Sex als Handelsware in einer Beziehung
Eine Frage, wahrscheinlich eher an die Ökonomen und Frauen in der Gruppe. Und weil ich weder das Eine noch das Andere bin, wage ich diese auch in die offene Runde zu stellen und würde mich über jegliche Kommentare sehr freuen.Den Sex in einer Beziehung, im Sinne aller möglichen Arten von GV, könnte man wohl schon als ein Gut oder Ware bezeichnen. Es gibt ja einen Anbieter und einen Konsumenten; ob der Mann oder die Frau die erste oder die zweite Rolle einnehmen sei mal dahingestellt (vermutlich können die Rollen auch oft und mehrfach zwischen den Partnern wechseln). Der Konsument äußert in der Regel den Bedarf und der Anbieter überlegt sich den Preis für ein solches Gut und schaut ob die Ware so losgeworden werden kann. Der Konsument muss dann gewisse Aufwände (Zeit, Geld, Verhalten, Fitness, Anstrengungen, etc.) investieren, um an die erhoffte Ware zu kommen.
Herrscht in einer Beziehung ein Gleichgewicht an Angebot und Nachfrage von Sex, ist alles im Lot: Der Konsument bekommt seine Ware zum angemessenen Preis und der Anbieter freut sich darüber, seinen Partner glücklich zu machen. Danach können die Rollen auch getauscht werden und dasselbe Spiel wiederholt sich. Beide sind glücklich und zufrieden.
Entsteht jedoch ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage, z.B. wenn der Anbieter die Warenmenge beschränkt (z.B. keine Lust auf Sex) oder fordert der Anbieter einen Preis, den der Konsument für überhöht hält (z.B. Forderungen nach gravierenden Verhaltensänderungen oder nicht leistbare Investitionen), entsteht ein Defizit. Der Konsument kann sich dann auf anderen Märkten umschauen, z.B. Fremdgehen, Bordell, Swinger-Club o.ä. Aber auch hier müssen Aufwände geleistet werden, meistens Zeit und/oder Geld. Die Ware wird dabei wahrscheinlich nicht von erhoffter Qualität sein, z.B. weil Liebe und Zuneigung nicht dabei sind. Masturbation ist aus meiner Sicht auch ein nur temporäres und unzureichend zufriedenstellendes Mittel.
Nun sollten beide Parteien den Wunsch haben das Gleichgewicht in deren Beziehung wiederherzustellen, um diese nicht gänzlich zu gefährden. Eine Möglichkeit wäre in einer offenen Verhandlung die Menge an Sex und die Höhe der Gegenleistung abzustimmen. Der Konsument ist daran interessiert möglichst viel Sex für möglichst wenig Gegenleistung zu bekommen und der Anbieter – umgekehrt. Keiner erreicht aber dabei das ursprüngliche Ziel – ein Kompromiss muss eingegangen werden und die Parteien schauen, wie sich deren „Markt“ entwickelt.
Der Anbieter befürchtet dabei, dass die zu leistende Menge an Sex mit der Lockerung nur wachsen wird. Der Konsument denkt hingegen, dass mit dem Wegfall des Defizits auch die Nachfrage sinken wird. Beide haben ein gewisses Risiko mit dem Eingehen des Kompromiss. Nun die eigentliche(n) Frage(n):
- Wie könnte sich die Situation entwickeln?
Ist es absehbar, dass die Menge an Sex sich bei einem niedrigeren Wert, als verhandelt einpendelt, da kein Defizit mehr besteht (Konsument hatte Recht)?
Oder würde der Konsument mit der Zeit immer mehr Sex fordern bis sein/ihr ursprüngliches Ziel erreicht ist (Anbieter hatte Recht)?
- Lässt sich mit einer solchen Verhandlung und dem Kompromiss überhaupt ein Gleichgewicht wieder erreichen, bei dem beide Partner wieder zufrieden sind?
Oder würde solch‘ ein Kompromiss die Beziehung noch mehr aus dem Gleichgewicht bringen?
Und grundsätzlich:
- Sind die Regeln des freien Markts auf Sex in einer Beziehung überhaupt übertragbar?
Klar, dass die reale Beziehungswelt mit Liebe, Zuneigung, Freundschaft etc. viel komplexer ist, als das Modell...
- Vielleicht sind mir noch wesentliche Details in diesem Modell oder wichtige Parameter entfallen? Falls so, welche?
Vielen Dank aber schon mal im Voraus für Ihre/Eure Gedanken.