Na Mahlzeit, ein schönes Thema
Ich kann dem gesamten Neusprech auch so rein gar nichts abgewinnen. Es ist doch beim Gendern wie bei so vielen Debatten: da werden einfach Thesen a la „bei mehr als 2 Grad werden wir alle sterben“ und „Sprache bestimmt das Denken“ in den Raum geworfen oder es wird wiederholt auf Orwell verwiesen und danach beginnt eine Handvoll Dauerbetroffener das wilde Debattieren und Agieren hinsichtlich der Umsetzung. Und das, ohne jemals wirklich zu hinterfragen, ob diese Thesen überhaupt geeignet sind, das hehre Ziel zu begründen bzw. auch später noch mal zu prüfen, ob die Maxime „DAS Richtige tun“ passt.
Beim Gendern ist es eine völlig irrige Annahme, dass die Sprache die Realität oder das Denken nachhaltig beeinflusst. Es sei denn, man bedient sich der orwellschen Mittel. Die Realität ist und bleibt, was sie ist – völlig unabhängig davon, wie man sie auch nennen mag.
Dazu kann man jedes Wort als Begründung nehmen. Ich wähle mal den Hundehaufen (und nicht die Rose), weil er einfach mehr Spaß macht:
Dieser Hundehaufen auf dem Gehweg also, der auch noch die unglückliche Affinität zu Schuhsolen hat und die Angewohnheit, über längere Zeit unangenehm zu riechen ….dieser Hundehaufen muss zukünftig per Dekret von Jedermann und Jederfrau als Kirschtorte bezeichnet werden. Während die Handvoll Dauerbetroffener – trunken vor Glück – ihren Erfolg feiern, beginnen einige von ihnen, diese Kirschtorte in sich hineinzuschaufeln. Doch spätestens nach dem dritten Mal werden auch sie das lassen und beginnen, diese Kirschtorte als das wahrzunehmen, was sie ist: das oftmals deplatzierte Finalprodukt des Hundes Verdauungsvorgang. Der Rest der Menschen geht wahrscheinlich nur kopfschüttelnd weiter. Und nein, dieses Beispiel ist nicht rassistisch: jeder wohl informierte Mensch weiß, dass diese Kirschtorte alle Farben zwischen nahezu weiß und tief dunkel annehmen kann
Und wem das ein an hageldicker Dommheit nicht zu überbietendes Beispiel ist:
Schaue ich mir die MitarbeiterINNEN der Baufirma vor meinem Haus an, sehe ich nichts weiter als ein paar Typen mit dem Hang zu frischem Gerstensaft und eine Azubine. Schau ich mir die MitarbeitER in der Kita an, sehe ich einen Haufen lieber Frauen mit dem Hang zum gegenseitigen Mo*** und einen Praktikanten. Und meine Assoziation wird sich erst ändern, wenn ich auch was Anderes sehe.
Das einzig Sinnvolle ist jedoch die Debatte an sich. Solange debattiert wird, fühlt sich doch der eine oder die andere genötigt, sich mal mit dem Thema zu befassen und sich im Idealfall sogar eine wohl begründete Meinung zu bilden. Aber herrscht erstmal wieder gesellschaftlicher Konsens und ist die Debatte beendet, und der Substantivteil des Dudens hat nur noch eine Seite (weil für alles nur noch ein einziges Wort gilt, das sogar noch ein Code a la R2D2C3P0 sein kann), wird man beginnen, wieder genau das zu machen, was man schon immer gemacht hat: den Code im Rahmen des entsprechenden Kontexts mit der Realität zu assoziieren. Und im Ergebnis hat diese ganze Sprachverhunzung rein gar nichts gebracht.
Deshalb denke ich, dass einige Dauerbetroffene weiterhin daheim vor ihren Social-Media-Kanälen sitzen und weinend die Debatte am Laufen halten. Weil sie es eben nicht geschafft haben, signifikant Macht zu erlangen oder Bundeskanzlerin oder EU-Ratspräsidentin oder Queen oder Billie Eilish zu werden. Ein SchuldigER muss her, irchendeiner…