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Akademiker und ihre Kinder

*****emi Mann
23 Beiträge
Wer möchte sterben, ohne Kinder zu hinterlassen?
Hier kam mehrfach hoch, dass es für Akademiker schwieriger sei, Laufbahnentwicklung und Kinder miteinander zu vereinbaren. Ich nehme das anders wahr: Akademiker haben in der Regel ein berufliches Umfeld - und ein Einkommen - das es wesentlich einfacher macht, Kinder recht stressfrei in den Lebensentwurf einzubauen. Jedenfalls deutlich einfacher als bei schlecht bezahlten Knochenjobs mit so fiesen Dingen wie Schicht- oder Wochendendarbeit.

Ob ein Leben mit oder ohne Kinder erstrebenswert ist, kann man wohl nicht für andere Menschen entscheiden. Diejenigen, die "ohne" bleiben, sollten sich aber vor Augen führen, dass weitaus überwiegende Mehrheit der Eltern über ihre Kinder als wunderbare Bereicherung des Lebens spricht. Auch ich .. hier haben sich 4 Kinder angesammelt und sie sind schlicht das Beste, was im Leben passieren kann.

Neulich las ich, dass unter 30-jährige Eltern die Kinder eher als Belastung empfinden, die Altersklasse darüber eher als Bereicherung. Das finde ich nachvollziehbar. Manchmal bedauere ich, dass ich die Familiengründung erst nach der Promotion als nächstes größeres "Projekt" angegangen bin und es deshalb wohl bei nur 4 Kindern bleibt ... anderseits war der Umstand, dass ich mich bereits "ausgetobt" hatte und wohl auch die etablierte finanzielle Position, sicherlich mit bestimmend dafür, dass ich mich voll auf die schönen Seiten des Elternseins konzentrieren konnte.

Wenn man mit Kinderlosen zu tun hat, die so in ihren 60ger Lebensjahren und darüber sind, stellt man fest, dass da doch eine große Leere und Reue ist. Ich persönlich empfinde es auch als traurig und tragisch, zu sterben, ohne dass man Kinder hinterlässt. Aber auch hier: Das ist subjektiv .. to each its own.
*******Sara Frau
5.173 Beiträge
Wenn man mit Kinderlosen zu tun hat, die so in ihren 60ger Lebensjahren und darüber sind, stellt man fest, dass da doch eine große Leere und Reue ist. Ich persönlich empfinde es auch als traurig und tragisch, zu sterben, ohne dass man Kinder hinterlässt. Aber auch hier: Das ist subjektiv .. to each its own.

Nun,nach 20zig jähriger Tätigkeit in der Altenpflege,kann ich nur sagen, das es leider eine traurige Realität ist,
das die meisten alten Menschen vereinsamt sind, ja auch die mit Kindern, weil sich niemand kümmert.
Ich habe da Situationen erlebt, die nur betroffen machen.
Besonders wenn es um den letzten großen Akt im Leben geht:
das Sterben
Da habe ich so viele Menschen einsam ,in ihren letzten Momenten erlebt,ohne das die Kinder auch nur einmal dagewesen wären, um Abschied zu nehmen.
ich erinnere mich da an eine Begebenheit, wo ich Nachtdienst hatte,und die Tochter einer alten Dame informierte, das sie doch bitte kommen möge, da es mit ihrer Mutr langsam zu Ende geht..tja,und ihre Antwort war:

"Ach,die kriegt ja doch nichts mehr mit..sagen sie einfach Bescheid, wenn es vorbei ist,ich komme dann die Sachen abholen!"

Und Nein,das war kein trauriger Einzelfall..
Sara
diese traurige Erfahrung kann ich nur bestätigen.

Schlimmer: Wer noch Geld und Kinder hat ladet sehr schnell im Heim, denn sonst würde ja das Geld "verpflegt" werden mit dem die Kinder bereits rechen- es ist geradezu ekelhaft.

Und andererseits gibt es Kinder die pflegen bis sie selbst im Rentenalter sind.

Zu dem Folgebeitrag:

Es hat alles zwei Seiten, und Menschen haben unterschiedliche Aufgaben zu erfüllen.

