WUNDERLICH – WAHRLICH – WAHR?
Edward Snowden veröffentlichte relevante oder unbedeutende, brisante oder belanglose, bekannte oder unbekannte Daten.
Ein logisch denkender Mensch würde jetzt wahrscheinlich annehmen, dass jeder Betroffene(r) daran interessiert sein müsste diese Informationen zu analysieren und ggf. zu verifizieren oder zu falsifizieren!
Aber wie sieht die Realität aus?
Deutsche Politiker bspw. echauffieren sich oder wiegeln ab. Es werden Vorschläge gemacht, dass Deutschland Edward Snowden ein Zeugenschutzprogramm anbieten sollten und ihn zu seinen gemachten Äußerungen befragen sollten.
Aber was eigentlich nur produziert wird ist heiße Luft! Zumal es sicherlich nicht so schwierig wäre Edward Snowden zu befragen (bei den guten Beziehungen welcher unser Altbundeskanzler zu seinem guten Freund Putin noch immer unterhält, wäre dies wohl kein Problem!?).
So stellt sich wiederum die Frage, ob den deutschen Politikern überhaupt daran gelegen ist hier Transparenz zu schaffen. Eher nicht!
Denn eigentlich gibt es nur vier Möglichkeiten, die, bezüglich des Verhaltens unserer Politiker / Regierung / BND, denkbar sind:
1.) Deutsche Politiker wissen definitiv, dass die Informationen von Snowden schlicht weg falsch sind!
Anmerkung:
Dann stellt sich allerdings die Frage, warum sie den Beweis hierfür nicht erbringen!
2.) Die deutsche Bundesregierung UND der BND wussten von der Bespitzlung nichts!
Anmerkung:
Die Behauptung, dass die deutsche Bundesregierung UND der BND von der Bespitzelung NICHTS gewusst haben sollte, ist einerseits sehr, sehr unwahrscheinlich, da der BND mit der NSA eng zusammenarbeitet und sogar in Deutschland in diversen, gemeinsamen Einrichtungen mit den amerikanischen „Freunden“ eng zusammenarbeitet!
Das Magazin der „Spiegel“ berichtet in seiner neuen Printausgabe (
http://www.spiegel.de/spiegel/print/index-2013-28.html ) z.B.:
Dass es etwa in Darmstadt-Griesheim den streng geheimen Horchposten, „Dagger Complex“, in dem Armee-Leute der 66th Military Intelligence Brigade arbeiteten, der auch von der NSA mitfinanziert werde geben würde. Es gebe Hinweise, dass – im Gegensatz zu den Behauptungen der Bundesregierung – diese Überwachungseinrichtung eng mit dem BND und dem Verfassungsschutz zusammenarbeite…Auch Snowden sage, dass deutsche Behörden mit der NSA „unter einer Decke stecken“.
Hätte die deutsche Bundesregierung und der BND wirklich nichts gewusst, so kann hiermit auch ernsthaft die Kompetenz der deutschen Akteure infrage gestellt werden! Zudem wäre es dann um die Demokratie sehr schlimm bestellt, da dies nämlich bedeuten würde, dass die demokratischen Institutionen ggf. zum Spielball der Geheimdienste wurden.
Nachdem die Politik schon in den Fängen der Finanzindustrie und der Banken erdrückt wird, kuscht sie nun auch noch vor den von ihr selbst installierten „Diensten“?
3.) Die deutsche Bundesregierung „war im Bilde“ und hat eventuell sogar die amerikanischen „Freunde“ um Amtshilfe gebeten, da der BND deutsche Bürger selber nicht bespitzelten darf.
Anmerkung:
Wenn die deutsche Bundesregierung und der BND von der Ausspähung der NSA und Co. wussten, dies gebilligt haben sollten und die Bundesregierung eventuell sogar noch die amerikanischen „Freunde“ um Amtshilfe gebeten haben sollte, dann wären nicht nur Grundrechte der deutschen Bürger mit Füßen getreten worden, sondern es wäre auch hingenommen worden, dass die NSA & Co. eventuell auch , für sie, interessante Informationen über die deutsche Wirtschaft und dessen Produkte, Ideen und Innovationen abfingen, analysierten und auswerteten. Denn eines hätte ja klar sein müssen, dass, wenn wahllos Daten in diesem Umfang ausgespäht werden, dass dies nicht nur rein zum Zwecke der Terrorabwehr dienen konnte und sollte. Somit hätte man in Kauf genommen, dass der deutschen Industrie hierdurch eventuell Schaden entsteht.
Weiterhin sollte nicht vergessen werden, dass Überwachungspraktiken der Geheimdienste ein Verstoß gegen die Menschenrechte darstellt:
„Jede Person hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Informationen und Ideen ohne behördliche Eingriffe und ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen zu empfangen und weiterzugeben.“ So heißt es etwa in der Europäischen Menschrechtskonvention. In Deutschland hat das Recht auf „informationelle Selbstbestimmung“ nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts Verfassungsrang.
Somit hätten sich dann also nicht nur die Institutionen, welche direkt Daten abgefangen, ausgespäht haben nach deutschen Strafrecht strafbar gemacht, sondern natürlich dann auch die Institutionen und Personen, welche hiervon Kenntnis besaßen, dies billigten oder sogar Geheimdienste hierfür den Auftrag gaben (die ist nur die logische Schlussfolgerung, wenn die Bundesregierung der Auftraggeber unserer „amerikanischen Freunde“ gewesen wäre!).
4.) Die deutsche Bundesregierung und der BND kannte die Bespitzelungsaktivitäten konnten aber, aufgrund fehlender Souveränität, dies nicht unterbinden.
