zum Autor
Ohne sein neustes Werk zu kennen muss ich für einen meiner Lieblingsautoren hier mal eine Lanze brechen und wehement Plagiatsvorwürfen oder Aussagen von wegen Einheitsbrei widersprechen.
Ich bezeichne seine Bücher als Justizthriller, auch wenn das wohl kein offizielles Subgenre ist. Dass es in diesem Genre Überschneidungen großer Akteure (Pharma-, Tabak-, Waffenindustrie usw.) gibt, liegt doch in der Natur der Sache und hat nichts mit Plagiaten zu tun. Ey, in zwei Fantasyfilmen spielen Zauberer mit = Plagiat?!
Um mal ein paar Beispiele des breiten Grisham-Spektrums zu nennen:
The Pelican Brief (dt. Die Akte) - Jurastudentin gerät in einen politisch-wirtschaftlich brisanten Mordfall.
A Time to Kill (dt. Die Jury) - schwarzer Vater eines brutal vergewaltigten Mädchens wird im konservativen Süden wegen Mordes an ihren Peinigern angeklagt.
The Client (dt. Der Klient) - Junge wird Zeuge eines Suizids, nachdem er von einer versteckten Mafia-Leiche erfährt. Eine oft belächelte Anwältin verteidigt seine Rechte gegenüber dem aufdringlichen Staatsanwalt.
Wer (z.B.) diese drei Bücher (am besten im Original) gelesen hat, wird sich vermutlich zweimal überlegen, ob er Einheitsbrei unterstellt.
Und zu "David-gegen-Goliath": In Ansätzen findet man dieses Thema vermutlich in den meisten Thrillern wie auch Abenteuer- oder Fantasygeschichten. In Justizthrillern hat es insofern seine Berechtigung, alsdass Rechtsstreits auf Augenhöhe entweder schnell durch Vergleiche o.ä. aufgelößt werden oder aber bis zum bitteren Ende über Jahr(zehnt)e ausgefochten werden. Beider Versionen wären nicht sonderlich schreibens-/lesenswert.
In Grishams Büchern stehen immer die beteilgten Menschen im Vordergrund. Darüber hinaus nimmt er sich mit Sachverstand den Rahmenbedingen an, seien es nun die Verhältinsse im Weißen Haus, der Ku-Klux-Klan in Mississippi oder seine Domäne: der Gerichtssaal. Wer glaubt, seine Bücher anhand der Kurzzusammenfassungen bei Wikipedia beurteilen zu können, der irrt. Denn es ist gerade die erzeugte Atmosphäre, die sich auch zwischen den Zeilen ausbreitet, die ihn für mich so lesenswert macht.