Das kann die Kinderaufzucht sein oder auch ein anderes "Kind". Aber ein Kind zu zeugen um ein Kind zu haben damit die eigenen Gene erhalten bleiben kommt mir komisch vor.
Oder ich habe es falsch verstanden?
*****emi Mann
23 Beiträge
@**ra: Ja, die Erwartung, dass die Kinder am Sterbebett den Abschied erleichtern, ist in vielen Fällen leider unrealistisch. Das hängt sicherlich auch davon ab, welche Impulse man seinen Kindern mit auf den Weg gibt ... aber letztlich gibt es keine Garantie. Aber auch wenn die Kinder weit weg sind (emotional, räumlich) wäre es für mich absehbar ein großer Trost zu wissen, dass ich mein Leben für etwas Sinnvolles genutzt habe.

@*******emhh: Interessante Frage. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus würde ich sagen: Diese Bindungsgefühle, die tiefe Liebe zu Kindern kommt durch das Zusammenleben und hat mit dem Wissen um die genetische Identität wenig zu tun. Dem Körper ist es bei der Oxytocin-Ausschüttung völlig egal, ob der kleine Keks, den man umsorgt, das genetisch eigene Kind ist *zwinker*
*******Sara Frau
5.173 Beiträge
@**ra: Ja, die Erwartung, dass die Kinder am Sterbebett den Abschied erleichtern, ist in vielen Fällen leider unrealistisch. Das hängt sicherlich auch davon ab, welche Impulse man seinen Kindern mit auf den Weg gibt ... aber letztlich gibt es keine Garantie

In diesem Zusammenhang von Erwartungen zu sprechen halte ich falsch,denn hier geht es nicht um irgendwelche Abmachen oder Erwartungen,die einfach abgearbeitet werden sollen,sondern um Menschlicheit und Liebe.
Und es ist auch leider meist unabhängig davon,wie man seine Kinder erzieht.

Aber ich glaube in dem Wunsch nach Kindern, ist auch immer ein wenig die Sehnsucht enthalten,
das etwas von einem bleibt, in der Welt, wenn man selber nicht mehr da ist
Hm...
es war nicht die Sehnsucht., etwas zu hinterlassen. Es gehörte einfach dazu Kinder zu haben. So eine innere Uhr, die da sagte... mache es. Vielleicht war es die Sehnsucht, das neue Leben in sich zu fühlen (geht natürlich nur für Frauen). Ich finde, das neue Leben in sich zu fühlen übersteigt alle Empfindungen, alle Gefühle...
Aber, das gilt nicht nur für Akademiker... Was man dann aus den Kindern macht, welchen Einfluss man dann hat... das schon.
*****_54 Frau
11.757 Beiträge
Nach dem Studium hatte ich als Freiberuflerin in einem Kreativberuf gerade Fuß gefasst und die ersten Karriereschritte gemacht, da wurde ich überraschend schwanger und es war von Anfang an klar, dass ich alleinerziehend bleiben werde.

Da die vorangegangene (gescheiterte) Beziehung trotz beidseitigem Kinderwunsch kinderlos blieb und mein Partner aus seiner geschiedenen Ehe bereits einen Sohn hatte, rechnete ich nicht mehr damit, schwanger zu werden und schlampte mit der Verhütung. (1984 war Aids noch kein Thema).

Mein Sohn war also nicht geplant, aber trotzdem ein Wunschkind, allerdings nur für mich.
Eineinhalb Jahre blieb ich ganz zu Hause und lebte sehr bescheiden von
Erspartem.
Ich hatte dann das Glück, dass mein früherer Chef mich unbedingt wieder haben wollte und ich fing an, halbtags zu arbeiten, genau genommen war das eigentlich das Pensum einer Ganztagesstelle, zum halben Lohn, aber ich wollte das so.
Hat sich gelohnt, denn dadurch habe ich später den Sprung zu einer recht gut dotierten Anstellung geschafft.

Mein Sohn besuchte halbtags erst eine Großpflegestelle (halbprivate Einrichtung mit 8 Kindern) danach einen selbst organisierten Kinderladen.
Mit seinem Schuleintritt arbeitete ich wieder voll, Schulessen gab es leider nicht und der Schülerladen nachmittags war auch eine private Elterninitiative mit Elternmitarbeit (alle zwei Wochen Essen kochen für die ganze Truppe, Putzdienst, Organisation).