Anmerkung:
Dies würde vieles erklären und so manchen Verdacht nun bestätigen!
Der Sprecher von Bundeskanzlerin Merkel hat am vergangenen Montag gesagt: "Abhören von Freunden ist inakzeptabel. Das geht gar nicht. Wir sind nicht mehr im Kalten Krieg." Was denken Sie, wenn Sie so etwas hören?
Politisch hat dieser Satz nur eine Botschaft: "Keep calm." Ruhe bewahren. Die Bundeskanzlerin hat nicht gesagt, dass sie die Gesetze überprüfen will, sie hat nicht gesagt, dass Deutschland das Zusatzabkommen zum Nato-Truppenstatut von 1963 revidieren oder die Zusatzvereinbarungen von 1968 kündigen wird.
Existiert die freiheitlich-demokratische Grundordnung überhaupt, die das Grundgesetz zu schützen vorgibt?
Die freiheitlich-demokratische Grundordnung ist kein Zustand, sondern ein Prozess, der gestört, aufgehalten und in eine falsche Richtung gelenkt werden kann. Es gibt große Beschädigungen. Wenn Sie den Urtext des Grundgesetzes von 1949 mit der heutigen Version vergleichen, stellen Sie fest, dass der Verfassung im Laufe der Zeit Zusätze und Einschränkungen verpasst wurden. Im Zweifel hatten die Grundrechte dabei das Nachsehen. Das gilt auch für Artikel 10. Ursprünglich lautete dieser Artikel schlicht: "Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich. Beschränkungen dürfen nur auf Grund eines Gesetzes angeordnete werden." Bis 1968 gab es ein solches Gesetz nicht. Im selben Jahr wurde Artikel 10 ergänzt, seither heißt es darin, dass etwaige Beschränkungen den Betroffenen nicht mitgeteilt werden müssen, wenn sie "dem Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung" dienen. Nicht einmal klagen können Betroffene dagegen, der Artikel schließt den Rechtsweg ausdrücklich aus. Damit wurde die Gewaltenteilung aufgehoben, mithin das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit schwer beschädigt.
Sie meinen wirklich, Deutschland solle die Zusatzabkommen kündigen?
Wenn wir etwas aus der aktuellen Affäre lernen wollen, dann kann es nur eine Konsequenz geben: die Bundesrepublik zu einem wirklich freiheitlichen und souveränen Rechtsstaat zu machen. Die Bundesregierung muss erklären, dass alles aus den Gesetzen gestrichen wird, was unter alliiertem Druck hineingeschrieben wurde, um extensive Überwachungsmaßnahmen zu ermöglichen. Das sind Relikte aus der Besatzungszeit, die unsere Verfassung nachhaltig beschädigt haben. Faktisch gibt es im Moment kein Grundrecht nach Artikel 10 mehr. Dieser Makel muss beseitigt werden.
Mit Josef Foschepoth sprach Hubertus Volmer
Vollständiger Artikel:
http://www.n-tv.de/politik/D … -weiter-article10923526.html
Angesichts des Ausmaßes der Anhaltspunkte für die Verletzung eines grundlegenden, verfassungsgeschützten Menschenrechts lässt sich die Reaktion der Politik nur damit erklären, dass jedenfalls die Verantwortlichen darüber Bescheid wussten oder sich dem schwerwiegenden Vorwurf aussetzen, nicht gewollt zu haben, darüber Bescheid zu wissen. Und das gilt zumindest für alle Chefs des Kanzleramtes, für Pofalla genauso wie für Steinmeier und deren Vorgänger. Das gilt auch für die parlamentarischen Kontrolleure nicht nur im Bundestag sondern auch in allen Länderparlamenten.
Wenn man nur einmal kurz darüber nachdenkt, dass in Deutschland jedem Falschparker nachgespürt wird oder dass bei Sozialhilfeempfängern die Bettmatratzen untersucht werden, ob nicht ein Sozialhilfebetrug vorliegt, so ist die Reaktion der Politik auf die totale Kontrolle gerade zu erschreckend. Die Bundesregierung verhält sich wie die drei weisen Affen: sie stellt sich blind, taub und stumm.
Wer gedacht hatte mit dem Zusammenbruch der DDR läge die Bespitzelung hinter uns, hat sich gründlich getäuscht, sie hat im Gegenteil den Umfang von Yotta-Bytes erreicht, also von unvorstellbaren Datenmengen.
Kaum ein sogenannter Verschwörungstheoretiker hätte sich das nun bekannt gewordene Ausmaß der Überwachung durch die amerikanischen, britischen und französischen sowie – in Kooperation mit ihnen – der deutschen Geheimdienste ausmalen können, doch die Verschwörungstheorie ist anscheinend zum Normalfall geworden.
Da alle großen Parteien „Dreck am Stecken“ haben, ist klar, dass dieser Skandal vor der Bundestagswahl unter den Teppich gekehrt wird.
Dass es keine öffentlichen Proteste gibt, ist auch ein Zeichen dafür, wie ohnmächtig sich die Bürgerinnen und Bürger fühlen, wenn sie erfahren müssen, dass ihr Computer nicht mehr ihnen selbst, sondern den offenbar nicht mehr kontrollierten oder kontrollierbaren Geheimdiensten und der für diese verantwortlichen Regierungen gehört.
Wir sind bei Orwell 2.0 angekommen. In George Orwells Roman 1984 gab es wenigstens noch den Protagonisten Winston Smith, der sich gegen die allgegenwärtige Überwachung auflehnte. Snowden ist der Held von Orwell 2.0, doch ihm ergeht es vermutlich wie dem Helden in Orwells vor über 60 Jahren geschriebenen Roman, er wird vom „System“ zerbrochen werden.