Buchempfehlung: Mithu M. Sanyal: Vuvla ...
Zuerst die Fakten:Mithu M. Sanyal: Vulva - Die Enthüllung des unsichtbaren Geschlechts, Wagenbach Verlag 2009)
Am Anfang war die Promotionsarbeit, am Ende die Veröffentlichung dieses Buches, das mehr als faktenreich die Kulturgeschichte des weiblichen Geschlechtes zum Thema hat.
Faktenreich heißt nun wirklich, die Vielzahl der historischen Quellen ist mehr als beeindruckend, eine Fleissarbeit der besonderen Art.
Denn die Autorin versteht es auf den gut 200 Seiten kenntnisreich die kulturgeschichtliche Bedeutung der Vulva (dieser Begriff erscheint ihr wesentlich umfassender als Vagina) darzustellen und es zeigt sich dabei, dass es Epochen gab, da spielte die Vulva selbst in religiösen, kirchlichen Gebäuden eine bedeutende Rolle. Erwähnt sei hier jene Figuren, Fresken mit dem eigentümlichem Namen "Sheela-na-gig" (Wortstamm vermutlich gälisch), wie man sie z.B. in der Abteikirche von St. Radegonde, Pointiers, Frankreich (ca. 13. Jahrhundert) entdecken kann. Zu sehen ist eine breitbeinig sitzende, die Vulva dem Betrachter offerient zur Schau geboten. Es wird vermutet, dass es zu den religiösen Gebräuchen gehört, beim Betreter der Abteikirche genau diese Vulva zu berühren, eventuell so, wie es heute die katholischen Gläubigen mit dem Weihwasser machen.
Aber das ist nur ein Beispiel von vielen, in denen die Autorin dokumentiert, dass es Phasen gab, in denen die Vulva ein durchaus akzeptierter Teil des weiblichen Körpers war.
Dass das nicht immer so war, wird in diesem Buch natürlich nicht verschwiegen, sondern auch in seiner ganzen barbarischen Ablehnung des Weibes deutlich gemacht. Details aus der Hexenverfolgung belegen leider auch dies.
Beim Lesen dieses Buches schwang bei mir als Mann natürlich immer die Frage mit, woher es wohl kommen mag, dass hinter Phänomenen wie Hexenverfolgung und anderen Ereignissen, sich unstreitig die Angst des Mannes vor dem (wilden) Weib, der Wölfin verborgen gehalten hat. Woher die Angst ?
Ob die "schamlosen" Varieté-Tänzerinnen im Berlin der 20er Jahre wirklich so moderne und eigenständige Frauen war, mag ich ein wenig bezweifeln und auch die Ästethik von manchen post-pornografischen Frauen wie Annie Sprinkle erschliesst sich mir nicht unbedingt.
Doch das sind nur Marginalien eines Buches, das seines gleichen sucht. Ich glaube noch nie wurde so umfassend über das "weibliche Geschlecht" im Rahmen einer kulturhistorischen Forschung berichtet.
Deshalb schliesse ich mir gerne einem Zitat des Klappentextes an:
"Unterhaltsam, intelligent, subversiv, notwendig"