher nicht und diese ersten Ergebnisse sind daher wirklich noch mit Vorsicht zu genießen und ob dieser Ansatz sich in der weiteren klinischen Prüfung bestätigt bleibt abzuwarten...
Bzgl. Übersterblichkeit:
Ich halte das Heranziehen der Übersterblichkeit für wenig hilfreich bei der Betrachtung welches Land die bessere Pandemie-Strategie eingeschlagen hat oder gar zur Bewertung, ob das Corona-Virus überhaupt gefährlich ist oder gefährlicher als die saisonale Grippe ist. Zumindest die letzteren beiden Punkte stellt ja immerhin kaum noch jemand in Frage.
Der große Fehler des Heranziehens der Übersterblichkeit ist, dass hier rein die Todeszahlen betrachtet werden. Die Zahl der (schwer) kranken Menschen, die möglicherweise noch monatelang oder jahrelang mit Folgen der Erkrankung kämpfen, sind hier nicht enthalten. Genauso wenig ist enthalten unter welchem Aufwand und welchen Einschränkungen (wirtschaftlich, sozial,...) diese Übersterblichkeiten zustande kamen. Ebenfalls sind - wie
@*****_hh bereits angemerkt hat - keine Parameter zur Bevölkerung (z.B. Demographie, Bevölkerungsdichte,...) enthalten. Auch der Referenzzeitraum (in der oben genannten Studie genormt auf 2015-2019) spielt natürlich eine große Rolle und führt zu deutlichen Unterschieden in der Berechnung der Übersterblichkeit. Daher kann die Übersterblichkeit isoliert betrachtet beliebig ausgelegt werden...