Oh nein, es verfolgt mich...
Naja, dann hier auch noch mal meine Meinung:
Es ist grauenvoll, lasst die Finger davon!
Eigentlich wusste ich schon vor dem Kauf des Buches, dass es nicht das sein wird, was man erwartet. Die Presse warb damit, dass "Shades of Grey" BDSM "salonfähig" machen würde. Ich habe das Buch relativ schnell durchgelesen - man braucht auch nicht lange, so einfach und leicht wie es geschrieben ist- und komme zu dem Schluss, dass das Buch weder BDSM salonfähig macht, noch wirklich was mit BDSM zu tun hat.
Die Sprache ist sehr einfach, Redewendungen und Beschreibungen wiederholen sich auf jeder dritten Seite, so dass man die nächste Sexszene gar nicht mehr lesen muss, um zu wissen, was passiert bzw. wie sie beschrieben wird.
Meiner Meinung nach ist das Rosamunde Pilcher mit Sexszenen, die allerdings sehr wenig mit BDSM zu tun haben - handelt es sich doch meistens eher um verweichlichte, in romantischem Licht verzerrte Kuschelsexszenen, wie man sie in auch in Kitschromanen vorfindet.
Ana, die Protagonisten hatte in ihren 21 Lebensjahren nie Interesse an Männern oder Sex, ja, sogar so wenig, dass sie noch nicht einmal einen Gedanken an Masturbation verschwendet hat. Dann lernt sie Grey kennen, einen sehr reichen dominanten Kontrollfreak, und verzerrt sich tagtäglich nach ihm, wird zur leidenschaftlichen Sexgöttin, die zwar durch Greys Dominanz und seine sadistische Ader angeturnt ist, dennoch jeden Tag aufs Neue Krisen schiebt, weil Greys sexuelle Vorlieben pervers und abartig seien - obwohl sie sie doch genießt.
Das in der Presse beschriebene starke Frauenbild sucht man vergebens: Ana ist schüchtern, wird auf jeder zweiten Seite rot, ist unbeholfen und naiv. Nicht gerade das, was man sich unter einer starken Frau, die auf sexuelle Unterwerfung steht, vorstellt.
Die Widersprüchlichkeit der Protagonisten zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch. Grey, der bisher nur Gefallen an BDSM-Sex hatte, steht auf einmal auf Kuschelsex, den der fast ausschließlich mit Ana praktiziert und vergisst all seine, sogar vertraglich festgelegten Bedingungen für eine sexuelle Begegnung.
BDSM wird also weichgespült und markttauglich gemacht - dadurch aufgehoben und sehr verfälscht wiedergegeben. Zudem bricht Ana am Ende des ersten Teils die Beziehung zu Grey ab, weil sie mit seinen "abartigen" und "perversen" Vorlieben nicht klar kommt. BDSM wird also als pervers verurteilt, statt es salonfähig zu machen. LeserInnen, die sich mit dieser sexuellen Spielart nicht auskennen, wird ein völlig falsches Bild vermittelt.
Das Buch bricht genau das Versprechen, mit dem es sich kaufen lassen möchte. Auf den zweiten Teil verzichte ich dankend, da ist das Geld in jeden Disneyfilm besser investiert.
Ach ja: Und was zum Henker ist bitte eine "innere Göttin"!?! Sind wir hier in einer Venus-Rasierer-Werbung!?