Ich hatte ein sehr stabiles soziales Netz aufgebaut, sonst wäre es nicht so gut gelaufen.
Mit 10 war Schluss mit dem Schülerladen. Nach der vierten Grundschule ging er aufs Gymnasium und war zum Glück ein absoluter Selbstläufer, d.h. um schulische Dinge hat er sich ganz allein gekümmert.

Ich habe diese Entscheidung für mein Kind zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt nie auch nur eine Sekunde bereut. Rückblickend kann ich sagen, ich habe von ihm mindestens genauso viel gelernt, wie er von mir. Die Disziplin, die mir das Ganze abverlangt hat, hat mir später sehr geholfen und manchmal denke ich, ohne ihn hätte ich vielleicht gar nicht diese Karriere gemacht, die mir anfangs sehr viele Kompromisse abverlangt hat.
Vielen Dank
Nach einem holprigen Start sind hier doch einige, erwartungsgemäß ganz unterschiedliche, Erfahrungsberichte zusammengekommen. Vielen Dank euch allen und Glückwunsch zu euren mehr oder weniger gelungenen, anstrengenden, ungeplanten und absolut unentbehrlichen Satansbraten! Das Ironieschild bzw. den Zwinkersmiley erspare ich euch.

Weitere Erfahrungen und Meinungen werden (zumindest von mir) gern gelesen.
*********erin Frau
343 Beiträge
Besondere Herausforderung...
Ich melde mich noch mal zum Themenersteller. Die "implizite, streitbare Hypothese war:
Für Akademiker stellt die Familiengründung eine besondere Herausforderung dar, weil sich die Ausbildung mitunter lange hinzieht (inkl. Promotion und ggf. Habil) und mit vielen Unsicherheiten verbunden ist. Akademikerpaare stehen stärker vor der Herausforderung der Verteilung von Pflichten und natürlich auch Freuden, weil beide i.d.R. hohe Karriereziele haben."

Man könnte das auch anders sehen. Die besondere Herausforderung "für Akademiker" könnte auch darin liegen, "trotzdem" Kinder zu haben. Sich ganz körperlich und genetisch (klingt radikal, ist archaisch gemeint) fortzupflanzen. Dafür zu sorgen, dass das eigene Leben weitergeht. Spuren zu hinterlassen... Es ist eine Herausforderung, an der man menschlich wachsen kann. Gerade das sollten Akademiker mehr sehen als z.B. Baggerführer und Kassierinnen. Und andere "Nichtakademiker", deren "Herausforderungen" ganz woanders liegen - in niedrigen Gehältern womöglich, monotonen Aufgaben, Erschöpfung, dem Gefühl, einer zunehmend bürokratischen und ausbeutenden Gesellschaft ausgeliefert zu sein und und und.... Ich persönlich habe den höchsten Respekt vor Akademikern und Akademikerinnen, die neben dem Studium ihre Kinder bekommen. Sich helfen lassen, und mental so stark sind, dass sie beides auf die Reihe bekommen - Kinder und Studium. Kinder und Promotion. Kinder und Habilitation - da sind ja die Kinder meist schon aus dem gröbsten raus. Kinder sind der Weg, mit dem Menschsein und der Natur in Kontakt zu bleiben. Sie erden einen und fordern einen heraus, sich weiterzuentwickeln. Ich liebe diese Beispiele, bei denen Ärztinnen sich mit Männern zusammen tun, die sich um die Kinder kümmern, 3 und vier - und dabei ganz Mann bleiben. Darin sehe ich eine enorme Kraft und erotische Männlichkeit - dass einer sich das zutraut. Dass einer das schafft. Und ihm dabei kein Zacken aus der Krone fällt. Meine archaische Hypothese: diesen Starken gehört die Zukunft. Und den Unternehmen, die ihren Mitarbeitern das ermöglichen. Für mich kann ich sagen - 2,7 im Diplom, Berufstätig - keine Eins, keine Karriere - aber drei wundervolle Kinder. Lieber bin ich nicht so schlau und habe Kinder, als dass ich mich habilitiere und nach mir nichts kommt... das wär für mich der horror vacui der existenziellen Art. Den wollte ich nicht.
Vielen Dank
für all eure Beiträge.
Besonders dir Franca_Cosi für den schönen und treffenden Abschlussbeitrag.
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