Gegenüber dem amerikanischen Englisch fällt mir auf, dass wir Deutsche Hintersinniges - also eine Ebene, die über der Basisaussage liegt, über Grammatik kodieren. Es ist wie ein Augenzwinkern während des Sprechens.
Besonders auffallend ist, wie Forscher ihre Ergebnisse präsentieren. Wir Deutsche lieben es, uns möglichst unverständlich auszudrücken, als sprächen wir eine Geheimsprache unter Elitewissenschaftlern. Wohingegen Amerikaner sich um möglichst einfache Sätze mit jeweils einer einzigen deutlich akzentuierten Aussage bemühen. Dabei verwenden sie Aktivsätze, die den Inhalt als Ereignis ausdrücken. Während unsere Wisenschaftssprache den Inhalt als möglichst kompliziertes statisches Gebilde darstellen.
Als Ingenieur mußte ich oft Beschreibungen und Bedienungsanleitungen erstellen. Ein probates Verfahren war, zunächst durch einen Amerikaner eine Englische Version erstellen zu lassen. Dann die Englische Version ins Deutsche übersetzen, und jeder weiß sofort was Sache ist.
Demgegenüber sehe ich den Trend, Grammatik zu verweigern. Bei Nachrichtentexten (DLF, Tagesschau etc.) scheint die Verwendung des Futurs geradezu verboten zu sein. Besonders auffällig wird das, wenn man Nachrichten von einem Schweizer Sender hört. Dort werden die Zeiten korrekt verwendet.
Ähnliche Problematik gibt es bei der Vergangenheitsform. Als Süddeutscher fällt mir die Liebe der Norddeutschen zum Plusquamperfekt auf. Eigentlich sollte es doch nur verwendet werden, wenn ein Ereignis in der Vergangenheit abgeschlossen war und man ein Folgeereignis anspricht. Wohingegen mir in Süddeutschland die Scheu vor dem Imperfekt auffällt.
Das von @******o65 angesprochene Elitegehabe über sprachliche Ausformulierung zeigt sich im Deutschen am Umgang mit dem Dialekt. Während sich Norddeutsche (Hannoveraner?) bewußt steril ausdrücken, um Bildung vorzutäuschen, lieben es Österreich-Bayern und Alemannen (Schweiz, Baden-Württemberg, Schwaben) möglichst treffend in den Dialekt zu tauchen.